Taberna - Zum lallenden Löwen

  • Scato winkte ab. "Die nehmen Leute, die sie schon kennen. Wir sind noch nicht lange dabei und keiner von uns kennt jemanden an den entsprechenden Stellen. So schnell wirst du uns nicht los. Aber wenn euch manchmal langweilig ist, rufen wir euch das nächste Mal einfach, wenn die Kacke so richtig am Dampfen ist. Ein wenig Unterstützung wäre hier und da nicht schlecht gewesen."


    Scato grinste breit. Er war noch weit entfernt davon, sich einen Namen gemacht zu haben und würde dies als Capsarius auch nie - naturgemäß stand er nicht in der ersten Reihe und das war für ihn in Ordnung. Er liebte seine Arbeit und war bei den CU zufrieden. Aber wo blieb eigentlich der faule Grieche?


    "TERPANDER", rief Scato und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. "Der GAST wünscht FLEISCH! Jetzt beweg dein Heck!"


    Es sollte ja nicht so aussehen, als würde Scato seinen eigenen Sklaven nicht im Griff haben!

  • Terpander legte in seinen Blick all die Trauer, die stumme Anklage, zu welcher er fähig war. Wortlos stellte er ein Holztablett mit Braten ab, den er gerade noch einmal aufgewärmt hatte, dazu eine Bratengabel und ein Messer. Dann ging er, ebenso ohne Worte, wieder zum Tresen, um Tonkrüge zu polieren, während er den Knilch, der sich sein Herr schimpfte, für seine Frechheit gedanklich übers Knie legte.

  • „Den Göttern sei dank. Ich mein, dass ihr uns noch erhalten bleibt. Fast wäre ich bei denen gelandet. Versprechen machen manche Leute gerne. Was sollst das Thema ist gegessen. Doch euer Angebot, von wegen rufen,das würde mir schon gefallen. Was meint Ihr?“

    Fragend schaute Frugi zu Pompus und Persi. „Da fragst du noch“, kam gleich von
    Persi.

    „Sag mal hat der Terpander etwas? Der schaut immer so bedrückt.“ Frugi musste das nun einfach fragen nachdem dieser die Fleischplatte abgestellt hatte.. Den ganzen Abend hatte er das schon beobachtet.

    "Wer Hunger hat kann zugreifen, lasst es euch schmecken."

  • "Sie wissen nicht, was sie verpassen und uns kommt es zugute!" Scato sah das optimistisch und auch egoistisch, da Frugi ihm sympathisch war, doch dann wurde er wieder ernst.


    Frugi war ein aufmerksamer Mensch, dass ihm der stumm leidende Terpander auffiel, der ja nur ein Sklave war, obendrein noch ein alter. Die Gründe für dessen Laune konnte Scato sich bildhaft ausmalen. Aber er wollte sie auch nicht anstelle von ihm selbst breittragen.


    "Terpander ist Grieche", raunte Scato also allgemeingültig, als wäre dies ein dunkles Geheimnis und würde die Probleme dieses Mannes erklären - was ja durchaus in dem Fall zutraf. "Am besten, du fragst ihn selbst, falls du mit ihm reden möchtest. Charislaus kümmert sich derweil um alles hier." Was er sowieso meistens tat. "Mit Terpander zu reden kann erfüllend sein, er ist sehr gebildet."


    Und arbeitete in einer Taberna. Scato fühlte sich schlagartig schäbig. Terpanders vorwurfsvolle Blicke, während er einen Krug polieren musste, machten es nicht besser. Scato stellte fest, dass er einfach ein zu weiches Herz hatte, was diesen Sklaven betraf und manch anderen Sklaven vermutlich auch. Er schnaufte leise. Notfalls musste er Lurco bitten, Terpander dazu zu bringen, nicht mehr so anklagend dreinzublicken oder ihn zu züchtigen, wenn er damit weitermachte.

  • "Terpander ist ein guter Mann, nur manchmal sehr empfindlich. Wie Scato schon sagte, er ist Grieche. So klug und gebildet sie sind, manchmal sind sie doch nicht ganz so robust wie ein Römer. Ihr versteht schon", flüsterte Lurco Frugi und den anderen zu.


