Duccia Venusia

  • Ein Kindermädchen hatte die Kinder mitgenommen um mit ihnen in den Garten zu gehen. Venusia war der Meinung, dass Kinder viel frische Luft benötigten und so lange es nicht in Ströhmen regnete, wurde sie raus geschickt. Diese Zeit nutzte sie um Briefe zu schreiben oder sich um sonstige Dinge zu kümmern. Meistens nur so lange bis es an der Tür klopfte. Genauso wie an diesem Tage. So legte sie die Schreibutensilien zur Seite und bat den oder die Klopfende hinein. Wer es war wusste sie noch nicht.

  • Als sie die Aufforderung bekommen hatte, trat sie ein. Zuerst war nur ihr Kopf zu sehen. "Salve Venusia! Störe ich? Ich hätte nämlich ein Attentat auf dich vor." Valeria schmunzelte leicht verwegen, sofern das bei ihr überhaupt möglich war, und wartete. Inzwischen hatte sie die Tür noch ein wenig weiter geöffnet, stand aber immer noch sozusagen auf der Schwelle zu Venusias Reich.

  • Als sich die Tür öffnete, sah Venusia zu dieser und begann zu lächeln als sie Valeria sah.
    "Ein Attentat? Auf mich? Das hört sich gefährlich an."
    Das Lächeln blieb und so konnte sich Valeria sicher sein, dass Venusia das nicht ernst nahm.
    "Ich hoffe ich überlebe das. Aber bitte, komme doch herein."
    Sie stand vom Stuhl am Schreibtisch auf und ging hüber zu einer Bank. Dies war ja kein "geschäftliches" Gespräch. Zumindestens hoffte sie das. Auf der Bank konnte man ungezwungener sitzen und sich besser unterhalten.
    "Wie kann ich dir denn helfen? Möchtest du etwas trinken oder eine Kleinigkeit essen?"
    Es war wie immer Gewohnheit, die sie ihren Besuch nach dem Getränk oder dem Essen fragen ließ. Eine alte Angewohnheit, die sie nicht ablegen wollte und konnte. Es war Tradition. Sie war schon ein wenig neugierig wie sie behilflich sein könnte. Es passierte ja eher selten, dass jemand aus der Familie ihres Mannes sie um Hilfe bat.

  • Valeria lachte. "Naja, für dich nicht, aber für mich vielleicht", sagte sie und trat ein. Nachdem sie sorgfältig die Tür geschlossen hatte, ging sie hin zu Venusia und der Bank und setzte sich neben die Zwillingsmutter. Trinken wollte sie nichts. "Danke, nein." Essen eigentlich auch nicht. Andererseits... Sie runzelte kurz die Stirn. "Oder doch, eine Kleinigkeit zu essen vielleicht wäre wohl nicht das Verkehrteste..." Zumindest dann nicht, wenn sie sich ihre Ärmchen so besah. Und den Rest von sich. Schnell schob sie die Gedanken weit fort.


    "Tja also.. Ich bin eigentlich schon lange darüber hinaus. Über das rechte Alter, meine ich. Äh, zum Heiraten." Valeria zog eine Grimasse. "Tja und... Also, eigentlich sollte ich Livianus fragen oder Serapio, aber ich meine... Ich möchte.... Also... Äh, weißt du was ich meine?" Valeria sah Venusia bittend an. Sie fühlte sich unbehaglich und ihr war warm, was daran lag, dass sie inzwischen ziemlich errötet war. Und sie hoffte, dass Venusia trotzdem verstand, was sie ihr eigentlich sagen wollte.

  • Venusia langte zu einem kleinen Tischen hinüber auf dem eine kleine schlae Oliven, etwas Obst und ein paar Kekse standen. Dann stellte sie die Gefäße zwischen sich und Valeria.
    "Bitte, bedien dich. Ich hoffe, dass etwas für dich dabei ist."
    Die weiteren Ausführungen der Decima irritierten sie einen Moment bis sich die Denkfalten lichteten und sie meinte wirklich zu verstehen.
    "Du möchtest heiraten, habe ich das so richtig verstanden?"
    Valeria hatte das zwar gesagt, war aber danach ins Stocken gekommen und ehe sie sich damit weiter befasste, wollte sie wissen ob sie das wirklich so wollte und meinte.
    "Ich kann schon verstehen, dass du dait nicht zu Livianus gehen möchtest oder zu Serapio."
    Den versuchte sie ja mit Hilfe von Lucilla gerade slebst unter die Haube zu bekommen. Allerdings schien das nicht ganz so einfach zu werden und er half auch nicht viel dabei.
    "Hast du denn schon jemanden in Aussicht oder möchtest du auf die Suche gehen, solle ich dir dabei helfen?"
    Das sollte erst einmal an Fragen genug gewesen sein. Freundlich lächelte Venusia. Offen zudem. Valeria schien das Thema auch nicht ganz zu liegen und sie wollte die andere Frau nicht unter Druck setzen und ihr das Gefühl geben ernst genommen zu werden und auch Verständnis zu finden.

