[Forum Augustum] Templum Martis Ultoris

  • Licinus war gerade noch nüchtern genug, dass ihm dieses Gelübde so obskur vorkam, wie einem nüchternen menschen wohl die gesamte Zeremonie.
    Zu schwören für die Sicherheit des Imperiums zu töten und zu sterben, das war etwas, was er schon häufig getan hatte. Aber diese spezielle Schwur schien den Tod geradezu herbeizusehnen. Und das war ... obskur.


    Allerdings fand der Gedanke keine Möglichkeit sich in Licinus Hirn festzusetzen. Denn auch Licinus war in den Riten gefangen und vollführte sie beinahe willenlosm, während ihm das ewig hallende evocati drohte den letzten Nerv zu rauben.


    ~~~


    Irgendwann gab es Rüchtugnen und Waffen zurück. Licinus brauchte eine ganze Weile um zu realisieren, dass dies beduetete, dass das Ritual nun ein Ende fand. Er hatte das Zeitgefühl zwischenzeitlich vollständig verloren.
    Erst die Blutdusche brachte ihn mit dem Gedanken in die Realität zurück, dass sie irhe Rüstungen gewaltig würden schrubben müssten, wenn der centurio sie nciht verprügeln sollte. Das hieß, er war der centurio. nein, er war noch höher. Er war Lagerpräfekt, aber das hieß bei den Prätorianern anders. Wie nochmal? Achja, Princeps. Ein abgründiges Lächeln trat auf Licinus Lippen. So nannte mana uch die Kaiser. Absurd.


    Die Tore des Tempels öffneten sich, Licinus kniff die Augen zu sammen um der Flut von Licht, die ihn im Kopf und in den Augen scherzte zu entgehen, aber das verstärkte nur das von draußen hereinbrechende Toben. er erkannte es erst als Applaus als die sauerstoffreiche reine Luft, seine Lungen mehrfach gefüllt hatte. Und wenn man von römischer Luft als rein sprach, dannn wurde einem erst deutlich, was in dem Temep vorgeherrscht haben musste.

  • Octavius Frugi war nun zum wiederholten Mal im Templum Martis Ultoris erschienen. Immer wenn Veränderungen in seinem Leben anstanden suchte er den Tempel des Mars auf. Für ihn als Krieger war es die Gottheit die ihm am wichtigsten war.

    Wie immer dankte er ihm für seine Hilfe und Schutz während der letzten Jahre. Der Sklaven des Händlers legte ein blutiges Opfer, einen Wider, auf dem Altar ab.

    Dabei fiel Frugi sein erster Besuch hier ein. Jung und ängstlich mit leeren Händen hatte er hier gestanden und sein erstes Gebet gesprochen, an das er sich erinnerte und jetzt laut sprach.


    Mars, Gott des Krieges, der Stärke,

    ich möchte dir danken für die Kraft,

    mit der du mich stärktest
    meine Ausbildung zu beenden.

    Hilf mir immer mit deinem Segen,

    mich für unser großes Reich und den Kaiser einzusetzen.

    Schenke mir immer Tapferkeit und Mut.


    Jetzt bitte ich dich, mir für den weiteren Weg zum Ruhme Roms,

    weiter zur Seite zu stehen.


    Lange blieb er noch stehen und versank im Gebet wie auch in die Vergangenheit ohne auf die anderen Besucher zu achten. Er wusste dieser Besuch würde ihm wie immer, die innere Kraft geben seine Pflichten, gleich welcher Art sie waren, zu erfüllen.





  • Das öffentliche grosse Opfer zu den Equirria, durchgeführt von der Gens Annaea


    Nach dem Zug durch die Stadt kam die Pompa auf dem Forum Augustum beim Tempel des Mars Ultor an. Hier trennten sich die Wege der uns folgenden Menge und der Teilnehmer am Opfer. Während wir zum Altar vor dem Tempel gingen, welcher für den heutigen Tag mit roten und weissen Binden und Blumen geschmückt worden war, blieb die Menge unten zurück. Niemand musste sie dazu anhalten, es brauchte keine Soldaten. Jeder Bürger wusste, wer wie weit zum Tempel vortreten durfte und wo die Grenze war.


    Nun sollte das Opfer beginnen. Stella trat zu mir, um die rituelle Waschung zu beginnen.