    "Also ich kann Euch sagen, es waren turbulente Zeiten und Ihr könnt froh sein, dass Ihr nicht dabei wart. Sicher war es rückblickend spannend und mal was ganz anderes als der übliche Außendienst mit unseren Rundgängen. Eine anständige Ermittlung ist schon was Feines. Aber die brennende neue Urbanerstation und die sterbenen Kollegen, dass benötigen wir wirklich nicht. Natürlich weiß ich, dass Ihr das nicht gemeint habt. Mars bewahre, dass würde ich keinem unterstellen. Aber mir springen sie oft in die Gedanken und ich fühle mich, als müsste ich noch heute etwas für sie tun. Wir wurden betrogen, hintergangen und gute, ehrliche Männer die für Rom einstanden starben durch so dreckiges Geschmeiß.


    Wärt Ihr dabei gewesen Freunde, wer weiß schon wo Ihr zu dem Zeitpunkt gewesen wärt? Ihr wart weit genug weg von der Urbanerstation. Dankt Mars dafür auf Knien, denn so wart Ihr in Sicherheit und Eure Leben nicht in Gefahr. Die Krähen wurden alle geholt, aber nun ist es an uns erneut die Ausbreitung einer solchen Bande zu verhindern. Solange sie sich gegenseitig klein halten, wunderbar. Aber davon dürfen wir nicht ausgehen.


    Die Schwarzen kochen auch nur mit Wasser Frugi und ich glaube kaum, dass uns einer abwerben würde. Uns kennt keiner, wir sind ganz kleine Lichter und mal ehrlich? Was kann einem besseres passieren? Solange uns der Feind nicht kennt, können wir ihn schnappen und in den Hintern treten", schmunzelte Lurco und betrachtete den schmollenden Terpander leicht besorgt.

  • Vos qui transitis *


    Ich hatte gedacht, dass eine Nacht darüberschlafen alles ins Lot bringen würde, aber dann hatte ich die Truhe durchgesehen, in der die furischen Sklaven ihren Besitz aufbewahrten und doch einige merkwürdige Dinge gefunden: Briefe an alle mögliche Leute, unterschlagene Briefe; wie viele Geheimnisse hatte der Mensch gehabt? Man wusste wirklich nie, wen man sich ins Haus holte. Das ging so weit, das ich sogar Diocles gegenüber misstrauisch wurde und ihn nicht dabei haben wollte. Man konnte den Leuten nicht in den Kopf schauen, das stand fest.

    Ich hatte keine Lust mehr, mich weiter damit zu verfassen, sondern den Kopf freizubekommen. Als ich fast bis zur Castra marschiert war, drehte ich um und sah auf dem Weg eine Taberna, die ich noch nicht kannte. Das keine Frauen zugelassen waren, brachte mich auf die Idee, dass der Eigentümer vielleicht irgendeinem orientalischen Kult angehörte. Aber mir sollte es egal sein, ich war nicht in der Stimmung für weibliche Gesellschaft.

    Eigentlich wollte ich mir Wein gönnen, vor mich hinbrüten und über die Undankbarkeit der Welt sinnieren. Waren wir hintergangen worden? Egal, der Betreffende war tot - trotzdem, es ärgerte mich.

    Ich trat ein, setzte mich auf eine Bank "Salvete!", und wartete darauf, dass mir jemand mein Getränk servierte.



    Sim-Off:

    *Ihr die (ihr) vorrüber geht

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  • "Salve", grüßte Terpander den neuen Gast, als er an den Tisch herantrat. "Was darf es sein?"


    Bei der Gelegenheit stellte er fest, dass die Blumen und das Deckchen verrutscht waren. Dieser nervige Firlefanz.

  • Ich war an Deckchen und Blümchen mit meiner Toga hängen geblieben und schob sie unauffällig auf ihren Platz zurück, bevor ich sie zu Boden schubste. Dann stützte ich den Kopf auf die Hände: "Einen Krug Hauswein, halb halb.", bestellte ich das Mischungsverhältnis. Das war gewagt, aber mir war danach:

    "Und bring zwei Becher. ", meinte ich. Ich wusste, dass ich im Laufe des Abends Zuhörer brauchte, und warum nicht der Wirt, wenn der genauso angeschickert wäre wie ich selbst:

    "Ich sehe diese Taberna das erste Mal.", meinte ich: "Bist du der Eigentümer oder ein Bediensteter?"

