Beiträge von Cnaeus Artorius Severus

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    ...


    Schöne Worte, die Hoffnung machen sollten. Severus wollte sich vor Schmerz am besten krümmen, aber jede Bewegung verursachte um so mehr Schmerz, während er merkte, dass seine Füße und Hände ohne jedes Gefühl waren.
    "Ich hab..."
    Severus schüttelte es, das Sprechen kostete ihn sichtlich viel Kraft
    "... ich hab einen erwischt"
    sagte er leise, fast flüsternd. Sein Gesichtsausdruck wurde im nächsten Moment seltsam, wirkte so, als wäre Severus mit seinen Gedanken irgendwo anders, irgendwo in der Ferne. Er flüsterte unverständliches Kauderwelsch, ganz leise, kaum hörbar, während sein Atem immer flacher wurde.


    Dann blickte er zu Catus, blaß im Gesicht, schweißgebadet. Noch einmal flammte so etwas wie Lebenswille in ihm auf, noch einmal sammelte er seine letzten, mit jedem Augenblick, mit jeden Tropfen Blut und jedem Atemzug schwindenden Kräfte.
    "Sag meinem Vater... sag ihm, ich... ich..."
    doch weiter kam er nicht. Seine Stimme verstummte. Sein Blick trübte und die Pupillen weiteten sich. Das Herz schlug zum letzten Male, dann ruhte es und ließ das Leben los. Der Artorier, im Grunde kaum alt genug geworden, um ein Mann zu sein, kaum alt genug, um sub aquila gehen zu können, kaum alt genug, um wirklich gelebt zu haben... starb.

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    ...


    Severus überlegte. Diese Frage hatte man ihm vorher schon gestellt, im Kreise der Comilitones. Er zuckte mit den Schultern.
    "Ich wollte auf eigenen Beinen stehen. Mein eigenes Leben leben. Arbeit haben und ein Dach über dem Kopf"
    antwortete er.
    "All das konnte mir die legio bieten"
    Vermutlich wollte sein Centurio das übliche pathetische Gerede hören, von wegen Rom und Kaiser treu dienen, Pflicht erfüllen. Sein Onkel jedoch wollte sicher die Wahrheit hören. Und die hatte er ihm gesagt. Auf tausend Milites kam wahrscheinlich nur einer, wenn überhaupt, der wirklich an diesen Kram, von wegen Pflicht und Ehre glaubte. Die wurden dann Centurionen, sowie sein Vater. So wie sein Onkel.

    Severus zitterte, vor Schmerz, vor Angst, vor Kälte...
    "Werde... werde ich sterben?"
    fragte er. Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geshcrieben.
    "Ich will nicht... ich will nicht sterben"


    Catus ging zu Medicus.
    "Der hat eine Wunde am Kopf und einen tiefen Schnitt im Bauch. Hat viel Blut verloren..."
    Er griff unter seine Paenula und holte einen Dolch hervor.
    "Hier, mit dieser Klinge"
    sagte er, damit der Medicus wusste, wie die Wunde aussah. Die Klinge war tief, mindestens einen Palmus reingegangen, hatte viel Gewebe zerstört und Blutungen verursacht.
    "Es waren fünf... haben ihn offenbar überrascht. Wir haben sie erwischt. Einer konnte fliehen, aber er ist verletzt, wird es nicht weit schaffen. Die anderen liegen noch vor der taberna, vor der es passiert ist"
    Catus machte sich Selbstvorwürfe. Er hatte Severus zwar gewarnt, aber sie hätten trotzdemein Augen auf ihn werfen sollen, als er rausging. Er atmete tief durch, versuchte, dem Medicus nicht im Weg zu stehen.

    Catus war etwas ins Schwitzen gekommen, seine Kleidung war mit dem Blut des Artoriers besudelt. Sie hatten viel Zeit verloren, während sie ihn hierher geschleppt hatten. Aber nur hier in der Castra hatte Severus eine Chance zu überleben, nur hier war die medizinische Versorgung gut genug. Severus begann zu zittern, spürte, wie die Kälte sich in seinem Körper ausbreitete. Tränen schossen ihm in die Augen. Er wollte nicht sterben. Er hatte Angst.
    "Oh... scheiße"
    fluchte er mit schwacher Stimme. Blut floß ihm aus dem Mund, sein trüber Blick blieb an Valerian haften.
    "Ich schaff's nicht... ich schaff's nicht"
    murmelte er, während Catus und der lenggewachsene Legionär Valerian folgten und ihn ins Valetudinaroum schleppten.
    "Lass den Unsinn, Junge... du packst das schon"
    sagte Catus, warf jedoch einen ernsten, vielsagenden Blick zu dem anderen Miles. Es stand nicht gut um Severus.

