Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Hübsch-häßlich habt ihr es hier
    - Pater Brown


    So, ich denke, das lesen eh nur eine Handvoll Leute, deswegen kann ich mir den Roman leisten. ^^


    Ich plage mich seit Wochen, nein, schon seit Monaten mit dem Gedanken herum. Immer wieder hatte ich den Impuls und jedes Mal habe ich ihn wieder bekämpft und gesagt: Es wird schon, es sind ja einige tolle Mitspieler hier und dann kommt der Spaß und die Freude wieder. Ich hatte sogar geplant, eigentlich in diesen Tagen wieder einen neuen Charakter zu beginnen.
    Aber letztendlich hat mich ein kürzliches, sehr unschönes Ereignis im Forum gelehrt: Wenn die schlechten Dinge in einem Forum das schöne Spiel zu sehr überschatten, dann ist der Zeitpunkt schon überschritten, wann man gehen sollte.


    Dennoch: Es fällt mir wahnsinnig schwer, denn gerade Aristides ist mein Lieblingscharakter überhaupt und ich hänge sehr an ihm. Auch spüre ich eben deutlich, dass ich vier Jahre nicht abstreifen kann. Vier Jahre an Herzblut, das ich in dieses Forum gesteckt habe. Vier Jahre an Dingen, die ich in diesem Forum mitbewegen wollte, teils hat es geklappt und ich bin all den Unterstützern, Wegbereitern und Schaffern dankbar, die daran mit gewirkt haben. Dann wiederum gibt es auch eine Kaskade von sehr frustranen Wegen, die viel zu oft in Sackgassen geendet haben - aus verschiedensten Gründen. Summa summarum: Ich habe Spass gehabt, ich habe mitgefühlt, ich war berauscht von Geschichten und Charakteren, die ich hier im Forum gelesen habe, ich habe großartige Unterstützung von Mitspielern und SL erfahren, aber ich hab genauso gelitten, mich geärgert und wurde oft genug bitter verletzt von Mitspielern und auch Spielleitung.


    Ich werde jedoch versuchen, das Gute in Erinnerung zu behalten und das Schlechte verblassen zu lassen, denn das ist es nach vier Jahren in diesem Forum auch wert. Dennoch, rechnet nicht damit, dass ich zurück komme, denn ich habe Tabula Rasa gemacht ;)


    Ich möchte mich bei euch allen sehr herzlich bedanken. Gerade auch bei den Flaviern, die mir sehr, sehr viel Freude in den letzten Jahren bereitet haben. Aber auch bei vielen anderen Mitspielern, ich denke, es wissen alle Bescheid, mit denen ich so viel Gutes und Spannendes erlebt habe.


    Ich wünsche euch viel Spaß hier, dass ihr viel Freude und Spannung erlebt und auch im realen Leben viel Gutes erfahren werdet.



    Fazit: Man möge doch bitte Aristides ins Exil schicken, er ist in Baiae, wie ich das in den zahlreichen Abschlussbeiträgen geschrieben habe. Cassim und Asny steht es völlig frei, sich einen neuen Besitzer auszusuchen. Es ist zwar schon was angeplant, aber trotzdem möchte ich das hier noch betonen, damit es auch Aktenkundig ist. Wenn sich einer oder Beide für die Freiheit für ihren Charakter entscheiden sollten, dann möge ihnen das bitte auch gewährt werden.


    SimOff Verwalter wird wieder unser Stern am IR-Himmel: Gracchus ;)


    That's all, folks. Macht's gut
    lg
    Die Person, die Aristides und auch noch einige, einige andere Charaktere hier geschrieben hat.



    P.S.: Wer Kontakt halten will, sieht in meinem Profil mein ICQ und auch 'nen Forum, wo man mich noch finden kann ;)

    Einige Tage war Marcus unterwegs gewesen; mit Karren und Pferd, einige Getreue bei sich und immer noch in tiefer Melancholie gefangen, auch, was die Abkehr von der Familie in Rom anging, dennoch, es mußte sein und Marcus freute sich, nach mehr als 7 Jahren endlich wieder nach Hause zu kommen und die geliebte Heimatstadt zu sehen – zudem seine Mutter, die er genauso lange nicht gesehen hatte und die er bitterlich vermißte, immerzu, da er mehr an seiner Mutter hing als an jeder anderen Frau und in seiner jüngeren Zeit auch mit eindeutig ungesunden Gedanken für einen Sohn, aber es gab nun mal keine schönere Frau neben seiner Mutter – keine!


    Es war der vierzehnte Tag, als endlich die wunderbare Stadt Baiae gesichtet wurde. Marcus, der auf seinem Pferd saß, reckte sich und sein Gesicht erhellte sich seit einigen Tagen das erste Mal. Die blaue Lagune von Baiae glitzerte und funkelte, die Häuser erstrahlten in den prächtigen Farben, denn hier wohnten viele reiche Römer, und die roten Dächer schimmerten im Sonnenlicht. Unwillkürlich ließ er sein Pferd antraben und lenkte es zu dem Gut, daß noch seinem Vater gehört hatte und daß nun im Besitz seiner Mutter war. Etwas später erreichte er es, ritt an den prächtigen Statuen vorbei, die den Weg säumten, unter den silbrig farbenen Ölivenbäumen entlang und direkt auf das prächtige Anwesen, in dem er den größten Teil seines Leben verbracht hatte. Eilig sprang er von dem Rücken seines Pferdes und drückte die Zügel einem verblüfften Sklaven in die Hand, den er jedoch kannte.
    „Salve, dominus, willkommen zurück.“
    , meinte der Sklave schnell, Marcus lächelte ihm jovial zu und lief in die Halle hinein. Mit einem erleichterten Strahlen auf dem Gesicht. Die trüben Wolken schienen mit einem Mal hin fort zu sein. Er war wieder zu hause, er war bei seiner Mutter – und es würde somit wieder alles gut werden.
    „Mutter, ich bin zurück!“
    , rief er in die Halle und marschierte mit leichterem Schritt in das atrium.


