Die Wahlsiegfeier des Caius Flavius Scato | Atrium

  • Ein verschmitztes Grinsen umspielte Prisca´s Mundwinkel als sie sich gedanklich ausmalte welche "Behandlung" der Flavier ihr wohl zu gedacht hatte. Oh oh, er scheint mich offenbar ernsthaft erobern zu wollen! Diese Botschaft kam zumindest bei Prisca an, als sie dem tiefen Blick des Flaviers begegnete und diese Erkenntnis jagte ihr wiederum einen wohligen Schauer über den Rücken. In Bezug auf seinen Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit bildete Scato wahrlich keine Ausnahme zu den übrigen Flaviern, die Prisca kennen gelernt hatte und jede andere Erkenntnis als diese wäre schlichtweg enttäuschend gewesen. Schade nur, dass ich mich eigentlich auf so etwas nicht einlassen darf. Aber warum eigentlich nicht? ...


    Prisca war hin- und hergerissen zwischen Anstand und Abenteuerlust und letztendlich konnte sie aber nicht aus ihrer Haut: "Ich denke, ich frage hier und heute besser nicht nach, mit welchen Mitteln du üblicherweise deine Ziele zu erreichen gedenkst … ", sprach zweifellos Neugier aus ihrer verführerisch süß klingenden Stimme heraus, mit der sie dem Flavier antwortete: "Für den Augenblick genügt es mir völlig zu wissen, dass du ein Mann der Tat bist" Priscas Augen spiegelten durchaus ein potenzielles Verlangen wieder, jedoch kühlte sich ihr feurig wirkender Blick merklich ab als sie den umstehenden Gästen gewahr wurde, auf die der Flavier schließlich mit seiner Bemerkung sozusagen hindeute und damit das Ende ihrer anregenden Konversation einleitete.


    Kurz sah Prisca zu den alten Matronen hinüber und hätten Blicke töten können, so hätte es wohl auf beiden Seiten Verluste zu beklagen gegeben. So sehr es mich auch reizen würde, … aber Seite an Seite mit dem Flavier, zu denen? … Nein, das würde nur für üble Nachrede sorgen. "Ich stimme dir zu. Letztendlich würde die Freude über die Reaktionen, die wir zweifellos damit auslösen würden, wohl nicht lange währen angesichts der Gerüchte, denen wir gleichsam damit Nahrung geben würden. Von daher begnüge ich mich mit unserem anregenden Gespräch, das ich sehr genossen habe ...", verabschiedete Prisca sich in gewisser Weise aus dem Gespräch, nicht aber von der Feier selbst und wer weiß, womöglich ergab sich ja schon bald die Gelegenheit für eine Fortsetzung: "Es liegt ganz bei dir zu bestimmen, ob, wann und wo wir uns wiedersehen", flüsterte Prisca ihrem Gesprächspartner noch verschwörerisch zurück, ehe sie wieder mit normaler Stimme weiter sprach: "Nun will ich dich aber nicht länger deinen übrigen Gästen vorenthalten. Es war mir ein Vergnügen dich kennen gelernt zu haben, werter Flavius."


    Huldvoll neigte Prisca das Haupt zum Abschied und während sie dem Flavier noch einmal aufreizend zu lächelte, musste sie gleichzeitig an einen ganz Anderen denken, dem sie sich sehr verbunden fühlte. Der Flavier war nämlich nicht der Erste und womöglich nicht der Letzte, dem sie ein inoffizielles Wiedersehen versprach, aber ein schlechtes Gewissen hatte sie deswegen nicht (zumindest so lange nicht, wie daraus nichts ernsthaftes erwachsen würde) ...

  • Offenbar hatte Domitilla mit ihrer Bitte, ihr bei dem bevorstehenden Opfer zur Hand zu gehen ins Schwarze getroffen. In dem Tiberius, der ansonsten eher den Eindruck machte, als könne ihn nichts und niemanden ins Wanken bringen, zeigte nun offenes Interesse, welches keinesfalls nur gespielt sein konnte. Domitilla ihrerseits gab natürlich gerne Auskunft darüber, auch wenn der Anlass etwas sehr Persönliches war und sie keinesfalls gewillt war, sich dem Tiberius, der ja trotzallem immer noch ein Fremder für sie war, gänzlich zu offenbaren.
    „Vor fünf Jahren, als mein Vater mich zu unseren Verwandten nach Baiae schicken wollte, geriet mein Reisewagen in ein schlimmes Unwetter und wurde von einer Schlammlawine hinfort gerissen. Alle meine Sklaven wurden dabei getötet. Nur ich überlebte schwerverletzt.“ Die Flavia geriet ergriffen ins Stocken. Selbst nach so langer Zeit fiel ihr die Erinnerung schwer. Die Götter hatten ihr damals nicht nur das Leben gerettet. Sie hatten sie auch vor einem Leben in Langweile an der Seite eines greisen Ehemanns bewahrt.
    „Seither ehre ich die Götter jedes Jahr an diesem Tag mit einem Opfer und danke ihnen für ihre Güte.“ fuhr sie schließlich fort und lächelte etwas verlegen, als habe man sie gerade eben ertappt.
    Mit dem Claudius darüber zu sprechen war ihr weitaus leichter gefallen, als es nun bei dem Tiberius der Fall war. Centho war ganz anders gewesen, als sie ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Er war so lebendig, so voller Leidenschaft gewesen. Damit hatte er sofort Domitillas Aufmerksamkeit gewonnen. Im Vergleich dazu entsprach der Tiberius eher einem kalten Fisch.
    „Aber du hast recht," fuhr sie weiter fort. "Lass uns die Details zu einer passenderen Gelegenheit erörtern.“ Domitilla nippte noch einmal an ihrem Glas. Dann rief sie einen der Sklaven herbei, der den Gästen kleine Häppchen reichen sollte. Auf einer Platte waren verschiedenste herzhafte, aber auch süße Köstlichkeiten arrangiert, wie zum Beispiel gefüllte Pfaueneier, mundgerechte Stückchen vom Siebenschläfer, mit Nüssen gefüllt oder aber auch Datteln, die man mit Ziegenkäse gefüllt hatte.
    „Hattest du bereits Gelegenheit von diesen Köstlichkeiten zu goutieren? Caius hat keine Kosten und Mühen gescheut.“ Domitilla bediente sich und griff nach einer Dattel, die sie schließlich munden ließ.

