Beiträge von Sisenna Seius Stilo

    Einzelzelle

    CP-I


    Ganz allein wurde der Mann untergebracht, der wohl ein Christianer war. Die Einzelzellen waren schmal, dunkel und tief wie ein Grab. Als Eudoxus eintrat, fand er den Raum gerade so dimensioniert, dass ein Mensch sich hinlegen konnte. Wenn er die Arme ausbreitete, berührte er rechts und links die Mauern. Den meisten Platz beanspruchte ein frischer Haufen Stroh zum Schlafen, denn es musste etwas geben, das man dem neuen Insassen wegnehmen konnte. Die Notdurft würde er fortan in ein kleines Loch im Boden verrichten, das in einer stinkenden Sickergrube endete, anstatt in die Kanalisation zu führen.

    Doppelzelle

    CP-II

    Gaius Trebatius Calvus & Frau


    Als Gaius Trebatius Calvus und seine Frau eintraten, fanden sie die Zelle gerade so dimensioniert, dass sie beide sich darin aufhalten konnten. Wenn einer sich in den Strohhaufen legte, konnte der andere davor ein paar Schritte auf und ab gehen. Lagen sie beide, blieb kein Platz. Die Notdurft würden sie fortan in ein kleines Loch im Boden verrichten, das in einer stinkenden Sickergrube endete, anstatt in die Kanalisation zu führen.


    Da sie beide Römer waren, konnten sie vielleicht hoffen, anständiger behandelt zu werden als der Rest der Gefangenen. Vielleicht aber auch nicht. Was in den Tiefen des Carcers geschah, konnte für immer vergessen gemacht werden.

    Da half kein Murren und kein Knurren - Stilo war neu bei den Cohortes Praetoriae. Und so war dies für den grimmigen Furier und ihn die erste Begegnung. Stilo nahm dem Mann seine finstere Miene nicht krumm. Nach solch einer Reise und mit entsprechend schmerzenden Knochen war so manches Gemüt angeschlagen. Er nickte nachsichtig auf die Erklärung der beiden Optiones hin. "Nun kann der Decurio für ein paar Tage gute Stadtluft schnuppern, ein wenig ruhen und sich im alten Glanz sonnen, ehe es zurück in die Provinz geht."


    Dann lächelte er. Aufgrund des Klimas in Cappadocia mit ganzjährig viel Sonne und scharfem Wind wirkte sein Gesicht älter und faltiger, ähnlich dem eines Seefahrers. "Seius Fango ist mein Sohn. Ich hoffe, es gibt nur Gutes zu berichten." Letzeres war freilich nicht ganz ernst gemeint. Ob es Berichte über Heldentaten waren oder Schandtaten, die an sein Ohr drangen, war ihm nicht wichtig, so lange es Fango nur gut ging.

    Die Prätorianer mussten genau wie die Urbaner gelegentlich Torwache schieben. Das ging reihum, jeder plagte sich dereinst mit dieser Aufgabe, für die man ein Gemüt haben musste, das Monotonie zu schätzen wusste, um daran Freude zu finden. Heute war Stilo samt seiner Centuria an der Reihe. Entspannt blinzelte er gegen die Sonne. Er hatte keine Ahnung, wer der Mann war. Entsprechend nichtssagend blieb sein Gesichtsausdruck bei dessen Hinweis, er müsse bekannt sein, doch Stilos Gruß fiel nichtsdestoweniger korrekt und respektvoll aus.


    "Salve, Decurio Terentius und Optiones Germanicus und Aemilus. Optio Seius Stilo, dritte Kohorte, fünfte Zenturie. Ich nehme an, du bist selbst in der Lage, dir einen Termin beim Praefectus zu organisieren? Ansonsten ... ihr habt einen langen Ritt hinter euch. Braucht ihr irgendetwas?" Es war nicht so, dass sie am Tor oder auf dem Wall in Arbeit ertranken und Stilo konnte durchaus jemanden dazu abstellen, sich um den Empfang der Kameraden zu kümmern, damit diese sich rasch einfanden und zügig versorgt wurden.

    Die Pfanne zischte zornig und spritzte mit Öl. Stilo versuchte, eine Bratwurst zu bändigen, die auf einer Seite verbrannte und auf der anderen noch nicht so richtig durch wirkte. Ramnus sah aus, als ob er ihn am liebsten schlagen würden. Trotz jahrelanger Erfahrung in der Zubereitung von Kasernenessen, hatte Stilo es noch nie verstanden, Zutaten in Köstlichkeit zu verwandeln. Lurcos Rückkehr war sehr willkommen und sieben Augenpaare betrachteten ihn, während der Prätorianer fluchend versuchte, die Bratwurst mit der Zange zu greifen, ohne vom siedenden Öl bespritzt zu werden.