    War er ein Sklave, würde es von seinem Dominus abhängen, ob er einen trinken durfte, deshalb fragte ich.

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  • Die Deckchen sanken zu Boden. Wo sie hingehörten, diese Wischlappen. Terpander war kurz in Gedanken versunken gewesen, die ihn nach Achaia getragen hatten. Das geschah oft in letzter Zeit. Nun erwachte er aus seinem Tagtraum und trug das Gewünschte an den Tisch.


    "Ich arbeite hier", erklärte er auf die Rückfrage hin und schenkte in beide Becher ein, obgleich sich ihm nicht erschloss, für wen der zweite Becher war. Vielleicht erwartete der Mann jemanden. Der Wein stammte noch immer aus den Vorräten des unseligen Helvetius Archias und war erste Güteklasse. "Die Taberna ist noch nicht lange eröffnet. Die Blutsuppe kann ich besonders empfehlen."

  • Re: Vos qui transitis


    " Trinkst du einen mit?", fragte ich: "Wenn du keinen Wein magst, kannst du dir auch eine Kelle Blutsuppe in deinen Becher füllen, die Farbe ist zumindest recht ähnlich. Ich brauche gerade Gesellschaft zum Reden. Und nein, niemanden, den ich kenne. Besser einen Unbekannten."

    Ich beendete den Satz und stürzte den ersten Becher auf Ex hinunter:

    "Der Wein ist spitzenmäßig. Dann ist es die Suppe bestimmt auch. Aber Blutsuppe? Woher ist das Rezept - aus Sparta?"

    Ich hielt es für einen Witz. Dann nahm ich mir den zweiten Becher vor, der schon vollgeschenkt vor mir stand.

    "Du bist also ein Sklave? ", fragte ich: "Und du siehst aus wie ein Mann mit Erfahrung, ein tüchtiger guter Diener, dem sein Herr diese Taberna anvertraut. Gewiss bist du doch vertrauenswürdig und lange im Dienst, eine Stütze deines Dominus, ein einfacher, ehrlicher Mensch. Nenne mich Furius, und wie wirst du gerufen?"

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  • "Mein Magen wäre mit Wein nicht einverstanden."


    Terpander gab sich bedauernd, in Wahrheit wusste er nicht, ob er Wein vertrug - er trank keinen. Doch hielt er es nicht für angemessen, einen Fremden mit seinen Prinzipien zu langweilen.


    "Du hast recht, Furius, das Rezept für die Blutsuppe stammt aus Sparta.* Sie ist zu zäh zum Trinken, aber man kann sie mit Wasser verdünnen. Was noch köstlicher schmeckt, ist frisches Blut. Körperwarm, sofort getrunken, ist es am besten. Blut ist nahrhaft und vermag manchmal Krankheiten zu heilen. Man nennt es nicht umsonst Lebenssaft."


    Und so holte sich Terpander ein Glas mit purem Blut, das als Zutat der Blutsuppe zur Verfügung stand, setzte sich zum Römer und trank genüsslich davon. Er lächelte, als sein Gegenüber ihn lobte und nur, wer ihn gut kannte, sah den Spott, der um seine Mundwinkel spielte. Man sagte: Vertraue nie einem Spartiaten. Terpander hatte selbst unter seinesgleichen als heimtückisch gegolten. Er betrachtete sich freilich nur als ein Raubtier, unschuldig in seinem Drang, Beute zu suchen und zu verfolgen, und sei es nur zum Spaß, so wie Hunde die Hatz auch ohne Tötungsabsicht genossen oder Katzen mit lebenden Mäusen spielten.


    "Mein Herr vertraut mir. Da Herren unfehlbar sind, bedeutet dies, ich bin des Vertrauens würdig, Furius."