  • Oliven, Obst und Kekse. Valeria besah sich die schmackhaften Happen, seufzte leise und nahm sich dann eine Hand voll Oliven, die sie sich immer dann einwarf, wenn sich gerade die Gelegenheit dazu bot. Bei Venusias Nachfrage dann musste sie laut seufzen. "Naja, was ich möchte, ist dass es kein übles Gerede gibt, weil ich die einzige Decima bin, die steinalt und unverheiratet ist - und die dabei keine Vestalin ist. Ich finde einfach, es ist an der Zeit, nicht weiter davonzulaufen. Ich hatte das große Glück, viele Freiheiten genießen zu können bisher, weil ich keinen Vormund hatte... Aber die wilden Jahre sollten langsam vorbei gehen", erzählte sie Venusia und sah dabei doch ein klein wenig unsicher aus.


    Sie schmunzelte, als Venusia sagte, dass sie verstand, warum sie keinem von beiden dazu befragt hatte. Serapio kannte sie ja kaum. Und Livianus... Da gab es andere Gründe, die Venusia vielleicht nicht erahnen mochte. Valeria seufzte erschlagen. "Puh. Du kannst dir nicht vorstellen, wie gut das tut, nicht gleich befürchten zu müssen, an den nächstbesten verschachert zu werden, nur weil ich dir das gerade erzählt habe." Valeria lächelte kurz. "Ich habe niemanden in Aussicht. Ich bin ja eben erst wieder zurück in die Zivilisation gekommen. Zumindest fühle ich mich so..." Erneut sah sie auf die Schale mit den Leckereien und nahm sich dann einen Keks. "Ich möchte wieder in der Schola anfangen", erzählte sie dann Venusia, die ja auch einmal Curatrix gewesen war. So hatten sie sich genau genommen erst kennen gelernt. "Und auch eine Dissertation schreiben."

  • "Valeria du bist nicht steinalt. Es gibt Frauen, die sind weitaus älter und heiraten. Mache dir da keine Gedanken. Aber wenn du es so wünschst, dann werden wir uns eben umsehen. Ich bin noch ein paar Tage in Roma, ich muss noch auf den Mercatus und Möbel kaufen ehe ich wieder zurück zu Primus gehe. Danach sehen wir einfach. Wir werden schon jemanden für dich finden. Ich bin leider noch nicht lange genug hier in Roma um schon in entsprechenden Kreisen Einblick zu haben. Ich bin aber überzuegt, dass wir das schon schaffen werden."
    Als Valeria mit dem Verschachern begann, musste Venusia lachen.
    "NEin, nein. Eine Decima wird nicht an den nächstbesten verschachert. Das habt ihr nun auch nicht nötig. Ihr seid eine angesehene Familie im Römischen Imperium. Da muss man sich nicht unter Wert verkaufen. Egal in welchem Alter man sich befindet und dafür werde ich mich auch einsetzen."
    Darauf konnte sich ihre angeheiratete Verwandte auch verlassen.
    "In der Schola hier in Roma? Dafür wpnsche ich dir alles Gute. Welches Thema soll deine Dissertation denn haben?"
    Die Zeit, die Venusia in der Schola verbracht hatte, war eine wunderbare. Wissbegierigen Menschen Dinge vermitteln zu können und auch anzubieten sich Wissen aneignen zu können, war eine tolle Erfahrung.

