Wie der Flavius es mit der Geduld hielt, war für ihn selbst eine gute Frage: auf der einen Seite gebrach es ihm der Geduld nicht selten, wenn seine Diener ihm ein Getränk beibringen sollten oder er dringlich einer anderen Necessität bedurfte. Hinsichtlich seines eigenen Fortkommens hingegen schätzte er sich als überaus geduldig ein.
"Ich weiß nicht, was denkst du, Patrokolos?"
, gab er die Frage mit einem Schmunzeln an seinen Sklaven weiter.
"Nicht ungeduldiger als es einem Herren deines Standes ansteht."
Guter Sklave gab ein vergnügtes Schmunzeln zum Besten.
Der zweiten Frage wich Menecrates neuerlich aus und gab sie zurück, was den Aedil indessen nicht disturbierte, da er ja keine explizite Novität zu erfahren gehofft hatte. Dennoch brachte die erwünschte Replik Minor in einige Bedrängnis, da niemals er über Charakterzüge oder besondere Eigenschaften der Claudii hatte nachgesonnen. Auch der Fingerzeig auf Claudia Antonia verhalf ihm nicht zu einem eindeutigen Urteil, da diese mit ihren femininen Eigenheiten gänzlich von dem differierte, was ihm von Menecrates und anderen Claudii bekannt war.
"Nun…"
, hob er daher an und sann einen Augenschlag nach, ehe er beschloss, selbst seine Replik ein wenig auf das spontan zu Beantwortende zu limitieren:
"Neben meinen Augen ererbte ich von meiner Mutter zweifelsohne eine gewisse Zähigkeit. Ob dies auch eine flavische oder rein claudische Anlage ist, vermag ich nicht zu bestimmen. Doch oft vermag ohnehin der Zuschauer derarte Züge besser zu identifizieren als man selbst: Was wäre also dein Dafürhalten?"
Damit vermied er zumindest, seinen indirekten Anverwandten unvorteilhafte Züge zuzueignen, sofern Menecrates diese nicht selbst definierte.