Porta - Der Eingang

  • Scato gelangte müde, verschwitzt und hungrig zur Porta. Den Stab mit dem Reisebündel lehnte er gegen die Wand, er hatte schon Blutergüsse an den Schultern vom vielen Schleppen. Zehn Tage hatte seine Reise gedauert, dabei hatte er sich wirklich beeilt. Er hoffte, die Verwandtschaft hier würde für ihn ein Plätzchen zum Ausruhen haben, ehe er zur Castra Praetoria weiterzog, und ihn nicht gleich wieder fortschicken.


    Er hob die Faust und klopfte laut und deutlich. Dann wartete er, während er auf mögliche Schritte lauschte.

  • Wie immer öffnete Araros nach einer kurzen Weile die Türe. Der in die Jahre gekommene Ianitor brauchte inzwischen etwas länger, bis er die schwere Holztüre geöffnet hatte, weigerte sich aber beharrlich, seinen Posten einfach so einem jüngeren zu überlassen.


    Er besah sich einen etwas angestaubten, jungen Mann, der frecherweise einfach einen Stab gegen die Wand gelehnt hatte. "Almosen gibt es am vierten Tag der Woche am Hofeingang bei der Küche" brummelte er in der sicheren Annahme, einen streunenden Vagabunden vor sich zu haben, der einfach an die Häuser der Reichen reihum klopfte, um ein paar Münzen abzustauben.

  • "Salve", grüßte Scato und seine Stimme klang ob der Freude, dass die Tür geöffnet worden war, noch lauter und unangenehmer als sonst. "Der Almosen bedarf ich nicht, vielmehr hoffte ich auf ein wenig Gastfreundschaft. Ich bin ein Verwandter, ein Mitglied der Gens! Mein Name lautet Sisenna Iunius Scato aus Mantua und ich würde gern mit dem Hausherrn oder der Hausherrin sprechen. Meine Beine sind müde, die Füße schmerzen und von den Sandalen ist kaum noch etwas übrig." Zum Beweis hob er einen geröteten und schmutzigen Fuß, an dem eine völlig zerlatschte Sandale herumbaumelte. "Darum wäre ich für die Gelegenheit einer Rast ausgesprochen dankbar!"

  • Der junge Mann vor der Tür bekam „den Blick“. Und da Araros inzwischen etwas zur Kurzsichtigkeit neigte, war dieser „Blick“ nicht nur etwas unangenehm bohrend, sondern grub sich gleich in die Seele des Gegenübers ein, bis selbst die tiefsten und dunkelsten Geheimnisse wie von Apollo selbst beleuchtet dalagen.
    “Verwandtschaft, soso“, sagte der alte Ianitor also und öffnete die Türe etwas weiter. “Die edle Iunia Axilla ist im Garten. Ich werde fragen, ob sie dich empfängt. Folge mir.

  • Nach der Porta Portuensis hatte ich mich am Tiber gehalten, bis ich auf die nächste Tiberbrücke traf. Diese führte mich auf das Forum Boarium. Von dort hatte ich mich nach Norden gewendet, mit dem Capitolium zu meiner Rechten und dem Theatrum Marcelli zu meiner Linken. Schließlich hatte ich die Via Flaminia erreicht, der ich bis zum Domus Iunia gefolgt war. Je näher ich dem Ort meiner Kindheit kam, umso mehr erkannte ich die Gegend wieder. Obwohl sich auch einiges geändert hatte. Oder hatte ich es nur anders in Erinnerung, verzerrt durch die kindliche Wahrnehmung und verschwommen durch das Verblassen der Erinnerungen mit der Zeit? Ich wusste es nicht mit Gewissheit zu sagen, doch war ich nun vor einer Porta, die mir nur allzu bekannt war.


    Ich stellte den Sack mit meinem Gepäck ab und klopfe gegen die Tür.

  • Von der Porta aus war es noch ein gutes Stück zum Quirinal. Den Esel hatte Terpander inzwischen abgegeben, sein Gepäck trug er auf dem Rücken, als er die Domus Iunia erreichte. Er betrachtete den Mann an der Porta. Das Gepäckbündel wies auf jemanden hin, der eine Reise hinter sich gebracht hatte und nun eine Unterkunft in der Domus Iunia suchte. Dann würde er sicher mit der Gens in Verbindung stehen.


    "Salve", grüßte er und trat ins Sichtfeld. "Mein Name ist Terpander, ich bin der Maiordomus über alle iunischen Sklaven." Wenn schon, denn schon. "Kann ich dir weiterhelfen?"