    --- Und so kehrte ein zwar nicht verschollener Sohn heim, aber einer, der den Weg verloren hatte. Marcus Flavius Aristides verblieb in Baiae und kehrte schnell zu seinem alten Leben zurück, alte Freunde, alte Gewohnheiten, Feste und Orgien, einige schöne und dunkelhäutige Sklavinnen, die er sich leistete und das Lotterleben von einst. Nur diejenige, die er für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte, hatten nicht mehr zu lachen, denn einer nach dem Anderen starb unter mysteriösen Umständen in den nächsten Monaten.


    Und wenn Marcus nicht in Baiae war, dann reiste er herum, unter anderen nach Spanien.



    ....und wenn er nicht gestorben ist....FINIS für Marcus Flavius Aristides

    Schwermut, Traurigkeit und bittere Gefühle – sie beherrschten Marcus in den letzten Wochen, er sprach immer mehr dem Wein zu und grübelte über den Briefen, die ihm ein Sklave von dort schickte, wo seine Frau weilte. Scheinbar hatte sie wirklich zahlreiche Vergnügungen gefunden, wie ihm der Sklave berichtete und das schlug tief in die Kerbe der seelischen Pein, die schon in Marcus Geist gegraben war. Darum war der Entschluß doch schnell gefaßt, zwar im Suff, aber auch am nächsten Tag blieb er bestehen. Marcus verfaßte noch einige Briefe und ließ sie von einem Sklaven abschreiben, da seine Hand zu zittrig vom Wein war und auch seine Rechtschreibung wie immer zu wünschen übrig ließ. Dann regelte er noch alles mit seinen Besitztümern in Rom und was er für die nächsten Jahre nicht brauchte, überließ es an den Zukünftigen von Bridhe und an die Ehefrau seines Vetters. Gepackt war dann doch recht schnell und auch die Sachen auf einen Wagen verfrachtet. Marcus, der im Morgengrauen noch aufbrechen wollte, ließ sein Pferd satteln, sah nur einmal kurz in sein Zimmer und verließ es. Schweren Herzens schied er später aus der villa, nur in Begleitung einiger weniger treuer Sklaven – Asny eingeschloßen. Cassim ließ Marcus zurück, darauf vertrauend, daß sein Vetter mit ihm klar wurde oder jemand anderes für den Sklaven fand. So wandte Marcus Rom und der flavische Familie zu Rom den Rücken zu - für immer, sofern sie ihn nicht besuchten.



    ~~~ FINIS ~~~

    Marcus lächelte erfreut und klopfte dem Vetter kameradschaftlich auf die Schulter.
    "Das wirst Du schon machen, Aulus, da bin ich mir sicher. Laß Dich nur nicht von den faulen Säcken in der Verwaltung korumparen...ähm korumpsieren...ach, Du weißt was ich meine, oder? Naja, komm, laß uns etwas Essen gehen und zum Musizieren kommen wir sicherlich auch noch. Ich bin schon auf Dein Lyraspiel gespannt. Ich muß jedoch sagen, ich bin etwas eingerostet, ich hab meine Kithara schon lange nicht mehr in der Hand gehabt, selbst wenn sie mich sogar bis nach Parthia begleitet hat."
    Marcus sah versonnen in sein Zimmer, er liebte das musische Spiel doch ungemein und in Zukunft würde er dem wieder öfters nach gehen können.
    "Komm, ich glaube, ich rieche Entenfleisch, mein Leibgericht."
    Marcus' Augen funkelten für einen Moment wieder fröhlich und nicht so finster wie noch zu Anfang ihres Gespräches, mit seinem Vetter verließ er dann das Zimmer.

    Und zu guter Letzt folgte der Brief, der an den Menschen ging, der Marcus schon seit langem am Nächsten stand - Gracchus.




    Mein lieber Vetter, Manius, bester Freund und vertrauteste Seele,


    der Brief an Dich fiel mir am Schwersten, aber ich muß Dir mitteilen, daß ich Rom verlaßen werden. Ich denke, da Du mich am Besten kennst, wirst Du Dich darüber nicht wundern. Immer noch nagt der Tod meiner Tochter an mir und ich möchte endlich ihr Grab besuchen und ihr ein Opfer darbringen. Viel zu jung und zu früh ist mein Goldschatz verstorben. Ein Vater sollte nicht seine Kinder überleben und ich hätte mit Freuden mein Leben in Parthien gegeben, wenn ich damit ihr Leben gerettet hätte. Aber die Götter scheinen uns immer wieder verhöhnen zu wollen. Aber auch die letzten Ereignisse haben mir zu schaffen gemacht. Die Flucht der Sklaven, die meine Ehefrau entführt hatten. Ich hätte nie gedacht, daß mich mein eigene Freund und ehemaliger Leibsklave so sehr hinter gehen würde. Und in meinem Zorn habe ich jedoch auch übertrieben. Der Tod von Hannibal zermürbt mich genauso, denn er war dennoch mein Freund und ich ihm einiges schuldig geblieben, selbst wenn er durchaus den Wahn seiner Familie geerbt hat. Dennoch werde ich seine Urne auch nach Baiae bringen und sie zu den Sklaven seiner Linie in unser Familiengrab dazu geben.


    Eines Tages werde auch ich dort mit meinen verblichenen Knochen und meiner Asche aufbewahrt werden und dann hat sich der Kreislauf, der schon seit sieben Generationen in unserer Familie gepflegt wird, dort wieder geschlossen. Doch von dem Tod möchte ich nicht weiter sprechen und Dir das Gemüt mit den Schatten verderben.


    Ich habe Deiner Frau meinen Grundbesitz übereignet und auch einiges an Vermögen. Ich vertraue Deinem Urteil bedingungslos, da auch Du ihr alles in die Hände gegeben hast. Dennoch, einiges an Land habe ich an den Zukünftigen von Bridhe gegeben. Er soll dafür Sorgen, daß unser Neffe – Aquilius Sohn – eines Tages eine gute Zukunft haben wird. Flavius Aquilianus ist zwar der Sohn einer Freigelaßenen, aber er ist ein römischer Bürger und der Sohn eines Flaviers, damit sollten ihm viele Türen offen stehen.