  • Auch Ravilla fand sich auf dem Forum Augustum vor dem Tempel des Mars ein, die nackenden Füße wagte er nicht anzusehen, so scheußlich war der Anblick bei seinem letzten Blick hinab zu ihnen gewesen. Ravilla sah stattdessen die Säulen hinauf bis zum Dache und dem dunkelgrauen Himmel darüber. Kalter Wind riss an Haar und Kleidern. Im Angesicht des Heiligtums schrumpften seine eitlen Empfindungen auf ein für den Seius unübliches Maß zurück. Die Trommler und Tibicines spielten eine Weise, welche seinen Geist betörte. Dass Sol Invictus sich hatte besänftigen lassen durch die Gebete Ravillas am Hausaltar und in einem Anfall von Milde diese extra dicke Wolkendecke über Roma spannte, war als gutes Vorzeichen zu werten und er meinte in jenem Moment, eine positive Verbindung zum gleißenden Gott seiner Schmerzen zu spüren. Mochte das bedeutsame Ritual, welches nun stattfinden würde, gleichsam erhört werden von dem Gott, an welchen es adressiert war.


    Langsam wich jenes nervöse Sentiment und eine innere Ruhe hielt Einzug. Die Erhabenheit des Opfers ließ keinen Raum für Vergangenes und Kommendes. Der Augenblick zählte und Ravillas vom Schmerz befreiter Geist erhob sich aus der Belanglosigkeit, fokussierte sich zur Gänze auf das Opfer, welches Mars zur Ehre gereichen sollte und seine eigene Rolle darin. Mars Ultor liebte Blut. Er sollte es bekommen.

  • Als wir am Mars Ultor Tempel angekommen waren, winkte mich Florus zu sich. Naja, eigentlich war dies nicht nötig und es war auch kein Winken, sondern er blickte mir in die Augen. Dies war das Zeichen. Ich trat würdevoll zu ihm, stellte die Vase mit dem Wasser auf den Boden und legte das weisse Tuch darüber.


    Dann gab mir Florus das ebenfalls weisse Priesterstirnband und kniete sich vor mir nieder, damit ich es ihm umbinden konnte. Dies getan, hob ich das Wasser und das Tuch wieder auf und goss einen Schwall über seine Hände, welche er danach am weissen Tuch abwischte. Dann hielt er mir den Pferdehaarwedel hin, damit ich einen weiteren Schwall Wasser darüber giessen konnte.


    Damit war meine Arbeit bei Florus beendet und ich trat zu den anderen Opferhelfern, Crispina, Vindex, Seius Ravilla, dem Haruspex und dem Victimarius zurück. Dort wiederholte sich das Vorgehen mit dem Wasser, bis alle Hände gewaschen waren.

  • Nachdem ich die Priesterbinde empfangen hatte und die rituelle Waschung der Hände vorgenommen worden war, war es nun an der Zeit, den Altar rituell zu waschen. Dazu hatte Iulia Stella den Pferdehaarwedel mit Wasser übergossen. Ich nahm diesen nun und während ich langsam um den Altar schritt, spritzte ich mit dem Wedel jede Seite des Altars ab. Somit war er von allen Seiten "gereinigt" und die Opferhelfer konnten die nächsten Schritte vorbereiten.


    Ich würde derweil in den Tempel gehen und Mars die tönernen Abbilder des Gladius und des Scutum übergeben.


    Ein Blick zu Crispina und Seius Ravilla zeigte ihnen, dass sie mir nun diese Gaben übergeben sollten.

  • Nach der rituellen Waschung und Reinigung des Altars trat auch Crispina einen Schritt aus der Reihe der Opferhelfer hervor. Sie war sehr nervös und zwang sich ruhig zu bleiben. Der Tempel war überwältigend und sie hatte das Gefühl, dass alle Augen auf ihr ruhten, was ihr ein wenig unangenehm war.


    Sie sah Florus' fordernden Blick und überreichte den tönernen Gladius so elegant und würdevoll wie möglich, ehe sie wieder zurücktrat um für Ravilla Platz zu machen.

