Aufstieg zur Weltmacht
Inhaltsverzeichnis
Punische Kriege
Im Ersten Punischen Krieg (264-241 v. Chr.) ging es vorwiegend um den Besitz Siziliens. In diesem Krieg stieg Rom zur bedeutenden Seemacht auf. Mit Unterstützung Hierons II. von Syrakus nahmen die Römer Agrigentum ein und schlugen 260 v. Chr. mit ihrer neu gegründeten Flotte unter Konsul Gaius Duilius die Flotte der Karthager in der Seeschlacht von Mylai. Die Ausweitung des Krieges nach Afrika führte zur Niederlage und anschliessenden Gefangennahme des römischen Generals Marcus Atilius Regulus. Nach mehreren Niederlagen im Seekrieg errangen die Römer einen grossen Seesieg bei den westlich von Sizilien gelegenen Ägatischen Inseln (241 v. Chr.). Der Krieg endete im selben Jahr mit der Abtretung des karthagischen Teiles von Sizilien, der somit zu einer römischen Provinz wurde. In den folgenden Jahren musste Karthago auch Sardinien und Korsika räumen, die als römische Provinzen an das Reich angegliedert wurden.
Da Karthago in Rom einen gleichstarken Gegner im Seekrieg gefunden hatte, rüstete es sich für die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten durch den Erwerb von Stützpunkten in Spanien. Unter Führung von Hamilkar Barkas besetzte es die Iberische Halbinsel bis zum Tagus im Norden. Hamilkars Schwiegersohn Hasdrubal unterwarf bis zu seinem Tod im Jahr 221 v. Chr. weitere Gebiete, und zwischen 219 und 211 v. Chr. dehnte sein ältester Sohn Hannibal die karthagischen Eroberungszüge bis nördlich des Iberus aus.
Der Zweite Punische Krieg begann 218 v. Chr. mit Hannibals Angriff auf Italien, nachdem er von karthagischen Stützpunkten in Spanien aus die Alpen überschritten hatte. Es gelang ihm, die Römer in mehreren Schlachten zu schlagen und einen grossen Teil Süditaliens zu verwüsten. 202 v. Chr. rief ihn Karthago von Italien nach Afrika zurück, um die Stadt gegen Scipio den Älteren zu verteidigen, der Karthago überfallen hatte. Dieser errang 202 v. Chr. in der Schlacht von Zama einen entscheidenden Sieg über Hannibal. Die karthagische Niederlage hatte zur Folge, dass Karthago seine Seestreitmacht aufgeben, auf Spanien und die Mittelmeerinseln verzichten und hohe Reparationen zahlen musste. Mit diesem Sieg hatte sich Rom die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum gesichert.
Die Römer strafften die Verwaltung der italienischen Gemeinden. Während die griechischen Städte in Süditalien, die sich mit Hannibal verbündet hatten, römische Kolonien wurden, dehnte Rom seinen Machtbereich Richtung Norden aus. Zwischen 201 und 196 v. Chr. wurden die in der Poebene siedelnden Kelten unterworfen und ihr Gebiet latinisiert, obgleich ihnen selbst die römische Staatsbürgerschaft verweigert wurde. Korsika und Sardinien wurden unterworfen, Spanien stand unter ständiger militärischer Besatzung.
Während des 3. und 2. Jahrhunderts v. Chr. war Rom in Auseinandersetzungen mit Makedonien über die Vorherrschaft in der Ägäis verwickelt. Die ersten beiden Kriege wurden auf makedonischer Seite von Philipp V. geführt, der schliesslich 197 v. Chr. in der Schlacht bei Kynoskephalai von den Römern besiegt wurde. Mit Unterstützung der Staaten im Süden Griechenlands führten die Römer Krieg gegen den syrischen König Antiochos III. Dieser unterlag 190 v. Chr. in der Schlacht bei Magnesia, der Ätolische Bund wurde ein Jahr später durch die Einnahme von Abracia besiegt. Philipps Sohn und Nachfolger Perseus (um 212 bis 166 v. Chr.) setzte den Widerstand gegen die Römer fort, der zum Ausbruch des Dritten Makedonischen Krieges führte. 168 v. Chr. wurde seine Armee in der Schlacht bei Pydna durch den General Lucius Aemilius Paullus Macedonicus (um 229 bis 160 v. Chr.) vernichtend geschlagen, und Makedonien wurde 146 v. Chr. römische Provinz. Im gleichen Jahr führte ein Aufstand des Achaiischen Bundes gegen Rom zur Einnahme und anschliessenden Zerstörung von Korinth.