    Lurcos Nachricht setzte dem Unglück die Krone auf. Einen Moment herrschte unwilliges Schweigen, dann riss man sich zusammen, jubilierte und gratulierte höflich, Lurco wurde die Hand geschüttelt und man klopfte seine Schultern, doch aufrichtig erfreut wirkte niemand. In den letzten Jahren hatte man sich aneinander gewöhnt, nun würde einer gehen und ein Neuer auf die Stelle gesetzt werden. Asper war der Einzige, der überhaupt nicht gratulierte, sondern nur schweigend Lurcos Hand hielt und ihn so trauervoll betrachtete, als hätte ihr Optio soeben erklärt, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden und bald seine letzte Reise antreten zu müssen.


    Tarpa nahm sich ein Herz und riss die andere Pfanne mit dem noch intakten Grillgemüse aus Stilos Reichweite, während dieser mit der Bratwurst beschäftigt war, um es rasch auf den Tisch in Sicherheit zu schleppen.


    "Wir sind ab sofort Kollegen", verkündete Stilo geistreich, konnte aber nicht in Lurcos Richtung schauen. Er packte die widerspenstige Wurst mit der Zange und zerquetschte sie prompt. Den kläglichen Rest drappierte er vorsichtig auf dem letzten der zehn Teller, die unansehnlich mit angebrannten, halb rohen oder zerbrochenen Bratwürsten bestückt waren.

    Die Prätorianer registrierten die schützende, liebevolle Geste des Calvus gegenüber seiner Frau. Stilo wusste nicht, ob es einen seiner Männer rührte oder ob einer sich insgeheim eine ebenso tiefe Verbundenheit wünschte. Er sah nur, dass das enge Band zwischen Mann und Frau ihm gute Dienste leisten mochte, wenn er daran ein wenig zupfte. Sie würden in eine gemeinsame Zelle gesperrt werden.


    Und der Sklave, Theognis, wie er sich sogleich in seiner Rolle wiederfand, aus der er kurz entronnen war. Vielleicht wäre er wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, wenn man die richtigen Stellrädchen fand, doch Stilo bezweifelte, dass es unter diesen Umständen noch Verwendung für ihn gab. Nicht im Collegium Pontificium. Man würde sehen. "Gut", sagte Stilo nur, denn Theognis hatte gut geantwortet.


    Ruhig lauschte er den Worte des Eudoxus, ohne sichtbare Abneigung. Es war nicht an Stilo, ein Urteil zu fällen. Er war nur derjenige, der die Verdächtigen und Straftäter in die Hände jener überführte, die über deren Schicksal entschieden. Er war gleich einem Charon des Gesetzes, der sie über die Schwelle in eine andere Welt geleitete. Ob Römer, Peregrinus oder Sklave - sie alle würden mit ihm kommen und überprüft werden, mit Ausnahme des Achatius. Was in den Mauern der Castra Praetoriae geschehen mochte, unterlag nicht seinem Einfluss, ebenso wenig trug er Schuld daran, dass diese Personen sich verdächtig gemacht hatten. Stilos Gewissen war rein. Er war eins mit sich und seiner Aufgabe. Der Härte des Blickes begegnete er mit Ruhe.


    "Ich zürne dir nicht, Eudoxus. Der Dienst ist nichts Persönliches, so wie auch die Taten der Christen nicht gegen mich gerichtet sind. Wir beide sind Facetten von etwas Größerem, für das wir stehen. Ich betrachte dich als eine Möglichkeit. Du solltest es umgekehrt ebenso halten, denn noch wurde kein Urteil gesprochen. Komm nun, und gehe in Würde."


    Beinahe einladend wies Stilo nun auf die Tür, vor der inzwischen ein Teil der Truppe wartete, damit die Gefangenen ihrem Schicksal zugeführt werden konnten. Das Leben bot unendlich viele Wege an und wenngleich die Auswahl sich stets nur begrenzt anbot, so blieb den Gefangenen auch jetzt noch eine Wahl, auf welche Weise sie durch die Tore der Castra Praetoria gehen würden.


    Aber gehen würden sie.