    Mein lieber Manius, ich wünsche, daß Du wieder hier in Rom Fuß faßen kannst. Bitte, höre auf Dich mit Deinen Zweifeln zu zermürben, denn Du, Manius, bist der würdigste Flavier, den die Familie seit Generationen gesehen hat und ich bin mir sicher, daß es keinen Flavier wie Dich mehr geben wird. Wir können alle stolz sein, daß Du unserer Familie diesen Glanz und die Ehre verleihst. Wenn Du eines Tages mal die Lust und Zeit hast, komm mich doch in Baiae besuchen. Wenn ich auf Reisen bin, werde ich Dir natürlich davon berichten. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an Decima Lucilla? Sie ist eine unglaublich umwerfende Frau, in die ich mich einst verguckt habe. Ich glaube, ich werde ihr in ihrer Heimat einen Besuch abstatten. Vielleicht gelingt es mir ja, ihre Gunst zu gewinnen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, Manius. Ich wünsche Dir alles Gute, mein Vetter, und daß die Götter über Dich und Deine Familie wachen werden.


    Dein Vetter
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    Post Scriptum: Manius, ich überlaße Dir noch Cassim. Ich weiß, es ist eine undankbare Aufgabe, aber er ist dennoch ein wertvoller Sklave, der zwar zu sehr ein Rebell ist, aber Dir vielleicht doch nützlich sein kann.



    Ein Sklave kam vorbei und hinterließ den Brief, sollte Celerina mal wieder in der villa sein.



    Mein liebe Celerina,


    ich werde Rom und der villa Flavia den Rücken zuwenden, wahrscheinlich sogar für immer. Selbst wenn mir jeder von der Familie sehr fehlen wird. Dein Weg wird Dich auch in ein ganze anderes und neues Leben bei Deinem Ehemann führen und ich hoffe sehr und bete zu den Göttern, daß es ein glücklicher für Dich wird. Sollte Dich Corvinus jedoch unglücklich machen, dann schreibe mir sofort, denn ich werde ihm dann jeden einzelnen Knochen im Leib persönlich brechen. Liebe Celerina, ich wünsche Dir alles Gute und daß Dich der Segen der Parzen immer eilen mag. Mögen die Götter über Dich wachen, meine Liebe.


    Dein
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    Und auch hier brachte ein Sklave die Rolle mit den flavischen Zeilen.



    Piso, mein guter Vetter,


    ich muss mich bei Dir entschuldigen, es kommt wohl leider doch nicht zu unserem Musikabend in nächster Zeit. Ich werde Rom verlaßen und erstmal all dem Sumpf und dem Moloch dieser Stadt den Rücken zu wenden. Es ist für mich Zeit, etwas Ruhe und meinen inneren Frieden zu finden und das werde ich in der Hauptstadt nicht können. Ich bin mir sicher, daß Du Deinen Weg weiterhin großartig gehen wirst. Laß Dich nicht unterkriegen, glaube an Dich und höre nicht auf, Deine Lyra zu spielen, egal, was die Anderen sagen.


    Mögen Dir Götter über Dich wachen,
    Dein Vetter
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    Post Scriptum: Piso, ich hab nie wirklich schlecht von Dir gedacht. Es wäre auch absurd, denn Du ahnst gar nicht, wie ähnlich wir uns doch sind. Vielleicht erzählt Dir Manius eines Tages davon.



    Ein Sklave hinterließ sowohl Dokumente, Kiste und ein Brief.




    Meine liebe Schwägerin,


    Du magst Dich vielleicht wundern, diese Zeilen von mir zu lesen. Aber ich möchte eine große Bitte an Dich stellen. Ich werde Rom für längere Zeit oder wahrscheinlich sogar für immer verlassen. Die letzten Ereignisse waren auch für mich zu viel und ich möchte die Ruhe meiner Heimatstadt wieder genießen und auch das Grab meiner Tochter besuchen. Womöglich werde ich danach wieder etwas herum reisen und mir mal Hispania oder erneut die südlicheren Provinzen ansehen.


    Aber jetzt zu meiner Bitte: Ich werde Dir von einem Sklaven etwas Gold zu kommen laßen und auch einige Grundstücke. Bitte verwahre das Vermögen für die Familie und verwalte es für Serenus oder für Minor, ich bin mir sicher, daß niemand in der Familie damit so ein geschicktes Händchen hat wie Du. Sollte auch einer der Familienmitglieder in Schwierigkeiten geraten, kannst Du ihm damit aushelfen.


    Dann, meine liebe Antonia, verbleibt mir nur so viel, Dir alles Gute zu wünschen. Ich bewundere aufrichtig Deine Anmut, Deine Schönheit und Deine Intelligenz. Wir Flavier können stolz sein, Dich in unserer Familie zu wißen.


    Mögen die Götter über Dich wachen.
    Vale,
    Dein Schwager
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    Es war an einem unscheinbaren Tag, wie jeder Andere, als ein Sklave vorbei kam, der sich bis zu Catubodus durch fragte, ihm einen Brief übergab, einige Dokumente * und eine sehr schwere Kiste, gefüllt mit aurei. Er wartete ab, bis Catubodus alles persönlich entgegen genommen hatte, ehe er wieder verschwand.




    Salve Catubodus,


    mir ist zu Ohren gedrungen, daß Du scheinbar ein engeres Verhältnis mit der Mutter meines Neffen pflegst. Ich will hoffen, daß Du Dich gut um die Beiden kümmern wirst. Ich will Dir nicht verhehlen, daß ich Dich genau im Augen behalten werde und solltest Du Bridhe ein Leid antun, dann Gnade Dir die Götter, denn dann wird Dich der volle Zorn von mir und den Flaviern treffen. Solltest Du jedoch Bridhe glücklich machen, so ist Dir natürlich mein Dank gewiß. Und ich möchte, daß Du dafür sorgst, daß dem Jungen jede Tür offen steht und er eine gute Zukunft hat.


