Die Augen von Marcus verengten sich als er über das Schlachtfeld vor ihm blickte, die Sonne blendete beißend und brannte auf seiner Haut. Marcus hob die Hand, um sich den Schweiß abzuwischen, hinterließ ein blutiges Mal von seiner Schwerthand an der Stirn. Er nickte zufrieden als Imperiosus prompt auf die Befehle reagierte, wandte jedoch den Blick von all den Toten vor ihnen nicht ab, es war beinahe hypnotisch. Pfeile stachen auf dem Erdreich hervor, jene Pfeile, die keine Ziele gefunden hatten, zwischen ihnen lagen viele der Feinde, aber auch die Rüstungen von römischen Soldaten erkannte Marcus, triefend rot vor Blut war das Erdreich. Marcus beobachtete einen Geier, der sich elegant auf den Boden schwang und die Flügel einzog, behäbig hüpfte er am Boden entlang und grub seinen langen Schnabel in totes Fleisch hinein. Marcus presste die Kieferknochen fest aufeinander, aber sie würden schon dafür sorgen müssen, daß die römischen Leichen geborgen wurden und verbrannt, sofern es überhaupt hier in der Einöde ging. Marcus riß mit Mühe den Blick von dem Szenario nach der Schlacht und sah zu Sparsus, der gerade an ihn heran getreten war. Marcus wandte sich ihm zu, mit einem Arm auf dem Schild abgestützt, um sich noch aufrecht auf den Beinen halten zu können. Am Liebsten hätte sich Marcus bei den Verletzten eingereiht, aber Befehl war Befehl. Wie immer.
„Salve, Iulius. Von der Zweiten? Hier?“
Marcus sah sich suchend in dem Haufen um, es war nicht abwegig, daß sich das stark gemischt hatte wegen dem Einreihen während des Kampfes. Marcus spähte in die Gesichter der Männer, die ebenso von Erschöpfung, Blut und Verletzungen gezeichnet waren. Aber einige Gesichter erkannte Marcus wieder. Er sprach einige Männer mit Namen an – von denen er das wußte, alle kannte Marcus auch immer noch nicht auswendig – und meinte zu den Männern und anschließend an Sparsus:
„Begebt euch zu der Zweiten rüber. Übrigens, Iulius, das mit dem Kommando eben...“
Marcus leckte sich über die trockenen Lippen und beschloß, erst Mal seinen Hals anzufeuchten und die heisere Stimme zu schonen. Er griff nach seinen Beutel mit verdünntem Wein und trank einen Schluck von der warmen Brühe. Er ließ dabei Sparsus nicht aus den Augen.
„Gut gemacht, tesserarius.“
Die Stimme von Vitamalacus drang zu Marcus, durch die Schleier der Kräuter, die dumpfe Erschöpfung, die Kälte der alten Verletzungen. Marcus verstummte und spähte nach vorne. Dann war der Mann, der Parther womöglich mehr als nur ein Hauptmann? Vitamalacus würde es sicherlich besser wissen, ein Anführer – so in Marcus Augen -war meist über die andere Seite, was die hohen Offiziere anging, gut unterrichtet. Erst dann wandte sich Marcus zurück an Sparsus.
„Gut, suche weiter die anderen Männer. Sie sollen sich zur Zweiten begeben. Zudem, richte den anderen Zenturien aus: Alle Parther, die noch leben, werden gefangen genommen. Keiner wird mehr abgestochen.“
Schon kam der Nächste mit einem Anliegen an. Herrje, wie sollte man da die Gedanken sortieren, was zu tun war; wie Avitus das wohl immer machte? Marcus war froh, nur für seine zweite Zenturie sonst verantwortlich zu sein. Er runzelte die Stirn und dachte nach, genaue Zahlen hatte er nicht parat. So schüttelte er den Kopf bei der Frage.
„Das können wir noch nicht sagen. Schätzungsweise knapp die Hälfte ist verletzt oder tot, aber das zeigt sich erst heute Abend. Optio Artorius? Hast Du Zahlen von Deiner Einheit?“