Beiträge von Caius Iulius Constantius

    Der tägliche Dienst führte Constantius hinaus auf den Exerzierplatz, wo er Princeps Prior Nepos erblickte. Mit raumgreifenden schritten näherte sich der Miles seinem Vorgesetzten. In einem respektvollen Abstand verharrte Constantius hinter dem Princeps. Still in seiner position verharrend, bis der Princeps seine Hilfe bei der Ausbildung der Rekruten benötigen würde.


    Constantius fühlte, dass er sich einen Schritt von der Falle entfernt hatte. Zwar schwebte er immer noch in Gefahr, doch glaubte er einen wunden Punkt in der Deckung des Prätorianers ausgemacht zu haben.


    Hochmut. Es ist allen Einheiten gemein, dass sie sich für eine besonders fähige Einheit hielten. Zu leicht fällt es Soldaten auf andere Truppenteile verächtlich herabzublicken und sich selbst als fähiger zu halten. Und ein jeder wusste, dass man teilweise verächtlich auf die Stadtwachen herabblickte. Aber ebenso wusste Constantius, dass seine anwesenden Kameraden hinter ihren Rücken wohl die Fäuste ballen würden. Nur zu bereit es jedem Prätorianer zu beweisen, dass sie es durchaus mit jeder Einheit aufnehmen könnten. Und eben dies ließ Constantius innerlich schmunzeln.


    Weiterhin den Blick starr geradeaus gerichtet antwortete er schließlich.


    „Als Tesserarius obliegt mir die Aufgabe die Wachparole auszugeben. Ebenso umfassen meine Aufgaben die Bearbeitung einiger Akten und die Korrekturen der Aufnahmeprüfungen. Des Weiteren zählen zu meinen Aufgaben die Unterstützung des Princeps Prior bei der Ausbildung der Rekruten, sowie die Unterstützung bei Ermittlungsaufgaben an Tatorten.
    Da ich aber erst vor kurzem diese Beförderung erhalten habe, bestand der Großteil meines bisherigen Wirkens aus Patrouillen durch die Stadt, Verbrechensbekämpfung und Ermittlungsaufgaben.“


    Innerlich musste Constantius durchaus schmunzeln. Er kannte dieses Spielchen nur zu gut. Wie oft hatte er die Verehrer seiner Schwester auf ein ähnliches Glatteis geführt. Hatte vor ihnen eine Fallgrube geschaffen und sie zum entscheidenden Schritt versucht zu bewegen. Nur….nun war er selbst das „Opfer“, dass nach den richtigen Worten zu suchen hatte….


    Diese Rolle war nicht sonderlich reizvoll. Sie widersprach dem angeborenen Jagdinstinkt des jungen Mannes. Trotzdem, oder gerade deshalb legte Constantius eine stoische Gelassenheit an den Tag, die sein inneres, durchaus aufgeregtes Gefühlsleben verdecken sollte.


    Constantius fühlte die Blicke seiner Kameraden förmlich auf sich ruhen. Was sollte ihn schon von den anderen abheben? Über solche Sachen hatte er bisher nicht einmal aktiv nachgedacht. Natürlich hat sich schon so manches Mal gefragt, wie der geschwätzige Felix es zur Stadtwache geschafft hatte. Aber was sollte ihn zum Beispiel von Novatus unterscheiden? Beide verrichteten ihren Dienst pflichtbewusst, wenn auch meistens schweigend. Constantius und Novatus verstanden und vertrauten sich blind.


    Constantius gönnte sich ein paar Sekunden bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    Starr war sein Blick geradeaus gerichtet und doch war ein Funkeln in seinen Augen auszumachen.
    „Ich unterscheide mich nicht von den tapferen Soldaten der Cohortes urbanae, die täglich ihren Dienst nach bestem Wissen und Gewissen in den Gassen Roms versehen. Die täglich für Ruhe und Frieden in den Straßen sorgen, ohne auf ihren eigenen Vorteil bedacht zu sein. Ich hebe mich nicht von diesen Soldaten ab, die das Wohl des Reiches und den Frieden der Stadt über ihr eigenes Leben stellen. Ich unterscheide mich nicht von diesen Soldaten, denen ich täglich in Kameradschaft mein Leben anvertraue, so wie auch sie mir ihr Leben anvertrauen. Ich bin einer von ihnen. Einer von den Soldaten, die bestrebt sind in den Augen des Kriegsgottes Mars mit unbefleckter Ehre ihren Dienst zu versehen.“


    Constantius richtete seinen Blick auf den Prätorianer und fügte mit etwas härterer Stimme hinzu.


