Villa Aurelius Ursus| Nuptiae ab Manius Tiberius Durus et Aurelia Flora

  • Nigrina war immer noch ein wenig... nun, unbegeistert über die Szenerie, die ihr Bruder in aller Öffentlichkeit abgeliefert hatte. Aber immerhin war das nicht sie gewesen, der er in der Frisur herum gefingert hatte, und gegen den Rest konnte sie sowieso herzlich wenig unternehmen. Außer sich darüber aufregen. Aber das hier war eine Feier, die erste, die sie nach der Geburt besuchte, und da wollte sie sich amüsieren.
    Sie schob die Gedanken an ihren Bruder und sein holdes Weib also weg, um sich dem Essen widmen zu können, aber noch bevor sie noch die Gelegenheit hatten, sich Plätze zu suchen, kam ein weiterer ihrer Verwandten an. Und obwohl es sich hierbei um ihren Cousin Gracchus handelte, dem Nigrina – über Jahre hinweg eingeimpft durch ihren Vater, der nicht noch eine Tochter an diesen Mann verlieren wollte – eine gute Portion an Misstrauen entgegen brachte, freute sie sich doch tatsächlich, ihn hier zu sehen. Abgesehen davon dass der Mann sich mittlerweile einiges an Prestige und Einfluss verschafft hatte – nur die Götter wussten wie, wie ihr Vater manchmal zu wettern pflegte –, Gracchus wusste sich wenigstens zu benehmen. Nun, bei Leontia hatte er das nicht, aber er hatte vermutlich auch nicht damit gerechnet gehabt erwischt zu werden. Wenn sie recht darüber nachdachte, war ihr ja eigentlich egal, was da zwischen ihrer Schwester und ihrem Cousin gelaufen war – solange keiner irgendwas in der Öffentlichkeit anstellte, was dann ein schlechtes Licht auf die Familie und ganz konkret sie werfen könnte, hätten die beiden ihretwegen auch gerne ein halbes Dutzend grüner Kälber zeugen können.


    In jedem Fall also gaben Gracchus und Antonia ein tadelloses Bild ab. Hervorragend. Nigrina lächelte fein. „Salve Gracchus, Antonia. Salve Minimus“, fügte sie noch die Begrüßung des Rotzbengels an, der dabei stand – und war dabei so lieblich wie eh und je nach außen hin. „Oh, ich danke dir für deine Glückwünsche und deine Nachfrage. Lucius könnte es nicht besser gehen, er gedeiht prächtig.“ Behauptete sie einfach mal so. Nicht dass sie eine Ahnung hatte, aber die Amme sagte das, und die musste es ja wissen. „Auch euch meine herzlichsten Glückwunsch zu eurem zweiten Kind. Wie geht es eurer Tochter?“

  • Wäre dies hier nicht ein Ort der Öffentlichkeit gewesen, Sextus hätte wohl die Vorlage seiner Frau dazu genutzt, ihr mitzuteilen, dass sie 'niedlich' war, wenn sie sich echauffierte. Nicht, dass er tatsächlich dieser Überzeugung war – obwohl es zugegebenermaßen einige erheiternde Aspekte ihrer Wutausbrüche gab, so war Sextus doch im Grunde jegliche Form von übertriebener Emotion suspekt, was Zornschübe miteinschloss – aber Nigrina ärgerten solcherlei Aussagen ungemein. Meistens hatte das zur Folge, dass sie schmollte, aber bemüht war, es sich nicht anmerken zu lassen, und sich gleichzeitig eine Besserung ihres Verhaltens einstellte, die an Perfektion grenzte.
    Allerdings war dieses Fest nicht dazu geeignet, sie wütend auf sich zu machen, auf dass irgend jemand noch einen ihrer Blicke, die wie der der Medusa Menschen zu Stein werden lassen konnten, noch auffing und sich irgendeine übertriebene Geschichte über den aurelischen Haussegen ausdachte. Im Grunde war Sextus mit seiner Frau durchaus sehr zufrieden. Sie war die perfekte Matrone: Sie hatte einen Sohn geboren, war üblicherweise willig, wenn er zu ihr kam, und sie machte sich absolut nichts daraus, wenn er die Nacht in anderen Armen als den ihren verbrachte. Darüber hinaus wusste sie in Gesellschaft zu bezaubern und nutzte ihre kleinen Wege der Informationsgewinnung und -verbreitung zu seinem Vorteil. Und das alles für den Preis, dass er brav Karriere machte, ihr ein Vorzeigeehemann war, keine Skandale provozierte und keine Kinder anerkannte, die den ihren in Konkurrenz gegenüberstehen könnten. Durchweg akzeptabel.


    Und so geleitete er sie nach der obligatorischen Gratulation an das Brautpaar auch ganz gesittet zu den Klinen, wo er kurz vor der Ankunft eben dort auf Flavius Gracchus traf, der ihn dankenswerterweise ansprach und so das beginnende Tischgespräch schon einmal initiierte. Sextus hätte sich wahrhaft langweiligere Gesprächspartner vorstellen mögen, wiewohl er im Gespräch mit dem Flavier auch nicht mehr allzu viel zu gewinnen hatte, was er nicht schon besaß: Dessen Unterstützung aufgrund der Schwägerschaft und der gemeinsamen Verstrickung in ein kleines Unterfangen des Bräutigams.
    “Oh, Flavius Gracchus, es ist mir eine Freude, dich zu sehen. Bevor ich aber deine Frage beantworte, darf ich ein paar Worte an deine Gemahlin wenden?“ Natürlich war diese Frage rhetorischer Natur, weshalb Sextus dann auch unter Aufbietung all seines Charms munter fortfuhr.
    “Claudia, lass mich dir ein Kompliment zu deiner Schönheit zum Ausdruck bringen. Wahrlich, hätten mich die Götter und die kluge Vorsehung meines Vaters nicht schon mit der besten Gemahlin versehen, die ein Mann sich wünschen kann, dein Anblick könnte in mir heftige Eifersucht entbrennen lassen. Da ich Wolf allerdings schon von meiner Jägerin gefangen bin, beschränke ich mich darauf, die Anmut und filigrane Leichtigkeit dieses wundervollen Schmetterlings hier zu bestaunen und dir meine aufrechte Bewunderung auszudrücken.“


    Regel Nummer eins: Man musste Frauen immer Komplimente machen. Sextus hätte auch etwas ähnlich klangvolles von sich gegeben, wenn die Claudia einen Buckel und eine Nase wie ein Kamel gehabt hätte, wobei sie dankenswerterweise ganz aufrecht für ihre Grazie gelobt werden konnte.


