Beiträge von Dido

    *Wink*


    Also ich lebe noch und sollte jetzt (nach erneutem Einloggen) wieder für lange Zeit am Leben sein. Streicht mich bitte mal von eventuellen Lektiolisten oder was es da so gab. Ich bin nach wie vor ein stiller Mitleser gewisser flavischer Threads.


    LG
    Dido :P

    Im Gepäck eine lederne Transportbox für Schriftrollen, angefüllt mit einem bereits etwas älteren Exemplar Apollonios von Rhodos' Argonautica, beiliegend ein Brief von M.F.G. an M.F.G.M., zudem ein Brief von M.F.G. an M.F.A. in einer Tasche bei sich tragend, erreichte ein Bote aus flavischem Hause das flavische Haus. Über den Hintereingang verschaffte er sich Zutritt und übergab, ehedem er sich zur Stärkung in 'Mama' Cungahs Arme in die Küche begab, die Rollen einem Sklaven mit der Weisung, dem jungen Manius Gracchus das Präsent seines Vaters zu bringen, einem anderen dagegen den Brief für Flavius Aristides, um eben diesem jenen zu überreichen.


    Manius Flavius Gracchus Minor, Villa Flavia Felix, Roma, Italia



    Mein Sohn!


    Aus der Ferne schreibe ich dir heute, obgleich nichts es zu berichten gibt, doch fand sich in den Mauern dieses mir einst und nun wieder als Heim dienenden Hauses ein kleiner Schatz, welcher aus meinem Besitze in den deinen soll übergehen, denn unbezweifelt wird er auch dir zu jenem Wohlgefallen gereichen, zu welchem einst - als etwa in deinem Alter ich war - er mein Gemüt zu erhöhen wusste, und - wie ich durchaus muss eingestehen - noch immer zu erhöhen weiß. Wohl hast du bereits gelernt, dass in Achaia die Wurzeln unseres Volkes liegen, dass einst von Hand der Götter geführt Anaeas die ihm vertrauten Gestade verließ und sein Heil an den Küsten Italias fand. Obgleich wir Römer längst alle Völker der Welt überflügelt haben, so haftet doch Achaia noch immer der Hauch von Wissen und Weisheit an, von Gelehrigkeit und Gelehrsamkeit, von großen Ideen und Gedanken - und von Abenteuern, von Helden und Heroen, Götterssöhnen und Amazonen, gar der Götter selbst, welche dissimilär zu den unsrigen nicht nur Gestalt verleihen Prinzipien und Ideen, sondern ein ausgefülltes Leben führen wie das Menschengeschlecht gar selbst. Die argonautica erzählt von einem dieser großen Abenteuer, von zahllosen Helden, von Ungeheuern und Gefahren, einer kühnen Reise, und obgleich kaum einer deiner paedagogi sie als Lehrstück dir wird antragen, so soll dennoch - oder gerade ob dessen - sie dir zur Freude gereichen, zu Kompensation der manches mal dröge und fade wirkenden Studien, denn wiewohl du stets dir gewahr sollst sein dessen, dass die Welt in dir sieht, was deine Herkunft gebietet, so darfst niemals du darauf vergessen, dass in dir ein Mensch schlummert, welcher verdient, manches mal auf sein Sehnen Rücksicht zu nehmen.


    Dir und deiner Mutter jederzeit Wohlbefinden und die Gunst der Götter!


    Dein Vater,
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    Marcus Flavius Aristides, Villa Flavia Felix, Roma, Italia



    Gruß und Heil dir, Vetter in der Ferne, Wahrer flavischer Pflichten in Rom!


    Schon neigt sich das Amtsjahr dem Ende zu, und ich hoffe, es wird dir nicht allzu viel Gram bereitet haben. Hier in Achaia ist nicht viel zu hören über den Cursus Honorum, doch schätze ich dies als gutes Zeichen, interessiert doch fern Roms oftmals mehr die Schmach und Verfehlung eines Amtsträgers denn seine Verdienste, indes bin ich sicher, du wirst deine Pflichten mit Bravour und Eifer gemeistert haben wie stets, sobald erst eine Aufgabe die deine ist.


    Die Tage hier sind ohne Ereignisse weiterhin träge, monoton und trist, mehr noch, da meine Gedanken beständig um Rom kreisen, um die Geschicke der Familie und um das Wohl meines Sohnes. Ob dessen, da doch Neuigkeiten von hier es nicht zu vermelden gibt, nurmehr das übliche Lamento, dessen jedoch ich dich will verschonen, gestatte mir nach diesen wenigen Worten bereits wieder zu schließen. So grüße mir die Familie und Rom, behalte meinen Sohn und meine Gemahlin bitte ein wenig im Auge und mich in Gedanken, und genieße die Zeit der Anerkennung und lobenden Worte nach deiner Amtszeit!


    Mögen die Götter stets dich und die deinen mit ihrer Gunst beschenken!


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    Ohne Hast und Eile trottete ein Bote gemächlich die Alta Semita hinauf, ließ nicht sich stören von eilenden Passanten, nicht von platzeinnehmenden Sänftenträgern oder herumspringenden Kindern, ließ nicht sich locken von feinem Geschmeide oder köstlichen Düften, nicht von laut angepriesenem Wein oder den buntesten Tüchern. Er war ein Sklave, dies wohl, doch dieser Tage war er ein Bote und kaum ein besseres Los konnte er sich vorstellen denn die Welt zu sehen, auf die Länder hinab zu blicken vom Rücken der Pferde, träge zu schaukeln auf den Wellen des Meeres oder nichts zu tun als voran zu kommen, für nichts verantwortlich zu sein denn eine pergamentene Schrift. Alsbald, auf der Kuppe des Quirinal angekommen, hatte sein Ziel er erreicht, dort, wo ein warmes Essen auf ihn würde warten, eine akzeptable Unterkunft noch dazu, doch auch nachdem er die Schrift für die Herrin des Hauses hatte abgegeben, würde seine Reise noch nicht ihr Ende finden, denn ehedem die träge Arbeit auf dem flavischen Landsitz in Achaia ihn würde wieder ausfüllen, würde noch immer die Rückreise ihn erfreuen können, sodann gar ohne Verantwortung. Sein Siegel war wohlbekannt, seine Worte plausibel, so dass die Botschaft des Sklaven entgegengenommen und Claudia Antonia wurde überbracht.



    Claudia Antonia, Villa Flavia Felix, Roma, Italia



    Teuerste Gemahlin,


    fern war seit jeher Achaia von Rom, doch viel weiter noch entfernt scheint mir Rom von Achaia, ein Leben weit zurück, eine endlose Qual, gleich einer Illusion, welche in der Nacht geträumt, doch am Tage verblasst. Doch nicht will ich dich ennuyieren mit jener Desperation, welche mich ob der Distanz beständig vexiert, auch nicht dich fadisieren mit endloser Litanei ob meines Befindens, an welchem ohnehin kaum noch sich etwas ändert. Lasse mich darob von Achaia dir berichten, denn nicht mehr und nicht weniger füllt noch meine Sinne, nicht mehr und nicht weniger ereignet sich um mich herum als dieses Land und seine Gezeiten, und in den langen Stunden, welche es wird dauern, diese Worte zu diktieren, wird mir Rom ob der auffallenden Differenzen und dem Gedanken an den Rezipienten dieser Worte viel näher sein denn sonstig.


    Allmählich zieht sich der Frühling aus diesen Landen zurück, lässt Raum für einen Sommer, welcher noch weitaus trockener, noch heißer ist als in der Hauptstadt, obgleich hier beständig ein sanfter Wind aus den Gefilden des Meeres über die Küste her weht und die Unerträglichkeit der Hitze gleich allen unangenehmen Gerüchen hinfort trägt, so dass kein ausgedörrter, stinkender Moloch sich zu bilden vermag, zu welchem das Zentrum Roms im Sommer so häufig verkommt. Weiters sind Gräser und Bäume die Entbehrung des himmlischen Nass weit mehr gewohnt, haben längst ihre Hüllen angepasst an die Trockenheit, welche darob in tiefem, ledrigen Grün schimmern, gleichsam wie das in diesen Monaten so karge Land die wenigen Ressourcen zu nutzen und daraus die besten Oliven der Küsten um das mare iternum zu gedeihen lassen weiß - deplorablerweise zeigen sich dieser Tage erst die kleinen, grünfarbenen Früchte, so dass es noch eine Zeit lang wird dauern, bis die Ernte der reifen, schwarzfarbenen Oliven wird an- und der lucullischen Gaumenfreude frischen Genusses die Jahreszeiten nicht mehr werden im Wege stehen.


