Beiträge von Manius Flavius Gracchus Minor

    Wie der Flavius es mit der Geduld hielt, war für ihn selbst eine gute Frage: auf der einen Seite gebrach es ihm der Geduld nicht selten, wenn seine Diener ihm ein Getränk beibringen sollten oder er dringlich einer anderen Necessität bedurfte. Hinsichtlich seines eigenen Fortkommens hingegen schätzte er sich als überaus geduldig ein.

    "Ich weiß nicht, was denkst du, Patrokolos?"

    , gab er die Frage mit einem Schmunzeln an seinen Sklaven weiter.

    "Nicht ungeduldiger als es einem Herren deines Standes ansteht."

    Guter Sklave gab ein vergnügtes Schmunzeln zum Besten.


    Der zweiten Frage wich Menecrates neuerlich aus und gab sie zurück, was den Aedil indessen nicht disturbierte, da er ja keine explizite Novität zu erfahren gehofft hatte. Dennoch brachte die erwünschte Replik Minor in einige Bedrängnis, da niemals er über Charakterzüge oder besondere Eigenschaften der Claudii hatte nachgesonnen. Auch der Fingerzeig auf Claudia Antonia verhalf ihm nicht zu einem eindeutigen Urteil, da diese mit ihren femininen Eigenheiten gänzlich von dem differierte, was ihm von Menecrates und anderen Claudii bekannt war.

    "Nun…"

    , hob er daher an und sann einen Augenschlag nach, ehe er beschloss, selbst seine Replik ein wenig auf das spontan zu Beantwortende zu limitieren:

    "Neben meinen Augen ererbte ich von meiner Mutter zweifelsohne eine gewisse Zähigkeit. Ob dies auch eine flavische oder rein claudische Anlage ist, vermag ich nicht zu bestimmen. Doch oft vermag ohnehin der Zuschauer derarte Züge besser zu identifizieren als man selbst: Was wäre also dein Dafürhalten?"

    Damit vermied er zumindest, seinen indirekten Anverwandten unvorteilhafte Züge zuzueignen, sofern Menecrates diese nicht selbst definierte.

    Obschon formell der ältere Gracchus als Patron Seius Ravillas fungierte, so empfand sich der jüngere, dem der Candidatus immerhin für ein ganzes Jahr als Tiro fori hatte gedient, mindestens ebenso als Mentor wie der Ältere, sodass er es als selbstredende Pflicht erachtete, bei der öffentlichen Wahlkampfrede auf dem Forum zu erscheinen. An der Seite seines Vaters lauschte er der knappen, doch prägnanten Rede, welche seine Ratschläge befolgten und sich auf einen Impetus beschränkte, den zweifelsohne selbst der tumbeste aller Klienten zu memorieren vermochte, sodass er seinem senatorischen Herrn würde Bericht erstatten können, dass jener orientalische Prinz, dessen extravaganter Auftritt für Rom infamiliar, für jeden, der den hellenischen Osten hatte bereist, dagegen wohlvertraut musste sein, ein Mann der Tradition war. Dies bestätigte auch die Unterstützung der Senatoren, welche nach dem Auftritt die Rostra bestiegen, wobei Manius Minor sich schweigend im Schatten seines Vaters hielt, dessen Wort ohnehin größeres Gewicht hatte als sein eigenes. Dass er dennoch bei ihnen stand, ebenfalls angetan mit der senatorischen Tunica laticlava, würde das Bild stärken, dass Ravilla gleich mehrere Unterstützer aus dem hohen Hause bereits sein Eigen nannte.

    Die Cura urbis zählte formal noch immer zu den Obliegenheiten des Aedilis curulis, weshalb es den Amtsinhaber ein wenig grämte, dass Menecrates nicht gewillt war, ihn über seine Pläne in Kenntnis zu setzen, zumal er doch sich als dessen Freund wähnte. Da er indessen wusste, dass der Claudius niemals geneigt war, sich durch schöne Worte oder Flehen in seinen Entschlüssen beeinflussen zu lassen, enthielt er sich weiterer, vorwitziger Fragen, sondern nahm schlicht den Faden auf:

    "Dann exerziere ich bis dahin mich in Geduld."

    Womöglich handelte es sich ohnehin um eine rein militärische Frage, die zu erörtern mit den Aedilen wohl in der Tat nicht vonnöten war.


    Um sich und Menecrates nicht weiter mit einem Sujet zu torquieren, welches augenscheinlich bereits hinsichtlich sämtlicher Sagbarkeiten erschöpft war, beschloss Manius Minor, sich einem weniger verfänglichen, dennoch einem Römer mindestens ebenso bedeutsamen Thema zuzuwenden:

    "Wie geht es im Übrigen deiner Familie?"
    Die Claudia erfreute sich bester Frugalität und beständig hatte Menecrates Basen und andere Anverwandte, über welche er die Tutela ausübte und die er in einen lukrativen Ehehafen zu navigieren versuchte. Zuletzt hatte Claudia Silana das Interesse des jungen Flavius erweckt, doch hatte er sie zuletzt auf seiner Hochzeit gesehen und später erfahren, dass sie deplorablerweise bereits kurz darauf das Zeitliche hatte gesegnet. Noch immer betrübte ihn der Gedanke, dass jenes lebensfrohe, ihn durchaus fordernde Wesen nun in der Unterwelt weilte.