    Draussen blickte er sich erstmal um, ob die - wie nannte Catus sie doch gleich - Kanailien sich irgendwo rumtrieben. Alleine gegen sechs, da würde er verdammt schnell rennen müssen. Die Luft schien rein, die Strasse war leer, nur am Ende tobten einige Kinder mit dem Schnee. Er ging weiter. Es wurde dunkler draussen, er musste sich etwas beeilen. Die Tage im Winter waren verdammt kurz, auch wenn es mittlerweile doch etwas länger hell war, als noch zu den Saturnalia. Severus hörte Schritte hinter sich. Drehte sich um und... bekamm einen Schag mit einem metallischen gegenstand ins Gesicht. Was es war, konnte er in diesem Augenblick, als es aufblitzte, nicht sagen. Er fiel um, sah, wie sein Blut den Schnee färbte.
    "Du kleiner Wichser. Alleine bist du wohl nicht mehr so mutig, was?"
    hörte er, wie durch eine Wand die Stimme der "Zahnlücke". Severus wurde schwarz vor Augen, er hörte, dass weitere dieser Gauner dazutraten. Sollte er um Hilfe schreien? Nicht gerade ehrenhaft. Aber rettete ihm vielleicht das Leben. Er schüttelte den Kopf, sprang auf und verpasste den ihm Nächstestehenden einen so harten Schlag gegen den Hals, dass dieser röchelnd zu Boden ging. Doch das war's dann auch schon, noch ehe er eine weitere Bewegung machen konnte, packte ihn jemand von hinten, versuchte, seineArme festzuhalten.
    "Halt ihn fest, halt ihn fest..."
    hörte er die "Zahnlücke" fauchen. Ein Schlag in den Bauch, der ihm fast sein Essen wieder hochkommen ließ. Noch so einer und er würde erbrechen oder bewusstlos werden. Severus versuchte sich zu wehren, dann blitzte es ein weiteres Mal auf...


    Die dünne Klinge drang ein und Severus blickte die "Zahnlücke" mit einem verstörten, nach dem "warum" fragenden Gesichtsausdruck an. Es fühlte sich plötzlich alles kalt an, eines der Kinder, die in der Entfernung spielten, schrie, deutete auf ihn und die... mehr sah er nicht, im nächsten Augenblick wurde es dunkel, er verlor das Bewusstsein und fiel in den Schnee.


    Geräusche, die er nicht identifiezieren konnte, Schreie, irgendwelche Flüche. Langsam öffnete Severus die Augen, versuchte zu begreifen, was passiert war. War er tatsächlich abgestochen worden? War er tot und nun eine Seele, die den Weg ins Jenseits suchen musste? So eine verdammte Scheiße. Dabei wollte er doch bloß etwas Ruhe und Entspannung. Von wegen. Das Bild wurde klarer, er sah Catus und den anderen, langgewachsenen Legionär.
    "Schon gut, Grünschnabel, das wird schon... halt durch... hörst du... halt du..."
    die Stimme wurde immer leiser, wie eine Schwere senkte sich wieder die Dunkelheit über ihn. Wenigstens noch nicht tot, war Severus' letzter Gedanke, bevor er wieder bewusstlos wurde.


    Wieder ein verschwommenes Bild, gedämpfte Geräusche. Mit Mühe machte er die Augen auf, sah den abendlichen Himmel an sich vorbeiziehen, während ihn Catus und der langgewachsene Legionär zurück zur Castra schleppten. Mit dem Bewusstsein kamen auch die Schmerzen, Severus stöhnte auf.
    "Na wenigstens lebst du noch, Grünschnabel"
    hörte er Catus Stimme.
    "Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, von wegen abkratzen oder so, hörst du..."
    Severus war nicht nach Scherzen zumute. Diese beschissene "ZAhnlücke" hatte ihm einen Dolch in den Bauch gerammt. Er fühlte sich kraftlos, kalt. Er hatte Angst.
    "Ich werde... sterben?"
    "Nein, Junge, das wird schon. Wir bringen dich zurück in die castra, das wird schon..."
    Schöne Worte...