  • Valeria lachte kurz auf. "Ach, es ist nett, dass du das sagst, liebe Venusia... Aber ich bin schon 35, und ich weiß, dass das nicht unbedingt das ideale Alter zum Heiraten ist. Wenn ich mich nicht beeile, dann wird das nichts mehr mit den Kindern." Denn irgendwann war die Zeit vorbei, in der man welche haben konnte. "Danke. Es ist wirklich nett von dir, dass du mir helfen möchtest, unter... Naja, unter die Haube zu kommen." Valeria musste lachen, das hörte sich wirklich albern an. "Ich war heute in den Thermen, weißt du, und da kam ich mir wirklich vor wie ein altes Mütterchen, das nicht dazu gehört. Du findest dort nur Pulks von jungen Frauen auf Männerfang oder eben Müttern, deren Gesprächsthema natürlich ihre Kinder sind. Ich gehöre zu keiner Gruppe, das ist mir da wieder besonders aufgefallen."


    "Ja, hier in Rom. Ich muss aber erst noch mit Avarus reden", erklärte sie Venusia. "Ich möchte gern Medizinkurse anbieten, weißt du? Und meine Dissertation möchte ich zur Frauenheilkunde verfassen. Ich habe auch schon den groben Rahmen festgesteckt. Allerdings muss ich erst fragen, ob das Thema zugelassen wird. Das will ich gleich morgen in Angriff nehmen. Wie sieht es eigentlich mit dir aus, bist du nicht voller Tatendrang, jetzt wo die Kinder sich auch schon mal selbst beschäftigen können? Wird dir da nicht schnell langweilig?"

  • "Manchmal habe ich das Gefühl, dass Frauen von nichts anderem sprechen können. Männer und Kinder. Dabei gibt es so viele Dinge über die man auch sprechen könnte. Doch irgendie fehlt ihnen der Zugang zu solchen Themen."
    Das war unter anderem auch ein Problem warum Venusia nur mit wenigen Frauen sich wirklich unterhalten konnte. Es gab eben nicht nur Kinder und Männer sondern auch Dinge wie Politik. Innerlich seufzte sie ein wenig.
    "Das hört sich wirklich interessant an. Ich wünsche dir viel Erfolg dabei."
    Auf die nächste Frage von Valeria wusste sie nicht recht etwas zu antworten. Darüber hatte sie sich keine Gedanken gemacht. Langeweile hatte sie bisher nicht verspürt.
    "Die ruhige Zeit nutze ich um Geschäfte zu erledigen und mich um wichtige Dinge zu kümmern. Ansonsten versuche ich so viel Zeit wie nur möglich mit unseren Kindern zu verbringen. Sie müssen viel lernen und dabei will cih ihnen helfen so lange ich kann. Langeweile hatte ich bisher nicht. In letzter ZEit sind wir ja auch nicht recht zur Ruhe gekommen. Nachdem wir hier in Roma angekommen waren, uns eingerichtet hatten, wurde Magnus nach Misenum berufen und so brachen wir wieder auf. Wie es in Zukunft aussehen wird, weiß ich nicht. im Moment bin ich aber recht froh keine Ämter inne zu haben."
    Dies war durchaus ehrlich gemeint. Zwar hatte sie mal ein Angebot gehabt, aberdaruas schien nichts geworden zu sein und so hatte sie Zeit für andere Dinge.

  • "Ja. Aber es war da auch eine Iunia dabei, die regelrecht wütend wurde, als es um die Würdigung des kriegshandwerks ging. Sie hat anscheinend ihre halbe Familie durch kriegerische Handlungen verloren, zumindest hörte es sich so an, und ist jetzt recht verbittert. Allerdings ist der Krieg auch nicht unbedingt etwas, über das ich gerne rede. Ich weiß nur, dass er stattgefunden hat und zu Ende ist, und das war auch schon alles." Valeria ging davon aus, dass es sonst nichts weiter zu berichten gab darüber. Sie zuckte mit den Schultern und kaute auf einer Olive.


    "Danke", gab sie bei den Glückwünschen zurück. "Was macht er denn jetzt in Misenum? Und wie kommt es, dass du jetzt hier bist und nicht bei ihm? Nicht, dass ich etwas dagegen hätte." Valeria schmunzelte.