  • Nicht allein die Lupanare waren der Obhut der Aedilen verblieben, auch die Garküchen agierten unter dem scharfen Auge jener traditionellen Magistrate, denen sonst Praefectus Urbi und weitere kaiserliche Beamte zahlreiche Obliegenheiten hatten geraubt. Auf einer seiner bisweilen persönlich durchgeführten Inspektionen führte der Weg des Aedilis Curulis daher auch in die Taberna zum lallenden Löwen, nicht wissend, dass hierbei es sich um die einstige Herberge seines Tiro fori handelte.


    Wie gewöhnlich war Manius Flavius Gracchus Minor nicht allein von Seius Ravilla, sondern ebenso von einer Schar an Apparitores begleitet, welche ohne zu klopfen durch die offen stehende Tür in den Gastraum traten. Der Flavius, angetan mit der Toga praetexta seines Amtes, blickte fragend um sich:

    "Wer ist der Inhaber dieses Etablissements?"

  • Da gönnte man sich einen Schluck Blut und wurde schon unterbrochen. Terpander stand auf, um den hohen Besuch an der Tür zu empfangen. Er blickte den kleinen Mann, der die Taberna kontrollieren wollte, ausdruckslos an, dann schweifte sein Blick zu Ravilla. Von ausdruckslos wechselte sein Blick zu eisig. Er ging davon aus, dass ein ordentliches Sümmchen diese Kontrolle hätte verhindern können, aber der Emporkömmling schien es nicht für nötig erachtet zu haben, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Terpander schaute wieder zurück zum Aedilis Curulis, legte die Hand auf sein Herz und verneigte sich leicht.


    "Die Inhaber der Taberna sind Sisenna Iunius Scato und Manius Purgitius Lurco. Bedarfst du ihrer Anwesenheit, Herr?"


    Hatte er inzwischen gewisse Inhalte der Speisekammer aufgebraucht? Das Gefühl, was sich nun einstellte, spürte Terpander nicht oft. Nach außen hin blieb er ruhig, während er überlegte, was er tun sollte, falls der Ädil aus irgendeinem Grund die Speisekammer besichtigen wollte.

  • "Mein Herr vertraut mir. Da Herren unfehlbar sind, bedeutet dies, ich bin des Vertrauens würdig, Furius."


    Der Sklave war wohl ein Meister der Zirkelschlüsse, aber das machte mir nichts, da ich quatschen und mir gepflegt die Kante geben wollte. Der Alte hatte es sich auch mit seinem Becherchen Blut gemütlich gemacht, da...

    Nicht allein die Lupanare waren der Obhut der Aedilen verblieben, auch die Garküchen agierten unter dem scharfen Auge jener traditionellen Magistrate, denen sonst Praefectus Urbi und weitere kaiserliche Beamte zahlreiche Obliegenheiten hatten geraubt. Auf einer seiner bisweilen persönlich durchgeführten Inspektionen führte der Weg des Aedilis Curulis daher auch in die Taberna zum lallenden Löwen, nicht wissend, dass hierbei es sich um die einstige Herberge seines Tiro fori handelte.


    Wie gewöhnlich war Manius Flavius Gracchus Minor nicht allein von Seius Ravilla, sondern ebenso von einer Schar an Apparitores begleitet, welche ohne zu klopfen durch die offen stehende Tür in den Gastraum traten. Der Flavius, angetan mit der Toga praetexta seines Amtes, blickte fragend um sich:

    "Wer ist der Inhaber dieses Etablissements?"

    .... kam es zu einer Inspektion des Aedilis Curulis Flavius Gracchus Minor. Es gab wenig, was mich schlagartig nüchterner gemacht hätte: Die Begegnung mit Magistraten hatte das so an sich. Natürlich konnte der freundliche grauhaarige Sklave nun nicht mehr reden, aber dafür hatte ich doch Verständnis.

    Ich nickte sogar ganz leicht Ravilla zu, der dienstlich da war. Sorgen machte ich mir nicht: Diese Taberna war nicht übel beleumdet.