  • Die Mitte des Martius war eine recht umtriebige Zeit für Pontifices, standen doch allerhand Feiertage im Kalender und nicht wenige davon bedingten die Anwesenheit jener Männer, welchen das Wesen des cultus publicus oblag. Nicht alle inkludierten zu Gracchus' Glück einen derartigen Fußmarsch wie die Equirria, dennoch hatte er sich in diesem Jahre entschieden, das Geleit der Pompa einem jüngeren Collegae zu überlassen und nur das Opfer am Tempel des Mars Ultor zu verfolgen. Die Gens Annaea hatte sich bereit erklärt, dieses auszurichten, respektive der erst kürzlich zum Senator ernannte Annaeus Florus, und Gracchus sah überaus wohlwollend, dass er nicht an einem adäquaten Opfertier hatte gespart.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Es tat wahrhaftig gut, an einem sonnigen Tag, eines der bedeutsamsten Feste mit anderen zu teilen.

    Der Frühling erwachte, Blumen wurden gepflückt, die bunte Farbenpracht verdrängte den düsteren Winter.... die ersten Pferderennen fanden statt... liebende Menschen, die sich küssten, ... hach, ich liebte diese Zeit...

    Ich stand mit meinen Mitkollegen an einem gutsichtbaren Platz und beobachten gemeinsam voller Hingabe das anstehende Opfer. Es kam selten vor, dass eine Familie dieser Größe ein Opfer durchführten, umso mehr war ich angetan. Wir waren gespannt mit welcher Präzision die Familie Annaeus das Ritual vollziehen werden. Hoffentlich ginge alles gut über die Bühne.

  • Die rituelle Waschung erfolgte aus einer erlesenen Vase, deren Ästhetik Ravillas Gefallen erweckte. Nachdem seine Nachbarin in dieser Prozession, Annaea Crispina, dem Opferherrn das tönerne Gladius überreicht hatte, folgte die Darbietung des dazugehörigen tönernen Scutums durch die Hände Ravillas.

  • Die Maxima ließe es sich nicht nehmen höchstpersönlich zu erscheinen. Es war ihr erster Auftritt fernab vom eigenem kultischen Tagesgeschäft. Also gewissermaßen eine Ehre für die Familie Annaeus.


    Sie genoss redlich die Freiheit, die sie verspürte, indem sie nichts tat, außer dem Opfer als Gast beizuwohnen.


    Für sie war ein Ort auf dem Vorplatz vorgesehen, der keine Gefahr mit sich brachte. Ihr Liktor würde zusätzlich für den nötigen Respekt sorgen. Wenn nicht, dann würde der Übeltäter die Rutenbündel in seiner Magengegend spüren.

  • Nachdem ich das tönerne Gladius und das tönerne Scutum erhalten hatte, drehte ich mich vorsichtig um. Es war nun ganz wichtig, dass ich auf meinem Weg nicht stolperte, sonst würden diese wichtigen Opfergaben zerstört und die ganzen Bemühungen wären hinfällig. Dieser Weg führte mich noch einmal 4 Stufen hoch zum eigentlichen Tempel und durch die offene Tür in sein Inneres. Nun war ich in der Wohnung des Gottes, stand unter seiner Präsenz im Heiligsten des Heiligen.


    Hier war ein weiterer Altar, auf den ich die beiden Gaben des Voropfers schweigend niederlegte und dann in persönlichem Gebet zu Mars verharrte.


    Ich erinnerte mich an die Tage in Germania, wo ich zweifellos unter seinem Schutz gestanden hatte, da ich keinerlei Gefahren ausgesetzt gewesen war, obwohl meine Dienstzeit aussergewöhnlich lang gewesen war. Ich erinnerte mich an die Tage meiner Jugend, als ich das Reiten und das Führen des Gladius und des Scutum erlernte, Dinge, welche Mars besonders bedeutsam waren. Ich erinnerte mich an die vielen Opfer, welche ich mit der Familie an Mars gebracht hatte, da er zusammen mit Venus unser Schutzgott war. Und ich danke ihm für seinen andauernden Schutz und versprach ihm, beim nachfolgenden Opfer äusserst sorgfältig vorzugehen, damit er dieses annehmen könnte.


    Sim-Off:

    Falls Mars anwesend ist, wäre dies eine erste Möglichkeit der Kommunikation.