    Sim-Off:

    weiter geht's dann an der Porta Praetoria des Legionscastells...

    Offenbar hatte jemand am Tisch nebenan entweder beschissen oder es gab ein anderes Mißverständnis. Wie auch immer, plötzlich, wie aus heiterem Himmel brach ein Gerangel aus, einer der Spieler wurde geschubst und fiel hin, griff instinktiv nach dem erstbesten, was ihm zwischen die Finger kam, um sich irgendwo festzuhalten. Dieses etwas war Severus' Paenula, so dass er mitgerissen wurde. Er sprang auf. Die Taberna war eindeutig kein Ort der Ruhe.
    "Hast du ein Problem, Kumpel?"
    fragte ihn der auf dem Boden liegende Spieler, während er sich, offenbar ordentlich angetrunken, aufrichtete. Severus sah, wie sich die beiden Milites erhoben und die Umhänge so zurücktaten, dass ihre Shwerter sichtbar wurden. Kameradschaft... das war sie also.


    Sich mit den Milites anzulegen, auch wenn sie in der Minderzahl waren - dass Severus ein Probatus und unbewaffnet war, wussten die ja nicht - war den Spielern offenbar doch zu viel.
    "Schon gut, schon gut. Wer wird denn so zornig sein"
    sagte einer von ihnen, mit einer großen Zahnlücke. Der sorach wohl aus Erfahrung, wenn er die Milites beschwichtigte und Ärger mit ihnen aus dem Weg ging. Der Wirt kam dazu, beschwerte sich, dass diese Raufbolde schon den ganzen Abend laut und auf Ärger aus sind. Catus, der kleinere Legionär, blickte die "Zahnlücke" an, machte eine Kopfbewegung in Richtung Ausgang.
    "Verpisst euch..."
    sagte er leise, aber drohend.
    "Und zwar plötzlich"
    Widerwillig gingen sie. Der Wirt bedankte sich, dennoch etwas bleich im Gesicht.


    Severus setzte sich wieder, packte seine Sachen zusammen. Etwas Ruhe und Entspannung, mehr hatte er och gar nicht verlangt.
    "Ich muss weiter"
    sagte er zu den Milites.
    "Sieh ihn dir an... ist ganz blass vor Angst"
    scherzte Catus und beide Legionäre lachten. Rauhe Hunde, ja das waren sie. eben noch haben sie ihn geschützt, im nächsten Moment erinnern sie ihn wieder an die Hackordnung. Naja, damit konnte man leben.
    "Nein, ich muss wirklich weiter. Es wird bald dunkel, ich muss meine Ahnen ehren, mit ihnen speisen"
    "Ach sooo, na das ist was anderes. Tja, Grünschnabel, sei vorsichtig, diese Kanaillen könnten sich draussen rumtreiben"
    sagte Catus.
    "Werd ich. Vale bene"
    Severus verabschiedete sich, bekam als Antwort nur einen müden Wink und machte sich auf den Weg.

    Severus meldete sich am Tor ab, zeigte die Wachstafel, die ihm der Centurio gegeben hatte und ihm als Probatus Sonderausgang gewährte. Ein paar Schritte weiter und er stand ausserhalb der Castra. Ein seltsames Gefühl. Obwohl er sie jeden Tag verließ, um auf dem Campus zu exerzieren oder bei einem Appell anzutreten, war es diesmal irgendwie anders. Schwer zu beschreiben. Er schritt die Via Praetoria entlang, in Richtung Forum. Viel Zeit hatte er nicht, musste in einigen Stunden schon wieder zurück sein. Severus wollte die Ruhestätte seiner Ahnen besuchen, mit ihnen gemeinsam speisen. Dass er dort jemanden von den Verwandten mütterlicherseits antraf, bezweifelte er. Es war zu spät am Tag und viele lebten ohnehin nicht hier, sondern drüben in Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Dennoch stand auf der Via Bingia ein bescheidenes Grabmahl für einige seiner Ahnen.