    Da gönnte man sich einen Schluck Blut und wurde schon unterbrochen. Terpander stand auf, um den hohen Besuch an der Tür zu empfangen. Er blickte den kleinen Mann, der die Taberna kontrollieren wollte, ausdruckslos an, dann schweifte sein Blick zu Ravilla. Von ausdruckslos wechselte sein Blick zu eisig. Er ging davon aus, dass ein ordentliches Sümmchen diese Kontrolle hätte verhindern können, aber der Emporkömmling schien es nicht für nötig erachtet zu haben, diese Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Terpander schaute wieder zurück zum Aedilis Curulis, legte die Hand auf sein Herz und verneigte sich leicht.


    "Die Inhaber der Taberna sind Sisenna Iunius Scato und Manius Purgitius Lurco. Bedarfst du ihrer Anwesenheit, Herr?"


    Irgendetwas klingelte bei mir, es war ein Name: Scato? Manius? Sisenna? Der Purgitius war ein Bekannter von Tiberius Flaccus, aber das war es nicht; es hatte mit etwas weit Verwirrenderem zu tun, doch wie meistens ließ mich mein Namengedächtnis in Stich.

    Ich rätselte.

    Meine Schritte waren nicht zufällig hierher gelenkt worden, nur fiel mir nicht ein, in wie weit es mit den Eigentümern der Taberna zu tun hatte.


    Im Gegensatz zu Fortuna war die griechische Tyche ein Biest.

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  • Ich war nun schon einige Tage zu Gast bei Scato und Lurco in der Casa Leonis und dachte mir, dass ein wenig Gesellschaft und Unterhaltung nicht schaden könnten. Ich zog mich daher einfach an und besuchte die angrenzende Taberna meiner beiden Gastgeber. Schon von draußen sah ich eine ungewöhnliche Ansammlung an Dienern? Speichelleckern? Adjutanten?


    Ich drückte mich an einigen von den Kerlen vorbei, bis mir ein vertrauter Geruch und Anblick entgegen kam. Ravilla. Soso...das musste wohl der Gastgeber seines Bruders sein, als er den Patrizier betrachtete.


    Nichtsdestotrotz setzte ich mein charmantestes Lächeln auf, nickte meinem älteren Bruder nur zu und ging dann gelassen in die Taberna. Terpander schien gerade beschäftigt zu sein mit dem Aedil, also setzte ich mich erstmal und genoß die Show. Vielleicht wäre ja später noch Zeit zu plaudern.

  • Ravilla folgte seinem Magistrat mit gewichtiger Miene. Ernst blickte er in die Runde, sich nicht anmerken lassend, dass er mit den Bewohnern der Casa Leonis verwandtschaftlich verbunden war. Doch als sein kleiner Bruder ins Blickfeld trat und ihm zunickte, schenkte er diesem ein verschmitztes Lächeln, ehe er den Griffel über die Tabula hob, bereit für Notizen. Was mochte Atticus in Roma suchen? War in ihm endlich der Ehrgeiz seines Blutes erwacht und er würde, wie Ravilla, in die Politik gehen? Wünschenswert wäre es. Nach dem Gusto von Ravilla genügte es, wenn der unrühmliche Stilo sich mit den Soldaten im Staub wälzte, anstatt eine Toga anzulegen. So hoffte er, das wenigstens Atticus nicht im Halbbruder, sondern in Ravilla sein Vorbild gefunden hatte.


    Und da war ja auch Saturninus, der Kanzleimitarbeiter ohne Charme und Tadel! Auch ihm lächelte Ravilla für einen Moment zu.

  • Selbstredend blieben dem Flavius auch die weiteren Verstrickungen zahlreicher Gäste mit seinem Tiro fori verborgen, welcher auch keinerlei Anstalten machte, jene Relationen zutage zu fördern, sodass der Aedil einen Augenschlag über die Rückfrage des Wirtes, dessen Nennung seiner Arbeitgeber ihm irgendwie bekannt vorkam, nachsann und sodann erwiderte:

    "Wenn sie zur Hand wären, wäre dies günstig. Wenn nicht, sollte es uns jedoch auch ohne sie gelingen."
    Jene Via media schien auch seinem Accensus zuzusagen, der bereits begann, die erforderlichen Unterlagen einzufordern:

    "Jedenfalls benötigen wir deine Bücher und einen Blick in deine Küche und die Speisekammer."
    Immerhin beaufsichtigte der Aedil die Garküchen nicht allein hinsichtlich der Zahlen, sondern auch der Sauberkeit und der einwandfreien Qualität der feilgebotenen Waren.

