Hin und wieder zurück – Das Officium des Gardetribuns Decimus Serapio

  • Wie auch immer.... Letztendlich revidierte ich meine Entscheidung: diese Informantin zu führen würde ich in die erfahrenen Hände unseres Trecenarius legen.
    Mit Iulius besprach ich noch die Mission zu Ende, seine Rückkehr zu seiner Centurie und ihren derzeitigen Einsatz, dann entließ ich den Centurio. Die anderen, die heil zurückgekehrt waren, bestätigten seine Schilderung des tragischen Unglückes. So blieb mir nur, mich hinzusetzen, und den Angehörigen der erschlagenen Speculatores einen förmlichen Brief zu schreiben. Manchmal verabscheute ich meinen Dienst.




    simoff: Um das mal abzuschließen.


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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Gänzlich ohne Abschiedsschmerz packte ich meine Sachen zusammen, nahm die Karten von der Wand, und verließ das Officium, um nun, nach meiner Wiedererhebung, erneut in die repräsentativen Amtsräume des Praefectus Praetorio umzusiedeln. Mit Schwung schloß ich die Türe, und vernahm, während ich schon raumgreifenden Schrittes davonstrebte, wie sie hinter mir mit einem satten 'Klonk' ins Schloß fiel.


  • Mit einem satten 'Klonk' öffnete sich die Türe meines neuen Officiums, das rein zufällig genau das war, welches ich vor Jahren schon mal gehabt hatte. Zwiespältig besah ich mir das kaum veränderte Interieur. Es war absolut nichts auszusetzen daran, es war eines Stabsoffiziers würdig, militärisch schlicht, angemessen streng und düster genug um unserem Ruf gerecht zu werden... aber ich kam gerade vom Präfekten, der jetzt mein anderes altes Officum innehatte, welches ungleich imposanter war. Der alte Heius Vibulanus hatte sachlich und kalt auf mich gewirkt. Ich nahm an, dass er annehmen würde, dass ich an seinem Stuhl sägen würde, was ich allerdings (zumindest in nächster Zeit) gar nicht vorhatte, schönes Officium hin oder her. Mein Bericht über Nabataea und die Befehle des Imperators dazu hatten ihn hoffentlich davon überzeugt, dass mir deutlich mehr daran gelegen war, diese Schwachstelle in unserer östlichen Peripherie auszubessern, bevor der tückische Erzfeind uns dort zuvorkam.
    Die Kohorte, die ich übernommen hatte, war tadellos in Schuss, die Centurionen hatten ihre Männer hervorragend gedrillt. Es war gut, zu sehen, dass die Garde zu alter Stärke und Schlagkraft zurückgekehrt war. Meinen Eid hatte ich im Sacellum erneuert. Schon am ersten Tag nach Dienstantritt gab es einen interessanten Fall, der nach Christianerblasphemie roch.
    Ich war auf der Hut, hier zurück im Nest der Skorpione, und forderte sogleich diejenigen meiner ehemaligen getreuen Prätorier unter den Prätorianern, die noch da waren, erneut an, bedachte sie auch mit einem guten Donativum. Außerdem trug ich stets, auch in Zivil, ein rasiermesserscharfes Stilett in einem Futteral verborgen und griffbereit, denn noch immer hielt ich es für nicht unwahrscheinlich, dass ein elender Maulwurf seine Finger mit im Spiel gehabt hatte, beim Verrat meiner Route nach Mampsis an die feindlichen Agenten. Am ehesten verdächtigte ich Tantasius, der alten Groll und unersättliche Geldgier genug hatte. Beweise hatte ich aber (noch) keine.

  • Der Praefectus hatte ihn angewiesen, die Einladung an den Tribun der Garde persönlich zu überbringen. Allerdings hatte sich das Ganze wegen der plötzlichen Probleme an der Station in der Subura etwas verzögert. Doch nun stand er doch ohne gar zu übermäßigen Zeitverlust an der Tür des Tribuns und klopfte an.


    Er kannte den Decimer nicht persönlich, doch er hatte gehört, dass er ein durchaus nicht unangenehmer Zeitgenosse sein sollte. Maros Erfahrungen mit der Garde waren, nun ja, gemischter Natur, aber das musste ja nicht so bleiben.