    Während der ältere Flavius Gracchus den engsten oder aussichtsreichsten Klienten Unterstützung in Form von Stimme und Worten - auch in Anweisungen an andere - gab, so überließ er bereitwillig seinem Sohn alle Arbeit, welche dies mit sich brachte, gleichwohl dies nicht aus berechnender Absicht geschah, sondern schlichtweg der Natur ihrer Beziehung folgte, in welcher der Vater gewohnt war, familiäre Forderungen zu stellen, während Minor sich abmühte durch sein Handeln die familiären Ahnen zu besänftigen. Bei näherer Betrachtung hätte Gracchus zweifelsohne bemerkt, dass diese Konstellation eben jener entsprach, welche er in seiner eigenen Jugend in Hinblick auf seinen Vater hatte abhorriert, doch suchte er durchaus erfolgreich die Gedanken an seinen Vater in sich zu verdrängen, dass auch solcherlei Gedanken ihm nicht erst aufkamen. Gut gelaunt betrat er darob das Triclinium zu jener Cena, welche sein Sohn anlässlich der Kandidatur ihres Klienten hatte arrangiert, gänzlich im Vertrauen darauf, dass jener die passenden Gäste hatte geladen.

    "Nun, Minor, wer wird heute das Vergnügen haben, unseren verheißungsvollen Kandidaten kennen zu lernen?"

    fragte er nach einem kurzen Gruß.

    "Wir haben vorgesehen, Claudius Menecrates und Annaeus Florus Minor einzuladen."

    , erwiderte Manius Minor auf die paternale Frage, als jener das Triclinium betrat. Er hatte jene Cena nicht mehr weiter mit Manius Maior erörtert, da er sich doch inzwischen als gewesener Aedilis curulis imstande sah, selbst zu erwägen, wen es für ein derartes Unterfangen zu laden galt, zumal er wusste, dass sein Vater nicht sonderliches Interesse an derartigen Details hätte gewonnen.

    "Wir haben uns für eine bescheidene Runde entschieden, um Ravilla Gelegenheit zu geben, die Augen auf sich zu ziehen."

    Dass dies ihm gelänge, bezweifelte der jüngere Flavius mitnichten, da doch der Seius weder durch sonderliche Wortkargheit, noch durch unscheinbare Aufmachung sich auszeichnete, sondern au contraire wohl selbst in einer ganzen Schar von Kandidaten sichtlich herausgestochen wäre.

    Als Menecrates auf die Porta zuschritt, stand diese offen, sodass er eintreten konnte. Das Mitbringsel übergab er einem Sklaven mit dem Verweis auf den gewünschten Empfänger, dann sah er sich um.

    Sein Blick erfasste Gracchus Minor, was ein Lächeln erzeugte. "Salve Gracchus Minor und vielen Dank für die Einladung!"

    Gracchus Maior stand unweit und nicht zu übersehen, so wandte sich Menecrates auch diesem zu. Allerdings kam er in Not, weil er nicht mehr wusste, wie sie sich privat ansprachen. Es herrschte immer eine Distanz zwischen ihnen, obwohl Gracchus seine Cousine ehelichte. Menecrates erfuhr in den entscheidenden Momente keine Unterstützung im Senat durch Gracchus Maior. Sie pflegten einen höflichen Umgang, aber mehr auch nicht.

    "Salve Gracchus Maior!" Der Redefluss versiegte. Menecrates hoffte, dass Minor zu Hilfe kam.

    Cornelia Philonica war nicht zum Gastmahle erschienen, da ihr an diesem Abend nicht wohl war, was wiederum Manius Minor nicht unwillkommen war, hegte er doch den Eindruck, dass seine Gattin kaum Interesse an politischen oder philosophischen Fragen hegte, sodass sie ohnehin jene illustre Runde mitnichten hätte bereichern können. Indessen würde sie sich sich über die Aufmerksamkeit des Claudius ehrlich freuen und ihm später einen Dankesbrief zukommen lassen.


    Dessenungeachtet begrüßte der jüngere Gracche Menecrates seinerseits mit einem offenen Lächeln.

    "Überaus gerne! Ich freue mich, dass du uns mit deinem Besuch beehrst!"

    , erwiderte er wahrheitsgemäß, da er wusste, dass der greise Claudius der Öffentlichkeit weitgehend fernzubleiben pflegte und vielmehr es präferierte, sich in Arbeit und Aktenstudium zu versenken.


    Indessen verspürte er die Kühle zwischen seinem Vater und seinem Mentor, weshalb er selbst es unternahm, einen Plausch zu initiieren, wobei er ein Sujet wählte, welches beide Akteure professionell betraf, um etwaige persönliche Animositäten zu minimieren:

    "Hattet ihr bereits Gelegenheit, die kultischen Fragen zur Öffnung der Statio zu erörtern?"
    Minor hatte seinen Vater seinem Wort gemäß Manius Maior in Kenntnis darüber gesetzt, dass er gedachte, eine Statio mit Bewaffneten innerhalb des Pomerium einzurichten und diesbezüglich bereits über Auspicia das Placet des Göttervaters hatte eingeholt, ebenso hinsichtlich der Insekuritäten, welche weiteren kultischen Erfordernisse vonnöten würden sein, um die Störung des heiligen Stadtbezirkes zu sühnen, und dass der Praefectus Urbi gedachte, den Pontifex diesbezüglich aufzusuchen.

