[Campus Martius] Decimischer Kommandowechsel

  • Zitat

    Original von Quintilia Valentina
    Mit pochendem Herzen sah Valentina nach unten und beobachtete jeden Schritt ihres zukünftigen Mannes. Diesen Mann dort unten würde sie heiraten! Der, der so schneidig in seiner Uniform aussah. Fast wollte sie ein bisschen Angst befallen, denn ihr wurde sehr wohl bewusst, welches Amt ihr Zukünftiger nun bekleidete und was das auch für sie bedeutete.
    Als Serapio vortrat um ein paar Worte an das Volk zu richten, konnte Borkan neben ihr spüren, wie Valentina heimlich seine Hand ergriffen hatte und diese nun drückte.
    „Sieh ihn dir an.“ Raunte sie ihm zu und konnte ihren Blick nicht von Serapio nehmen.


    Was für eine Rede! Mir lief es heiß und kalt den Rücken runter. Erst die des Kaisers und aus meiner Sicht zumindest, toppte Serapio das auch noch. Oh ja er war am Ziel seiner Träume und was für eine hervorragende Figur er dabei machte. Ich war stolz einen solchen Mann meinen Freund nennen zu dürfen.
    Ich spürte Valentinas Hand und drückte sie meinerseits. „Er ist einfach wunderbar.“ Flüsterte ich ehrfurchtsvoll zurück. Dann schaute ich meine Freundin – ja Valentina war inzwischen genau das ...Freundin, Vertraute - an „Und bald schon ist er dein Mann.“ Ich lächelte sie an. Ja Serapio würde genau so eine Frau wie Valentina an seiner Seite brauchen. Eine auf die er sich verlassen kann. Und das er das kann hatte sie bewiesen. Sie war schon für ihn da gewesen, als keiner in Rom etwas mit ihm zu tun haben wollte. Als er noch der Geächtete war.

  • Als Borkan ihre Hand drückte, sah sie kurz zu ihm und nickte, ihre Wangen glühten, so aufgeregt und stolz war sie. Gleichzeitig aber auch so aufgeregt, denn Borkans Worte entsprachen der Wahrheit. Der Mann dort unten, der welcher eine so mitreisende Rede gesprochen hatte, der ganz alleine dort unten stand und auf den nun alle blickten und ihm zujubelten, das würde bald ihr Mann sein. Atemlos nickte Valentina und sie hielt Borkans Hand ganz fest. Sie würde ihn brauchen, nicht nur jetzt um nicht alleine hier sitzen zu müssen. "Ja, das wird er." Valentina nickte aufgeregt, dann blickte sie wieder zu Serapio, seine Rede war noch nicht beendet.

  • Soldaten wie auch Publikum jubelten, wie nicht anders zu erwarten, dem nicht ganz neuen Praefectus Praetorio zu, und natürlich stimmten auch die Urbaner mit ein - wie hätte das auch ausgesehen, wäre der Block an fast 2000 Soldaten nur still dagestanden? Aber reden konnte der Decimus definitiv, das musste man ihm lassen. Einen reichlich gelungenen Auftritt legte er vor versammelter Menge hin und Avianus war gespannt, ihn später als Offizier in seiner Höchstform und nicht nur auf einer Tribüne zu sehen. Die Zeiten in denen er ihn als Praefectus Praetorio erlebt hatte, waren lange her, reichlich kurz gewesen und zudem hatte er vom Blickwinkel des kleinen Soldaten aus keine allzu gute Sicht auf die damaligen Geschehnisse gehabt. Und was die jüngere Vergangenheit anging, hatte er von Decimus Serapios Tätigkeit als Tribunus nur recht wenig, wenn auch in erster Linie positives mitbekommen. Die Entscheidung des Kaisers würde Avianus natürlich nicht infrage stellen, ganz im Gegenteil, er glaubte oder hoffte zumindest, sie war ein Schritt in die richtige Richtung, um mit der Vergangenheit abzuschließen.
    Während er den leicht tänzelnden Hengst unter sich wieder zum still stehen brachte, versuchte er sein leichtes Lächeln im Gesicht zu behalten und richtete seinen Blick zur Tribüne hoch, wie der erneut frisch gebackene Praefectus seine Rede wohl fortsetzen würde.

