Sommerfest zur Verlobung von Valentina und Serapio

  • Oh, armer Dives. Valentina hätte ihn wohl wirklich gebeten zu gehen, wenn sie wüsste welche Kleinigkeiten er ihrer Zurückhaltung zugrunde legte. Die Freundschaft zu ihrem ehemaligen Verlobten spielte keine Rolle. Sie hatte sich von Aculeo im Guten getrennt und auch wenn es nicht angenehm war, trug sie keinen Groll in sich. Und sie hätte ihm auch Dives Ängste und das Ärgernis über ihr Mitwissen seiner besonderen Vorlieben genommen, wüsste sie davon. Ja es war in ihren Augen ein Vertrauensbeweis, dass Serapio ihr das erzählt hatte. Aber im Gegensatz zu Dives´ Ehefrau war Valentina niemand, die daraus Vorteile gezogen hätte. Wäre die Ehefrau jemand anderes, hätte sie im Höchstfall eine Art Mitleid für sie empfunden und vielleicht sogar ihre Freundschaft gesucht, sodass man sich austauschen hätte können. Da dies aber in diesem Fall vollkommen ins Reich der Mythen und Sagen abglitt, war das ein Wissen mit dem Valentina lebte und weiter nichts.
    Es wäre nicht einmal nur die Tatsache, dass Dives der Mann einer sehr unangenehmen Person war. Sicherlich war dies belastend, doch es war einzig und alleine das Aufeinandertreffen im Theater gewesen. Seine Frau hatte eine so gräuliche Tat begangen mit der sie nicht nur ihr Leben sondern auch das ihrer Nichten zerstört hätte und er stand da und wollte es sich nicht einmal anhören. Es war die Arroganz, die er damals an den Tag gelegt hatte und die Tatsache, dass es ihm scheinbar egal war, was aus ihr geworden wäre. Selbst Serapios Worte, er hätte es sicherlich nicht so gemeint, konnten Valentina nicht gänzlich versöhnlich stimmen.
    Sie konnte ihrem Gegenüber einfach nicht vertrauen. Er musste stets auf der Seite seiner Frau stehen. Dives war einfach der Mann der falschen Frau, denn das sich Valentina je mit Fausta aussöhnen würde war so unwahrscheinlich wie eine Versöhnung zwischen ihm und Serapio.


    Zum Glück allerdings wusste sie von all diesen Dingen nichts und wollte an diesem Abend auch nicht weiter darauf eingehen. Es war ein schöner Anlass und niemand sollte ihn stören. Deswegen hatte sie sich mit ihren Nichten dem Korb mit Kränzen zugewandt und nun zierten die Häupter der Beiden, farblich passende Blumen.
    Ein weiterer Gratulant kam hinzu, der eine aus Holz geschnitzte Quadriga überreichte. Valentina betrachtete sich die filigrane Arbeit und nachdem sie wusste wer er war, bedankte sie sich auch bei ihm mit einer freundlichen Umarmung. Er war schließlich Familie. Mit einem warmen Lächeln hoffte sie Serapios Cousin Casca für sich gewinnen zu können.
    „Das ist wirklich eine sehr schöne Handarbeit. Es bekommt einen schönen Platz im Haus.“
    Ihr Zukünftiger begrüßte dann ihre Nichten und Valentina fiel ein Stein vom Herzen. Nicht, dass sie es anders erwartet hätte, aber das nun zu sehen war ihr sehr wichtig.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Serapio die Hand hob um offensichtlich als nächstes ihren Nichten durch die Haare zu fahren. Sie wollte gerade erschrocken etwas sagen, als er zum Glück selbst darauf kam, dass dies keine gute Idee war.
    „Nun, wenn du noch etwas Platz für zwei wohl erzogene, junge Damen in unserem Haus hast, dann würde es mich freuen, die Beiden auch weiterhin um mich haben zu können.“
    Zwinkerte sie zuerst Sila und Pina zu und dann ihrem Zukünftigen.
    Was das Temperament der Beiden anging würde Serapio sich wohl noch umschauen, aber das musste auch nicht heute Abend besprochen werden.


    Licinus, nun wirklich als Soldat enttarnt, bekam von Valentina dann ebenfalls ein zustimmendes Nicken, als er mit seinem Kranz auf dem Haupte vor ihr stand. Sie konnte es ihm ansehen wie verdattert er war und sie wusste nur zu gut, dass dies sicherlich nicht die Standartbekleidung eines Soldaten war. Doch hier und heute war er nicht beim Militär. Er war heute Gast. Sie kam mit Sila und Pina auf ihn zu. „Darf ich meine Nichten vorstellen? Quintilia Sila und Pina.“ Vielleicht keine so gute Idee, da der Ärmste sicherlich heute noch in ein Gespräch verwickelt werden würde, doch auch das gönnte Valentina ihrer Nichte. Und der Mann vor ihr machte auf sie den Eindruck als könnte er ihr auch die nicht ganz so schönen Seiten eines Soldatenlebens erzählen. Ein keiner Einblick in die Realität wäre vielleicht nicht falsch und schürten Valentinas Hoffnungen, dass sie sich vielleicht doch noch umorientierte.


