Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Jedem Anfang wohnt ein Ende inne


    Zuerst möchte ich allen hier ein Frohes Neues Jahr und ein fantastisches 2023 wünschen!


    Wie der Titel bereits ankündigt, folgt indes sodann ein Valete! Liebe SL, bitte schickt Gracchus ins Langzeit-Exil.


    Wie so viele vor mir habe ich diesen Zeitpunkt zu lange hinausgezögert, bis zu dem Zustand eines unzuverlässigen Schreibpartners für meine Mitspieler und bis das IR für mich mehr Garant schlechten Gewissens als Spaß wurde. Doch nun ist das Kind erwachsen, 18 Jahre waren genug mehr als ein Leben zu verleben. Ich habe stets gehofft, zumindest Gracchus würde noch einmal mit einem großen Knall sein Leben beenden, doch letztlich geht er den Weg wie viele vor ihm ... ins (Alters-) Exil. SimOn darf angenommen werden, dass er Prisca von ihrem Landsitz abholt und sich gemeinsam mit ihr und den Kindern Quintus Gracchus und Flavia Prisca nach Baiae zurückzieht - wie so viele Flavier vor ihm, und dort mit all jenen, die noch übrig sind ein ungeschriebenes Leben verleben.


    Den (Noch-)Klienten stelle ich es frei, ob sie Gracchus als Exil-Patron behalten (Gracchus selbst hatte mit seinem Exilpatron stets die besten Karten ;) ), oder ob sie das Verhältnis lösen.


    Die Gens Flavia ist damit deplorablerweise verwaist. Ich überlasse es der SL dies so zu belassen oder einen neuen SimOff-Verwalter einzusetzen. Hätte ich einen Wunsch frei, so wäre es ersteres, oder ihr zumindest einen gänzlich neuen, losgelösten patrizischen Stammbaum zu verpassen - denn wie könnte die familia Flavia Romula fortgeführt werden ohne die Erinnerung an all die großartigen Charaktere und Geschichten, welche sie hervorgebracht hat - angefangen bei Secundus Felix, Titus Vespasianus und Diva Nyreti, über Aquilia Agrippina, Leontia, Marcus Aristides, Caius Aquilius, Lucius Furianus, Agrippina, Titus Milo, Caius Scato, Arrecina, Gracchus Minor, Lucius Serenus, Epicharis, Cnaeus Lucanus, Celerina, Quintus Flaccus, Aulus Piso, Nigrina, Domitilla, und all den anderen - bis hin zu den verschmähten Marcus Verus, Tiberius Animus, und die Sippe der Messalina Oryxa.


    Was bleibt mir, als Spieler, sonst zu sagen, nach 18 Jahren? Danke! Dies zumindest. Für ziemlich viel Spaß, ziemlich beste Freunde, ziemlich viel Wissen, einige Besuche, und unendlich viele kreative Stunden Geschriebenes, und noch viel mehr Ungeschriebenes!


    Ich wünsche euch allen noch viele, viele Stunden, Tage und Jahre mit einem großartigen IR, möget ihr so viel Spaß ansammeln, wie ich es tat, und euch ein schöneres Charakter-Ende schreiben, als ich es tat!


    Vale bene, IR! :hallo:
    (Und dabei lasse ich ganz bewusst offen, ob dies vale ein 'Lebwohl' oder ein 'Auf Wiedersehen' ist. Denn eine Hintertür lässt das Exil doch stets. ;) )

    M.f.G.

    M.F.G.

    Evripídis war ein Sklaven von nicht gar so ansehnlicher Gestalt - nicht hässlich oder ungestalt, doch eher gewöhnlich und um das Kinn herum ein wenig grob -, ob dessen er üblicherweise eher außerhalb des flavischen Hauses wurde eingesetzt. An diesem Tag trug er die Korrespondenz des Flavius Gracchus durch Rom und lieferte sie aus. So auch ein Antwortschreiben des Senators auf Valerius' Nachricht.



    Ad Tiberius Valerius Flaccus



    M' Flavius Gracchus Tiberio Valerio Flacco s.p.d.


    Mit großer Freude habe ich von deiner Genesung und Rückkehr nach Rom erfahren. Tatsächlich ruhte das Projekt Lex Mercatus während deiner Absenz, da auch mein Sohn Minor derzeit auf dem Land weilt. Dennoch ist die Thematik an sich nicht weniger relevant, dass es angebracht ist, das weitere Vorgehen in dieser Causa bei einer Cena* ante diem III KAL NOV** zu besprechen.



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    Sim-Off:

    * gerne direkt, ohne Umweg über die Porta
    **jederzeit

    Gleichwohl das große Triclinium beeindruckender war als das kleine, hatte Gracchus sich an diesem Abend für letzteres entschieden, denn schlussendlich musste Valerius nicht beeindruckt werden, und auch der kleinere Raum ließ schlussendlich nicht an geschmackvoller und exquisiter Zierde zu wünschen übrig. Noch saß der Flavier auf der Kline, vor ihm die kleine Prisca, um ihrem Vater artig Gute Nacht zu sagen, und um den Tisch herumspringend Quintus.