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    Die lobenden Worte für seinen Verwandten gefielen Scipio natürlich und dass Serapio ein ausgezeichneter Redner war hatte er ja schon oft genug mitbekommen. Was dann folgte war etwas unerwartet, wenn auch nicht nun neu, auch wenn Scipio nicht genau wusste wie er es einschätzen sollte.
    "Ich weiß nicht genau was du nun ansprechen willst. Vom Bürgerkrieg weiß ich nur wenig und ehrlich gesagt ist alles was ich weiß genau das, was Serapio mir erzählt hat. Und mir schien es als hätte diese Zeit tiefe Narben hinterlassen, da er in seinen Augen nur seinen Aufgaben als Offizier nachging."
    Marcus trank einen Schluck. Er dachte kurz nach, eigentlich konnte Macer das aber nicht gemeint haben...


    "Was den Alltag angeht, ja er lebt sein Leben etwas anders als ich es tun würde. Was seine Arbeit als Offizier angeht kann ich es nicht beurteilen, das kannst du sicher besser, ich weiß nur dass er nicht unumstritten ist und man ihm auch nachsagt er hätte vieles nur Dank Livianus erreicht. Ich bin mir aber sicher dass dem nicht so ist."
    Dabei schaute er unbewusst hinüber zu Valentina und Borkan.


    "Er hat nie als Offizier unter meinem Kommando gedient, so dass ich ihn auch keineswegs eine längere Zeit beobachten konnte", betonte Macer noch einmal, dass er hier wirklich nur vage Eindrücke weitergeben konnte. "Aber im Bürgerkrieg wurde er ja in der Schlacht verwundet und das wohl eher fahrlässig in einer eigentlich völlig unkritischen Situation, sofern man den Schlachtberichten glauben kann. Und dass man in der Casa Decima ausgiebige Gelage feiert erzeugt auch nicht unbedingt den Ruf eiserner Disziplin", führte Macer dann aus, wober der zweite Teil mit einem Augenzwinkern gesprochen war, denn aus einer Saturnalienfeier würde sicher niemand grundsätzlich einen Skandal machen, auch nicht bei einem hochrangigen Offizier.

  • Von der Verwundung hatte er gar nichts gesagt... oder hatte Scipio es nur vergessen weil es nicht in das Bild von Serapio passte? "Ich kenne leider die Berichte nicht und daher kann ich zu diesem Vorfall nichts sagen. Aber es soll ja schon Tribune gegeben haben die von der Kloake nicht mehr zurückkamen, weil sie hineingefallen und daran erstickt sind. Wie man sieht, es hätte weitaus schlimmer sein können."


    Als Macer die Saturnalienfeier erwähnte musste Scipio lachen. "Bei meinen Eltern wurden die Saturnalien nicht so sehr gefeiert, ich war ziemlich überrascht wie es dann in Rom getan wird. Ich fand aber die Feier war dem Anlass sehr angemessen und die Götter dürften eine Menge Spaß gehabt haben."

  • "Damit hat sich dann aber auch auf natürliche Weise die Frage erledigt, ob sie sich für eine Beförderung eignen", griff Macer lachend das Beispiel der in der Kloake versunkenen Offiziere auf. "Und außerdem kann einem das nur passieren, wenn man seine persönliche Latrine benutzt und nicht die der Mannschaften. Da ist in einem Lager nämlich fast immer was los, was die Chancen erhöht, dass man rechtzeitig herausgezogen wird", fand er aus unerfindlichen Gründen plötzlich Gefallen an diesem eigentlich ja eher unappetitlichen Thema. "Ich kann dir also nur empfehlen, dich auch als Offizier zumindest ab und zu auf den Mannschaftslatrinen sehen zu lassen. Da bekommt man dann auch den wichtigen Soldatentratsch mit", würzte er das ganze dann noch mit einer weiteren Empfehlung.