    Regel Nummer zwei: Es gab kein 'zuviel' Im Bezug auf ein solches Kompliment. Ja, Frauen sagten immer, es sei zu viel, meinten manchmal gar, es sei schleimig, zumindest ihren Freundinnen gegenüber. Aber ganz tief drinnen, und davon war Sextus überzeugt, nahmen sie doch jedes dieser Worte auf wie ein durstiger Schwamm und erwärmten sich an jedem noch so kleinen Kompliment. Und sofern man sie nicht mit aufdringlicher Nähe kombinierte und den Damen den nötigen Raum gab, selbst über das gesagte zu urteilen, taten sie selbiges dann doch sehr wohlwollend.


    Und die dritte Regel schließlich war: Einzigartigkeit. Diese versuchte Sextus besonders zu beherzigen, zumindest, wenn er sich von einer Begegnung auf längere Sicht etwas mehr erhoffte. Seine Bettbekanntschaften, egal ob Lupa, Hetäre oder dumme Peregrine, sie alle waren seine Blumen. Rosen, Tulpen die aufreizenden, Margeriten und Sonnenblumen die bodenständigen, Hyazinthen und Vergissmeinnicht die Schüchternen. Allesamt bedeutungslos.
    Aber die, die ihm etwas bedeuteten, oder an die er auf längere Zeit gebunden war, die bekamen einzigartige Bezeichnungen. Nigrina hier hatte er das Gleichnis der Jägerin verpasst, welches ihr sehr gefallen hatte. Prisca hatte er zur kaltherzigen Morgengöttin gemacht, die sich die Gebete ihrer Bewunderer zwar anhörte, sie aber kalt abwies. Flora und ihre Schwester Narcissa hatte er zu Diamanten erklärt, und sie damit zu etwas einzigartigem und wertvollen erklärt, vor allem ihre Individualität hervorgehoben, obwohl sie Zwillinge waren. Auch wenn es Millionen an Diamanten geben mochte, so war jeder einzelne davon doch wertvoll. Und vor allem waren die beiden damit weit ab von dieser lächerlichen Blumen-Semantik gerückt, die nur aufgrund deren Namensgebung aufgekommen war.
    Claudia Antonia wiederum war nun ein Schmetterling. Zart, sanft, wundervoll anzuschauen, voller Anmut und Grazie. Und es war ihm sowas von verboten, sie zu berühren. Und wenn er es täte, dann konnte es sie ihre Flügel kosten. Er fand den Vergleich durchaus passend.


    “Es wäre mir eine Freude, wenn ihr euch zu uns setzen würdet.“
    Nigrina hatte unterdessen schon die Frage nach dem Sohn beantwortet und auch nicht versäumt, sich nach dem jüngsten Nachwuchs ihres Vetters zu erkundigen. Sextus wusste schon, warum er solche Fragen seiner Frau überließ, abgesehen davon, dass es ihr Freude machte, von der Geburt eines gesunden Sohnes berichten und damit etwas glänzen zu können.
    Blieb für ihn also die Frage nach seiner Amtszeit.
    “Ich muss sagen, dass ich mir die Arbeit als Quästor bislang weit schwerer vorgestellt habe. Es ist geradezu erschreckend ruhig, und gerade mein Aufgabenbereich ist von meinen Vorgängern sehr penibel geführt worden, so dass es ein Leichtes war, ihre Arbeit reibungsfrei fortzuführen. Es gab kaum größere Zwischenfälle, abgesehen von den üblichen Beschwerden über tagsüber fahrende Karren auf den Straßen oder übersteigerte Lärmbelästigung durch solche des Nachts. Sogesehen gab es bislang aber auch nichts, durch das ich besonders hervorstechen konnte, was durchaus ein wenig ärgerlich ist. Doch sich darüber zu beschweren wäre wahrhaftig Jammern auf sehr hohem Niveau.“

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Die in Unordnung gebrachte Frisur wäre natürlich Grund genug gewesen ihrem Mann eine Szene sondergleichen zu machen. Natürlich nicht vor aller Augen, aber spätestens zu Hause dann. Doch dafür war es ohnehin zu spät. Allein der Versuch, ihr in das Haar zu fassen hätte eigentlich den Ausschlag geben müssen für eine leise Drohung, nach dem Motto: 'Wage es und ich lasse dir alle Finger brechen!' Doch Prisca war nicht umsonst in ihren Mann verliebt, so dass sie ihm seine Untat verzieh und auf derlei Drohungen verzichtete. Mochten sie beide in den Augen so mancher Anwesender (voran der olle Tiberer) auch unmöglich erscheinen , ihr war das egal. Sie waren glücklich, sie waren jung und sie waren reich genug, um eigene Regeln aufzustellen.Sieh sie dir doch an, diese Ölgötzen, dachte Prisca beiläufig nur über einige andere Paare, die betont steif herum staksten - dabei stets den gebotenen 'Mindestabstand' zueinander einhaltend - und keine Bewegung und keine Gefühlsregung zu viel machten, um der eigenen Dignitas nur ja keine Angriffsfläche für Kritik zu bieten. Ob die zu Hause auch so herum stolzieren? Dann frage ich mich nur wie DIE es schaffen, Kinder zu zeugen. Berührungslose Liebe - Wie öde muss das denn sein?!, machte sich die Aurelia ihren Spaß daraus, wann immer sie die 'wandelnden Statuen' aus den Augenwinkeln beobachtete.


    Was schert uns das, nicht wahr Liebster?, warf Prisca ihrem Mann einen flüchtigen aber verliebten Blick zu ohne zu erwarten, dass er ihre Gedanken würde erraten. Seine Aufmerksamkeit galt ohnehin ganz seinem Patron. Doch was war das? Hatte ihr Göttergatte am Ende glatt vergessen, dass der Purgitier damals zu den Ehrengästen auf ihrer Hochzeit gezählt hatte? Sogar ein Gedicht hatte sein Patron eigens zum besten gegeben! Oh wie peinlich! Am liebsten hätte Prisca ihrem Mann heimlich in die Seite geknufft und prompt folgte die Aufklärung seitens seines Patrons selbst. Das Gedächtnis meines Mannes hat wohl ein wenig unter seiner Krankheit gelitten, tat sie es insgeheim mit einem entschuldigenden Lächeln ab, welches eine Spur herzlicher wurde, just in dem Moment da der Senator ihr zur Begrüßung lächelnd zu nickte.


    Außer einem huldvollen Neigen des Hauptes und einem herzlichen Lächeln blieb Prisca allerdings nicht viel übrig, als dem Gespräch der beiden Männer weiter stumm zu folgen - so wie es von ihr, der braven Ehefrau, erwartet wurde.

