Geradehin infamiliär erschien es Manius Minor an jenem Morgen, mit einer schlicht weißen Toga sich unter die Senatoren zu mischen, da sein Amtsjahr vollendet und somit auch sein Anrecht auf die Toga praetexta war verflossen. Erfüllt an Unrast waren die vergangenen Monate gewesen, beständig hatte er mit den Minimalitäten der Administration, Spitzfindigkeiten des Marktrechts sowie bisweilen auch erquicklichen Überlegungen zur Entwicklung jenes Amtes sich befasst, sodass es ihm erschien, als wäre erst gestern er erst mit seiner Kandidaturrede an jener Stelle gestanden, die nun er nach dem Aufruf der Consuln aufsuchte. Ruhig glitt sein Blick durch die Reihen der honorigen Consulare und Amtsträger, kurz verharrend bei seinem Vater, Claudius Menecrates und weiteren enger vertrauten Gesichtern.
Dann erst hob er zu sprechen an:
"Patres conscripti,
vor einem Jahr trat ich vor euch, um euch zu ersuchen, mir die Urbs anzuvertrauen, jenen prosperierenden Hort voll Leben und Kraft, vielfarbig gleich einem Beet von Blumen, wohlgeordnet und doch in beständigem Wandel, fruchtbringend und köstlich zu durchschreiten. Als Aedil versprach ich euch, gleich einem Gärtner für den Garten Rom zu sorgen und ihn zu hüten."
Florale Motive geleiteten Manius Minor seit frühestem Beginn seines Cursus Honorum und auch an diesem Ende seines Dienstes rekurrierte er wieder auf seine Kandidaturrede, in welcher ja ebenfalls die Rede vom 'Garten Roma' war gewesen.
"Nun, da ich wieder vor euch stehe, um Rechenschaft abzulegen für meine Taten, darf zunächst ich konzedieren, dass ich auf einen überaus wohlbestellten Boden traf: Nicht allein mein Officium, auch die Praefectura Urbis, sämtliche Curatores und Beamten hatten ihre Ämter wohl versehen und die Bedingungen waren günstig, das Wachstum und die Ordnung jenes Gartens zu bewahren. So vermochte ich frisch ans Werk zu gehen und meinen bescheidenen Beitrag zur Cura urbis zu leisten."
Bisweilen befiel den Flavius der Zweifel, ob jene metaphorische Sprechweise nicht zu viel des Guten mochte sein, ob Variation und neue Ideen sich besser eigneten, sich ins wohlwollende Gedächtnis der Senatoren zu reden, doch war letztlich er dem Rat seines Freundes Lucretius Carus gefolgt, der neben ihm sein Amt hatte versehen und ihn ermuntert hatte, jener 'Marke' zu folgen, die er durch die Metaphorik des natürlichen Wachstumes hatte eingeschlagen, zumal ja, wie der Rhetor bisweilen übersah, die Patres weitaus weniger Zeit jenen einzelnen Reden widmeten und somit in weitaus geringerem Maße erschöpft waren von der immer gleichen Thematik wie der Autor der Rede selbst, der ja zahllose Male seine Entwürfe bearbeitete, über ihnen brütete und zuletzt so häufig rezitierte, bis er sie auswendig darbieten konnte. Somit und weil sich das Bild des Gartens tatsächlich vorzüglich eignete, hatte er seine Rede entsprechend gegliedert:
"Erste Pflicht eines guten Gärtners ist es, täglich seinen Garten aufzusuchen, um frühzeitig Fäulnis oder Mangel an seinen Pflanzen zu erkennen. Dem folgend mühte auch ich mich, soweit als möglich Inspektionen der mir anvertrauten Arbeitsfelder durchzuführen: So visitierte ich bisweilen auch persönlich Tempel hinsichtlich ihrer baulichen Substanz oder kontrollierte Garküchen und Lupanare hinsichtlich ihrer einwandfreien Geschäfte."
Bisweilen waren jene Rundgänge ihm befremdlich, enervierend oder gar desillusionierend erschienen, sodass er nicht selten sie seinem Tiro fori oder gar den Milites der Cohortes Urbanae selbst hatte überlassen, bisweilen hatten sich jedoch auch überaus kurzweilige Begegnungen daraus ergeben, wenn er etwa an den Besuch bei einem Buchhändler auf den Mercati Traiani oder die Bekanntschaft mit Ravillas Bruder im 'Lallenden Löwen' zurückdachte, sodass neuerlich sich bestätigte, dass nahezu jede Obliegenheit je nach Kontexten ein erquickliches oder ein gramvolles Ende konnte nehmen.
