Das unerwartete Eingeständnis des Römers belustigte Nikolaos. Natürlich entsprach es der Wahrheit - doch dass dies der Mann aussprach, machte ihn sogar ein wenig sympathisch. Nur für einen kurzen Augenblick, freilich. Nikolaos lächelte sein feines Lächeln, in dem eine Ironie lag, die so zart war, dass man sie zwar wahrnehmen konnte, jedoch ihm nicht vorzuhalten vermochte.
"In die Politik zurückkehren? Du meinst aber gewiss wohl doch nicht in einem Amt?"
Nikolaos aß ein Stück von dem seltsamen Fleisch, das ihm aber irgendwie inzwischen recht gut schmeckte. Er zog die Augenbrauen hoch.
"Denn die Ämter wurden bereits besetzt, für diese Prytanie -"
Beruhigender Einfluss - solche Worte über sich hatte er nicht vom Terentier erwartet. Er musste ein Grinsen unterdrücken. Er spürte jedoch, dass die Angelegenheit durchaus ernst war. Er kannte Cyprianus, und nun, da es zu ihm kein Gegengewicht gab, was würde er da vermutlich alles tun, wenn man ihm Gelegenheit dazu gäbe? Als ihm gewachsenen intellektuellen Gegner betrachtete Nikolaos den Terentier nicht, nur konnte ein noch so scharfer Verstand wenig gegen eine Legion ausrichten.
"Gewiss aber habe ich unter den Männern, die Macht und Ansehen in der Polis haben, einige alte Freunde, die sicher nicht gegen meinen Rat handeln würden. Aber vielleicht solltest du mir darlegen, wie du dir genau die Sache vorstellst."
Die plötzliche, aufgesetzte Freundlichkeit des Statthalters ließ Nikolaos hellhörig werden. Er ahnte schon, was nun folgen würde... Und es folgte!
"Das will ich wohl ebenso wenig wie du, ehrenwerter Statthalter, und wie der göttliche Basileus, der immerhin einen Großteil der Nahrung für die Einwohner jener Stadt, in der er selbst lebt, aus diesem Teil der Erde bezieht. Eine Hungerrevolte in Rom dürfte ihm nicht allzu gelegen sein. Aber er wird in dir einen Mann erwählt haben, von dem er sicher sein kann, dass er die Ordnung mit Geschick und Bedacht aufrechterhält und unnötiges Blutvergießen tunlichst vermeidet. Einem solchen Mann möchte ich freilich gerne helfen."
Zwar kleidete Nikolaos die Angelegenheit so ein, dass sie wie ein Geschäft wirkte, aber er wusste, dass er letztendlich keine Wahl hatte. Nur konnte er auf die Bedingungen dieses Paktes einwirken, so hoffte er.
"Um wieder einmal darauf zurückzukommen, wie genau stellst du dir meine Hilfe für dich vor? Wie ich schon erwähnte, ist es kein guter Zeitpunkt dafür, Anspruch auf ein Amt zu erheben."
Er nahm einen Schluck Wein.
"Erlaube mir, zu fragen, wie es um die Ermittlungen zum scheußlichen Verbrechen an der ehrenwerten Iunia Urgulania steht. Diese grausige Tat hat sicher sowohl bei den Römern, als auch bei den Polites von Alexandreia Entsetzen ausgelöst - die einen haben eine ehrenhafte Mitbürgerin verloren, die anderen eine überaus gütige und kluge Amtsträgerin. - Ich selbst weiß natürlich nicht, inwieweit sich die Wogen wieder geglättet haben, dazu war ich zu lange auf dem Lande und nicht einmal in der Lage, mit anderen Bürgern zu korrespondieren. Ich hoffe doch, dass dieses Blutvergießen kein weiteres nach sich gezogen hat."