Zwischen 149 und 146 v. Chr. führte Rom den Dritten Punischen Krieg gegen Karthago. Scipio Africanus der Jüngere beendete ihn durch die Eroberung und Zerstörung Karthagos, das zur römischen Provinz Africa wurde. Eine Reihe spanischer Feldzüge endete mit der Einnahme Numantias im Jahr 133 v. Chr., während im selben Jahr das Königreich Pergamon nach dem Tod seines letzten Herrschers Attalus III. als Erbschaft an Rom fiel und kurz darauf zur römischen Provinz Asia wurde.
Blüte
In 131 Jahren hatte sich Rom zu einem Weltreich entwickelt, das den Mittelmeerraum von Syrien bis Spanien beherrschte. Durch ihre Eroberungen kamen die Römer in Kontakt mit der griechischen Kultur, zunächst in Süditalien und Sizilien, später im Osten, von der sie in den Bereichen bildende Kunst, Literatur, Philosophie und Religion stark beeinflusst wurden. Die erste Blüte der lateinischen Literatur begann um 240 v. Chr. mit der Übersetzung griechischer Epen und Dramen. 155 v. Chr. wurden Lehrstätten für griechische Philosophie in Rom eingerichtet.
Innere Konflikte
Mit dem Aufstieg zur Weltmacht begannen sich innere Konflikte abzuzeichnen. Die herrschende Adelsschicht der Optimaten begann, ausser den Angehörigen ihrer eigenen Familien alle Anwärter von höheren Magistrats- und Senatsämtern auszuschliessen.
Im Zuge des luxuriösen Lebens gerieten die altrömischen Werte und Tugenden zunehmend in Vergessenheit. Die Entstehung grosser Güter, die von Sklaven bewirtschaftet wurden, der Ruin der freien Bauern und die Entwicklung eines landlosen Stadtproletariats führten zu immer stärkeren sozialen Konflikten. Die Versuche der beiden Volkstribunen Tiberius Sempronius Gracchus und dessen Bruder Gaius Sempronius Gracchus, die wirtschaftliche Not der ärmeren Bürger durch Agrarreformen abzumildern, führten zu Aufständen, bei denen beide Brüder den Tod fanden (Tiberius 133 v. Chr. und Gaius 121 v. Chr.).
Unabhängig davon vollzog sich eine weitere Ausdehnung des römischen Einflussbereichs. 106 v. Chr. wurde Jugurtha, der König von Numidien, durch den Consul Gaius Marius mit Unterstützung von Lucius Cornelius Sulla gestürzt (Jugurthinischer Krieg). Auch die Niederlage der Kimbern und Teutonen in Südgallien und Norditalien gegen die Römer unter Führung von Marius untermauerte die Position Roms als bedeutende Militärmacht.
Beim Versuch, die Armen mit Reformen der gracchischen Ackergesetze und die italische Armee mit dem Versprechen auf die Erteilung des römischen Bürgerrechtes zu besänftigen, wurde der Tribun Marcus Livius Drusus im Jahr 91 v. Chr. ermordet. Seinem Tod folgte ein Jahr später ein Aufstand des italischen Heeres, dessen Ziel die Gründung eines neuen italischen Staates war, der nach den Richtlinien der römischen Verfassung regiert werden sollte. Dieser so genannte Bundesgenossenkrieg oder Marsische Krieg dauerte von 90 bis 88 v. Chr. Die Italiker wurden geschlagen, erhielten aber letztendlich das volle römische Bürgerrecht.