    Dann hörte man freundlicher Saitenklänge und sofort verstummte die Gesellschaft. Auch Valentina hörte andächtig zu und kam nicht umher ihren Gedanken einen Flug über die Mauern dieses Anwesens zu gestatten. An einen Mann, auf den diese Worte, gerade die Sache mit der Sehnsucht zutrafen. Ja, der Abend wäre wirklich perfekt, wäre nun an Serapios Stelle jemand anderes. Und ähnlich wie dieser zu Borkan blickte, blickte Valentina über die Mauern als könnte sie dort oben, im langsam dunkel werdenden Abendhimmel, jemanden sehen, den sie so gerne an ihrer Seite hätte. Doch sie war nun hier, würde lernen Serapio auf ihre Art zu lieben und alleine der Anblick des Hauses machte ihr wieder mal deutlich, dass es keine falsche Entscheidung war. Es war vernünftig.


    Das Lied fand sein Ende und als Serapio auf die Sängerin zutrat, lies auch Valentina ihre Nichten kurz in der Gesellschaft von Serapios Freund und folgte ihrem Zukünftigen. Sie hörte die Worte der Gedrückten und musste kurz lachen.
    „Nun, solange er sie wirklich nur zerdrückt, soll es mir recht sein.“
    Ein Segen und Fluch zugleich. Sie würde nie eifersüchtig auf andere Frauen sein müssen. Andererseits bewahrte sie ein Geheimnis.
    „Camelia.“ Trat sie dann an die zierliche Frau heran und sah sie freundlich an.
    „Meinem zukünftigen Mann muss wohl mein Name entfallen sein.“
    Von der guten Laune an diesem Abend langsam angesteckt und auch etwas gelöst, sah sie Serapio scherzend an.
    „Valentina.“ Überging die junge Quintilia dann mal Höflichkeitsfloskeln, wusste sie bis jetzt ja auch nur den Vornamen und, wie sie vermutete, einen Kosenamen ihrer Gegenüber.
    „Das war wirklich ein wunderschöner Gesang. Vielen Dank für deine Glückwünsche.“
    Bevor die junge Frau zur Antwort ansetzen konnte, sprach Dives einen Trinkspruch aus und schnell griff sich Valentina zwei Becher vom Tablett eines vorbeieilenden Sklaven. Einen davon reichte sie an Camelia weiter, wollte sie sicherlich nach der Gesangseinlage etwas trinken. Schweigend hörte sie an was der wichtige Mann zu sagen hatte und auch sie zog ihre Augenbraue nach oben, als Dives dann ein wirklich großzügiges Trinkopfer brachte. Doch sie schwieg, sie würde sich zu keiner Äußerung darüber herablassen. Es war dessen Entscheidung wie er sich benahm und sie hoffte inständig, dass sowohl er als auch seine holde Ehefrau am Tag ihrer Hochzeit ebenfalls von geschäftlichen Dingen davon abgehalten wurden zu kommen.
    Sie konnte sich eines erschrockenen Zusammenzuckens nicht erwähnen, als Licinus den Trinkspruch einen Tick zu Laut bestätigte, doch das nahm sie ihm nicht übel. Das Militär war kein leiser und zurückhaltender Ort.
    Mittlerweile hatte sich auf ihren Wangen ein rosiger Schimmer ausgebreitet. Es war ein wunderschöner Abend, ein großartiger Grund und es war sie, die heute dieses Glück erlebte. Nach so langer Zeit endlich glücklich zu werden, das war Grund genug. Ohne es zu bemerken glitt ihr Blick zu Serapio und sie sah ihn überglücklich an. Er war es, der ihr dieses Glück ermöglichte…

  • Aculeo klatschte. Er klatschte dass schon weh tat. Underdressed und abgemagert stand er am Rande und klatschte. So abrupt er damit begonnen hatte so abrupt hörte er damit auf. Ein Lächeln entstand nun in seinem Gesicht.


    "Ich gratuliere dem glücklichen Paar. Valentina....was für eine schöne Braut du nur bist...oder sein wirst." Immer noch stand das Lächeln in seinem Gesicht.


    Er ging nun auf die beiden zu, ohne Hast ohne Anzeichen etwas tun zu wollen dass vllt Aufruhr auslösen könnte.

  • Dankbarkeit zeichnete sich in den Blauen der Dunkelhaarigen ab, als ihr Valentine einen Becher Wein entgegen hielt. Schnell griff sie danach und schenkte dieser ein offenes Lächeln. Ein sehr schöner Name. Valentina!
    Camelia, die Nichte dieses stürmischen Onkels und Tochter des Caius Decimus Scaurus, seinem Bruder. Sie konnte es nicht lassen ein wenig ihre sonst so gute verborgene Spitzbübigkeit an den Tag zu legen und die Situation auszukosten.
    Bin froh gerade heute hier angekommen zu sein und dich kennen zu lernen. Serapio hat eine vortreffliche Wahl getroffen und ich freue mich wirklich sehr für euch beide.


    Was danach folgte trübte gleich wieder ihre Hochstimmung und obwohl sie ihren Becher aus Höflichkeit zum Zuprosten hob, entglitt ihr das Lächeln. Vor allem konnte sie sich keinen Reim darauf machen was der Auslöser für diesen Auftritt war. Einen Schluck nehmend und die Kehle damit anfeuchtend, die durch die vielen Worte sich nun doch etwas trocken anfühlte, beobachtete sie das Szenario. Lautstark und militärisch! Zum Glück wurde ihr gerauntes Wortgut durch einen weiteren Schluck überspült. Wenn es doch zu hören war, dann ausschließlich von den Personen ganz in ihrer Nähe.