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina et Sextus Aurelius Lupus


    Es war also ein Sohn, welchen die Götter dem jungen Paar hatten gewährt, was Gracchus überaus wohlwollend zur Kenntnis nahm - zeichnete es doch eine perfekte Gemahlin aus, ihrem Gatten als erstes einen Erben zu schenken, und nichts anderes hätte er von einer Flavia erwartet.
    "Dies ist überaus erfreulich zu hören, und hab Dank, Flamma befindet sich ebenfalls wohl"
    , entgegnete Gracchus darob seiner Base ebenso unwissend in Bezug auf das Befinden seiner Tochter wie jene bezüglich des Wohles ihres Sohnes, und erfreute sich mit Blick aus den Augenwinkeln auf seinen Erstgeborenen daran, eine ebenso perfekte Gemahlin an seiner Seite zu wissen - obgleich natürlich er als zweites Kind ebenfalls einen Sohn hätte gewünscht, brauchte er doch eben einen solchen, um nicht beständig in Gram zu verfallen im Gedanken daran, Minor könne etwas zustoßen. Der stille Genuss indes verflüchtigte sich ein wenig als der Aurelier Antonia mit seinem Kompliment bedachte, was gar zweierlei Gründen geschuldet war: zum einen hielt dies eloquente Wortwerk Gracchus vor Augen, was er selbst hatte verloren, denn während er zu früheren Zeiten Gefallen daran hatte gefunden, die holden und weniger holden Schönheiten Roms in ähnlicher Intention wie Lupus mit similären verbalen Schöpfungen zu bedenken, so vergaß er dieser Tage zumeist darauf ohne genau zu wissen, weshalb, befürchtend jedoch, dass dies den allmählichen Verfall seines Geistes kennzeichnete, welchem so manch Eigenheit in seinem Leben bereits verloren gegangen war; zum anderen indes verdiente natürlich Antonia jedes an sie gerichtete Kompliment um ein vielfaches mehr, so dass es Gracchus nur ebenfalls schmeicheln konnte, da sie eben seine Gemahlin war und niemandes sonst, doch gleichwohl keimte bei solchem Überschwang in ihm nicht nur Rivalität auf, sondern ebenso ein Funken der Argwohn, dass zwischen Antonia und dem Aurelier mehr könnte sein als bloße Höflichkeit - denn obgleich er niemals von ihr würde glauben können, dass sie zu jenen Frauen gehörte, welche sich einem Liebhaber hingaben - obgleich dies in Rom wohl kaum eine Seltenheit war -, so fürchtete er ob seiner eigenen Unzulänglichkeit auch und gerade in Hinsicht auf seine ehelichen Pflichten eben dies, war die Claudia doch im Grunde an ihn verschwendet und hatte nicht verdient, derart darben zu müssen. Und auch wenn ein Wolf gefangen war, so wurde doch kein Haustier aus ihm, so blieb er ein wildes Tier, das im geeigneten Augenblicke sich ohne Zögern von seiner Jägerin losreißen und auf seine Beute würde stürzen - ob dessen Gracchus sich vornahm, Aurelius Lupus im Auge zu behalten, respektive ihn im Auge behalten zu lassen. In nichts jedoch spiegelten diese Gedanken auf seinem Antlitz sich wider als er mit einem Lächeln und einer flüchtigen Handbewegung seine kleine Familie anwies, sich gemeinsam mit den Aureliern an einen Tisch zu legen - Lupus und er selbst an die Ecke, dass sie sich gut unterhalten konnten, daneben jeweils ihre Gemahlinnen und neben Antonia schlussendlich Minor.
    "Während einer Quaestur gibt es selten Gelegenheit, sich zu profilieren, so dass eine pfli'htbewusste Erfüllung der Aufgaben durchaus für die nächste Kandidatur als Erfolg gewertet werden darf, wiewohl negative Aufmerksamkeit dabei besonders blamabel ist, obgleich selb..stredend eine Quaestur als Adlatus durchaus persönliche Vorteile in Hinblick auf die weitere Karriere bringen kann, so derjenige, unter dessen Führung die Quaestur absolviert wird ein viabler Mann ist."
    Ein wenig senkte Gracchus seine Stimme, dass die nächsten Worte zwischen ihnen würden bleiben.
    "Dieser Tage indes ist es allfällig wohl kein sonderli'hes Vergnügen etwa Quaestor Principis zu sein, so dass die Straßen Roms keine allzu schlechte Wahl scheinen."

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  • „Das freut mich zu hören“, flötete Nigrina. Sie fand, sie machte das hervorragend – und sie fand es ganz und gar nicht fair, dass ihr Mann danach begann, ihre Selbstbeherrschung zu testen. Natürlich war sie es gewohnt, dass Sextus andere Frauen komplimentierte, aber das hieß nicht, dass ihr das gefallen musste, wenn er das in ihrer Gegenwart tat. Sollte er andere doch hofieren, wenn sie nicht da war, aber wenn sie da war, dann... dann sollte er das tun, was er in genau diesem Augenblick auch tat. Ihr den Vorzug geben. Sie unterdrückte das selbstgefällige Grinsen und lächelte nur leicht geschmeichelt, als sie das von der besten Gemahlin und der Jägerin hörte, und ließ sich neben ihrem Mann auf einer Kline nieder. Antonia tat dasselbe auf der anderen Seite, was Nigrina ein wenig bedauerte, weil die Konstellation über das Eck, mit den Männern zwischen ihnen, eine Unterhaltung quasi unmöglich machte. Und so – obwohl sie sowohl aufmerksam zuhörte, ohne sich das allzu deutlich anmerken zu lassen, und zugleich die anderen Gäste betrachtete – trat sehr schnell ein Szenario ein, das sie nicht ausstehen konnte: sie begann sich zu langweilen.

  • Während das parentale Gespräch von weiterem Nachwuchs, durch den der junge Flavius selbst, wie er durchaus erkannte, noch jenseits eines Randthemas positioniert wurde, hin zur Politik sich wandelte, was den Knaben mehr noch ermüdete als jedweder Versuch, seinen Blick für das genaue Umreißen eines Ringes in seiner Hand zu schärfen, versuchte er seinen Augen gewissen Müßiggang zu gewähren, indem er entfernte Punkte des Triclinium fixierte, wo es ihm möglich war, die Wandbemalung genauer zu studieren oder die Gaben, welche Sklaven bei ihrem behänden Wandeln zwischen den einzelnen Liegen zur rechten Stelle transportierten, zu identifizieren, um zur rechten Zeit die Hand heben zu können, wenn die von ihm favorisierten Leckereien Einzug hielten.


    Sehr hätte Manius Minor es indessen begrüßt, wenn zumindest diesmal ein Altersgenosse die Feier attendiert hätte, doch obschon er beim Eintreten ein an Größe äquivalentes Wesen von Ferne gesehen zu haben geglaubt hatte, vermochte er dieses nicht mehr auszumachen und es verblieb ihm neuerlich nur an der Seite seiner Eltern zu verharren, deren ennuyante Disputationen mit halbem Ohre zu verfolgen, während er im Übrigen seine Anteilnahme den in mundgerechte Happen zerteilten oder als Schaugerichte drapierten Köstlichkeiten zuwandte.

