Beiträge von Magrus

    „Nun, ich wurde in Gallien in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren. Nach dem Tod meiner Eltern kam ich in die Vormundschaft von Verwandten, die mich um mein Vermögen betrogen haben. Um ihr Verbrechen zu vertuschen, ließen sie mich entführen und so landete ich in der Sklaverei. In Rom wurde ich von einem Mitglied dieses Hauses gekauft und seither diene ich hier in diesem Haus. So schlimm es für mich war, zum Sklaven gemacht zu werden, so gut habe ich es letztendlich hier erwischt. Glaub mir, du kannst froh sein, hier gelandet zu sein. So, ich lasse dich jetzt in Ruhe baden. Wenn du fertig bist, rufe nach mir.“

    Magrus klopfte an die Tür zum Arbeitsraum seines Herrn und trat nach Aufforderung ein.


    „Dominus, Titus Annaeus Trabea ist gekommen. Er sagt, du hast ihn zu einer Cena eingeladen. Ich habe ihn ins Atrium geführt.“

    Magrus hatte gerade seinen Dienst an der Porta angetreten, als er es klopfen hörte. Er öffnete und sah, dass ein Besucher vor der Porta stand, der sicher kein Sklave war, der jemanden anmeldete. Also fragte er ganz höflich:


    „Ja, darf ich dich fragen, was dein Begehr ist? Wen darf ich denn anmelden?“

    Magrus starrte gebannt auf die ihm dargebotene Rückseite von Sicca. Die Spuren von heftigen Schlägen waren unübersehbar. Ihm kam die Auspeitschung von Aristoteles in den Sinn. Sicca muss ähnliches durchgemacht haben und das nicht nur einmal. Aber auch an die fürchterlichen Wunden von Morrigan dachte er.


    „Bei den Göttern. Was haben sie mit dir gemacht? Dumusst ja fürchterlich gelitten haben. Hier wird dir das nicht passieren. Ich hoffe, du hast jetzt keine Schmerzen mehr. Komm, steig ins Bad und wasch dich ordentlich, ich bringe dir inzwischen frische Kleidung.“

    „Nun, du befindest dich in der Villa Claudia, der Chef des Hauses ist Herius Claudius Menecrates, ein strenger, aber auch gerechter und gütiger Dominus. 2 Claudische Frauen wohnen ebenfalls hier und noch einige Verwandte, die du bald kennenlernen wirst. Ich weiß nicht, wo Morrigan dich einsetzen will, aber wenn du dich nicht auflehnst und den Gehorsam verweigerst, wirst du ein gutes Leben haben. Du hättest es viel schlechter erwischen können. Die Sklavenunterkunft ist geräumig, das Balneum ist, wie du siehst, fast schon luxuriös und du wirst immer genug zu essen haben. Aber erzähl mir doch einmal ein bisschen von dir.“

    Magrus ging mit Sicca ins Sklavenquartier und zeigte ihr, wo sie bis auf weiteres schlafen konnte. Doch sie benötigte auch dringen ändere Kleidung. Die Fetzen, die sie am Körper hatte, waren in der Villa Claudia fehl am Platz.


    „So, Sicca, hier hast du etwas ordentliches zum Anziehen. Doch bevor du die neue Kleidung anlegst, gehen wir zuerst ins Balneum servorum, du benötigst eine ordentliche Reinigung.“


    So gingen die beiden in das kleine Balneum.

    Magrus zwinkerte Morrigan zu und wandte sich an Sicca.


    „Na, Sicca, dann werde ich dir einmal die wichtigsten Dinge zeigen. Am besten wir beginnen im Sklavenquartier, dort werde ich dir was ordentliches zum Anziehen besorgen. Komm einfach mit mir mit.“

    Magrus erfuhr, dass Morrigan im Atrium auf ihn wartete und ging umgehend dorthin. Er sah Morrigan mit einer jungen Frau.