    „Ich unterscheide mich nicht von den Soldaten der Cohortes urbanae, deren Ausbildung, Einsatzbereitschaft, Wille und Geist mehr als ausreichend ist, um in jeder Einheit des Reiches ihren Dienst zu versehen. Und genau dafür leben wir und lebe ich. Um dem Reich in bester Weise zu dienen.“


    Wieder folgte eine bedeutungsschwere Pause. Eine Pause, die still verkündete, dass er nicht die kleinste Geringschätzung seiner Einheit oder Kameraden duldete.


    „Und von diesen Männern werdet ihr sicherlich eine noch ein Paar finden. Dies sind die Eigenschaften die uns und damit auch mich auszeichnen.“


    Constantius straffte seine Körperhaltung erneut und blickte starr an die gegenüberliegende Wand.

    Es waren eben jene leichten Sorgenfalten auf der Stirn, die Constantius schon verrieten, bevor er überhaupt etwas gesagt oder den Raum völlig betreten hatte. Langsam ging er auf das Bett zu, in dem Livilla saß. Der leichte Glanz ihrer Haut blieb ihm ebenso unverborgen, wie die Worte zuvor, die er durch die geschlossene Tür nur leise vernommen hatte.


    „Livilla. Ist alles in Ordnung?“


    Noch ein paar Schritte ging er auf das Bett zu und blieb schließlich in zwei Schritte Entfernung davor stehen. Bereits in die Uniform des Wachsoldaten gekleidet, legte sich sein ebenso wachsamer Blick auf seine Cousine.


    „Hast du nicht gut geschlafen? Du wirst doch hoffentlich nicht krank, oder?“

    Einen Inspektionsbesuch des Centurios war nichts außergewöhnliches, wenn auch nichts Alltägliches. Aber das ihn ein Praetorianer begleitete, war an sich schon ungewöhnlich. Und es sollte sich noch eine Zutat diesem Reigen der Außergewöhnlichkeiten hinzugesellen.
    Die Praetorianer suchten Nachwuchs? Und dann auch noch sogar die Speculatores?


    Die Augen des Iuliers begannen zu leuchten, wenngleich eine gewisse Nervosität in ihm aufkeimte.


    Moment…..


    Erst jetzt erreichte ein verlangsamter Gedanke seine Aufmerksamkeit. Er solle ein guter Soldat sein? Wieso kam man zu ihm?..Doch nicht etwa weil…weil man ihn in Betracht gezogen hatte?


    Das leichte Gefühl der Nervosität begann an den Wänden seines Magens zu zerren. Suchte einen Weg hinaus an die Oberfläche. Versuchte die starre Haltung des jungen Soldaten zu beeinflussen. Doch ohne Erfolg. Äußerlich wirkte Constantius imemr noch ruhig – Wie gut, dass eine Hab-Acht Stellung gerade dem Körper eine so gestraffte Haltung gab. Innerlich dankte Constantius seinem ehemaligen Princeps für die stundenlange Tortur des Formaldienstes-


    „Wenn Centurio Sura dies berichtet, wird es stimmen!“, entgegnete Constantius mit trockener Stimme. Er fühlte sich immer unwohler in seiner Haut.


    „Ich verrichte meinen Dienst nach bestem Wissen und Gewissen!“


    - Plattitüden - dachte sich Constantius und hoffte, dass diese worte reichen würden….denn mehr wollte ihm einfach nicht einfallen.