"Die zweite Pflicht ist es, die Pflanzen zu beschneiden, wo sie wuchern oder kranke Stellen aufweisen. Folglich scheute auch ich mich nicht, Übertretungen zu strafen und Gefahren für die Märkte abzuwehren, um unseren braven Bürgern ihr ungestörtes Wirtschaften zu ermöglichen."
Dies war zweifelsohne die missliebigste aller Pflichten gewesen, scheute doch Manius Minor den Dissenz, wo immer dies possibel war, und verspürte wenig Freude daran, anderen seine Macht zu demonstrieren. Dies mochte dem Umstand geschuldet sein, dass Macht ihm als Spross eines edlen Hauses voller Senatoren und Magistrate stets etwas Vertrautes, gleichsam Alltägliches war gewesen, das weder sonderlich erfreulich, noch in irgendeiner Weise prekär ihm war erschienen. Wo er sie hatte gebrauchen müssen, etwa gegenüber Ovius Maro, der trotz der verweigerten Getreidespenden nun die Praetur antrat, war es daher ohne jede Satisfaktion, doch durchaus mit Bestimmtheit geschehen.
"Als dritte Pflicht obliegt dem Gärtner selbstredend auch, die Pflanzen auch durch Gießen und Düngen in ihrem Wohlbefinden zu steigern. Um dies auch unserer Urbs angedeihen zu lassen, präsentierte ich euch, verehrte Patres conscripti, sowie dem Volke erquickliche Spiele anlässlich der Megalesia, wie es der Tradition der Aediles Curules entspricht. Wie ich hoffe, werden nicht wenige von euch sich an die theatralen Darbietungen im Theatrum Pompeium erinnern, darunter etwa eine neue Inszenierung des Irenaeus Meccius, aber auch an die Wagenrennen, die erbaulichen Opferzeremonien zu Ehren der Magna Mater sowie das bunte Treiben in den Straßen."
Mitnichten hatte der Flavius erwartet, dass jene Obliegenheit ihn in derartigem Maße okkupieren würde, sodass durchaus er Erleichterung hatte verspürt, als die Megalesia mit dem großen Wagenrennen ihr Ende hatten gefunden. Nun, da er auf jene Erfolg zurückblickte, verspürte er dennoch eine gewisse Zufriedenheit und retrospektive Freude, da doch insonderheit die Auswahl der Autoren und Schauspieler für die theatralen Darbietungen durchaus delektierlich war gewesen.
"Als vierte Pflicht ist dem klugen Gärtner geraten, die Ordnung seines Gartens für die Zukunft zu bedenken und zu gestalten. Hinsichtlich der Märkte als pulsierende Kammern unserer Urbs erarbeitete ich, unterstützt durch juristische Expertise, ein Edictum Aedilis Curulis als Grundlage für die ädilizische Marktgerichtsbarkeit, welche den Mores Maiorum gemäß nicht singuläre Überschreitungen der Lex Mercatus sanktioniert, sondern vielmehr allgemein Tatbestände definiert, wegen derer vor dem Aedil als Marktaufsicht Klage eingereicht werden kann. Damit verhoffe ich, den braven Kaufleuten und Handwerkern der Urbs die Regularien der Lex Mercatus praxisnah auszubuchstabieren sowie jene dubitablen Praktiken, die durch die Lex wie den Codex Iuridicialis noch nicht hinreichend gedeckt sind, einzuschränken. Der Tradition der magistratischen Rechtsetzung gemäß steht es selbstredend meinen Nachfolgern frei, jenes Edictum zu modifizieren, fortzuschreiben oder gänzlich zu ersetzen, doch ist damit ein Anfang unternommen, der einer Fortführung harrt, wie ich verhoffe."