  • Weder merkte Sextus etwas von den Gedankengängen seines Gesprächspartners, noch davon, dass Nigrina wenig angetan davon war, am Rand zu liegen und sich nicht in das Gespräch einschalten zu können. Sie war eine Frau, was nach Sextus Verständnis der Sache ohnehin ihre Beteiligung an politischen Debatten zwar nicht negierte, aber relativierte. Zumindest in solch öffentlichem Rahmen wie diesem hier. Er hielt sie zwar nicht unbedingt für dumm, nur hatte sie wie die meisten Frauen wenig Sinn für öffentliches Geplänkel rhetorischer Art, und so stand für ihn fest, dass es sie ohnehin mäßig bis gar nicht interessierte, was er und ihr Cousin sprechen mochten.


    Und so konzentrierte sich seine gesamte Eloquenz auf den Flavier, die anwesenden Damen sowie Kinder nicht beachtend und ihrem Tun überlassend, während er aufmerksam lauschte und bisweilen nickte.
    “Nun, in diesem Fall muss ich zu meinem Bedauern festhalten, dass Senator Octavius schon seit längerer Zeit absent ist, und ich bislang keinen persönlichen Kontakt zu ihm hegen konnte. Nicht, dass ich ihn irgendwie über seinen Stand erhöhen oder ihm diesen als Curator Viarum absprechen möchte, nur fürchte ich, dass meine Arbeit auch gänzlich ohne Beteiligung anderer Stellen funktioniert hat. Was man nun als besonderen Erfolg oder Misserfolg, je nach Betrachtungsweise, durchaus bezeichnen mag. Erfolg sicherlich diesbezüglich, dass mein Aufgabenbereich auch ohne Unterstützung beschwerdefrei seine Arbeit leistet, doch fehlende Bekanntschaft, wie du schon sagtest, könnte den weiteren Weg teuer werden lassen.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ihre kleine Verschwörung noch seine Zeit benötigen würde, wäre es sicherlich angebracht, sich den Weg in den Senat zu erkaufen. Und das würde angesichts seines Patrons und seines eigenen Standes als Patrizier sicher kostspielig werden, war der Praefectus Urbi doch weder ein Freund von Tiberius Durus noch von Patriziern im allgemeinen.
    “Aber wie sagt man so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben. Ich bin zuversichtlich, diese Komplikationen auszuräumen.
    Was nun den Quaestor Principis angeht, so bin ich zufälligerweise sehr gut bekannt mit ihm. Vielleicht wäre es interessant, ihn zu fragen, ob er es ebenso sieht.“

  • Das Essen zog sich bis in die Dunkelheit. Dann endlich wurde ein letztes Trankopfer dargebracht und die Hochzeitsgesellschaft machte sich mit vollem Bauch auf den Weg zur Villa Tiberia. Ein entfernter Neffe Floras hatte dabei die Ehre, die Hochzeitsfackel zu tragen, während die bereits etwas angetrunkene Runde Spottverse auf das Brautpaar sang, die insbesondere den großen Altersunterschied zwischen den Eheleuten thematisierten. Der alte Tiberier hatte tatsächlich auch Schwierigkeiten, den gesamten Weg ohne fremde Hilfe und zu Fuß zu absolvieren, sodass ihn nach kurzer Zeit sein Sekretär Lukios stützte und schließlich beinahe trug.


    In der Villa Tiberia angekommen vollzog das Brautpaar die Hochzeitszeremonie, die die junge Aurelierin vom Status eines Mädchens in den einer Ehefrau überführen sollte. Durus, der das ganze bereits zum zweiten Mal mitmachte, wirkte dabei bereits etwas abwesend und während Flora auf den Phallus Platz nahm, ließ er sich noch einen Becher Wein bringen, den er rasch hinunterstürzte. Dann gingen die beiden ins Brautbett, während die Gäste weiterfeierten.


    Sim-Off:

    Ihr könnt gerne noch weiterposten, aber wir beenden das ganze mal symbolisch ;)

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus...


    Mehr beiläufig widmete Gracchus sich den aufgetischten Speisen, während er nachdenklich Aurelius Lupus zuhörte. Dass der Curator Viarum sein Amt derart vernachlässigte war durchaus beachtenswert, wiewohl es zweifelsohne von der Summe oder der Größe des Gefallens abhing, mit welchem der Octavier sich dies Amt von Vescularius Salinator hatte erkauft, ob eben jener überhaupt daran interessiert war, darüber zu erfahren, respektive dies zu ändern. Dennoch nahm Gracchus sich vor, dies Faktum nicht zu vergessen und es bei Gelegenheit in vertrauter Runde anzusprechen.
    "Nun, ein Klientelverhältnis ist schlussendlich auch nicht vergebens und Tiberius immerhin einer der einflussrei'hsten Männer des Reiches."
    Zumindest sollte er dies nach Gracchus' Ansicht sein, doch letztlich war es wohl eher so, dass Durus persönliches Bemühen um eine Standeserhöhung seines Klienten Salinators Preis zweifelsohne nur nach oben würde treiben, wenn nicht gar dies Mühen vergeblich wäre.
    "Du kennst den Quaestor Principis? Ist es nicht dieser Homo Novus?"
    fragte er sodann ein wenig erstaunt nach, sich in einem möglichen Irrtum wähnend, denn allfällig war der Homo Novus aus Germania auch nur Quaestor Consulum - im Grunde interessierten Gracchus die unteren Ämter wenig, dass er sich selten die Namen derer merkte, sofern sie nicht bereits ihm bekannt waren.

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  • “Nun, das ist wohl wahr, wiewohl ich nicht weiß, welches Gewicht seine Fürsprache bei Vescularius wohl haben mag.“ Sextus ließ es ehrlich nachdenklich klingen. Im Grunde war es für ihn sogar ein durchaus annehmbarer Preis, jetzt an einen Patron gefesselt zu sein, der mit dem momentanen Herrscher ein angespanntes Verhältnis pflegte, wodurch sich seine kurzfristigen Aufstiegschancen erheblich verteuerten, wenn eben jener Patron durch seine Planung dafür sorgte, dass er zu dem neuen Imperator ein ausgesprochen gutes Verhältnis pflegen würde – und zwar persönlich. Was im Falle des Ablebens des Tiberius, was aufgrund dessen Alters und Gesundheitszustandes wohl kaum mehr zehn Jahre in der Zukunft liegen mochte, dazu führen mochte, dass Sextus nächster Patron deutlich mächtiger und einflussreicher ausfallen könnte.