  • "Krieg ist eine Sache über die keiner gern spricht. Es gibt ihn aber und ihn so zu verdammen oder gar tot zu schweigen, ist auch nicht der richtige Weg. Ich habe keine guten Erinnerungen an Kriege. Leider wird es ihn immer wieder geben. Aber das sollte nicht Thema unserer Unterhaltung hier und heute sein."
    Damit beendete auch Venusia dieses Thema und trank einen Schluck vom Obstsaft.
    "Magnus ist Praefekt der Classis in Misenum. Nachdem ich einige Zeit dort verbracht habe, wurde mir bewusst, dass doch einige Dinge der Ausstattung fehlen. Ich bekam sie in Misenum nicht und bin daher hier nach Roma gekommen um das Einzukaufen. Allerdings haöten mich einige andere Dinge noch auf und ich werde noch ein paar Tage hier bleiben. Das muss ich ihm aber noch schreiben."
    Er würde sich sonst ganz sicher Sorgen machen wenn sie nicht bald zurück käme.

  • Valeria nickte bestätigend und folgte Venusias Beispiel, indem sie nichts weiter über den Krieg sagte. Es war ihr auch ganz recht, immerhin hatte sie selbst was ihre Liebschaften anging auch nur schlechte Erfahrungen gemacht mit dem Soldatendasein. Dass Venusia so zu Magnus hielt und sich damit arrangiert hatte, dass auch er ein Soldat war, fand Valeria beeindruckend.


    "Präfekt der Flotte? Ist er dann oft auf See oder bleibt er an Land und schickt andere?" fragte sie Venusia und knabberte an einem Keks. Dann seufzte sie laut und ließ die Schultern hängen. "So gern ich mit dir plaudere, ich merke selbst, dass ich nur ausweichen will vom eigentlichen Thema..." Sie lächelte entschuldigend. "Meinst du, ich könnte dich begleiten, wenn du einkaufen gehst? Wenn uns jetzt niemand einfällt, der passen könnte, vielleicht fällt und dann jemand auf?"

  • "Bisher hat er immer andere geschickt. Sicher kann es aber auch vorkommen, dass er auch mal zur See fahren muss. Als er Praefectus der ALA war, konnte er auch viel zu im Castellum bleiben und schickte andere. Das alles hat mich bisher noch nie so beunruhigt wie seine Suche nach Livianus im Land der Parther. Er war wirklich sehr lange fort und ich bekam keine Nachricht wie es ihm und dem Suchtrupp ging und ob sie Livianus überhaupt gefunden hatten. Aber sie sind ja beide zum Glück heil zurückgekehrt."
    Man konnte sich wirklich an vieles gewöhnen und Venusia hatte aufgegeben sich mit jedem Moment dem Schicksal entgegen zustellen. Es hatte keinen Sinn. Was die Götter oder die Nornen sich für uns ausgedacht hatten, würde immer eintreffen. Sie konnte nur hoffen, dass alle Prüfungen hinter ihr lagen und das Leben nun ruhiger werden würde.
    "Natürlich kannst du mich begleiten. Ich würde mich auch sehr freuen wenn ich einen Berater habe, der mir beim aussuchen hilft. Was hälst du vom morgigen Vormittag? Passt es dir da oder hast du bereits etwas vor? Wir können uns ja dann auch ausgiebig weiter unterhalten und schauen ob wir jemanden treffen."

  • Nicht lange vor ihrem Gespräch hier hatte Valeria von Livianus selbst erfahren, dass er ein Kriegsgefangener gewesen war. Das mutete ihr immer noch seltsam an, die Vorstellung, deswegen nickte sie nur. "Ja, ich habe heute früh erst davon gehört. Ein Wunder, dass er das überlebt hat und sie alle heil wieder zu Hause angekommen sind." Mehr wollte sie auch gar nicht darüber reden. Sie fühlte sich seltsam, wie betäubt, wenn sie daran dachte, dass sie einmal mehr als üblich für Livianus empfunden hatte. Deswegen stürzte sie sich umso begieriger auf das Einkaufsthema. "Morgen passt mir prima! Direkt nach dem Frühstück? Ich könnte auch ein paar neue Tuniken gebrauchen." Aus ganz offensichtlichen Gründen. Sie lächelte.

  • Damit war das Gsrpäch wohl seinem Ende entgegengegangen.
    "Gut, dann treffen wir uns morgen zum Essen und gehen dann gemeinsam los. Ich freue mich schon sehr und ein paar Tuniken werden wir ganz sicher für dich finden."
    Wo wenn nicht hier in der Stadt sollte man bei der großen Auswahl das bekommen, da man suchte.
    "Es tut mir leid das Gesrpäch nun so schnell beenden zu müssen. Die Kinder werden demnächst zurückkommen und ich möchte noch zumindestens einen Brief schreiben. Es freut mich sehr, dass duw ieder hier bist."
    Man würde sich ja auch schon sehr bald wieder sehen wenn es zum Markt ging.