    "Gute Nacht, Vater"

    , strahlte seine Tochter ihn mit ihrem unschuldigen Kinderlächeln an bis er ihr liebevoll übers Haar strich und sie mit einem

    "Gute Nacht, Prisca"

    entließ, denn wiewohl die Nacht noch einige Stunden entfernt war, würden die Kinder selbstredend nicht an der cena teilnehmen, sondern ihr Abendessen gesondert einnehmen. Ein Umstand, der Quintus nicht gefiel.

    "Warum darf ich nicht bleiben? Ich will auch Politik machen!"

    "Du bist viel zu jung, du würdest nicht verstehen, über was wir spre'hen und ob dessen beständig enervierende Fragen stellen"

    , erwiderte der Vater ernst.

    "Das ist gar nicht wahr! Ich kann auch gar keine enewirren Fragen stellen und dafür ganz still sein!"

    "Enervierend. Und nein, das kannst du nicht, Quintus. Nicht einmal zwei Sätze lang."

    "Wohl!"

    Der Junge verschränkte bockig die Arme und plusterte seine Backen auf.

    "Wir werden über die Lex Mercatus sprechen, über den Besitz von Betrieben, Schenkungen und Erbschaften, Umlaufverbote und Unlauterer Wettbewerb, Klageerhebungen und Klagefähigkeit, Marktgeri'htsbarkeit und artverwandte Themen."

    "Warum ist herumlaufen verboten?"

    , fragte Quintus mit großen Augen, ohne die Finte seines Vaters zu durchschauen.

    "Quod erat demonstrandum, nicht zwei Sätze lang. Geh, und iss mit deiner Schwester. Und benimm dich, ich werde Apollonia später fragen, ob du artig warst. Wenn ja, werde ich dir morgen etwas über Umlaufverbote erzählen."

    "Menno! Das ist gemein"

    , stapfte der Junge mit dem Fuß auf.

    "Gute Nacht, Quintus."

    Ein Blick zu Apollonia, der Amme der Zwillinge, setzte diese in Bewegung, dass sie den kleinen Flavier aus dem Raum bugsierte, der selbstredend auch davor sich weiter beschwerte, dass er nicht mit den Erwachsenen essen durfte. Gracchus nahm sich vor, am nächsten Tag nicht nur mit Apollonia zu sprechen, sondern auch mit Argirios, dem Hauslehrer, dass es Quintus an Disziplin mangelte. Zumindest indes zeigte er mehr Verve als seine Brüder in diesem Alter, was den Vater hoffnungsvoll stimmte, dass allfällig Quintus sein Erbe auf angemessener Weise würde ausfüllen können als seine Brüder es bisher hatten. Er nahm sich eine Olive vom Tisch und hatte sie gerade in seinen Magen hinab befördert, als er vom Atrium her hörte, wie Valerius durch das Haus geführt wurde.

    Und täglich grüßt ...


    Ein wenig zu monoton ratterte Ikarus die Namen und Anliegen aller Korrespondenten des Tages herunter, welche er auf einer kleinen Wachstafel hatte notiert, während Flavius Gracchus dem zurückgelehnt und mit geschlossenen Augen folgte.

    "Der Magister Septemvirorum Atinius lädt zur Cena, um das Epulum lovis zu besprechen, Carsuleius Canus bittet um eine Verlängerung der Frist um eine Woche, Valerius Flaccus vermeldet seine Rückkehr nach Rom und fragt nach dem Stand des Projektes Lex Mercatus, Kosmas vermeldet weiterhin keine Änderung der Situation, und Orpheus übersendet die Ertragsaufstellung aus Lavinium."
    Ein Augenblick der Stille folgte, dann öffnete Gracchus die Augen.
    "Bestätige die Fristverlängerung für Carsuleius in geneigter Couleur, konsentiere Atinius' Einladung höflich, streiche Kosmas ein Viertel seiner Zuwendung und erkläre unmissverständli'h, dass so er nicht seinen Nutzen beweisen kann er dort nutzlos ist, prüfe die Erträge gegen das letzte Jahr, und Valerius... was genau schreibt er?"
    Ikarus wechselte zu dem Schreiben und las es vor. Ein schmales Lächeln stahl sich auf Gracchus' Lippen ob Valerius' Befürchtung, war er doch längst zu alt, um über die Unbill des Lebens in Ärger zu verfallen - weder die seines eigenen Lebens, noch die seiner Mitmenschen. Wenn überhaupt verfiel er allenfalls in Trübsinn ob dessen.
    "Übersende ihm meine Freude, ob seines zurückerlangten Wohlbefindens und seiner Rückkehr, und lade ihn zur cena. Kennst du Valerius bereits?"
    Wenngleich Gracchus keinerlei Schwierigkeiten hatte, ihm einprägsame Ereignisse, Empfindungen oder Informationen in seinem Gedankengebäude akkurat zu archivieren, so gelang es ihm seit vielen Jahren - üblicherweise verdrängte er den Auslöser aus seinen Erinnerungen - nicht mehr, insbesondere ihm weniger wichtige Ereignisse über einige Monate hinaus in einen präzisen, zeitlichen Kontext miteinander zu setzen.
    "Ja, ich habe ihn bereits kennengelernt. Nicht zuletzt im Zuge der Erörterung der Lex Mercatusgemeinsam mit deinem Sohn und Seius Ravilla."
    Einen Augenblick hob Gracchus verwundert eine Braue. So lange. So lange war es bereits her, dass Sciurus ihn hatte hintergangen. So lange hatte er Ikarus bereits in seinem Besitz. So lange weilte Minor schon auf dem Land. So lange hatte sich Prisca aus Rom zurückgezogen.
    "Ver..fliegt die Zeit, oder steht sie still und ich verfliege?"
    , murmelte der Flavier nachdenklich.
    "Herr?" hakte Ikarus nach, da er außer einigen Vokalen nichts von dem Gemurmel seines Herrn hatte verstanden, ihn indes das Gefühl beschlich, dass es allfällig für seine Aufgaben bedeutsam war.
    "Ach, nichts"
    ,winkte Gracchus indes ab.
    "Valerius. Valerius Flaccus ist ein talentierter Advocatus. Die Reform einer Lex könnte ihm den rechten Auftrieb geben, allfällig sogar nach Höherem zu streben. Nun ja, wir werden sehen."
    Damit war die Korrespondenz des Tages erledigt, und der Sklave Ikarus begann, die Antwortschreiben seines Herrn zu formulieren und auf den Weg zu bringen.