    So oder so verlagerte sich der gefühlte Gesprächsschwerpunkt zunächst einmal auf den jetzigen Quaestor Principis, nach dem Flavius Gracchus noch einmal nachfragte. Kaum verwunderlich, hatte ein Homo Novus in der feineren Gesellschaft Roms wohl kaum etwas zu suchen, so dass Bekanntschaften mit eben jenen wohl seltener sein dürften.
    “Ja, ist er. Soweit ich mich recht erinnere, stammt er aus Mogontiacum.“ Sextus machte eine vage Handbewegung, um die Unsicherheit seiner Aussage noch zu unterstreichen, fuhr dann aber wie selbstverständlich gleich mit seiner Erklärung fort. “Nicht unbedingt das, was man von einem römischen Quästor erwartet, aber dennoch ein recht angenehmer Zeitgenosse scharfen Verstandes und von großem Ehrgeiz. Ich weiß, wie ungewöhnlich unsere Bekanntschaft dir erscheinen muss. Glaub mir, hätte man mir vor wenigen Jahren noch gesagt, dass ich mit einem Homo Novus aus dem Barbaricum engere Bekanntschaft pflege, ich hätte es als Beleidigung aufgefasst und Wiedergutmachung verlangt. Doch dieser spezielle Duccius hat sich meines Vertrauens und meiner Freundschaft bislang stets als würdig erwiesen.“
    Wenn er den Flavier für den Duccier erwärmen konnte, würde Vala Sextus einen gewaltig großen Gefallen schulden. Vor allem, da Sextus hier mit einiger Berechnung auch schon den Grundstein dafür legte, den Germanen am Ausgang der kleinen Verschwörung bei Erfolg zu partizipieren oder aber ihn zumindest auf der Seite der Verbündeten zu platzieren und nicht auf jener, die mit Vescularius Salinator in den Untergang stürzen würden. Das war definitiv einen verdammt großen Gefallen wert.

  • Während Lupus' erste Bemerkung über seine Bekanntschaft allfällig noch weiten Spielraum hatte geboten für Spekulationen über die Art der Bekanntschaft, welche er mit Duccius Vala pflegte, so benannte er dies schlussendlich recht deutlich, dass beinahe Gracchus' linke Augenbraue ein wenig wäre empor gewanderte, hätte er nicht sie im Zaume gehalten. Sofern er dies wusste waren die Mitglieder der Gens des Ducciers gerade seit ein oder zwei Generationen römische Bürger, und in seiner Vorstellung davor wilde Germanen, welche sich unbändig gegen die Eingliederung in das römische Reich hatten gestellt.
    "Nun, alle Homines Novi, welche ich bisherig ein wenig näher kennenlernte, entsprachen durchaus den Erwartungen. Entweder ist ihr Pfli'hteifer nur von begrenzter Dauer, dass sie zwar schnell eine Karriere beginnen, hernach sich jedoch auf ihren ersten Lorbeeren ausruhen, statt ihre Schaffenskraft weiter dem Staat zu widmen, dass eben letztlich für weiterführende Ämter sich stets wenige Männer finden. Andere indes sehen nur Macht und Einfluss in einer Karriere, vernachlässigen dabei jedoch die Pflichten und Aufgaben, welche dies mit sich bringt. Ich bin der Ansicht, dass jenen Männern zumeist schlichtweg die Bildung und Weitsicht fehlen, um das Imperium geschickt zu lenken oder auch nur voran zu bringen, und jenen, deren Gentes erst seit ein oder zwei Generationen das Bürgerrecht innehaben zudem auch die not..wendige Einsicht in die römische Kultur und Eigenheiten."
    Er hielt kurz inne, um in diesem speziellen Falle schlussendlich das Totschlagargument anzuführen, welches seit Jahrzehnten so gut wie jeder traditionellen, xenophoben - zumindest aber germanophoben römischen Sichtweise ein solides Fundament bot.
    "Letztlich war auch Arminius zweifelsohne ein recht angenehmer Zeitgenosse scharfen Verstandes und von großem Ehrgeiz, denn anderen..falls wäre er kaum wohl Eques des römsichen Reiches geworden."
    Welchem Wohl des Germanenfürsten Ehrgeiz tatsächlich hatte gegolten, dies hatte die Geschichte gezeigt und saß als kollektive Furcht nun ebenso im Geiste des römischen Reiches fest wie etwa der Sklavenaufstand des Spartacus oder der Sturm der Karthager auf Rom, lag dabei indes nicht derart lange zurück wie jene.
    "Und dass der Duccius die römischen Ge..pflogenheiten nicht kennt oder aber nicht viel von ihnen hält, dies hat er bereits mit seiner Anklage gegen meinen Großneffen Quintus Flaccus bewiesen."

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  • Ganz offensichtlich war Gracchus über Sextus Bekanntschaft wenig erbaut. Allerdings hatte Sextus auch nicht ernsthaft damit gerechnet, mit diesen wenigen Worten den Flavier für den Duccier einzunehmen. Denn Gracchus hatte schon ganz recht, er war ein Homo Novus, und die fielen immer nur durch überaus starken Machthunger und ebenso schlechte Manieren auf, wenn sie denn überhaupt auffielen. Kaum ein Vergleich mit der altehrwürdigen römischen Gesellschaft, erst recht nicht mit den patrizischen Gentes. Und schon gleich gar nicht mit einer wie den Flaviern, die auf eine sehr lange Geschichte zurückgreifen konnten.
    Und ganz gewiss bildete Vala hierbei keine Ausnahme. Sextus hatte ihn durchaus so kennengelernt und einschätzen gelernt, dass diesen Mann nichts mehr interessierte, als persönlicher Machtgewinn. Nicht, dass den Germanen darin irgendwas von Sextus unterschied. Nur hatte Sextus durch Geburt das Recht, diesen Ehrgeiz zu haben, während Vala schon froh sein durfte, überhaupt in Rom zu sein, und ihm dahingehend Bescheidenheit besser gestanden hätte. Wenngleich eben jene Bescheidenheit ihn von der Macht auch abgeschnitten hätte. Ein Teufelskreis, wenn man so wollte, der Neulinge recht effektiv aus den höheren Schichten der Gesellschaft fern hielt. Noch dazu einer, dem Sextus durchaus zustimmte, sicherte es doch die Macht seiner Familie und verhinderte, dass der Pöbel Roms sich ernsthaft in Regierungsgeschäfte einmischen würde. Politik war etwas für gebildete Leute, die Ahnung von Geld und Tradition hatten, und nichts für Umstürzler und Revolutionäre, die ihre Möglichkeiten in der momentanen Machtstruktur einfach nicht erkennen konnten oder wollten.


