• Dass er Serapio häufiger sehen sollte, da beide in derselben Casa wohnten, stimmte so nicht. Denn zum einen war Titus sehr viel unterwegs, vor allem aber in der Kanzlei tätig, wenn er mal zu Hause war, dann hielt er sich eher bei seiner eigenen kleinen Familie auf, kümmerte sich rührend wie ein guter Vater und Ehemann eben. Serapio war wahrscheinlich ebenso gut ausgelastet, als Präfekt musste er stets wach sein. Er trug die Verantwortung dafür, dass Rom nichts geschehe. Zum anderen hatten Titus und Serapio wenige Anknüpfpunkte, die Anlass gegeben hätten, sich zusammen zu setzen, eventuell zu würfeln, zu trinken und zu scherzen. Aber das würde Titus sowieso nur tun, wenn sein Cousin keine Rüstung trug. Das damalige Erlebnis in der Castra reichte ihm vollkommen, ebenso vergaß er nicht, dass beim zweiten Mal, er nicht hineingelassen, zumindest er nicht beachtet wurde.


    "Du hast bestimmt Recht, ich habe bisher leide keine Erfahrung mit pubertierenden Kindern sammeln können. Meine Frau scheint dann doch die bessere Wahl zu sein. Doch wollte ich ebenso deine Meinung einholen. Danke!" Er wackelte kurz mit dem Stuhl, um ihn zurecht zu rücken, denn irgendwie stand er falsch und er saß somit unbequem da, Titus. "Ja, der Dienst erfüllt uns mit Stolz, nur hätten wir nicht angenommen, dass der Kontakt so sehr abbricht. Mir als Mann ist sogar der Zugang verwehrt. Vielleicht sollte meine Frau sie aufsuchen, - genau das sollte sie.", fügte ein Zwinkern hinzu.


    "Deswegen nehmen die Decimae, gezwungenermaßen, auch militärische Männer zum Ehemann?", meinte er keck um ihr den Ball wieder zuzuspielen. Dem ersten Teil ihrer letzten gemachten Ausführung hatte er nichts hinzufügen, nur das mit den Procuratoren. "Diese sind viel sehr mit sich beschäftig. Ich weiß wie Beamte am Hofe so ticken." Er war ja seit einiger Zeit selbst ein kleines Rädchen in der großen Maschine des Kaisershofes. "Die kommen ihre Pflicht als Patron doch nicht nach, ich möchte kein Sklave eines solchem sein. Dann doch lieber ein Senator, Seiana."


  • Ein junger Bote warf ein paar Briefe bei der Acta ein, zwischen allerlei Leserbriefen, kaum als etwas besonderes zu erkennen, fand sich auch ein Gedicht, welches weniger in der Absicht geschrieben wurde um den Weg in eine Ausgabe der Acta zu finden.


    Ad Auctrix
    Acta Diurna
    Roma


    Gedicht an die schöne Helena


    Sieh zu schöne Helena,
    denn Paris sehnt sich nach deiner Anmut.
    Entflieh den Fängen des Menelaos,
    und mache dich auf die Reise während Helios bereits Selene in seinem Rücken wähnt.
    Dort sollst du ihn treffen, deinen Geliebten,
    wo auf Lorbeerkränzen gebettet, Iuno mit der Macht des Iuppiter über ihre Nachfahren wacht.


    Ampius I turius Senecio

  • Ion, der Türsklave, nahm die Post wie stets entgegen... und wie stets sortierte er vor, was wohin kam: allgemein in die Redaktion, speziell für den ein oder anderen Mitarbeiter... und manche direkt für die Auctrix. Entsprechend brachte er die Briefe, Wachstafeln und Schriftrollen zu ihren jeweiligen Empfängern. Mit der Post für die Auctrix landete also auch das Gedicht bei Seiana auf dem Schreibtisch, wo sie es schließlich, nach einigen anderen Briefen, die direkt an sie adressiert waren, schließlich las.

  • Appius immer noch auf der Suche nach "harten" Fakten wandte sich nun an die Acta. Wenn einer wußte, wo wann seine Frau gewesen war (oder ob sie zumindetens denn hier gewesen war zu fragelichen Zeit). Dann die Leute hier. Die Frage war natürlich, ob es jemanden gab der nicht loyal zu seiner Frau war. Das würde er rausfinden müssen.
    So klopfte er also an und hoffte seine Frau würde nicht da sein. Des würde sonst peinlich werden.