    Consularis Herius Claudius Menecrates

    Villa Claudia

    Roma


    M' Flavius Gracchus Minor Claudio Menecrati suo s.p.d.


    Bezugnehmend auf deine Offerte eines gemeinsamen Gastmahles möchte ich gerne dich ANTE DIEM XIV KAL SEP DCCCLXXI A.U.C. (19.8.2021/118 n.Chr.) zu einer Cena in der Villa Flavia Felix laden. Anlass ist neben der Freude, dich einmal privatim wiederzusehen, dir einen aufstrebenden Jüngling vorzustellen, welcher mir im vergangenen Jahr als Tiro fori diente, nun indessen selbst nach dem Vigintivirat strebt.


    Dein Kommen würde mich herzlich erfreuen!


    Vale bene!


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    Bereits viele Cenae anlässlich von Kandidaturen hatte die Villa Flavia Felix gesehen, doch selten war dies nicht für einen Flavius gewesen, wie dies am heutigen Tage der Fall war: Obschon Galeo Seius Ravilla bereits seit mehr als einem Jahr in den Hallen der Gens ein- und ausging, so gehörte er zwar der Familia Flavia Graccha an, doch war er noch immer kein Flavius, sondern ein Emporkömmling aus einer fernen Provinz, der zwar die Gunst des Hauses genoss, doch auf seinem Streben nach höheren Ämtern noch immer der Unterstützung seiner Patrone bedurfte. Daher hatte Manius Minor jenes Gastmahl veranlasst, zu dem diverse Senatoren waren geladen worden.


    Adäquat war das Haus folglich geschmückt und der jüngere Flavius stand parat, um die Gäste in Empfang zu nehmen.

    Sim-Off:

    Bitte direkt hier eintreten und die Porta umgehen :)

    "Nun, selbstredend kannst du deine eigenen Sklaven engagieren, ebenso aber auch die des Hauses - dies stelle ich dir frei!"

    Ob Exotik oder quiritische Schlichtheit für einen derartigen Anlass dominieren sollten, war letztlich eine gustatorische Frage, in welcher der Flavius seinem Tiro nicht wollte vorgreifen.


    Der erwähnten Gästeliste vermochte er ebenfalls nichts zu addieren:

    "Jene Gäste sollten genügen, in der Tat. Die Erfahrung lehrt, wie du bereits sagst, dass eine zu große Gesellschaft zur Folge hat, dass es kaum gelingt, jeden Gast hinreichend zu würdigen. Insofern sollten wir lieber mehrere Gastmähler präparieren, ehe es zu viele honorige Gäste auf einmal werden. Und dass du Annaeus Florus zu deinen bereits Bekannten zählst, mag auch für mich nützlich sein, da ich doch bisherig noch kaum die Ehre hatte, mit ihm zu parlieren. Sein Vater ist ja durchaus bekannt, doch der junge Annaeus scheint ja ebenfalls in der Gunst des Princeps zu stehen, wie man hört."
    Zwar hatte ein Flavius selbstredend es nicht nötig, den Sohn eines Emporkömmlings wie jenen Annaeus zu hofieren, selbst wenn er das Ohr des Kaisers mochte haben, doch verspürte Manius Minor doch einen gewissen Vorwitz, jenen aufsteigenden Stern am politischen Himmel Roms ein wenig näher kennenzulernen, um sich ein Urteil zu bilden.

    Obschon die Prüderei späterer christianischer Saecula einem römischen Sohn fremd war, so erquickte ihn doch die Imagination sexueller Aktivitäten seiner Eltern nicht sonderlich, weshalb der umsichtige Vorstoß Manius Maiors in ihm eher ein ärgerliches Unwohlsein denn eine dankbare Verbundenheit evozierte. Dass auch wer den Coitus pflegte, bisweilen auf den Kindersegen musste warten, war gemeinhin bekannt, doch da nicht dies, sondern der Mangel des Coitus der vornehmlichste Grund für die Unfruchtbarkeit seiner Ehe war, nutzten die Trostworte seines Vaters ohnehin wenig, zumal er nicht ahnte, dass die paternale Problematik, wenn auch aufgrund differenter Kausalitäten, nicht weit von seiner eigenen differierte.

    "Es ist nicht Cornelias Schuld."
    , echappierte ihm, in Gedanken einen Augenschlag zu jenen zahllosen Abenden in der Villa Ostiensis zurückkehrend, als wechselseitig er oder sie demonstrativ den Weg ins eigene Cubiculum hatte gewählt, die Avancen des jeweils anderen ignorierend, ehe es bereits ihn reute, jene Information preisgegeben zu haben, da nun doch unweigerlich weitere Belehrungen mochten erfolgen oder gar die Furcht würde erwachsen, Manius Minor sei selbst inkapabel, einen Erben für die Stirps Flavia Graccha zu produzieren.