  • "Ja, das kannst du wahrscheinlich," antwortete ich mit einem höflichen Lächeln, "Ich bin Aulus Iunius Tacitus." Ich blickte auf sein Gepäck. "Wie es aussieht, haben wir beide eine Reise hinter uns. Ich nehme allerdings an, dass dein letzter Aufenthalt hier weniger als zehn Jahre zurückliegt. Ich benötige eine Unterkunft für mich und meine Bücher. Und jemanden, der mir Rom zeigt. Die Stadt hat sich verändert und meine Erinnerung an die Straßen und Wege ist nicht optimal."

  • "Salve, dominus", korrigierte Terpander seine Anrede. "Und willkommen zu Hause. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Meine Abwesenheit währte nur ein paar Wochen. Vor zehn Jahren versah ich meine Pflichten allerdings noch in Mantua, so dass ich noch nicht das Vergnügen deiner Bekanntschaft gehabt habe." Damals musste Iunius Tacitus noch ein Knabe gewesen sein.


    Terpander schloss die Porta auf, öffnete sie und griff nach dem Sack, der dem unbekannten Iunier gehörte, um ihn ins Innere zu tragen.

  • Stilo drosch wenige Tage nach der Einladung mit gewohnter Nachdrücklichkeit gegen die Porta. Die nobleren Anwesen machten dies mithilfe eines Klopfers möglich, wodurch seine Faustknöchel geschont wurden, so dass er sie bei Bedarf geradezu jungfräulich in geeigneten Gesichtern versenken könnte - würde er denn zu roher Gewalt neigen. Manch einen mochte das überraschen, doch ausgerechnet dazu neigte dieser stattliche Prätorianer mit dem schwarzen Haar und den dunklen Augen nicht.


    Er trat einen Schritt zurück, wartend auf den Sklaven, der die Tür öffnen mochte, doch viel gespannter auf das Gesicht des neuen Iuniers, der ihn erwarten würde. Er versuchte zu erraten, wie dieser aussehen mochte. Geprägt von den drei Söhnen seiner Schwester tippte er auf ein schlankes Wiesel mit exzentrischer Veranlagung.

  • Die Tür ging gleich vollständig auf. Anhand der Schritte hatte Terpander schon gehört, wer da nahte. Eine kurze Verneigung war die Folge. "Dominus Seius Stilo, wie erfreulich."


    Von wegen, keinen Finger hatte irgendjemand gerührt, um den Kerl zu empfangen - wie auch, wenn er sich nicht ankündigte, bevor er hier aufschlug! Malachi, der mitgehört hatte, eilte in die Küche, wo sofort ein hektisches Treiben begann. Dann in den Hortus, wo das Gleiche geschah. Alle Sklaven stellten sich auf den Betrieb Adventor ante portas um. Terpander seinerseits führte den Gast zunächst ins Tablinium und eilte dann los, um den Hausherrn zu informieren. Ob dieser ihn dann ins Triclinium einladen würde, wo man gemütlich auf den Liegesofas plaudern konnte, in die Exedra mit Gartenblick oder sonstwohin, war dann die Sache von Iunius Tacitus.

  • Nun befanden wir uns ausserhalb der Sicherheit unserer Brüder. Als wir die Domus Iunia betraten war Vorsicht angesagt. Hier könnte alles passieren, ohne dass jemand von der Strasse etwas wissen würde. Doch Misstrauen war nicht angebracht. Den Unterschied zwischen diesen beiden Dingen kannten wir Brüder sehr gut. Vorsicht war das vorausblickende Abschätzen von Situationen. Misstrauen war das Sehen von Gefahren wo gar keine waren. Hier war Vorsicht angebracht, nicht mehr, denn wir befanden uns nun nicht weiter auf neutralem Boden.


    Wir folgten also weiter unserem Auftraggeber.

  • Die beiden Leibwächter kamen endlich an der Porta der Iunier an und klopften laut an. Die Tür wurde geöffnet und so sprach Selina den Sklaven an: "Wir sind im Auftrag meines Herrn Titus Aurelius Romanus hier und möchten den edlen Aulus Iunius Tacitus diesen Beutel übergeben." Massad beobachtete aufmerksam die Umgebung und würde froh sein wenn die Summe übergeben werden könnte.

  • Araros betrachtete die beiden Leibwächter und den Beutel kurz. Dann holte er einen anderen Sklaven, der mich benachrichtigte. Ich ging gemessenen Schrittes zur Porta. Ich grüßte die beiden kurz und nahm den Beutel entgegen.