  • Ion war es wieder einmal, der die Tür öffnete. „Salve, was...“, begann er, nur um dann abzubrechen, als er den Mann der Auctrix erkannte. „Sei gegrüßt, Terentius. Deine Gattin ist heute leider nicht hier, falls du nach ihr suchst.“

  • „Sicherlich...“ antwortete Ion, ein wenig zögernd, ein wenig verwirrt. Im Grunde arbeitete hier ja eigentlich jeder mit jedem zusammen. Wobei es im Fall der Auctrix eher so gelagert war, dass alle anderen für sie arbeiteten. „Komm mit.“ Ion brachte den Terentius ins Gebäude und führte ihn zu einem der Subauctoren, die regelmäßig hier waren. Der blickte auf, als der Sklave mit dem Gast näher kam. „Salve, Terentius“, grüßte er und bot dem Mann einen Platz an. „Casperius Maecenas mein Name. Wie kann ich dir helfen?“

  • Ad Auctrix
    Acta Diurna
    Roma


    Gedicht an die schöne Helena


    Sieh zu schöne Helena,
    denn Paris sehnt sich nach deiner Anmut.
    Entflieh den Fängen des Menelaos,
    und mache dich auf die Reise während Helios bereits Selene in seinem Rücken wähnt.
    Dort sollst du ihn treffen, deinen Geliebten,
    wo auf Lorbeerkränzen gebettet, Iuno mit der Macht des Iuppiter über ihre Nachfahren wacht.


    Ampius I turius Senecio


    Als Seiana das Gedicht angefangen hatte zu lesen, hatte sie sich im allerersten Moment nichts gedacht, und war schon dabei es wieder wegzulegen und in die Redaktion zu geben – wo es vermutlich einfach aussortiert werden würde. Dann allerdings erstarrte sie. Achte auf die Acta-Post in nächster Zeit, hallte es durch ihren Kopf. Zögernd zog sie ihre Hand zurück, die die Nachricht hielt und schon über dem Ablagestapel schwebte, lehnte sich zurück und begann das Gedicht nun doch zu lesen. Einmal. Zweimal. Ein drittes Mal. Der Name am Schluss, die Initialen, dazu sein Hinweis bei ihrem letzten Treffen... so vorsichtig und misstrauisch Seiana für gewöhnlich war, sogar sie bezweifelte, dass das hier ein Zufall war.
    Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Körper aus. Ein Gedicht. Er hatte ihr ein Gedicht geschrieben. Und wie passend war der Vergleich darin... Sie fand es zwar verwegen, dass er sie damit ausgerechnet mit Helena gleichsetzte, aber davon abgesehen schien es wie auf sie zugeschneidert zu sein, Paris, Helena, Menelaos. Ihre Finger strichen zart über den Brief, als wäre es Senecas warme, lebendige Haut unter ihren Kuppen und nicht das tote Material. Sie war traurig und erfreut zugleich, war gerührt über das, was er geschrieben hatte und wie, sehnte sich nach ihm und spürte doch auch wieder das schlechte Gewissen... und das Wissen um die Trostlosigkeit dessen, was sie hatten, weil sie keinen Weg für sie sah, keine Zukunft. Und trotzdem stand es außer Frage, dass sie sich mit ihm treffen würde. Sie konnte nicht dagegen anreden, dass es riskant war und falsch. Zumal sie inzwischen wusste, dass ihr Mann misstrauisch war, dass irgendjemand ihm etwas erzählt hatte... und Seiana war sich sehr sicher, wer das gewesen war. Sie hatte Raghnall und noch ein paar andere beauftragt, sich eingehend umzuhören, aber niemand hatte etwas von irgendwelchen Gerüchten über eine angebliche Untreue von ihr gehört. Jede Menge anderer Gerüchte, Wertungen, Urteile über sie – aber nicht darüber, dass sie ihren Mann betrog. Die Iunia hatte also tatsächlich wahr gemacht, was sie gedroht hatte... Aber Seiana hatte im Grunde nie daran gezweifelt, dass sie es tun würde. Sie hatte schon einmal ihr gesellschaftliches Leben zerstört. Und nachdem die Iunia selbst dafür gesorgt hatte, dass Seiana endlich die Augen öffnete und nach keinen Entschuldigungen mehr dafür suchte, was damals mit Archias geschehen war, war ihr auch bewusst, dass die falsche Schlange schon damals mit voller Absicht gehandelt hatte. Allein ihr Verhalten bei der Cena, zu der ihr heutiger Ehemann geladen hatte, wie sie sich an Archias heran gemacht hatte, obwohl dieser damals noch offiziell mit ihr verlobt war, ohne auch nur einen Funken von Schamgefühl, und was sie dann noch getan hatte – was Seiana am liebsten vergessen hätte –, hätte ihr eigentlich schon die Augen öffnen müssen. Aber besser spät als nie... so lange es nur nicht zu spät war.