    Obschon keiner der beiden Jünglinge seine Frage einer direkten Replik würdigte, vermochte Manius Minor zu schließen, dass jener Redewettstreit es war gewesen, der die beiden zusammen hatte geführt. Beinahe schien es, als hätten die beiden geradehin sich danach verzehrt, endlich wieder einmal zu parlieren, weshalb nur kurz er auf die Bemerkung des Quintilius bemerkte:

    "Nun, man staunt, mit welchen drögen Nihilitäten ein Aedil viele Stunden des Tages genötigt ist zuzubringen!"

    Für einen Aristokraten, dem sämtliche Angelegenheiten des Handels wie der Vermögensverwaltung stets lästig waren gewesen, der das Privileg genoss, über derartige Reichtümer zu verfügen, dass er schlicht nicht die Not empfand, um Summen zu feilschen, die den meisten Quiriten als Vermögen hätten gegolten, galt jene Einschätzung umso mehr, da eben diese Schlichtung marktlicher Konflikte das Gros der ädilizischen Tätigkeit repräsentierte.


    Den altklugen Worte seines Tiro fori wohlwollend mit einem Nicken konfirmierend, beschloss er indessen, der Jugend die Freiheit zu gönnen und fügte an:

    "Doch wie mir scheint, hast du für den heutigen Tag bereits eine Lehre gezogen, mein lieber Ravilla, nämlich dass selbst im verdrieslichsten Amtsgeschäft das Potential steckt, einen alten Gefährten zu treffen und ihm womöglich einen Dienst zu erweisen. Insofern sage ich dich für den Rest des Tages von deinen hiesigen Pflichten los, aufdass du deinem alten Co-Bacchanten ein wenig Gesellschaft leisten kannst, da mir doch scheint, dass ihr euch nicht wenig zu berichten habt!"

    Obschon jene Lektion eher trivial war, erschienen seine Worte dem Aedil als adäquate Überleitung jener Freistellung.


    "Ich selbst werde mich wieder in die Villa Flavia Felix zurückbegeben. Sind wir hier ans Ende gelangt?"

    , fragte er sodann den Architectus, welcher mit den Schultern zuckte.

    "Wir könnten Decimus Serapio eine Aufforderung senden wegen der Farbarbeiten und dem Putz."

    Der Flavius machte eine wegwerfende Geste und lächelte.

    "Nun, einen Tribunus und Stifter sollten wir nicht wegen derartiger Nihilitäten mit einem amtlichen Schreiben torquieren! Quintilius, du wirst ihm zweifelsohne ein wenig sachter bei Gelegenheit jene Punkte soufflieren können, nicht wahr?"

    , ging nun wieder die Adresse an den Aedituus.

    Dankbar präsentierte Manius Minor zuerst Menecrates, dessen Zeugnis ihm schmeichelte, sodann auch dem Consul ein Lächeln. Als indessen die Senatoren sich zur Abstimmung erhoben, erfüllte wachsendes Staunen den Flavius, als nahezu alle von ihnen sich erhoben und zu den Consuln begaben.


    Er schluckte vor sichtlicher Rührung ob jenes eindeutigen Votum und präsentierte schlussendlich ein neuerliches, dankbares Lächeln:

    "Ich danke aufrichtig dem Senat für jene Auszeichnung und fühle mich geehrt, dem Senate und dem Volke von Rom zu eurer vollsten Zufriedenheit gedient zu haben!"

    "Nun, dafür werde ich Sorge tragen!"

    , erwiderte der Flavius vergnügt ob des ungebrochenen Ehrgeizes seines Klienten. Dass Ravilla just die Garten-Metaphorik verwendete, derer auch Minor sich bei seinen Senatsreden zu bedienen pflegte, erachtete er als geschickte rhetorische Entscheidung und würde einst ihm als Inspiration für seine Res gestae dienen.

    "Gerne lade ich in meinem Hause zu einem Gastmahl, indessen solltest du spätestens zum Antritt deines Vigintivirates ein eigenes Haus hier in Rom erwerben."

    Dass dies mit immensen Kosten war verbunden, reflektierte der wohlgeborene Aristokrat selbstredend nicht, zumal er davon ausging, dass es seinem Tiro fori zwar an Kontakten in Rom, mitnichten aber an Geld fehlte.

    "Gibt es abseits von Menecrates jemanden, den wir zu unserem Mahle sollten laden?"

    Der Flavius kannte lediglich seinen Tiro fori aus dem Geschlechte der Seii, weshalb ihm unbekannt war, aus welch bescheidenen Verhältnissen seine beiden Tischgenossen stammten, sondern ging vielmehr von dem aus, was er kannte: Und dass der Bruder eines Senators in spe ein gemeiner Miles gregarius mochte sein, wäre ihm bestenfalls amüsant erschienen. Uneingedenk der bescheidenen Relationen, über welche Ravilla und Atticus in der Urbs verfügten, hielt er den Einwand von letzterem

    "Nun, die Verwandten sind ein erster Schritt, ein geeigneter Patron der nächste."
    Er lächelte vergnügt, da doch die Frage des Patronates geradehin auf der Hand lag, da bereits sein Bruder so weise hatte gewählt.

