Nigrina war immer noch ein wenig... nun, unbegeistert über die Szenerie, die ihr Bruder in aller Öffentlichkeit abgeliefert hatte. Aber immerhin war das nicht sie gewesen, der er in der Frisur herum gefingert hatte, und gegen den Rest konnte sie sowieso herzlich wenig unternehmen. Außer sich darüber aufregen. Aber das hier war eine Feier, die erste, die sie nach der Geburt besuchte, und da wollte sie sich amüsieren.
Sie schob die Gedanken an ihren Bruder und sein holdes Weib also weg, um sich dem Essen widmen zu können, aber noch bevor sie noch die Gelegenheit hatten, sich Plätze zu suchen, kam ein weiterer ihrer Verwandten an. Und obwohl es sich hierbei um ihren Cousin Gracchus handelte, dem Nigrina – über Jahre hinweg eingeimpft durch ihren Vater, der nicht noch eine Tochter an diesen Mann verlieren wollte – eine gute Portion an Misstrauen entgegen brachte, freute sie sich doch tatsächlich, ihn hier zu sehen. Abgesehen davon dass der Mann sich mittlerweile einiges an Prestige und Einfluss verschafft hatte – nur die Götter wussten wie, wie ihr Vater manchmal zu wettern pflegte –, Gracchus wusste sich wenigstens zu benehmen. Nun, bei Leontia hatte er das nicht, aber er hatte vermutlich auch nicht damit gerechnet gehabt erwischt zu werden. Wenn sie recht darüber nachdachte, war ihr ja eigentlich egal, was da zwischen ihrer Schwester und ihrem Cousin gelaufen war – solange keiner irgendwas in der Öffentlichkeit anstellte, was dann ein schlechtes Licht auf die Familie und ganz konkret sie werfen könnte, hätten die beiden ihretwegen auch gerne ein halbes Dutzend grüner Kälber zeugen können.
In jedem Fall also gaben Gracchus und Antonia ein tadelloses Bild ab. Hervorragend. Nigrina lächelte fein. „Salve Gracchus, Antonia. Salve Minimus“, fügte sie noch die Begrüßung des Rotzbengels an, der dabei stand – und war dabei so lieblich wie eh und je nach außen hin. „Oh, ich danke dir für deine Glückwünsche und deine Nachfrage. Lucius könnte es nicht besser gehen, er gedeiht prächtig.“ Behauptete sie einfach mal so. Nicht dass sie eine Ahnung hatte, aber die Amme sagte das, und die musste es ja wissen. „Auch euch meine herzlichsten Glückwunsch zu eurem zweiten Kind. Wie geht es eurer Tochter?“