"Ravilla hat wohl kaum das Recht, mich zu verheiraten. Den Göttern sei Dank, sein Frauengeschmack ist fürchterlich." Was scheinbar in der Familie lag, wenn er daran dachte, was für schreckliche Weibsbilder seine Mutter ihm hatte schmackhaft machen wollen. "Eingebildet, nun ja ... er ist das verwöhnte Nesthäkchen, der Hoffnungsträger der Familie. Die Gens Seia ist nicht mehr das, was sie einst war. Seit der Sache mit Seianus können sie froh sein, überhaupt noch zu existieren. Alles Geld fließt in Ravillas Taschen, damit er sich ansprechend in Roma präsentieren und später seinen Wahlkampf finanzieren kann. Er ist derjenige, welcher der Gens wieder zu Ruhm und Ansehen verhelfen soll."
Was der große Bruder Stilo davon hielt, dass seine Existenz nur Mittel und Zweck war, um den schnöseligen Ravilla an die Spitze zu hieven, lag auf der Hand.
Plötzlich grinste Scato breit. "Wie sieht es eigentlich bei dir aus, Optio? Man munkelt hier und da von einer gewissen Patrizierin ..."
Natürlich hatten Stilo und Tarpa nicht geschwiegen, sondern in aller Ausführlichkeit die Begebenheiten vom Tor breitgetratscht. Jeder wusste, dass Flavia Domitilla auf Geheiß von Cerretanus von einer Abordnung Urbaner nach Hause eskortiert worden war. Man machte sich unter den Milites seine Gedanken. Entsprechend gespannt starrten nun alle Cerretanus an, welche Neuigkeiten es wohl gab.