    Trotz alledem hatte sie aber auch keinen Zweifel daran, dass das, was sie mit Seneca hatte, auf verquere Art zugleich richtig war. Dass es gut war. Was konnte es sonst sein, wenn allein die Aussicht auf ein Treffen sie so freute? Wenn allein seine Gegenwart sie einfach glücklich sein ließ und mit einer Ruhe füllte, die sie sonst nie empfand? Sie würde ihn wiedertreffen. Sie konnte gar nicht anders.
    Wieder glitten ihre Finger über den Brief, während sie ihn ein weiteres Mal las, eingehend, die Hinweise betrachtend. Sie konnte keinen entdecken, welchen Tag er meinte... und über den Ort war sie sich nicht ganz sicher. Aber sie verstieß ohnehin gegen sämtliche Regeln, die sie sich selbst immer auferlegt hatte, was spielte es da schon für eine Rolle, noch ein Risiko einzugehen. Was sollte schon passieren, außer dass sie enttäuscht sein würde, wenn sie falsch lag... es war besser als hier zu bleiben und sicher enttäuscht zu sein. Also rief sie nach ihrem Leibwächter, gab ein paar Anweisungen... und verließ nach einiger Zeit die Acta wieder.

  • Zitat

    Original von Caius Columnus
    „Sicherlich...“ antwortete Ion, ein wenig zögernd, ein wenig verwirrt. Im Grunde arbeitete hier ja eigentlich jeder mit jedem zusammen. Wobei es im Fall der Auctrix eher so gelagert war, dass alle anderen für sie arbeiteten. „Komm mit.“ Ion brachte den Terentius ins Gebäude und führte ihn zu einem der Subauctoren, die regelmäßig hier waren. Der blickte auf, als der Sklave mit dem Gast näher kam. „Salve, Terentius“, grüßte er und bot dem Mann einen Platz an. „Casperius Maecenas mein Name. Wie kann ich dir helfen?“


    Appius nahm den angebotenen Platz gerne an:"Salve, du arbeitest also mit meiner Frau zusammen?" fragte er, etwas leiser werdend mußte ja nicht jeder mitbekommen, auch wenn er annahm daß Schreiberlinge nicht viel für sich behalten konnten.

  • „Nun, ja“, antwortete der Subauctor ein wenig zögernd, unschlüssig, was er davon halten sollte, dass der Mann seiner Chefin hier war. „Tun wir ja alle. Ich bin aber recht häufig hier in der Acta und seh sie öfter.“ Was wohl der Grund war, warum Ion den Mann zu ihm gebracht hatte, mutmaßte. „Worum geht es denn?“ fragte er zurück.