    Natürlich führte Gracchus auch Arminius an, was so ziemlich das Totschlagargument jeder Diskussion über Germanen war. Früher oder später kam es immer zur Sprache, eine Diskussion musste nur lang genug gehen. Ein gewisser Godwinus hatte dazu wohl eine Gesetzmäßigkeit entdeckt, wenngleich diese sich nicht auf diesen einen speziellen Germanen bezog. Zugegebenermaßen geschah es in dieser speziellen Diskussion doch etwas früher als erwartet und lieferte Sextus den mehr als deutlichen Hinweis, dass Gracchus noch weit traditioneller und konservativer eingestellt war, als er selbst. (Mit zunehmendem Ehrgeiz legte man bisweilen einige Ansichten zugunsten von Gelegenheiten ab.)


    Sextus wollte gerade noch einen beschwichtigenden Versuch zugunsten seines Bekannten wagen und versichern, dass er kaum mit diesem Wortbrüchigen und Verräter in einen Topf geworfen werden kann. Auch wenn Sextus hierbei einige Tugenden würde improvisieren müssen.
    Doch dann kam ein Argument, das Sextus gerade mit einem leichtfertigen Lächeln vorbereiteten Argumente wie ein Wirbelsturm wegfegte und ihn mitten in der zur Erklärung seiner Worte eingenommenen Geste erstarren ließ.
    “Er hat was?“ entfuhr es Sextus wenig rhetorisch begabt, als er diese unliebsame Überraschung noch nicht ganz verarbeitet hatte. Seine Gedanken rasten, als er versuchte, in der Gänze zu erfassen, was das bedeutete. Vala musste an einer Art von Größenwahn gelitten haben, einen Flavius anzuzeigen und vor ein Gericht zu zerren. Was hatte Flaccus angestellt, dass sein Freund diesen Schritt gegangen war, um so sämtliche Vorurteile gegen Homines Novi zu bekräftigen?
    Sextus beschloss, Schadensbegrenzung zu betreiben. Natürlich in eigener Angelegenheit! Wenn er zwischen dem Duccius, einem Germanen von sonstwo mit langfristig nicht absehbaren Nutzen, und einem Flavius auf dem besten Weg zum Flamen und Consul mit Einflussmöglichkeiten in verschiedensten Collegia zu wählen hatte, musste er nicht lange überlegen.
    “Ich denke, ich muss mich bei dir entschuldigen, Flavius. Bis eben wusste ich nicht, dass er deinen Großneffen Flavius Flaccus angezeigt hat. Ich hoffe, du nimmst mein ehrliches Bedauern über meine leichtfertig gesprochenen Worte an. Hätte ich von diesem Umstand Ahnung gehabt, hätte ich sicherlich nicht so leicht dahergeredet.“ Teile davon waren sogar durchaus wahr. Hätte er davon gewusst, Sextus hätte sicher nicht versucht, Vala ins Gespräch zu bringen. Und auch eine spätere Partizipation des Ducciers an ihrer Verschwörung wurde gerade extrem unwahrscheinlich.
    “Ein noch laufendes Verfahren? Entschuldige, wenn ich fragen muss, aber ich wusste bislang wirklich nichts von solch einem Umstand.“ Wäre das Verfahren bereits beendet, von dem Urteil hätte Sextus gewisslich gehört. Er wusste ja noch nicht einmal, wessen Flaccus angeklagt war. Aber er konnte sich eigentlich keine schwerwiegende Tat bei dem jungen Flavius vorstellen. Schon gar nicht gegen den Duccier.

  • Augenscheinlich hatte Aurelius Lupus bis zu diesem Zeitpunkt keine Kenntnis von der Anklage des Duccius gegen einen seiner Mitklienten, und es war Gracchus durchaus ein wenig unangenehm, dem Aurelier die Feierlichkeit zur Eheschließung seines Patrones mit diesem Detail allfällig ein wenig zu verleiden. Andererseits indes war es zumeist besser, Illusionen eher früher als später aufzulösen, um die Enttäuschung darüber in Grenzen zu halten.
    "Eine Abbitte ist nicht vonnöten, Aurelius, schlussendli'h bist es nicht du, der die Welt düpiert. Es ist überaus deplorabel, doch es scheint, dass wir alle früher oder später diese Erkenntnis gewinnen und uns von unserer hehren Illusion verabschieden müssen, dass ein jeder Mensch erfreut sein sollte, den Idealen unseres Imperiums zuzustreben."
    Gracchus selbst war noch ein ganzes Stück jünger gewesen als Lupus, da er eben diese Erkenntnis hatte getroffen als er auf der Insel Creta zum ersten und zum letzten Male einem Homo Novus sein uneingeschränktes Vertrauen hatte geschenkt. Mochte er auch diesen Männern danach nicht grundsätzlich ablehnend gegenüber stehen, so hegte er doch stets ein gewisses Maß an Argwohn gegen sie, der mit dem geringsten Fehltritt in Missfallen umschlug.
    "Der Duccier hat Flaccus ob eines Verstoßes gegen das Marktgesetzt angezeigt, da er Fleisch um ein Hundertstel Sesterz günstiger hat angeboten als jener Wert, der in Rom allgemein als Produktionskosten ver..anschlagt wird. Wohlgemerkt wurde kein einziges Stück zu diesem Preis tatsächlich verkauft."
    Noch immer konnte Gracchus nicht nachvollziehen, aus welchem Grunde tatsächlich Duccius Vala dieses Verfahren hatte angestoßen, wiewohl jedes ihm möglich erscheinende Motiv den Quaestor nicht eben in ein positives Licht stellte.
    "Doch einmal gänzlich davon abgesehen, ob diese Anklage angebra'ht war oder nicht, so ist Duccius ein Klient des Consulars Vinicius Hungarius, welcher wiederum der Patron Tiberius Durus, dessen Klient Flaccus ist. Es würde mich darob wirklich interessieren, was Vinicius zu dieser Causa sagt, denn da ich mir nicht vorstellen kann, dass er diese Aktion befürwortet hat, so hat der Duccier ihn wohl in dieser Angelegenheit über..gangen und desavouiert damit nicht nur sich selbst, sondern ebenso seinen Patron."



    Sim-Off:

    Da das Anhörungsverfahren noch immer läuft, kann ich derzeit leider nichts über den Ausgang schreiben.