    Nur wenn die Winde die Wolken vom Meer her zusammen treiben und verdichten, sich ein Sommersturm vom Horizont her über den Himmel hinweg wälzt, erst dann verliert dies Land seine Lieblichkeit, erst dann wird gewahr, wie der Götter gewaltiger Ursprung aus der Mitte dieser Welt konnte entspringen. Vom flavischen Landsitz aus, zurückgezogen thronend auf beständigem Erdboden und doch mit weitreichendem Blicke über das mare aegaeum hinweg, bietet sich dann ein Schauspiel besonderen Ausmaßes, angekündigt durch das tosende Donnern des Iupiter Tonans, fulminant und erklecklich eröffnet wenn Elicius dichte, schwarzfarbene Wolken in stürmischem Tanze über den Himmel treibt, kollosal und formidabel erhöht wenn Fulgor leuchtend grelle Strahlen in das Meer hinab schleudert, und abklingend in wohltuendem Schlusssatz, so Pluvius den Vorhang aus schweren, dicken Tropfen über die Bühne legt.


    Schwer und düster legen die Schatten allmählich sich um die Konturen des Peristylium, längst ist die Sonnenscheibe hinter den Mauern versunken und wie stets folgt dem tristen Tage - rar sind die erhebenden, himmlischen Schauspiele - die erlösende Nacht, so dass ich nun schließen möchte mit diesen ohnehin fruchtlosen Worten, welche einzig zum Zwecke haben, dir zu versichern, dass mein Geist noch nicht abgetrieben ist in den flavischen Irrsinn, dass meine Gedanken noch immer bei euch sind. Richte Grüße aus unserem Sohne, wie auch dem Rest der Familie.


    Mögen die Götter stets ihre Gunst euch gewähren!


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    Ach so schwär is das gar ned. Benudschde wenigstens a gescheider Schwenkhooke?


    Bis auf die Schmelzer sind die meisten Dialekte im Saarland doch ganz gut zu verstehen und zu schreiben.

    Kein durch die Poststückgebühr entlohnter Bote des Cursus Publicus überbrachte die Briefe, waren doch Münzen keine sonderlich vertrauenserweckende Angelegenheit, sondern ein persönlicher Bote im Dienste der Flavia, ganz so als wäre der Inhalt der Schriftstücke überaus brisant und für keinerlei Augen als jene der Empfänger gedacht. Vertrauliche Worte waren es gewiss, doch vermutlich würde kaum jemand denn der Absender selbst ihnen jene unangenehme, gar blamable Bedeutung beimessen, dass ihr Inhalt in jedem Falle vor der Publizität zu verbergen war. So überbrachte der Bote die Nachrichten bis zum vertrauenswürdigen Ianitor, um sich hernach im römisch-flavischen Domizil verköstigen und für die weite Rückreise nach Achaia stärken zu lassen.



    Claudia Antonia, Villa Flavia Felix, Roma, Italia



    Teuerste Gemahlin,


    unter mir liegt der felsige Strand nahe Piraeus, schroffer Grund in Graublau bis hin zu dunklem Anthrazit, überzogen mit Flechten und Moosen aus ledrigem Grün, ab und an durchbrochen durch eine verirrte Blüte in Rot oder Gelb. Hell schimmert der fahle, endlose Himmel, an welchem die güldene Sonne prangt, über den sanft dahinwiegenden Wellen im manchen Tages grünfarbenen, dann wieder türkisfarben oder tief blaufarbenen Meer, gekrönt von milchfarbenen Hauben schäumender Gicht. Gen Abend hin senkt sich dann die Sonne nach Westen - dorthin wo mein Herz noch immer verhaftet ist -, rotfarben wie Blut, als würde vor Schmerz sie zerlaufen, glühend ob des marternden Feuers, welches sie verzehrt, hört erst auf zu brennen, wenn der gierige Schlund des Meeres sie gütig in sich verschluckt, und hinterlässt ein Land in schattigem Grau, in glanzloser Couleur, leblose Schemen in devastativer Ödnis - ganz so, wie mir dies Land auch bei Tage stets erscheint.


    Achaia - voller Leben war dies elysäische Land stets in meiner Erinnerung, geprägt durch die lügengeschwängerte Leichtigkeit der Kindheit, geprägt durch die wohlige Schwere liebestrunkenen Taumels, geprägt durch illusionäre Reminiszenzen an ein nie gelebtes Leben, welche stets die Realität so einfach zu verdrängen wussten - doch die Realität vor Augen lässt sich nicht leugnen, noch lässt sich verdrängen, was fehlt. Hätten die Götter nur den Geist mir genommen, wie viel einfacher wäre die Ferne zu ertragen, als mit all den Gedanken, den Erinnerungen, den Sehnsüchten im Sinn. Durchaus bin ich mir dessen bewusst, dass unsere Ehe nicht immer die engste Bindung schien, dass bis zuletzt stets und noch immer eine gewisse Distanz zwischen uns stand - allfällig geschaffen aus den Bedingungen einer Ehe, allfällig erwachsen aus dem, was wir sind, wer wir sind und wie wir sind -, und doch ist es die deine Person, nach welcher in der Ferne nun am meisten mich dürstet, nach welcher mir es beständig die Seele verzehrt, ganz als sei die obligate Distanz bereits durch die räumliche Entfernung genügend, so dass persönliche Nähe mit einem Male nicht nur denkbar, sondern gleichsam unablässig erscheint. Womöglich jedoch ist es auch nur die durch die Erfahrung geschaffene Furcht, dass die eigene Persönlichkeit in der endlosen Weite des Äthers könnte entschwinden, ganz ohne dass eine Erinnerung daran bleibt, oder aber bare Illusion des sich ennuyierenden Geistes - beurteilen mag ich dies nicht, scheint mir die Beurteilung meiner eigenen Verfassung doch nichts, was in meinem Zuständigkeitsbereich zu liegen dürfen vermag, denn wie kann ich dessen versichert sein, dass der sich denkende Geist nicht nur selbst sich zurecht denkt?


    Die Worte der medici indes sind vage und inhaltslos, notwendige Geduld ist ihnen stets inbegriffen, und gleich ihnen - als hätte mit diesen er sich verschworen - kümmert mein Leib sich keineswegs darum, ob Geduld mir zueigen ist, er schreibt mir ungefragt dies endlose Warten vor, lässt sich auch dann nicht zu dem geringsten Zugeständnis meines Willens bewegen, wenn mein Geist bereits vor Ungeduld in tausende Scherben zerspringt. So bleibt denn nichts als ungeduldiges Warten, als unerträglich langsames Voranrücken der Bewegungen und stammelndes Vomieren der Worte, desillusionierende Mühen, bleibt nichts denn die Scherben meines Geistes immer wieder zusammen zu klauben, aneinander zu setzen und zu versuchen, die Spuren und Risse zu glätten, während der Leib nur in quälender Langsamkeit seine Herrschaft abzugeben bereit ist, stets dabei in Hoffnung, dass der Verstand nicht dabei unbemerkt auf der Strecke bleibt, abhanden kommt, stets in Furcht, dies könne jeden Tag geschehen, könnte längst geschehen sein - denn wer hier würde wagen, den Wahn mir vor Augen zu halten?


    Bestelle Grüße unserem Sohne, dies soll alles sein, worum ich beständig dich bitte, dass er nicht darben muss ob des Schweigens seines Vaters, versichere ihm, dass meine Gedanken stets bei ihm und seiner Mutter verweilen, dass kein Tag vorüber zieht, da ich nicht euch misse, mich nach dem Leben an eurer Seite sehne.


    Mögen die Götter stets euch behüten!


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    Marcus Flavius Aristides, Villa Flavia Felix, Roma, Italia



    Gruß und Heil dir, Vetter in der Ferne, im geliebten und inniglich vermissten Rom!


    Sukzessive zieht der Frühling über Achaia hinweg, hinterlässt nach ein wenig Regen den trockenen Vorgeschmack auf einen dürren Sommer, beglückt das karge Land mit grünfarbenen Wiesen, saftig-ledrigen Blättern und Büscheln von schmächtigen Sträuchern, dazu das couleureske Erblühen der Bäume und Blumen, welche in den Gärten der Villen und auf den Obstwiesen draußen auf dem Lande sich tummeln - stets behütet durch zahllose, silhouettenhafte Sklaven mit Kannen und Eimern voll Wasser, nichts ahnend von der harten Realität außerhalb menschlicher Hege und Pflege.