    'Kein Mann, ein Sklave!'

    , lag die Replik auf Gracchus' Zunge, doch er schluckte sie hinunter, um sich nicht beständig zu wiederholen - zu oft hatten sie diese Diskussion geführt, ohne sich je überzeugen zu können vom Standpunkt des anderen. Ohnehin, was galt Sciurus noch? Es schmerzte den Flavier wie Serapio alles, was zwischen ihnen bestand, auf eine Nacht reduzierte - eine bedeutsame Nacht, doch letztlich nur der Beginn -, und sein Leib versteifte sich einmal mehr in Abwehr. Nur ein einzige Nacht konserviert in Bernstein? Gracchus pflegte einen ganzen Saal voller Augenblicke mit Faustus - Lächeln, Lachen, Fingerzeige, Nicken, Blicke, Funkeln, flüchtige Berührungen, Handschläge, Umarmungen, Aneinanderschmiegen, Vereinigungen, Seufzer, Worte laut und leise, Grüße, Rufe, Düfte, Farben, Melodien, Geschmäcker, ... so viel mehr. Allfällig würde all dies in ein Zimmer seines Gedankengebäudes passen, so er es in Schubladen würde verwahren, doch viel lieber labte er sich an all den Erinnerungen wie in einem Lustgarten, durch den er konnte wandeln. Gracchus packte Serapio an den Schultern, denn mit einem Male ging es nicht nur um sie beide, mit einem Male schien der Decimer ihm zu entgleiten.

    "Eine einzige Nacht, Faustus? Der Augenblick einer Meditrinaliennacht oder des Ruhmes als jüngster Praefectus Praetorio? Ist dies alles, was zählt? Blitze in der Na'ht?"

    Er schüttelte verärgert den Kopf und ließ seine Hände sinken.

    "Wie kannst du nur derart abschätzig auf dein Leben blicken, derart abschätzig auf deine Familie, ihren Ruhm und ihre Bedeutung! Kein Leben ist eine unendli'he Aneinanderreihung von Glanz und Glorie, nicht einmal jenes der Kaiser, nicht einmal jenes der Heroen! Nur die Götter strahlen endlos, jedes andere Feuer erlischt und seine Bedeutsamkeit zeigt sich in der Spur, welche es hinterlässt!"

    Eine kurze Pause füllte den Raum zwischen ihnen mit Stille.

    "Es gibt zwei Arten von Heroen. Jene, welche wie Achilleus hell und intensiv glühen, und nach diesem ihrem höchsten Glanze verglühen. Und jene, welche wie Odysseus Ruhm erlangen, und hernach noch ein langes, erfülltes Leben abseits des Glanzes führen. Beide sind unver..gessen und werden auf ewig mit ihrem Ruhm verbunden bleiben."

    Noch einmal folgte eine kurze Pause, doch ehe Faustus etwas erwidern konnte, fuhr Gracchus fort.

    "Ich war stets der Ansicht, dass Odysseus der schlauere von beiden war. Das Leben besteht nicht aus perfekten Augenblicken, nicht aus einer kurzen Aneinanderreihung von Ruhm, einem Aufmarsch von Heroen in einem Theaterstück. Ebenso wenig wie die Liebe. Ist nicht darob das Band zwischen uns besonders, da es nie um den perfekten Augenblick ging, nicht um die Illusion des perfekten Augenblickes, nicht um den Schatten an der Höhlenwand, sondern die Wahrheit, das gänzliche Ideal dahinter. Zwei Teile, welche zusammen gehören, die zer..rissene Seele, welche ihr Gegenpart wiederfindet. Gewiss hätten wir mehr haben können, doch allfällig wären wir auch schlichtweg nur verglüht wie Achilleus."

    Sein Antlitz wurde wieder etwas weicher als er Faustus stolzen Blick erwiderte.

