Der Architekt fühlte sich unwohl, weil er sich zum einen an der Ehre gekratzt fühlte und zum anderen nicht schätzte, dass er sich rechtfertigen musste, aber er sah die Notwendigkeit der Nachfrage ein und verbuchte sie nicht unter Schikane.
"Es sind sehr hohe Mauern vorgesehen und ein kleiner Graben sollte auch noch Platz finden, allerdings ist der Bauplatz für die Wunschgröße der Castra knapp bemessen." Für diesen Umstand konnte er nichts, womit der Ball in den Händen des Praefectus Urbi lag.
"Natürlich braucht es ein Mindestmaß an Platz, wenn eine gesamte Kohorte aufgenommen werden soll, aber wir können unmöglich an der Sicherheit Abstriche machen", erwiderte Menecrates neutral, wobei er innerlich Ärger verspürte. Er betrachtete nochmals den Teil der Anlage, der nicht nur den weitesten Baufortschritt zu verzeichnen hatte, sondern auch eine halbwegs akzeptable Entfernung vom nächsten Wohnblock, bevor er die andere Seite der Castra begutachtete.
Er schüttelte den Kopf und wartete, bis der Architekt zu ihm aufgeschlossen hatte.
"Hier findet nicht einmal ein schmaler Graben Platz", stellte er fest. "Ein schmaler Graben ist außerdem ein Witz, denn er bietet keinen Schutz. Folgendes: Ich erwarte schnellstmöglich eine Lösung. Entweder die Häuser entlang der linken Längsseite werden geräumt und abgerissen, oder wir müssen mit der Mauer ein Stück nach innen rücken, was bedeutet, dass wir weniger Platz haben und die fertigen Fundamente umsonst errichtet wurden."
Menecrates ärgerte sich auch über sich selbst, weil er zwar die Entwürfe kontrolliert, aber deren Einbindung in die Umgebung nicht überprüft hatte.
Der Architekt breitet die Arme aus. "Die weitaus teurere und zeitintensivste Variante wäre der Abriss, weil den Bewohnern Alternativen geboten werden müssten, der Abbruch Zeit kostet und außerdem durchschnittliche gute Bausubstanz zerstört wird. Mein Vorschlag wäre, um die Staatskasse nicht zusätzlich zu belasten, das Castragelände zu komprimieren. Die Kosten für die bereits gesetzten Fundamente sind überschaubar." Er schwieg aus Sicherheitsgründen, aber auch, um dem Präfekten das Wort zu gönnen.
Die Ausführungen klangen plausibel und Menecrates nickte. "Ihr rückt soweit mit der Mauer nach innen, dass ein ordentlicher Graben inklusive Wall und vorgelagertem schmalen Graben Platz findet, allerdings keinen Doppelschritt weiter als nötig." In Kombination mit einer hohen Mauer sollte die Castra dann den üblichen Anforderungen an die Sicherheit genügen.
"In einer Woche sehe ich mir die Fortschritte an", sagte er abschließend, wandte sich mit seinem Gefolge um und trat den Rückweg zur Castra Praetoria an.
Zeitgleich strebte der Architekt der Baukolonne zu, die an der betroffenen Seite arbeitete.
"Steine ablegen, Maurerkellen zur Seite, Messlatten schnappen und neues Schnurgerüst einmessen. Die Mauer verlagert sich fünf Doppelschritte nach innen. Los geht’s!"