    Ein weiterer Gratulant unterbrach abrupt ihre Gedankengänge durch sein Klatschen. Er hatte wohl zugehört und trat erst jetzt in Erscheinung. Abgemagert wirkte er, wenn auch gepflegt in seiner Erscheinung. Camelia war sich nicht sicher ob der Beifall ihr gezollt wurde oder mehr dem glücklichen Paar galt. Deshalb verhielt sie sich erst einmal zurückhaltend und behielt die Situation im Auge.

  • Es freute mich natürlich sehr, dass Quintilia Valentia mein Geschenk zu würdigen wusste. Immerhin hatte ich es nicht wirklich gerne hergegeben. Und sie hatte recht, es war eine schöne Holzarbeit, von passionierten Händen gefertigt, wie alle meine Figuren, auf die ich bekanntlich sehr stolz war. Vielleicht hatte ich mich auch deshalb des leicht wehmütigen Blickes nicht erwehren können, mit dem ich die feine Schatulle noch einmal bedacht hatte, ehe ich sie überreichte. Nun denn. Ein freizügiger Geber war den Göttern immer hold! Eine herzliche Umarmung meines Cousins hatte mich dann aber auch sogleich über den flüchtigen Trennungsschmerz hinweg getröstet und ich musste feststellen, dass er mich nicht ohne Übertreibungen der Menge vorgestellt hatte. Sicherlich, dass ich aus Piräus stammte stimmte, doch als einen wahren Kenner Ovids und der Damenwelt hätte ich mich selbst niemals bezeichnet, auch wenn ich zugegebenermaßen gerne mit Damen schäkerte. Nein, nein, meines Wissen bargen Damen auch immer die ein oder andere Überraschung, auf die man im Nachgang dann doch gerne verzichtet hätte. Faustus' Verlobte allerdings machte einen recht patenten und überaus glücklichen Eindruck auf mich. Mein Cousin musste sehr stolz auf sie sein, denn sie war wirklich eine ansprechende, hübsche Frau. Carissima Valentina Ich lächelte und nickte und einen Moment lang fragte ich mich, ob mir selbst eines Tages ein derartiges Glück beschert sein würde. Dieser Moment allerdings verflog auch wieder recht schnell, denn ich wusste sehr genau, dass meine Tage mit anderen Sorgen und Nöten gänzlich angefüllt waren. Zudem hatte ich meine reizende Nelia um mich, meine Nymphe Erato und meine kreative Muse, die mir mein Reich richtete und meine Pflanzen bewässerte.


    Auch den beiden Nichten der Quintilia lächelte ich entgegen. Dass es Zwillinge waren war nicht zu übersehen und Borkan, ja, den Guten kannte ich noch. Iulius Licinus nickte ich entgegen, ebenso wie Iulius Dives, welcher ein Mann zu sein schien, der der Eile die Ehre geben wollte, diese Veranstaltung so schnell es ging wieder zu verlassen. Das hatte ich noch mitbekommen, doch Arbeit ging ja immer vor dem Vergnügen, nicht wahr? Dass etwaige alte Konflikte schwelten, dessen war ich mir natürlich nicht bewusst.
    Nun lag ich auf der Kline und wollte gerade an meinem Becher mit verdünntem Wein nippen, als sich allerdings ein wahres Schauspiel bot. Nein, eigentlich kein Schauspiel! Es war eine recht zarte melodiöse Darbietung eines kleinen Gedichts, von niemand anderem vorgetragen als von dem jungen Fräulein zu meiner Rechten, der ich soeben noch zu geprostet hatte. Im ersten Moment hatte ich ihr den Mut hier ihre Stimme derartig entzückend zu erheben gar nicht zugetraut, da sie nun doch ein wenig scheu gewirkt hatte. Doch ihr kleiner Beitrag zeugte schon von einem mutigen Herzen am rechten Fleck. Ich drückte Muckel meinen Becher in die Hand und applaudierte frei heraus. “Wunderbar, wirklich wunderbar!“ Ich beschaute mir, wie Faustus aufsprang die junge Frau in seine Arme schloss.


    “Komm jetzt nicht wieder ins Schwärmen!“, hörte ich die Stimme meines wandelnden Gewissens und ich wendete mich Muckel zu.


    “Still!“, befahl ich träge.


    Hätte ich Muckel nur in meinem Cubiculum gelassen! Doch zum Ärgern blieb recht wenig Zeit, denn der Mann, welcher mir nun als Iulius Dives bekannt war, erhob seine Stimme zu einem Hoch auf den Gott Apoll.


    “Hier!“, sprach Muckel und hielt mir den dazu benötigten Becher wieder hin.


    Ich nahm ihn unter einem dumpfen Grummeln entgegen und erhob ihn auch sogleich zum Trunkspruch, doch konnte ich nicht umhin, ein wenig zusammen zu zucken, als Iulius Licinus nun recht voluminös 'Dem Apollon!'“ skandierte.


    “Dem Apollon!“, sagte nun auch ich halblaut und trank einen Schluck, wobei mir nicht entging, dass der Urheber des Trankopfers nun überreichlich seinen gesamten Kelchinhalt dem Unsterblichen kredenzte.


    “Vielleicht war ihm der Wein zu dünn,“ mutmaßte Muckel mir grinsend ins Ohr. Offenbar war es ihm auch aufgefallen.