    "Hmmm, das riecht nach großem Hunger. Danke für die Einladung, da sage ich nicht Nein. Pass auf: Ich rühre hier noch eine Runde, du gehst Scato vom Valetudinarium abholen, damit er mit uns isst. Auf dem Rückweg geht ihr beide am Schwarzen Brett vorbei und seht euch die Aushänge an."


    Stilo öffnete die Hand, damit Lurco ihm den Kochlöffel überreichen konnte.

    << RE: [Officium] Praefectus Praetorio - Caius Heius Vibulanus (NSC)


    Man hielt es für erforderlich, die Versetzung zeitnah und pünktlich den betreffenden Unteroffizieren mitzuteilen. Und so schickte man Stilo als denjenigen aus, der sie für die Garde empfohlen hatte, um eine entsprechende Bekanntmachung auszuhängen:


    314-f2ee9713-small.png


    MARSCHBEFEHL


    Cornicularius Manius Purgitius Lurco

    Optio Valetudinarii Sisenna Iunius Scato


    Beide Unteroffiziere werden mit sofortiger Wirkung zu den Cohortes Praetoriae versetzt.


    Der Cornicularius und der Optio valetudinarii haben sich am

    ANTE DIEM III ID MAI DCCCLXXII A.U.C. (13.5.2022/119 n.Chr.)


    Bei ihrem neuen Vorgesetzten zu melden.


    C. Heius Vibulanus

    cp-praefectuspraetorio.png



    Danach begab er sich zurück zum Dienst. Am Abend, wenn alles erledigt war und in den Feierabend überging, würde er Lurco und Scato persönlich die Mitteilung machen.


    RE: [Baracke VII] >>

    "Verstanden, Praefectus. Schreiben am Schwarzen Brett der Cohortes Urbanae anbringen und anschließend den betreffenden Unteroffizieren Mitteilung machen. Sie sollen nach Dienstschluss den Wechsel vollziehen und sich danach zu einer Besprechung bei dir einfinden. Vale."


    Stilo nahm das Papyrus vom Schreibtisch, um dem Befehl nachzukommen. Auf die Gesichter der beiden war er gespannt.


    RE: CU Bekanntmachungen >>

    << RE: Grillabend


    Nach dem aufschlussreichen Gespräch kehrte Stilo heim in die Castra Praetoria. Über Nacht ließ er die Informationen setzen, verarbeitete sie und formte am nächsten Nachmittag eine Handlung daraus. Er überprüfte noch einige Dinge, war zufrieden und setzte sich an den Schreibtisch. Als er sich dem täglichen Schriftkram widmete, den ein Optio zu erledigen hatte, verfasste er auch ein Schreiben für den Praefectus Praetorio. Stilo ließ dem Kommandeur der Prätorianer die Nachricht von dem zuständigen Soldaten auf den Schreibtisch legen. Er selbst hatte zum Officium natürlich keinen Zutritt.


    Empfehlung


    Salve Prafectus Praetorio Caius Heius Vibulanus,


    für die zusätzliche Kohorte im Zuge der Aufstockung möchte ich dir zwei Unteroffiziere aus den Reihen der Cohortes Urbanae empfehlen:

    Beide wurden von mir in einem persönlichen Gespräch in vertraulicher Umgebung auf Herz und Nieren geprüft. Ich erachte sie als charakterlich für den Dienst in Schwarz geeignet. Eine anschließende Überprüfung ihrer Akten ergab meinerseits keine Bedenken.


    Cornicularius Purgitius kann auf eine umgangreiche Erfahrung als Ermittler und Einsatzleiter zurückblicken und spielte eine wesentliche Rolle in der Verfolgung der Christen in jüngster Zeit. 75% aller Fallakten der Cohortes Urbanae entstammen allein seiner Feder. Sein größtes Interesse gilt dem Dienst an Rom und er zeigt den Ehrgeiz für eine Fortsetzung seiner Laufbahn als Offizier. Er ist bereit, sich dafür über die Maßen zu engagieren.


    Optio valetudinarii Iunius entstammt einer Gens, die zahlreiche Offiziere in den Reihen der Urbaner und Prätorianer hervorgebracht hat. Er ist in Obduktionen für die Aufklärung von Morden erfahren und übernahm als prominentes Beispiel die Obduktion der ermordeten Vestalis Maxima. Neben allen Aufgaben der Lazarettverwaltung und der medizinischen Betreuung der Soldaten führt er die Musterungen durch.