Die innere Krise der römischen Republik nahm jedoch kein Ende. Während des Krieges mit Mithridates VI., dem König von Pontos, kam es zu einem Streit zwischen Marius, dem Sprecher der Popularen, und Sulla, dem Führer der Optimaten, über den Oberbefehl in der Heeresführung.
Sulla marschierte mit den von ihm im Bundesgenossenkrieg angeführten Legionen in Rom ein und stellte die Senatsherrschaft wieder her. Nach der Flucht des Marius und der Hinrichtung des Tribuns Publius Sulpicius Rufus (wohl 124-88 v. Chr.) konnte Sulla ungehindert Willkürmassnahmen durchsetzen. Nach seiner Bestätigung im Amt bei den Konsulatswahlen zog er 87 v. Chr. gegen Mithridates in den Krieg. Während der Abwesenheit Sullas versuchte Lucius Cornelius Cinna, ein Führer der Popularen, die anfänglich von Sulpicius vorgeschlagenen Reformen durchzusetzen. Er wurde jedoch aus Rom vertrieben, versammelte daraufhin die Legionen in Kampanien um sich und marschierte mit dem aus der Provinz Africa zurückgekehrten Marius nach Rom zurück. 86 v. Chr. teilten sich beide das Amt der Konsuln, doch Marius starb kurze Zeit später nach einem Racheakt gegen Senat und Patrizier. Cinna dagegen blieb bis 83 v. Chr. an der Macht. Im selben Jahr kehrte Sulla aus Kleinasien zurück, nahm Rom ein und zerschlug die Volkspartei. Die republikanische Verfassung war von da an auf Gnade und Recht der Führer mit der stärksten militärischen Unterstützung angewiesen. Sulla vernichtete seine Feinde durch Proskription. Er zog den Landbesitz seiner politischen Gegner ein und teilte ihn den altgedienten Veteranen seiner Legionen zu. Die einst blühende Landwirtschaft Roms verfiel, und das Land musste einen Grossteil der Nahrungsmittel importieren. Die Einfuhren kamen vorwiegend aus der Provinz Africa, das zur Kornkammer Roms wurde.
Aufstieg Caesars
67 v. Chr. beendete der Staatsmann und Feldherr Pompeius, der die Marianer in den Provinzen Africa, Sizilien und Spanien besiegt hatte, das im Mittelmeerraum herrschende Seeräuberunwesen und erhielt anschliessend den Oberbefehl zur Führung des Krieges gegen Mithridates. Gaius Iulius Caesar nutzte die Abwesenheit des Pompeius, um zu grösserer Popularität zu gelangen. Als Führer der Volkspartei gewann er zahlreiche Anhänger im Volk, indem er den geschädigten Ruf von Marius und Cinna rächte und Sullas korrupte Anhänger vor Gericht brachte.
In Marcus Licinius Crassus Dives fand Caesar einen Verbündeten. Im Jahr 63 v. Chr. rief er jedoch durch seine Verwicklung in die Verschwörung gegen Catilina den Widerstand der Mittelschicht hervor. Zwei Jahre später kam Pompeius siegreich von seinem Feldzug im Osten zurück und forderte den Senat auf, seine Anordnungen in Kleinasien zu bestätigen und Land an seine Veteranen zu verteilen. Seine Forderungen stiessen auf starken Widerstand, bis Caesar mit ihm und Crassus im Jahr 59 v. Chr. das 1. Triumvirat gründete.