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  • Zum Glück war kein größerer Schaden entstanden und der Flavier nahm die Entschuldigung ohne weiteres an. Die Schadensbegrenzung war wohl geglückt. Auch wenn der ältere Gracchus fast ein wenig belehrend wirkte, als hätte er den jüngeren Sextus vor einer Dummheit bewahrt. Sextus ließ ihm den Glauben und nickte nur leicht zu den Worten ohne etwas zu erwidern. Was sollte er schon sagen? Dass er Vala sicher nicht wegen dessen Idealen oder dessen Willen, möglichst römisch zu werden, schätzte? Letzteren unterstellte er dem Germanen ohnehin nicht. Eher Machthunger, genügend Skrupellosigkeit, um jenen zu stillen und nützliche Intelligenz, gepaart mit einem anständigen Geschmack, was Frauen anging. Doch waren das wohl weniger die Vorzüge, die man in gepflegter Runde so anzusprechen wagte.
    Sextus beschied sich also damit, zuzuhören, worum der Rechtsstreit überhaupt ging. Kurz grübelte er darüber nach, woher Vala denn von dem zu niedrig angesetzten Preis wusste, wenn zu diesem Preis nicht verkauft worden war, aber diese Frage wäre wohl dem weiteren Gespräch nicht sehr förderlich, legte es doch Zweifel an der Aussage des Flaviers nahe. Zumal das im Zweifelsfall ohnehin nur Vala ausreichend beantworten konnte. Der tatsächlich wegen einem Hundertstel Sesterz bei einer Sache, die ihn nicht selber betroffen hatte, ins Feld gezogen war. Es stimmte wohl, was man über die Germanen sagte: Sie schlugen sich gern und viel.


    “Ich denke, dass du durchaus recht hast. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Vinicius Hungaricus seinen Klienten auf diese Weise demütigen wollte, indem er einen eigenen Klienten hierfür benutzt. Dafür gibt es meines Erachtens nach keine Veranlassung.“
    Nun, eine könnte es geben, immerhin war dessen Bruder Lucianus sicherlich an den Vinicier herangetreten und hatte ihn ins Vertrauen gezogen – zumindest war das eine nicht ganz abwegige Vorstellung – weshalb Hungaricus ablehnend gegenüber Tiberius Durus sein könnte – immerhin war es doch nicht unauffällig, dass dieser nicht an ihren konspirativen Treffen teilnahm. Allerdings war der Schluss, dass dieser seinen Klienten düpieren wollte, indem er sich Valas bediente, dann zwar vorstellbar, aber unwahrscheinlich.


    Sim-Off:

    Weiß ich, hab die Frage extra so offen gestaltet.

  • "Dies ist zumindest zu hoffen"
    , beendete Gracchus dieses unerquickliche Thema zwischen zwei Happen, woraufhin das Tischgespräch sich allgemeineren Angelegenheiten zuwandte, über alltägliche Politik und profane Dinge des Cultus Deorum hin zu nicht allzu ordinären Begebenheiten, die sich irgendwo innerhalb der Stadt oder den Provinzen hatten abgespielt, bis schlussendlich die Gäste sich dem Brautzug zur Villa Tiberia anschlossen. Die Familia Flavia Graccha nahm dort alsbald die Gelegenheit wahr, sich zu verabschieden, bot Minor doch stets einen vorteilhaften Anlass zum frühen Aufbruch - obgleich der Junge selbst selten allzu viel davon hielt, früh sich zu Bett zu begeben, was er selbstredend jedoch niemals in der Öffentlichkeit kund tat.

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  • Die Gäste trafen einer nach dem anderen ein und wurden möglichst, jeder für sich, durch die Hausherren begrüsst. Auf diese Art und Weise lernte Septima auch Claudius Gallus und seine hübsche Frau Musa kennen. Da der Claudier aber kein Senator zu sein schien, fiel er recht schnell durch Septimas Raster der interessanten Männer, während seine Frau einen respektvollen Blick erhielt, denn sie verfügte über das, was Septima an sich selbst vermisste. Ihre Brust war flach wie der Strand am Meer, sehr im Gegensatz zu der Tiberia, die Aufgrund der Flucht vor der Seuche in Mantua ohne Amme hatte fliehen müssen und somit ihrem Sohn selbst die Brust geben musste. Dieser Umstand untersagte es ihr, die Brust besonders flach abzubinden, was ohne hin seltenst der Fall war, da Septima über mehr Vorbau verfügte, als ihr lieb war. Doch Ursus schien es zu gefallen und somit strahlte sie jeder Frau zur Begrüssung entgegen und lies sich keinen Moment der Unsicherheit anmerken.
    Ahala wurde ebenso liebevoll begrüsst, wie Septima es zuvor bei Durus getan hatte, schließlich war ihr der Adoptivcousin sehr ans Herz gewachsen, woran nicht zuletzt ihre manchmal merkwürdigen Begegnungen schuld waren.


    Die Eigentliche Zeremonie begann und Septima schob unauffällig ihre Hand in die Ihres Gatten und verfolgte interessiert die nun folgenden Ereignisse. Erst als es zum Opfer kam, drückte sie Ursus Hand etwas fester. Sie mochte die blutigen Rituale nicht, obwohl sie ein fester Bestandteil der römischen Gesellschaft waren und Septima ab und an ebenfalls ein blutiges Opfer in einem der zahlreichen Tempel darbot. Doch der Geruch nach Blut verursachte immer ein Gefühl der Übelkeit in ihr und hier im Atrium war es besonders intensiv. Eine Sitzgelegenheit kam ihr da gerade recht.


    Nach Beendigung der offiziellen Zeremonie und der anschließenden Einladung zum Essen, reihten sich Ursus und Septima ebenfalls für die Glückwünsche an das Brautpaar in der Schlange ein.
    Die Gäste, die erst während der Auspizien, der Unterzeichnung des Ehevertrages, oder des anschließenden Opfers eingetroffen waren, wurden hernach ebenfalls durch die Hausherren begrüsst. Niemand sollte sich vernachlässigt oder gar unbeachtet fühlen, immerhin fand sich hier die hohe Gesellschaft Roms ein.
    Und noch jemand war unter den Gästen. Ein alter Bekannter von Septima, der ihr einmal seine Liebe gestanden hatte, dem sie sich allerdings, unter Berücksichtigung seiner Herkunft und des Ansehens ihrer eigenen Familie, verweigert hatte. Octavius Macer. Er war nicht alleine gekommen, sondern an seinem Arm führte er Tiberia Faustina. Ein kurzer Stich ging durch Septimas Herz. 'Jetzt, wo er Senator ist, jetzt ist er gut genug?' Gab es zwischen Faustina und Macer etwas, dass sie wissen sollte. Nun, vielleicht würde sich eine Gelegenheit ergeben, bei der sie den Octavier möglichst ungestört fragen konnte. Leider war dem nicht so, denn als Gastgeber mussten sie sich mal hier und mal dort unterhalten, jedoch weilten Ursus und Septima selten eine längere Zeit bei ein und dem selben Gesprächspartner.


    Als der Abend, schneller als erwartet, herein brach, begann der Brautzug und die ganze Gesellschaft wanderte zur Villa der Tiberia, mit Außnahme von Ursus, der sie auf Grund seines Postens als Legat der Prima nicht so weit begleiten durfte. Septima verweilte nicht lange auf der feucht fröhlichen Feier, obwohl es gewiss den ein oder anderen Mann gab, der ihre Aufmerksamkeit gerne genossen hätte.