    Es handelt sich bei beiden um engagierte und kompetente Männer mit Interesse an neuen Perspektiven. Ich bin überzeugt, mit ihrer Erfahrung und ihrem Ehrgeiz wären sie eine Bereicherung für die Reihen der Cohortes Praetoriae.


    Sisenna Seius Stilo

    cp-optio.png gens_seia.png


    Als der gute Mann nun auflistete, in welche Fällen er involviert war, lehnte Stilo sich im Stuhl zurück, um entspannt zu wirken, während eine dunkle Gier in ihm erwachte. Stilo hatte kaum einer Eingewöhnungszeit bedurft. Seine Rolle als Optio der Cohortes Praetoriae saß ihm wie eine zweite Haut. Man konnte förmlich sehen, wie Stilos Prätorianer-Ohren sich immer weiter spitzten. Lurco hatte natürlich einen Ruf. Jeder hatte den. Er galt im Dienst als harter Hund, der privat jedoch umgänglich war. Die Informationen, die er nun lieferte, ließen Stilo gedanklich die Hände reiben. Das Bild fügte sich und ihm gefiel, was er sah.


    In verständnisvollem Ton sagte er: "Das raubt nicht nur Motivation, Lurco. Das raubt dir auch deine Karriere und deine Würde. Der Mann schätzt dich und deine Arbeit derart, dass er dich nicht ziehen lassen will. Er wird wissen, was er an dir und deiner Leistung hat, er ist ja nicht blind und kann sicher auch Fallakten zählen. Genau so kennt er den Ausbildungsplan und weiß, dass du ihn penibel eingehalten hast. Natürlich weiß er ebenfalls, wer sein bester Ermittler ist. Deine Wünsche, deine Karriere, deine Zukunft sind dabei nicht von Belang, du bist sein Werkzeug, du hast ihm zu Willen zu sein. Er will sich deine Arbeitskraft erhalten. Er weiß, dass der Centurio für dich nur der nächste Schritt zum Ritter ist und dann wärst du fort.


    Daher weht der Wind, das Blabla ist nur Vorwand. Er ist sicher nicht aus Freundlichkeit Praefectus Urbi geworden, dort oben hocken nur Schlangen oder Günstlinge von Schlangen. Dagegen kommst du als kleiner Cornicularius nicht an. Er wird dir die Beförderung aus immer neuen Gründen verweigern. Warum sollte er dein Potenzial vergeuden? So funktioniert Rom, mein Freund. Er ist der Praefectus Urbi und kann mit dir tun und lassen, wie es ihm beliebt, so lange du den Cohortes Urbanae verpflichtet bist. Du gehörst ihm. Das ist die Botschaft.


    Und wenn du allzu unbequem wirst mit deinen Fragen und Klagen, könnte dich auf eine Selbstmordmission schicken oder dich unehrenhaft entlassen, was im Prinzip das Gleiche ist, denn danach bist du gesellschaftlich tot."

    "Mir ginge es bestens, würde mir nicht der Magen knurren." Stilo griff rüber und klopfte Lurcos Oberarm, während er hungrig Terpander beim Grillen beobachtete. "Über die Tauben erzähle ich dir alles, was ich weiß, und das ist sehr viel. Sie werden eine enorme Bereicherung sein. Wenn es Probleme gibt, liegt es am Menschen. Beim Einsatz von Brieftauben ist alles eine Frage der Logistik. Du wurdest abgekocht? Was war denn los? Und was zum Henker hat das mit germanischen Hosen zu tun?"

    Neben ihm räusperte sich jemand, der übersehen worden war. Stilo prostete Lurco vom Liegestuhl aus mit Posca zu, während die Purpurhühner in einer Reihe an ihm vorbei rannten, um sich in einem Gebüsch zu verstecken. "Salve, Lurco. Ich habe beim Vorbeigehen den Duft gerochen und mich eingeladen. Ich hoffe, es macht keine Umstände." Er machte dermaßen umständlich Anstalten, sich mit seinem Becher zu erheben, dass klar war, er würde auf den Hinweis des unfreiwilligen Gastgebers hoffen, doch bitte gleich sitzen zu bleiben.

    Während der Durchsuchung glitten Stilos Blicke über die Hände seiner Männer, beobachteten, was sie bei wem zutage förderten. Doch nichts davon wurde einbehalten und nichts davon fand bislang seinen Weg auf einen schriftlichen Bericht. Die Prätorianer beließen die Christianer in dem Zustand, in dem sie aufgegriffen worden waren, einschließlich der Fischanhänger um ihre Hälse.