    „Salve Morrigan, was kann ich für dich tun? Ich hörte, du brauchst etwas von mir.“


    Er sah zu der jungen Frau und sprach:


    „Salve, ich bin Magrus, ein Sklave des Hauses der Claudier.“


    Er war neugierig, wer denn diese junge Frau war.

    Magrus hatte etwas mehr an Reaktion erwartet, aber hatte er nicht gesagt, er wolle ihn nicht mehr belästigen? Er drehte sich zu Morrigan um.


    „Naja, besser als nichts, oder? Ich traue ihm zwar nicht, aber für den Moment ist es wahrscheinlich gut. Was mir nicht gefällt ist, dass er nicht gesagt hat, wie er hereingekommen ist. Ich denke, wir sollten die Grundgrenzen von innen und außen untersuchen und Schwachstellen ausmerzen. Was denkst du, Morrigan?“

    Magrus nahm sich ein Herz und schloss auf. Nachdem Ewen eingetreten war, sagte er:


    „Ewen, ich weiß nicht, wie du auf die Idee gekommen bist, mir auf diese Art und Weise nachzustellen. Ich sage dir klar, dass ich das nicht will, ich mache mir absolut nichts aus der Liebe zu Männern. Mich zieht es ausschließlich zu Frauen hin. Das was du mir im Hortus angetan hast, lässt sich nicht rückgängig machen. Aber sich hier nächtens in die Villa einzuschleichen ist ungeheuer. Wenn das Dominus Menecrates erfährt, hast du größere Probleme als du dir vorstellen kannst. Ich will wissen, auf welchen Weg du eingedrungen bist. Und wenn du das noch einmal machst, dann kann dir niemand mehr helfen. Dann kann sich deine Domina um einen neuen Leibwächter umsehen. Also, kannst du das akzeptieren oder nicht?“

    „Wenn du glaubst, dass das helfen kann, gerne. Ich glaube nicht, dass er Probleme machen wird, wenn so viele Menschen anwesend sind. Ich bin nur nicht sicher, ob er wirklich aufhört. Er ist anscheinend ziemlich besessen von der Idee, dass ich auch in ihn verliebt sein soll. Das wird aber nie der Fall sein. Also gut, probieren kann man es ja.“

    „Morrigan , ich weiß was ich gesehen habe. Glaub mir, es ist so wie ich es gesagt habe. Ich kann mir schon vorstellen, dass du mir nicht glaubst und auch sonst niemand. Mir würde es vielleicht nicht anders ergehen, aber ich schwöre bei den Göttern, dass es genau so war wie ich gesagt habe. Für mich ist es am beängstigsten, dass es anscheinend so leicht ist, hier einzudringen und unbehelligt wieder hinaus zu spazieren. Und ich halte es für ein generelles Problem. Was Ewen von mir will, ist zwar für mich scheußlich, aber es kostet mich nicht das Leben. Aber es könnten ja auch gedungene Mörder eindringen, die es auf Dominus Menecrates abgesehen haben. Ich für mich muss sehen, wie ich mit der Situation fertig werde, denn niemand kann mich wirklich schützen.“

    An der Porta angekommen wollte er bereits öffnen, aber irgendwie hielt ihn ein seltsames Gefühl davon ab. So blickte er durch das Gucklock und er konnte es nicht fassen. Da stand doch tatsächlich Ewen vor der Porta.


    „Ewen, ich habe dir bereits gesagt, du kommst hier nicht herein. Du kannst dich vielleicht wieder einschleichen, wobei du dir vielleicht vorstellen kannst, was mir dir passiert, wenn du erwischt wirst. Ich sage es dir noch einmal: Ich will mir absolut nichts zu tun haben. Ich finde dich und dein Verhalten absolut abstoßend. Also verschwinde gefälligst.“

    Magrus kehrte mit Verstärkung in das Sklavenquartier zurück, um Ewen dort zu stellen. Aber als sie ankamen, musste festgestellt werden, dass er bereits abgehauen ist. Wenn er so leicht auf das Areal der Villa Claudia hineingekommen ist, war es für ihn auch kein Problem, wieder hinauszukommen. Magrus war sehr verunsichert, er fühlte sich nicht mehr wie bisher sicher. Ewen konnte anscheinend hier aus- und eingehen wie es ihm beliebte. Hilfe konnte er also im Ernstfall keine erwarten. Das machte ihn traurig. Er hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass er Sklave war, aber er war auch glücklich, hier gelandet zu sein. Doch nun war alles anders. So sinnierte er vor sich hin, bis er an der Porta Klopfen vernahm. So eilte er dorthin.