  • Gerade hatte ich einen unscheinbaren Speculator zu den neuesten Nachrichten aus Caesarea angehört, und mein Beneficiarius ließ soeben einen Stapel höchst geheimer Berichte auf meinen Schreibtisch gleiten, auf dem es langsam eng wurde, neben diversen Karten und dem hölzernen Modell einer innovativen Carroballista mit optimierter Durchschlagskraft (Optio Quinctius' kühne neueste Erfindung, bisher nur in Miniatur existierend).
    Da klopfte es, Gavius öffnete, und meldete mir einen Urbanercenturio. Ich ließ ihn eintreten.
    "Salve Centurio." grüßte ich den markigen Soldaten und sah ihn fragend an.

  • Nach dem Eintreten kam Maro sofort zur Sache. Er grüßte vorschriftsmäßig und nahm Haltung an.


    "Salve Tribun. Der Praefectus Urbi hat mich beauftragt, dich persönlich zur nächsten Stabsbesprechung einzuladen. Kann ich ihm deine Zusage ausrichten?"


    Derweil versuchte Maro möglichst die Augen von dem Kram zu lassen, den der Prätorianer auf dem Tisch hatte. Das ging ihn absolut nichts an. Auch nicht dieses Holzmodell, das er nicht umhin kam zu bemerken. Wenn es das war, wonach es aussah, wollte Maro es aber durchaus gerne ausprobieren, wenn es fertig war. Dann konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Tribun.

  • "Das kannst du, Centurio. Danke. Du kannst wegtreten." nahm ich kurz und bündig die Einladung des Stadtpräfekten an. Es war eine höfliche Geste, sie durch einen Centurio überbringen zu lassen. Natürlich hätte ich gerne gefragt, worum genau es eigentlich ging, doch sowas passte nicht zum Nimbus der allwissenden Prätorianer. Ich sinnierte darüber, dass ich bei meinem Werdegang wohl prädestiniert zum Verbindungsmann zwischen den Garde- und den Stadtkohorten war, und spannte, so in Gedanken, den winzigen Hebel der kleinen Carroballista, schoß einen Zahnstocher quer durch den Raum, der in dem Subarmalium auf meinem Rüstungsständer stecken blieb. "Stachelschweinchen" nannte Quinctius das Modell liebevoll.

  • Maro nickte, nahm dann wieder Haltung an und grüßte ab.
    "Jawohl Tribun."
    Er hatte seine Pflicht erfüllt. Der Tribun würde wissen, wann die nächste Stabsbesprechung sein würde. So machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Büro. Den Kopf hatte er immer noch bei den seltsamen Waffenmodellen, die der Tribun auf dem Tisch gehabt hatte. Artillerie hatte ihn immer fasziniert. Aber in der Stadt hielt sich ihr Anwendungsgebiet natürlich in Grenzen.

  • >>


    Gegenüber dem verschlungenen Geflecht von Einflüssen, Machtsträngen und Intrigen in dem – unserem gütigen Patronat rechtmäßig zustehenden – widerborstigen Königreich Nabateae, da nahm sich der gordische Knoten wie eine harmlose Schlaufe aus. Oder jedenfalls war das mein Eindruck, seitdem ich, anfangs unter Einsatz meines Lebens, derzeit nur noch unter Einsatz schlafloser Nächte, durch unseren geliebten Imperator höchstpersönlich mit der Nabataea-Frage betraut war.


    Leider hatte unser Friedenskaiser deutlich gemacht, dass Alexanders Lösungsansatz für ihn nicht in Frage kam. Ich bedauerte das, denn ich hielt eine handstreichartige Annektierung noch immer für das zeitgemäßeste Vorgehen... aber Befehl war Befehl.
    Und auch die Parther schienen derzeit nicht an einer offenen Konfrontation interessiert: Der Krieg um das Weihrauchkönigreich fand im Verborgenen statt. Lediglich die Via maris hatte der Praefectus aegypti mit einigen Turmae gesichert, ansonsten waren unsere Agenten und Parteigänger im zivilen Gewand und unter hoher Geheimhaltung aktiv. Aus der Castra Praetoria heraus sandte ich Speculatores, verschlüsselte Anweisungen, Gold, und hin und wieder (nur wenn es wirklich nötig war) auch mal ein unspektakulär zu Tode führendes Gift an meine Leute vor Ort.