    “Dann wird Apoll wohl nun darüber genauso indigniert sein wie ich über dich!“, zischte ich zurück. “Halt einfach den Mund, oder ich lass dich verprügeln!“


    Ich schaute mich um, ob es nicht vielleicht jemanden gab, der diesen kleinen Schlagabtausch mitbekommen hatte. Das war aber hoffentlich nicht der Fall, also lächelte ich wieder heiter in die Runde.

  • Mit einem breiten glücklichen Lächeln begrub ich die kleine Camelia-Carmelita in meiner Umarmung. Wie doch die Zeit verging. Als ich sie zuletzt gesehen hatte, war sie noch ein Kind gewesen. Aber damals schon so ausgesprochen musikalisch (meine Nichten waren überhaupt allesamt ganz ungeheuer begabt.)
    "Allerdings, die Überraschung ist dir gelungen!" bestätigte ich, "Das war wundervoll!" und entließ sie auf ihren scherzhaften Protest hin lachend aus meinen Armen. Doch dann rügte mich Valentina, dafür sie nicht vorgestellt zu haben, zwar nur dezent, aber ich war doch etwas zerknirscht...


    Während Valentina und Camelia sich selbst bekannt machten, nahm ich das Geschenk, das Casca uns überreicht hatte, zur Hand um es mir endlich mal in Ruhe anzuschauen, doch dann schallte schon Dives eloquenter Trinkspruch durch den Garten, mit einem – wie ich herauszuhören meinte – Unterton von Gereiztheit, und so kam ich doch noch nicht dazu, mich richtig dem Geschenk zu widmen, stellte es wieder beiseite, denn nun mußte ich natürlich auch einen Becher ergreifen, um ihn zu Ehren des Gottes zu erheben.
    "Dem glänzenden Apoll!" rief ich mit den anderen, doch uns alle übertönte Licinus' kraftvoll das Peristyl erfüllende Kasernenhofstimme.
    "Oh ja, was wir früher alles angestellt haben..." alberte ich mit meinem alten Kameraden herum, stumpte ihn übermütig, auf seinen Scherz von geradeeben hin, "Wir wilden Gesellen. Den Puls haben wir uns immer mit einem Pfund Schuhnägel gewürzt, damit er auch schmeckt. Weißt du noch? Die Feinde haben wir totgebissen, und um uns die Reste aus den Zähnen zu pulen nahmen wir als Zahnstocher immer die Pila muralia. Jaja, das waren noch Zeiten!"


    Aber hatte Dives da gerade echt seinen ganzen Wein ausgeschüttet? Er erntete allerlei hochgezogene Augenbrauen. Aber es war ja auch nicht so verwunderlich, dass er heute abend etwas grimmig war. Schließlich sah er hier gerade, wie es auch laufen konnte, wenn man sich nicht von einer zänkischen Megäre zur Ehe erpressen ließ, sondern statt dessen eine so großartige, sanfte, gute, sittsame, kluge, würdevolle, traditionelle (doch zugleich tolerante) und wunderschöne Frau wie Valentina zur Gemahlin gewann. Voll Mitgefühl für ihn, dem seine Misere so vor Augen geführt wurde, stellte ich meinen Wein ab, griff selbst nach der Karaffe und füllte Dives höflich den Kelch wieder auf. Ebenso auch den anderen Gästen.
    "Apoll gebührt die glühendste Verehrung." stimmte ich Dives verträglich zu. "Doch lasst uns auch auf Minerva trinken, vor deren waffenklirrendem Schwung der Erdkreis einst erstarrte - und dann aufatmete als sie den Speer niederlegte. Auf die weiseste Göttin, die Wirrnis zu Klarheit wandelt, die uns zu wohlbedachten Entschlüssen geleitet, und... -"
    Ich sah zu Valentina, und auch ihr Blick traf mich. Wie glücklich ihre Augen funkelten. Ein Leuchten war um sie! Sanft legte ich meinen Arm um die Schultern meiner rosenbekränzten Verlobten, so sacht als wäre sie ein kleines Rotkehlchen, zerbrechlich unter dem weichen Gefieder.
    "... und auf deren großem Eulenfest meine carissima Valentina eingewilligt hat, wirklich und wahrhaftig meine Frau zu werden."
    Strahlend drückte ich ihr einen Kuss aufs blonde Haar, zwischen die duftenden Rosen.
    "Der helläugigen Minerva!" rief ich, den Kelch erhebend, einen Opferschluck vergießend, dann bot ich den Kelch erst Valentina an bevor ich selbst daraus trank.


    "Aaaaber," fuhr ich fort, denn nun war ich gut in Schwung, und zuviel minervagesandte Klarheit war einem Fest ja auch nicht unbedingt zuträglich,
    "Um die Trias des Abends vollständig zu machen, sollten wir nun dringend auch dem Bacchus unsere Huldigungen zukommen lassen!
    Io Bacchus, tanzender Gott, nächtlicher Thyrsusschwinger,"
    schmetterte ich, den Kies mit einem weiteren reichlichen Schluck tränkend,
    "feueratmender Sterne Chorführer, den so mancher den größten aller Götter nennt!
    Lass uns dir huldigen indem wir deinen Gaben die höchste Ehre erweisen!"

