Sorry für den Doppelpost, aber ich dachte einfach es wär übersichtlicher...
Von links kommend betraten einige Männer die Bühne. Vornweg ging ein großer, rauher, muskelbepackter Mann, Kratos, die wortwörtliche Stärke. Er war ein Sklave des großen Iuppiter, sah kurz zur Statue auf, als er sie passierte und setzte seinen Weg mit festem Schritt in Richtung des Felsen auf der rechten Seite der Bühne fort. Hinter sich zog er an einem Seil den offensichtlichen Held dieses Stücks, einen wirklich gutaussehenden Mann, Prometheus. Die Schlinge des Seils lag um dessen Hals. Er würdigte die Iuppiter-Statue keines Blickes, sondern schritt - obwohl gefangen - zwar leidend, aber doch mit soetwas wie Würde an ihr vorbei, als sei sie Luft. Auch das zeigte, dass dieser in einen wolfsgrauen Umhang gehüllte Mann kein Sterblicher war, sondern ein Gott... oder im übertragenen Sinn vielleicht ein bestimmter Patrizier (von wegen patrizischer Würde)? Der dritte Mann, wieder etwas größer als der zweite, folgte dicht dahinter und ließ seine Peitsche ein paar Mal in der Luft knallen. Dazu ein kurzes, fieses Lachen - das musste Bias, die wortwörtliche Gewalt, sein. Auch er war ein Sklave des Iuppiter, auch er blickte dessen Abbild kurz an, auch er trug einen schwarzen Umhang wie Kratos.
In einigem Abstand zu den ersten drei trottete letztlich ein von der Statur her durchaus der Stärke und der Gewalt gewachsener Mann auf die Bühne. Er hatte einen großen Hammer über die linke Schulter gelegt und schleifte mit der rechten Hand eine lange, schwere Kette. Er spielte Vulcanus, den Gott des Handwerks, aber vor allem auch des Feuers, und trug natürlich einen flammenroten Umhang. Bis dieser gleichzeitige Hauptgott von Ostia (!) jedoch zu den ersten drei Männern stieß, hatte Bias den Prometheus bereits an den auffälligen Fels auf der rechten bühnenseite geführt und Kratos sich bereits umgedreht und begann hasserfüllt zu sprechen:
"So sind wir denn einmal am fernen Eyland,
Am scythischen Klooß, in unwegbarer Oede!
Und dir, Vulkan! liegt’s ob, genau des Vaters
Befehle zu vollziehen, diesen da (zeigt auf Prometheus)
Den Waghals! an den schrofferhabnen Fels,
Mit unzerbrechbar starkem Eisen anzuschmieden.
Des Feuers Strahl, den Urquell jeder Kunst,
Dein eigen Antheil, stahl er Göttern, bracht’ ihn
Den Sterblichen. Und dafür soll er nun
Den Frevel mit der Götterrache büßen,
Soll wohl Kronidens Herrschaft ehren lernen,
Vergessen, Menschen Göttern vorzuziehn!"
(antwortet ruhig) "Wohl angebracht an euch ist Zevs Befehl, (blickt kurz zur Statue)
Kratos und Bias! Nichts hält euch zurück.
Nur ich nicht hart genug, den mir verwandten Gott
Gewaltsam an den wintergrauen Felsen
Zu ketten. Und doch muß es schon gewagt seyn.
Denn Zevs Befehl nicht achten, ist gefährlich.
Dich schlauen Sohn der Recht beschirmenden Themis! (zu Prometheus)
Dich soll ich hier mit unzerreißbarn Banden
Zuwider dir und mir zuwider fesseln,
An diesen menschenleeren Felsen, wo
Kein Menschenlaut, nicht einer ihrer Blicke
Dir wird, wo deiner Körperschönheit Blume
Von Feuerflammender Sonne ausgedörrt,
Wo zwar nach deinem Wunsch das Sterngewand der Nacht
Das Licht verdunkeln, doch bald wiederum
Den Morgenthau die Sonne theilen wird.
Erneuern wird die jetz’ge Quaal sich immer
In einer andern, nirgends ist ein Retter.
Das hast du nun von deiner Menschenliebe!