    Dafür werde ich Dir einiges an weltlichen Gütern zu kommen laßen, was der Sklave, den ich Dir mitschicken werde, Dir in Form dieser beiligenden Dokumente vermachen wird. Es ist auch Grundbesitz dabei, den Du für den Jungen verwalten wirst. Jegliche Beiträge solange er noch ein Kind ist, wirst Du für Dich, Bridhe und sein Wohl nutzen können. Wenn der Junge eines Tages so weit ist, um in die Politik oder in das Leben eines Ritters streben zu können, möchte ich, daß Du den Besitz an ihn weiter gibst.


    Aus dem Jungen kann ein großer und ehrenhafter Römer werden, sorge dafür, daß das paßiert, ansonsten weißt Du ja, wie ungnädig die Flavier werden können. Auch die aurei, die ich Dir schicke, dienen dem Zweck, für Deine zukünftige Familie zu sorgen.

    Vale
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    *Übergabe für Grundstück, Waren, Betrieb.

    Donnerlitz! Damit hatte Marcus jetzt wirklich nicht gerechnet. Sein Mund klappte auf und wäre jetzt strahlender Frühling, bestände eindeutig die Gefahr, daß sich die ein oder andere Fliege oder Biene dort hinein verirren konnte. Doch rechtzeitig entsann sich Marcus, daß sich das nicht gehörte, dennoch starrte er den Mann an, von dem er freilich schon gehört hatte – das schwarze Schaf der Familie, der Versager, der Nichtstuer, der Mann, mit dem seine Mutter ihn immer beschimpft hatte, wenn er wieder zu sehr den Orgien gefrönt hatte und als junger Mann nicht einsehen wollte, warum er Politiker oder gar Soldat werden sollte. Herrje! Den gab es wirklich? Irgendwann hatte Marcus ihn nämlich als den 'Schwarzen Mann' der Flavier abgetan und nicht glauben wollen, daß sein Vater wirklich einen solchen Bruder besaß. Und daß sein Vater von dem Mann auch noch Haudegen genannt wurde, verblüffte Marcus umso mehr, der den eigenen Vater schließlich nie kennen gelernt hatte, war er doch vor Marcus' Geburt schon verstorben.
    „Potztblitz!“
    , entfuhr es Marcus darum. Er starrte wohl etwas dümmlich und wäre nicht der rettende Piso vorbei gekommen, der Marcus aus dem Gaffen heraus riß, er hätte sich wohl immer noch nicht bekriegt, doch so ergriff er die ausgestreckte Hand und lächelte seit Tagen wohl das erste Mal freundlich und ehrlich erfreut, für wenige Herzschläge verschwand die düstere Melancholie, die sein Gesicht in den letzten Wochen verformt hatte und Marcus nicht mehr wie der Alte wirkte, doch hier und kurz bei seinem Onkel, kam sein altes Ich doch für einen kurzen Moment hervor, daß er dem Mann nicht glaubte, nein, das paßierte nicht einen Atemzug lang – in mancher Hinsicht hatte Marcus auch einfach eine gute Intuition, auch wenn diese ihn oft im Stich ließ.
    „Onkel Manius, Donnerwetter, das hätte ich nicht gedacht. Meine Mutter hat mir von Dir erzählt...“ … und nichts Gutes, aber das erwähnte Marcus natürlich nicht. Mit einem freudigem Lächeln auf dem sonst vergrämten Gesicht, drehte sich Marcus halb zu Piso um.
    „Aulus, stell Dir vor, das ist Onkel Manius, Manius Flavius Sabinus, er ist der jüngere Bruder meines Vaters. Und schon seit Ewigkeit...ähm...verschollen gewesen? Wo warst Du eigentlich, Onkel? Es stimmt doch nicht etwa, daß Du wirklich...ähm...ja...ähm...“
    Marcus wollte seinen Onkel nicht gleich entblössen, weswegen er etwas lahm anschloß.
    „...ähm...Dich in die rustikale Tätigkeit zurück gezogen hast? Aber...ohoh...Du bist ja verletzt, komm...nein, warte, wie wäre es, wenn Du und Piso schon Platz nehmt, ich rufe den medicus des Hauses und schließe mich euch später zur cena an. Ja?“
    Marcus wollte sich schon abwenden, doch er drehte sich noch mal um und legte Sabinus die Hand sachte auf die Schulter.
    „Willkommen zu Hause, Onkel!“
    Marcus lächelte freundlich und herzlich, wie er das nur für seine Familie tat, der er bedingungslos loyal war, dann drehte er sich um, um den medicus zu rufen und die Beiden vorerst allein zu laßen.