    "Sodann solltest selbstredend du dich anschicken, ein wenig Land in Italia zu erwerben, sodann den Ritterring und ein Offiziersposten in Germania wird danach das geringste Problem repräsentieren, da ich nicht zweifle, dass kaum einer freiwillig eine Stelle dort wählt, wenn er auch im kultivierten Alexandria oder an der Küste Ravennas seine ersten Schritte in der Militia Equestris kann wagen!"
    Dies selbstredend war ein recht knappes Resümee eines beschwerlichen Weges, der Manius Minor als geborenem Aristokratem, dem zwangsweise eines sich ins andere hatte gefügt, indessen gleichsam so natürlich erschien, dass er wenig darüber hatte reflektiert.

    "Sieh dir deinen Bruder an: Erst kürzlich betrat er die Urbs, heute hat der Princeps ihm bereits den Latus clavus verliehen!"

    Dass Fortuna Ravilla hold gewesen sein musste, als er bereits so rasch nach seiner Ankunft eine Audienz beim Kaiser hatte erhalten, verschwieg der Aedil, um den Stolz seines Tiro nicht zu schmälern und den Jüngling zu motivieren.

    Menecrates zeigte sich zufrieden mit dem heutigen Tag, dem Ausgang der Auspizien, sowie der Unterredung und nickte.

    "Danke für die Ausrichtung und die Begleitung. Ich wünsche noch einen guten Verlauf der restlichen Amtszeit." Ein kleines Lächeln lag auf seinen Zügen. Es hob die Mundwinkel und verstärkte die Fältchen um die Augen.

    "Ich weiß nicht, welchen Weg du einschlägst. Ich für meinen Teil wollte die Gelegenheit nutzen, das Gelände außerhalb der Stadtmauern zu inspizieren." Da sie den Bereich der Augurenhütte zunächst auf selbem Weg verlassen würden, teilten sie zumindest einige Schritte, bevor der Tross um den Praefectus Urbi abbog, um der Stadt den Rücken zu kehren und den Hügel des Capitolium auf seiner Nordseite hinabzuschreiten. Sie suchten nach der perfekten Lage für die nördlich Roms geplante Castra, das zusätzliche kleine Kastell für jene Soldaten, die aus der Castra Praetoria abgezogen werden sollten, um an anderer Stelle stationiert zu werden.

    "Sehr gern!"

    , erwiderte der Aedil auf die Dankesbekundung und wandte sich seinerseits, dem Auguren ebenfalls einige Worte des Dankes sagend, ebenfalls zum Gehen, wobei die Offerte des gemeinsamen Weges ihn erfreute:

    "Ich muss hinab zur Basilica Iulia. Gern können wir ein Stück des Weges gemeinsam gehen!"

    Selbstredend war der Flavius nicht per pedes den beschwerlichen Weg vom Forum hinaufgegangen, sondern hatte sich seiner Gewohnheit entsprechend in einer Sänfte hierher transferieren lassen. Da Menecrates jedoch augenscheinlich zu Fuß war erschienen, gab er seinen Dienern ein Zeichen, ihm zu folgen, sodass er Seit' an Seit' mit dem Präfekten ins Tal hinabflanieren konnte, während sie eine beachtliche Schar von Milites, Apparitoren und Sklaven hinter sich herzogen.


    "Was gedenkst du zu inspizieren?"
    , fragte er, seinen Vorwitz nicht verbergen könnend, den Alten.

    "Das sollte man wohl auch."

    , erwiderte der Aedil und schmunzelte, war es ihm selbst doch ebenfalls stets paradox erschienen, dass just die von Göttern und Menschen berufenen Hüter des Cultus Deorum, die zugleich die ersten Fürsprecher divinatorischer Verfahren und vehementesten Verfechter der Bedeutsamkeit jener Riten waren, sich allem Anschein nach nicht scheuten, eben jene Verfahren schamlos zu manipulieren und entsprechend ihrem, respektive des Kaisers Wunsch zu verfälschen.


    "Selbstredend werde ich meinen Vater in Kenntnis setzen, sodass er sich bereits ein wenig präparieren wird können."

    , konfirmierte er sodann die weitere Bitte des Claudius.

    Ein wenig unpräpariert traf den jüngeren Gracchen das Lob seines Vaters, welches ihn aufrichtig erfreute, sodass seine Augen ein wenig zu leuchten begannen, was geradehin auf die gesamte Haltung sich ausweitete, als jener auch explizit seine geliebte Mutter und deren Vision erwähnte. Er vermochte sich nicht recht zu entsinnen, dass Claudia Antonia ihm ebenfalls von jenen Träumen hatte berichtet, womöglich war dies aber auch von jenem Albtraum vernebelt worden, der ihm seit einigen Jahren beständig war vor Augen. Indessen erschien es ihm doch zumindest als ein gutes Omen, dass sich jener vermeintliche Traum hatte erfüllt, selbst wenn dies unwissend und womöglich nicht in der erstlich erwarteten Form war geschehen (oder war dies gar eine weiterhin zukünftige Vision, die sich nocht erfüllen mochte?).