  • Eine Weile bereits hatte es sich Domitilla nicht nehmen können, hin und wieder zu ihrer ehemaligen Schwägerin hinüberzulinsen. Seitdem sie ihr Erscheinen bemerkt hatte, drängte es Domitilla dazu, der Aurelia ihre Aufwartung zu machen. Doch dann war ihr ihr Neffe zuvorgekommen, dem es ganz offensichtlich ein besonderes Vergnügen war, mit der Patrizierin zu plaudern. Da sich die beiden wohl schon kannten, hielt sie es für unangebracht, die traute Zweisamkeit durch ihr Erscheinen zu stören. Drum hielt sie sich an die anderen Gäste, mit denen sie sich, um des Zeitvertreibs willen, unterhielt.
    So hatte sie sich recht bald in den Fängen einer Matrone, einer gewissen Livia Pollutia, wiedergefunden, als sie ihr gegenüber ganz blauäugig nebenbei bemerkt hatte, dass sie noch unverheiratet war. Schon bald sollte sich herausstellen, dass dies ein schwerwiegender Fehler gewesen war. Die Livia überschüttete sie daraufhin mit einer Menge guter Ratschläge zum Thema Ehe, die sie scheinbar im mühevoller Kleinarbeit jahrelang gesammelt hatte, um sie nun endlich der Menschheit kundzutun. Ganz gleich was Domitilla nun auch unternahm, um sich der Matrone und ihren Lektionen zu entziehen, so leicht entließ die Livia ihre Beute nicht. Sehnsuchtsvoll richtete die Flavia einen verstohlenen Blick hinüber zu Scato und ihrer Schwägerin. Nur dunkel konnte sie sich noch an Prisca erinnern. Sie fragte sich, ob es noch mehr gab, was die beiden Frauen verband außer dem Andenken an den verstorbenen Bruder, beziehungsweise an den verstorbenen Ehegatten.
    Die Livia plapperte und plapperte und konnte durch nichts gebremst werden. Doch dann nahm sich Domitilla ein Herz und startete die Flucht nach vorne. „Bitte entschuldige mich Livia. Ich glaube, mein Neffe braucht meine Hilfe.“ Sie unterbrach die Matrone mitten in ihrem Satz und ließ sie dann einfach stehen, was die Liva nur mit einem konsternierten Blick würdigte.


    Domitilla näherte sich vorsichtig der Aurelia, die noch immer mit ihrem Neffen im Gespräch war. In der Hoffnung, die beiden bei nichts von Belang zu stören, begrüßte sie schließlich den aurelischen Gast, wie eine Bekannte, die sie schon ewig lange nicht mehr gesehen hatte.
    „Prisca? Bist du das? Es ist ja schon so lange her! Wie schön, dich hier zu sehen! Sicher kennst du mich gar nicht mehr! Ich bin´s. Aulus´ Schwester, Domitilla.“ Als sie sich zum letzten mal gesehen hatten, war Domitilla noch ein verwöhntes launisches Kind gewesen, doch nun war sie eine erwachsene Frau.

  • Zitat

    Original von Aurelia Prisca


    "Es war mir eine Freude Aurelia.", erwähnte Scato erneut und schenkte ihr noch einen tiefen Blick in die Augen, bevor er langsam an ihr vorbei Schritt um sich auf den Weg zum nächsten Grüppchen von Gästen zu machen, zu welchem er noch nicht vorgedrungen war. Während er gerade auf der gleichen Höhe wie Prisca war, sozusagen direkt neben ihrem Ohr, hielt er an um seinen Becher auf ein Tablett abzustellen, und sich einen neuen zu nehmen.
    Diese kleine Pause nutzte er um ihr leise etwas zuzusprechen, und gleichzeitig gänzlich mit anderem beschäftigt zu wirken..
    "Wenn es ganz an mir liegt, solltest du deine Post in Zukunft aufmerksam lesen.", flüsterte Scato und blickte dabei bewusst auf das Tablett und den Becher vor ihm, und versicherte der Aurelia gleichzeitig dass er gewillt war sie wiederzusehen. Von anderen Herren ahnte er ja nichts, und noch war dies noch ein spielerisches Geplänkel, sodass es ihm vielleicht nicht unbedingt egal gewesen wäre davon zu wissen, sondern lediglich seinen Ehrgeiz weiter angespornt hätte.
    Mit einem neuen Becher in der Hand ging Scato nun einige Schritte weiter, und begrüßte die Gäste wie üblich gespielt galant, obgleich dies eigentlich nicht seinen wahren Charakter wiederspiegelte..

  • Ächzend kam, von einem Sklaven gestüzt, langsamen und sehr vorsichtigen Schrittes Flavius Furianus. Der Senator ließ es sich nicht nehmen hier wenigstens kurz präsent zu sein, wusste er doch um die immanente Wirkung seines Fernbleibens auf die Feierlichkeiten seines Tiro.


    Leicht mit der freuen Hand zuwinkend, senkte er ab und mal den Kopf und lächelte milde, wenn er eine bekannte Persönlichkeit sah. Leider schien es derer nicht allzu viele zu geben. Lag es an dem weniger erlauchten Kreis der Bekanntschaften seines Tiro oder doch eher an seinem andauernden Abriss zu den gesellschaftlichen Kreisen Roms? Darüber wollte er sich später den Kopf zerbrechen. Derweil hustete er noch kräftig, ehe er sich auf die nächstbeste Kline bettete und ab und an ein paar Trauben genüsslich in den Mund fahren ließ.
    Seinen Sohn hatte er ebenfalls noch nicht erblickt, obwohl diesem ein wenig gesellschaftlicher Teint auch gut stehen mochte.

  • Der Auftritt Onkel Furianus', dessen Manius Minor seit Unzeiten nicht mehr ansichtig geworden war, entfernte seine Appetenz weg von den auf Dauer doch wenig erbaulichen Löwen, welche augenscheinlich irgendetwas erwarteten. Während der Knabe sich dem Anverwandten zuwandte, welcher gefahrlos zu addressieren war, ohne die infantile Xenophobie des jüngsten anwesenden Flavius zu regen, bedachte er indessen dennoch, ob der Löwe seines Oheims ebenfalls eine derartige Gebrechlichkeit aufwies wie der alte Senator.
    "Salve, Onkel Furianus!"
    , grüßte er artig und küsste die Hand seines Opponenten, wie es sich für einen Knaben gegenüber einem ehrfurchtgebietenden Alten geziemte.
    "Wie ist Dein wertes Befinden, verehrter Onkel?"