  • Unermüdlich drehte sich das Rad Fortunas, stumpf und blind wie ein Mühlstein, der der Menschen Schicksale mahlte und zerrieb, hielt in ewigem auf und ab das Weltengetriebe in Gang... und doch: wie berauschend war es, so schwungvoll von jenem Rad emporgehoben sich zu sehen, hinaufzusteigen, nach oben, ganz ungeheuer oben, schwindelerregende Höhe...! Wie ein Tänzer auf dem Seil zu balancieren auf dem Scheitelpunkt des Glückes...
    Honigsüß tönte der Jubel in meinen Ohren. Ja, es zahlte sich eben aus, die Rede zu Hause vor dem Spiegel gründlich zu üben. Und wohl auch: daran zu glauben was man sagte. Zu wissen dass mein Vater mich so sah - mich, endlich wieder ein Decimer wie ein Decimer zu sein hatte, endlich wieder ein Sohn auf den man stolz sein konnte, auch dank seines Einsatzes und zuletzt seines noblen Verzichtes! – und meine Familie, Freunde und Geliebten auf der Tribüne, beflügelte mich ungeheuer! (Und ein klein bisschen auch der wohlige Gedanke daran, wie schmerzlich Mißgunst und Neid nun die, die mir immer noch übel wollten, zerfressen mußten.)
    Tief holte ich Luft... – wann hatte man schon mal Gelegenheit zu ganz Rom zu sprechen, das mußte man doch ausnutzen – und kam zum allgemeinen patriotischen Teil, verkündete kraftvoll, dann mit dem gebotenen schweren Ernst:


    "Wir alle wissen: Nur ein einiges Reich ist ein starkes Reich!
    Eine dunkle Periode unserer Geschichte liegt hinter uns: eine Zeit in der ungezügelte Machtgier und infamster Verrat unsere Patria ins Unglück stürzten. Eine Zeit in der wir Soldaten Roms schwersten Blutzoll leisten mußten. Eine Zeit in der das Volk Roms – besonders der einfache Mann und die einfache Frau von der Straße - jammervoll darben und leiden mußten. Doch auf die mattherzigen und trostlosen Jahre der Spaltung ist eine neue Zeit gefolgt! Unserem erhabenen Kaiser Tiberius Aquilius Severus gebührt dieser Verdienst, der die wahrhaft kaiserliche Kunst übt, Getrenntes und Zerissenes zu lebender Einheit zu verbinden, tiefe Gräben zu überwinden und schwärende Wunden zu heilen, um die Kräfte des römischen Volkes erneut zu verbinden und zu vereinen, zu den höchsten Zwecken des Staates - für ein einiges, glorreiches Rom!"

    Ich hielt inne, um den Beifallsrufen für unseren Kaiser an dieser Stelle Raum zu geben, dann fuhr ich etwas verhaltener fort:


    "Auch... dass ich selbst heute wieder hier stehe und zu euch spreche, ist natürlich ein Zeichen jenes Neubeginnes. Zu euch allen sage ich, zu euch Soldaten unter dem Banner des Skorpions und unter dem der Städtischen Kohorten, zu euch Bürgern und Würdenträgern Roms, zu allen Bewohnern der Stadt, von nah und fern stammend" - jede der angesprochenen Gruppen durch staatstragenden Blick und Geste miteinbeziehend, dann wieder lebhaft und zuversichtlich auffordernd - "ich sage: folgen wir dem segensreichen Vorbild unseres Kaisers! Streben wir danach, im Großen wie im Kleinen, in der Politik wie im Alltag, im öffentlichen Leben und in den Köpfen – ja, nicht zuletzt in den eigenen Köpfen drinnen! - die Gräben der Vergangenheit zu überwinden, den Neuanfang zu leben, gemeinsam für ein einiges und starkes Rom einzustehen!!"
    Eine Kunstpause, dann wurde es wieder ganz ernst...


    "Das heißt auch: großmütig sein. Gute Männer haben Fragwürdiges getan, in der dunklen Zeit, sei es verblendet durch die Lügengespinste der Verschwörer, sei es in soldatischer Treue zu ihrerseits verblendeten Kommandanten. So gibt es ja zum Beispiel noch immer Stimmen, die die Schändung des heiligen Pomeriums, das Marodieren der Soldaten der germanischen Legionen im sakrosankten Inneren unserer Ewigen Stadt, als ungesühnt ansehen, und verlangen, die Täter streng zur Rechenschaft zu ziehen. Diesen Wunsch kann man verstehen. Doch die wahren Schuldigen sind ja nicht diese Soldaten, es sind die Verschwörer selbst, die diesen Krieg verschuldeten – und die sind tot, im Tartarus für ihre Vergehen gemartert, und von keiner weltlichen Gerichtsbarkeit mehr zu erreichen. Ich sage, und ich plädiere dafür: den Neuanfang zu leben heißt auch, großmütig zu sein und an Fehlgeleiteten keine Vergeltung zu üben.
    Es heißt aber nicht: vergessen. Ganz im Gegenteil. Uns zu erinnern an die Schrecken des Bruderkrieges, wird uns eindringlich mahnen, nicht wieder, und hoffentlich sogar nie wieder zuzulassen, dass die mörderische Machtgier einzelner einen so gigantischen, verheerenden Flächenbrand entfacht. Auf dass solch schändlicher Verrat gegen Kaiser und Reich in Zukunft im Keime erstickt wird. Das heißt: auf der Hut sein, und wachsam - wir Männer der Garde, wir Römer, wir alle!"