    Das erleichterte Lächeln, in das er mit seinem Vater einstimmte, entschwand hingegen schlagartig, als Manius Maior sich seiner Cornelia zuwandte, die an diesem Tage wieder einmal (wie so häufig) bei ihrem Bruder war zu Gast, von dem sie nicht vor der Cena würde zurückkehren. Noch immer mieden beide einander, obschon seine Magistratur selbstredend allzu viele Anlässe hatte geboten, bei denen sie gemeinsam hatten der Öffentlichkeit sich präsentieren müssen, sodass beide geradehin erleichtert waren gewesen, die Kontakte nach dem Ablegen der Toga praetexta wieder auf ein Mindestmaß reduzieren zu können. Dass dies seinem Vater nicht mochte entgangen sein, dass auch noch immer kein neues Säuglingsgeschrei durch die Villa Flavia Felix hallte, ließ Minor beklommen ahnen, worauf sein alter Herr abzielte.

    "Wir werden... selbstredend in Rom bleiben und unsere Pflichten hier gemeinsam versehen."
    , erwiderte er daher recht allgemein in der Hoffnung, einem allzu detaillierten Verhör über seine ehelichen Heimsuchungen und den genauen Status ihrer reichlich komplizierten Relation zu entgehen, obschon bereits hier eine gewisse Furcht vor dem Befürchteten war zu vernehmen.

    Die Rekapitulation seines Ratschlages durch den Seius kommentierte Minor mit einem Nicken der Satisfaktion, implizierte diese doch, dass sein Lehrling verstanden hatte, worauf die Ratschläge des erfahreneren Senatoren abzielten, was indessen ihn nicht sonderlich verwunderte, da doch Ravilla bisherig stets sich als gelehrig hatte erwiesen.


    "Wie bereits gesagt, steht meine Tür dir stets offen: Du bist ein Klient unseres Hauses und als dein Lehrmeister erachte ich es als meine besondere Obliegenheit, dir stets mit Rat und Tat zur Seite zu stehen!"

    Einen Augenschlag sann der Flavius nach, ob er dem greisen Menecrates ein Empfehlungsschreiben für seinen Schützling sollte ausstellen oder schlicht ihn zu einem gemeinsamen Gastmahl laden, hatte er dem Claudius doch eben jenes angedroht.

    "Ich werde in jedem Fall etwas für Menecrates arrangieren. Dass ihr bereits bekannt seid, ist umso besser, denn der alte Consular ist bisweilen durchaus ein wenig kritisch. Würdest du es favorisieren, ihn selbst aufzusuchen oder soll ich ihn lieber hierher zu uns zum Gastmahle laden?"

    "Nun, ich wollte mich spontan in Germania direkt der Classis oder Alae anschließen und vorher noch ein wenig das Land bereisen. Nach Cappadocia und Hispania wollte ich gerne neue Provinzen erkunden und dort meinen Dienst versehen." Meine Ausführung klang ein wenig ziellos, aber ich wollte mich noch ein wenig vom Wind treiben lassen, ehe ich eine militärische Laufbahn einschlug. Ich ließ mir auch noch eine Köstlichkeit von Charislaus reichen, ehe ich weitersprach.


    "Du scheinst weit herumgekommen zu sein, ehrenwerter Flavius. Ich bin schon sehr gespannt auf Mogontiacum und Germania und deine Worten fachen meine Reiselust in der Tat nur an. Bisher waren die meisten Eindrücke der Barbaren dort eher negativer Natur, aber du wirfst ein ganz anderes Licht auf diese Leute. Ich bin schon sehr gespannt, mir meine eigene Meinung zu bilden. Allerdings will ich deine Zeit nicht zu sehr in Beschlag nehmen, da du ja wichtige Aufgaben hier zu erledigen hast."

    "Nun, so einfach wird es sich nicht ausnehmen, wie ich befürchte: Die Offiziersstellen der Auxiliae werden von Rom aus besetzt, sodass es zweifelsohne geschickter wäre, hiesig dich entsprechend zu positionieren-"

    Beiläufig schweifte sein Blick über die nicht in jenem exorbitanten Maße manikürten Finger des jüngeren Seius, an denen er keinen güldenen Ritterring erkennen konnte. Obschon er somit nominell ein gemeiner Plebejer war, so hatte doch immerhin sein eigener Bruder bereits den Ordo Senatorius erworben, sodass es außer Frage ihm erschien, dass auch Atticus nicht als Miles gregarius sein Dasein wollte fristen, wo doch augenscheinlich Kapital und soziale Bande waren gegeben, sich immediat in höheren Chargen zu bewegen, sodass er fortfuhr:

    "-und den Ritterring zu erwerben. Sodann würde man dir zweifelsohne eine Einheit zuweisen, womöglich in Germania, vielleicht aber auch in milderen Gefilden."


    Hinsichtlich der weiteren Bemerkungen fügte er endlich an:

    "Nun, es gebricht ihnen natürlich nach unseren Maßstäben durchaus an Kultur, insonderheit was etwa die Nutzung von Bädern oder anderen öffentlichen Einrichtungen betrifft. Ebenso pflegen sie, soweit ich dies zu erkennen vermochte, kaum schöne Künste, wenn man von ihrem Druiden-Kult absieht. Indessen ist es durchaus geraten, sich selbst zu informieren, sofern sich die Option ergibt. Und das wird es zweifelsohne, wenn du dem Ruf der Adler folgen wirst."