  • Auch Scato war der zugegeben etwas gebrechlich wirkende Auftritt seines Onkels nicht verborgen geblieben. Zielstrebig machte er sich durch die Menge auf den Weg seinen Lehrmeister und Verwandten zu begrüßen, doch Manius Minor kam ihm zuvor, was ihn keineswegs zu ärgern vermochte..
    "Onkel! Eine Freude dich zu sehen, besonders, da wir heute gewissermaßen unseren Erfolg genießen wollen." begrüßte Scato Furianus, nachdem er abgewartet hatte dass Manius Minor seine Worte gesprochen hatten, "Wie auch Manius Minor hoffe ich, dass du wohlauf bist."

  • Der Senator war sich bewusst, dass der ein oder andere sich womöglich zu ihm gesellen würde - ob nun aus purer Höflichkeit, den gesellschaftlichen Gepflogenheiten sich um die Alten zu kümmern oder schlichtweg für persönliche Vorteile. Er hatte einen kleinen Ansturm mehr oder minder erwartet, so dass er den Sohn seines Vetters sorgfältig auf den Kopf tätschelte, als dieser sich zu ihm beugte, um den Kuss aufzubringen.


    "Salve, Manius Minor. Wie groß du doch geworden bist.", merkte er an, ehe er eine weg werfende Bewegung vollzog. "Die Götter haben sich wohl noch nicht entschieden, was mich anbelangt. Den einen Tag strotze ich vor Kraft, den anderen vor Zweifel den nächsten zu überstehen."


    Just in diesem Moment kam Scato, der glückliche Sieger der letzten Wahlen. Auch wenn sich der Lehrer zu rar gemacht hatte, freute er sich umso mehr, dass der Zögling auch alleine recht gut laufen konnte.


    "Deinen Erfolg, Caius, deinen. Ich habe, und die Götter sind meine Zeugen, zu wenig Anteil daran. Dennoch freue ich mich mit dir. Die erste Hürde ist genommen. Weitere sollen in Windeseile folgen!", gab er pathetisch von sich und blickte dann beide Jünglinge scharf an.
    Vom wuchs her schien der eine dem anderen im Vorteil, von den sanften flavischen Gesichtszügen hatten beide, doch was im Inneren vorging, wusste der Senator kaum.


    "Manius Minor, wenn du Caius siehst, lockt dich nicht auch ein baldiger Triumph im Cursus Honorum? Oder bist du, und so habe ich deinen Vater stets in Erinnerung, eher der Stratege denn forscher Abenteurer?"
    Ja, das hatte auch Furianus stets von Manius unterschieden. Während der eine bedächtig den Cursus Honorum durchschritt, minitiös seine Laufbahn plante, riss Flavius Furianus alles in kürzester Zeit an sich. Er war gierig. Vielleicht zu oft zu gierig.
    "Und du, Caius, forsch zu den Sternen oder bedächtige Agitation und damit Nachhaltigkeit?", blickte er den jungen Politiker an, ehe die Antwort Manius Minors abzuwarten.

  • Zitat

    Original von Caius Flavus Scato et Flavia Domitilla
    "Wenn es ganz an mir liegt, solltest du deine Post in Zukunft aufmerksam lesen." ... / ...


    „Prisca? Bist du das? Es ist ja schon so lange her! Wie schön, dich hier zu sehen! Sicher kennst du mich gar nicht mehr! Ich bin´s. Aulus´ Schwester, Domitilla.“ Als sie sich zum letzten mal gesehen hatten, war Domitilla noch ein verwöhntes launisches Kind gewesen, doch nun war sie eine erwachsene Frau.


    "Ich werde meine Korrespondenz fortan geflissentlich lesen, versprochen", versprach Prisca im Flüsterton und mit einem verstohlenen Blick sah sie dem Flavier nach, als dieser sich hinüber zu der Gruppe älterer Politiker samt Gattinnen begab. Der Anblick der übertrieben aufgetakelter Matronen, deren Gesichtsfalten selbst durch die fingerdicke Schminke hindurch schimmerten, hatte Prisca schon immer amüsiert doch mit zunehmendem Alter wurde ihr mehr und mehr bewusst, welch schreckliches Schicksal auch ihr bevor stand. Du meine Güte, werde ich womöglich auch einmal solche Gräben im Gesicht tragen? Brrrrrr .. Oh nein. Nein nein! So wie die da, will ich nicht aussehen, wollte es Prisca einfach nicht wahr haben, dass der Zahn der Zeit auch an ihr nagte, fand sie doch nach dem prickelnden Gespräch mit Scato wieder einmal ihre anziehende Wirkung auf Männer bestätigt. Und diese schöne Erkenntnis entschädigte wiederum für manche Jahre, die sie den jüngeren Damen der Gesellschaft voraus hatte.


    Damen? Naja wohl eher Kinder! ..Oder besser: Kindische Gören, konnte es Prisca sich verkneifen kurz über jene Altersgruppe der jungen Hühner zu lästern, die untereinander über ihre angebliche Erfahrungen gackerten und die aber sofort knallrot anliefen und keinen Ton mehr heraus bekamen, sobald ein Mann ihnen Avancen machte. Ein paar solcher Hühner hatte Prisca unter den Gästen ebenfalls ausgemacht, doch zum Glück gab es nicht nur solche Extreme, sondern auch genügend positive Beispiele wie in Gestalt dieser jungen Frau, die plötzlich neben ihr stand.


    Das hübsche Gesicht war Prisca schon ein paar Mal unter den Gästen aufgefallen, aber erst jetzt erinnerte sie sich wieder daran, woher sie es kannte: "Domitilla! … Natürlich erinnere ich mich noch an die kleine Schwester meines Mannes." Diese kleine verwöhnte Göre, mit ihren ständigen Launen, die so schön hatte nerven können, wann immer Aulus und ich mal für uns allein sein wollten: "Wie lange mag das her sein? … Lass dich mal anschauen", grüßte Prisca freundlich lächelnd und ebenso vertraut zurück und dank der Erwähnung der Beziehung zu Aulus, war ihr auch der passende Name wieder eingefallen.