  • Der Tag war bereits fortgeschritten, als am nächsten Tag das Brautpaar vorbeikam, um Ursus die Gelegenheit zu geben, ihnen nochmals alles Gute zu wünschen - und ihnen sein Geschenk zu überreichen. Es war nicht leicht gewesen, ein passendes Geschenk zu finden und er war sich auch nicht sicher, ob die beiden sich wirklich darüber freuen würden. Er hatte ihnen eine kunstvoll gearbeitete Statue der Iuno anfertigen lassen. Es konnte nicht schaden, vor allem angesichts des fortgeschrittenen Alters des Bräutigams, das Wohlwollen der Göttin zu erflehen.


    Nachdem sie gemeinsam einen kleinen Imbiß zu sich genommen und eine Weile geplaudert hatten, zogen sich die beiden Senatoren in das Tablinum zurück. Cimon war der einzige Sklave, den Ursus bei diesem Gespräch duldete. Bei ihm konnte vollkommen sicher sein, ihm vertrauen zu können. Die Becher wurden ganz nach Wunsch mit einem Gemisch aus Wasser und Wein gefüllt, dann gegriff Ursus das Wort. "Du hast angedeutet, mich sprechen zu wollen. Gibt es ... Neuigkeiten?" In Mantua fühlte er sich von allen Geschehnissen völlig abgeschnitten. Per Post konnten keine wirklich brisanten Dinge mitgeteilt werden. Und Boten waren natürlich während der Seuche auch nicht gerade eine sinnvolle Kommunikationsmöglichkeit. Zumal die Boten selbst auch wieder Unsicherheitsfaktoren waren. Nein, direkte persönliche Gespräche waren die einzige Möglichkeit. Und das letzte war schon recht lange her.

  • Der alte Tiberier hatte sich über die Iuno gefreut - er hatte schon eine Idee, wo er sie unterbringen konnte: Im Hortus, neben dem alten Rosenbusch von Vitamalacus - vielleicht sollte er den herausreißen lassen.


    Danach ging man allerdings zu ernsthafteren Dingen über, denn sowohl Durus, als auch Ursus brannten darauf, sich über die neuesten Ergebnisse der Verschwörung auszutauschen, die langsam in die heiße Phase ging. Noch einmal sah er um sich - der Sklave bei Ursus schien dessen Vertrauen zu genießen, sonst war niemand in Hörweite - und begann zu berichten:


    "Durchaus. Wir haben uns geeinigt. Als neuen Kaiser haben wir Appius Cornelius Palma bestimmt. Vielleicht kennst du ihn - er hat unter Traianus im Dakerkrieg gedient, war später Legionslegat in Germania und Statthalter in Syria und Asia. Außerdem hat er zweimal das Consulat bekleidet.


    Ich habe bereits mit ihm gesprochen: Er wäre bereit, sich im Falle des Todes von Valerianus zu seinem Nachfolger erklären zu lassen. Das wird nicht allzu abwegig sein: Er hatte ein recht enges Verhältnis zu Traianus und Iulianus. Dass er trotzdem für unsere Sache zu gewinnen war, verdankt er eigentlich dem Zufall: Er ist von der Regierungsart Valerianus' überhaupt nicht begeistert und betrachtet Salinator als absolut unfähigen Ersatzkandidaten. Dabei ist er wohl vor allem deshalb unzufrieden, weil der Kaiser gänzlich auf seinen Rat verzichtet und seine Interessen nicht berücksichtigt. Allerdings macht er sein Missfallen nicht öffentlich - ich habe eher durch Zufall einmal mit ihm über diese Sache gesprochen und bin dabei zu der Überzeugung gelangt, dass er für unsere Sache zu gewinnen wäre."


    Das war wohl die wichtigste Neuigkeit, die Durus zu berichten hatte. Er war gespannt, wie Ursus reagieren würde...

  • Bereits der Umstand das Ursus nur Cimon dulden würde, und seine Blicke, zeigten Cimon, das er sogar erwünscht war. Der Nubier tat, was er als seine Pflicht ansah... Er achtete darauf, das die Männer alleine bleiben würden und keine weiteren Ohren ihnen zuhören konnten. Sollte sich doch jemand heran wagen, würde dieser nicht wenig Probleme mit dem großen, starken Nubier bekommen.


    Cimon lauschte nicht, würde er doch alles was er zu wissen hatte, von Ursus erfahren... sicher würden sie später darüber sprechen können. Nun stand der dunkle Nubier ruhig und ohne jede Mine in der Nähe der beiden Herren und sah sich immer wieder aufmerksam um, machte unauffällige, leise Kontrollgänge und würde auch jeden anderen Sklaven fort schicken, der sich anschicken mochte, die Männer zu bewirten. Würde etwas gebraucht werden, so wusste Cimon das es nur seine Aufgabe sein konnte.


    Alles wirkte sehr wichtig und...verschworen. Nein, da musste er nicht für lauschen...das verstand er auch so. Sein Blick traf kurz den seines Herren, doch sofort neigte er ergeben den Kopf um anzuzeigen, das er verschwiegen war und auf die Ungestörtheit der Herren acht geben würde.

  • Cimon verhielt sich genau so, wie Ursus es von ihm erwartete. Unaufdringlich sorgte er dafür, daß niemand störte oder gar lauschen konnte. Dabei hielt er sich sogar auf Abstand, würde also wohl allenfalls einen Teil der Unterhaltung mitbekommen. Als sich ihre Blicke trafen, nickte Ursus ihm zu. Der Nubier war absolut verläßlich. Wenn man jemandem sein Leben blind anvertrauen konnte, dann ihm.


    Als Durus mit seinem Bericht begann, konzentrierte sich Ursus ganz auf seine Worte. Appius Cornelius Palma. Ursus schüttelte den Kopf. "Nein, ich kenne ihn nicht. Seinen Namen habe ich ein oder zwei mal nennen hören, mehr aber nicht. Ich muß mich also auf euer Urteil verlassen, daß er ein guter Kaiser sein wird. Du hast gesagt, er wäre bereit, die Nachfolge von Valerianus anzutreten. Doch nach Deinem letzten Satz zu urteilen, ist er nicht wirklich eingeweiht? Er denkt wohl eher an ein natürliches Ableben des Kaisers?" Auch Ursus würde ein solches vorziehen. Das hatte er schon immer gesagt. Leider tat der totkranke Mann ihnen den Gefallen nicht, auf natürliche Weise zu sterben. Daß der Mann aber auch nicht von sich aus abdankte! Er mußte doch erkennen, daß er nicht regierungsfähig war! Seit so vielen Jahren siechte er dahin. Er zwang seine Umwelt geradezu dazu, solche Pläne zu schmieden. Schon gar mit solch einem skrupellosen Vertreter, wie Salinator es war. "Meinst Du, er wäre bereit, diesen bedeutungsvollen Schritt weiter zu gehen?"

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