    Sodann blickte er zu seinem Patrokolos hinüber, der artig neben dem Tische stand und die für seinen Herrn präparierten Globi getreulich in Händen hielt.

    "Wir sind noch genötigt zu warten?"
    "Wir warten auf die Kontrolleure der Speisekammer!"

    "Unsere Vorratskammer, Herr. Seht euch gern um. Möchtest du dich von der Frische unserer Waren überzeugen?"


    Er schnitt hier und da ein Stückchen ab und drapierte die Kostproben auf einem hölzernen Schneidebrettchen. Verschiedene Schinken-, Käse- und Wurstspezialitäten verströmten ihren würzigen Duft, dazwischen lagen Obststückchen und Blättern von Kräutern. Von allem etwas, damit die Kontrolle auch repräsentativ war.

    Unterdessen blickten die beiden Schergen vorwitzig sich in der sinistren Kammer um, sogen die von Räucherschinken und exquisiten Kräutern schwangere Luft hörbar ein und zeigten sich überaus positiv beeindruckt. Als man nunmehr ihnen gar ein Potpourri an jenen Köstlichkeiten offerierte, langten sie gern zu und schoben sich die kleinen Stücklein mit salziger, süßer oder auch rauchiger Note begierig in die Münder. Selbstredend waren jene Kontrolleure, obschon häufiger in Garküchen agierend, keine Gourmets, sondern vermochten lediglich ein nährungsweises Urteil abzugeben, ob ein Produkt bereits das erträgliche Maß an Verfall hatte überschritten oder ob man den Gästen Rattenfleisch als Haselmäuse anpries. Für die Feinschmecker-Küche dieses speziellen Etablissements hingegen blieb lediglich das unschuldige, erstliche Geschmackserlebnis jener Qualität, welche der wortführende der Apparitores überschwänglich und noch mit vollem Munde kommentierte:

    "Das da schmeckt gut: Sieht aus wie Rind, schmeckt aber bisschen wie Hühnchen - woher ist das?"
    , wobei er auf eben jene mundgerechten Happen deutete, welche Terpander dem hiesig verborgenen Corpus delicti hatte entnommen.

    Während hochbetragte Herren und ein honoriger Magistrat sie beflissen anstarrten, pickten die Hühnlein das dargebotene Korn mit einer Routine, welche implizierte, dass es ihnen eine Gewohnheit war, bei ihren Speisungen von derartigem Trubel disturbiert zu werden, wobei selbst die Präsenz einer ganzen Abteilung von Milites sie nicht in ihrem Treiben hemmte. Für den Aedil verschwammen die Silhouetten des Federviehs, je näher sie ihm kamen, doch das abseitigste der Hühner, welches nach einigen verirrten Körnlein pickte, bei denen er sich fragte, ob sie womöglich Restanten des letzten Auspiciums repräsentierten, war selbst für des fehlsichtigen Flavius in ganzer Schärfe zu identifizieren.


    Dieses nun blickte für den Hauch eines Augenschlages auf und wandte den Kopf, sodass sein starrer Blick den Minors kreuzte und in seinen Bann zog. Obschon ein Hühnerauge wie jedes andere, so schien ihm das unergründliche Schwarz, umrahmt von einem güldenen Nimbus, geradehin als ein Fenster in jene jenseitige, divine Welt, als blickte er just in die Heimstatt Iuppiter Optimus Maximus', dessen Willen er heute ergründete. Beinahe vermeinte er, der Göttervater selbst nutze jenes Ritual, um ihn zu inspizieren, anstatt lediglich als willfähriger Erfüllungsgehilfe ihrer im Grunde höchst profanen Frage zu fungieren, als wolle er kontrollieren, ob er tatsächlich seine Obliegenheiten seinen Gelübden entsprechend erfüllte, die Regularien der Riten einhielt und beflissentlich sein Amt versah. Zumindest schien jener Blick nicht allzu abweisend, denn obschon jener Eindruck sich binnen eines Herzschlages wieder verflüchtigte, so hinterließ er doch in dem Gracchen eine positive Gestimmtheit, die vom Votum des Magister Augurum wurde konfirmiert.


    Dennoch hinterließ jene unerwartete, mysteriöse Begegnung mit dem Divinen bei Manius Minor eine gewisse Konfusion, erschien ihm doch einerseits es impossibel, dass der höchste und beste aller Unsterblichen, der Schirmherr der Res Publica und König der Götter sich im Blick eines ordinären Huhnes offenbarte, andererseits vermochte er doch mit gewisser Sekurität zu sagen, dass just jener beiläufige Moment die Quelle einer tiefen Satisfaktion hatte evoziert, die seine Intuition eben mit dem Göttlichen in Verbindung brachte.


    Es dauerte daher einige Augenschläge, ehe mit ein wenig nachdenklicher Stimme er sich der Dankesadresse des Claudius anschloss:

    "Ich danke dir ebenfalls, verehrter Matius Metellus!"


    Sodann wandte er sich Menecrates zu und mühte sich, seine mäandernden Gefühle beiseitezuschieben, um seinem Mentor ein offenes, freundliches Lächeln zu präsentieren:

    "Nun, wie wir erhofften, war dies wohl lediglich eine Formalität und die Götter legen uns keine Hindernisse in den Weg! Die Bahn ist somit frei für die Klärung der rituellen Rahmung mit den Pontifices, während deine Architekten bereits mit der baulichen Planung beginnen können!"