  • Liebe Tante Venusia,


    hast Du schon von meiner Versetzung gehört? Ich werde ritterlicher Tribun bei der XXII. Es kam sehr überraschend, und ich werde mich schon morgen einschiffen. Da ich Dich bei meiner Abschiedsrunde nicht angetroffen habe, möchte ich Dir auf diese Weise auf Wiedersehen sagen. Es hat mir sehr viel Freude gemacht, Dich und die Kinder kennenzulernen und mit euch zusammen das Compitaliafest zu besuchen. Ich hoffe, Du findest hier in Rom alles, was du noch benötigst, um Misenum zu einem wohnlichen Ort zu machen.
    Ausserdem möchte ich mich bedanken, dass Du so viel Anteil an der Frage einer Ehe für mich genommen hast - wo das doch wirklich nicht selbstverständlich ist. Meine Abreise wird das Thema ja nun vorerst beenden, und ich hoffe sehr, dass Du Dir in dieser Hinsicht noch nicht zu viel Mühe gemacht hast.
    Ich bin schon wirklich gespannt auf Ägypten, auf Alexandria. Es war immer schon mein Traum, diese Stadt einmal mit eigenen Augen zu sehen. Kannst Du mir vielleicht ein paar gute Tipps geben, was man dort auf jeden Fall unternehmen sollte?


    Vale bene,
    Dein Neffe
    Faustus

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Es war einige Zeit seit dem Brief von Lucilla ins Land gegangen und sie wollte antworten.



    Decima Lucilla,
    Casa Roscia
    Narbo Martius
    Gallia


    Meine liebe Lucilla!



    Lange Zeit musstest du auf meine Antwort warten und es tut mir sehr leid. Bei den Decima gibt es viel zu tun und irgendwie werde ich viel darin involviert.


    Mir geht es gut. Vielen Dank der Nachfrage. Wie du vielleicht aus den obigen Zeilen lesen konntest, weile ich derzeit in Roma. Wenn ich ehrlich bin schon einige Zeit. Unsere Kinder haben mich begleitet und Primus musste allein in Misenum zurückbleiben. Aber du hast recht. Misenum ist sogar noch ruhiger als Mogontiacum. Da ist wirklich mehr los. Alelrdings muss ich auch sgaen, dass Roma ziemlich trubelig ist und mir das auch nicht so wirklich gefällt. Ich glaube, dass ich da von Germania und Alexandria zu verwöhnt bin. Es können mir beide Städte nicht wirklich recht machen. Ich versuche neben meinen Bemühungen um eure Gens Kontakte in Roma zu knüpfen und alte aufzufrischen und zu pflegen. Es ist wirklich schwer als unbekantte Person Zugang zu den Geselllschaften der Stadt zu finden. Egal was du in den Provinzen Gutes getan hast, zählt hier nicht viel. Sie bekommen es ja nicht einmal mit. Manchmal wird man sogar komisch angeschaut wenn man erzählt, was man alles in der Provinz getan oder erreicht hat. Es ist schon ein Besonderes Klima hier. Aber von mir genug.


    Wie geht es dir und deinem Kind. Ich hoffe, dass es euch gut geht. Wie ich erfahren habe, hast du Hispania verlassen und bist weitergereist. Ich hoffe inständig, dass ich die richtige Adresse ausfindig machen konnte. Dich hat es aber auch in eine ruhige Gegend verschlagen. Wie gefällt es dir denn in Gallia?