    Es wurde weiter ausgeschenkt und reichlich aufgetischt, viel am Meeresfrüchten, Pasteten und knusprig Gegrilltem. Weitere Gäste kamen hinzu, unter anderem die gute Matrone Ursania Dentata, die uns förmlich gratulierte, dann mein Libertus Ravdushara und mein Serapisgefährte Castus, mit Auloi und Tambura behangen, der sich, in seinem schlichten leinernen Tempelgewand und mit seinem bis auf eine einzelne Strähne rasierten Schädel, interessant von der Festgesellschaft abhob.
    Nachdem der Massiker geleert war, servierte unser kleiner Mundschenk Silas uns einen feurigen Spitzen-Caecuber, dessen Würze er mit etwas Honig verfeinerte... Doch bevor er ihn ebenso verdünnen konnte wie den vorigen Wein, hielt ich ihn auf und forderte die Gäste übermütig auf:
    "Lasst uns jetzt den Rex bibendi dieses Abend wählen! Oder die Regina bibendi! Sagt, wer soll die Majestät sein? In wessen Hände sollen wir dieses hochedle Amt legen?!"
    Die vornehmste Aufgabe des Trinkkönigs war es ja bekanntlicherweise, das Mischverhältnis zwischen edlem Wein und Wasser zu bestimmen (nur Barbaren soffen den Wein pur), dazu hatte er auch weitreichende Vollmachten uns alle zu fröhlichem Unsinn, Wettrinken, Spielen und Unterhaltung, sei sie geistreich oder flach, tiefsinnig, albern, oder alles zugleich, zu verleiten.....


    Bei all den Gästen hatte ich längst den Überblick verloren – doch einer stach heraus, noch weit mehr als Tempelbruder Castus. Das war doch... Valentinas Ex-Verlobter. Der Germanicus, Germanicus Aculeo. Verblüfft sah ich ihm entgegen. Er hatte, wie soll ich sagen, durchaus etwas unheimliches an sich, dieser Überraschungsgast. Halb schützend, halb besitzergreifend legte ich wiederum den Arm um meine Verlobte, raunte ihr leise zu: "Hast du ihn eingeladen?"
    Trotzdem begrüßte ich ihn höflich (er war ja auch höflich zu mir gewesen, bei unserer seltsamen Begegnung damals):
    "Salve Germanicus Aculeo. Ähm... Willkommen, und hab Dank für deine Glückwünsche" Ich reichte auch ihm einen Kelch Caecuber. "Es hieß du hättest die Stadt verlassen? Nun, am Ende kehren wir doch alle immer wieder zurück, nicht wahr?"





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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Messalina konnte natürlich nicht fehlen. Hatte sich doch tatsächlich ihr Lieblingsonki verlobt. Manchmal gab es Anlässe, die auch einer Vestalin ihre Pflichten vernachlässigen ließ. Natürlich nie so weit, dass das Imperium zum Kollabieren drohte. Doch hatte sie ihren Dienst so verteilen können, dass sie für einige Stunden das heilige Atrium Vestae verlassen konnte. Trotz ihrer Mühe rechtzeitig zu erscheinen, kam sie recht verspätet an. Sie trat mit ihren Liktor, Nysa und sonst noch einigen anderen in die Casa ein. Jedoch nur ihr Liktor und Nysa folgten ihr dann weiter in den Garten.


    Sie schritt voran und blickte die Gäste an. Einige erkannte sie sofort, auch wenn sie unter anderem Casca seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen hatte. Als sie dann Serapio sah, hielt sie kurz inne und erinnerte sich an die schöne Zeit in Ostia. "Salve, Onkel. Schön dich zu sehen und dir die besten Glückwünsche zur deiner Verlobung." Doch eine Umarmung blieb aus. Auch wenn sie wollte, hätte sie nicht dürfen.

  • In der Praefectura Urbis hatte es gerade heute wieder einmal etwas länger gedauert, als Livianus dies eigentlich erhofft hatte. Natürlich konnte man zudem nach einem anstrengenden Tag im Officium nicht einfach zum Verlobungsfest seines Adoptivsohns stoßen, ohne sich davor etwas frisch gemacht zu haben, was dann doch noch etwas mehr Zeitdruck erzeugte, als ohnehin schon gegeben war. Doch mehr noch als auf das Fest, freute sich der Decimer darauf, das Fest gemeinsam mit seiner Frau besuchen zu können. Vespa und ihr Sohn hatten einige Zeit in Norditalien verbracht, um dort eine Freundin und bei dieser Gelegenheit auch ein paar Verwandte zu besuchen, die in der gleichen Gegend ihren Landsitz hatten. Ein kleiner Urlaub auf dem Land, der bei den stetig steigenden Temperaturen in Rom bestimmt eine äußerst willkommene Abwechslung für Vespa und Gaius war. Livianus, der in der Zwischenzeit zwar durch sein Amt und die Senatssitzungen sehr gut abgelenkt wurde, war jedoch sehr froh darüber, seine kleine Familie nun endlich zurück in Rom und wieder um sich zu wissen.