    Am Ende dieser stillen und persönlichen Andacht und nach Vollendung des persönlichen Dankgebetes an den Gott, drehte ich mich nach rechts vom Altar weg und verliess den Tempel wieder in Richtung des Hauptaltares. Dort sollte in der Zwischenzeit alles für das kommende Opfer vorbereitet worden sein.


    Als ich den Tempel verliess, sah ich zum ersten Mal wirklich die Menge an Zuschauern, welche sich versammelt hatte. An einem speziellen Ehrenplatz erblickte ich die Virgo Vestalis Maxima, eine ganz besondere Ehre, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit beglückte, und auch den Pontifex Flavius Gracchus erblickte ich. Ein Moment, den ich vermutlich mein Leben lang nicht vergessen sollte.

  • Ich stand in Begleitung meines Scriba auf dem Vorplatz, inmitten dieser festlich gekleideten Menge vortrefflicher Römer. Waren da nicht Senatoren, die Väter des Vaterlands? Und junge Männer, die Hoffnung des Imperiums? Und die Römerinnen, flores patriae. Sogar die oberste Vestalin, eine hehre Gestalt von blendender Schönheit, hatte sich eingefunden, und sie alle wohnten dem Opfer bei, dass mein Patron Florus minor dem großen Mars widmete. Ja, Mars war groß und der Garant der Größe.

    Diese sonst permanente kleine Stimme in mir, die des Zweifels und der Ironie, verstummte; ich fühlte mich in diesem Moment getragen von etwas, das größer war als ich selbst: Die vor mir gekommen waren, hatten an diesem Platz gestanden, die nach mir kommen würden, würden hier stehen; es gab nichts zu fürchten.


    O gewaltiger Mars, Sohn des Juppiters, Wächter der Stadt, , Speergewaltiger, Führer gerechtester Männer, Kampferprobter mit eisernem Willen, entfache die Glut, wenn wir müde sind, gib uns virtus, wenn die Feigheit uns übermannen möchte; nimm das Opfer meines Patrons an und sei sein Schild, betete ich leise.

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    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • Als Florus im Innern des Tempels verschwindet, beginne ich den Stier vor den Altar auf dem Vorplatz zu führen. Hier sollten die Halterungen sein, mit denen das Tier angekettet werden konnte, um nicht während des Opfers durchzugehen. Es wäre schade, wenn es seinen großen Auftritt durch Flucht verpassen würde. Noch viel schlimmer allerdings wäre der Ansehensverlust für uns alle.


    Die Halterungen waren schon mit Ketten versehen, deren Fesseln ich nur noch um die, nunja, Fesseln des Tieren legen muss. Langsam bringe ich den Stier in Position, streiche ihm erneut beruhigend über die Stirn und schließe dann schnell die erste Fessel um das Bein, womit der schwierigste Teil zumindest erledigt wäre. Geht es dem Tier noch gut? Ja, stelle ich fest, es schaut noch immer leicht benebelt in die Runde. Also schließe ich schnell noch die anderen Fesseln, bevor sich der Zustand auf wundersame Weise ändern sollte.


    Ich erhebe mich und blicke mein Werk zufrieden an, dann schaue ich selbst einmal in die Runde. Viele Zuschauer hatten sich in der Zwischenzeit versammeln, von denen einige uns auf der pompa auch gefolgt waren. Ich meine selbst den Pontifex Flavius Gracchus zu erkennen, nehme aber wieder Aufstellung auf der anderen Seite des Altars und warte auf die Rückkehr von Florus.

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    KLIENT - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    TIRO FORI - HERIUS CLAUDIUS MENECRATES

    SODALIS - FACTIO ALBATA



  • Während Vindex den Stier ankettete und Florus das Voropfer im Inneren des Tempels durchführte, wurde der Platz recht voll. Sie kannte die Personen nicht wirklich, aber anhand der Gewänder konnte sie erahnen, dass es sehr wichtige Personen waren.


    Hier und da plauderten die Leute leise miteinander und die Stimmung war insgesamt sehr ausgelassen und sie lächelte auch ab und an tapfer in die Menge. Je länger sich allerdings das Opfer hinzog, desto ruhiger wurde sie. Sie war ja nicht die einzige Helferin und bisher hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Florus sollte auch bald wieder aus dem Tempel treten.