    "Faustus, das Leben ist - du bist so viel mehr als nur ein Augenblick flüchtigen Ruhmes! Die Welt wird dich nicht ver..gessen, jüngster Praefectus Praetorio, den Rom je gesehen hat, wie sie Odysseus nicht vergisst ob seiner heroischen Augenblicke. Doch nun, in deinen heimatlichen Hafen zurückgekehrt, ist weder Ruhm zu finden, noch vonnöten. Altes Eisen, vielleicht, doch noch immer von bester Qualität, scharf wie eh und je, mit einer schönen Patina - nicht das Gladius, welches ein stürmischer Jüngling sucht, aber ein Traum für jeden Liebhaber."

    Vor Gracchus' innerem Auge erschienen die Grabstätten der alten Pharaonen - da er nur Beschreibungen hatte gelesen, sie jedoch nie gesehen, zwar gänzlich anders als sie tatsächlich aussahen, doch ob des mangelnden Vergleiches fiel ihm dies selbstredend nicht auf. Aegypter dagegen waren ihm durchaus bekannt, einige hatten es als Beamte in niederen Diensten bis nach Rom geschafft, ob dessen er verständnisvoll nickte - wie alle Provinziellen standen sie nicht hoch in seiner Gunst. Gegensätzlich zu den römischen Beamten.

    "Du solltest nicht über jene Männer scherzen, welche die Getriebe unseres Reiches in Gange halten"

    , mahnt er Maesa. Indes verflog jede weitere Rüge als sie die Christianer erwähnte.

    "Christianerpack!"

    spie er beinahe ihren Namen aus.

    "Ein elendigliches Ge..schwür im Fleische Roms, selbst hier in ihrem Herzen! Schlimmer als alle Barbaren zusammen, welchen mit Gladius und Schild beizukommen ist, bezirzen und bezaubern sie unschuldige Bürger und ziehen sie in ihr Ver..derben! Sie trinken das Blut ihrer Neugeborenen und opfern ihr Fleisch diesem grausamen Gott, der keine anderen Götter neben sich duldet! Oh, nein, Maesa, dies sind keine Verrückten, diese Sekte ist eine ernstli'he Gefahr für Rom und all seine rechtschaffenen Bürger!"

    Ganz zu schweigen von der Gefahr für den regierenden Staatsapparat, welcher nicht unwesentlich auf dem Konstrukt der Götter Roms gründete, selbst bis hin in die Provinzen.

    "Gerade ob unserer Kinder und ihrer Zukunft wegen darf Rom dieses Pack nicht dulden!"

    Deplorablerweise sahen dies nicht alle Senatoren derart, denn sonstig wären die Bemühungen zur Eindämmung dieser Sekte zweifelsohne von mehr Erfolg gekrönt. Der Flavier suchte diesen enervierenden Gedanken beiseite zu schieben, und sich wieder der freudigen Angelegenheit Maesas Besuch zuzuwenden.

    "Prisca wäre zweifelsohne erfreut zu wissen, dass während ihrer Absenz eine Flavia über den Haushalt wa'ht, und nicht alles in Chaos versinkt"

    , lächelte er, gleichwohl dies niemals würde geschehen, sorgte doch unentwegt ein Heer von Sklaven aus der strengen Zucht der Flavia Agrippina für jede Kleinigkeit.

    "Und ich würde mich ebenso freuen. Selbstredend steht es dir auch frei, Gäste zu laden. Der maior domus wird dir einige Familien nennen können, zu welchen wir gute Verbindungen pflegen."

    Gracchus war sich durchaus gewahr, dass Prisca bisweilen auch Damen hatte geladen, deren Männer keine guten Verbindungen zur Flavia hatten, doch dabei war es um Politik gegangen. Für Maesa würde es zweifelsohne einfacher sein, sich in bestehende Bekanntschaften einzufinden.

    "Auch sonstig, sofern du Pläne oder Wünsche hast, zögere bitte nicht, sie auszuspre'hen."

    So, nun ist es so weit - die kommenden zwei Wochen werde ich definitiv nicht zum Schreiben kommen, daher melde ich mich dies mal auch ganz offiziell ab. ;)

    Allfällig sollte ich dies beim nächsten Mal unterlassen, nachdem aus den geplanten zwei Wochen Absenz für eine geschäftliche Reise aufgrund eines von dort mitgebrachten Covid, darob hernach ungeplant übermäßiger Aufarbeitung, gefolgt von der nächsten Geschäftsreise, ungeplantem Besuch, noch mehr übermäßiger Aufarbeitung und Vorbereitung der nächsten geplanten Absenz und eben dieser mit einem Male zwei Monate wurden.

    Ein wenig verhalten melde ich mich wieder zurück, denn die letzte geplante Absenz endlich in Form von Urlaub hat mir zwar die notwendige Muse zurück gebracht und ich möchte versuchen, sie ein wenig zu halten, die nächste Geschäftsreise steht indes bereits schon wieder im Kalender...

    Bedauernd schüttele Gracchus den Kopf.

    "Zu früheren Zeiten habe ich es versäumt, Alexandria und Aegyptus zu bereisen, und als Senator ist es mir nun seit langem nicht mehr gestattet."