  • Die Unterhaltung zog sich hin, und je länger sie dauerte, desto unbehaglicher fühlte Maecenas sich. Der Terentius stellte Fragen, eine Menge Fragen, und die ausweichenden Antworten, die er gab, schienen den Mann immer mehr zu verärgern. Maecenas gefiel das nicht. Überhaupt nicht. Es gefiel ihm nicht, ausgefragt zu werden über die Decima., über ihre Art, ihren Umgang, ihre Arbeitsweise, ihre Gewohnheiten. Und es gefiel ihm nicht, dass der Terentius nicht locker lassen wollte. Dass er sich nicht abspeisen ließ. Und dass er, Maecena, sich damit unversehens in einer Zwickmühle vorfand, aus der er keinen Ausweg sah. Der Mann war mal einer der mächtigsten Männer Roms gewesen, und er hatte immer noch Einfluss, auch wenn er keinen Posten mehr hatte. Er war dem Kaiser nahe gestanden. Er kannte andere wichtige Leute. Er hatte die Garde unter sich gehabt. Und er stand in dem Ruf, ganz und gar nicht zimperlich zu sein. Dagegen stand die Decima, die auch nicht gerade zimperlich war, nicht mit ihren Untergebenen, und wenn die erfuhr, dass er nicht nur mit ihrem Mann geredet, sondern dass er ihm womöglich etwas erzählt hatte, von dem sie nicht wollte, dass er es erfuhr, würde er hier auch nichts zu lachen haben. Oh Götter, die Ehe der beiden ging ihn doch nicht das Geringste an, warum geriet ausgerechnet er zwischen die Fronten?
    Es dauerte nicht lange, und Maecenas war ordentlich am Schwitzen. Er wusste noch nicht so genau, worauf der Terentius eigentlich hinaus wollte, klar war nur, dass der Mann mehr über seine Frau erfahren wollte, und wäre Maecenas nicht so damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, was das Ganze wohl für ihn an Konsequenzen haben mochte, hätte er es wohl amüsant gefunden, dass die Decima in ihrer Ehe scheinbar kaum anders war als hier in der Acta – kühl, distanziert, unnahbar. Eben so, dass ihr Mann wenig über sie wusste, außer den Gewohnheiten, die offensichtlich waren. Gerade fieberte er über der Frage, wer am häufigsten mit der Decima zusammen arbeitete. Am engsten. Wer ihr am nächsten stand. „Niemand“, brachte er schließlich hervor. Was hätte er auch sagen sollen, es gab einfach niemanden hier, von dem man wirklich hätte sagen können, dass er der Decima nahe stand. Niemand stand ihr nahe. „Es gibt ein paar, die... mehr mit ihr arbeiten als andere, aber nahe steht ihr keiner von denen, ich meine... niemand tut da-“


    In dem Moment legte sich eine Hand auf seine Schulter, und der Subauctor sah, leicht erschrocken, hoch. Ein joviales Grinsen auf dem Gesicht, stand Caius Columnus neben ihm, eine Hand auf seiner Schulter, die andere machte eine wedelnde Bewegung. „Ich übernehm hier mal. Nein, keine Widerrede, ich denke da ist sowieso alles gesagt über die Auctrix. Terentius!“ Maecenas war vergessen, Caius konzentrierte sich nun ganz auf den Gast. „Was für eine Schande, dass dir noch nichts angeboten worden ist. Schlechte Manieren, das!“ Ein abfälliger Blick zu Maecenas. „Komm doch mit, ich werde dir noch was Anständiges zu trinken bieten, bevor du gehst.“ Caius lächelte jovial in die Runde und machte sich dann auf den Weg, dem Terentius voraus, in die hinteren Räumlichkeiten, eine Treppe hinunter in den Keller, wo er schließlich in einem Vorratsraum verschwand. Er liebte verschwörerische Umgebungen. Er liebte es, sich zu inszenieren. Das hier war perfekt dafür. Und diesmal, so hoffte er, würde es zur Abwechslung sogar was bringen für ihn. Er stellte die Öllampe ab, die er von oben mitgebracht hatte, und suchte eine Amphore Wein heraus. „Falerner? Ist für spezielle Gäste gedacht. Das Beste ist gerade gut genug für den Mann der Chefin, nicht wahr?“ Er lachte meckernd, und ohne eine Antwort abzuwarten, brach er die Amphore an und goss dem Terentius einen Becher voll. Und sich selbst auch. „Du interessierst dich also dafür, mit wem sich deine Frau abgibt.“

  • Appius folgte dem "berühmtesten" Reporter Roms. Zumindestens schien er Ahnung zu haben. Oder meinte zumindestens daß er welche hatte. Dankend nahm er den Wein, einen wirklich guten wie er zugeben mußte:"Danke für den wirklich guten Tropfen. Ja ich interessiere mich dafür. Was wohl irgendwie ziemlich offensichtlich geworden ist."