    Hach Serapio. Ich habe nach deinem Brief versucht ihn zum heiraten zu animieren. Doch dafür scheint er gar keinen Sinn zu haben. Stoisch suchte er nach Ausreden und Gründen warum er nicht heiraten muss oder kann. Dennoch habe ich mal geschaut wer als Frau in Frage käme. Bisher habe ich noch keine gefunden. Ich glaube, dass ich wohl zu hohe Ansprüche an unsere zukünftige Nichte habe. Bei einem Familienessen hat er uns dann eine junge Frau vorgestellt. Ich meine, dass sie Keltin oder Germanin. Sie heißt Celeste und sie soll das Herz unseres Neffen erobert haben. Was ich davon halten soll, weiß ich wiederum nicht. Auf jeden Fall ist sie mit ihm nach Alexandria gegangen. Ich würde sie gern etwas näher beobachten, aber ich kann Italia und Primus nicht schon wieder verlassen. Hast du vielleicht die Möglichkeit? Ich weiß, dass es eine große Bitte ist, aber ich mache mir Gedanken um ihn. Er ist so komisch in dieser Beziehung. Es würde mich ja sehr freuen, wenn er wirklich eine Frau sein Herz geschenkt hat. Aber eine Peregrina ist doch auch nicht das Wahre bei seinem Stand, oder was meinst du?
    Es gibt viele Helden in den Weiten des Imperiums und doch sind die größten die Frauen, die Haus und Heim erhalten und bewachen während die Männer in der Ferne hausen und kämpfen um als Helden zurückzukehren. Es bleibt also wiederum an den Frauen hängen aus der Familie etwas zu machen. Ich werde deine Vorhaben soweit unterstützen wie ich kann und es vermag. Darauf kannst du dich verlassen. Versprochen!


    Das soll es vorerst von mir gewesen sein. Schreibe mir doch bitte deine Gedanken und Vorschläge dazu. Ich bin damit im Moment ein wenig überfordert. Wo wir gerade dabei sind. Kennst du vielleicht einen guten Mann für Valeria? Sie bat mich um Hilfe und ich befürchte, dass es auch hier nicht wirklich einfach werden könnte. Sie ist zurückgekehrt und möchte nun endlich wie alle Decima Frauen eine eigene Familie begründen.


    Meine liebe Lucilla, ich wünsche dir alles Gute und mögen die Götter immer schützend über dich wachen.


    Deine


    Venusia


  • Der Brief ihrer Verwandten hatte etwas länger benötigt um von Misenum zu ihr zu kommen. Aber irgendwann hatte er es geschafft und nun saß Venusia und las ihn.


    An
    Duccia Venusia
    Classis Misenensis
    Misenum
    Italia


    Heilsa Dagmar,


    lange, ja viel zu lange habe ich nichts von mir hören lassen. Ich weiß garnicht, ob und wie du von meiner langen Abwesenheit aus Mogontiacum erfahren hast. Ich bin vor einigen Monaten ohne genaues Ziel in die Ferne aufgebrochen, um zu mir selbst zurückzufinden. Ich weiß, das klingt sicher merkwürdig.


    In der Zeit davor hat sich so vieles so rasant verändert, dass ich erst einmal Zeit brauchte, um meinen eigenen Platz in dieser Welt zu finden. Die Hochzeiten, die Schwangerschaften der anderen... Es war einfach alles ein wenig viel. Aber das ist keine Entschuldigung, wie ich weiß, nur mit einem Zettel als Nachricht einfach so zu verschwinden. Das war allen anderen gegenüber nicht fair. Umso schwerer fiel mir auch die Rückkehr vor kurzem.


    Trotz all der interessanten Dinge, die ich gesehen und gelernt habe, konnte ich die Sehnsucht nach den Räumen und Menschen der Casa Duccia nicht ewig unterdrücken. Mittlerweile ist sie mein Zuhause. Wie vielmehr also muss sie dir fehlen bisweilen fehlen.


    Ìch weiß nicht einmal genau wieso, doch als ich Tage lang ohne bestimmtes Ziel geritten war, erreichte ich einen Ort. Auf Nachfragen erfuhr ich, dass ich auf der Route nach Gallien gelandet war und da stand mein Entschluss fest. Ich wollte Gallien und vor allem Britannien bereisen, von dem du mir so vieles erzählt hattest. Ich bin auf vieles aus deinen Erzählungen gestoßen, aber auch auf vieles, was bisher unerwähnt geblieben war. Wie faszinierend all das gewesen ist. Wie anders und doch ähnlich die Menschen dort. Der Winter in Britannien war ebenso kalt, wie bei uns, aber es gab viel weniger Schnee...


    Ich begann meine Erkundungen in Dubris, wo unser Schiff anlegte. Von dort aus folgte ich der Ostküste, bis hin zur Heerstraße im Norden, die unter anderem zum Kastell Vindolanda führt. Man riet mir davon ab, weiter in die nördlichen Regionen vorzudringen und so kehrte ich Richtung Süden zurück. Über Glevum und Cavella erreichte ich in Noviomagus die Küste und kehrte zum Festland zurück, wo ich mich dann noch eine Weile in Nordgallien herumtrieb.