    Nach der geplanten kurzen Auffrischung, sowie dem Anlegen einer neuen Tunika, betrat ein sichtlicher stolzer Ehemann in Begleitung seiner bezaubernden Gemahlin das Peristyl, in dem die Feier bereits wie erwartet ihren Anfang genommen hatte. Gaius hatte sich schon vor Livianus eintreffen in der Casa irgendwo unter die Gäste gemischt und bestimmt einige Spielkammeraden gefunden, mit denen er den Garten und die Casa unsicher machen konnte. Um nicht allzu viel Aufhebens um sein Eintreffen zu machen, immerhin war der Decimer nicht nur Stadtpräfekt sondern auch Hausherr und Familienoberhaupt, steuerte das Paar sofort auf Serapio zu, der schließlich gemeinsam mit seiner Verlobten der Mittelpunkt der heutigen Feier sein sollte. Vor allem war der alte Decimer auf die Verlobte gespannt, von der er zwar bereits einiges gehört, die er jedoch bisher noch nicht persönlich kennengelernt hatte. Im Grunde genommen war es ihm bisher sogar ganz gleich gewesen, wie sie letztendlich aussah, da schon alleine die Tatsache, dass Serapio ihm nach seinem Outing nun doch noch widererwartend eine SchwiegerTOCHTER präsentierte, für mehr Erleichterung bei Livianus gesorgt hatte, als etwaige Mitgift-, Abstammungs- oder gar Aussehensfragen nun dagegen stehen konnten.


    Es dauerte eine Weile, bis sich Livianus und Vespa einen Weg zum zukünftigen Brautpaar gebahnt hatten, da der Consular immer wieder Hände schütteln oder einige Begrüßungsfloskeln austauschen musste. Doch als sie schließlich ankamen, nahm Livanus als erste Geste seinen Adoptivsohn demonstrativ vor den Augen aller Anwesenden in die Arme und klopfte ihn freudestrahlend auf die Schultern. Auch wenn Serapio bereits seit einiger Zeit zurück in den Schoß der Familie gekehrt war, nutzte Livianus gerne solche Gelegenheiten, um jeden noch so kleinen Zweifel Außenstehender am erneut hervorragenden Verhältnis zwischen Vater und Sohn auszuräumen.


    "Mein Sohn! Entschuldige bitte die Verspätung. Ich hoffe wir haben noch nicht allzu viel verpasst. Das Peristyl ist ja bereits gut gefüllt wie ich sehe."


    Als er wieder von Serapio abließ, sah er zu der Frau, die an seiner Seite stand und bei der es sich zweifellos um seine Verlobte handeln musste. Der Decimer bemühte sich, sie möglichst nicht zu mustern, stellte aber dennoch überrascht fest, dass es sich um eine zierliche und äußerst hübsche junge Frau handelte, die sich Serpapio da - wie auch immer - angelacht hatte. Natürlich wäre der alte Decimer über jede Frau froh gewesen, selbst wenn sie klein und rund oder einen Buckel gehabt hätte – Hauptsache es war überhaupt eine Frau. Das Serapio nun aber anscheinend auch bei Frauen einen äußerst guten Geschmack bewies und sich eine sehr anmutige Gemahlen gewählt hatte, erwies sich darüber hinaus als äußerst erfreulich. Der Decimer wusste aus eigener Erfahrung, dass es in einer gewissen gesellschaftlichen Stellung sicher alles andere als von Nachteil war, eine repräsentative Gattin vorweisen zu können. Es war zumindest einmal ein guter Anfang, denn ob sie auch durch ihren Intellekt und ihr Auftreten ihr Umfeld für sich einnehmen konnte, würde sich erst zeigen.


    "Und du musst Valentina sein. Ich habe bereits viel von dir gehört. Es freut mich, dass wir uns endlich kennenlernen."

  • Inzwischen waren zahlreiche Leckerbissen zwischen den Lippen der Dunkelhaarigen verschwunden und einige Schlucke Wein befeuchteten ihre Kehle. Mit rötlich gefärbten Wangen saß sie bequem auf ihrer Kline und prostete in die Runde, wenn der Anstoß von irgendeinem Gast dazu gegeben wurde. Umsichtig versorgte sie ab und an auch den jungen Herrn neben sich mit Köstlichkeiten, wenn sie ihr gereicht wurden um selbst nicht all zu sehr in maßlose Völlerei zu verfallen.


    Aufmerksamkeit belebte wieder einmal die Blauen von Camelia beim Eintreffen weiterer interessanter Gäste. Zuerst fiel ihr eine junge Frau auf. Mit Begleitung gekommen trat sie zielgerichtet und allein auf Serapio zu. Mit vor Neugier leicht geöffneten Lippen und musterndem Blick lauschte Camelia. Wie sie den gehörten Worten entnehmen konnte, handelte es sich offenbar um eine Decima. Wer sonst würde den Bräutigam wohl mit Onkel ansprechen.


    Auch der stattliche Herr, der wenig später folgend seine Glückwünsche in Begleitung einer sehr hübschen Frau überbrachte, schien zur Familie zu gehören. Als seine Worte bis zu ihr drangen, färbten sich ihre Wangen noch etwas deutlicher. Mein Sohn! War zu verstehen und krausten ihre Stirn daraufhin verantwortlich. Wenn er der Vater ihres Onkels war und Serapio der Bruder ihres Vaters … Gedanken vernebelten ihre Sinne und forderten zum Grübeln. War sie dann seine Enkelin? Große forschende Augen ruhten aufmerksam und von Interesse gesteuert nun auf dem Szenario, ließen das Herz von Camelia plötzlich eine deutliche Spur schneller schlagen.