    Nachdem er sich vom schlafenden Ewen weggeschlichen hatte, ging er zuerst zur Kammer von Morrigan. Sie war zum Glück bereits und so erzählte er ihr, was vorgefallen war.


    „Morrigan, jetzt weißt du Bescheid. Wir brauchen unbedingt Marco, er ist der einzige hier, der mit diesem Kerl fertig werden kann. Weißt du, wo wir Marco jetzt finden? Darüber hinaus müssen wir für die Zukunft Vorsorge treffen, dass es nicht mehr so einfach ist, in die Villa einzudringen. So wie es jetzt ist, schwebt ja Dominus Menecrates permanent in Todesgefahr.“

    Magrus schlief tief, aber irgendwann wurde er wach, weil etwas nicht so war wie es sein sollte, wenngleich er nicht wusste, was. Es fiel etwas Licht in den Raum und als sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, dass jemand neben ihm lag. Es schaute genauer und langsam dämmerte es ihm. DAS WAR DIESER EWEN! Wie kam der Kerl hier herein? Er stand leise und verließ den Raum. Sobald er draußen war, überlegte er, was er tun könnte. Zum Glück begann bereits die Morgendämmerung und so waren schon die ersten Sklaven dabei, ihre Arbeit aufzunehmen. Doch die konnten ihm nicht helfen. Er beschloss daher, Morrigan und Marco aufzusuchen und so die Hilfe zu bekommen, die er benötigte. Ein Eindringling in der Villa war natürlich auch ein Zeichen, dass die Sicherheitsverkehrungen nicht ausreichend waren. Das musste schleunigst verbessert werden.

    Magrus hörte, wie jemand wie ein wilder an die Pforte klopfte und es kam sofort ein Verdacht in ihm hoch. Das wird doch nicht dieser Ewen sein? Dass der sich noch hierher traute. Er blickte durch das Guckloch und sah, dass sein Verdacht bestätigt wurde.


    „Verschwinde sofort, du hast hier Hausverbot. Du hast hier nichts verloren. Du kannst klopfen bis du schwarz wirst, eingelassen wirst du doch nicht. Wir lassen höchstens die Hunde auf dich los“

    Magrus hatte mehr als eine Stunde im Balneum verbracht, sich intensiv gesäubert und etwas relaxed, dann fühlte er sich wieder fit genug, seinen Dienst an der Porta wieder aufzunehmen. Morrigan hatte zwar gesagt, dass er heute frei hätte, aber das wollte er nicht. Er wollte arbeiten und abgelenkt sein. Auch im Hortus wollte er nicht so schnell wieder sein, die Erinnerungen an das Ereignis dort waren noch zu frisch. Er holte sich 2 Sklaven, die immer bei ihm an der Porta sein sollten, um für alle Eventualitäten vorbereitet sein. Man wusste ja nicht, ob Ewen verrückt genug war, in die Villa zurück zu kommen.

    „Ja, danke, die Idee mit dem Balneum ist gut. Das ist genau das, was ich jetzt brauche. Eine kleine Pause tut mir jetzt gut, aber wenn ich mich wieder dazu in der Lage sehe, kann ich wieder arbeiten. Das lenkt mich ab, es ist besser ich tu etwas als dass ich mich verkrieche und Trübsal blase. Du hast mir sehr geholfen, ich bin dir wirklich zu Dank verpflichtet.“


    Dann ging Magrus in das Balneum servorum, um dort alles wegzuwaschen, wovon er sich beschmutzt fühlte.