    Auch hier im Garten des flavischen Anwesens blüht in all seiner Pracht der Mandelbaum, similär jenem wundervollen Gewächs im Garten in Rom, und doch so grundverschieden - Zwillingen gleich, die doch so different sind. Erinnerst du dich an meinen Bruder, Marcus, erinnerst du dich an Quintus? Oftmals saß ich in meiner Kindheit unter diesem Baume, den schmächtigen Rücken an den starken Stamm gelehnt, sorglos über den staubigen Boden hinweg sehend, mich in Schriftrollen vertiefend, die von großen Abenteuern berichteten, von Helden aus fernen Zeiten und Geschichten, welche längst unsere Vergangenheit sind. Heute steht unter seinen ausladenden Ästen eine Bank, welche trotz ihrer Beschaffenheit aus leichtem Tuffstein überaus prächtig und pompös wirkt, und obwohl alles in mir danach drängt, mein aristokratisches Gesäß auf dem Erdboden abzulassen, meinen Rücken an den rauen Stamm zu lehnen, so gehe ich doch stets vorbei an den Wurzeln - tatsächlicherweise schleiche ich eher dahin, gestützt auf einen Stock zur einen und durch einen Sklaven zur anderen Seite, einem alten Greise mit verlebtem Leibe gleich -, und finde meinen Platz auf diesem steinernen Ungetüm, denn alles wandelt sich im Laufe der Zeit, die Zeit an sich ist nur Wandel, und keinem Menschen ist wohl möglich, dem zu entgehen, insbesondere nicht mir. Der Odeur nach zarten Mandelblüten weht mir in die Nase und mehr noch steigt mir der Wandel der Zeit ins Bewusstsein, denn so ich die Augen schließe, kann ich erahnen, wo der Duft seinen Ursprung hat, blicke in das Gesicht Leontiens, um deren Mundwinkel ein zartes Lächeln sich zieht, entzückt über die Leichtigkeit des Lebens. Der Frühling war ihr stets die liebste Jahreszeit - denn er war es, welcher ihrem Element entsprach - gleichsam wie sie es stets schaffte, ihn sich über das Jahr hinweg zu bewahren, es in sich zu tragen das Blühen und Leuchten. Erinnerst du dich an meinen Bruder, Marcus? Obgleich es mir bisweilen erscheint, als wären Erinnerungen mir verlustig gegangen - Worte, Bilder, Klänge und Gerüche -, so hat doch Achaia mir Reminiszenzen beschert an jene frühen Jahre, in welchen er noch Teil meines Lebens war, blasse, transluzente Fetzen, kaum greifbar, kaum begreifbar, und doch vorhanden. Leontia hatte geglaubt mit mir in die weite, aufregende Welt zu segeln - hätte nur ich nie vor ihr meine Furcht vor der See verborgen, hätte nur einmal ich ein winziges Wort meiner nausea ihr geschrieben, Tor der ich war, jugendlicher Narr! -, doch er war es, Quintus, der sie Rom, der sie letztlich dem Leben, der sie uns entriss. Als ich als Knabe nach Achaia kam, glaubte ich, die Götter hätten mir mein Zuhause nachgeholt, so sehr glichen die Mandelbäume sich im Garten in Rom und hier, Zwillingen gleich. Doch heute scheinen sie mir so grundverschieden, dass der Anblick des hiesigen mir nicht einmal die Sehnsucht in die Sinne treibt, mir nur vor Augen führt, wie die Zeit, wie der Ort das Wesen auf so vielfältige, so differente Art und Weise gestalten kann, und ich frage mich, ob nicht Quintus ein viel besserer Flavius Gracchus wäre geworden denn ich es jemals gewesen bin, hätte nur die Zeit, hätte nur der Ort, hätten die Götter ihm das meinige Schicksal bestimmt und mir das seine - hätte ich doch an seiner statt ohnehin nicht mehr scheitern können, als ich an eigener Stelle es stets tat.


    So siehst du, Marcus, gräme ich mich über vergangene Zeiten, nur um nicht Gegenwart und Zukunft ins Auge blicken zu müssen, sehne ich mich nach den Schatten der Vergangenheit, um nicht an den Sehnsüchten der Gegenwart zu vergehen, gleichsam erkennend, dass auch die Reminiszenzen großartiger, vergangener Zeiten nur Trugbilder eines verklärten Wunsches sind, so dass nichts bleibt denn Tristesse und der ewiglich graufarbene Trott der Tage in Lethargie - am Morgen sehne ich mich bereits nach der Nacht, dass nur der Tag schnell möge vorüberziehen, und schlaflos in der Nacht wünschte ich, der Tag würde bald erwachen, und bisweilen muss ich meiner eigenen Frage mich stellen, ob nicht gar letztlich der Wahn unserer Familie auch von meinem Geiste längst hat Besitz ergriffen, stets in Furcht, dies werde durch mich selbst unbemerkt vonstatten gehen - oder mag bereits geschehen sein. Die medici hier indes sind nicht besser als in Rom, schlagen dies vor und jenes, doch nichts davon bringt mir die bereits einmal verlorene und so mühsam wieder erlernte Erinnerung daran zurück, wie die Hälfte meines Körpers zu bewegen sei, und es scheint mir beinah, als hätte sie endgültig beschlossen, sich von mir zu trennen, scheint es doch so widersinnig, wie jede Bewegung mit Links mir gelingen mag, sobald sie indes meine Körpermitte überschreitet in untätiger Leere verloren geht. Des Lesens bin ich müde, des Zuhörens noch weitaus mehr, das Schreiben mit der Linken gleicht einer Qual, meine eigene Sprache ist mir - erneut und gleichsam wieder- ein Gräuel, das Denken will sich nicht einstellen und die Löcher, welche in Wände und Decken, in Grund und Himmel ich starre, werden alsbald dazu gereichen die ganze Welt in sich zu verschlingen. Manches mal wünschte ich, die Götter hätten nur gleich die Glut meines Lebens genommen oder zumindest die Sinne der Wachheit mir geraubt, und manches mal verfluche ich meine eigene Feigheit, den letzten Schritt zu gehen - allfällig ist dies noch der beste Garant, dass der flavische Wahn nicht in seinem gewaltigsten Ausmaße über mich gekommen ist - und nur der Gedanke an Rom und die Familie, an Minor und Antonia, an dich, Epicharis und Serenus vermag dann noch ein Lächeln durch meine Sinne streifen zu lassen. Berichte mir von Rom, Marcus, ich bitte dich, von deinem Rom, von unserem Rom, unverblümt und ungeschönt wie nur dir dies zu eigen ist, dass nicht ihr mir verlustig geht, dass nicht die Leere mich in sich verschlingt.


    Dir und der übrigen Familie jederzeit Gesundheit und das Wohl der Götter!


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    Der "Rote Blitz", die elegant geschnittene 2-Personen-Sänfte mit dem Emblem der Gens Flavia, erreichte den Hafen von Ostia, wo eine Hochzeit an Bord eines Schiffes stattfinden sollte.
    Angeführt wurde die kleine flavische Reisegesellschaft durch 4 Leibwächter in weiten Umhängen, die aus ihrer Bewaffnung keinen Hehl machten. Es folgte Mopsus, der hünenhafte Gladiator von Flavia Agrippina, welcher die beiden Molosserkampfhunde des Flavius Serenus ausnahmsweise einmal an der Leine führte. Dann kam die eigentliche Sänfte, welche durch 4 Creter getragen wurde und deren Insassen sich unter einem dünnen roten Vorhang vor den Blicken der Passanten verbargen. Es folgten 4 stämmige Auswechselträger aus Libya, ein Sklave der 2 kleinere Reitpferde am Zügel führte, 1 Sklave der einen voluminösen Korkring mit Haltegriffen trug und dann wieder 2 Leibwächter.
    Die Sänfte stoppte, die Leibwächter sahen sich aufmerksam um. Dann wechselte Mopsus einige Worte mit den Personen in der Sänfte und der rote Vorhang wurde zur Seite geschoben. Der Sänfte entstieg Dido, die Leibsklavin der Flavius Serenus. Ihre Wuschelhaare waren zu einer ordentlichen Frisur gebändigt worden. Dem Anlass entsprechend trug sie eine dreiteilige Kombination aus Tunika, Stola und Palla, welche in harmonisierenden Rottönen aufeinander abgestimmt worden waren. Goldfäden in den exklusiven Stoffen vereinigten sich zu dezenten Mustern. Lediglich die Sandalen ohne Halbmond und der ausgesprochen dezente Schmuck verrieten den Beobachtern mit Adleraugen, daß hier keine Patrizierin Ausstieg. Dido besprach sich kurz mit Mopsus und kraulte dabei die großen Hunde vertraut am Hals. Dann nahm sie Mopsus die Leinen ab und wandte sich wieder der Sänfte zu. Dieser entstieg nun die zweite Person, ihr Dominus Flavius Serenus, welcher das Hochzeitsschiff, den Stein des Anstosses, kritisch in Augenschein nahm.