    Einen Augenblick sann er darüber nach, ob Aquilius ihm wohl tatsächlich eine Reise in die kaiserliche Provinz würde verweigern, kam indes zum Schlusse, dass der Augustus noch so umgänglich mochte sein, doch dies Gesetz war nun einmal nicht ohne Grund entstanden.

    "Sofern es dir beliebt, werde ich darob während der cenae der kommenden Tage ein ausgespro'hen aufmerksamer Zuhörer sein für deine Berichte aus dem Süden."

    Ein feines Lächeln umspielte seine Lippen in Vorfreude darauf, denn wie sehr er auch das Reisen an sich verabscheute, desto mehr erfreute der Flavier sich an Berichten und Geschichten aus der fernen Fremde. Sodann entsann er sich Maesas Gemahl, ein Quintier aus einem nicht sonderlich bedeutsamen, doch ebensowenig unbedeutsamen Hause. Sein Vetter - oder Onkel, die genaue Relation hatte Gracchus vergessen - saß im Senat zwar nur auf einem der mittleren Ränge, doch manches Mal - sofern es dem eigenen Patron an keinem Ergebnisse war gelegen - waren solcherlei Stimmen durchaus wertvoll, wiewohl auch die familiäre Bindung ein Türöffner für mancherlei Bündnis. Dass Maesa an ihrer Ehe nicht lange hatte Gefallen gefunden, war darob kein Anlass zu Beunruhigung, ebenso wenig wie erwartet - denn letztendlich ging es bei patrizischen, zumindest flavischen Ehen stets nur um eben diese Art Zweckbündnisse. Darüberhinaus konnte sie in ihrer derzeitigen Situation dankbar sein, so ihr Gemahl sie nicht verstieß, denn die Ehe war bisherig kinderlos geblieben. Nichtsdestotrotz gehörte auch zu solchen Zweckehen ein grundlegendes Maß an Respekt.

    "Quintius hat gut daran getan, deine Reise zu unterstützen."

    Letztendlich stand Maesa nicht unter seiner Gewalt, doch was es in diesen Ehen stets zu wahren galt, war der Schein, und was es zu vermeiden galt, war ein Skandal ob eines öffentlichen Zerwürfnisses.

    "Dann Germania ist eine ent..setzliche Provinz und gewiss kein Ort für eine Flavia!"

    Diese Reise von Maesa zu verlangen hätte zweifelsohne zu flavischer Intervention führen können - der Ehe zum Trotze -, gab es doch gewisse Erwartungen an adäquate Ehemänner, und diese umfassten gewiss die flavische Gemahlin vor der Unbill barbarischer Provinzen zu bewahren - selbst so dies durch zeitweise Trennung für Quintius weiterhin würde bedeuten, ohne Erben zu bleiben. Doch dies war ein Problem der Quintier, nichts, das die Flavia tangierte.

    "Es ist nur deplorabel, dass Prisca sich derzeit auf dem Lande befindet, einzig die Kinder sind noch im Haus."

    Und tanzten ihrem Vater auf der Nase herum, insbesondere Quintus, welcher bisweilen seinem Namensgeber alle Ehre machte.

    "Doch du wirst sehen, Rom steht selbst in der größten Hitze nicht still, das Leben pulsiert stets, wenn auch allfällig nicht in der Mittagshitze auf den Foren, dann um so mehr am späteren Abend hinter kühlen Mauern. Denn Rom ist nun einmal Rom, das sich durch ni'hts unterwerfen lässt - auch nicht das Wetter."

    Gracchus nickte nur, denn an die Details Minors Aufenthalt in Germania konnte er sich nicht entsinnen, gleichwohl er sich wohl dessen entsann, dass sein Spross damals überaus erfolgreich in provinzielle Angelegenheiten gewesen war - er hatte Streitigkeiten mit lokalen Barbarenstämmen geschlichtet, oder ähnliches. Zweifelsohne würde man sich dort in der Provinz noch an den Flavier erinnern!

    "Ein überaus kostbares Präsent, hab vielen Dank!"

    Bedachtsam drehte Gracchus den Flakon in seinen Hängen, erfreute sich an der Ästhetik der Form und des geheimnisvoll schimmernden Glases, zog sodann den Verschluss nach oben und sog - die Augen kurz schließend - den Duft in seine Nase. Olivgrün und Mauve durchzog seine Sinne, ein rauchiger Wald wie die Albaner Berge nach einem Regenguss aus Feuer, trockener Nebel wie ein Tanz aus tausenden Räucherschalen, mit einem Hauch von honigsüßem Klang aus den Kehlen eines Chorals achaischer Krieger - und mit einem Male überrollte den Flavier die Erinnerung an eine unvergessliche Meditrinaliennacht. Faustus hatte Recht, er zehrte von dieser Nacht, doch war es nicht besser auf diese Weise, als von den Schrecken anderer Tage? Ein schmales Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Augen wieder öffnete und in das dunkle Braun seines Gegenübers blickte. Als flamboyanten Schönling hatte Faustus ihn bezeichnet, und auch damit hatte er Recht.

    "Ich wünsche dir alles Gute, Seius Ravilla, für deine Reise und dein Tribunat. Und hoffe darauf, dass wir uns als..bald wiedersehen."