    So stand Constantius weiter in seiner gestrafften Haltung vor den beiden Männern, während die Ausrüstung, die zur Reinigung vor ihm lag, mit den einfallenden Sonnenstrahlen um die Wette zu leuchten schien. – Wohl möglich wäre ein Schild „Bitte nicht berühren“ wirklich eine gute Idee gewesen.-

    Ausgangssperre. Constantius saß nicht nur schweigsam auf einem spartanischen Stuhl, sondern außerordentlich schlecht gelaunt und schweigsam auf seinem Stuhl. Vor ihm lag seine Ausrüstung, die ihn beim Gang durch die Gassen Roms sowohl schützen als auch dazu befähigen sollte für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Doch nun lag sie friedlich und relativ nutzlos dar, während sich Constantius, bewaffnet mit einem Putzlappen und etwas Waffenöl, darum bemühte, auch den kleinsten Kratzer noch zum Glänzen zu bringen.


    „He Constantius!“, rief Novatus, ein befreundeter Miles des jungen Iuliers herüber.
    „Wenn du so weiter polierst, wird man dich noch als Austellungsstück auf dem Forum ausstellen und ein Schild `Bitte nicht berühren`um deinen Hals hängen“


    Gerade wollte Constantius zu seiner Antwort, zu einer schlecht gelaunten Antwort ansetzen, als er den Gastin Begleitung des Centurio`s in den Unterkünften in bemerkte.
    In einer schnellen Bewegung erhob sich Constantius von seinem Stuhl und straffte seine Haltung.
    "ACHTUNG!", brüllte er durch die Unterkunft und salutierte in einer zackigen Bewegung vor Centurio Sura


    "Centurio, Miles Constantius meldet keine Vorkommnisse. Männer beim Reinigen ihrer Ausrüstung und warten auf neue Befehle!"

    Constantius wusste nicht so recht, ob er sich Dunkelheit oder ein tiefes Erdloch herbeisehnte. Im Grunde war es auch einerlei, da beides ihm nicht zur Verfügung stand und er auf dem „Präsentierteller“ ausharren musste, bis das Essen vorbei war. Wieso hatte man nur ihm diesen Platz zugewiesen. Einem einfachen Miles, der Normalerweise seine Mahlzeiten mit hundert anderen, übel gelaunten, oftmals riechenden und schmatzenden Soldaten einnahm...


    Meeresfrüchte!


    Für einen nicht kurzen Moment waren seine Gedanken, sein Geist wie gebannt. Mühsam versuchte er sich seine Freude über diese Köstlichkeit nicht anmerken zu lassen. Mit einem stillen, aber ausführlichen Stoßgebet, dankte er den Göttern für den Umstand, dass seine Leibspeise serviert wurde. Und es dufte gar köstlich...


    Constantius hob den Blick und lächelte glücklich und dankbar zu gleich. Sicherlich war es ein Geschenk des Gastgebers gewesen, doch in diesem Moment erschien Rahel wie eine Götterbotin, die ihm gerade ein besonderes Geschenk gebracht hatte. Deshalb schenkte er ihr auch ein besonders freundliches Lächeln...
    Bis er sich schließlich wieder den anderen Anwesenden widmen musste, um nicht einer Unhöflichkeit anheim zu fallen.


    Während die Gespräche sich mühsam auf die Politik lenkten, begnügte sich Constantius damit, die feinen Früchte des Meeres zu kosten. Langsam und genüsslich verspeiste er sie, obwohl eine innere Stimme ihn zur Eile und Hast antrieb. Eine Stimme, die immer mehr von diesen Köstlichkeiten forderte. Zu einer anderen Zeit, hätte er wohl einen Beutel geholt und das Essen sehr rasch eingepackt und wäre auf kleinen, flinken Füßen in die Nahen Felder gerannt.


    In Erinnerungen schwelgend, riß ihn plötzlich die Erwähnung eines Names aus eben diesen Erinnerungen. Gaius Iulius Caesar. Oh ja er war ein großer Mann. Der größte aller Männer war er gewesen...


    Doch wenn „sein Enkel ein grosser Schwachkopf” sein würde....welche Steigerungsform würde dann ihn Caius Iulius Caesar am besten beschreiben? Ein besonders großer Schwachkopf, der mit verklärtem Blick nach den Sternen zu greifen versuchte?
    Interessante Gedanken....merkwürdige Gedanken.