Denn da, ein Gott, den Götterzorn du nicht
Gescheut und Menschen rechtlos Ehre brachtest,
So mußt du schon den wüsten Felsen da
Geradestehend, schlaflos, nimmer ruhend,
Vergebens ächzend, Jammer tönend, hüten.
Denn unerbittlich ist Kronidens Wille,
Und hart ein jeder neue Zepterführer." (blickt erneut zur Statue)
"Ja, ja – mags seyn! Was säumst du und bemitleidst
Vergebens ihn, den Götterfeind? du hassest
Ihn nicht, der dein Geschenk den Menschen brachte?"
"Zu enge knüpft uns Freundschaft und Verwandschaft."
"Mags seyn – Doch nicht befolgen den Befehl
Des Vaters! Kannst du dessen dich erkühnen?"
"Du bist auch immer grausam und voll Härte."
"Was kann es helfen hier, ihn zu beweinen?
Laß nur dein thörigtes unnützes Jammern!"
"Wie hass’ ich doch des Eisens Hammerkunst!"
"Du hassest sie? Die Kunst, so viel wir wissen,
Hat keine Schuld an gegenwärt’ger Quaal."
"Und doch wünsch’ ich, es hätte sie ein andrer." (schwermütig)
"Die Götter theilen alles, nur die Herrschaft
Mit Zevs nicht. Er allein vertheilt die Gaben."
"Ja freylich. Und dawider hab’ ich nichts."
"Doch eilst du nicht, ihm Fesseln anzulegen?
Daß nur dich Zaudernden nicht Zevs gewahre!"
"So säh’ er ja die Ketten in Bereitschaft." (klimpert kurz mit ebenjenen)
"So nimm sie! und gewaltig ihm die Hände
Umhammert und dem Felsklooß angeschlagen!"
(stellt sich vor Prometheus und wickelt die Kette dann ein erstes Mal um diesen und den Fels)
"Es ist geschehn und fest hält jeder Ring."
"Nur fester angezogen! Laß nicht ab.
Er weiß selbst unauflösbares zu lösen."
"Mit diesem Arme dürft’ es kaum geschehn."
"Nur diesen festgekettet! Lern’s der Klügling:
Er sey doch schwächer noch als Jupiter."
"Auch könnte dieser nur mit Recht mich tadeln."
"Des eisernen Keiles scharfe Spitze nun
Gewaltsam mitten durch die Brust geschlagen!"
"Prometheus! ach! wie jammert mich dein Schmerz."
"Schon wieder zögerst du, bejammerst ihn
Den Götterfeind? Daß du nur nicht einmal
Dich selbst bejammern mußt!"
"Du siehst ja, welch ein unerträglich Schauspiel!"
"Ich seh’ ihn wohl verdientes Unglück tragen
Doch auf! umringe noch mit Ketten seine Seiten."
"Das muß doch so geschehn. Befiehl nur nicht."
(umwickelt Prometheus und den Fels ein zweites Mal)
"Befehlen will ich; ja dazu auch schreyn – Nach unten!
Die Schenkel auch mit Ringen fest umschlungen!"
"Auch das ist schon geschehn mit wenig Mühe."
(umwickelt Prometheus und den Fels ein drittes Mal)
"Jezt schlage noch die Nägel durch die Ketten,
Daß nichts der strenge Zevs zu tadeln finde."
(haut ein erstes Mal mit dem Hammer auf die Kette)
"Gleich rauh ist deine Bildung, deine Zunge."
(haut ein zweites Mal mit dem Hammer auf die Kette)
"Zerschmilz nur in Gefühl! Nur meinen festen Sinn
Und meines Muthes Rauhheit tadle nicht."
"Nun komm. Die Glieder liegen ja in Ketten."
(geht zur rechten Seite von der Bühne ab.)
(zum gefesselten Prometheus gewandt)
"Ha! frevle noch und stiehl der Götter Gabe,
Und bring sie Staubgebornen! Werden wohl
Die Sterblichen von dieser Quaal dich retten?
Den Schlauen nennen dich die Götter falsch.
Gerade hier bedarfst du selbst der Schlauheit,
Aus solchem Labyrinth den Weg zu finden."
(geht gefolgt von Bias zur rechten Seite von der Bühne ab. Prometheus bleibt allein und zunächst regungslos auf der Bühne zurück.)
Edit: Textquelle; nur Kommis sind auf eigenem Mist gewachsen