Dass jene Initiative mitnichten auf ihn selbst war zurückzuführen, mochte der Wahrheit entsprechen, fand jedoch den Regularien der Res publica, in der die verantwortlichen Magistrate, nicht ihre juristisch kundigen und fleißigen Berater und Zuarbeiter die Meriten für neue Gesetzeswerke errangen, keine Beachtung. Valerius Flaccus war es immerhin gewesen, der mit seinem Eifer die altehrwürdige Form des Ius honorarium angesichts seines Amtes aufs Tableau hatte erhoben, sodass im Folgenden eben jener Jurist und Pontifex Minor, nicht der Aedil selbst, Recherchen hatte auf sich genommen, um ein Grundgerüst an Delikten zu definieren, die final Eingang in das Edictum hatten gefunden. Dass er durch jenen klugen Schachzug, nicht die Lex Mercatus zu modifizieren, sondern lediglich zu ergänzen, einer legislativen Debatte in der Cura Iulia war entgangen, erschien ihm retrospektive noch immer als Gnade, selbst wenn sie das Risiko barg, mit seinem eigenmächtigen Vorstoß das Missfallen manches missgünstigen Consularen auf sich gezogen zu haben.
"Eine fünfte Pflicht hat der Gärtner endlich zu beachten, dass das Erblühen des Gartens nicht allein von seiner Mühe dependiert, sondern er der Hilfe anderer wie der Gunst von Sonne, Wind und Regen bedarf. Entsprechend mühte ich mich, bei der Cura urbis mit jenen Beamten zu kooperieren, die der Imperator Caesar Augustus selbst für einige diesbezügliche Obliegenheiten bestimmte. Namentlich erörterte ich mit dem Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates, welche aktuellen Fragen offen seien und unterstützte ihn mit meiner magistratischen Kompetenz. Namentlich übernahm ich auf seine Bitte hin die Inspektion der Via Salaria vor den Toren der Stadt und machte von meiner Kompetenz zur Einholung von Auspizien Gebrauch, um die Meinung der Unsterblichen zu der von Claudius projektierten Statio der Cohortes Urbanae innerhalb des Pomerium zu erbitten. Auch im Weiteren kam ich meinen kultischen Obliegenheiten nach und vollzog etwa das Opfer der Magna Mater im Rahmen der Ludi Megalenses, um das Wohlwollen der Götter zum Gedeihen jenes Gartens zu sekurieren."
Dass die Kooperation mit Claudius Menecrates, jenem geradehin väterlichen Freund, vortrefflich ausgefallen war, erschien ihm nicht sonderlich erwähnenswert, da doch er wusste, wie wenig der Alte schwelgende Lobpreisungen schätzte, zumal dieser ohnehin sich eines Kommentares nicht würde enthalten, wie er er verhoffte. Die daraus erwachsende Inspektion der Via Salaria war weniger erfreulich gewesen, doch hatte er auch hier seinem Pflichtgefühl nachgegeben und sämtliche Fragen ordentlich geklärt. Erfreulicher waren dementgegen die Auspizien auf dem Capitolium gewesen, selbst wenn hier wiederum sein Freund Menecrates mit misslichen Gefühlen sich dem Willen der Götter hatte ausgeliefert, und ebenso die Kultprozession der Galli mit anschließendem Opfer, das der Flavius mit einiger Routine hatte absolviert. In all jenen kultischen Belangen musste er retrospektive konzedieren, dass seines Vaters Beschwichtigung hinsichtlich der divinen Nachsicht angesichts seiner Vita sich hatte bestätigt: Augenscheinlich wandelte wahrhaftig er auf dem angestrebten Wege, die Unsterblichen zu kalmieren und damit sich die Chance auf das Elysium zu erarbeiten.
"Wie es sich für einen Gärtner schickt, bereiteten all jene Aufgaben und Pflichten durchaus eine gewisse Freude, wie sie das Ausüben einer Kunst evoziert, doch ebenso auch ein gerüttelt Maß Schweiß und Mühe, wie sie jedem Landmanne vertraut sind."
Obschon er konträr zu den Gärtnern in den Grünanlagen der Villa Flavia Felix selbstredend nicht genötigt war gewesen, persönlich Hand anzulegen, um in seinem Falle renitente Kläger aus der Basilica zu schaffen oder Waren und Gewichte auf Kontrollmaße zu wuchten, so war jene Aussage dennoch keineswegs eine Hyperbel, da doch, wie wohl jeder in der Curia aus eigener Erfahrung wusste, die geistige Arbeit in höchster Anstrengung nicht minder korporal sich auswirkte wie die physische. Und dass die Organisation mehrtägiger Festivitäten, das Durchsitzen stundenlanger Anhörungen und Verhandlungen sowie das Kontrollieren mäßig beschatteter Märkte in der Sommerhitze Romas einen aufstrebenden Magistraten, sei ihm so viel Assistenz beschieden wie einem Flavius oder nicht, Schweißesperlen auf die Stirne trieb, war indubitabel, weshalb Minor sich in der Tat durchaus glücklich schätzte, jenes Amtsjahr nun final hinter sich gebracht zu haben.