  • Nachdem ich das Voropfer im Tempel vollzogen hatte und die Stille für die persönliche Kommunikation mit dem Gott genutzt hatte, trat ich wieder aus dem Tempel auf den Vorplatz hinaus. Das Bild war unvergesslich.


    Gemessenen Schrittes ging ich die 4 Stufen wieder hinunter zum Altar, kontrollierte währenddessen aus der Ferne schon die Anordnung der Werkzeuge, welche für die kommenden Aufgaben notwendig waren, und blickte zu Vindex, ob er mit dem Stier Probleme haben würde. Es schien alles in bester Ordnung zu sein. Die Aeditui des Tempels hatten während des Voropfers eine Kupferschale mit glühender Kohle in die Aussparung des Altars eingelegt, so dass auch für die unblutigen Opfer alles bereit schien.


    Der Herold hatte sich ebenfalls zur Gruppe begeben, die nun schön geordnet bereit stand, in der Reihenfolge, wie sie ihre nächsten Aufgaben zu verrichten hatten.

    Ich trat zu dem Herold hin und wechselte kurz einige Worte. Auch er bestätigte mir, dass seiner Meinung nach alles bereit war.


    Also gut, dann konnten wir ja wohl loslegen. Ich blickte nochmals in die Augen jedes Opferhelfers und sah keine Fragen oder kein Zögern. Dann nickte ich dem Herold zu.


    FAVETE LINGUIS! brüllte dieser sodann über den Platz. Sofort wurde es mucksmäuschenstill und in diese Stille stimmten die Musiker ein mit einer dezent im Hintergrund vor sich hindudelnden Melodie, welche allfällige Störgeräusche übertönen sollte, damit die Götter sich nicht durch Lärm gestört fühlen würden und das Opfer nicht wegen eines Husters oder Niesers ungültig wurde.


    Gleichzeitig zogen die Herren, welche am Opfer beteiligt waren, einen Zipfel der Toga von hinten über ihre Köpfe, die Damen bedeckten die Haare mit ihren Mänteln.


    Allmächtiger Iupiter, wir rufen heute deinen Kollegen in der Trias der Götter, den Vater von Romulus und Remus, den Schutz unserer Armeen und Rächer unserer im Kampf verstorbenen Soldaten an. Erlaube uns heute, an den Equirria, dieses Opfer an den grossen Mars, ohne Neid und Misgunst.
    Du, Mars, Ursprung des ewigen Rom, nimm diese Gaben an, welche wir aus freien Stücken dir übergeben. Erneuere deinen Schutz für unsere Stadt, unser Reich, unsere Bürger und Soldaten und halte deine schützende Hand über die dir heiligen Pferde, auf dem Schlachtfeld wie auf dem Acker und bei den Wagenrennen.
    Nimm dieses, unser Opfer an, das wir dir heute darbringen. Macte esto!*

    Diese Worte sprach ich, nachdem ich beide Hände beschwörend zum Himmel erhoben hatte und meinen Blick ebenfalls in den wolkenverhangenen Himmel gehoben hatte.**


    Crispina hatte in der Zwischenzeit von einem der weiteren Opferhelfer zwei bunte Glasschalen erhalten.

    Bitte melde dich an, um dieses Bild zu sehen.

    Eine war mit Mola Salsa gefüllt, die andere mit Weihrauch. Diese Gaben würden die ersten des unblutigen Opfers sein und nachdem ich die Worte der Darbringungsformel gesprochen hatte, blickte ich zu ihr, auf dass sie mir die Schale mit Mola Salsa reichen würde.


    Sim-Off:

    * Macte esto = Es soll geopfert werden! Traditionelle Eröffnungsformel jedes Opfers.

    ** Die Darbringungsformel für Mars ist nicht überliefert. Es ist jedoch überliefert, dass sehr viele Opfer mit einer Bitte an Iupiter starteten, das Opfer zuzulassen. Scheinbar war er als Göttervater leicht allergisch darauf, wenn ihn jemand vergass.

  • Nachdem die Stimme des Herolds über den Platz hallte, zog auch ich meinen Mantel über das Haupt. Die Anwesenden wurden still und die Musikanten spielten ein wenig Hintergrundmusik. ich war sehr beeindruckt von der schieren Lautstärke, die die Stimme des Herolds hatte. Ich stand in seiner Nähe und mir klingelte es fast in den Ohren.