    „Ich denke es ist das Erbe unserer Ahnen, dass uns verpflichtet und uns zu größeren Taten nur anspornen kann. An den Nachkommen eines großen Ahnen wird man hohe Ansprüche stellen. Das einzige was wir dabei erben, ist die Kraft diesen Erwartungen gerecht zu werden. Alles andere obliegt dem Nachkommen selbst. Nur weil in der Vergangenheit große Taten vollbracht worden sind, darf sich ein Mann nicht rühmen. Nur wenn er durch seine eigene Kraft und seine Taten ähnliches erreicht, dann darf er sich brüsten. Warum sollte ein Mann auf einem anderen herab blicken dürfen, nur weil sein Urgroßvater ein großer Mann war und er selbst nicht einmal mehr seine Hände schmutzig machen will. Nein Rom lebt von den Taten seiner Helden, nicht durch das Ausruhen auf Lorbeeren aus vergangen Tagen. So zeigen uns die Ahnen was wür fortführen müssen, mit all unsere Kraft, so dass auch wir uns eines Tages rühmen dürfen....“


    Eine letzte Muschel hatte Constantius wieder in ihren Bann gezogen und er griff danach, bevor die Speisen wieder abgetragen werden würden.

    Es war wieder geschehen. Von Begeisterung und guter Laune beflügelt war Constantius diesmal nur sprichwörtlich über die eigenen Füße gestolpert. Den Götter sei Dank, warf er in seinem Übermut keine Vasen mehr um, wie er es vor rund 10 Sommern noch getan hatte. Zwar waren die Momente, in denen er freudig eine seine großen Taten verkünden wollte seltener als die Momente in denen er mit gesenktem Haupte ein neues Missgeschick gestehen musste, doch waren diese „freudigen“ Ereignisse nicht minder gefürchtet. Ging doch jedes dieser heldenhaften Ergebnisse mit einem kleinen oder großen Scherbenhaufen einher.


    Doch heute hatte er sich wohl nur etwas zu laut gefreut und so die Anwesenheit des besonderen Gastes zu spät bemerkt. Was Onkel Seneca wohl nach Rom führte. Hoffentlich keine schlechten Neuigkeiten.


    „Onkel Seneca.
    Ich bin sehr erfreut dich hier in Rom zu sehen und gleichzeitig auch sehr erstaunt. Ich hoffe es ist nicht schlechte Kunde, die dich von Germanien hier her führt.“


    Dann nickte der junge Iulier dankbar, der von seiner Statur den Vergleich mit einem kräftigen, großen Germanen nicht zu scheuen brauchte, als ihn sein Onkel so wohlwollen musterte.


    „Ich hoffe, dass Vater stolz auf mich ist. Der Dienst ist nicht sehr ruhmreich, doch zum Wohle des Reiches. Sicherlich wäre es ihm lieber gewesen, wenn ich nicht meinen Dienst mit dem Schwert versehen würde, doch ist Rom nicht annähernd so gefährlich wie Germanien.“


    Nur kurz schlichen sich Gedanken an seine für das Reich gefallenen Brüder in seinen Geist, ließen das freudige Lächeln kurz erstarren. Doch es war nur ein kurzer Augenblick. Schnell war die alte Freude zurückgekehrt als er Helena von seiner Beförderung berichete.


    „Ja sie haben mich zum Tesserarius ernannt.“
    Abschätzend bewegte er den Kopf hin und her.
    „Eigentlich ist es nur eine zusätzliche Schreibaufgabe. Ich muß mich nun um die Wachparole und die Akten kümmern.“
    Deutlich war es dem jungen Mann anzusehen, dass er die Aussicht ein Schreibtischssoldat zu werden ganz und gar nicht begrüßte. Deshalb fügte er schnell an.


    „Ich soll aber dem Princeps Prior bei der Grundausbildung der neuen Rekruten unterstützen.“

    Es war ein bezaubernder Anblick, der sich Constantius darbot. Jedenfalls war es jedes Mal ein bezaubernder Anblick, wenn er seinen verlegenen Blick von der gepflasterten Straße anhob.
    Als hätte ihn ihr Gegenwart nicht bereits in Verlegenheit gebracht, so vollbrachten ihre Worte es abermals, dass sich seine Wangen rötlich einfärbten.