  • Ich hatte ja nichts gegen eine Toga - nichts Wirksames. Ich trug sie wirklich nur, wenn es absolut notwendig war und dies war keiner dieser Anlässe. Ravilla dagegen war das genaue Gegenteil von mir, herausgeputzt und parfürmiert wie immer. Nunja, gegen Parfüm hatte ich ja nun nichts, aber mit diesen Seidenfummeln und Togabahnen konnte man mich jagen. In der Zwischenzeit hatte man mir einen Becher Posca serviert und ich beobachtete den voluminösen Patrizier. Schien wohl eine Inspektion zu sein, dass der da mit einem so großen Gefolge hier vorbeischaute. Ich schätzte, dass er wahrscheinlich nicht wegen der guten Gesellschaft und dem Wein hier war. Ich hoffte, dass die Inspektion schnell vorbei war, damit hier wieder Normalbetrieb herrschte. Ob ich wohl jemanden zum Würfeln finden würde?

  • Er wollte in die Speisekammer ... wo war Charislaus? Seine Hilfe benötigte er nun. Zuerst wollte er den Aedil in die Küche führen, dort würde er ihn möglichst lange aufhalten, damit Charislaus und Unauris die Speisekammer klarmachen konnten. Terpander rieb sich das Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass die beiden keine Ahnung hatten und entsprechend keine Hilfe waren. Charislaus würde den Aedil also aufhalten müssen. Darin, Leute zu bequatschen und milde zu stimmen, war er gut.


    "Einen Moment, Herr. Ich werde die Hausherren suchen gehen. Darf ich dir und deinen Begleitern bis dahin eine Erfrischung anbieten?"


    Rasch schenkte Terpander einige Becher ein, drappierte sie auf einem freien Tisch, stellte weitere leere Becher und eine volle Weinamphore hinzu, damit auch die Begleiter sich bedienen konnten, verdünnte den Wein mit nur wenig Wasser, drückte dem Aedil einen Becher in die Hand und verschwand im Haus, wo er nach seinem Herrn rief, ebenso nach dem helotischen Lumpenpack.

  • Charislaus betrat mit einem herzlichen Lächeln und einem großen Krug frischen Rosenwassers die Taberne.

    "Salvete, heute haben wir aber viele hohe Besucher", freute sich Charislaus und schaute angetan in die Runde, bevor er den großen Krug auf der Theke abstellte.


    Ravilla kannte Charislaus, dies war jener Mann der nachts boshaft ins Haus gestolpert war und dem er gute Laune und Manieren einmassiert hatte. Nun stand er wie ein neuer Mensch in ihrer Taberna und schien etwas notieren zu wollen. Zwei weitere unbekannte Herren waren zugegen, deren Kleidung tadellos war und verriet, dass es sich um gehobene Leute handelte. Ein fülliger Mann der Charislaus an die schönes Zeiten bei Viridomarus erinnerte war ebenfalls zugegen und allein dessen Haltung machte klar, dass es sich um einen vornehmen Herren handelte. Was ein Tag, die Taberna machte sich langsam aber sicher einen Namen. Solche Gäste musste man so lange wie möglich im Geschäft halten, denn sie lockten weitere Kunden an.


    Charislaus stellte sich sofort hinter die Theke, band sich seine Schürze um, um war bereit jeden Kundenwunsch zu erfüllen, der die Gäste glücklich machen würde.

    "Was darf ich für Euch tun? Hat einer von den Herren einen Wunsch? Meine Empfehlung des Tages was Getränke angeht, ist das frische, eiskalte Rosenwasser. Verfeinert wurde es mit bester Minze und abgerundet mit einem Hauch Honig. Wem darf ich davon einen Becher einschenken?", fragte er strahlend in die Runde.


    Er konnte einfach nicht anders, als bei so wundervollen Gästen.

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