    Die Stadt Nessana hatte dadurch, nachdem der vorige Stadtherr wenig Einsicht gezeigt hatte, nun wieder einen uns treu zugeneigten Oligarchen. In der Versammlung der Edlen von Petra wurden Stimmen lauter, die daran erinnerten, wie gut es dem Land unter römischem Patronat ergangen war. Und Ravdushara, mein nabataeischer Libertus, hatte mittlerweile erfolgreich Kontakt mit Sospitos aufgenommen, der, wen wundert es, an unserer Offerte höchst interessiert war, seine Söldnertruppen aufstockte und eine seiner Töchter strategisch mit dem Sheik der Beni-Tulul vermählt hatte. Unglücklicherweise lagen die Parther aber auch nicht gerade auf der faulen Haut, hatten sich in Bostra eingenistet, und schon der zweite orienterfahrene Speculator, der die Lage dort für uns hatte auskundschaften sollen, war einfach spurlos verschwunden. Dabei gab es Hinweise, dass der Kult der dreigesichtigen Aphrodite-Allat seine zarten Finger im Spiel hatte, doch welches Ziel diese Fraktion in den großen Spiel verfolgte, war bisher noch völlig undurchschaubar.


    Über meine große Karte Nabataeas gebeugt, umgeben von Depeschen, Berichten, Verschlüsselungstafeln und Macht-und-Einfluss-Diagrammen mit octopusartigen Verzweigungen, furchte ich sinnend die Stirn, überlegte, welchem der Fäden in diesem Gewirr ich als nächstes einen kräftigen Zug, ein sanftes Zupfen oder womöglich ein dezentes Kappen verpassen sollte.
    Mit dem Finger fuhr ich schließlich die Linie von der Ostgrenze Syriens südlich, um den Dekapolis, dann Petra und Aila am Ostrand der Bergkette umfassend entlang. Wenn Nabataea wieder unser wäre, dann wäre hier, genau an dieser Linie entlang der alten Befestigungen, die perfekte Lage für einen Limes arabicus... ein Bollwerk gegen den ewigen – und einzigen uns im Felde ebenbürtigen – Widersacher im Osten.
    So viele meiner Kameraden hatten damals im Partherfeldzug ihr Leben lassen müssen... zermalmt von Kataphrakten, von Pfeilen aus dem Hinterhalt getötet, oder krepierend am Wundfieber. Wenn es mir gelänge, einen Limes arabicus zu erwirken... oder ich zumindest meinen Beitrag dazu leisten konnte... und in der Zukunft weniger Legionäre bei der Verteidigung unserer Ostgrenze sterben müssten... dann würde es vielleicht irgendwann mal doch ein bisschen Sinn ergeben, dass ausgerechnet ich damals überlebt hatte... während so viele so viel bessere niemals wieder heimgekehrt waren.


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    Klient - Decima Lucilla

  • Nach einer gewissen Wartezeit, wurde Labeo zum Tribunen vorgelassen.


    Der Vorteil der Wartezeit war, dass Labeos kurzer Anflug von Nervosität, die wahrscheinlich jedem bekannt vorkommt, der schon einmal an der Castra Praetoria stand, vorbei war. Zu bekannt war die doch wohltuend militärische Atmosphäre. Er war also ganz in seinem Element, als er eintrat und den Tribun salutierend grüßte:


    Salve, Tribun Decimus Serapio! Optio Gnaeus Iulius Labeo meldet sich zu Dienst, wie im Brief des Praefectus vom ANTE DIEM IV KAL OCT DCCCLXX A.U.C. angeordnet.


    Er hatte außer auf dem Weg nach Rom noch nicht wirklich darüber Gedanken gemacht, wie ihm diese Ehre zuteil wurde. Kontakte waren es nicht, also musste es seine Leistung sein. Außergewöhnlich waren nur wenige Aktionen, irgendetwas vielleicht die Mission bei den Ingvaeonen. Oder die darausfolgenden Beziehungen zu Bernsteinhändlern. Die waren zwar ein paar Jahre danach wieder eingeschlafen, aber da hatte man Lanbeo ja auch ind Schreibstube geschickt. Aber vielleicht war es auch etwas ganz anderes. Jetzt hieß aber mit Focus auf den Tribun, der ihm sicherlich etwas zu sagen hatte. Welcher Einheit er zugehören würde und welche Hauptaufgaben ihm gegeben würden.