  • Tatsächlich hatte die Gesellschaft mittlerweile eine schon fast unübersichtliche Menge angenommen und Valentina war bemüht an der Seite ihres Mannes eine gute Figur zu machen. Als dieser den Trinkspruch von Dives verlängerte, trafen sich ihre Blicke und sie lächelte. Ja, es waren tatsächlich Wirren gewesen, die sie zusammengeführt hatten. Wer hätte damals schon ahnen können, dass eine flüchtige Begegnung auf einer Hochzeit solche Auswirkungen haben könnte? Valentina damals wollte einfach nur helfen als sie sah wie schlecht es Serapio auf der Hochzeit von Dives ging. Ohne zu wissen welchen Hintergrund der Groll aber auch die offensichtliche Enttäuschung hatte, wollte sie einfach nicht, dass er weiterhin so alleine herumstand. Und nun waren sie zusammen hier. Zusammen, das spricht man eine Sprache schon so lange und manche Wörter kamen einem dennoch fremd vor. Aber sie würde sich daran gewöhnen und es war ein schönes Gefühl.


    Dann trat plötzlich jemand vor sie, mit dem die junge Quintilia wahrlich nicht gerechnet hatte. „Aculeo?“ Murmelte sie fassungslos, als sie den abgemagerten Mann vor sich sah. Die Zeiten mussten nicht sonderlich gut mit ihm gewesen sein. Sie spürte den Arm um ihre Schulter und Valentina musste zugeben, dass es ihr gefiel, dass es da nun jemanden gab, der offensichtlich zeigen wollte zu wem sie nun gehörte. Immer noch sprachlos schüttelte sie dann aber den Kopf auf seine Frage, nein sie hatte ihn nicht eingeladen. Woher auch? Wusste sie doch bis zu diesem Moment nicht einmal, dass er wieder in der Stadt war und sie hatte gerade Zeit gehabt ihren Sklaven zu ihrer Casa zu schicken um ihre Nichten zu holen. Dennoch schenkte sie ihrem ehemaligen Verlobten ein ebenfalls warmes wie gut gemeintes Lächeln.
    „Danke für deine Glückwünsche. Und es ist schön zu sehen, dass du wieder hier bist.“ Sie hätte gerne wohlbehalten hinzugefügt, doch sie wagte es nicht allzu viel in sein Erscheinen hineinzuinterpretieren. Serapio reichte ihm einen Becher. „Bitte, bediene dich, heute soll sich jeder wohl fühlen.“ Lud sie ihn ein und sie hoffte er würde etwas essen, so wie er aussah hatte er das wohl nötig.


    Gerne hätte sie noch ein paar Worte mit ihm gewechselt hätte ihn gefragt wie es ihm ergangen war, denn es hatte sie schließlich mal etwas verbunden, doch da trat bereits die Frau vom Sklavenmarkt heran und beglückwünschte Serapio. Onkel? Nun, hoffentlich warf das nun kein schlechtes Licht auf sie, wenn sie einer zukünftigen Verwandten den Sklaven vor der Nase weggeschnappt hatte. Aber Valentina hoffte, dass derlei Geschäfte nicht all zu hoch gehandelt wurden.
    So war es einfach ein freundlicher, neutraler Blick, den die Dunkelhaarige von ihr bekam während sie die Begrüßung abwartete.


    Dann allerdings trat ein Paar auf die Beiden zu, bei dem es Valentina tatsächlich fast unwohl zumute wurde. Sie kannte sie nicht, doch alleine das Auftreten war ehrfurchtgebietend. Und es sprach Serapio mit Sohn an! Nun war es fast um ihre Beherrschung geschehen, aber natürlich nur fast. Valentina wusste ihre Verwunderung hinter einem freundlichen Blick zu verstecken und ein Lächeln täuschte darüber hinweg, dass sie die Namen nicht wusste. Direkt angesprochen bedankte sie sich höflich.
    „Quintilia Valentina, ja. Es ist auch mir eine Freude.“ Viel von ihr gehört? Valentina sah kurz an ihrem Gegenüber vorbei zu ihrem Zukünftigen. Sie wünscht sie könnte dasselbe sagen! So oder so ähnlich war nun ihr Blick, dem sie Serapio kurz zuwarf, bevor sie wieder ihren Gegenüber und dessen Begleitung ansah.

  • Pina freute sich über das Glück ihrer Tante und wünschte ihr wirklich aus vollem Herzen alles Gute, dass war auch der einzige Grund warum sie die Aufmotzbehandlung, im Vorfeld, von ihrer Schwester ertragen hatte.
    Jetzt hier, wie sie so dastand und die Gäste beobachtete, musste sie sich eingestehen so schlecht war dass hier jetzt nicht, zumindest sehr interessant.
    Ihr Blick schweifte neugierig umher und fiel dabei auf ihren neu erworbenen Sklaven. Wieder kam ihr der Gedanke in den Sinn, ob der Wirklich so geeignet war um für ihren Schutz zu sorgen? Wenn sie da an diese Varia oder den Urbanear Avianus dachte, da waren die doch aus einem ganz anderen Holz geschnitzt.
    Bald erweckte ein Gast ihre Aufmerksamkeit und sie stieß Sila an, "sag mal kennen wir den nicht aus Mantua?" Doch woher sollte diese Marcus Iulius Licinus kennen, dass war nun wirklich nicht Silas Welt gewesen.
    Bald aber erregte ein Gast ihre gesamte Aufmerksamkeit und sie spürte, dass es Sila ähnlich ging. Beide merkten, dass eine kurze Veränderung mit ihrer Tante vorging. Alleine sein klatschen war schon merkwürdig, welche Rolle hatte dieser Paullus Germanicus Aculeo wohl in ihrem Leben gespielt?