    Mit einem ankerkennenden Blick musterte Prisca ihr Gegenüber von oben bis unten. Domitilla hat sich wirklich zum Guten gewandelt. Zumindest äußerlich. Ob sie immer noch so launisch und verwöhnt ist? Andererseits, welche Patrizierin war das nicht? "Du meine Güte, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind. … Aus dir ist ja eine richtige hübsche junge Dame geworden", ließ Prisca sich schließlich zu einem der wenigen Komplimente hinreißen, die sie auch ehrlich meinte. Ansonsten ging sie eher sparsam damit um, insbesondere wenn es um das Aussehen anderer Frauen ging. Oder besser gesagt: "Konkurrentinnen" (noch dazu wenn diese jünger waren). In solchen Fällen neigte Prisca gerne dazu, das Äußere dieser jungen Dinger subjektiv zu betrachten und zu beurteilen, um irgendwo das sprichwörtliche "Haar in der Suppe zu finden".


    In Domilitlla´s Fall hätte sie sicher auch etwas finden können, wenn sie nur lange genug danach gesucht hätte, doch lag es Prisca fern dies zu tun: "Wie geht es dir denn? … Bist du eigentlich schon verheiratet?" Sicher ist sie das nicht. Von der Hochzeit hätte ich wissen müssen "Zumindest viele Verehrer dürftest du aber bereits haben, nicht wahr?", zwinkerte Prisca ihrer Schwägerin gut gelaunt zu um - neugiereig wie sie numal war - etwas mehr von ihr zu erfahren.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus


    Natürlich freute sich Scato über die Worte seines Onkels, und dennoch, die mahnend wirkende Frage ließ ihn kurz stocken, denn immerhin war sein Onkel eben Teil seiner Familie, und er gelobte dort Ehrlichkeit, und trotzdem waren seine innersten Gedankengänge eventuell ein wenig zu ehrlich, auch für seinen inneren Kreis.
    Scato wollte Macht! Es ging ihm nicht um Geld, die Flavii mussten sich diesbezüglich keinerlei Sorgen machen, doch Scato wollte schnell hoch hinaus, forsch zu den Sternen wäre wohl die passende Antwort gewesen, doch die letztere schien die richtige zu sein, auch wenn Scato das nicht so direkt aussprechen wollte..
    "Nun Onkel, es würde mich freuen wenn du mich auf meinem weiteren Weg begleiten und ein wenig führen würdest. Ich habe sicher noch viel zu lernen." entgegnete er Furianus, und in der Tat war das auch aufrichtig gemeint, er hegte keinerlei Absichten seinen Onkel zu hintergehen, doch sein Ziel war eindeutig eine machtvolle Position im Herzen Roms..

  • Mit gewisser Compassion vernahm der jüngste Flavius die Leiden des ältesten der Anwesenden, dessenungeachtet eingedenk der Gewohnheit älterer Menschen, ihre Unzulänglichkeiten stets lautstark zu beklagen, sodass deren Seriosität bisweilen durchaus infragezustellen war. Ehe er jedoch sich neuerlich zu äußern imstande war, erschien Scato und begrüßte ebenfalls den greisen Senator, sodass der Knabe artig zu warten hatte.


    Erst als Furianus ihn ein weiteres Mal direkt adressierte, fühlte er sich geneigt, die Unterredung zu bereichern:
    "Nun, ich bin ja erst fünfzehn, somit womöglich noch ein wenig zu jung."
    In der Tat fühlte er sich gar beim Rhetor, der ultimativen Vorstufe zum Eintritt in die politische Laufbahn, als jüngster der Kommilitonen oftmals unterlegen, sodass er noch keinerlei Gedanken daran verschwendete, den zweiten vor dem ersten Schritt zu tun.
    "Indessen gedenke ich durchaus, beizeiten meiner Familie jene Ehre zu bereiten, derer sie würdig ist."
    ...und welcher Manius Maior, obschon undetektiert und verborgen, trotz sämtlicher Strategien verlustig gegangen war, da in diesem Fall doch 'Furchtsamkeit' den adäquaten Opponenten zu 'Abenteuerlust' darstellte. Diesen Makel reinzuwaschen war aktuell die wichtigste Intention des Knaben, aufgrundderer er bereitwillig die Lasten der Edukation inmitten Älterer trug und mit größtem Fleiß sich abmühte.

  • Lepidus schien gar nicht so unbeeindruckt von dieser Geschichte, zumal selbst ihm die Schwere nicht verborgen bleiben konnte, mit der Domitilla von diesem Ereignis sprach. Am liebsten hätte er es durchanalysiert und versucht den Willen der Götter durch jedes Detail der Vorkommnisse zu ergründen, doch in Anbetracht der wohl nicht allzu schönen Erinnerungen, beließ er es dabei lediglich sein Erstaunen kundzutun. "Selbst mit meiner inzwischen langjährigen Erfahrung im Dienste der Götter ist mir eine solche Geschichte noch nicht begegnet. Einmal mehr zeigt sich, auf welch vielfältige Weise die göttlichen Kräfte in unser Leben eingreifen." Und das war noch sehr harmlos formuliert. "Doch eines ist sicher gewiss: Du scheinst den Göttern sehr präsent zu sein. Alles um dich herum ließen sie sterben und zeigten wie vergänglich alles ist, was neben dir existiert. Nur du stehst hier vor mir, scheinbar völlig genesen von diesem schweren Schlag. Ich bin überzeugt, die Götter haben noch großes mit dir vor und mit diesem Eingriff in dein Leben, führten sich dich auf einen neuen Pfad, auf dem dir womöglich noch bemerkenswertes bevorsteht" Nun hatte er es sich doch nicht nehmen lassen, die wenigen Informationen, die er bekam, ein wenig zu deuten. "Bei Gelegenheit sollten wir wirklich ausführlicher darüber sprechen." Derweil ließ sich Lepidus nicht zweimal bitten, ebenso ein paar Snacks zu sich zu nehmen. So wie auch die Flavia, so griff er ebenfalls nach einer Dattel - nicht, dass er sie spiegeln wollte, aber allgemein griff man ja auch gern nach dem, was schon alle anderen anrührten. Das war schließlich immer ein Zeichen, dass die Ware begehrt und damit auch qualitativ hochwertig war. Inzwischen war auch ein hustender alter Mann aufgetaucht, an den sich Lepidus noch aus dem Senat erinnern konnte. Bei seiner Kandidatur zum Viginitiviri war dieser Flavier einer der wenigen, der ihm seine Fürsprache erteilte und da sich Lepidius nicht erinnern konnte, zuvor auch seine Klinke geputzt zu haben, war dieses Lob sogar halbwegs ehrlich und nicht durch Schmeicheleien erkauft. Eher rhetorisch fragte er dann auch in Richtung Domitilla "Sag, ist dies etwa Senator Flavius Furianus?" Und während dieser sich schwächlich wirkend auf eine Kline niedersinken ließ, fragte er auch gleich noch deutlich weniger rhetorisch. "Ich hoffe, sein gesundheitlicher Zustand ist einigermaßen in Ordnung?" Natürlich hatte Lepidus auch begrenztes Mitleid für seinen Standesgenossen, doch hätte er wohl nicht leugnen können, dass er eher an einem Informationsvorsprung interessiert war. Wenn irgendwo in Rom ein wichtiger Mann zu sterben drohte, konnte man sich gleich als erster Aasgeier betätigen, und um die Lücken kreisen, die dieser im Kreise der höheren Gesellschaft zweifellos lassen würde.