    „Ich werde es niemals zulassen, dass in Zukunft irgendetwas dieser Mauer widerfährt. Will ich doch nicht, dass jemals unsere gemeinsame Erinnerung an diesen Ort verblasst. Allerdings kannst du mich auch jederzeit in der Casa der Iulier antreffen. Jedenfalls stehen die die Tore des Hauses offen.“
    Sein Lächeln verlieh seinem Blick einen gutmütigen Unterton. Ein Blick, der sich über den Moment des Sprechens auf ihr Antlitz legte und dieses fasziniert betrachtete. Und deshalb auch zu spät bemerkte, dass er bereits wieder verlegen zu Boden schauen sollte.
    Deshalb ..geschah was geschehen musste, er blicke verlegen zu Boden und seine Wangen färbten sich erneut rötlich ein.


    „Ich hoffe nicht, dass der erste Graben der unsere sein wird. Will ich doch nicht, dass du wegen mir einen weiteren blauen Fleck oder gar schlimmeres davon tragen musst. Aber auf den Tag unseres kleinen Rennens freue ich mich. Wir werden vielleicht den Gespannen im Circus Maximus Konkurrenz machen, aber sicherlich einige ahnungslose Passanten erschrecken.“.
    Auch er musste nun bei dem Gedanken lachen und ging ein kleines Stückchen auf sie zu.


    „Aber du musst mir versprechen, dass egal was passiert, du dich nicht in Ketten abführen lassen wirst, nur weil ich mich nicht von diesem Ort lösen konnte…..“


    Seine Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Tonfall.


    „Besser wäre es, wenn du mir in der tiefen Nacht eine Säge oder eine Pfeile ins Gefängnis schmuggeln würdest.“


    Stille kehrte für einen Moment ein. So lauschte er ihren folgenden Worten.


    „Dieser Ort hat für mich große Bedeutung erlangt. Bisher glaubte ich nur, dass du Felder Hispaniens eine derartige Bedeutung für mich hätten. Doch nun gibt es auch in Rom einen Ort mit einer besonderen Bedeutung für mich.


    „…und…meine Rüstung und deren Beulen erinnern mich zusätzlich jede Minute daran.“

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Nepos
    : Deine Aufgaben als Tesserarius zum Beispiel. Miles Constantinus, ich hatte mir das so vorgestellt, dass du mich im Officium Conducendi unterstützt. konkret heißt das, dass du die Aufnahmeprüfungen korrigieren sollst und mir eine Befehlung durchgibst. Außerdem sollst du mir als Hilfsausbilder der Probati zu Diensten sein, anfangs nur kleinere Aufgaben, dann aber ganze Ausbildungsabschnitte... Das ist eine ganze Menge mehr Arbeit für dich, aber dafür ist dein Sold ja auch ordentlich aufgestockt worden.
    Hast du soweit Fragen oder Anmerkungen?"


    Es war eine Erleichterung für Constantius zu hören, dass sein Princeps in die gleiche Richtung dachte. Sicherlich hatte Constantius nicht damit gerechnet, dass seine kleine Idee durchführbar war, doch hoffen durfte man. Und er durfte immer noch hoffen.


    Als der Princeps ihm schließlich seine Aufgaben erklärt hatte, straffte Constantius erneut seine Haltung.


    „Keine weiteren Fragen, Princeps Prior.!“
    „Ich werde euch nicht enttäuschen und die mir auferlegten Aufgaben nach bestem Gewissen erfüllen!“

    Es sollte nur ein kurzer Besuch werden. Es sollte eigentlich ein sehr kurzer Besuch werden, denn die kurze Pause, die ihm gewährt wurde, vermochte kaum auszureichen um die Casa zu erreichen und wieder rechtzeitig in der Kaserne zu sein. Doch im Laufschritt würde er es wohl vielleicht noch schaffen, wenn sich keine Horde wilder Germanen in den Gassen Roms Constantius finden würde, die ihm einen Scherz spielen wollte.


    Wonga hatte er nur mit einem breiten Grinsen begrüßt und eilte im Laufschritt in die Casa. Ob er Helena wohl antreffen würde? Er hoffte es sehr, denn er hatte ihr etwas zu berichten.


    Schnelle Schritte näherten sich dem Atrium. Ungestüm und dennoch nicht Unheil verkündend erklagen sie noch bevor eine Stimme den Verursacher des Tumultes ankündete.