Es gelang den Triumvirn, für Caesar das Konsulatsamt zu gewinnen und die Forderungen des Pompeius durchzusetzen. Der Ritterstand wurde auf Kosten des Senats zufrieden gestellt, und die Einführung eines Ackergesetzes versetzte Caesar in die Lage, seine Soldaten zu entlohnen. Caesars grösster Erfolg war jedoch die militärische Kontrolle über Südgallien, Illyrien und später über die gallischen Gebiete nördlich der Alpen, wo er bedeutende Eroberungen machte. 55 v. Chr. erneuerten die Triumvirn ihren Bund, und Caesar erhielt Gallien für weitere fünf Jahre als Provinz. Pompeius und Crassus wurden für das Jahr 55 v. Chr. zu Konsuln gewählt. Im darauf folgenden Jahr wurde Pompeius die Verantwortung für die Provinzen Spanien und Africa übertragen, während Crassus Syrien erhielt. Nach dem Tod von Crassus im Jahr 53 v. Chr. geriet Pompeius in einen direkten Konflikt mit Caesar. Da in Rom eine starke Führung fehlte, brachen an verschiedenen Stellen Unruhen aus, bis der Senat Pompeius davon überzeugen konnte, in Italien zu bleiben, und seine Provinzen Legaten zur Verwaltung übergeben wurden. Der Senat bestimmte ihn zum alleinigen Konsul für das Jahr 52 v. Chr. und unterstützte ihn gegen Caesar.
Caesars Einzug in Rom
Um Caesars Einfluss einzuschränken und seine zweite Bewerbung zum Amt des Konsuls im Jahr 49 v. Chr. zu verhindern, forderte ihn der Senat auf, den Oberbefehl niederzulegen. Caesar weigerte sich, dieser Aufforderung nachzukommen, überschritt 49 v. Chr. den Grenzfluss Rubikon, nahm Rom ein und zwang Pompeius und die führenden Mitglieder der Adelspartei, sich nach Griechenland zurückzuziehen. Anschliessend setzte er den Krieg gegen Pompeius fort, besiegte dessen Truppen in Spanien und setzte nach Griechenland über, wo er ihm im Frühjahr 48 v. Chr. in der Schlacht bei Pharsalos eine entscheidende Niederlage zufügte. Pompeius wurde kurz darauf in Ägypten ermordet, doch der Kampf gegen seine Anhänger setzte sich fort bis zu ihrer endgültigen Niederlage bei Munda in Spanien im Jahr 45 v. Chr. Damit wurde Caesar Diktator auf Lebenszeit und Imperator, Konsul auf zehn Jahre, Oberbefehlshaber des Heeres, Pontifex Maximus und Träger der tribunizischen Gewalt.
Caesars Tod
Durch die Anhäufung von Macht und die Nichtbeachtung republikanischer Traditionen machte sich Caesar zahlreiche Feinde unter den Adeligen der Republik. Am 15. März 44 v. Chr. wurde er durch eine Senatorenverschwörung unter Führung des Gaius Cassius Longinus und Marcus Iunius Brutus ermordet. Nach dem Tod Caesars übernahm der Senat wieder die Leitung des Staates, seine Mörder wurden amnestiert. Cicero versuchte, die alte Verfassung der Republik wieder einzuführen, doch Marcus Antonius, der zusammen mit Caesar das Amt des Konsuls bekleidet hatte, schloss mit Marcus Aemilius Lepidus und Caesars Grossneffen Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, das 2. Triumvirat. Die Triumvirn leiteten ihre Herrschaft durch Proskription und Hinrichtung ihrer Gegner ein. 42 v. Chr. besiegten Octavian und Marcus Antonius in der Schlacht bei Philippi in Nordgriechenland die beiden Casear-Mörder Marcus Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus. Anschliessend teilten die Triumvirn das Reich unter sich auf: Octavian bekam Italien und die Gebiete im Westen, Marcus Antonius die Gebiete im Osten und Lepidus die Provinz Africa. Bald nach seinem Amtsantritt im Osten wurde Marcus Antonius der Geliebte der ägyptischen Königin Kleopatra VII. Philopator und plante zusammen mit ihr die Gründung eines selbständigen Reiches im Osten. Dieser Plan wurde jedoch durch Octavians Sieg in der Schlacht von Actium im Jahr 31 v. Chr. endgültig vereitelt. Nach dem kurz darauf verübten Selbstmord von Marcus Antonius und Kleopatra ergriff Octavian die Macht im Osten und wurde somit zum Herrn über das ganze Römische Reich. Im Januar 27 v. Chr. wurde Octavian durch den Senat der Ehrenname Augustus (der Erhabene) verliehen.