    "Der Ianitor verbleibt in der Casa Didia", befahl Stilo. Eine Begründung nannte er nicht, auch wenn er natürlich für sich eine hatte.


    Nun wurde es interessant, denn der erste Christianer verlor die Nerven und plauderte. Ein römischer Bürger und seine Frau. Der Befehl hatte "Zugriff" gelautet und sonst nichts. Stilo sah die Schuld der Betroffenen folglich bereits als bewiesen an. Nicht umsonst schmorte der Eigentümer dieses Hauses, Didius Molliculus, im Carcer der Cohortes Praetoria. Auch Gaius Trebatius Calvus samt Frau würde diesen Weg gehen. Doch da er bereit war, zu sprechen, reichte Rom ihm vor der Urteilsfindung noch einmal die Hand.


    "Den Römer samt Gemahlin geleitet ohne Fesseln und ohne die beiden zu berühren. Wenn dem ehrbaren Trebatius das Ansehen seiner Familie tatsächlich so wichtig ist, wie er behauptet, wird er uns freiwillig in die Castra Praetoria begleiten." Man ließ von den Eheleuten ab und gestattete ihnen, eine würdevolle Haltung einzunehmen. Unschwer zu erraten war, dass es sich hierbei um eine einmalige Chance handelte, die verwirkt werden würde, falls einer der beiden die Geduld der Prätorianer strapazierte.


    "Name und warum trägst du das Brandzeichen des Collegium Pontificium?", fragte Stilo nun den dritten Mann, der noch kein Wort hatte verlauten lassen.


    Das Interesse Stilos blieb wach, als auch ein gewisser Eudoxus sich zu Wort meldete. Die Art, wie er sprach und seine Körpersprache waren klug gewählt. Damit würde sich arbeiten lassen. Stilos Trupp hatte in den Goldtopf gegriffen bei der Zuweisung ihres Einsatzes. Er hatte mit einer Ansammlung verblendeter Dummköpfe gerechnet, die sich bei der Festnahme gebärden und in Parolen stammeln würden, deren Botschaft sie nicht begriffen, doch hier standen ein kultiviertes römisches Ehepaar und ein gebildet wirkender Mann aus dem Osten. Heute sprachen nicht die Schwerter, sondern die Waffen des Geistes. Dieser Einsatz war ganz nach Stilos Geschmack.


    "Deine Fragen werde ich dir gern beantworten", antwortete er Eudoxus erstaunlich freundlich, wobei er nun erstmals direkt mit einem der Gefangenen sprach. "Wenn du mir deinerseits ein paar beantwortest."


    Derweil machte man das Ehepaar und den Namenlosen zum Abtransport fertig.

    Ich erhielt, als ich einen Beitrag absenden wollte, folgende Nachricht:


    Die Gültigkeit der Anfrage konnte aufgrund eines fehlerhaften XSRF-Tokens nicht verifiziert werden. Bitte lade die Seite neu und führe die Aktion erneut aus.

    Einen langen Augenblick trafen sich die Blicke eines jungen Gefangenen und des Anführers der Prätorianer. Eine namenlose Finsternis lag in der Luft, gewoben von diesem Blickkontakt, man spürte ihre Gegenwart, wenn man die Gabe besaß, Menschen zu lesen. Doch von wem sie ausging, vom Prätorianer oder seinem Gefangenen, das war schwer zu sagen.


    Der Blickkontakt wurde unterbrochen, als die Soldaten den Christianer nach oben beförderten. Zwei Prätorianer verblieben mit der Öllampe im Dunkel des Kellers, um den Altar zu untersuchen und schriftlich festzuhalten, was man hier gefunden hatte. Das kleine Heiligtum würde anschließend abgebaut und mitgenommen werden für die Asservatenkammer.


    Oben wurden derweil alle vier Menschen neben dem unglücklichen Ianitor breitbeinig mit den Händen an die Wand gestellt. Die Untersuchung erfolgte ohne Rücksicht auf Schamgefühl und Würde. Auch für die Frau wurde keine Ausnahme gemacht und die Finger der Prätorianer tasteten und wühlten gründlich überall dort, wo etwas versteckt sein könnte.


    Fragen gab es noch keine an die Christianer. Auch keine Antworten, falls sie selbst Fragen stellten, nur Befehle, was sie zu tun hatten. Stilo stand dabei, beobachtete die Prozedur, und wartete, ein unbestimmtes Gefühl der Vorfreude spürend, ob man etwas finden würde, das eine Verhaftung rechtfertigte.