    „Helena!...“


    Constantius erreichte das Atrium. Gekleidet in seiner Uniform und mit einem breiten Grinsen ausgerüstet erhob er bereits aus der Ferne der Stimme.


    „Helena. Sie haben mich zum TESSERARIUS ernannt. Sie haben…“


    Das Lächeln gefror einen Moment, als er schließlich doch noch der Anwesenheit eines Gastes gewahr wurde.


    „Onkel Seneca!“, erklang es erstaunt. Und aus einem Reflex heraus straffte Constantius seine Körperhaltung und nahm eine militärisch korrekte Haltung ein. Nur das freudige Strahlen in seinem Gesicht wollte nicht ersterben.

    Es war früh am Morgen. Und eigentlich hätte constantius schon längst auf dem Weg zur Kaserne sein sollen. Was würde er nur für ein Vorbild abgeben, wenn er kurz nach seiner Beförderung nun unpünktlich werden würde.
    Nachdem er sich in Eile fertig gemacht hatte und die morgendliche Wäsche erledigt hatte, verließ er sein Cubiculum.
    Wollte eiligst durch die Casa schreiten und ohne Umwege über die Küche durch die Porta schreiten und sich in die bereits jetzt wieder gefüllten Gassen Roms stürzen.


    Doch sein Plan sollte sich bereits ändern, als er Livillas Zimmer erreichte. Wortfetzen drangen an sein Gehör. Worte, die ihn inne halten ließen.
    Livilla fühlte sich nicht wohl?


    Behutsam klopfte Constantius an die Tür.


    „Livilla darf ich eintreten?“

    So sehr man sich im militärischen Dienst auf das Unerwartete vorzubereiten versuchte, man wird niemals auf alles vorbereitet sein. Und so erging es auch Constantius. Auf die kurze Umräumaktion war er nun ganz und gar nicht gefasst gewesen. Allerdings griff er beherzt mit an und half dem Princeps das Möbelstück zu verrücken. Auch wenn der Schreibtisch ganz und gar nicht staubig war, wischte sich Constantius die Hände gedankenverloren ab, als er sich auf dem dargebotenen Stuhl hinsetzte.


    „Es geht um meine aufgaben als Tesserarius. Centurio Sura sagte mir, dass ich meine Befehle und Aufgaben von dir erhalten werde.“


    „Und eine ehe private Angelegenheit. Vor ein paar Wochen wurde meine Cousine zur Abenddämmerung auf offener Straße angegriffen. Es war eben jede Stunde, da die Cohortes sich in die Castra zurückziehen und die..Vigiles die Straßen bewachen.“


    „ich weiß, diese Teilung ist schon seit einer Ewigkeit so, doch diese Wassereimerträger….“


    Constantius konnte es kaum selbst glauben, dass er seinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte und blickte seinen Princeps kurz mit geweiteten Augen an, bevor er sich korrigierte.


    „Ich meine die Vigiles scheinen nicht Herr der Lage zu sein. Deshalb wollte ich fragen, ob es möglich wäre, in der Naht wenigsten eine Patrouille für die großen Straßen zu bilden. Ich würde diesen Dienst auch freiwillig neben dem normalen Dienst annehmen.“

    Immer wieder senkte der junge Iulier den Blick und erhob ihn dann sofort wieder. Wollte keinen ihrer Schritte verpassen und wagte es dennoch nicht sie lange anzublicken, um keine unhöfliche Geste diesen Moment verderben zu lassen


    Sie näherte sich der Mauer mit einem Lächeln. Einem bezaubernden Lächeln. Obwohl die Mauer sehr massiv war und keineswegs baufällig, ertappte sich Constantius bei dem Gedanken, dass die Mauer unter ihrer zarten Berührung zusammenbrechen könnte.


    Langsam stellte er sich ebenfalls neben das Mauerwerk, das die beiden jungen Menschen verband.


    „Ich hoffe du möchtest diese Mauer nur stützen und nicht umwerfen.