    Ich würde mich freuen, dir bei nächster Gelegenheit mehr von meiner Reise zu erzählen. Sicher können wir uns gut austauschen. Aber jetzt bin ich erstmal wieder daheim in Mogontiacum und werde versuchen meine Angelegenheiten zu ordnen.


    Aber, was viel wichtiger ist: wie geht es dir? Wie geht es deinen beiden Kleinen? Was gibt es Neues aus dem großen Rom, das mir wohl immer gewissermaßen suspekt bleiben wird? Fühlst du dich dort wohler, als ich es tat? Ich soll dich von allen herzlichst grüßen,
    schreib uns doch bald, wie es euch allen geht!


    Til ars ok frisar,


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/unterschriften/unterschrifteila.png]



    ANTE DIEM V ID APR DCCCLX A.U.C. (9.4.2010/107 n.Chr.)


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]




    Sie war wirklich sehr froh gewesen etwas von Eila zu hören und wollte ihr sofort antworten. Schnell waren die entsprechenden Schreibutensilien zur Hand genommen und mit dem Schreiben begonnen.



    Duccia Venusia, Casa Decima, Roma, Italia


    Duccia Flamma
    Mogonatiacum
    Germania



    Liebe Eila,


    es freut mich sehr von dir zu her. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin dich wieder in der Heimat zu wissen.


    Doch zu erst möchte ich mich entschuldigen. Es tut mir leid, dass du jetzt erst von mir liest. Dein Brief ist bei der Classis angekommen und ehe er nach Roma weitergeleitet wurde, dauerte es etwas.


    Magnus kommandiert noch immer die Classis in Misenum. Die Kinder und ich sind im Moment in Roma. Hier halten mich einige Besorgungen auf. Auch einige Aufträge, die ich von meiner Freundin Decima Lucilla bekommen habe. Ich soll doch ein Auge auf die Familie haben. Ihr sind einige Gechichten zu Ohren gekommen und ich soll nun danach schauen. Wenn ich ehrlich bin, mache ich es sogar sehr gern. Misenum ist eine schrecklich langweilige Stadt wie ich finde. Nur im Castell zu sein, macht keinen großen Spaß und Zugang zu der Gesellschaft dieser Stadt habe ich leider nicht gefunden. In Roma habe ich alte Bekannte mit denen ich mir die Zeit vertreiben kann.


    Sevilla und Secundus gedeihen wirklich gut. Ich bin sehr zufrieden. Sie sind auch sehr neugierig und wissbegierig und fragen mich auch viel nach unserer alten Heimat. Auch ihr Germanisch ist inzwischen recht gut. Sie können auf beiden Sprachen Unterhaltungen führen. Nur manchmal ärgern sie andere Kinder sehr gern indem sie in unserer Sprache sich unterhalten, die die anderen ja nicht verstehen.


    Doch nun zu dir. Ich finde, dass es gar nicht merkwürdig klingt. Ich kann dich sogar ganz gut verstehen. Man spürt eben einfach, dass es irgendwann Zeit für eine Reise wird. Das einzig Richtige ist dann diese Reise auch ranzugehen. Es fehlt sonst das ganze Leben etwas. Einfach so zu verschwinden, war vermutlich nicht richtig, aber ich denke, dass sie alle sehr froh sind, dass du zurückgekehrt bist und das gesund. Für mich ist es das Wichtigste.


    Mir fehlt die Casa wirklich sehr. Natürlich ihr alle fehlt mir. Doch mein Platz ist bei meinem Mann und den Kindern. Aber vielleicht schaffe ich es euch mal wieder zu besuchen oder ihr kommt mich mal besuchen. Ein weiterer Verwandter hat inzwischen seinen Weg nach Roma gefunden.


    Britannien ist ein ganz eigenes Land. Wenn ich diene zeilen so lese, bist du dort viel weiter herumgekommen als ich. Von den Ortschaften habe ich vielfach nur gehört und sie nicht selbst gesehen. Ist dir auch der viele Nebel aufgefallen? Wir hatten ihn häufig und viele Erzählungen haben mit ihm zu tun.


    Über einen Reisebericht würde ich mich natürlich sehr freuen. Es ist schon einige Jahre her, seit ich dort fort bin und womöglich hat sich schon einiges verändert.