    Zwar schätzte er die Gefahr, dass Seius in Germania heimisch werden würde, als überaus gering ein, doch noch immer war die Provinz rau und wild und mancher Soldat war nicht mehr von dort zurück gekehrt.

    Selbstredend folgte Gracchus der Aufforderung zu familiärer Begrüßung, wie er stets jeder Pflicht, insbesondere der familiären, folgte. Sodann wiegte er sich für einen Herzschlag in Erinnerungen an Alexandria - vielmehr an den Hafen davor -, seine Jugend in Athenae und schlussendlich den Familiensitz in Baiae.

    "Hab Dank für die Grüße! Ich hoffe doch, es befinden sich alle wohl?"

    Der Sommer wäre eine ausgezeichnete Möglichkeit gewesen nach der Familie im Süden zu sehen, doch trotz dass er sich danach sehnte, mit Marcus nach ein wenig zu viel Wein ausgiebig in Erinnerungen zu schwelgen, hielten ihn nicht nur die Reise und seine Großtante Agrippina davon ab. Es war Titus, den er mied, sein Sohn der ihm so fremd war wie ein Kind von der Straße, und in dessen Antlitz ein Spiegel lag, der das geballte Ausmaß seiner Verfehlungen ihm entgegen hielt. Er wollte gerade eine weitere Frage in Hinblick auf das Befinden der Familie in Baiae stellen, als der Lärm gefolgt von den Katzen das Atrium durchzog. Missbilligend hob sich Gracchus' linke Braue empor. Er mochte Katzen - sofern sie auf einer Kline eingerollt vor sich hin schnurrten oder im Zweifelsfalle noch majestätisch durch das Haus stolzierten -, indes nicht so sie Lärm und Durcheinander verursachten. Maesa lenkte ihn jedoch gekonnt von weiteren Überlegungen ab.

    "In den Tälern ist die Hitze durchaus unerquicklich, doch hier oben auf dem Quirinal lässt es sich aushalten. Davon ab..gesehen ist Rom nun einmal Rom, selbst in den Senatsferien."

    Zwar zogen sich auch die Angelegenheiten des Cultus Deorum im Sommer etwas zäher dahin - doch die Götter, wiewohl der Augustus hörten schlussendlich nicht auf zu existieren. Gracchus wies auf die Sitzgelegenheiten und nahm neben Maesa Platz.
    "Möchtest du erzählen, was in Aegyptus geschehen ist?"

    In ihren Schreiben war Maesa nicht sehr ausführlich gewesen, wiewohl es dem Flavier als Anlass hatte ausgereicht, sie nach Rom einzuladen.

    "Ah, exzellent! Meinen herzlichen Glückwunsch!"

    , gratulierte Gracchus seinem Klienten zum Tribunat, nur um nach dessen Eröffnung seiner Abberufung anzufügen:

    "Oh, mein Beileid! Germania superior - welch triste Aussi'ht. Allfällig ist dies der Ausgleich für deine Worte im Senat. Indes, auch Minor hat sein Tribunat in Germania abgeleistet und dies überlebt."

    Bis heute war Gracchus nicht sicher, was seinen Sohn zu diesem Schritt hatte bewogen, hatte er doch sonst nie militärische Ambitionen gezeigt, und hätte als Patrizier zudem keine Notwendigkeit dazu gehabt.

    "Ich bin überzeugt, Seius, du wirst deine Aufgabe gut erfüllen, und bis du nach Rom zurückkehrst, wird kaum noch jemand deines Fauxpas gedenken. Nicht niemand indes, denn Senator Claudius wird ihn nicht ver..gessen. Ein Homo Novus würde allfällig in ein paar Monaten darüber hinweggehen, doch Claudius Menecrates ist der Spross einer altehrwürdigen Familie, welche vor allem anderen die virtutes ehrt. Du bist ein ebensolcher Mann, Seius, darob wäre es angebra'ht, dass du ihm gegenüber Abbitte leistest, denn Senator Claudius ist niemand, den du dir als Opponent verstetigen möchtest."

    Gleichwohl der Flavier es nicht direkt aussprach, so war dies seine Erwartung als Patron. Als Anregung vorgebracht ließ er Ravilla indes die Option, aus eigenem Antriebe mit einer simplen Geste seine Ehre wiederherzustellen.

    "Ich danke dir, wenngleich ich die Gefahr als sehr gering einschätze, dass ich dich allzu bald vergessen werde"

    , lachte er sodann, denn Ravilla in seiner Gänze, begonnen bei der exzentrischen Kleidung, nicht zu vergessen - doch auch nicht zu vordergründig zu erwähnen - sein gefälliges Äußeres, über sein außergewöhnliches Naturell bis hin zu seinen profunden Zukunftsplänen, war zweifelsohne eine Person, welche einen langen Nachhall nach sich zog. Erfreut und neugierig zugleich entfernte der Flavier das seidene Tuch.