  • Wie schnell doch die Zeit vergangen war und wie sehr sich die Dinge verändert hatten. Domitilla erinnerte sich an den Tag, an dem ihr Vater ihr mitgeteilt hatte, dass ihr Bruder gestorben war. Auch wenn sich die Bindung zwischen Aulus und ihr aufgrund ihres familiären Hintergrunds nie wirklich richtig festigen konnten, hatte sie aufrichtige Trauer empfunden und hätte nichts lieber getan, als nach Rom zu reisen, um bei den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Doch damals hatte sie noch zu sehr unter der Fuchtel ihres Vaters gestanden, der ihr die Reise schlichtweg untersagt hatte. So hatte sie aus der Ferne trauern müssen. Und Prisca…? Was hatte sie damals eigentlich für ihre Schwägerin empfunden? Rückblickend war das gar nicht so einfach zu beantworten, da ihre Beziehung zu ihr doch recht… oberflächlich gewesen war. Wahrscheinlich war es der Altersunterschied gewesen… oder wer wollte sich schon freiwillig mit einer pubertierenden Dreizehnjährigen abgeben, die dazu noch schrecklich verwöhnt und zuweilen auch zickig war?


    Doch nun, nach so vielen Jahren schien sich einiges geändert zu haben. Domitilla hatte sich natürlich zwangsläufig - zumindest körperlich - verändert, weil sie nun erwachsen war. Doch von ihren täglich schwankenden Launen konnten ihre Sklaven ein Liedchen singen. Jedoch gab sie sich in Gegenwart von Gleichgestellten manchmal zurückhaltend und beobachtete erst einmal aus der Ferne. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, weswegen sie die Aurelia nicht schon viel früher zu anderen Gelegenheiten angesprochen hatte. Nun aber was es aber vollbracht. Sie stand vor ihr, ließ sich von ihr mustern und lächelte artig dabei, wie es für gewöhnlich ältere Anverwandte taten, die ein Kind der Familie lange Zeit nicht gesehen hatten. „Acht Jahre ist es her… acht Jahre.“ Eine ewig lange Zeit, die auch an der Aurelia nicht spurlos vorbei gegangen war. Nicht etwa, dass sie inzwischen unansehnlich geworden war. Für ihr Alter sah sie doch noch recht… frisch aus, urteilte Domitilla für sich. Nein, die Aurelia schien endlich etwas mit ihr anfangen zu können – Domitilla war eben kein Kind mehr…


    „Vielen Dank, Prisca. Aber wie mir scheint, konnte auch dir die Zeit nichts anhaben. Du hast dich kein bisschen verändert.“ Nun ja, abgesehen von ein paar Fältchen hier und ein paar Fältchen dort. Aber sie wollte ja auch nicht zu kleinlich sein. Viel mehr überwog eigentlich ihre Freude, sie wiederzusehen. Neben Claudia Catilina, die jedoch sehr zurückgezogen lebte, beherbergte die Villa derzeit sonst keine anderen Damen, was die Konversation in Sachen Frauengespräche doch empfindlich einschränkte.
    „Oh, danke der Nachfrage! Mir geht es sehr gut, seitdem ich vor einigen Monaten wieder nach Rom zurückgekehrt bin… Nein, verheiratet bin ich noch nicht… doch ich arbeite daran,“ ließ sie sie scherzhaft wissen. „Hast du denn nach Aulus´ Tod wieder geheiratet?“Zwar kannte sie die Antwort schon, da ihr Neffe sie hatte wissen lassen, dass er ein gewisses Interesse für sie hegte, doch war diese Frage doch förderlich, um die Unterhaltung weiter am Laufen zu halten.
    „Nun ja, es gibt da jemanden… vielleicht…“ antwortete sie mit einem vielsagenden Lächeln. Schade nur, dass er der Einladung nicht gefolgt war, warum auch immer, so dass ihre Bekanntschaft endlich offiziell würde. Im Grunde war eine mögliche Verbindung zu dem Claudier wieder ein wenig mehr in weite Ferne gerückt, was sie verständlicherweise doch sehr belastete.

  • Wie erwartet hatte ihre Geschichte genau die Wirkung erzielt, wie sie es bei den meisten anderen Menschen tat, die sie bereits gehört hatten. Und Domitilla selbst war heute noch, fünf Jahre nach diesem schrecklichen Erlebnis, ganz davon ergriffen und konnte ihr Glück, welches ihr damals widerfahren war, selbst kaum glauben. Der Tiberius hatte ganz recht. Es war der Wille der Götter gewesen, ausgerechnet sie am Leben zu lassen. Aber was noch viel wichtiger für die Flavia war, die Götter hatten sie auch vor jener Ehe bewahrt, die ihr Vater seinerzeit arrangiert hatte. Allerdings erwähnte sie diesen Aspekt mit keinem Wort vor dem tiberischen Gast, was wohl durchaus darauf zurückzuführen war, da sie Lepidus erst wenige Minuten kannte.