    "Als ein Zeichen des Gedenkens habe ich beschlossen, anlässlich meiner Kommandoübernahme ein angemessenes Kriegerdenkmal für all die im Bruderkrieg gefallenen Kameraden zu stiften. Es soll ein Monument sein zur Erinnerung an alle Soldaten Roms, die von Pflicht und Mut beseelt ins Feld zogen, und dort ihr Leben ließen, unbesungene Helden in einem tragischen Krieg. Ganz gleich in welcher Einheit sie dienten, ganz gleich auf welche Seite das Schicksal sie verschlug, dort soll man ihrer würdig gedenken können!"
    Ursprünglich hatte ich eines nur für die gefallenen Prätorianer im Sinn gehabt. Aber ich wollte ja mit der neuen Zeit gehen.
    "Doch auch die Lebenden will ich nicht vergessen. Milites der Garde, es wird euch wohl nicht überraschen - aber vielleicht doch erfreuen. Ich lasse euch als euer wiederernannter Präfekt aus meinen Mitteln ein Donativum auszahlen: von einem Monatssold!"
    Das gab dann natürlich einen schönen Begeisterungssturm von Seiten der Garde. Wie gut, dass eine so wohlhabende Familie hinter mir stand, sonst hätte ich mir das niemals leisten können. Aber mit einer Hypothek auf das Cosenza-Weingut klappte es. Und wieder für die Zivilisten:
    "Ausserdem möchte ich für alle gleich ankündigen dass es nach dem Ende des zeremoniellen Teil heute und hier auf dem Marsfeld wieder etwas von der Kampfkunst der Garde zu sehen gibt. Und nachdem beim letzten Mal unsere Kavallerie geglänzt hat, wird heute unsere Feldartillerie im Mittelpunkt des Geschehens stehen!"
    Und markig schloß ich mit den Worten:
    "Militees, Bürger, Volk von Rom! Mögen wir uns gemeinsam, erfüllt vom patriotischen Geiste, der Zukunft zuwenden!
    Lang lebe der Kaiser! Ewig das siegreiche Rom! Vivat! Vivat!! Vivat!!!"

    Die Menschen stimmten ein, und die Hochrufe donnerten imposant über das Marsfeld...

  • Den Mund leicht geöffnet, die Augen unterlegt mit einem sublimen Strahlen und das Antlitz umhüllt von innerer Freude betrachtete Gracchus die Kommandoübergabe, respektive den Protagonisten dieses Augenblickes. Mochte Hephaistion auch zum Heroen erhoben worden sein, zweifelsohne würde er an diesem Tage nur ein mäßiges Bild abgeben im Vergleich mit Faustus. Ergriffen lauschte der Flavier den Worten Serapios als wäre dies die Offenbarung aller Geheimnisse der Existenz, gefangen von der persönlichen Präsenz, gleichwohl der Gewaltigkeit des Inhaltes - bis zu jenem Satz, da Faustus all seine Hehrheit für einen Augenblick zerstörte mit dieser unsäglichen Lüge, welche das Ende einer Ära verkündete, welche doch nicht vergangen war. Jubel und Applaus erhoben sich immer wieder über das Marsfeld - von Soldaten, von Gästen und Bürgern, und obgleich Gracchus suchte sich von dieser Euphorie hinforttragen zu lassen, so würde doch nichts - insbesondere keine noch so schönen Worte - seine eigene Last je gänzlich überdecken können, würde diese fade Dissonanz doch stets mitschwingen in jeder Sinfonie eines glorreichen Roms. Indes, selbst seine eigenen Kalamitäten vermochten an diesem Tage nicht ihn gänzlich hinab zu zerren in die tiefen Gefilde larmoyanter Tristesse, so dass letztendlich der Überschwang um ihn her auch Gracchus‘ trübe Gedanken wieder hinfort und das Sentiment unbeschwerter Leichtigkeit ihn umwehte - zweifelsohne weiterhin getragen von dem furiosen Auftritt Serapios.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Der Kaiser lächelte jovial, als er den Dank seines Präfekten entgegennahm. Serapis, ach ja! Irgendwie waren die östlichen Personifikationen der Götter ihm nie so recht nahe gegangen. Dann lieber Philosophie.