    Rot glühte das Eisen in dem dunklen Kellergewölbe, das schon so oft als Leidensort der Opfer diente, die den Flaviern in die Hände gefallen waren. Oft Sklaven natürlich, die sich von Banalitäten bis schweren Vergehen schuldig gemacht hatten, wie Cassim, der geflohen war. Und obwohl der Sklave gefangen war, gleichwohl ihm schon sicherlich seit Stunden bewusst war, daß jeder Kampf zwecklos war, ergab er sich immer noch nicht. Ein Teil von Marcus, der in den Tagen nicht erkaltet und abgestorben war, vermochte dem immer noch Respekt entgegen zu bringen und wäre er nicht in dieser Zeit jenseits von Gut und Böse, hätte er wohl auch erkannt, daß er ganz genauso wie Cassim gehandelt hätte. Und er - Marcus - hätte sicherlich auch nicht aufgegeben, wäre er in Kriegsgefangenschaft geraten – damals, in der Zeit des Feldzuges in Parthia und ein oder zwei Mal schwebte dieses Schicksalslos wie ein drohendes Schwert über seinen Nacken, doch die Parzen hatten es anders gemeint. Doch in diesem Augenblick waren die Augen des Patriziers kalt auf den Sklaven gerichtet, bis dieser den Fluch ausstieß. Für einige Herzschläge lang trübten sich die Augen, ehe sie wieder einen düsteren Glanz bekamen. Er sah, wie sich das glühende Eisen in das Fleisch presste, roch sofort den Geruch nach verbrannter Haut und Muskeln, der bei Mensch und Tier doch so gleich war. Anteilslos beobachtete er, wie der Körper von dem Feuer verzerrt wurde und wie sofort Blut über die Haut des anderen Mannes lief. Doch Marcus beugte sich schließlich nach unten und fixierte den Parther.
    „Das bin ich schon, Cassim, das bin ich und meine Familie auch.“
    , antwortete er mit einem düsteren Unterton und richtete sich wieder auf; seine Augen streiften die Instrumentarien die der Qual, Pein und Folter dienten. Aber er sah sie nicht wirklich; Gracchus hatte auf eine Weise Recht, sie trugen alle bestimmt einen Fluch auf ihren Schultern, selbst wenn die Parzen sie verschonten, hörten sie nicht auf die Flavier zu verhöhnen und auch Marcus, der schon so viele enge Verwandte verloren hatte und ganz besonders seinen Schatz und Stern, seine eigene kleine Tochter, ein Schlag, den er nie überwunden hatte, sein Sohn war auch weit fort und Vater und Sohn schon lange nicht mehr wie Vater und Sohn; seine Ehefrau entschwunden und alles um ihn herum schien zu zerfallen, was damit endete, daß er seinen eigenen Freund hatte hinrichten laßen müßen. War es das Ende? Bestimmt nicht. Doch jetzt erstmal hatte Marcus genug, beschloß er auch. Er betrachtete den Sklaven zu seinen Füßen.
    „Bringt ihn ans Kreuz oben im Hof. Peitsch ihn aus, bis sein Rücken vom Blut überströmt ist, bis seine Schreie versiegt sind und er weiß, was es heißt, die Flavier heraus zu fordern. Danach soll sich jemand um seine Wunden kümmern und anschließend wird er zu den niedersten Knechten gebracht, die Vogelvoliere für den Falken verbrennt ihr heute noch. Der Sklave hat sich seine Privilegien verspielt.“
    Marcus sah verächtlich auf Cassim, den er dennoch auf seine eigene Weise respektierte, selbst wenn er es niemals zugeben würde, dann drehte er sich um. Die Sklaven würden ihr Werk vollführen und er sicherlich Cassims Schreie später in seinem cubiculum noch hören können. Marcus Schritte verhallten wenig später.

    Die Fackeln in den Halterungen flackerten leicht als Marcus an ihnen vorbei ging. Ihr öliger Rauch stieg zu der schon seit Generationen Ruß geschwärzten Decke; der Sklave, den Marcus zu der Feuerschale angehalten hatte, ließ den Zundstein über das Eisen reiben, um einen Funken zu entzünden, der das Öl und das Stroh, das zwischen die Kohlestücke gesteckt war, entfachen sollte. Immer wieder klickte er erfolglos, bis ein kleines rote Glimmen übersprang und er mit einiger Sorgfalt endlich ein Feuer entzünden konnte. Schweigend und mit abweisendem Gesicht starrte Marcus auf die vielen und sorgfältig geschärften Instrumente, die von vielen Familienmitgliedern in den letzten Jahrzehnten hier gesammelt wurden und scheinbar auch immer gut gepflegt wurden. Aber die Zeiten, in denen man sich vor dem Zorn der Flavier fürchten sollte, waren nun mal lange vorbei; als die Kaiser noch aus ihrer Familie kamen, war das noch ganz anders und so lange war das auch wieder nicht her. Es dauerte noch einige Momente, bis die Kohle zu glühen begann; mit einem Nicken deutete Marcus, daß der Sklave jetzt das Eisen in die Glut legen sollte.
    „Das hast Du Dir selber zu zu schreiben, Cassim. Ich hoffe, Du lernst daraus. Wenigstens, daß ich meinen Worten auch Taten folgen laße.“
    Nicht so wie sein Vetter, der viel zu weichherzig war und selbst dem räudigen Germanen noch das Leben verschont hatte, nachdem dieser geflohen war; Marcus wäre bei weitem nicht so gnädig gewesen und hätte ihn danach nicht auch noch eine Gladiatorenausbildung bezahlt. Marcus preßte die Lippen fest aufeinander und sah seinen Sklavenhandlanger auffordernd an. Der andere Sklave legte die Hände fest auf die Schulter von Cassim, damit er auf die Knie gedrückt wurde und dort auch blieb, während der Zweite mit dem Glüheisen nach der Tunika des Sklaven griff und den Stoff zur Seite zog, so daß er an einer Stelle auch aufriß. Dann drückte er das glühende Eisen dem Sklaven in den Nacken.

    Nur wenige Stunden hatte Marcus nach den Ereignissen um Hannibals Kreuzigung geschlafen und das unruhig und mit dem schlechten Wein in seinen Adern, dementsprechend pochte und brummte sein Kopf als er noch am Vormittag wieder erwachte und einen sehr üblen Geschmack im Mund verspürte. Stöhnend und mit einem Bart stoppeligem Gesicht erhob er sich und blieb erstmal einige Herzschläge an der Bettkante in seinem verdunkelten Zimmer sitzen. Nach einer Weile stand er jedoch auf, öffnete einer der Fensterläden nur andeutungsweise und griff nach der Rasierklinge, die er jedoch einen Atemzug später sofort wieder neben die Tonschale mit der er sich jeden Morgen wusch, zur Seite legte. Wie gestern spritzte er sich lediglich etwas Wasser ins Gesicht, griff nach einem Krug und goß sich etwas zu trinken ein, um den üblen Geschmack von seiner immer noch pelzigen Zunge zu vertreiben, schließlich, wieder sehr schlicht gekleidet, verließ er sein Zimmer und marschierte zu den Zellen, in denen Cassim nach der Kreuzigung wieder geworfen wurde. Zwei custodes standen davor, um den Flüchtigen zu bewachen, diesen nickte er zu, damit sie mit dem schweren und klobigen Schlüssel die Zelle öffneten, durch die der Flavier dann auch trat. Übel stank es in dem Raum, immer noch hingen die Ausdünstungen der Fiebernden in der Luft und natürlich konnte man seine Notdurft hier sehr schwerlich verrichten. Marcus rümpfte kurz die Nase und musterte in dem schwachen Widerschein der Lampen des Gangs den parthischen Sklaven, die Natter, die er sich in sein Haus geholt hatte.
    „Nun, Cassim, hast Du gesehen, was Dir blühen kann. Doch jetzt kommen wir zu Deiner Strafe.“
    Er wandte den Kopf nur marginal in Richtung der aufpaßenden Sklaven.
    „Greift ihn euch.“
    Was die Sklaven auch taten, Marcus wandte sich ab und ging den Gang weiter und in die Räume, die sein Bruder einst für andere Zwecke gebraucht hatte und deren Foltergeschichte wohl noch weiter in die Vergangenheit der Flavier zurück reichte. Doch hier stand auch eine große Feuerschale, die Marcus jetzt zu Nutzen gedachte, die Instrumentarien der Qual und Pein ignorierte er, meinte aber, daß es vielleicht den Sklaven doch noch einschüchztern konnte. Einen Sica hätte Marcus jetzt gerne, den treuen Sklaven seines Bruders, der die schmutzige Arbeit mit einer Perfektion ohne Gleichen vollführte.
    „Entzünde die Schale!“
    , befahl Marcus einem der Sklaven und sah kalt auf Cassim dabei.