    Während sie einem Spiegelbild gleich ebenfalls immer wieder den Boden senkte, stahl sich ein Lächeln in das Gesicht des Miles.
    „Ich denke, wenn es an mir liegt, wie lange du mir Gesellschaft leisten sollst an dieser Mauer, dann wird erst mein Vorgesetzter dich erlösen, wenn er mich in Ketten in die Castra führt, da ich die Nacht über nicht in die Kaserne heimgekehrt bin, sondern mit dir noch immer an dieser Mauer stehe.“


    Als Resultat seiner für ihn offenen Worte, blickte er abermals verlegen zu Boden. Diesmal jedoch einen Moment länger und blickte erst wieder auf, als er sich einigermaßen sicher war, dass keine Röte in seinem Gesicht zu erkennen war.


    „Ich hoffe sehr, dass du das Wagenrennen nicht vergessen wirst. Doch warne ich dich. Ich bin nicht mehr der geübteste Wagenlenker“, entgegnete er schmunzelnd auf ihre Worte.


    Und schließlich lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Wand. Ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Jedenfalls so lange, bis sie erneut das Wort ergriff. Ihre Worte erfreuten sein Herz und ließen es hüpfen. Doch zugleich verschlugen sie ihm die Sprache. Ließen ihn wie ein schwacher Junge fühlen, der nicht wusste, was er entgegnen sollte. Nur zögerlich sprach er deshalb mit gedämpfter Stimme.


    „Auch mir ist es ein besonderer Ort. Ein Ort, der mich stets lächeln lässt, wenn ich an ihn denke oder an ihm vorbei gehe. Nicht einmal das Kolosseum schafft dies.“


    „Ist es nicht erstaunlich, wie selbst die imposantesten Bauwerke an Bedeutung verlieren im Vergleich zu einer einfachen Mauer mit der Mann sehr angenehme Erinnerungen verbindet?“

    Als Constantius das Büro des Wachhabenden erreichte, fühlte er sich zwar noch immer noch etwas unwohl, doch die Beklommenheit, die in in der Nähe der Offiziere erfüllt hatte, war etwas verflogen.
    Mit einem kräftigen Klopfen machte er sich an der Tür bemerkbar und trat schließlich ein.


    In einer zackigen, eingeübten Geste salutierte er vor dem Princeps Prior.


    „Salve, Princeps Prior.!
    Miles Caius Iulius Constantius meldet sich in einer dienstlichen und einer privaten Angelegenheit“


    Seine gestraffte Haltung beibehaltend, betrachtete Constantius den Princeps Prior.

    Zitat

    Original von Caius Octavius Sura
    "Ah Constantius.", sagte ich und stand auf. "Salve, wie ich sehe, hast du die Meldung deiner Beförderung gesehen. Glückwunsch dazu. Deine genaueren Aufgaben wird dir vorerst Princeps Prior Nepos geben, bei dem du dich dann gleich melden kannst. Jedoch will ich dich nicht gleich wieder rausschmeißen. Vorerst: Weißt du, was du allgemein machen musst? In deinem neuen Amt, meine ich jetzt."


    „Ja, Centurio. Ich habe es gesehen und fühle mich sehr geehrt und werde das in mich gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen.“


    Er zögerte einen kurzen Moment und ließ seinen Gedanken Zeit sich zu ordnen.


    „Wenn ich richtig unterrichtet bin, kommen nun einige Schreibarbeiten azf mich zu. Ausgabe der Wachparole und die Führung der Akten. Oder liege ich da falsch?“

    Für einen Moment wunderte sich Constantius über sich selbst. Normalerweise war das Klopfen an die Türe nur ein Ausdruck der Höflichkeit. Selten wurde darauf gewartet, dass auch wirklich ein einladendes „Herein“ ertönte. Normalerweise trat er doch selbst sofort ein und salutierte so wie er es gelernt hatte. Im Falle eines Falles würde man schon eine lautstarke Aufforderung zum Verlassen des Raumes erhalten, wenn man ungelegen kam.


    So trat er diesmal etwas verspätet ein und salutierte dennoch zackig vor dem Centurio.


    „Salve Centurio!“
    „Miles Caius Iulius Constantius meldet sich in einer dienstlichen Angelegenheit!“


    Er stockte einen kurzen Moment, als die so hilfreichen Floskeln des Dienstes alles hergegeben hatten, was sie hergeben konnten. Nun benötigte der junge Miles einen Moment, um die folgenden Worte wieder frei zu improvisieren.