    Dido entnahm mit breitem Grinsen die Sesterzen aus der Schale auf den kleinen Beistelltisch und begann ihren Wettgewinn laut zu zählen. Nach 9 Sesterzen hörte sie aber lieber auf, denn ihr Dominus schien zumindest heute ein schlechter Verlierer zu sein. Er schaute echt sauer drein. Offensichtlich war er mit dem Sieg von Rutger nicht einverstanden, aber daran war nichts mehr zu ändern. 2 Gladiatoren gingen lebend rein, einer ging lebend heraus und Rutger konnte sogar noch aufrecht Gehen.
    "Nicht ärgern, Dominus, es war ein knapper Sieg und so gut sieht der Germane auch nicht mehr aus. Sicher fällt er tot um, wenn er die Arena verlassen hat. Und wie schaut es denn mit einer zweiten Wette aus?"
    Vielleicht hatte sie ja Glück und kam dem ersehnten Sica wieder ein Stück näher. Dido betrachtete den zerrupften Gladiator. Er sah wirklich aus, wie eine der flavischen Hauskatzen, die den Hunden ihres Dominus nicht rechtzeitig entkommen war. Andererseits war das wenigstens jemand, den sie still bewundern konnte. Er hatte um sein Leben gekämpft und gewonnen. Sie würde sich später von ihm eine Unterschrift in eine Wachstafel geben lassen. So etwas konnte man bei den richtigen Leuten auf dem Forum gut zu Assen und Sesterzen machen.


    Dido nahm von einer Anrichte ein rotes Kissen, auf dem ein Palmzweig und ein stattlicher Beutel mit Münzen lagen. Mit dem Kissen schritt sie zu Dominus Flavius, damit dieser den Gladiator auszeichnen konnte.

    Dido hatte 3 schrammelige Sesterzen aus einem kleinen Beutel an ihrem Gürtel genommen und in die Schale auf dem kleinen Tisch vor ihrem Dominus gelegt. Innerlich freute sie sich schon über ihrem Gewinn. 12 Sesterzen waren ein Vermögen. Eigentlich durfte sie als Sklavin keinen eigenen Besitz haben, aber ihr Dominus sah das nicht so eng. Dido hatte sogar einen Hund, der nur ihr gehörte. Sie bekam auch immer ganz viele neue Sachen zum Anziehen, wenn sie gewachsen war. Sogar die duftenden Seifen und Öle durfte sie verwenden, die Domina Claudia Antonia bei gewissen Händlern immer als Proben bekam, wenn sie dort den halbe Laden leer kaufte. Und obgleich sie als Leibsklavin über ihren Dominus mühelos Zugriff auf ganz viel Geld hatte, aber eigenes Geld, das sie hier und da mal stibitzte viel mehr wert. Ihr höchstes Sparvermögen waren einmal 19 Sesterzen gewesen. Die Blonde Bestie war ihre erste Wahl. Sie wusste als Schreiberin an der Seite ihres Dominus, der Hauptorganisators dieser Spiele war während die Wahlkandidaten alles zahlen durften, dass das ein Germane war. Und sie hatte auf dem Forum einmal ein paar Soldaten sich darüber unterhalten gehört, dass Germanen üble bärtige Mistkerle und der Schrecken jedes Soldaten am Limes sein sollten. Nun, der Limes lag am anderen Ende der bekannten Welt in einem Land, wo es nur Schnee und Wälder geben sollte. Auch hatte der Germane keinen langen Zottelbart und trug keine Felle, aber ein Schrecken war er hoffentlich. Das wären 12 Sesterzen und das war eine solide Anzahlung auf den Sica, welchen sie bei dem Waffenhändler nahe der Subura gesehen hatte. Die Klinge stammte aus Ierusalem, einer Stadt inmitten der Wüste der römischen Provinz Palaestina. Das war nur eine Daumenbreite von Alexandria weg, zumindest auf der bunten Landkarte die sie unlängst einmal in der Hand gehabt hatte.

    Dido lenkte ihr Pferde neben das von Domina Epicharis. Sie legte der Domina die Decke wieder um die Schultern. Leise sprach sie diese an.
    „Hört auf herum zu zappeln, Domina, und seid leise. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Es wird dazu führen, dass wir auffallen. Dann reiten wir die Wache einfach nieder oder der Parther wird ihn einfach töten. Der Mann wird dann auf jeden Fall sterben. Das ist dann eure Schuld. Und eine Tote Wache kann nicht berichten, dass 5 Reiter auf Pferden, deren Sättel das Zeichen der Gens Flavia tragen, in der Nacht die Stadt verlassen haben.
    Und sobald wir draußen und wieder sicher sind wird der Parther Euch bestrafen. Parther sind Tiere und stehen in der Ansehensliste der Sklavenzucht ganz unten. Es gibt schon einen Grund, warum so erlesene Sklaven wie Hannibal und ich aus griechischen Linien stammen. Hannibal sagte, dass wir Euch in Ravenna abgeben, der Parther sagte nicht in welchem Zustand. Der Parther wird Euch für dieses Vergehen mit einem Dolch die Backen aufschneiden, wenn ihr jetzt Ärger macht. Vielleicht schneidet er Euch auch ein Ohr ab. Ich bin mir sicher, dass Dominus Flavius, ich meine Dominus Flavius Aristides, Euch sicher unversehrt, unverstümmelt und ungeschändet wieder haben möchte. Und selbst wenn ihr jetzt hier im Getümmel entkommen solltet. Das ist der Randbezirk von Trans-Tiberim, wenn ich mich nicht irre. Hier gibt es in der Nacht Ratten so groß wie Dominus Serenus Hunde auf den Strassen. Sofern man euch nicht direkt einfängt, schändet und in ein Lupanar verkauft. Gebt Ruhe!“
    Dido grinste innerlich und genoß das Gefühl der Macht. So war es also, wenn Sciurus durch ein paar leise Worte Sklaven einschüchterte. Ihr Dominus würde sich auf die Spur der Verfolger setzen und erst wenn man sich weiter von Roma entfernte, die Domina aus Roma verschleppte und auch über die Saturnalien hinaus fernblieb, dann würde es eine richtige Flucht mit harten Bestrafungen für die Entführer sein. Ansonsten konnten sie sich ja herausreden, dass man es an den Saturnalien etwas toll nur getrieben hatte.

    Sim-Off:

    ist spät, wer Schreibfehler findet, der darf sie behalten.


    Dido sattelte mit Hannibals Hilfe das Pferd ihres Dominus, welches zweifelsohne bester hispanischer Zucht entstammte, aber etwas kleiner war als der Rest. Während Hannibal sich mit seinem Pferd abmühte und das Gepäck verpackte, schrieb Dido ganz schnell eine Nachricht auf eine Wachstafel aus ihrer Tasche. Es galt eine Spur für ihrem Dominus zu legen. Nachdem sie die Botschaft fixiert hatte, verbarg sie diese in einer Innentasche ihres Umhangs.


    Es ging zum Hintertor als Dido ihr Pferd noch einmal anhielt und deutlich fluchte. „Verdammt! Ich habe meinen Hund vergessen. Jemand muß sich um Sofia kümmern. Ich hinterlasse meinem Dominus eine Nachricht.“ Dido zog eine leere Wachstafel aus ihrer Tasche. Als Scriba ihres Dominus hatte sie immer einige einstecken. Dann begann sie zu schreiben und sagte dabei scheinbar gedankenverloren, was sie schrieb. Auch hielt sie die Wachstafel so, daß Hannibal oder Cassim mitlesen konnten.