  • Als mir der Neuankömmling angekündigt wurde, ließ ich mir seine Unterlagen bringen und besah mir seinen Werdegang. Das Bild des vielseitig talentierten Soldaten wurde jedoch überschattet, in dem Moment als er vor mich trat. Sein Gruß war einwandfrei, doch seine Haartracht... wahrlich ungeheuerlich! Die zivilen Sitten mochten griechischer gefärbt sein, seitdem unser geliebter Imperator Aquilius mit seinem Lockenschopf und seinem eleganten zweizipfeligen Bart modisch den Ton angab (und auch ich trug das Haar ja nicht mehr ganz so kurz wie zu Prima-Zeiten), aber... aber ein Zopf (ausserhalb eines Speculatoren-Einsatzes im Barbarenland)... ein Prätorianer mit Zopf... da blieb mir die Luft weg!!
    Als ich wieder welche bekam, wies ich ihn streng zurecht:
    "Optio Iulius. Primum: hältst du diese barbarische Haartracht etwa für angemessen für einen Soldaten der Prätorianischen Garde?"

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    Klient - Decima Lucilla

  • Labeo nahm direkt Haltung an, Tribun Decimus Serapio war ein echter Haudegen, Hervorragend, dachte Labeo. Hier ist Ordnung noch Ordnung. Nein, Tribun! Mein Marschbefehl sprach von Zitat „umgehend“. Also kam ich direkt hierher. Er wird so schnell es geht den Weg alles Irdischen gehen.
    Er hätte darauf hinweisen können, dass es bei der Classis etwas anders zu gehe, aber das wußte der Tribun spätestens jetzt von ganz allein.

  • "Tu das. Secundum: Du wirst deinen Dienst in der dritten Kohorte antreten. Das ist meine. Fünfte Centurie, unter Centurio Paeonius Durus. Er wird dafür sorgen, dass deine Ausbildung vervollständigt wird, bis du dem Standard der Garde genügst."
    Ich hatte vollstes Vertrauen, dass Paeonius seinem Optio auch die Classis-Extravaganzen zügig austreiben würde.
    "Tertium: im Magazin wird dir der Custos armorum deine Ausrüstung aushändigen. Quartum: morgen nach dem Frühappell meldest du dich bei mir am Fahnenheiligtum, um deinen Eid zu erneuern."

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    Klient - Decima Lucilla

  • „Jawohl, Tribun!“.
    Es war doch erstaunlich wie viel effektiver dieser Vorgang war als vieles, was er vorher erlebt hatte. Primum. Secundum. Tertium. Quartum..


    So wurde es gesagt, so wird es geschehen. Vielleicht nicht ganz in der Reihenfolge. Es wird wohl mehr Tertium. quartum. Primum. Secundum.
    Aber das aus rein logischen Gründen, und vielleicht auch aus ästhetischen.


    Es schien Labeo, dass sie hier fertig waren, also salutierte er und sagte: „Vale, Tribune!“.


    Dann verließ er die Principia um sich bei seinem neuen Centurio zu melden.

  • Nach dem Rapport in Christianerangelegenheiten


    <<<

    … und hinter mir zu schließen... bevor mir ein farbiger iberischer Fluch entfleuchte und mir im Kopf diverse Ideen aufblitzten, wie ich den alten Heius absägen könnte... bevor er mich noch absägte, aus lauter Bedenken ich würde ihn absägen!
    Jedoch... wollte ich wirklich wieder Präfekt sein, beständig vor Attentätern auf der Hut, immerzu um die Palastintrigen herum balancierend, zudem mit all den juristischen Pflichten überhäuft? Zweimal hatte ich die Position innegehabt, zweimal war ich nur knapp mit dem Leben davon gekommen, wäre es nicht Hybris, diese ein drittes Mal anzustreben? Oder doch nur gesunder decimischer Ehrgeiz? (Wie meine Gens das sehen würde, war eindeutig. Seit Onkel Meridius' Triumphzug konnten wir alle uns noch so abrackern, es war nie genug.)
    Eins nach dem anderen.