    Der Geruch nach Schweiß mischte sich mit den Dämpfen der Garküche, dem Geruch nach fauligen Weinfässern, die eher davon sprachen, was für eine herunter gekommene taberna er sich ausgesucht hatte, aber er hatte das Nächstbeste am Wegrand der via appia nach dem Tor gewählt, das die Stadtgrenzen markierte. Und nun saß er schon seit einigen Stunden hier, verharrte und hob den Becher mit dem billigen und eher säuerlichem Wein zu seinen Lippen. Unzählige Becher mit Wein hatte sich Marcus bringen lassen und viele davon schon gelehrt. Seine Augen starrten auf die dreckige Wand vor sich, deren weißer Kalkputz schon lange von den Dämpfen und den Gästen einen gräulich-bräunlichen Ton angenommen hatte. Irgendwann, die Sonne war schon weit über den Horizont gewandert und es begann langsam zu dämmern, merkte Marcus schon nicht mehr den üblen Geschmack des Weines, der seine Zunge ganz pelzig machte. Es war um die Zeit, als er einige Münzen auf den Tisch legte, wohl eindeutig etwas zu viel, und sich erhob; die Welt drehte sich für einige Herzschläge lang und er musste sich an der rauhen Wand abstützen, ehedem er die Schenke verließ und sich wieder zu dem Ort begab, wo er seinen einstigen Freund und Weggefährten zu dem Tod am Kreuz verurteilt hatte. Die Abendsonne glühte von der Rückseite auf das Kreuz und färbte die Gestalt des Sklaven schwarz. Schweigend blieb Marcus stehen und sah erst dann zu einem der Sklaven.
    „Ist er...?“
    Der Sklave hob seinen Speer und stieß gegen den Körper des Toten.
    „Laß das!“
    , raunte Marcus ihn darauf an, der Speerträger zog erschrocken seine Lanze zurück; Marcus, der sah, daß von dem Körper keine Regung mehr zu sehen war, preßte fest die Lippen aufeinander; mit einem Mal und mit Wucht überkam ihm die Erkenntnis, daß der Sklave tot war, ein für alle mal und endgültig – durch ihn dazu verdammt.
    „Sollen wir ihn abbinden und in die Gruben werfen, Herr?“
    , fragte einer der anderen Sklaven vorsichtig; was Marcus erst mit einem weiteren und grimmigen Schweigen quittierte; nach einer schier endlosen Pause schüttelte der Flavier den Kopf.
    „Nein, bindet ihn ab. Sein Körper wird verbrannt und seine Asche in einer Urne gesammelt, er wird sich zu seine Familie gesellen.“
    Erstaunte Blicke wurden zwischen den Sklaven ausgetauscht, doch es war Marcus egal; zumindest das hatte sich der Sklave mit seiner früheren Treue verdient, selbst wenn er ihn – Marcus – in den letzten Jahren mehrmals verraten hatte. Marcus wartete, bis sie den Körper abbanden, einige Sklaven verschwanden und es wurde schon dunkel, bis am Stadtrand ein Scheiterhaufen aufgeschichtet worden war. Kein Weihrauch, kein Opfer und natürlich auch kein Priester wurde gerufen, doch der Körper wurde auf den Scheiterhaufen gelegt und kurze Zeit später knisterten die Flammen zwischen dem Gehölz, leckten empor in die Dunkelheit und gierten nach dem toten Körper, den sie bald in einem gelbfeurigen Schleier einhüllten. Der Geruch nach verbranntem Fleisch breitete sich aus, die Flammen schlugen in die Höhe und versprühten Funken. Es dauerte, bis das Feuer wieder herab gebrannt war, doch Marcus blieb all die Zeit stehen, mit einem verschlossenen Gesicht und nicht gewillt, jemand anderes um sich herum zu bemerken. Als die Asche noch glühte, begannen die Sklaven die Überreste in einen tönerne Urne zu packen. Es graute bereits wieder am Nachthimmel, als sie fertig waren und sich der Zug von den wenig übrig gebliebenen in Richtung der Stadt bewegten und auf die villa Flavia zu.