    Der Tiberius indes war dem ersten Eindruck treu geblieben, den er bei Domitilla erzielt hatte. Bislang hatte er sich als der perfekte Römer schlechthin hervorgetan, der die Tugenden wahrhaftig lebte und der, wie sollte es auch sein, ein versierter Vertreter seines Metiers war. Doch was sich wirklich unter seiner Fassade verbarg, konnte wohl nur er selbst beantworten. Auf Domitilla wirkte er aberweiterhin recht kühl und unerreichbar, auch wenn er sich die größte Mühe gab, freundlich und interessiert zu wirken. Und dennoch gefiel es ihr, als er damit begann, ihre Geschichte zu analysieren und seine Schlüsse daraus zu ziehen.
    „Ich kann dir versichern Tiberius, dass selbst ich mich heute noch frage, warum die Unsterblichen mich damals als einzige erretteten und nicht auch meine Sklaven…“ …und - aber das hatte sie bisher noch niemand anvertraut - weshalb die Götter ihr Laenas geschickt, der junge Mann, der sie damals gerettet hatte. Ihr Retter, für den sie einst tiefe und aufrichtige Gefühle gehegt hatte, war längst aus Domitilla Leben verbannt worden. Ein einfacher Hirte und eine Patrizierin, das passte einfach nicht zusammen! Doch manchmal, wenn sie sich ganz für sich allein wähnte, waren ihre Gedanken wieder bei ihm. Dann hasste sie sich dafür, was sie ihm angetan hatte.


    In der Tat gab der Tiberius ihr neue Denkanstöße, um das Erlebte aus einer völlig neuen Sichtweise zu sehen, um so vielleicht eines Tages endlich eine Antwort auf das Warum zu finden. Dies empfand sie als sehr bemerkenswert und so war es nur selbstverständlich, dass sie auf Lepidus´ Angebot eingehen wollte. „Oh ja, das sollten wir wirklich! Vielleicht ergibt sich ja bereits in naher Zukunft eine Gelegenheit…“ , entgegnete sie ihm mit einem Lächeln voller Vorfreude. Vielleicht begegnete man sich ja in einem der Tempel oder unterwegs in der Stadt… oder vielleicht ließ sich auch etwas arrangieren…
    Doch nun war es erst einmal an der Zeit, einige der Köstlichkeiten zu probieren. Dem tiberischen Gast mundeten ganz offenbar die leckeren Bissen. Ihr Neffe hatte also auch in dieser Hinsicht alles richtig gemacht. Während sie sich diesmal für ein Häppchen vom Siebenschläfer entschied, lenkte Lepidus das Gespräch in andere Richtung. Ihr Blick ging zu ihrem Verwandten, der gerade eben erst zu den Feierlichkeiten dazu gestoßen war und es sich nun auf einer der Klinen bequem machte. Furianus wirkte alt und gebrechlich. Die wirren Zeiten während des Bürgerkrieges hatten wohl zusätzlich an seiner Gesundheit genagt. Doch auch wenn nun das Leben wieder in seinen normalen Bahnen verlief wurde er dadurch nicht mehr jünger. „Ja, das ist er,“ antwortete Domitilla in einer angemessenen Lautstärke. „Nun ja, er ist nicht mehr der Jüngste… So viel mir bekannt ist, leidet er an einer Lungenkrankheit… wenn du möchtest, kann ich dich gerne vorstellen.“ Für einen jungen aufstrebenden Mann wie den Tiberius war es mit Sicherheit eine willkommene Gelegenheit, mit einer großen Persönlichkeit wie Flavius Furianus zusammenzutreffen. Natürlich ahnte sie nichts von den wahren Beweggründen des Tiberius, sonst hätte sie sich gewiss verschwiegener gegeben.

  • Zitat

    Original von Flavia Domitilla


    "Acht Jahre?! …", echote Prisca nach außen hin gespielt fassungslos, während sie innerlich tatsächlich mit ihrer Fassung rang: Acht Jahre? Wirklich Acht? Acht???? … Ach ...du meine Güte, das ist ja wie eine Ewigkeit Wo war die Zeit nur geblieben? "Ich bin siebzehn!" Diesen Satz hatte Prisca damals zu Aulus gesagt, als er sie in der Hochzeitsnacht gefragt hatte. Naja eigentlich war sie da schon fast achtzehn gewesen. Und heute? XVII(I) + VIII = XXV(I) … das ist ja ein Vierteljahrhundert! …. Herrje, mir wird schlecht … Da half nur Ablenkung! Gebt mir Wein! Schwindelig war Prisca eh schon: Oder besser noch Opium! Das würde die Stimmung noch mehr heben. Doch zum Glück bedurfte es keiner solch drastischen Mittel denn Domitilla hatte das passende Kompliment parat.


    Ich hab mich also kein bisschen verändert? Das kann sie ja nur auf mein Äußeres bezogen gemeint haben … ist auch egal ... "Ich danke dir Domitilla", entgegnete Prisca gegenüber der Jüngeren freundlich lächelnd, ohne sich anmerken zu lassen wie erleichtert sie war. Ob Domitilla das nur so daher gesagt hatte oder sie es wirklich ehrlich meinte, wollte Prisca gedanklich gar nicht weiter hinter fragen. Fakt war, dass die Flavia sich sehr zum Guten "gemausert" hatte: Von der pubertierenden Göre zur hübschen jungen Dame …Eigentlich ungewöhnlich, dass sie noch keinen Mann hat Schließlich waren nicht alle Frauen so spät mit dem Heiraten dran, wie es bei Prisca der Fall gewesen war.


    Doch andererseits handelte es sich bei Domitilla um eine "echte Flavia"! Und "echte Flavia´s" wurden nicht einfach so an den Erstbesten verheiratet. Da musste schon alles passen! Hauptsächlich natürlich mussten die politischen Bande passen, die damit geschlossen wurden, aber darüber machte sich Prisca weniger Gedanken. Viel mehr ging es ihr persönlich um den/die Kandidat(en) und da war Prisca ziemlich wählerisch. Mit ein Grund, weshalb sie noch immer nach einem neuen Ehemann suchte ...


    "Nein, ich bin immer noch unverheiratet. Aber ...ich arbeite ebenfalls daran", entgegnete Prisca auf die Frage der Flavia vergnügt kichernd. Sie arbeitet daran … Das klang lustig und da das Thema "Männer" ohnehin eines von Prisca´s Lieblingsthemen war, ging sie sofort auf die Bemerkung weiter ein: "Du hast also einen Verehrer? … Einen heimlichen? ..Nein, Verehrer hast du sicherlich mehr als genug, denn nur ein Blinder könnte deiner Schönheit widerstehen. … Aber es gibt Einen, der dir besonders gefällt? … Wer ist es denn?", bohrte Prisca mit gesenkter Stimme, gut gelaunt und mit unverhohlener Neugier nach ...

