Beiträge von Servius Obsidius Antias

    Salve aus dem Elysio.


    ich drehe mich gerade im Grabe um, wenn ich das letzte Wagenrennen lese. Ihr bringt den Stand der Wagenlenker so was in Verruf. Kein Wagenlenker würde ein Rennen verweigern. Wenn es Ärger mit anderen Factiones gab, dann wurden sie auf der Bahn ausgetragen. Außerdem hat sich keiner der Fahrer die Möglichkeit auf einen Sieg nehmen lassen. Wagenlenker waren Idole, sie hatten ihre Fangemeinde. Siege brachten ihnen Geld und hohe Ehrungen. Die Factionen buhlten um die Fahrer mit ihren Verdienstangeboten. Die Fahrer waren zwar Sklaven, sie durften sich aber selbst aussuchen bei welcher Factio sie fuhren und zu Rennen starteten nur Fahrer der vier in Rom ansässigen Factionen. Die besten Fahrer hatten mehr Geld als manch gut betuchter Bürger. Es war wie bei den Gladiatoren, die besten standen bei den Frauen hoch im Kurs.

    Der Eid war erneuert. Antias kannte sich hier aus und ging zielsicher auf eine langgezogene Barracke zu. In ihr war die IV. Centurie der IX. Cohorte untergebracht. Seine Sachen geschultert ging er auf einen der Legionäre zu und fragte. "Wo finde ich den Centurio der IV . Centurie der IX. Cohorte." Der Rekrutierungsoffizier meinte er würde bei ihm das Horn seines Vorgängers bekommen. Welches contubernium seine neue Familie wurde, erfuhr er sicherlich gleich mit.

    Nach einem kleinen Zwischenfall, ein Teil seines Packen löste sich, betrat er das sacellum. Der Centurio und der Neuling waren bereits anwesend. Antias stellte sich zum Neuen. " Danach gibt es kein zurück." raunte er ihm zu. Selbst war Antias Bereit den Eid zu erneuern.


    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA!"


    Es war getan und fühlte sich gut an.

    Das war ein gutes Gefühl wieder zu Hause zu sein. Die langen Jahre in der Legion hatten ihn verändert und geprägt. Aus ihm war römischer Soldat geworden. Sein angenommener Name war über alle Zweifel erhaben. Die erlittenen Verluste verdrängte Antias. " Jawohl Centurio. Ins sacellum und danach zu meiner Centurie." Antias grüßte und verließ das Rekrutierungsbüro. Sein Packen hatte keiner angerührt. Im letzten Moment sah er die dazu gestellte Ausrüstung eines Neuen und machte einen Schritt zur Seite. "Alles schön auf einer Stelle anhäufen, dass keiner mehr sein Zeug kam." murmelte er und zog seinen Packen weg. Hinter ihm trat der Rekrutierungsoffizier und der Neuling aus dem Officium. Antias schulterte seinen Packen und ging zum Sacellum.

    Seine Befürchtung, dass man ihn wieder wegschickte, waren unbegründet. Der Posten des Zureiters war nichts mehr für ihn. Die Jüngeren verkrafteten Stürze besser und wollten sich beweisen. Er hatte das hinter sich. Der Cornicen, das war der mit Horn, neben dem Signifer und dem Centurio. Das war ein wichtiger Posten.
    „ Der Posten des Cornicen. Trag mich da ein.“ Antias war gewillt es mit dem Horn aufzunehmen.

    Vor der Tür kramte Antias die zweiteilige Tafel hervor. Hier war alles vermerkt, Einheit, Rang und Dienstzeit. Er gab sie dem Rekrutierungsoffizier. " Wo man mich brauchen kann." gab Antias zurück. Ihm war es egal. Er hatte seinen Anfang als Legionär gemacht und war erst später zur Reiterei gewechselt.

    Wenn dem nichts im Wege stand, wollte er zurück. Im höheren Rang? Was gab es für ihn mit seinen mäßigen Schreibkünsten? Der Rekrutierungsoffizier wusste am Besten, auf welchen Platz er ihn setzen konnte. " Ja, regulär. Ich besitze eine Tafel auf der alles festgehalten ist." Die hatte er in seinem Packen, der draußen vor der Tür stand.


    "Eques, 1. Turma, der Prima." Hatte er das nicht eben verlauten lassen? Naja egal der Centurio hatte es vielleicht überhört und sich nur seinen Namen notiert.

    Der Junge war durch. Antias machte sich daran zu klopfen und einzutreten. Wie an seinem ersten Tag hier in der Prima. Ein Rekrutierungsoffizier saß an seinem Tisch und nahm die Angaben aller Neuzugänge auf. Antias blieb vor ihm stehen und meldete sich an.