    Aber auch für einen sehr traditionellen Römer bot Serapios Rede genug schöne Worte und Götteranrufungen. Die Idee eines Ehrenmales für die Gefallenen des Bürgerkrieges klang ebenfalls interessant. Nachdem der Jubel daher verklungen war, griff er den Faden nochmals auf: "Die Gefallenen zu ehren ist stets ein ehrenhaftes Ansinnen, das ich ausdrücklich unterstütze!"


    Dennoch war der Prätorianer-Teil an dieser Veranstaltung vorerst abzuschließen, weshalb Severus Serapio nochmals die Hand drückte und dann mit lauter Stimme befahl: "Praefectus Decimus Livianus, progredde!"

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es fiel Scipio gerade schwer sich noch zu konzentrieren, denn Macer hatte einen wunder abgenehmen Humor.
    "Und daraus lernen wir: Ein guter Schiss wird nicht alleine getätigt."
    Nebenbei wirkte man so auch näher an den einfachen Soldaten, was ja oft nicht unwichtig war. Auch wenn Scipio hoffte sich nie so ungeschick anzustellen dass er in die Latrine fallen würde.

  • Nach dem Livianus den ersten Teil dieser Kommandoübergabe in der Rolle eines stolzen Vaters mit verfolgt hatte, riss ihn das militärische Kommando des Kaisers aus seinen Gedanken und erinnerte den Decimer daran, dass er nicht nur Zuschauer, sondern selbst ein Teil dieser imposanten Inszenierung war.


    Mit einem leichten Druck seiner Beine in die Flanke setzte er sein Pferd in Bewegung und trabte nach vorne. Während ein Soldat herbeieilte um den Stadtpräfekten die Zügel aus der Hand zu nehmen und das Pferd zu halten, versuchte er einen möglichst anmutigen Abstieg hinzulegen. In jüngeren Jahren ging das noch leichtfüßiger von der Hand und war bei weitem nicht so anstrengend gewesen. Doch als er mit beiden Beinen wieder aufrecht auf den Boden stand, war Livianus einigermaßen zufrieden mit sich und dem braven Pferd, das es ihm nicht zusätzlich erschwert hatte. Er richtete noch rasch seinen Offiziersumhang zurecht und schritt dann würdevoll auf den Kaiser zu.


    "Ich melde die Cohortes Urbanae zur Kommandoübergabe angetreten, mein Kaiser!"

  • Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    "Und daraus lernen wir: Ein guter Schiss wird nicht alleine getätigt."


    "Und ein guter Schuss offenbar auch nicht", griff Macer mit einem kleinen Wortspiel sowohl das Thema als auch die Ankündigung am Ende der weiteren Rede des neuen Praefectus Praetorio auf. "Eine Vorführung der prätorianischen Artillerie - das ist mal was Ausgefalleneres!", sparte er dann auch nicht mit Lob, denn tatsächlich sah man eine solchge Vorführung eher seltener. Die Spannung würde also hoch bleiben bis zum Ende der Veranstaltung.


    "Und, was sagst du zu der Rede?" fragte er dann seinen Tiro nach dessen Meinung zum zweiten, deutlich längeren Abschnitt der Antrittsrede, während man unten schon zum zweiten Teil des Kommandowechsels überging.