    „Salve Dominus!
    Bitte kümmere dich um Sofia und sorge für sie genauso gut wie für Nero und Domitian.
    DIDO


    „Es wird sicher Tage dauern bis man Dominus Serenus die Post zustellt. Hannibal und ich sind ja nicht da. Aber erfahrungsgemäß geht mein Dominus nach spätestens 5 Tagen selber mal an seinen Postkörben vorbei, wenn er keine Post mehr bekommt. Es ist etwas selbstständiger als einige andere in der Villa. Bas dahin schnorrt sich Sofia in der Küche durch.“


    Dido stieg umständlich vom Pferd ab und ging zu einigen kleinen Körben an einer Art Unterstand neben dem Tor. An den Körben waren kleinen Schildchen angebracht wie MFG, CA, FE, LFS, MFA, FLX und andere. Irgendwann einmal hatte jemand eine Hauspost in der Villa eingeführt. Eine Unmenge an Post erreichte jeden Tag die Villa und wurde entweder an der Porta abgegeben oder am größeren Lieferanteneingang. Natürlich wurde nicht sofort jedes Schreiben rennend zum Empfänger gebracht. Meistens wurde von Acanthus oder den anderen Lieferanteneingang-Ianitoren grob aussortiert. Die Wichtigen wurden sofort weitergeleitet, der Rest endete in den Körbchen, wo die Leibsklaven sie mehrfach am Tag abholten und zustellten. Für alle gut sichtbar legte sie die eben beschriebene Wachstafel in das Körbchen von Flavius Serenus. Dann drehte sie ihren Körper einen Moment so, daß sie die Körbe verdeckte. In diesem Moment flog blitzschnell eine weitere Wachstafel aus der Innentasche des Umhangs in den nächst tieferen Korb von MFG und rutschte in dessen Stapel. Sciurus würde seinem Dominus die Post sicher auch an den Saturnalien zustellen. Ansonsten am ersten Tag danach. Dominus Flavius Gracchus würde ihn Dominus Serenus geben und dann war die Jagd eröffnet. Er würde sie retten.



    Von
    DIDO
    An
    Dominus Flavius Gracchus
    ----> BITTE weiterleiten an Dominus Flavius Serenus GANZ WICHTIG!


    ENTFÜHRUNG UND SKLAVEN-FLUCHT!


    Dominus!
    Domina Flavia Epicharis und ich wurden entführt. Hannibal, Cassim und der Sklave mit der Wischmopp-Frisur, Chimerion, sind geflohen. Zuvor hat Cassim versucht Flavia Epicharis am Stall zu schänden, was ich gerade noch verhinden konnte. Allerdings wurde sie als Geisel mit genommen, ich auch. Hannibal hat mich gegen meinen Willen gezwungen. Unser Reiseziel ist erst mal Ravenna. Dort will man Domina Flavia bei Verwandten abgeben. Im Moment wurde sie gefesselt und geknebelt auf ein Pferd gebunden. Wir fliehen zu Pferde. Ich habe dein Pferd genommen, da es das Kleinste war. Ab Ravenna soll es mit einem Schiff weiter gehen. Endziel: unbekannt. Ich versuche mich von unterwegs wieder zu melden. Alle sind bewaffnet. HILFE! Wir sind nach der Saturnalienfeier aufgebrochen, in der Nacht.


    DIDO
    PS: Bitte kümmere dich um Sofia.
    PPS: Ich bin ganz unschuldig an der Sache.
    PPPS: Sag Sciurus, daß ich wegen der Entführung nicht kommen konnte. er weiß Bescheid.



    Dann kletterte sie wieder umständlich auf ihr Pferd und lenkte dieses souverän aus dem Tor heraus, was zu 99% daran lag, daß Serenus Pferd lammfromm war, jeden als Reiter akzeptierte und alles von alleine tat. Die 1% von Didos Reitkünsten reichten dann aus um im Sattel zu bleiben.

    Dido zuckte unmerklich zusammen, als Hannibals Hand sich auf seine Schultern legte. Mist! Das würde ein Entwischen erschweren. Jetzt hatte sie 3 Gegner und ihr Hund lag schlafend in ihrem „Cubiculum“, welches der riesige, begehbare Wandschrank vom Cubiculum ihres Dominus war. Sie schätzte ihre Möglichkeiten ab. Das Saturnaliengeschenk ihres Dominus war ein scharfer, kleiner Dolch für sie gewesen, welchen sie in einer Scheide an ihrem Oberschenkel unter der Gewandung trug. Selbst wenn sie an ihn gelangen würde, wäre es fraglich, ob sie 3 erwachsene Männer gleichzeitig niederstechen könnte. Schrill und laut Schreien um Alarm zu schlagen schied auch aus. Das hatte der claudischen Natter nichts genutzt. Die meisten männlichen Flavier schliefen, die anderen Sklaven waren entweder weg, betrunken oder würden sich den Fliehenden nicht in den Weg stellen. Es war ohnehin die Frage wer noch alles in die Flucht involviert war. Die Domini und die Hunde wären mit den Dreien sicher spielend fertig geworden. Ihr Dominus war ein passabler Schwertkämpfer und sehr, sehr guter Faustkämpfer. Sein Vater, Dominus Flavius Aristides, sollte trotz seines wabbelnden Speckbauchs ein Meister des Gladius sein. Ein Sklave hatte ihn mal leise die „Blutklinge von Parthia“ genannt. Und selbst Dominus Flavius Gracchus stand in der Villa in dem Ruf einer der besten Ringkämpfer von ganz Roma zu sein und oft mit Sciurus zu trainieren. Was sollte sie nur tun?
    Pah! Was ihr Dominus und Sciurus erst alles tun würden um sie zurück zu bekommen! Dominus Serenus würde alles in Bewegung setzen um diese Flucht zu beenden. Dido waren so gewisse begehrliche Blicke von Serenus auf sie aufgefallen. Der fand sie sicher „schnuckelig“ um einmal das Wort von dem Küchensklaven Asparagus zu verwenden. Ein Lieblingswort für alle weiblichen Sklavinnen im Haushalt, denen er nachstellte. Dido ließ er zum Glück in Ruhe. Sie hatte einer der Putzsklavinnen erzählt, dass ihr Dominus Serenus sie regelmäßig beglückte und sie ihm willig zu Diensten sei. Und dass er aus jedem einen Eunuchen machen würde der Hand an sie legen würde. Das hatte für Ruhe gesorgt. Natürlich hatte diese Putzsklavin es allen weiter erzählt und da alle Kerle in der Villa unglaublich um ihren Stummel zwischen den Beinen besorgt waren … Allerdings würde sie vielleicht irgendwann dafür bei ihrem Dominus gerade stehen müssen. Aber es gab sicher schlimmere und hässlichere Kerle in der Villa und der Dominus badete sogar jeden Tag. Ihr Dominus bekam immer was er wollte. Hoffentlich wollte er sie und würde sie alle verfolgen und in die Villa zurück bringen. Dafür musste sie ihm aber Spuren hinterlassen.


    Stall – Pferde – Ravenna - flavische Verwandte - Schiff besteigen.


    „Ich werde für die Flucht ein Pferd brauchen. Ich will nicht hinten sitzen. Ich könnte mir das Reitpferd meines Dominus ausleihen. Am Hafen müssen wir das aber mit einer Nachricht für ihn zurück lassen. Das ist nicht so groß wie die anderen und auch ganz gutmütig. Ich habe es schon öfters mit Rüben gefüttert und der Dominus hat mir in Alexandria auch das Reiten beigebracht. Auf einem Esel, das Pferd ist sicher nicht schwerer. Wohin fliehen wir denn? Und warum laufen wir weg? Hier geht es uns doch gut, Hannibal. Ich kenne doch nichts anderes. Ich weiß gar nicht wie es ist frei zu sein.“


    Dido drückte ein paar Tränchen heraus, umschlang Hannibals Hüfte und drückte ihr weinendes Gesicht gegen dessen Brust.


    Auf diese Mitleidsmasche fielen die Männer doch immer wieder herein. Dessen war sich Dido ganz sicher.

    Dido schlich in einer mausgrauen Gewandung und einer Umhängetasche durch den Garten um sich an der versteckten Seitenpforte mit ihrem Idol Sciurus zu treffen.Sie war gespannt was er zu den beiden tollen Saturnaliengeschenken sagen würde, die sie inoffiziell von ihrem Dominus erhalten hatte. Es bestand zwar kein Grund sich leise zu bewegen, denn der Garten und die Villa waren reichlich verlassen und es war auch schon zu fortgeschrittener Nacht. Dominus Serenus schlief zusammen mit den Hunden tief und fest. Der Dominus infolge des süßen, ungewohnten Weines vom Saturnalienfest, die Hunde infolge Überfütterung durch Dido, Dominus Serenus und Hannibal.
    Der Dominus hatte alle 3 Hunde vor der Feier gut gefüttert. Dido dann noch einmal ordentlich und unwissend nach der Feier. Und Hannibal war offensichtlich auch der Meinung gewesen, daß sie es wegen der Feier beide vergessen hatten und hatte die Tiere weitgehend vergeblich noch mal mit allerlei Leckereien zu Füttern versucht. Sie hatten aber kaum etwas bei ihm gefressen, da sie sich zuvor die Bäuche vollgehauen hatten, aber Dido hatte das Hannibal natürlich nicht gesagt.