    Reichlich skeptisch, im höchsten Maße irritiert und verwirrt hatte Marcus die Nachricht von dem Sklaven aufgenommen, dass ein Verwandter und angeblicher Bruder seines Vaters an der Tür stand und von dem ianitor auch schließlich eingelaßen worden war. Schweigsam und grübelnd hatte Marcus eigentlich über einigen Briefen gesessen, die ihn ein Tag zuvor erreichten. Doch um die kleine Abwechslung in seinem selbst gesponnenen Kokon nicht ganz undankbar, erhob er sich und verließ sein Zimmer, das er in letzter Zeit viel zu sehr als sein Rückzucksort benutzt hatte und kaum die villa verließ. Die Stimmen der beiden Männer waren noch im Gang zu vernehmen, durch den Marcus kam. Tja, die Kaiser, sie waren schon immer Blickfänger für alle Besucher, manche, die die flavische Dynastie mit Verachtung straften, andere, die sie bewunderten und manche, die nur stupide gafften. Marcus, in einer einfachen Haustunika und seinen Sandalen gekleidet, betrat das atrium und musterte, was er dort vor fand. Zwei alte Männer, einer auf Krücken; Marcus verharrte zwischen zwei bemalten Säulen und versuchte einen von den beiden Männern zu erkennen – er konnte es jedoch nicht. Zumindest hatte er sie niemals in Baiae in seiner Kindheit oder Jugend zu Besuch erlebt, wie so manch einen anderen Flavier aus der gens. Den grimmigen Acanthus registrierte Marcus auch, wunderte sich nur für einen marginalen Augenblick, daß der Ianitor ebenfalls in das Haus gekommen war, obwohl dieser sonst nie seinen Posten für längere Zeit verließ – zumindest, wenn er dort zu sein hatte. Marcus ließ die Distanz zu den Fremden noch etwas schwinden, legte die Arme auf seinen Rücken und sah zu Beiden, da er keinen blassen Schimmer hatte, welcher der vermeintliche Flavier war.
    Salvete, ich bin Marcus Flavius Aristides, Sohn des Flavius Corvinus und der Flavia Agrippina. Darf ich fragen, mit wem ich es zu tun habe?“

    Beide Nasenflügel blähten sich auf als Marcus die Luft tief in seine Lungen einsog, selbst jetzt gebärdete sich Cassim impertinent und als ob er eine Erklärung von ihm verlangen durfte. Wie einer, der nur zeitweise gefangen war und kein Sklave - doch Marcus hatte sicherlich vor, ihm das Stück für Stück auszutreiben, ganz sicher. Und der morgige Tag würde damit den Auftakt bilden - oder vielleicht schon heute Nacht, wenn er über seine Zukunft nachdenken würde? Marcus schnaubte leise und schüttelte den Kopf.
    „Warum und weshalb ich etwas entscheide, das geht Dich weder an, noch werde ich Dir das erklären. Du bist ein Sklave, ein nichtswürdiger Sklave, der entflohen ist. Ab morgen wird das jeder in Rom an Dir sehen können- mit dem Brandmal. Du hast Dir jede Chance auf Freiheit, die ich Dir noch in Aussicht stellte einst, verspielt. Denke eher darüber nach, ob Hannibal nicht den leichteren Weg als Du haben wird.“
    Absichtlich sah Marcus nicht mehr zu seinem einstigen Leibsklaven und ignorierte ihn gänzlich, denn weich zu werden, war gewiß nicht etwas, was er sich heute leisten wollte; aber es bestand in jenen Tagen auch gar nicht die Gefahr, dazu war Marcus deutlich zu ungnädig in eben selbigen.
    „Bringt sie beide in den Carcer zurück. Ich will sie nicht mehr sehen!“
    , grollte er kalt und doch voller Zorn. Und als die Sklaven nach den Armen der Delinquenten griffen, wandte sich Marcus bereits ab um mit verschloßener und unzugänglicher Mimik davon zu gehen und im Schatten des Hauses zu verschwinden.

    Was den Hunger anging, da war Marcus nie schlecht damit bestellt, er konnte essen, und das den lieben langen Tag lang, wenn er die Zeit dafür hätte - darum liebte er Feiern, cenae und ähnliche Veranstaltungen auch sehr und würde niemals eine mißen. Darum wollte er natürlich auch nicht die Gelegenheit verpaßen, ein solch großartigen Tag ordentlich zu befeiern. Seine Augen hefteten sich für einige Herzschläge auf den Jungen, der der Sproß seines Vetters war - ob aus ihm auch irgendwann so ein lebenslustiger und angenehm geselliger Mann wurde, der die Leute leicht auf seine Seite ziehen konnte? Marcus' Mundwinkel hoben sich gut gelaunt und er hoffte für den Jungen, daß er tatsächlich etwas von seinem Vater hatte und nicht nur den Namen, aber dann doch etwas mehr Verantwortung als eben selbiger übernahm.
    "Wunderbar. Aber natürlich nicht in einer billigen Garküche, wir suchen uns was feines aus, damit der Junge gleich sehen kann, wie ein Römer leben kann."
    Marcus grinste fröhlich und schien mit einem Schlag von jedwegigem Ungemach der letzten Tage befreit, heute wollte er nicht an all die schlechten Dinge denken, die in letzter Zeit paßierten. Einladend deutete er auf die Sänfte, um hernach zu folgen und mit Bridhe zusammen den Tag mit einem durchaus zünftigen Festmahl zu feiern.