  • Da hatte sie der Aurelia doch tatsächlich einen gehörigen Schrecken eingejagt! Aber acht Jahre waren nun schließlich auch kein Pappenstiel. In acht Jahren konnte viel, ja sogar sehr viel passieren, mal abgesehen vom voranschreitenden und unaufhaltbaren Zerfall des weiblichen Körpers. Gnadenlos hinterließ das Alter nun mal seine Spuren: Ergraute Haare, tiefe hässliche Falten im Gesicht, Cellulite an den Beinen und am Allerwertesten und nicht zuletzt forderte auch noch die Schwerkraft ihren Tribut. Frau war also von Natur aus schon ganz schön gebeutelt. Doch glücklicherweise gab es gewisse Mittelchen, um die Boten des Alters geschickt zu verschleiern. Zweifelsohne kannte sich die Aurelia mit diesen dingen bereits aus.
    Domitilla indes fragte sich, ob sie sich Sorgen um die Ex-Schwägerin machen sollte. ‚Holt einen Arzt!‘, war sie bereits gewillt zu schreien. Doch der medizinische Beistand wurde dann doch nicht benötigt. Als heilender Balsam half ihr Kompliment, welches man durchaus auch zweideutig sehen konnte. Aber natürlich hatte die Flavia wohlweislich nur die besten Absichten im Sinn, vorerst zumindest. Ihre alte Kinderfrau Amalthea, die unglücklicherweise Opfer des schrecklichen Unfalls geworden war, den die Flavia vor fast fünf Jahren ereilt hatte, hatte sie stets dazu ermahnt, nicht mit Steinen zu werfen, wenn man selbst im Glashaus saß. Domitilla war sich zweifelsohne bewusst, dass das Thema „Alter“ auch in ihrem Fall eine gewisse Brisanz besaß. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man hinter vorgehaltener Hand über sie lästerte, da sie in ihrem fortgeschrittenen Alter noch immer nicht verheiratet war. Selbst ihr Vater hatte ihr bereits in Briefen mitgeteilt, nein angedroht, sich bald höchstselbst um das „Problem“ kümmern zu wollen. Ganz zu schweigen von ihrer Mutter, die sie in ihrem letzten Brief hatte wissen lassen, dass sie in ihrem Alter bereits schon längst wieder geschieden war.


    Da nun Domitilla, wohl eher aus Verlegenheit, bereits gewisse Andeutungen gemacht hatte, würde sich Prisca wohl kaum damit zufrieden geben und nicht eher ruhen, bis dass die Flavia sie auf den aktuellen Stand in Sachen „Verehrer“ gebracht hatte. Wie dumm nur, dass sie ausgerechnet mit einem Auserwählten aufwarten musste, der es vorgezogen hatte, der Feier ihres Neffen fern zu bleiben. Doch Domitilla wäre nicht Domitilla gewesen, wenn sie nicht auch dafür mit einer passenden Lösung aufgewartet hätte.
    Mit einem vielsagenden Lächeln, welches ihrer Bemerkung eine gewisse konspirative Note verlieh, antwortete sie schließlich. „Oh ja, einen heimlichen!“ So heimlich, dass er selbst nichts davon ahnt! Sie trat etwas näher an Prisca heran, schließlich sollte das, was sie der Aurelia nun anvertraute, nicht morgen schon die Runde in ganz Rom machen. „Ach was sage ich, eigentlich sind es ja zwei!“ Wenn schon, denn schon! „Leider ist der eine heute verhindert und konnte deshalb nicht zum Fest meines Neffen erscheinen… Aber der andere ist heute unter uns!“ raunte sie geheimnisvoll und bei ihrem letzten Satz fiel ihr Blick ausgerechnet auf den Tiberius, mit dem sie sich bereits zuvor unterhalten hatte...

  • Ihres Gottesfürchtigkeit ehrte sie und bei Lepidus stieß dieses Verhältnis, welches Domitilla zu den besagten Unsterblichen hielt, auf Wohlgefallen. Viel zu oft beklagte er sich darüber, dass es den meisten Römern heutzutage deutlich an der notwendigen pietas fehlte - nicht zuletzt hielt er dies auch für den vorwiegenden Grund für all die politischen Wirren der vergangenen Zeit. Die Strafe der Götter ist unerbittlich. Mangelnde Opferbereitschaft oder die Deklassierung der Rituale zu reinen Zweckmechanismen, sei es um Aufmerksamkeit zu erlangen oder das Volk zu beruhigen, waren ihm ein Dorn im Auge. Welch Erleichterung, dass es noch anständige patrizische Frauen gab, welche die lobende Ausnahme waren. Lepidus nickte, als sie sein Angebot annahm. Er fragte sich bereits, wann das nächste Treffen mit dieser Flavia wohl anstehen würde, doch darüber konnte man sich in der Tat auch noch später Gedanken machen.


    Nun war er erst einmal zufrieden, tatsächlich ein bisschen mehr über den Senator zu erfahren. "Ein Lungenleiden also... das ist sehr bedauerlich. Ich hoffe, es wird sich wieder geben", zeigte er sich betont Anteilsnehmend, auch wenn in ihm keine großen Gefühlsregungen auftauchten. Es gehörte ja dennoch zur Etikette. "Oh, wenn du mich vorstellen würdest, wäre ich dir überaus dankbar. Es gebietet ja allein schon die Höflichkeit einem so verdienten Manne Aufwartung zu machen und ihm bei Gelegenheit auch gute Besserung zu wünschen." Lepidus beendete so auch gleich das Verspeisen einer Dattel und war sichtlich bereit mit der Flavia hinüberzuschreiten.

  • „Oh ja, das ist es!“ pflichtete sie dem Tiberius bei. „Doch wir müssen das Leben so nehmen, wie die Götter gewillt sind, es uns zu geben.“ Das Alter und alle Gebrechen die es zwangsläufig mit sich brachte, waren schon eine üble Sache. Zum Glück war sie noch jung, blutjung. Obgleich gewisse Personen in ihrem Umfeld der Meinung waren, sie sei mehr als überfällig für eine Vermählung. Domitilla aber würde ihrem Vater den erwählten Kandidaten noch schmackhaft machen. Dann wäre auch dieses leidige Thema aus der Welt geschafft. Wie schade nur, dass er, der Erwählte, die Feierlichkeiten nicht mit seiner Anwesenheit beglückt hatte.
    Nach ihrer kleinen Reflektion war sie sehr schnell gedanklich wieder zurück bei dem Tiberier, der ihr Angebot, dem großen verdienten Senator Flavius Furianus vorgestellt zu werden, gerne annahm.
    „Aber natürlich kann ich das mit Freuden!“, antwortete sie vielleicht ein bisschen zu herzlich für ihre Verhältnisse. Nicht dass der Tiberius sich am Ende vielleicht noch falsche Hoffnungen machte, falls er ihre Freundlichkeit überhaupt wahrnahm.
    Auch Domitilla biss ein letztes Mal in das Häppchen, spülte mit einem Schluck Wein nach und tupfte sich vornehm den Mund ab. Dann erhob auch sie sich, um gemeinsam mit dem Tiberius ihrem hochverdienten Verwandten die Aufwartung zu machen. Sie nutzte einen geeigneten Moment, um ihren Verwandten anzusprechen.
    „Verehrter Lucius Furianus, darf ich dir den jungen aufstrebenden Tiberius Lepidus vorstellen? Er steht im Dienste der Götter und er zählt, ich glaube es sagen zu dürfen, zu den Bewunderern deiner glorreichen Verdienste.“