  • Die Ankündigung die Serapio machte gefiel Scipio natürlich besonders. Die Artillerie, er hatte noch nie eine aus der Nähe gesehen, also auch keinen Schimmer davon wie es aussah wenn sie feuerte. Darauf freute er sich nun besonders, es war ja immerhin etwas außergewöhnliches.
    "Ich habe noch nie die Artillerie gesehen, weder in Aktion noch einfach nur so. Ich bin sehr gespannt darauf was mich erwarten wird und wenn ich mich so umsehe geht es noch vielen mehr so. Anscheinend sieht man auch in Rom so etwas nicht sehr oft."
    Was ja auch Macer mit seinem Kommentar mehr oder minder bereits vorweg genommen hatte. Selbst er wirkte etwas überrascht.


    Während nun der, für Marcus traurige, Teil der Parade began wollte der Senator noch seine Meinung zum weiteren Verlauf der Rede höre. "Ich finde sie gelungen und vor allem den Inhalt wichtig. Serapio und ich haben uns erst kürzlich darüber unterhalten welche Narben alles hinterlassen hat, ich finde es großartig dass er das Thema nun aufgegriffen hat und es in eine sehr gute Rede gepackt hat." Natürlich wusste Scipio dass es auch seine Gründe hatte wieso es überhaupt zu diesem Thema kam. "Ich hoffe nur dass nun einige oder gar alle der ewig Gestrigen diesem Beispiel folgen und das Geschehene sachlich aufarbeiten. Außerdem finde ich die Idee mit dem Denkmal super, ich muss zugeben dass ich auch keine Ahnung hatte dass er so etwas tut." Oder sein Geld für die Garde auszugeben, aber das musste er ja nicht extra sagen.

  • "Ja, das ist eine nette Geste", stimmte Macer zu, da er gegen ein Denkmal sicher nichts einzuwenden hatte. Es musste ja nicht immer nur Politiker eine Inschrift bekommen oder sich selber eine setzen. "Und bei der Aufarbeitung wird es sicher auch helfen, auch wenn ich den Eindruck habe, dass viele diese für sich schon abgeschlossen haben. Im Senat ist es zwar ohnehin momentan sehr ruhig und entsprechend gesittet, aber dort ist der Bürgerkrieg schon lange kein Aufregerthema mehr, das Gräben offenlegen könnte. Und die Einheiten nehmen sich die Sache untereinander glaube ich auch nicht krumm, zumal die meisten Kommandeure inzwischen ja ausgetauscht wurden", zeigte er sich dann optimistisch, was den vom neuen Praefectus Praetorio geforderten Blick nach vorne anging. Was den Wunsch betraf, dass so etwas nie wieder vorkam, war er dagegen weniger optimistisch. "Dass so etwas nie wieder passiert, wird sich aber kaum ausschließen lassen, fürchte ich. Wir hatten in unserer Geschichte schon so viele Bürgerkriege, dass es früher oder später sicher wieder jemanden geben wird, dem es zur Durchsetzung seiner Interessen auf einen weiteren auch nicht mehr ankommt."

  • Langsam wurde es schwierig dem Geschehen unten und dem Gespräch zur gleichen Zeit zu folgen, aber noch kam Scipio gerade so mit. "Ich glaube auch nicht dass jemals die einfachen Bürger oder Soldaten das Problem waren. Sie müssen doch oft nur ausbaden was andere entscheiden, der Bürgerkrieg war nichts anderes. Und ob es wirklich so viele bereits vergessen haben, ich weiß es nicht. Manche heben einen Groll oder eine offene Rechnung ein Leben lang auf um sie dann doch noch zu begleichen..." Und er hoffte dass dies seiner Familie nicht passieren würde in naher oder auch ferner Zukunft. "Ich glaube auch dass manche entstandene Gräben nur sehr sehr schwer wieder verschwinden werden. Und ich fürchte dass manche davon vielleicht erneut wieder zu solch einer Katastrophe führen, aber du hast Recht Bürgerkriege sind nun auch nichts total ungewöhniches in unserer Geschichte... leider."