    Sie schreckte auf als sie in der Nähe des Stalls. Da gab es scheinbar ein leises Gerangel. Sicher ein Sklave und eine Sklavin die ein heimliches Treffen hatten und „Sau und Eber“ beim Stall spielen wollten. Aber da es ja nicht schaden konnte zu wissen wer sich da vergnügte, änderte Dido ihre ursprüngliche Richtung und kürzte geschickt ihren Weg durch einige Rosenbüsche ab um einen kurzen verstohlenen Blick auf das Liebespaar zu werden. Dann kreischte eine Frau aus Leibeskräften los. Das hörte sich aber nicht gerade nach Lustschreien an. Und welcher Sklave hieß Manius? Vor allem hörte sich die Frau an wie die claudische Natter, wie ihr Dominus sie immer nannte. Bonna dea! Waren da etwa Flavia Epicharis und Dominus Flavius Gracchus im Liebestaumel? Denn der Dominus Flavius hieß ja auch Manius. Als Leibsklavin ihres Dominus hatte Dido ganze 2 Wochen damit verbracht die komplexen namentlichen und verwandschaftlichen Verflechtungen der Gens Flavia auswendig zu lernen.


    Sie beobachtete die Szene. Erwachsene waren ja sonderbar und sie hatte in den Sklavenunterkünften bereits Geschichten über besondere Neigungen und spezielle Lupanare gehört. Domina Flavia Epicharis wurde gerade von diesem Chassim, dem Parther, geknebelt und festgehalten. Schien der claudischen Natter nicht zu gefallen. Verdammt! Hoffentlich brachte der Esel sie nicht um oder machte sie kaputt. Darunter würden alle Sklaven im Haus dann zu leiden haben und ihr Dominus würde auch sehr, sehr böse werden. Mit dem Bewußtsein, daß ihr Dominus und Sciurus ihre schützenden Hände über sie halten würde trat sie aus dem Schatten heraus und folgte den beiden Sklaven und der Domina in den Stall. Der andere Sklave von Domina Flavia Celerina war auch dabei, der mit dieser Wischmobfrisur. Diese Halunken mochten sich vielleicht an der Flavia vergreifen, aber an ihr würde er sich nicht vergreifen. Alle hatten Angst vor ihrem Domius und seiner Oma. Und daß sie unter dem besonderen Schutz ihres Dominus stand war den vielen Neidern unter den Sklaven bewusst. So schrie sie mit lauter und schriller Stimme den Parther an. oh weh, dido hatte gar nicht gewusst daß sie so schrill klang, wenn sie schrie.
    „Vade retro, du Tier! Bist du irre? Lass sofort die claudische Natter los! Wenn sich einer an ihr vergreifen wird, dann ist es mein Dominus Flavius Serenus. Füge ihr ein Leid zu und er wird dich foltern und verstümmeln, daß du nach Tagen um den Tod nur noch winseln wirst. Er ist der Einzige der ihr etwas antun darf und im Moment steht sie darüber hinaus noch unter dem Schutz von Domina Flavia Agrippina bis sie das erste Mal geworfen hat oder sie es sich anders überlegt.“


    Ups, hatte sie gerade claudische Natter gesagt und sich verplappert. Verdammt!

    Endlich gab es was zu futtern. Darin war Dido unschlagbar. Und was erst mal im Bauch war konnte ihr keiner von den anderen Sklaven wegnehmen. Bei Dominus Serenus Mahlzeiten, die sie gemeinsam in seinem Cubiculum einnahmen, gab es immer genug für sie, aber sie erinnerte sich nur zu gut an die Zeit der Abwesenheit ihres Dominus. Da hatte es nie genug für sie gegeben. Die anderen Sklaven hatten sich immer die Bäuche vollgefressen, aber sie bekam nur wenig. In dieser Zeit hatte Dido für sich auch eine Esstechnik perfektioniert, welche sie sich von den gefangenen Feldhamstern im Garten der Villa abgeschaut hatte. Zuerst die Backen voll stopfen, dann kauen und schlucken.
    Mit der Geschwindigkeit einer zubeißenden Schlange war sie an der Platte von Brigantica und füllte sich ihren Teller. Zuerst schnappte sie sich ein ordentliches Stück Brot, welches genau betrachtet dann auch das einzige Essen auf dem Teller blieb. Die Oliven, die Feigen im Speckmantel und die Sardellenröllchen schienen von der Platte auf Didos Teller zu hüpfen um einen Wimpernschlag später in ihren Backen zu verschwinden. Die Oliven wanderten in die linke Backe, die Feigen in die rechte Backe. Darüber kam als Schicht ein Stück Brot auf jeder Seite. Dann wurden beide Backen mit den Sardellenröllchen aufgefüllt. Im Ergebnis sah sie wie ein übergroßer Hamster aus. Erst danach füllte sie den Teller erneut und begann erstmals mit dem genüsslichen Kauen.
    Und schon gab es Eier. Damit füllte Dido schnell ihren Teller, der bis auf ein kleines Stück Brot schon wieder leer war. Bei den Saucen und der Eiermenge war Dido weniger bescheiden als ihr Dominus. Einige Saucen rochen sehr experimentell, was ihre Neugierde weckte. Ein ganzes Ei, ein halbes Ei, ein Viertel Ei verschwanden gleichzeitig mit verschiedenen Saucen ertränkt in ihrem Mund und Bauch. Ui, hups, die rote Sauce war vielleicht scharf. Schnell ein weiteres Stück Brot und einen Becher Honogwasser gegen die Schärfe. Und dann erst dieser leckere Knoblauchquark mit ganzen Knoblauchzehen. Dido gestikulierte mit vollen Backen kauend ihrem Dominus dezent ihr ein weiteres Fladenbrot zu reichen.
    Dann kam der inoffizielle Hausherr Flavius Grachus herein, welcher aber von fast allen Sklaven als Hausherr angesehen wurde. Und der löffelte den Gästen einen undefinierbaren Brei auf die Telleren. Der Name ließ vermuten, daß es ein Kürbisbrei oder Melonenbrei war, obgleich Dido Lauchstücke darin zu entdecken glaubte. Der Brei roch essbar, war aber erst mal etwas lasch im Geschmack. Durch 4 Löffel dieser hadesscharfen Sauce für die Eier bekam der Eintopf den richtigen Pepp.

    Es war wie auf Messers Schneide, sogar wie ein Tanz auf der haarfeinen dünnen und doch tödlichen Linie, die eine solche Waffe an ihrer Schneide bildete. Immer wenn Dido sich in Gesellschaft von Sciurus befand. Denn sie wollte doch so dringend sein Wohlwollen erringen, in seiner Gunst stehen, um möglichst viel von ihm zu lernen und ihrem Vorbild nacheifern zu können. Dennoch war es ein heikles Unterfangen. Nur ein falsches Wort würde sie von der ersten Stufe ihres Weges zu einer sciurischen Dido wieder hinunter stoßen und sie im Dreck der üblichen Sklavenschaft landen lassen. Aber scheinbar hatte ihre Frage nicht zu jenem verhängnisvollen Fall geführt. Unmerklich und leise atmete Dido auf und lauschte gespannt der Antwort, sie hätte es wohl aber auch, wenn Sciurus über die Unterschiede und Qualitäten von Kuhdung doziert hätte. Denn der Sklave schaffte es, selbst aus den langweilsten Themen noch eine spannende Unterrichtslektion zu machen. Dido, weniger gelehriger Natur und mehr an den körperlichen Lektionen des Lebens interessiert, hatte jedoch jedes Wort aufgesogen wie heiliges Mana.


    Sie streckte sich auf ihre Zehenspitzen und betrachtete das durchscheinende Pergament genau. An manchen Stellen schien es schon fast Löcher zu haben. Brav und artig nickte Dido als sie die Makel an diesem Objekt fest gestellt hatte. Irgendwie erinnerte sie das Ganze langsam an Sklaven an sich. Manche Sklaven wechselten so oft den Besitzer und wurden ‚abgeschabt’, dass sie voller Makel waren. Andere wiederum waren schon von Anfang an mit jenen Fehlern behaftet, die man bei einem guten Pergament nicht dulden würde. Und wirklich gute Sklaven waren rar. Dido biss auf ihrer Unterlippe herum und griff erneut nach einer blonden Haarsträhne, um an ihr zu zupfen. Dido wollte den Mund aufmachen, um eine Frage los zu lassen. Doch just mischte sich der Händler in die Lektion. Didos Augen verschmälerten sich und sie sah den Mann erbost an. Und wie er mit Sciurus, DEM Sciurus sprach. Pfff…Dido hätte am Liebsten ihre Schleuder genommen und einen harten, spitzen Stein an dessen Kopf geworfen.