  • Caius lachte kurz auf, als der ehemalige Praefectus Praetorio seinen Weingeschmack zu würdigen wusste, und schlürfte selbst kurz an seinem Becher. Nicht dass er da einen großen Unterschied feststellen konnte, aber das war auch egal, Hauptsache das Zeug war teuer – ohne dass er dafür hatte berappen müssen. „Aber bitte, bitte, gern geschehen!“ Er trank noch einen Schluck und nickte dann zustimmend. „Das ist eine interessante Frage, Terentius. Also ich persönlich bin ja schon länger der Meinung, dass man der Auctrix ein bisschen auf die Finger schauen sollte. Du weißt schon.“ Caius grinste breit, ohne näher zu erläutern, was er denn genau meinte. Im Grunde hatte er ja keine Ahnung, warum der Terentius was über seine Frau wissen wollte, allerdings: es war nicht schwer sich zumindest ausmalen zu können, warum. Wann wollte ein Mann schon was über seine Frau erfahren, ohne dass die was mitbekam? Wann wollte er wohl so Details wissen, wie sie sich verhielt, mit wem sie sich abgab? Da glaubte jemand, seine Frau würde ihn betrügen, und obwohl Caius sich nicht vorstellen konnte, dass die Decima das tat – er konnte sich nicht mal richtig vorstellen, dass sie es mit ihrem Mann tat –, hatte er doch felsenfest vor, daraus irgendwie einen Vorteil für sich zu schlagen. Andere hatten alles. Oder zumindest sehr viel. Jetzt war er mal an der Reihe. Seit Jahren sagte er das schon, dass er an der Reihe, und jetzt war mal wieder eine Gelegenheit gekommen, das vielleicht in die Tat umsetzen zu können. Wenn es gut lief, müsste er nicht mal etwas Unwahres sagen, weil der Terentius alles so verstand, wie es ihm gerade passte, aber wenn es sein musste, dann würde er auch dreist lügen. „Also... wer am meisten Zeit mit ihr verbringt, ist Manius Vibienus Vetus. Langjähriger Subauctor, einer ihrer wenigen Vertrauten hier. Ist einer der Redaktionsleiter, kümmert sich darum dass hier alles läuft, wenn die Decima weg ist, berichtet ihr täglich, also wenn sie da ist, in ihrem Büro, arbeitet mit ihr lang hier, solche Sachen. Wird wahrscheinlich der nächste Auctor PPA, nachdem die Germanica den Löffel abgegeben hat, ich bin mir da recht sicher, dass die Decima ihm... den Vorzug geben wird.“ Vorzug geben. Ha, wenn das mal nicht gut formuliert war, das klang doch schon so anzüglich. Und anzüglich war auch das Grinsen, das Caius jetzt aufsetzte. „Nachdem sie ihn in letzter Zeit auch sosnst schon immer vorgezogen hat.“ Und wenn der Terentius glaubte, seine Frau hätte was mit dem... würde es das dann wohl gewesen sein mit der Beförderung. Und wer wäre dann dran? Genau. Endlich er!

  • "Hm ich verstehe. Wie alt ist dieser Auctor und vor allem wie sieht er aus?" Seine Frau hatte zumindestens, wenn sie unter Umständne sonst auch ncihts hatte ;), durchaus Stil. Daher wäre damit der Wahrheitsgehalt zumindestens schon einwenig überprüft.

  • „Oh, mmmh... also...“ Caius neigte den Kopf zur Seite, schlürfte an seinem Wein und überlegte kurz. „Jünger als du, älter als sie. Genau kann ich dir das leider nicht sagen...“ Gespielt bedauernd lächelte er den Terentius an und hoffte, dass das genaue Alter von dem Kerl keine so große Rolle spielte. Aber immerhin wusste er jetzt mit Sicherheit, worauf der Mann der Decima aus war. Er konnte sich sonst beim besten Willen keinen Grund vorstellen, warum er sich nach Alter und Aussehen von dem Kerl erkundigen sollte, der viel Zeit mit seiner Frau verbrachte, wenn er in ihm nicht einen möglichen Widersacher vermutete. „Und wie er aussieht...“ Nicht so gut wie er, selbstverständlich! Fand er jedenfalls. Aber das war vielleicht nichts, was er hier so erwähnen sollte. „Ich bin ein Mann, ich kann das nicht so gut einschätzen, wie du sicher nachvollziehen kannst“, sagte er da schon lieber und lachte jovial auf, „aber ich würde schon sagen, dass er eine gewisse Wirkung auf Frauen hat. Kein umwerfendes Aussehen, aber doch recht gut. Solide. Gute Statur.“