    „Centurio. Ich bin hier..um zu fragen…was ich zur Erfüllung meiner neuen Aufgabe alles erledigen soll. Habt ihr spezielle Aufgaben und Befehle derzeit für mich?“

    Nur kurz war der Moment, da er durch seine verschwörerische Geste, frei von Hintergedanken, die Distanz zwischen ihnen verkürzte. Vielleicht war das Folgende deswegen, da er frei von Hintergedanken handelte so überraschend. Für einen Augenblick vermochte er ihren Geruch intensiver wahrzunehmen. Ein Umstand, der ihn für einen Moment in seinen Bann zog und gleichzeitig aus dem Konzept brachte.


    Noch einen weiteren Moment blickte er sie wieder einmal nur an. Senkte abermals den Blick und gewährte sich einmal mehr ein verlegenes Lächeln.


    „Ritualdolche. Nun ich denke…wenn sie von Priestern getragen werden, sind sie durchaus erlaubt. Sollte ich allerdings einen dreckigen, stinkenden, stark beharrten Mann in der Stadt mit einem Ritualdolch erwischen, der gerade das Ritual der sonderbaren Sesterzenvermehrung durchführt, werde ich ihn dafür verhaften.“


    Von ihrem Blick fasziniert lächelte er nun jedoch wieder erheitert zu ihr herüber.


    „ich glaube allerdings, wenn ich meine Rüstung entsorgt hätte, würde ich nun nicht mehr hier sitzen. Mein Tribun hätte mich wohl im besten Fall aus der Stadt nach Germanien gejagt. Natürlich musste ich diese Rüstung fein säuberlich putzen. Wie mir scheint besteht ein Großteil des Dienstes an der Waffe sowieso nur aus Putzen. Du glaubst gar nicht wie viel sich zum Putzen in der Kaserne findet.“


    Er ließ den Blick durch Atrium schweifen. Möchtest du dir die Casa ansehen? Gewiss würden wir Helena auch irgendwo antreffen. Oder hast du einen anderen Wunsch?

    Dort war sie. Sehr aufmerksam und mit einem Gefühl der Ungeduld hatte er die ganze Zeit über in die Menschenmenge gespäht und gehofft ihr Antlitz zu erspähen und nun…war er doch überrascht. Sein Blick verlor sich in ihren Augen, die Sternen gleich funkelten.
    Verlor sich für einen langen Moment, der in einem ausweichenden, verlegenen Blick endete. Ein Blick, der sich mit leicht geröteten Wangen gen Boden richtete und von einem leichten Lächeln begleitet wurde.


    „Ich sehe, wir hatten wohl den gleichen Gedanken. Auch ich wollte die Bürger Roms vor einer Katastrophe warnen. Zu leicht kann sich so eine schiefe Mauer neigen und umkippen. Und wer weiß wie wiele Schilde und Speere sie dabei umwerfen würde. Ich war zwar davon ausgegangen, dass ich alleine diese Aufgabe meistern muss, doch da du nun hier eingetroffen bist, kann ich mich glücklich schätzen, dass ich meine Wacht nicht alleine durchführen muss.“


    Wieder drohte sein Blick sich wieder in ihren Augen zu verlieren. Mühsam widmete er sich deshalb kurz der vorbeiziehenden Menschenmenge, bevor er wieder sachte die Stimme erhob.


    „Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht. Doch würde ich dir heute lieber kein Wagenrennen zumuten. Erst wenn du wieder völlig genesen bist, werde ich dich zu einem derartigen Abenteuer herausfordern.“


    „Mir selbst geht es sehr gut. Und meine Ausrüstung vermag sich auch nicht groß zu beklagen. Hat sie in den letzten Tagen kaum eine weitere Beule einstecken müssen.“


    Das schmale Lächeln entwickelte sich zu einem breiten Grinsen und für einen Moment betrachtete er die Mauer, die sehr grade und mit großer Baukunst gemauert worden war.


    „Rom hat sehr viele schöne Orte. Viele prächtigere Bauten, mächtigere Wälle und ruhigere Orte als diesen. Doch ich muss gestehen. Mit jedem Mal, da ich hier vorbei komme, wächst mir dieser Ort mehr ans Herz.“