    " Salve, Servius Obsidius Antias, ehemaliger Eques der I. Turma, der Prima. Ich bitte um Wiederaufnahme in die Reihen der Prima. "

    Bin ich hier Fremdenfüher ? Das meine der Optio nicht im Ernst und die kleine Plaudertasche hatte dem Optio nicht richtig zugehört. Die erste Lektion war fällig. Das kam Antias sehr gelegen. „Ich habe nichts dagegen. Nimm meinen Packen und folge mir.“ Es lag nicht in Antias Entscheidungsgewalt, der Optio hatte es befohlen, das der Neue ihm folgen sollte. „ Salve….“ Meinte Antias eintönig. Kamerad? Er war nicht mal gemustert und warf mit Kamerad um sich. Gemustert, tauglich und Eid abgelegt, dann durfte er ihn Kamerad nennen. „ Merk dir gleich die Anordnung der Gebäude. Links das Forum, rechts Unterkünfte der Centurien.“ Antias schlug einen schnelleren Schritt an. „ Das sind die Häuser der Tribune und direkt vor uns die Principia. Die Principia und das Quartier deines Centurio sind die wichtigsten Orte für dich.“ Mehr erklärte Antias nicht. Vor Aufregung hörte ihm der Neue wahrscheinlich sowieso nur mit halben Ohr zu. Ein paar Schritte trennten sie nur noch vom Eingang in die Principia.

    Antias betrat den Innenhof der Principia und steuerte auf das Rekrutierungsbüro zu. „ Stell den Packen da an die Wand und geh rein.“ Antias lehnte sich an die Wand und wartete. Viel gab es bei ihm nicht. Er musste sich nur Zurück melden. Die fünf Jahre, die er der Legion nach seiner Entlassung zur Verfügung stehen musste, hatten gerade erst angefangen.

    Die Tage gingen dahin. Neue Einnahmequellen, nach denen Servius suchte ergaben sich nicht. Als Veteran war er gut angesehen. Eine Arbeit bekam er deswegen nicht. Was für Optionen blieben ihm?
    Antias packte seine Sachen und gab sein Zimmer in der Insula auf. Zum Dieb oder Räuber wollte er nicht werden.

    Die casa fand einen Abnehmer. Antias feilschte nicht. Die Höhe der Summe war zweitrangig, ihm ging es ums vergessen. Mit dem Beutel Sesterzen verließ er den den Teil der Stadt. Ihn brachten keine zehn Pferde wieder zurück an diesen Ort.

    Die besten Wohnungen waren direkt über den Geschäften, die sich Parterre befanden. Ein Zimmer reichte Antias. Mehr Wohnraum brauchte er nicht für sich. Ausgestattet mit Bett, zwei Truhen, einem kleinen Tisch war das Zimmer geräumig und übersichtlich. Zwei Fenster zur Straße ließen Tagsüber ausreichend Licht einfallen. Abends übernahm eine drei flammige Öllampe die Aufgabe. Die Sachen, die Antias mitbrachte waren verstaut, auf die Truhen aufgeteilt. Zwei Becher, eine Schüssel, standen auf einem Wandregal. Das war sein neues zu Hause. Müde legte er sich au sein Bett und starrte die Decke an. Mit der kleinen Abfindung reicht er, auch bei sparsamem Umgang nicht sehr weit. Er musste Geld heranschaffen.

    Das Schloss funktionierte, die Tür schwang auf. Antias machte die ersten Schritte in das halbdunkel des Hauses. Nichts regte sich. Die Geschäftigkeit der Straße, der Lärm ebbte beim Schließen der Tür ab. Nur noch gedämpft drangen die Geräusche in die casa. Kein Laut aus dem Innern, alles verwaist. Keiner da, der ihn freudig empfing. Kein Kuss, keiner, der ihm Löcher in den Bauch fragte. Ein Blick in die Zimmer, es war alles so wie er es nach dem Tod seiner Frau und seiner Tochter verlassen hatte.


    Aus einer Ecke seines Packen holte er ein Tontäfelchen hervor. Mit einem seiner Schuhnägel heftete er es draußen gut sichtbar an die Tür.





    Casa zu verkaufen.


    In all dem Trubel packte einer seine Sachen, die er von einem teil seines Soldes bezahlt hatte und verließ die Turma. Er war nun Zivilist mit einem riesen Packen auf dem Rücken. Er verabschiedete sich von seinen Kameraden, bevor sie ihre Pferde sattelten. "Behaltet den Kopf auf den Schultern und opfert Epona." Das Tor wurde geöffnet, die Kohorten waren angetreten. Antias beeilte sich vor ihnen hinaus zu kommen. Er ersparte sich den Anblick ausrückender Einheiten. Ein bisschen Wehmut befiel ihn bei dem Gedanken nun kein Teil mehr von ihnen zu sein. Mit seinem Packen machte Antias sich auf den Weg nach Mantua zur Casa Obsidia.

    " Ist nicht so wichtig Präfectus." Er hatte es sich überlegt. Eigentlich war es uninteressant wo, wie und was. Über sein zukünftiges Tun musste er sich erst klar werden. Das Entlassungsgeld half ihm über die Zeit. Ganz ohne Arbeit würde er nicht auskommen.


    " Vale Präfectus. Mars sei mit dir."


    Antias machte kehrt und verließ das Officium. Draußen vor der Tür wurden ihm die Knie weich. Was erwartete ihn vor den Toren des Castells, als einfacher Mann.

    " Danke Präfectus. Es war wirklich nicht leicht." Wie es nach der Entlassung weiter ging, wusste Antias nicht genau. " Stimmt es, dass ich ein Stück Land zur Entlassung bekomme? Wenn ja, weißt du wo das Stück Land liegt?" Lag es weiter von Mantua weg, dann musste er einige Sachen regeln, bevor er dorthin ging.