  • Terentius hatte noch einige Fragen, und Caius beantwortete sie alle gewissenhaft – nun ja, gewissenhaft in seinem eigenen besten Interesse. Und das war klar: er wollte irgendwann auf dem Stuhl sitzen, auf dem die Auctrix jetzt saß, und wenn das nicht möglich sein sollte – immerhin müsste dafür auch der Senat überzeugt werden, aber das... naja, das würde er schon irgendwie hinbekommen –, dann doch wenigstens irgendwo weiter oben. Und als der Terentius schließlich ging, war Caius doch ziemlich zufrieden – und ziemlich sicher, dass das Gespräch nicht folgenlos bleiben würde.


    Es vergingen Tage, in denen nichts geschah. Gar nichts. Caius begann, sich ein wenig Gedanken zu machen... doch dann, letztlich nicht allzu lange nach dem Besuch des Terentius, tauchte Vibienus nicht in der Acta auf. Als er am nächsten ebenfalls nicht erschien, machte sich einer der wenigen verbliebenen Subauctores auf die Suche nach ihm – allerdings ohne jedes Ergebnis. Natürlich fing Gerede an. Manche sagten, dass er vielleicht überfallen worden wäre oder sich mit den falschen Leuten angelegt hatte... aber die meisten waren der Meinung, Vibienus sei jetzt auch geflohen, weil die Lage einfach zu unsicher wurde. Caius hielt sich, für viele überraschend, aus dem Tratsch rund um das Thema heraus. Und während die Zeit verging, blieb Vibienus wie vom Erdboden verschluckt.

  • >>> Mein Verlobter kandidierte für das Vigintivirat, genauer gesagt für ein Amt in der größten Teilgruppe darin, den Decemvirn. (Das hatte schon ein Weilchen gedauert, bis ich da durchgestiegen war, dass er damit also irgendwie für beides an den Start ging. Naja.) Ich hatte keine Ahnung, ob und falls ja wie viele Leute er zu Zwecken der Wahlwerbung für seine Person engagiert hatte. Aber letztlich war es mir auch egal. Nie hatte ich mich in meinem gesamten Leben jemals auf einen Kerl verlassen - und tat ich es doch, dann war ich in aller Regel verlassen! So entschied ich mich ohne großes Hätte-Wenn-und-Würde dafür, die Sache gleich in die eigenen Hände zu nehmen und gegebenenfalls eben nur für zusätzliche Werbung für meinen Verlobten zu sorgen.
    Es waren noch genau zwei Tage bis zur Wahl, da fanden sich des Nachts still und heimlich mit Pinsel und Farbe bewaffnet mehrere dunkle Gestalten unter anderem am Sitz der Acta Diurna der Stadt ein, um hier unbeobachtet den sechsten von später insgesamt sieben Wahlkampfsprüchen groß und gut lesbar an die Mauern der Umgebung malen: [>>>]



    Liebe Leute dieser Tage,
    sagt, was ist euch größ're Plage?
    Ein Mann, für den hier Werbung lacht,
    der dafür ackert, schuftet, macht?
    Oder doch ein Stillgewässer,
    das euch ganz fremd ist, wär DAS besser??


    empfohlen von Fausta Ultrix aus Alba Fucens:
    Stille Wasser sind gefährlich tief - ich muss es wissen!

    Sim-Off:

    Die sechs Verse sind aus der Wahlkampfzentrale meines Verlobten "gemopst".

  • Nach dem jüngsten Artikel der Acta Diurna fühlte sich ein gewisser Iulier Dives in der Pflicht stehend einen Brief an die Redaktion zu schreiben:

    Roma, A.D. III NON MAR DCCCLXIV A.U.C.

    Ad
    Officium Moderatorium Actae Diurnae
    Domus Actae Diurnae
    Roma, Italia



    Iulius Officio Moderatorio Actae Diurnae s.d.