    Eine Taberna kam in Sicht. Nicht eine von diesen, die kaum mehr waren, als eine Theke, an der man sein Essen oder Trinken bekam und gleich wieder verschwand. Hier konnte man reingehen, sich niederlassen, in aller Ruhe speisen und wieder seiner Wege gehen. Severus beschloss, hier seine Speisen, welche er mit den Ahnen teilen wollte, zu kaufen und ausserdem eine Weile zu bleiben, einen Becher Wein zu sich zu nehmen, sich für einige Minuten zu entspannen und zu wärmen. Lange war es her, dass er das konnte und wer wusste schon zu sagen, wann er das nächste Mal wieder Ausgang haben würde.


    Er öffnete die Tür und trat hinein. Ihm schlug eine Wärme entgegen, nicht unangenehmn, wenn man bedenkt, dass draussen Eiseskälte herrschte. Severus suchte sich einen Tisch in der Ecke, unweit eines größeren, andem ein halbes Dutzend dubiöser Typen saßen und um Geld würfelten, nahm Platz, legte seine Habseligkeiten auf den Tisch und winkte eine Bedienung zu sich. Eine doch eher mittelmäßig aussehende Bedienung, aber nach Wochen in der Castra war der Anblick einer jeden Frau irgendwie schöner, als sonst. Severus fragte sich, wie es Silana ging. Sie hatten sich gestritten, an dem Tag, als er sub aquila ging. Und seit dem nicht mehr gesehen. Bestimmt hatte sie längst jemand anderen. War auch gut so. Sie hatte davon geträumt, Kinder zu haben, Mutter zu werden und das möglichst bald. Würde ihn schon schwer wundern, wenn sie etwas von ihm wissen wollte. Im Grunde war er, so ungern er sich das eingestand, ganzder Sohn seines Vaters. Verließ sein Mädchen, um zum Militär zu gehen. Wäre sie schwanger, ohne dass er es wüsste, wäre er sogar so ziemlich wie sein Vater, da auch er dann für sein Kind nicht mehr da sein würde. Ohne es zu wollen, war er eigentlich genau das, was er so sehr verabscheute.


    Die Bedienung brachte ihm seine Bestellung. Einfache Dinge, denn viel konnte sich Severus gewiss nicht leisten bei dem mikrigen Sold, den ihm die Legio als Probatus bezahlte und das Geld, das hin und wieder in Form von Schuldscheinen von seinem vater ankam, rührte er nicht an. Brot, etwas Käse, einige Würste, dazu Wein. Alles nicht gerade preiswert. Einen Teil aß Severus vor Ort, biß genüßlich kleine Stücke von der Wurst ab, die gar nicht mal übel schmeckte. Zwei Soldaten kamen rein. Klein war doch die Welt, Severus erkannte darin die beiden Legionäre aus der Centurie des Primus Pilus, den langgewachsenen und seinen Kumpanen, der ihn so abwertend Grünschnabel genannt hatte, nachdem er ihm eine Lektion erteilt hatte, als sie gegeneinander kämpften.


    Sie erkannten Severus, kamen dazu.
    "Na sowas, sowas, sowas. Salve, Grünschnabel"
    sagte grüßte der kleinere ihn.
    "Was machst'n hier? Haben probati neuerdings Ausgang?"
    Severus, der gerade einen großen Bissen Fleisch kaute, nickte, griff nach dem Becher mit dem etwas zu stark verdünnten - verdammter Geizhals, dieser Wirt - Wein und spülte ihn hinunter.
    "Allerdings... ich habe Ausgang"
    Die beiden waren vermutlich privat unterwegs und nicht auf Patroullie, aber dennoch zeigte er die Wachstafel vor.
    "Lass stecken..."
    sagte der Miles und winkte ab. Severus zuckte mit den Schultern und aß weiter.
    "Also, was machst du hier?"
    Severus sah verwirrt auf. Was wollten die beiden bloß?
    "Was meinst du?"
    fragte er mit vollem Mund. Offenbar verstand Severus den Umgangston der Milites noch nicht, der kleinere klopfte ihm mit den Knöcheln auf den Kopf, lachend.
    "Hallo... ist jemand da?"
    "Was soll denn der Scheiß?"
    brauste Severus auf. Was bildete sich dieses Arschloch eigentlich ein?
    "Schon gut, Junge, beruhig dich. Der will dich doch bloß ärgern. Catus, lass den Scheiß"
    mischte sich der langgwachsene Miles ein.

    Unter Vorlage der Wachstafel, die ihm sein Centurio gab, schritt Severus durch die Porta Praetoria hinaus.