    "Bitte richtet dem edlen Titus Aurelius Romanus meinen Dank für die schnelle Beantwortung meiner Anfrage aus. Ich weiß das sehr zu schätzen. Benötigt ihr eine Quittung?"


    Ich verzichtete auf das Nachzählen. Das war meines Erachtens nicht notwendig.

  • "Herr das ist nicht notwendig, meinen Herrn interessiert im vorliegenden Falle keine Quittung. Solltet ihr noch weitere Ausgaben haben lasst es meinen jungen Herrn bitte wissen. er lässt euch ausrichten das er große Stücke von euch hält."

    Die beiden Leibwächter verabschiedeten sich kurz um schnellest möglich wieder zum Aurelier zu gelangen.

  • Ich übergab den Beutel dem iunischen Ianitor Araros.


    "Meine Erbschaft ist zurückgekehrt. Verwahre sie wieder wie üblich und trage es in mein persönlichen Haushaltsbuch ein."


    Nachzählen war nicht notwendig. Allerdings wusste ich, dass Araros nachzählen würde. Denn er stand auch dafür gerade.

  • Es war gegen mittags als Stilo vor der Porta ankam. Nachdem er sich einmal kurz nach dem Forum verirrt hatte und einen Postjungen nach dem Weg gefragt hatte, befand er sich nun vor dem Tor. Die Straßen waren mittlerweile sichtlich leerer - viele waren in den zahlreichen Gasthäusern und Tavernen zurückgezogen und genossen ihre Mahlzeit oder suchten Schatten während sie von der Arbeit ruhten - und auch Stilo verspürte allmählich ein leichtes Ziehen in der Magengegend. Auch seine letzte Mahlzeit lag gestern Abend zurück, als es zum letzten Mal mit den Händlern, die ihn begleiteten, eine warme Mahlzeit gab. Halbwegs elegant ließ sich Stilo von seinem Pferd runtergleiten und ging die letzten Meter zu Fuß ihn Richtung der Türe zu. Er wusste noch nicht einmal, ob überhaupt jemand anwesend sein würde, geschweige denn, ob er hier verweilen durfte. Sein Vater, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr hier in Rom war, nannte ihm die Adresse und meinte, dass die Familie immer für Stilo da sein würde. So nahm er die Zügel an sich und nahm seinen ganzen Mut zusammen und klopfte an der Türe.

    Erst einmal, dann ein zweites Mal und letztendlich auch ein drittes Mal.


    Klopf, Klopf, Klopf...


    Gespannt wartete er, wer die Türe aufmachen würde und sich seiner annehmen würde. Ein Blick nach links und ein weiterer nach rechts verriet ihn, dass die Straßen zu dieser Zeit so gut wie leer sein würden. Panik stieg in ihm auf und er hoffte, dass er nicht zu der Mittagsstunde gekommen war und jemand stören würde...

  • Malachi hatte die Aufgabe, auf die Porta zu achten, bis die anderen Sklaven gegessen hatten. Etwas missmutig öffnete der ehemalige Gladiator die Türe.


    "Wir kaufen nichts."


    Dann sah er den Herrn vor der Türe genauer an. Wie ein Herumtreiber sah der nicht aus, schon das Pferd deutete auf einen nicht ganz armen Mann hin.


    "Falls du Iunius Tacitus suchst, Dominus, der ist beschäftigt. Glaube auch nicht, dass er noch jeden neuen Fall annimmt."

  • "Mein Name ist Sextus Iunius Stilo", erwiderte Stilo direkt. Gespannt erwartete er die Reaktion des Sklaven.


    "Ist Iunius Tacitus der Hausherr? Ich würde ihn gern sprechen "


    Etwas entspannter fing er an seine Tunika geradezurücken und streckte seine Hand den Sklaven hin, sodass der Familienring mit dem Blitz deutlich zu sehen war.

  • Malachi betrachtete den Ring. Ja, das war ein Iunier.


    "Warte kurz, Dominus."


    Er schloss die Tür und man hörte einen kurzen Moment später, dass er etwas rief. Als er die Tür wieder öffnete, kam ein Jugendlicher angerannt. Malachi wandte sich an den Jugendlichen.


    "Begoas, kümmere dich um das Pferd des Dominus."


    Der Jüngere nickte und nahm die Zügel des Pferdes, um es in den Stall zu bringen.


    "Dominus, bitte folge mir."


    Dann brachte er ihn zur Bibliothek.

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