    Doch mit Bravour brachte Sciurus den Mann dazu, wieder zu schweigen. Welche Souveränität, welche Gelassenheit. Kein Funken von Zorn oder Wut, mehr eine natürliche Kälte, die von Sciurus ausging. Dido hätte am liebsten geseufzt, ach, wenn sie doch auch nur so sein könnte. Sie musste sich zwingen, wieder den Worten zu folgen und wollte ein letztes Mal noch etwas anmerken. Abermals kam der Händler dazwischen. Und jetzt suchten Didos Hände schon ihren Weg hinunter in ihren Beutel. Ah, da war genau der richtige Stein, der schön schmerzhaft wäre. Sie spürte die vertraute Lederschlinge ihrer Schleuder in der Hand und hätte keinen Augenblick gezögert … wenn Sciurus nicht neben ihr gestanden hätte. Doch dann bekam sie eine weitere wertvolle Lektion. Schon die ersten Worte, die Sciurus sprach, liess sie inne halten und ihre Augen hafteten sich auf den Sklaven. Genau verfolgte sie Mimik, Gestik und Intonation seiner Stimme, um sich davon einiges abschauen zu können. Sie würde dann später in der Villa die Highlights einüben … und irgendwann, ja, irgendwann würde es zum Tragen kommen. Der Stein fiel zurück zu seinen Genossen und sie liess ihre versteckte Schleuder wieder los. Dido nickte artig und tapste hinter Sciurus her, auf den Weg zur nächsten Lektion.

    Dido fand die Saturnalien noch immer suspekt. Sklaven durften sich wie Freie aufführen und nach den Saturnalien gab es dann ohne Ende Bestrafungen, weil man sich die Untaten der Sklaven natürlich merkte. Also tat man gut daran sich nichts zu schulden kommen zu lassen und die Tage das zu sein, was man sonst auch war, nämlich ein Sklave. Dido fiel das nicht sehr schwer, denn ihr Dominus behandelte sie gut und durch seine vielen neuen Klienten und seine Vorbereitungen zum Sacerdos hatte sie gewisse Freiräume nach Absprache.
    Später würde sie sogar ein Saturnaliengeschenk von ihrem Dominus bekommen. Sie hatte eine verpackte Schachtel entdeckt an der ein Zettel mit ihrem Namen war. Zuerst durfte sie jetzt aber mit ihrer Kampfhündin Sofia in Richtung Forum und zum Schmiedeviertel laufen und eine Bestellung abholen. Sie wusste nicht was es war, aber sie würde es herausfinden. Ihr Dominus hatte sich sehr ominös ausgedrückt. Also ein Geheimnis. Sie liebte Geheimnisse. Somit erledigte sie selbstverständlich diesen Botengang für ihn an den Saturnalien und hatte sich auch gegen die Begleitung eines Leibwächters ausgesprochen. Nero, einer der Kampfhunde ihres Dominus und ihre eigene Kampfhündin würden vollkommen ausreichen.
    Dido sah sich an der Porta um. Acanthus oder ein stellvertretender Ianitor war nicht zu sehen. Dido ging zu einer Stube und trat einem dösenden Sklaven gegen den Fuß. Dieser schreckte auf und ein Weinbecher fiel scheppernd zu Boden.
    „Ich gehe für meinen Dominus eine Besorgung erledigen und bin bald wieder zurück. Schließe die Porta wieder hinter mir.“


    Dido schritt zur Porta während sie sich den Namen des Sklaven in Erinnerung rief. Zu gegebener Zeit würde sie Sciurus darüber informieren. Sie entriegelte die Türflügel, nahm die Türketten ab und öffnete dann einen der Türflügel. Kaum war sie durch die Porta geschritten wäre sie am liebsten zurück gesprungen und hätte sie wieder verriegelt. Und die schweren Querbalken vorgelegt. Dido hatte vor Nichts Angst. Zumindest sagte sie sich das immer wieder, aber nun stand sie ihrem persönlichen Alptraum von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Plutos Handlangerin, der Schrecken aller Sklaven der Gens Flavia, der Gegenstand unzähliger Gerüchte und Todesberichte, die unbarmherzige Vollstreckerin. Die Angst drohte sie wie eine Welle zu überspülen. Panik kroch ihren Rücken hoch. Ihre Knie zitterten, ihr war kalt und schlecht. Bei den Furien, jetzt bloß nicht hier auf der Stelle Pipi machen oder ohnmächtig werden. Bitte, bitte, bitte! Selbst ihr Kampfhund Sofia duckte sich unter der Aura des Alptraums und drückte sich eng an sie. Kalter Schweiß stand auf Didos Stirn. Didos Selbstsicherheit war weggewischt. Aus weiter Ferne vernahm sie ihre eigene zitternde Stimme, während ihr Körper automatisch eine demütige Haltung einnahm, die ihr Überleben eventuell sichern würde.
    „Salve Domina Flavia. Io Saturnalia, Domina Flavia.“


    Lediglich Nero wedelte freundlich mit dem Schwanz, bellte 2 Mal laut, lief ohne Befehl zur Domina und machte dann Bei Fuß. Dido wünschte sich eine erlösende Ohnmacht herbei.

    Dido betrat den Raum, wobei man sie jedoch erst auf den 2. Blick erkannte. Die Mitarbeiter der Schneiderei Dolcus und Giganticus, welche ausschließlich für Patrizier und die kaiserliche Familie arbeiteten, standen nicht umsonst in dem Ruf Wunder auf Bestellung zu wirken.
    Sie trug einen zweifarbig gewebten, knielangen Chition, welcher auf der Innenseite goldbraun und auf der Außenseite moosgrün war. Ihre Füße steckten in braunen Hirschledersandalen von Belmonda, welche bis zu den Knie geschnürt waren. Der edelsteinbesetzte Gürtel war auf die dezente edelsteinbesetzte Saphirkette abgestimmt worden. Der Schmuck hatte Dominus Serenus Mutter gehört. Er hatte ihn aus einer kleinen Kiste voll Schmuck ausgesucht, die er in seinem Zimmer hatte und wie einen Schatz hütete. Es war ihm lieber wenn Dido etwas davon trug, als wenn seine Stiefmutter ihn trug, wie er betont hatte.

    Die Farben harmonisierten im Licht des Raumes und mit Didos bedächtigen Bewegungen. Und betonten die ersten weiblichen Rundungen von Dido, wie sie vor einem Spiegel der Tonstrix festgestellt hatte.


    Die zweite Tronstrix von Claudia Antonia hatte nicht nur ihre Haare gebändigt und zu einer adretten Frisur geformt, sondern auch dezent Schminke zum Einsatz gebracht. Mit der Schminke ließen sich sicher gute Bilder an die Wände malen.


    Der mißmutige Blick, den sie ihrem Doninus aber zuwarf, machte deutlich, dass sie es nicht sonderlich mochte so herausgeputzt zu werden. Allerdings hatte ihr Dominus angedeutet, dass er noch einen Gast erwartete unter dessen Augen sie bestehen musste. Dido war jetzt schon Angst und Bange als sie den Namen erfahren hatte, aber ihr Dominus gedachte sich als Fels in der Brandung vor sie zu stellen. Vor allem nach all den niederen Arbeiten die sie in der Zeit seiner Abwesenheit erdulden musste. Natürlich hatte sie sofort wieder aus den engen und stinkenden Sklavenunterkünften in den geräumigen Wandschrank einziehen dürfen, der ein Nebenzimmer des Zimmers ihres Dominus darstellte.
    Und ihr Dominus hatte zugesagt, dass er sich Hannibal noch vornehmen würde, denn er wäre als oberster Sklave seines Vaters dafür zuständig gewesen, dass man sie zu anderen Arbeiten eingesetzt hatte. Sie hatte es immer gewusst. Hannibal konnte sie nicht leiden, er hasste sie, weil Sciurus sie mochte.


    Sie nickte den Anwesenden artig zu und saß schwupps neben ihrem Dominus und hatte dessen Becher mit Honigwasser grinsend in der Hand.