  • Zitat

    Manius Flavius Gracchus Minor


    Zitat

    Caius Flavius Scato


    Der Senator nickte bedächtig. Was sollte er schon groß sagen? Floskeln wollten sie sicherlich nicht hören, doch für mehr war er nicht bereit. Zumal sich in einer solch feierlich munteren Gesellschaft kein Gespräch von großer Ernsthaftigkeit führen ließ.
    Der Senator tätschelte den Kopf des Gracchus Minor und lächelte aufmunternd.


    "Fünfzehn Jahre! Ach, so jung bist du dann doch noch nicht. Eigentlich ist man nie zu jung, um die Bahnen, welches man sich auserwählt, zu beschreiten. Der Weg mag zäher sein, doch mit der Zeit fegt man die Steine hinfort, ebnet diesen und baut ihn so weit aus, so dass die Nachfolgenden ihn schnell erklimmen. Im Cursus Honorum oder im Kultdienste ist der flavische Weg recht gut ausgebaut."


    Dabei strich sein Blick auch Scato, welchen er nur kurz fixierte und einem wohlwollenden Nicken die Antwort gab, welche sich der Jüngling ohnehin hätte erhoffen dürfen. Natürlich würde er ihn unterstützen. Dafür war er da. Sein Leben lag hinter ihm. Die Verantwortung für ein neues Leben zu übernehmen war eine Wonne, die er sich nicht verbauen ließ. So, als lebte er ein zweites Mal. Und mit einer Weisheit, die nur ein Greis hätte haben können. Eine wunderbare Kombination.


    Just, als er nach dem Teller mit den saftigen Trauben greifen wollte, näherte sich eine sehr ansehnliche Frauengestalt.
    Tiberius Lepidus, der Name sagte ihm derzeit nichts. Anscheinend hatte er keine besonderen Verdienste aufzuweisen gehabt oder hing, wie manch einer, im Teufelskreise des Cursus Deorum herum. Vielleicht ein fleissiger und tüchtiger Mann, jedoch den Göttern so verschrieben, dass die Staatspflicht im Senat arg vernachlässigt wurde.
    "Natürlich, meine Liebe!", antwortete er charmant und küsste väterlich die Stirn der Verandten zum Gruß. Aufzustehen war ihm derzeit verwehrt.
    "Tiberius Lepidus also. Ein Mann der Götter! Die Tiberier lagen stets im Eifer die Pax Deorum zu erhalten und zum Wohle des Reiches auszubauen!", er hob den Zeigefinger: "Viel zu oft wird dieser Dienst nicht so gewürdigt, wie er sollte! Lass dich nicht beiirren gar zu früh weiter zu ziehen. Die Staatspflicht ist genau so wichtig wie die an den Göttern!"
    Zumal er dann den nachkommenden Flaviern nicht so schnell den Senatssitz würde streitig machen können. In solchen Dingen war der Consular zu sehr Flavier.

  • Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Der Senator nickte bedächtig. Was sollte er schon groß sagen? Floskeln wollten sie sicherlich nicht hören, doch für mehr war er nicht bereit. Zumal sich in einer solch feierlich munteren Gesellschaft kein Gespräch von großer Ernsthaftigkeit führen ließ.
    Der Senator tätschelte den Kopf des Gracchus Minor und lächelte aufmunternd.


    "Fünfzehn Jahre! Ach, so jung bist du dann doch noch nicht. Eigentlich ist man nie zu jung, um die Bahnen, welches man sich auserwählt, zu beschreiten. Der Weg mag zäher sein, doch mit der Zeit fegt man die Steine hinfort, ebnet diesen und baut ihn so weit aus, so dass die Nachfolgenden ihn schnell erklimmen. Im Cursus Honorum oder im Kultdienste ist der flavische Weg recht gut ausgebaut."


    Obschon der greise Flavius seine Minorität keineswegs für ein Hindernis eines politischen Debuts erachtete, so vermochte der junge Flavius diese Einschätzung keineswegs zu teilen, zumal er nicht nur hinsichtlich seiner Lenze, sondern auch hinsichtlich seiner Körpergröße und der Anzeichen seiner Pubertas seinen Altersgenossen unterlegen war und damit noch infantiler erscheinen mochte als dies tatsächlich der Fall war, was auch die joviale Geste Furianus' bekräftigte, der zweifelsohne einem Scato oder selbst einem Fusus mitnichten so despektierlich über das Haupt gestrichen hätte.
    "Zweifellos werde ich für die Pionierarbeiten meiner Anverwandten überaus dankbar sein, wenn die Zeit reif ist. Noch sollte ich zumindest den Unterricht bei meinem Rhetor vollenden."


    Doch schon hatte Furianus sich den übrigen Flavii zugewandt, welche nun einen Fremden präsentierten, welchen der Knabe ob seiner Fehlsicht zu identifizieren nicht imstande war. Zumindest ein Name wurde diesem indessen zugewiesen, sodass Manius Minor sofort einen Konnex zu jenem berühmten Tiberius konstruierte, welcher zu den Freunden der Flavii gezählt hatte. Die Nennung der Pax Deorum hingegen erweckte in dem jungen Flavius neuerlich Remineszenzen an die ausstehende Wahl der Collegia, welche ihm in demselben Maße wie Fusus noch bevorstand.
    "Welchem Collegium gehörst du an, Tiberius?"
    fragte er deshalb, den inidentifikablen Schemen fixierend, welcher zweifelsohne das Angesicht des Gastes repräsentierte.

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