    Es war dieser Tag im Monat - dieser Tag, an welchem Gracchus das prandium möglichst lange hinauszögerte, nur um spätestens bei den eingelegten Datteln Ikarus' fragenden Blick aufzufangen und zu realisieren, dass es kein Entkommen gab. Dieser Tag, an welchem Ikarus ihm all die wirtschaftlichen Bilanzen der flavischen Besitztümer und Investitionen vorlegte und im Detail mit ihm durchsprach. Es gab kaum eine enervierendere Pflicht als Familienoberhaupt denn diese Aufgabe - Zahlen rauf, Zahlen runter, Zahlen quer, Gewinne hier, Verluste da, Erträge, Einkommen, Ausgaben, Verträge, Änderungen, Neuerungen und noch mehr Zahlen. Sciurus hatte dies alles selbstständig erledigt, doch Ikarus bestand als guter Sklave auf die Prüfung durch den Hausherrn. Und Gracchus folgte dieser Erwartung, denn er war sich dessen gewiss, dass andernfalls über das feine Netzwerk der Sklavenschaft auch der Rest der Familie von seinem Versäumnis würde Kunde erhalten - insbesondere Agrippina -, denn dies war nun einmal der Preis für einen sonst einwandfreien und tadellos funktionierenden Sklaven aus flavischer Zucht. Indes, an diesem Tage war Fortuna dem Flavier hold, denn just als Ikarus die dritte Wachstafel von vielen - in Gracchus' Augen unendlich vielen - öffnete, meldete ein Sklave die Ankunft seiner Nichte Maesa - respektive Großnichte zweiten Grades, doch so genau besah in der Familie niemand die Verwandtschaftsverhältnisse, vornehmlich nicht, wenn er sich dadurch mehrere Grade älter fühlte.

    "Maesa! Ich komme soglei'h!"

    Noch ehe er seinen Satz hatte beendet, war Gracchus bereits aufgestanden und strebte mit ausladenden Schritten dem Atrium zu. Diese familiäre Pflicht überwog alle anderen, gleichwohl im Hintergrund seines Geistes das Wissen lauerte, dass er die Prüfung damit nur aufschob. Doch beinahe alles war erquicklicher, als sie in diesem Augenblicke zu erledigen.

    "Maesa!"

    begrüßte er diese als er zum Impluvium trat. Seine Arme waren einen Augenblick lang in einer Willkommensgeste geöffnet, senkten sich jedoch, bevor seine Nichte auch nur auf die Idee kommen konnte, ihm für eine Umarmung entgegenzutreten.

    "Willkommen in Rom! Wie war deine Reise?"

    Schrecklich, ohne Zweifel, denn Reisen waren in des Flaviers Augen stets eine Tortur, doch war dies ein unverfängliches Thema. Zwar hatte Gracchus seine Nichte nach Rom eingeladen, doch letztendlich war er auch dabei vorwiegend seiner familiären Pflicht nachgekommen. Darüberhinaus kannte er sie kaum, wiewohl ihm auffiel, dass sie reifer geworden war - nicht im Sinne von alt, sondern von erwachsen. Gracchus überlegte, wann er sie zuletzt hatte gesehen. Bei ihrer Hochzeit? Oder Minors Hochzeit? Was lag länger zurück? In jedem Falle waren es bereits einige Jahre. Oder auch einige mehr.

    Ein feines Lächeln umspielte Gracchus' Lippen - allfällig wissend, allfällig freudlos -, denn die Launen der Götter hatte er wahrhaftig schon zur Genüge erlebt. Bisweilen schien es ihm, sein Leben hätte bereits einen Epos füllen können - nicht gar so spannungsreich wie die Odyssee oder Aeneis, doch ebenso umfangreich. Indes, wer würde dies schon lesen wollen - Die beschaulichen Abenteuer des M'.F.G.?

    "Nun, die Zeit an sich ist recht konstant, es ist der Mensch, welcher aus ihr hinaus fällt, sich zäh hindurch quält oder sie im Galopp überholt."

    Vor allem in den ennuyantesten Sitzungen des Senates hatte der Flavier oftmals schon über das Wesen der Zeit sich seine Gedanken gemacht. Denn während sie mit Faustus nur so dahin schoss, aus dem Abend zu schnell eine Nacht, zu schnell ein Morgen wurde, zog sie sich in der Curia Iulia bisweilen in schiere Unendlichkeit - wenn etwa Senator Gavius wieder einmal über die Details der Zolldekrete in den östlichen Provinzen referierte, oder Senator Caesetius über die Signifikanz einer korrekten Paragraphensetzung.

    "Es ist indes deplorabel, dass niemand recht er..gründen kann, inwiefern dies zu beeinflussen ist, der Mensch immer dann durch die Zeit sich zu beschleunigen scheint, so er sie gerne festhalten möchte, jedoch wie durch nassen Sand watet und nicht vorankommt, wenn das Geschehen eher öde ist."

    Er zuckte leicht mit den Schultern, denn - gleichwohl er ein langes Leben hatte benötigt, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, und die Erkenntnis nicht immer ihn davon abhielt, in Gram zu verfallen - was nicht zu beeinflussen war, darüber war es sinnlos, sich zu grämen. Similär wie über sein Amt, dessen Natur und Widerspruch zu Gracchus' Idealvorstellung Ravilla überaus präzise hatte erkannt.