  • Ebenfalls in den Reihen der Senatoren kam ein bestimmter aus dem Augenrollen scheinbar nicht wieder heraus. Schon bei der Eröffnungsrede des Kaisers fing dieses Symptom an (vielleicht hätte jemand den Kaiser daran erinnern sollen, dass er der offizielle, vom Testament bestimmte Nachfolger des anderen Kaisers war und nicht von Salinator, dem Decimus Serapio so treu hinterhergerannt war), und bei der Antrittsrede des neu-wieder-eingesetzten Praefectus Praetorio wurde es scheinbar chronisch (vielleicht sollte man auch den Decimus daran erinnern, dass außer ihm selbst niemand an irgendwelche Verschwörer glaubte, die breite Masse Roms sowieso nicht, und der Tartaros ohnehin den Griechen vorbehalten blieb).
    Sextus war also außerordentlich schlechter Stimmung, als er sich nach irgendwas oder irgendwem umsah, die eben jene Stimmung auch nur im Mindesten aufhellen konnte. Leider aber waren keine jungen, hübschen Tänzerinnen zu sehen, sondern lediglich Artillerie. Aber immerhin keine Pferderparade, denn wenn Sextus eines noch weniger vermisste am Kriegswesen als Artillerie, dann waren es Pferde. Etwas weiter entfernt konnte Sextus Flavius Gracchus ausmachen. Sicherlich sollte er sich auch mit dem angehenden Consul unterhalten, allerdings würde dieses Gespräch zweifelsohne das Thema der neuen Frau im Hause Flavia haben, und Sextus hatte nicht wirklich den Nerv, sich jetzt und hier über Prisca zu unterhalten. Erst recht nicht in Zusammenhang mit diesem Decimer und in Erinnerung an den Krieg (und in seinem Fall die Rettung Priscas von den Überbleibseln der Schlacht). Vielleicht etwas später, und vielleicht konnte er dann auch seine Nichte und sich bei den Flaviern zu Besuch einladen, um so für das Mädchen ein paar Kontakte zu knüpfen.


    Etwas näher bei ihm saß Consular Purgitius. Kurz überlegte Sextus. Eigentlich hatte er ohnehin vorgehabt, den Mann einmal auf ein bestimmtes Anliegen anzusprechen und sich seiner Hilfe und Unterstützung zu versichern. Er war im Gespräch mit irgendeinem jungen Burschen, den Sextus nicht kannte. Sicher keine wichtige Unterredung, die nicht gestört werden durfte. Und wenn doch, war der Consular sicher in der Lage, dies zu kommunizieren.
    “Consular Purgitius! Ich hatte dich gar nicht bemerkt, sei gegrüßt. Kann ich vielleicht einen kurzen Moment deiner Zeit in Anspruch nehmen?“ grüßte Sextus freundlich und wartete auf eine möglichst positive Antwort.

  • Etwas überraschend gesellte sich nun ein weiterer Gesprächspartner hinzu, den Macer bisher offenbar genauso übersehen hatte wie jener ihn. "Salve, Aurelius Lupus", grüßte Macer dennoch nicht minder herzlich und machte dann rasch seinen Tiro mit dem Senator bekannt und umgekehrt. "Du kennst wahrscheinlich noch nicht meinen neuen Tiro? Decimus Scipio, ein Enkel des Decimus Meridius. Decimus, dies ist Senator Aurelius Lupus." Nach diesen kurzen Förmlichkeiten nickte er dann dem Senator zu. "Sicher habe ich Zeit. Worum geht es?" erkundigte er sich dann durchaus neugierig.

  • Und sofort sank Sextus' Stimmung wieder ein wenig, als er den Namen des jungen Burschen vernahm. Zwar hatte er wenig Ahnung vom decimischen Stammbaum, allerdings meinte er, dass Decimus Meridius und Decimus Livianus Brüder oder etwas ähnliches waren, was damit diesen Decimus auch zu einem nahen Verwandten der beiden Männer war, auf die Sextus eher weniger gut zu sprechen war. Glücklicherweise lernte man spätestens als Senator, auch dann die eigenen Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, wenn man am liebsten seine Abneigung offen nach außen tragen wollte.
    Allerdings beschränkte Sextus seine Begrüßung auf ein “Salve, Decimus“, ohne einen kleinen Schwatz bezüglich des Brimboriums vor ihren Augen anzufangen und Floskeln, welche Ehre das doch sein müsse, auszutauschen.
    Dann wandte er auch gleich seine Aufmerksamkeit dem Consular zu, ohne sich weiter von persönlichen Befindlichkeiten ablenken zu lassen. “Nun, du warst unlängst Iudex in dem einen oder anderem, teils auch länger zurückliegendem Fall, in dem es um die Lex Mercatus ging, und auch im Senat wird an jener ja immer wieder gearbeitet und Fehler ausgemerzt. Daher hoffte ich, dass ich auf deine Expertise – und auch Unterstützung – bauen könnte für ein größeres Vorhaben. Anstatt immer wieder die einzelnen Fehler und Schwachstellen und einzelnen, ungeklärten Punkte immer wieder auszubessern, dachte ich daran, die komplette Lex zu überarbeiten und durch eine Neufassung zu ersetzen. Und hierbei hoffe ich auf deine Mithilfe, falls du Interesse hast.“
    Jetzt war die Katze aus dem Sack. Kurz und schmerzlos, ohne lange drum herum zu reden. Sextus schätzte in diesem Punkt den Purgitier durchaus eher als Pragmatiker ein, der auf eine lange Herleitung zum Thema verzichten konnte. Vor allen Dingen, da bei diesem Thema dennoch noch genug zu diskutieren übrig blieb, so man sich entschieden hatte, es anzugehen.