    Zuerst trank ich einen Schluck stark verdünnten Caecuber und kaute ein paar eingelegte Blätter Khat, um im Kopf wieder frischer zu werden. (Mein Vorrat ging leider rasant zur Neige und Nachschub aus Aegyptus kam immer erst, wenn die Sturmsaison auf dem Mare nostum vorüber war). Dann ließ ich unseren besten Zeichner kommen und beschrieb ihm möglichst genau Sciurus Visage, damit er schon einen ersten Entwurf machen konnte. Darauf begab ich mich zügig zur Villa Flavia um Manius zu informieren... und zu warnen.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Gewusst wie


    Centurio Octavius von den Stadtkohorten, das hatte sich bei unserem Tempeleinsatz bestätigt, war ein ausgezeichneter Soldat, professionell und tatkräftig. Als sich eine Lücke in meiner Kohorte auftat – Centurio Atilius wurde Primus Pilus bei der Legio V Macedonia – da fand ich, dass Octavius der richtige war um diese zu füllen. Auch seine Akte wies nicht auf Leichen im Keller hin.
    Da ich aber derzeit leider nicht gerade den besten Stand beim Kommandanten hatte, entschied ich mich für einen taktischen Umweg. Ich nahm meinem Mit-Tribun, dem Urgestein Laetilius, die Inspektion der Feldartillerie ab (er verabscheute den Geruch von Schmierfett, ich aber schwärmte für unsere topmodernen Geschütze), dafür übernahm er es, dem Präfekten den Vorschlag unter zu jubeln.



    >>Sacellum

  • Christianos ad leonem


    Eine Rekrutierungsreise zur Classis von Ravenna lag hinter mir – eine wenig ergiebige, leider, denn auch wenn wir gerade einen hohen Bedarf an Frischfleisch hatten, so galt es doch die Maßstäbe der Garde zumindest einigermaßen zu wahren.
    Bei meiner Rückkehr dann hatte ich von der Ermordung Messalinas erfahren. Ich war schockiert, noch mehr als jeder Römer es sein musste, denn bevor sie die heiligste Frau des Imperiums geworden war, war Messalina meine kleine Nichte gewesen, ein liebes Mädchen, das sich fantasievolle Flechtfrisuren machen ließ und nur Pferde im Kopf hatte.
    In den vier Wänden der Casa Decima trauerte ich um sie, in der Castra jedoch verschloss ich all dies in mir und strebte nur danach, Messalina die Vergeltung zu verschaffen, die ihrem jungfräulichen Schatten zustand.


    Da hatte ich in der Vergangenheit noch zur Mäßigung gegenüber den Christianern geraten, bei Manius' Konsil zum Decretum christianorum und dann sogar gegenüber dem Kaiser, da hatte ich noch versucht, diese Brut differenziert zu betrachten, hätte nicht für möglich gehalten, dass sie ein solches ultimatives Verbrechen verüben würden. Jetzt wollte ich die Schweinebande einfach nur noch allesamt den Löwen vorwerfen!
    Nur eines drang durch meinen bitteren Zorn: die Erfahrung, dass die Christianer trefflich dazu taugten, ihnen alles mögliche in die Schuhe zu schieben – darum suchte ich fürs erste Gewissheit, darüber, was denn nun wirklich geschehen war.
    Erst Gewissheit. Dann die Löwen.


    Die Urbaner hatten bereits tüchtig ermittelt. Ich sandte meinen Beneficiarius nach den Berichten und vertiefte mich derweil in die Erkenntnisse, die Centurio Octavius Maro zusammengetragen hatte.

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    Klient - Decima Lucilla

  • Die Unterredung mit dem Beneficinarius benötigte wenig Zeit, ebenso der Weg vom Officium des Praefectus Urbi zum Officium des Tribuns. Ohne weitere Verzögerung klopfte Menecrates zu seiner Ankündigung an und trat ein. Niemand begleitete ihn - mit Absicht.

    "Salve Tribunus!" Der offiziellen Anrede schloss sich die persönliche an, denn Serapios Adoptivvater gehörte seit Jahrzehnten zu Menecrates' besten Freunden. "Mein Beileid, Serapio!" Er atmete schwer aus, bevor er sich umsah. Anschließend legte er die Akten auf den Schreibtisch des Tribun, schob sie ihm ein Stück entgegen, ließ sie aber nicht los. Sollte sich ein Sekretär im Zimmer befinden, würde dieser erst gehen müssen, bevor der Präfekt die Akten zur Einsicht freigab.