    Voller kaltem Ingrimm und brütendem flavischen Zorn marschierte Marcus an der Seite der flavischen Sänfte seiner Anverwandten durch die Straßen. In seiner einfachen Tunika fiel er im Zug auch kaum auf und die meisten Blicke richteten sich sowieso auf denjenigen, der heute zum Tode verurteilt war; Marcus runzelte die Stirn als der Zug einmal verharren mußte und sah mißbilligend in Richtung des parthischen Sklavens, der den Balken übernehmen wollte, doch nach einem kurzen Zögern ließ Marcus es zu und wandte den Blick wieder mit übler Laune von den Sklaven ab, um weiter den Weg zu beschreiten. Es war das erste Mal auch für Marcus, daß er einen Sklaven ans Kreuz binden ließ, aber gewiß nicht zum ersten Mal, daß er einer beiwohnte. In Baiae waren einige Sklaven derart gestorben oder auch auf andere Art und Weisen, ob den Löwen vorgeworfen oder in der Arena als Kämpfer und Tierhatzopfer, wenn sie sich derartige Verfehlungen erlaubt hatten. Seine Familie war nun mal nicht gnädig mit derartigen Sklaven und diejenigen, die aus der speziellen Linie kamen, konnten erst recht nicht mit Gnade rechnen. Und in jenen diesen Tagen war in Marcus nichts von dieser übrig, die er seinem einstigen Freund schenken würde. Von der jovialen Ader des Flaviers fand man augenblicklich nichts mehr und er schien ein grimmiger Eisblock zu sein, zumindest zeitweilig. Darum verzog er auch nicht das Gesicht als sie endlich vor den Toren und an Ort und Stelle ankamen. Kühl betrachtete er, wie der Sklave taumelte, unbeteiligt den kleinen Wortwechsel zwischen seinem Jäger und ihn.
    Marcus überlegte einige Herzschläge, ob er Hannibal noch etwas sagen sollte. Doch es war zwischen ihnen alles gesprochen, was nötig war. Seine Augen verfolgten, wie der Sklave angebunden und schließlich in die Höhe gezogen wurde. Marcus verschränkte die Arme vor der Brust und seine dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen und warfen eine tiefe und grimmige Furche zwischen ihnen. Genauso sah er auch zu dem Sklavenjäger als dieser zu ihm trat. Schweigend sah er ihn an und wandte wieder den Kopf zu Hannibal.
    "Ja."
    , war sein einziges Zugeständnis an 'Höflichkeit', was er noch erübrigen konnte. Wieder starrte er zu dem, der heute sterben sollte und seine Lippen preßten sich etwas fester zusammen. Erinnerungen überkamen ihm mit einem Mal. Zeiten, in denen sie - er und Hannibal - kaum zu trennen waren und dieser immer sein Kumpan bei allerlei Streichen, Lausbubgeschichten und Abenteuern gewesen ist, was auch nicht endete, als sie junge Männer wurden und Marcus anfing, sich für das schöne Geschlecht zu interessieren. Die Kälte wurde für einen Atemzug in seinen Augen verdrängt, doch ehedem ihn noch weiter die Erinnerungen überkamen und die Melancholie womöglich noch erweichen ließ, wandte sich Marcus abrupt um.
    "Laß' mindestens die zwei Sklaven hier, damit ihn niemand abbindet. Die anderen Sklaven sollen noch ein wenig zu schaun und daraus lernen. Er wird jedoch nicht abgebunden, wenn er tot ist, ehe ich hier war."
    , befahl Marcus mit dunkler Stimme und machte sich bereit, erstmal den Ort der Kreuzigung wieder zu verlaßen. Er würde gewiß nicht in die villa gehen, sondern eine Taverne aufsuchen und sich reichlich Wein gönnen.

    Düstere Wolken, sie herrschten zwar nicht am frühen Morgenhimmel, dafür um Marcus' Gemüt, der in jenen Tagen sicherlich unerträglicher Natur war und der auch die halbe Nacht nicht geschlafen hatte, so lange, bis der Wein, den er sich in zu vielen Krügen genehmigt hatte, ihn endlich in einen traumlosen Schlaf schickte. Dennoch erwachte er schon früh und als er sich erhob war es gerade Morgengrauen, dunkelblau erstrahlte der Himmel und Marcus trat an die Waschschüssel, um sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen; er starrte düster in den Spiegel, der sein Gesicht verzerrt und wellig wieder gab: dunkle Augenringe, eine ungesunde Hautfarbe und schwarze, dicke Bartstoppeln im Gesicht. Marcus griff nach der Schale mit Öl und dem Rasiermesser, wie er es jeden Morgen doch selber tat und zauderte, er legte das Messer zurück und auch das Öl, nein, heute würde er sich nicht rasieren, es war ein Zeichen, denn selbst wenn er erkaltet war gegenüber dem Sklaven, der heute starb, war er doch einst mal sein Freund gewesen, selbst wenn es Jahre her zu sein schien. Marcus kleidete sich in eine einfache Tunika, gürtete diese und zog sich seine alten und schweren Stiefel von der Legion an. Erst dann verließ er den Raum und marschierte zum Innenhof, als er nach draußen trat, krochen die ersten Sonnenstrahlen über den bergigen Horizont jenseits der villa, Marcus blieb einen Moment stehen, während um ihn herum die Sklaven hin und her wuselten, um den Aufbruch vorzubereiten und die Sänften in die Mitte zu tragen. Unter all den Männern hätte Marcus in seinem einfachen Aufzug doch selber wie ein Sklave gewirkt, aber womöglich erkannte man ihn an der Haltung die er einnahm, an der Selbstsicherheit, die er ausstrahlte und der befehlsgewohnten Ausstrahlung, die er vom Militär noch mitgenommen hatte.
    „Guten Morgen, Celerina.“
    , grüßte er seine Anverwandte, nachdem er neben ihre Sänfte getreten war. Marcus bemühte sich, sie kurz anzulächeln, doch es war ein Schatten von dem, was er sonst zeigte. Seine Augen wanderten über die Sklaven und er streifte auch kurz Hannibal, doch ohne Mitleid oder Mitgefühl zu zeigen.
    „Auf geht's! Age!“
    , rief er und blieb selber außerhalb jeder Sänfte, da er gedachte, heute zu Fuß bis zur via appia zu laufen.


    Der Zug wälzte sich aus der villa und durch die Straßen, auf denen schon längst das morgendliche Leben ausgebrochen war. Sie würden noch ein gutes Stück durch die Stadt müssen, ehe sie die Tore zu appischen Straße erreichen würden. Immer wieder blieben Leute stehen und starrten eine Weile auf die flavische Kolonne, manche mit einiger Sensationslust, ein paar wenige schloßen sich ihnen sogar an, um der Kreuzigung und dem 'Spektaktel' beizuwohnen. Schleppend ging es voran, da der zum Tode verurteilte seine arge Not mit dem Weg hatte und immer wieder auf die Beine gezogen werden mußte. Natürlich konnte er da das Kreuz nicht selber tragen, ein Umstand, den Marcus wiederum duldete und nicht darauf beharrte, es wäre sowieso unsinnig gewesen, denn der Sklave war von seinen Wunden deutlich zu geschwächt. Endlich, nach einer schieren Ewigkeit tauchte das Tor der Stadt auf, und dahinter jene Straße, an der schon lange die Kreuze aufgestellt wurden.