"Dies alles subsummierend möchte ich mir abschließend gestatten, coram publico all jenen zu danken, die mir die erfolgreiche Arbeit ermöglichten: Indem sie mich operativ unterstützten, wobei ich insonderheit die Cohortes Urbanae, meinen Tiro fori Galeo Seius Ravilla sowie meinen Consiliarius Tiberius Valerius Flaccus möchte erwähnen. Indem sie reibungslos in amtlichen Fragen mit mir kooperierten, wobei ich selbstredend vor allem an den ehrenwerten Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates denke. Und selbstredend euch allen, verehrte patres conscripti, indem ihr mir jenes Vertrauen entgegenbrachtet, um überhaupt in jenes Amt zu gelangen, dessen Ausübung mir eine Freude und eine Ehre war!"
Mit einer angedeuteten Verneigung in Direktion des Plenum unterbrach er für einen Augenschlag seinen Sermon, da in der Tat ihm wie in keinem Amt zuvor allzu deutlich war geworden, wie sehr ein Magistrat auf die Kooperation so vieler Akteure war angewiesen, um seinen Ideen Wirkung zu verschaffen. Selbst wenn manche Idee und mancher Ansatz ob mangelnder Assistenz seines Officium oder anderer Widrigkeiten war gescheitert, so durfte er sich doch glücklich schätzen, dass das Gros seiner Initiativen auf positive Resonanz war gestoßen.
"Ob es mir nun gelang, jenen Garten, dessen Sorge ihr mir anvertrautet, in hinreichender Blüte zu halten, ob seine Pflanzen nach diesem Jahr gar noch reichere Frucht bringen, oder ob ich zu viele Stellen verdorren oder verwildern ließ, möget nun ihr beurteilen. Wie ich vor einem Jahr euch versprach, als Spross einer Familie von Gärtnern, von welchen ich mein Handwerk durfte erlernen, meinen ganzen Willen, meine Anlagen und meine Kenntnisse zur Gänze in die Sorge um jenes großartige Gewächs zu stellen, so habe ich es nach besten Kräften getan. Ich bin daher bereit, in Demut euer Votum zu empfangen."
Auch dies entsprach der Wahrheit, wie dem Flavius bei der Präparation zu jener Rede war einsichtig geworden: Die tagtäglichen Termine, das abend- und morgendliche Abarbeiten von schriftlichen Gutachten und die Vorbereitung einzelner Entscheide hatte ihn tatsächlich nahezu gänzlich okkupiert, sodass kaum er imstande war gewesen, zu seinem Vergnügen Theaterdarbietungen zu besuchen, Gastmähler jenseits geschäftlicher Termine zu besuchen oder sich schlicht der Muse zu widmen. Seine Nächte waren traumlos gewesen und kaum hatte er selbst mit seinem geschätzten Vater oder (was ihm indessen weniger unwillkommen war gewesen) mit seiner Gattin oder auch der aurelischen Natter und ihrer Brut viele Worte gewechselt. Ein wenig sehnte er sich somit bereits wieder, aufs Neue die Freiheit des Landlebens zu suchen und sich wieder in sein wohnliches Gut in Ostia zu retirieren. Rasch hatte er von jener Sehnsucht sich indessen verabsentiert, als sogleich die Furcht ihn hatte befallen, im vertrauten Raum neuerlich ein Sklave des Morpheus-Saftes zu werden. Ein wenig melancholisch hatte er daher beschieden, weiterhin Rom die Treue zu halten, selbst wenn dies mit reichlicher Unlust würde verbunden sein.
Sim-Off:Wie dem geneigten Leser verhoffentlich deutlich wurde, mühte ich mich im Rahmen meiner Amtstätigkeit, möglichst jene Aspekte meines Amtes zu stärken, die Interaktion mit anderen IDs und Spielern generieren, was bisweilen vortrefflich gelang, bisweilen indessen über erste Ansätze oder Planungsphasen nicht hinwegkam. Dass darüber hinaus mir inmitten meiner Amtszeit RL-Verpflichtungen die Zeit raubten, einige Ideen weiter zu verfolgen, sei ebenso erwähnt, bedarf indessen keinerlei Berücksichtigung bei der Bewertung meiner Amtszeit, für welche, wie der Titel 'res gestae' bereits impliziert, selbstredend lediglich die getanen Dinge, nicht die gewünschten zählen