  • Gavius kehrte rasch zurück, ohne Akten und mit einem Ausdruck größter Verblüffung.
    "Er kommt, Tribun, er kommt selbst."
    Ich runzelte die Stirn. "Wer, er?"
    "Der Stadtpräfekt."
    Erstaunt erhob ich mich. Da nahten schon Schritte. Unwillkürlich richtete ich das Schriftstück, das ich eben vor mir liegen hatte, parallel zur Tischkante aus, da war er bereits eingetreten.
    "Salve, Präfekt Claudius!" Ich führte die Faust zur Brust. Die persönliche Anrede dann, das Mitgefühl darin, das machte es mir schwer, professionelle Gefasstheit zu wahren.
    "Danke." antwortete ich knapp, fühlte meine Wangenknochen mahlen. Mein Blick heftete sich auf die Akten, gierig zu erfahren was sie beinhalteten. Dass Senator Claudius Menecrates, Stadtpräfekt, Patrizier, des Kaisers Stellvertreter in Rom... mir diese höchstpersönlich hierher getragen hatte, das war ein unerhörtes Ereignis!!
    "Aber das wäre doch nicht nötig gewesen..." protestierte ich schwach, ließ Gavius wegtreten und rückte Claudius schnell einen Stuhl heran, damit der ehrwürdige Greis sich ausruhen konnte.
    "So brisant also."

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    Klient - Decima Lucilla

  • "Es ist nötig", erwiderte Menecrates und bestätigte damit die von Decimus vermutete Brisanz. "Ich kann dir die Akten nicht überlassen, sondern muss sie wieder an mich nehmen, wenn ich gehe." Er wartete, bis sich die Tür schloss und sie alleine im Officium waren, dann nahm er auf dem bereitgestellten Stuhl Platz und entließ damit den Obduktionsbericht der mutmaßlichen Mörderin und das Vernehmungsprotokoll der Zeugen aus seinem Griff.

    "Ich komme aber auch mit einem Anliegen." Er legte die flache Hand auf die Akten und signalisierte, dass er zunächst über sein Anliegen sprechen wollte. Die Zeit, während Decimus im Anschluss die Unterlagen studierte, würde der Präfekt zur finalen Planung für den von ihm anvisierten Einsatz nutzen.

    Menecrates zog seine Hand zurück, nachdem er sich der Aufmerksamkeit des Tribuns sicher sein konnte. Anschließend öffnete und hob er in einer Geste, die anhaltende Fassungslosigkeit ausdrückte, beide Hände. "Den Teil der Brisanz, was der Mord für Rom bedeutet, muss ich dir nicht erklären", begann er und verschränkte gleichzeitig die Arme an der Stelle, wo anatomisch der Bauch lag, der bei den meisten seines Alters einen beachtlichen Umfang besaß. Menecrates zweifelte keine Sekunde daran, dass sich Livianus' Adoptivsohn der Tragweite der Mordes - über den familiären Verlust hinaus - auf den gesamten Staat bewusst war.

    "Der andere Teil der Brisanz besteht darin, dass wir den Mord bis zum Abschluss der Ermittlungen so gut es geht aus der Öffentlichkeit fernhalten. Je weniger Ohren umso geringer die Gefahr. Zum Zeitpunkt der Offenlegung müssen wir Ergebnisse vorweisen, sonst bricht Chaos aus."


    "Folgendes, und das wird jetzt sehr schnell gehen: Ich plane einen Spezialeinsatz, bei dem unsere beiden Einheiten kooperieren. In Abstimmung mit deinem Präfekten habe ich die Auswahl der Beteiligten bewusst auf die Neuzugänge im Rahmen der Aufstockung beschränkt, um den Grundstein zu legen, dass in der Zukunft unsere Einheiten generell verstärkt zusammenarbeiten. Die alt Eingesessenen tragen mir zu viel Konkurrenzdenken mit sich herum. Ich habe erst dieser Tage die Listen von Neuzugängen bekommen.

    Dich möchte ich ebenfalls mit einem Einsatz betrauen. Zeitpunkt, Ort, Zielsetzung und die personelle Besetzung gebe ich erst unmittelbar vor dem Zugriff bekannt." Menecrates schwieg und schaute Decimus unverwandt an. Fragen konnten jetzt gestellt werden, oder das Studium der Akten begann.

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