    Und ein Schatten tritt aus dem Hades heraus und bemächtigt sich mal eben dem Körper und Geist von Dido, der niedlichen Leibsklavin dieses patrizischen Ungeheuers Lucius Flavius Serenus. 8)



    Ich melde mich mal kurz als ehemaliger/erster Lanistra der Gladiatorenschule von Tarraco zu Wort und werde heute oder morgen Abend mal ein paar Sätze mehr dazu schreiben.
    Gehe mal davon aus, dass es mit dem Wunsch von Spielern nach „Bespaßung“ und „Ausbildung zum Gladiator/Leibwächter“ nicht einfach getan ist. Egal ob es jetzt 2, 5 oder 20 GladiatorenanwärterInnen sind. Es müssten in Zukunft bei solchen Charakterkonzepten klare Spielerentscheidungen im Vorfeld getroffen werden (Bsp. sehr eingeschränktes Charakterspiel mit Mitspielern - Tötungsmaschinen und ehemalige Kriegsgefangene spazieren nicht mal eben durch Roma, ID kann/wird sterben, lange und monotone Ausbildung - keine 3 Wochen. man lebt und arbeitet vielleicht auf den einen Kampf hin und wird berühmter als mancher dickwampige Consul). Ebenso wie ich heute mir als Lanistra darüber klar wäre, dass man keinen sozialen Stand anstreben darf. Damals wollte ich unbedingt Eques und so werden. Der soziale Rang bliebe bescheiden, auch wenn man ein gewisses gesellschaftliches Ansehen genießen kann und einen hochrangige Personen als Patron umwerben könnten. Charakterspiel halt.


    Hinter der Schule steckt ein gewaltiges Konzept, das mehr oder minder noch in den Kinderschuhen steckt, ebenso wie die Ausbildung und ein Kampfwertesystem. Von einem passenden Ortswechsel der Schule nach Roma, optional die völlige Ingorierung der Reiseregeln für Gladiatoren, mal ganz abgesehen. Mal eben eine Schule bespielen wollen geht nicht. Es bedarf Grundsatzentscheidungen der SL (einen Bsp. nicht allein im Regen stehen lassen), Gewährung von Supermodrechten an die Lanistras, einem stetigen Personalstab von x Spielern, die für eine Handvoll Gladiatorenspieler da sind. Personalunion für alles klappt da nicht. Heute hätte ich einige gute Leute an der Hand, die ich um Mithilfe fragen würde. Damals war die Hilfe mangels Kenntnisse bescheiden. Und das als permanente IR-Leser. Beamte, Lehrer und sonstige beruflich überlastete Personenkreise, die nur in der Ferien aktiv werden können, fallen da flach. Spiele und Kämpfe zu beschreiben ist eine Scheissarbeit, oft saß ich lange in der Nacht dran. Lob gibt es sehr wenig, Kritik schon mehr und andauernd werden die Ansprüche höher. Schreibkreativität bliebt hinter dem Schreiben auf Bestellung zurück. Für die Auftraggeber ist das Thema mit der Bezahlung von ein paar Tausend Sesterzen, die ihnen nicht weh tun, getan.
    Die benötigte Umsetzung reicht bis in die Wisim, denn wir hatten am Ende irgendwas zwischen 25-40 Tausend Sesterzen mit denen wir nichts anfangen konnten. Die Schule produzierte keine Waren, Sklaven-IDs haben keine Bedürfnisse in der Wisim, so dass wir auch keine Waren vom Markt kaufen mussten. Man hat uns auch nichts angeboten, so dass wir zumindest Waren am Markt mal hätten verknappen können. Grundstücke gab es damals keine als Geldparker und irgendwelche Sklaven-IDs vom Markt kaufen, also gegen gewisse Multi-Sesterzionär-Senatoren hochzubieten, um am Ende einen unwilligen Sklavenspieler zu haben der lieber Sandalenputzer einer Patrizierin wäre anstatt Gladiator bringt auch nichts.
    Zuletzt sind die derzeitigen Spiele vom Konzept her nicht auf das Rollenspiel der Gladiatoren ausgerichtet.


    Der Erstversuch „Gladatorenschule in Tarraco“ hat etliche Schwachstellen an den Tag gelegt, die ich heute vermeiden würde. Auch würde ich bereits durch die Ortswahl ein ganz anderes Interaktionsspiel hochziehen. Und vor allem zuerst ein Konzept mit SLs, das Hand und Fuß hat und die im Notfall mit im Boot sitzen.



    Grüße
    Firmus Horatius Callidus (RIP)



    Simoff: Memo @Dido-Eigentümer: Ich würde mal das Passwort bei Gelegenheit ändern. ;)

    Intensive Gerüche schoben sich aufdringlich in Didos Sklavennase, irgendwo stieg Rauch aus großen Backöfen heraus, die das täglich Brot für viele Römer lieferte, der Wind zerstob ihn und brachte auch seine Nuancen zu ihr, daneben drangen die Ausdünstungen, gemischt mit den Waren mit intensivem Aroma an ihrem Riechorgan, so dass sie für einen Moment, als sie in der Nähe einer Cloacaöffnung vorbei kamen, die Nase kräuselte und rümpfte. Sodann biss sie sich auf die Unterlippe und zupfte nervös an ihrer blonden Haarsträhne herum, der man schon ansah, dass sie oft von Vorderzähnen malträtiert wurde. Kein Gerber, dann hatte sie also völlig falsch gelegen, so ein Mist aber auch! Einem Welpen nicht unähnlich tapste sie neben Sciurus her und genauso aufmerksam, wie ein kleiner Hund seine Ohren spitzen und die Augen offen halten würde, um ja jede Gemütsregung von der Körpersprache der älteren Tiere (in dem Fall Spezies: Homo sapiens sapiens, nicht zu verwechseln mit dem Homo sapiens neanderthalensis, wenn auch manch ein Unterschied mehr unbedeutender Natur zu sein scheint) deuten zu können. Dido lauschte dazu aufmerksam, nickte ernsthaft, selbst wenn sie keinen blassen Schimmer hatte, was Sciurus mit Lösung meinte. Lösung von Aufgaben kannte sie, aber warum legte man das Leder in sowas hinein. Sehr mysteriös. Das mit dem Schaben war ihr wieder klar, sie gluckste leise auf bei der Vorstellung von Serenus' Gesicht, wenn Haarstoppeln zwischen seiner neuesten Ausgaben von 'Gaius-ist-der-Beste' erscheinen würde, womöglich gerade, wenn sich Gaius wieder aus der Schlinge heraus holte und den wahren Bösewicht stellte. Deswegen nickte Dido auch artig und brav und trabte zu dem Stand hinter her, der ihre erste Station war.


    Angewidert starrte Dido einem Mann hinter her, der sich in rot und schrill grün gekleidet hatte und all den Duftwasserständen Konkurrenz machte mit seiner Wolke von Rosen- und Lilienwasser, die ihm noch einige Schritte lang folgte und in der Straße hängen blieb, bis der Wind dazwischen strich und den Gestank vertrieb. Dido reckt sich, um über die Stapel von Pergamenten von dem Wagen hin weg zu sehen und begaffte einen Moment sowohl den Verkäufer als auch den Käufer, die eifrig um jedes Pergament zu feilschen schienen. Ob sie hier ihren Kauf erledigten und Sciurus nahm sie anschließend noch mal in diese seltsam faszinierende Welt unter der Stadt mit? Da, wo dieser ominöse Vogelmann lebte? Wer auch immer das war. Sieh es Dir genau an.


    Reuig wandte Dido ihre Aufmerksamkeit auf das, was Sciurus ihr zeigen wollte. Wo waren die Spuren? Dido verfolgte die Finger des anderen flavischen Sklaven und sah sie dann auch, was ihr sonst wahrscheinlich gar nicht aufgefallen war. Ihre eigene Hand streckte sich danach aus und sie berührte flüchtig die Stelle, ihre Hand war nicht so gut gepflegt wie die des Verwalters, mehr aufgequollen von der Wäschearbeit in den letzten Wochen, spröde Fingernägel, von Zähnen zerkaut und an manchen Stellen eingerissen, von der groben Arbeit, die sie nun verrichten musste. Gleichwohl Dido immer noch nicht viel der Materie namens 'Pergament' abgewinnen konnte, war sie doch auch heilfroh um die Abwechslung, den der Ausflug in ihren tristen Alltag brachte. "Und warum schreiben die Herrschaften mit Vorliebe auf Pergament? Es erscheint mir, dass Papyrus doch sehr viel einfacher in der Handhabung zu sein scheint." Oh! Dido kaute auf ihrer Unterlippe. Womöglich war das eine dumme Frage und sie wußte doch, dass Sciurus dumme Sklaven nur verabscheute.