    Ausgangsgenehmigung


    Hiermit gestatte ich Probatus Artorius Severus im Rahmen eines besonderen Falles Ausgangsgenehmigung. Der Probatus soll noch Schlafenszeit wieder anwesend sein, vollkommen nüchtern sein und keine negative Veränderung der Verhaltensweise aufweisen. Widrigkeiten sind umgehend zu melden und werden bestraft.




    Servius Artorius Reatinus

    "Wie mein Vater"
    beendete Severus den Satz.
    "Sag es ruhig. Wie mein Vater"
    Er nahm einen Becher mit dem Wein, hob ihn, verharrte jedoch, trank noch nicht. Reatinus war Centurio, dessen Bruder ebenfalls, sein Vater war Primus Pilus. Und er, Severus, war nun ebenfalls Soldat. Wenigstens dieser Corvinus, den Reatinus erwähnte, schien vernünftig zu sein.


    Er trank einen Schluck.
    "Die Probleme mit ihm sind meine... mit dir habe ich keine"
    sagte er, wobei es ihm irgendwie sichtlich schwer fiel, diese Worte auszusprechen.
    "Sollte ich in der Vergangenheit irgendwie... naja... unhöflich gewesen sein deswegen... naja... das ähm... war nicht so gemeint"
    Dieses Gestottere sollte dann wohl so was wie ein Versöhnungsangebot sein. Hoffentlich ließ Reatinus jetzt aber keinen sentimentalen 'lass dich umarmen, Neffe'-Spruch ab.

    "Ich... danke, ceturio"
    antwortete Severus und nahm die Wachstafel. Offenbar versuchte der Centurio nach wie vor, das Eis zu brechen. Vielleicht waren es die Parentalia, vielleicht war er einfach nur neugierig. Er wunderte sich auf jeden Fall selbst über die folgende Bitte und die Tatsache, dass er sie tatsächlich äußerte.
    "Erzähl mir über die Artorier... Sind wir eine Soldatenfamilie?"

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    ...


    "Danke..."
    sagte Severus und trat rein, während Reatinus Wein holte.
    "Ja, ähm, ich weiß, dass probati keinen Ausgang haben..."
    sagte er und platzte damit gleich mit seinem Anliegen ins Haus
    "... aber ich wollte dich fragen, ob ich nicht dennoch morgen Ausgang bekommen kann. Die parentalia stehen an und ich würde gerne meine Ahnen ehren"
    was wohl nur hieß, die Ahnen mütterlicherseits, denn hier in Mogontiacum - wohl in Germania überhaupt - gab es keine Gräber von verwandten Artoriern. Hoffentlich kränkte er Reatinus damit nicht. Doch allein die Tatsache, dass er Reatinus nicht kränken wollte, bewies, dass Severus' Meinung von Reatinus sich deutlich gebessert hatte im Vergleich zu der am Tag ihrer ersten Begegnung.
    "Ich brauche gewiss nicht lange, nur ein paar Stunden. Abends nach dem Exerzieren würde auch reichen. So verpasse ich nichts von der Ausbildung"

    Severus klopfte an die Tür des Officiums. Er war seit Wochen hier im Castellum und Tag ein Tag aus gab es nichts als Drill und das Militärleben. Er musste raus, wenigstens für einen Abend. Die Parentalia standen an, das war bestimmt Grund genug, ihm einen unplanmäßigen Ausgang zu gönnen. Er wartete einen Augenblick, richtete währenddessen die Kleidung...

    Der Kaiser war gefallen. Irgendwo im fernen Parthia, wo auch sein Vater gegen die Parther kämpfte. An der Seite des Kaisers, zumindest wohl im weiteren Sinne. Der Krieg dort im fernen Osten war offenbar gewaltiger und die Kämpfe gefährlicher, als er gedacht hatte, wenn sogar der Kaiser fiel. Ob wohl sein Vater noch am Leben war? Er blickte zum Centurio. Entweder ja, oder der Centurio wusste es ebenfalls noch nicht, sonst, da war sich Severus sicher, hätte er ihm das längst mitgeteilt.


    Sie schworen feierlich den Eid, den Eid auf den neuen Kaiser, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, und Severus stimmte laut mit ein, als die Tausenden STimmen der Legionäre über den Campus donnerten. Ein durchaus bewegender Moment.


    IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA

    Ziemlich zuversichtlich, vielleicht sogar ein wenig hochmütig, hob Severus den Speer hoch. Er war sicher, dass sein Wurf gelingen würde. Aufmerksam verfolgte er die Befehle, die der Centurio gab und machte sich bereit zum Wurf und schleuderte das Pilum dann kraftvoll, als der Befehl 'mittite' erklang. Sein Gesichtsausdruck war aber schon im nächsten Augenblick irgendetwas zwischen Entsetzen und Enttäuschung. Offensichtlich hatte er das Pilum falsch gehalten und etwas falsch ausbalanciert, so dass sich der Speer im Flug um die Querachse drehte und plump auf den Boden fiel. Severus kratzte sich am Kinn, dachte darüber nach, was er beim nächsten Wurf besser machen konnte...

    Severus hatte den Blick bemerkt, mit dem der Centurio einen jeden Probatus bedacht hatte und ihm entging nicht, dass er selbst anders angeschaut wurde. Irgendwie... nicht ganz so kalt, wie alle anderen. Vermutlich würde er sich mal gerne von Mann zu Mann, von Onkel zu Neffe mit ihm unterhalten, aber während der Grundausbildung blieb da wenig Zeit für solche Dinge. Von sich aus wollte er auf jeden Fall kein Gespräch zu diesem Thema beginnen.


    Severus marschierte mit den anderen mit, um sich ein Übungspilum zu holen. Diesmal lief alles viel disziplinierter ab, der tägliche Drill und Disziplin begann sich deutlich sichtbar bemerkbar zu machen. Längst wirkten die Milites nicht mehr wie Anfänger. Sie waren vielleicht noch etwas davon entfernt, es den erfahrenen Milites gleichzutun, aber ganz so schlimm wie am ersten Tag war es keineswegs mehr. Severus schnappte sich ein Pilum und stellte sich wieder auf, stellte das Pilum auf dem Boden ab, die Spitze gen Himmel gerichtet. Dieser Wurfspeer wirkte durchaus massiv und Severus war gespannt, wie er sich machen würde.

    Die ganze Legion wurde also wieder auf den Campus befohlen. Severus blickte nach vorne zu den Stabsoffizieren, wusste aber, dass er von seiner Position aus nichts hören würde. Er fragte sich, was wohl der Grund war, dass sie wieder antraten. Die Lage schien eigentlich ruhig gewesen zu sein, an ersnthafte Schwierigkeiten glaubte er nicht, aber man konnte nie wissen. Gespannt wartete er ab.

    Noch mal Schwein gehabt. Severus atmete innerlich auf.
    "Vale, optio"
    rief er, als Drusus sich verabschiedete und wieder hinaus ging. Na, das war gar nicht so schlimm. Diesmal war Drusus noch gut drauf gewesen, aber man merkte, dass er früher oder später nicht der alte sein würde, mehr und mehr zum optio 'mutieren' würde, nicht nur dem Rang nach. Aber so war es halt. Im Dienst konnte man von ihm eben nicht erwarten, ein Kumpel zu sein und da er und Severus sich sowieso nicht lange genug kannten, um gute Freunde geworden zu sein, war es kein verlust. Da traf es Valerian schon schlimmer. Wahrscheinlich.

    Es brachte zwar etwas Unordnung in ihre Reihen, aber Lupus hatte den großgewachsenen Legionär, der Severus gegenüberstand, für einen Moment abgelenkt. Er wandte sich dem Terentier zu und vernachlässigte für einen Moment seine Deckung. Geistesgegenwärtig nutzte Severus diesen Moment und die Lücke in der Deckung des Miles.
    "Ich hab ihn"
    rief er erfreut über seinen kleinen Sieg aus.


    Doch zu früh gefreut... der nächste Mann stand Severus bereits gegenüber und versetzte ihm mit seinem Scutum einen derart schweren Stoß, dass Severus die Luft wegblieb. Er taumelte nach hinten, doch die hinter ihm stehenden Milites versperrten ihm den Weg. Irgendwie hatte er es in diesen Augenblicken geschafft, sein Scutum nicht loszulassen. Für sein Gegenüber war er in diesem Augenblick dennoch wehrlos. Der Stoß mit dem Schwert kam auch promt und traf ihn in die Brust.
    "Zu früh gefreut, Grünschnabel..."
    brummte der Miles.