    Mit großem Interesse habe ich die jüngste Ausgabe der Acta Diurna gelesen und kam einfach nicht umhin die werte Redaktion darauf aufmerksam zu machen, dass ihr darin enthaltener Artikel

    'Alte gehen - die scheidenden Magistrate'

    einige Fehler enthält, die er nicht enthalten sollte. Schließlich, und ich hoffe, dass dies nicht ausschließlich mein persönliches Verständnis zur Sache ist, hat die staatliche Zeitung neben der unbezweifelten Funktion als Informationsquelle der Bürger doch auch eine gewisse Vorbildfunktion im Umgang nicht zuletzt auch mit unserer Sprache und Grammatik - wohlbemerkt ein hohes Gut unserer zivilisierten römischen Kultur.


    Neben dem dezenten Hinweis darauf, dass die Schreiber der Artikel doch noch ein wenig genauer zwischen einem Schiss und dem Schoß eines Bürgers unterscheiden sollten, möchte ich vor allem die Vokabel des Diploma in den Vordergrund rücken. Die Schulzeit mag lange zurückliegen, doch sollten wir uns alle erinnern, was unsere Magister uns unter anderem zu lehren versuchten:


    - das Wort Diploma, Neutrum, konsonantische Deklination:



    Ich verbleibe in der guten Hoffnung, dass diese kleine Auffrischung der Erinnerung ausreicht, um solch auffällig grobe Verstöße gegen unser hohes Gut einer Sprache, welche Jahrtausende zu überdauern imstande ist (dessen bin ich mir sicher) zukünftig zu vermeiden.
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_gens_Iulia_Tabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Nach einer langen und beschwerlichen Reise aus dem fernen Alexandria erreichte eine kleine (allerdings ohne Wappen) versiegelte Wachstafel den Redaktionssitz der Acta Diurna in Rom:


    Ad Officium Moderatorium
    Domus Actae Diurnae
    Rom - Italia



    Anonyma Officio Moderatorio Actae Diurnae s.d.


    Ich bitte freundlichst um eine zeitnahe Veröffentlichung meines beigefügten Briefes. Meines Dankes hierfür sei man gewiss.


    Mit bestem Gruß!


    ..und den herzlichsten Genesungswünschen an den großen Caius Columnus.



    Ja, die Urheberin dieser Nachricht machte sich nämlich schon ein paar Sorgen. Es gab bei ihr in Alexandria nämlich sogar das Gerücht, dass der große Columnus verstorben sei - womöglich gar, weil er an einer großen Enthüllungsstory (vielleicht ja am Ende noch über den Kaiser selbst?) dran war, die einfach etwas zu groß für ihn war. Aber andererseits: Wer glaubte bitte daran, dass man den genialen Columnus gehen ließ, ohne ihm wenigstens einen kleinen Nachruf zu widmen? - Poppaea Sabinilla jedenfalls (upps.. ähm.. pssst, dieser Name ist geheim!) glaubte das keinen Wimpernschlag lang! Sie war überzeugt, dass Columnus Schweigen einen anderen, vermutlich krankheitlichen Grund hatte.


    Der erwähnte Brief im Brief fiel dem Leser schon beim Aufklappen der Wachstafel entgegen:

    Eine Römerin aus altem Geschlecht klagt an
    - und ein Germane verteidigt einen Germanicus


    Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Am vierten Tag vor den Septemberkalenden kommt es in der Basilica Ulpia zur ersten Anhörung in dem mit Spannung erwarteten Rechtsstreit

    Sergia Fausta
    vs.
    Quintus Germanicus Sedulus

    vertreten durch den ritterlichen Anwalt Faustus Poppaeus Sabinus auf der einen und den Senator Titus Duccius Vala auf der anderen Seite. Aber worum geht es in diesem gerichtlichen Kampf der Gegensätze zwischen einer Frau und einem Mann, zwischen einer Ritterin und einem Senator, zwischen einer Nachfahrin des großen Sergestus und einem Römer in erst vierter Generation?


    Kommt und strömt herbei, werte Leserinnen und Leser unserer geliebten Acta Diurna, und seid hautnah mit dabei, wenn die edle Klägerin vor den hohen Iudex Prior tritt und römische Ordnung, römisches Recht und römisches Gesetz auch und gerade für einen germanicischen Senator fordert!
    Also nicht verpassen: Am vierten Tag vor den Septemberkalenden findet in der Basilica Ulpia die erste Anhörung im Rechtsstreit Sergia Fausta vs. Quintus Germanicus Sedulus statt!


    P.S.

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