    Die meisten Handgriffe hatten wir einstudiert, der Verlauf war genau abgesprochen und ich ließ mich davon nicht aus der Ruhe bringen. Ich stand als erste in der Reihe der Opferhelfer und man reichte mir zwei kostbare, bunte Glasschalen mit Mola Salsa und Weihrauch. Still und mit gesenktem Haupt trat ich einen Schritt aus der Reihe und reichte Florus die Glasschale mit der Mola Salsa. Danach trat ich wieder zurück in die Reihe, bis der Weihrauch benötigt werden würde.

  • Crispina trat vor und reichte mir die Glasschale mit der Mola Salsa. Diese gehörte zu jedem grossen Opfer und war meist die erste Opfergabe, damit die Götter durch diese heilige Mischung ein ihnen gefälliges erstes Opfer erhielten und nicht bloss irgendwelche Früchte oder niedrigere Speisen.*


    Vorsichtig schüttete ich einen geringen Teil aus dem Glas in die glühende Kohle. Mit einem erfrischenden Zischen erhob sich eine weisse Wolke über dem Altar, welche zum Glück nicht von ungünstigen Winden zu Boden gedrückt wurde, was ein schlechtes Zeichen gewesen wäre, sondern in einem gewissen Winkel vom Altar weg nach oben gen Himmel strebte.


    Feierlich senkte ich beide Hände, die Glasschale vorsichtig am Rand mit der Rechten haltend. Es war der Moment, dass Crispina erneut vortreten durfte und die Schale austauschen sollte. Weihrauch war das nächste Opfer.


    Sim-Off:

    * Die Reihenfolge dieser "geringen" Opfergaben ist nicht bekannt, das Argument erscheint mir jedoch nicht ganz sinnfrei.

  • Ich trat erneut hervor und nahm die Schale mit der restlichen Mola Salsa entgegen und reichte Florus im Gegenzug die andere Schale mit dem Weihrauch. Den Rest der Mola Salsa reichte ich Ravilla, der als nächster in der Reihe der Opferhelfer stand.


    Ich musste nur noch die Schale wieder einsammeln und dann würde ich ans Ende der Reihe rücken, da dieser Teil meiner Aufgaben dann abgeschlossen war. Ich war sehr erleichtert, dass alles bisher fehlerfrei funktioniert hatte und die Götter uns gewogen schienen.

  • Nun war die Reihe am Weihrauch. Damit dieser auch schön knisterte und brutzelte und schnell seinen feierlichen Duft verbreitete sowie die typische weisse Wolke generierte, war unter die Körner der eigentlichen Opfergabe eine nicht unbeträchtliche Menge an zerkleinerten Schwefelhölzchen gemischt. Diese entzündeten sich beim Kontakt mit der heissen Kohle und brachten so die Weihrauchkörner schneller zum Schmelzen als wenn man diese einfach auf die heisse Kohle gegeben hätte. Erst durch das Schmelzen setzten die Weihrauchkörner die gewünschten Eigenschaften frei.*


    Wieder hob ich beide Arme und schüttete den gesamten Inhalt der Glasschale vorsichtig in mehreren Teilen auf die heissen Kohlen. Sofort flammten die Schwefelhölzchen auf und die Weihrauchkörner um sie herum schmolzen und setzten den wohlriechenden Duft in einer grossen weissen Wolke frei.


    Als auch die letzten Schwefelhölzchen verbrannt waren, senkte ich die Arme wieder und übergab Crispina die nun leere Schale.


    Nun war die Reihe an Vindex und Ravilla mit dem Stier. Dieser sollte zuerst von seinem Schmuck befreit und danach mit der Mola Salsa für das Opfer geweiht werden.


    Sim-Off:

    * Der hier beschriebene Trick ist nicht direkt überliefert, aber es ist bekannt, dass die Römer die Schwefelhölzchen kannten. Der Trick ist im Reenactment vielfach erprobt. Ohne dauert es fast 15 Minuten, bis der Weihrauch sich entfaltet. Bei zu wenig heisser Kohle passiert ohne die Schwefelhölzchen sogar überhaupt nichts.

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