    "In der Tat, das Amt des pro magistro ist eine Notwendigkeit, kein Ideal - und ich war zweifelsohne stets eher ein Idealist denn ein Pragmatiker."

    Ein Träumer, hatte sein erster Sciurus bisweilen geunkt, und schließlich - was hatte dies Streben ihm in letzter Konsequenz beschert: einen Bürgerkrieg!

    "Doch es ist ein Amt, welches ausgefüllt werden muss, und es ist der Pontifex Maximus, welcher be..stimmt, wer es auszufüllen hat."

    Dies wiederum war eher eine realistische Ansicht, denn eine idealistische. Als der Seier sodann von seinen eigenen Träumen sprach, glaubte Gracchus ein rechtes Funkeln in den von schwarzfarbenem Lidschatten umrandeten Augen zu sehen. Unsterblichkeit - nicht mehr und nicht weniger.

    "Ein hehres Unterfangen, die Unsterblichkeit, zumindest in jener Weise, wie du sie zu errei'hen gedenkst, und zweifelsohne eines, welches dir offen steht, ob deiner Talente."

    Einen Augenblick zögerte er.

    "Gleichwohl letztendlich Papier und Stein von jenen beschrieben werden, die am Ende auf der richtigen Seite stehen, mit eben deren Wahrheit, welche bisweilen näher, bisweilen ferner der Realität sich zeigt."

    Auch ein Teil der flavischen Größe war einer Siegerseite unterworfen und ausgemerzt worden, wiewohl Gracchus selbst eher von der Subjektivität der Historie hatte profitiert - hätte er sonstig doch zweifelsohne längst sein Ende am tarpeischen Felsen finden müssen.

    "Relevant ist also, dafür Sorgen zu tragen, auf der ri'htigen Seite zu enden, oder aber den richtigen Schreiber zu finden."

    Brummend erhob sich die Hummel wieder in die Luft, um kurz darauf zwischen einem Hortensienbusch zu verschwinden.

    Tatsächlich fand Ravilla seinen Patron im Triclinium vor, wo dieser ein etwas spätes prandium einnahm, da seine Pflichten es an diesem Tage nicht eher hatten erlaubt.

    "Ah, Seius, bist du ebenfalls noch auf der Suche nach etwas Essbaren? Nimm Platz, es ist noch genügend übrig."

    Was selbstredend nur eine Redensart war, denn in der flavischen Villa wäre selbstredend auch dann noch genügend übrig, wenn die gesamten Platten auf dem Tisch bis auf den letzten Krümel wären geleert gewesen.

    Der junge Iolaos brachte Flavia Maesa vorbei an den Ahnenmasken der flavischen Vorfahren, vorbei an den Büsten der flavischen Kaiser bis in die Mitte des Atriums zu einer kleinen Sitzgruppe neben dem Impluvium, in welches eine marmorne Fortuna in rotfarben gemaltem Gewand aus ihrem güldenen Füllhorn Wasser plätschern ließ.


    Maesa war kaum dort angekommen als auch schon ein weiterer Sklave - etwa um die zwanzig Jahre und ausgesprochen wohlgestaltet - ihr eine Erfrischung darreichte. "Dein Onkel ist bereits informiert, er wird jeden Augenblick eintreffen", ließ er die Flavia wissen. Denn während diese angekommen war und das Haus durch das Vestibulum hatte betreten, war die Nachricht ihrer Ankunft längst auf dem Weg der Sklaven durch das ganze Haus gewandert.

    Bitte melde dich an, um dieses Bild zu sehen. Acanthus, lanitor der Villa Flavia


    Der Ianitor verbeugte sich noch einmal. "Mein Name ist Acanthus, Herrin. Ich werde deinem Onkel ausrichten, dass du angekommen bist."

    Mit einer lockeren Bewegung aus der Hand - der geneigte Beobachter mochte erkennen, dass diese zu Acanthus täglicher Gestik gehörte - winkte der Ianitor einen jungen Knaben herbei.

    "Iolaos hier wird dich ins Atrium geleiten."


    Iolaos war allfällig neun oder zehn Jahre alt, hager, aber nicht mager, und hatte das zarte, harmonische Antlitz eines Jungen, dem die Zukunft als Mann ein gefälliges Äußeres würde bescheren, sofern die Pubertät ihm keinen Strich durch die Rechnung machte. Seine dunklen, baraunfarbenen Augen mit den langen, dunklen Wimpern waren stets auf den Boden gerichtet, auch als er Maesa in das Haus hinein führte.

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    Neben der Porta stehend wachte Acanthus darüber, dass alles seinen Rechten Gang nahm. Da es sich bei dem Neuankömmling um eine Flavia handelte, trug der Ianitor dabei nicht seine üblich grimmige Miene zur Schau, sondern einen geradezu freundlich anmutendes Antlitz.


    Als Maesa an die Türe heran trat, verbeugte er sich leicht. "Willkommen in Rom, Herrin! Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise. Soll ich deinen Onkel sogleich über deine Ankunft informieren, oder möchtest Du dich erst ein wenig frisch machen?"

    Selbstredend hatte man die Flavia bereits seit Tagen in Rom erwartet, wenn auch nicht bekannt gewesen war, an welchem Tag genau sie würde angelangen.