    "Und Ravilla leistet jene mit größter Sorgfalt und höchstem Erfolg, wie ich ergänzen darf!"

    , bemerkte der Aedil nicht ohne Stolz, einen derart emsigen Tiro fori seinen Adlatus nennen zu dürfen und präsentierte ein saturiertes Lächeln. Die Neugierde ob jener wechselseitigen Unkenntnis über die Tätigkeit, die doch dem vertrauten Unterton der Fragen konträr ging, evozierte indessen nun doch die vorwitzige Frage:

    "Ihr seid bekannt?"


    Die Bemerkung des Architectus indessen hatte der Flavius mit weniger Sorge als der Aedituus aufgenommen, zumal ihn die Details der statischen Kontrolle ohnehin wenig kümmerten, insonderheit wo sich ihm weitaus interessantere soziale Relationen darboten wie in jenem Falle. Insofern verzichtete er auf eine Konfirmation der tröstlichen Worte Ravilla, während der Architectus sich hier in seiner Expertise gefragt sah und konfirmierte:

    "Allerdings, wie schon gesagt genügt sicherlich ein wenig Putz. Man sollte es allerdings zeitnah tun, denn erfahrungsgemäß werden solche Fugen und Löcher durch Witterung und Abnutzung eher größer, bis sie vielleicht eines Tages doch ein statisches Problem darstellen."

    Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen bei den sehr abgehobenen Worten des Patriziers, der sich anscheinend in seiner Bescheidenheit sonnte. Der Patrizier in Germania musste bestimmt spektakulär gewesen sein - zu schade, dass ich das verpasst hatte. Wenn der Flavius das überstanden hatte, dann sollte das für mich ja wohl kein Problem sein. Ich hob den Becher ihm beipflichtend und sprach: "Die Urbs Aeterna ist alle Opfer wert. Auf das zivilisierte Leben!" Der Flavius sollte sich ruhig geschätzt und bestätigt fühlen - seinem Bruder würde es bestimmt nur zum Vorteil gereichen.


    "Ich möchte mich selbst gerne in den kommenden Wochen auf den Weg nach Germania machen. Es ist die beste Zeit zu reisen und es sollte nicht schwer sein eine Reisegruppe zu finden, der ich mich anschließen kann. Ich war selbst noch nie in dieser Provinz, aber mir wurde von ausgedehnten dunklen Wäldern und den Barbaren erzählt."

    Sim-Off:

    Mir deucht, dass angesichts der SimOff-Dauer des einen Handlungsstranges so langsam es angebracht wäre, nicht jeden Neuen in den alten zu integrieren, damit es nicht zu größeren Wirrnissen und Störungen in der temporalen Abfolge kommt. Indessen obliegt es selbstredend dem Neuankömmling, dies zu definieren ;)

    Auch der Aedil hob seinen Becher und prostete dem jungen Seius zu, nahm einen Schluck des köstlichen Rosenwassers und postierte sein Gefäß wieder auf dem Holz des Tisches. Sodann lauschte er den weiteren Plänen des augenscheinlich reisefreudigen Bruders seines Tiro fori.

    "Oh, wurde dir bereits seitens der Kanzlei ein Marschbefehl erteilt? In welcher Einheit wirst du deinen Dienst antreten?"

    , fragte er interessiert, ehe er sich den Spekulationen des Jünglings zuwandte, demgegenüber er, obschon selbst einen Großteil seines Lebens lediglich in zivilisiertesten Regionen des Reiches aufgewachsen, mit einem jovialen Lächeln erwiderte:

    "Nun, ich hatte mehrfach das Vergnügen, jene sinistren Wälder zu durchstreifen - fortunablerweise inmitten einer Schar eilfertiger Pioniere! Das Land ist feucht, kühl und wie es scheint von mäßiger Fruchtbarkeit, doch selten sah ich so viele Eichenbäume an einem Fleck! Selbstredend haben unsere Vorfahren zumindest innerhalb der Provinz hinreichend Schneißen in die Wildnis geschlagen und auch ein wenig Kultur jenem Volke gebracht. In Mogontiacum existiert sogar ein Theater formidabler Größe, in Colonia Agrippinensis - ich hatte leider nicht das Vergnügen, dorthin zu reisen - soll es sogar eine Colonia sein, die es mit den Annehmlichkeiten Gallia Cisalpinas aufnehmen kann. Die Barbaren hingegen sind bisweilen furchteinflößend, bisweilen auch köstlich primitiv. Sie trinken Bier und Mulsum - und dies nicht allein als Gaumenkitzler - sind leicht entflammbar und wie gesagt von manch eigenartiger Sitte. Doch alles in allem erscheinen sie mir durchaus getreu und einsichtig. Ich hatte gar das Vergnügen, mit einigen Chattenhäuptlingen Verhandlungen zu führen, was sich einfacher erwies als befürchtet!"
    Dass er zu jenem Zwecke eine germanische Seherin aus der Gens Duccia bei sich gehabt hatte, unterschlug er an jener Stelle.