An diesem Abend hatte Jakobus beschlossen, ein kleines Gastmahl mit seinen Geschäftsfreunden zu veranstalten. Dies war sehr wichtig für das Geschäft, da es Beziehungen pflegte und man bei Wein und gutem Essen manchmal auch die besten Verträge zustande bekam. Aus diesem Grund besaß er auch eine gewaltige Spesenkasse für derlei Veranstaltungen, die er bereitwillig benutzte.
Mattathias, der neue jüdische Geschäftspartner, Simeon, sein Freund, Damoteles und Hipponidas, zwei hellenische Händler, von denen ersterer aus Alexandreia selbst stammte und zweiterer aus Antiochia in Syria kam, sowie ein Ägypter namens Pedamenopet, der wohl aus einer Adelsfamilie stammte und daher für einen Ägypter die Nase ziemlich hoch trug.
Sein Berater hatte Jakobus davor gewarnt, Angehörige verschiedenster Völker miteinander einzuladen, doch der Vilicus hatte keine große Lust, Abendessen mit nur zwei Gästen zu veranstalten, sodass er die Warnung in den Wind geschlagen hatte. Natürlich hatte man so jedoch darauf achten müssen, dass jeder Gang koscher zu genießen war, aber dennoch für alle drei Völker akzeptabel war. Der Koch hatte gewitzelt, dass nun nur noch ein Rhomäer fehlte.
Als es jedoch langsam Abend wurde und die drückende Hitze sich langsam aus den Gassen erhob, war alles vorbereitet: Im Hof hatte man Laternen aufgehängt, im Speisezimmer Girlanden und duftende Blumen auf dem Boden verteilt. Jakobus trug eine prächtige Tunica und eine goldene Kette, wie auch den goldenen Siegelring, den er von seinem Herrn erhalten hatte.
Als erster erschien glücklicherweise Simeon, der sich ebenfalls prächtig herausgeputzt hatte und wie immer fröhlich war.
"Shalom, Ja'aqov! Ich danke dir für die Einladung!"
begrüßte er Jakobus, der den Gruß erwiderte und ihn hineinführte. Auch der Schmuck den Hauses fand große Anerkennung bei Simeon:
"Da hast du ja alles ordentlich herausgeputzt, Chawer! Deine Diener verstehen etwas von Schmuck, das muss man sagen! Weißt du, woher sie diese Laternen haben?"
"Nö, aber ich lasse nachfragen später, wenn du willst."
"Ja, das wäre gut! So etwas in der Art wünscht sich meine liebe Miriam auch, weißt du? Wer kommt eigentlich noch so?"
"Also insgesamt sind wir zu sechst. Mattathias, den kennst du ja. Dann noch zwei Griechen namens Damoteles und Hipponidas und dann noch so ein Ägypter, Pedamenopet - sein Vater ist der Stratege im Vorderen Baumgau."
"Vorderer Baumgau? Diese Ägypter spinnen schon mit ihren Namen!"
kommentierte Simeon dies und lachte auf. Auch Jakobus grinste ein wenig, denn sein Freund hatte wirklich Recht: Wer dachte sich so einen Namen für einen Verwaltungsbezirk aus?
"Aber das sollten wir lieber für uns behalten - soweit ich weiß, ist der Kerl kein sehr humorvoller Mensch - aber naja, leg dich schon'mal hin, ich muss noch die anderen Gäste erwarten!"
Sie waren inzwischen im Speiseraum angekommen. Man hatte für jeden Gast eine Liege aufgestellt, in einer Ecke saß ein Harfenspieler und machte bereits etwas stimmungsvolle Musik. Simeon suchte sich den Platz neben der Liege des Jakobus aus und legte sich bereitwillig hin. Als Jakobus erkannte, dass er zufrieden war, ging er wieder hinaus.