    In Roma ist immer etwas los und ich denke, die wichtigsten Neuigkeiten erfahrt ihr auch. Was es sonst so noch gibt? Mit großen Gerüchten kann ich nicht aufwarten. Ich habe vor einigen Tagen meinen alten Legaten aufgesucht. Es war ein sehr nettes Gespräch mit ihm und seiner Frau. Außerdem wird in der Stadt im Moment viel geheiratet.


    Ich komme mit dem Leben inzwischen klar. Vermutlich fühle ich mich damit wohler. Aber es ist nicht Mogontiacum oder Alexandria. Alexadria war zwar sehr warm, aber eine kleinere Stadt als Roma. Es wimmelt hier nur so von Menschen, die Luft ist schlecht und es wird wieder warm. Ich kann mich damit abfinden und wenn es mir zu viel wird, dann können wir auch auf ein Landhaus ausweichen. Ich glaube dorthin könnte es uns wohl verschlagen.


    Grüße mir die anderen doch bitte auch ganz lieb. Ich denke immer an euch.


    Eure


    Venusia



    Dann schickte Venusia einen Sklaven gleich mit dem Brief los um ihn zur Poststelle zu bringen.

  • Die Post hatte sich auf Venusias Tisch inzwischen gehörig angesammelt. Am heutigen Nachmittag hatte sie such dafür Zeit genommen. Neue war heute auch hinzugekommen.


    Zu allererst kümmerte sie sich um die Sortierung der Briefe. Es gab natürlich Wichtige und Unwichtige und ne Menge zwischendrin. Sie hoffte auch jeden Tag einen Brief von ihrem Mann zu erhalten. Doch auch heute war wohl keiner dabei. Ihre Familie hatte sie aber mit einem Schreiben bedacht. Das Siegel war natürlich nicht zu übersehen. So brach sie es und entroffte das Papier. Venusia war etwas erstaunt über die Schrift. Sonst schrieb ihr Loki immer und dies war eine fremde Handschrift. Der Schreiber kam auch gleich zur Sache. Die Zeilen musste sie immer wieder lesen und konnte nicht begreifen was da stand.




    Ad:
    Duccia Venusia
    Casa Decima
    Roma


    Liebe Dagmar,


    schlimme Neuigkeiten. Lando ist tot. Er starb einen ehrenvollen Tod bei einem 'Überfall' im Wald. Ein tragischer Verlust für die Sippe und Mogontiacum. Wir alle trauern zutiefst um unseren Loki...
    Es sind schwere Zeiten für uns, nachdem zuerst mein Weib Callista und nun unser Oberhaupt zu den Ahnen gefahren sind, aber ich tue mein Bestes die Lücke zu füllen, die Lando hinterlassen hat.
    Ich bete zu den Göttern, dass sie unsere Verstorbenen zu sich aufnehmen und, dass sie uns von jetzt an gnädig seien. Wenn es dir irgendwann einmal möglich ist, beglücke uns doch mit deinem Besuch und nimm dir die Zeit an Landos Grabstein zu verweilen. Die Bestattung wird übermorgen stattfinden, selbstverständlich an unserem Sippengrab im Wald.


    Vereint in tiefster Trauer grüßen dich alle Duccii.


    Til ars ok frisar




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia - Mogontiacum - Germania Sup.


    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/wappenduccia/siegelgruen.png]


    Ein Überfall auf die Familie? Ein tragischer Verlust? Ja, ohne Frage. Das war ein Schock. Das konnte doch alles nicht sein.


    In diesen Gedanken würde sie gestört als es an der Tür klopfte. Ihr wurde ein Besucher gemeldet. Sie wusste nicht ob es gut war ihn zu empfangen oder nicht. Im Moment wusste sie gar nichts. Aber vielleicht tat es ja gut sich mit der Familie auszutauschen. Vala sollte sie besuchen dürfen. Der Sklave verschwand und Venusia las den Brief noch einmal.

  • Zwischenzeitlich mit einem Becher Wasser versorgt und um einen Dupondius ärmer (das war ihm in Fleisch und Blut gegangen, Sklaven für ihre kleinen Leistungen zu entlohnen), kam Vala ins Zimmer geschnauft, und fand seine Tante in grüblerischer Stimmung vor, eine Schriftrolle lesend. Der Siegelwachs war grün, was nicht allzu oft vorkam, schließlich zogen die meisten das herrschaftlichere Rot vor. Aber der hier war grün...


    "... haben...", schnaufte Vala, "...haben sie dir auch geschrieben?"

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