  • Macer hörte interessiert zu und war nach der Einleitung umso gespannter, auf was die Frage hinauslaufen würde. Schließlich atmete er langgezogen und hörbar aus. "Tja, da hast du dir ja eine schöne Aufgabe ausgesucht", kommentierte er erst einmal. "Eine komplette Neufassung der Lex Mercatus? Nun, inhaltlich hast du wohl recht, dass das der Sache gut tun könnte. Und eigentlich ist die Lex ja auch gar nicht allzu umfangreich, wenn man sie mal mit anderen Gesetzen vergleicht. Zumal sie ganz gut portionierbar ist in unabhängige Teile", sinnierte er dann verbal vor sich hin, um den Aufwand abzuschätzen, auf den er sich mit einer Zusage einlassen würde. "Aufwändiger dürfte sein, dass alleine die Ankündigung einer Überarbeitung eine Menge Wünsche lostreten könnte, was dieser oder jener gerne noch eingebracht, geändert oder geklärt haben möchte. Das werden eine Menge Debatten im Senat werden, denke ich", wagte er dann eine vorsichtige Prognose. "Aber die Sache interessiert mich. Ich denke, ich bin dabei", sagte er schließlich nach einer kurzen Denkpause mit fester Stimme. "Ich nehme an, du hast dir schon eine Liste gemacht, welche Punkte du auf jeden Fall angehen willst?"


    Mit einem Seitenblick vergewisserte sich Macer, dass sein Tiro auch gut zuhörte, denn auch wenn auf dem Platz die Kommandoübergabe weiterging, so konnte er hier durch Zuhören doch sicher einiges lernen, was im Rahmen seines Tirociniums relevant war. Zumal Macer schon jetzt den Entschluss gefasst hatte, seinen Tiro mit einzubinden in die Arbeit an einer neuen Lex Mercatus.

  • Plötzlich kam ein Mann dazu der irgendwie seltsam war. Viele andere, auch ganz Fremde, hatten den Mitgliedern der Gens Decima für diesen Tag Glück gewünscht oder ein paar Worte hinterlassen. Der Senator allerdings erwähnte davon gar nichts, er ignorierte Scipio einfach nachdem er ihn begrüßt hatte. Nun gut, vielleicht hatte er auch einfach andere Dinge im Kopf und Scipio hörte mal zu was er plante. Und das war eine Mammutaufgabe, bei der er sich auch die Unterstützung von Macer erhoffte.


    Dieser schaltete direkt in eine Art Planungsmodus, er wirkte interessiert und am Ende sicherte er auch seine Hilfe zu. Dabei blickte er auch kurz Scipio an, der zwar zum Einen beobachtete was auf dem Paradenplatz geschah, zum Anderen aber auch ganz genau zugehört hatte und sich daher fast schon denken konnte was Macer ihm damit sagen würde. Es schien als kämen auf Scipio einige Aufgaben zu von denen viele wohl mit dem Wälzen von Texten und Recherche verbunden war. Er lächelte, denn er mochte solche Arbeit und freute sich bereits darauf. Außerdem war es die erste wirklich wichtige Aufgabe für ihn, sah man mal vom Wagenrennen ab.


    Oder ich interpretiere das alles falsch und bin am Ende gar nicht involviert...

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