    Was für eine Freude war es doch heute hier zu sein, gestand sich Pina bald ein. So viele bemerkenswerte Gäste hätte sie nicht erwartet und ihre Tante, auf jedenfalls aber dieser Serapio standen in irgendeiner Verbindung zu ihnen. Das bedeutete, in naher Zukunft musste sie Forscherarbeit leisten müssen, um sich etwas in der Gesellschaft Roms kundig zu machen.


    Schon wieder ein hochrangiger Militär nebst Gattin trat ein, wie sich raus stellte der Praefectus Urbi Marcus Decimus Livianus. Dann blieb Pina fast der Mund offen stehen, dass waren die Eltern von dem zukünftigen Ehemann ihrer Tante. Ja das waren sie wirklich, denn sie bemerkte, wie ihr Tantchen erstmals doch etwas leicht nervös wirkte.

  • Noch unter dem heiteren Lächeln meinerseits, gewahrte ich, dass mein Cousin den nunmehr gänzlich leeren Becher des Iuliers wieder auffüllte, nur um im nächsten Moment auch ein Trankopfer für Minerva zu fordern, damit sie wohl auch weiterhin geistiges Chaos in unerschütterliche Struktur wandelte. Nun, darauf wollte ich auch im eigenen Interesse gerne meinen Kelch erheben, was ich schließlich auch tat, nur um große Tropfen meines Weines dem Erdboden zu überantworten. Minerva war mir schon immer die liebste Göttin im Pantheon gewesen, was wohl daran liegen mochte, dass ich ihr viel Ambivalentes unterstellte, über das man sinnieren konnte. Da waren zum einen Schneid, Schlagkraft, Ehre und jede Menge Mumm in den unvergänglichen Knochen, zum anderen aber stellte ich sie mir so liebreizend vor wie ein feingliedriges Reh, mit einem Gesicht so schön, das kaum ein Marmor, mit dem man es erfassen wollte, seiner würdig war. Hinzu gesellte sich in meiner Fantasie auch noch die Weisheit einer greisen Matrone, die sich trefflich mit der Hitzigkeit eines Ziegenbocks paarte. “Der holden Minerva“, murmelte ich unter meinen Gedanken und ohne überhaupt selbst an meinem Wein genippt zu haben, vergoss ich nun unter den Worten “Io, Io!“ auch noch einen weiteren guten Schluck für Bacchus, nachdem Faustus auch diesen in seiner glühenden Ansprache bedachte.


    “Muckel! Wein!“, forderte danach und hielt meinem Sklaven den halbleeren Kelch hin.


    “Ja, die Götter sind heute durstig,“ seufzte Muckel und befleißigte sich, mittels einer Karaffe nachzuschenken.


    Während ich nun meinen Trank genießen konnte und mir unter Muckels Mithilfe einige knusprige Delikatessen sicherte, strömten immer mehr Gäste in das Peristyl, von denen mir flüchtig ein recht unscheinbarer, schmaler Herr auffiel, den mein Cousin nun begrüßte. Ein Germanicus, wie ich zu erlauschen dachte, doch die Gespräche der anderen und die damit verbundene Lautstärke ließen es kaum zu, dass ich mehr in Erfahrung bringen konnte. Also lenkte ich meine Aufmerksamkeit auf die Knabbereien auf meinem Teller, welche mir zum Teil auch von dem holden, musikalischen Fräulein zur Rechten angeboten worden waren. Mit spitzen Fingern griff ich also nach einem recht kross geratenen Bilch und nagte sittsam daran herum, während ich die neuerlich Eintreffenden musterte.
    Zum einen handelte es sich hierbei um die ehrenwerte Vestalin Messalina, welche ich seit Tante Drusillas Hochzeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, zum anderen um den würdevollen Hausherrn und Pater Familias nebst Gattin. Als ich letzteren erspähte schluckte ich schwer an meinem Bilch und rückte mich auf meiner Kline zurecht. Eigentlich hätte ich dem honorigen Mann schon längst einmal meine Aufwartung machen müssen, immerhin wohnte ich nun schon eine Weile in seinem Haus. Andererseits aber war es wohl besser, dass er von mir noch keine Notiz hatte nehmen können, denn schließlich hatte ich außer meinem Gesicht, meinem Familiennamen und einer sich mehr und mehr leerenden Kasse nichts vorzuweisen. Ich beobachtete also, wie Livianus das holde Paar ansprach und ließ meinen Teller sinken.


    “Das ist er doch, oder? Der Praefectus Urbi? Das Familienoberhaupt! Der große Mann im Haus!“, wollte Muckel aufgeregt wissen, indem er sich wieder flüsternd zu mir hinab neigte.


    Ich nickte stumm und nahm noch einen Bissen.


    “Das ist doch die Chance! Dann kannst du nachher gleich zu ihm hinüber gehen und...“


    Weiter kam Muckel nicht. “Und was?“, hakte ich nach.


    “Na, ihm sagen dass du... Cnaeus Decimus Casca bist!“


    “Ach?“ Stutzend schaute ich meinem Sklaven entgegen, der gerade meinen Namen ausgesprochen hatte, als würde es sich um Manna aus den Himmeln handeln, das die Menschen glücklich macht. “Ich bin mir sicher das weiß er schon und selbst wenn nicht, würde ihm dieses Wissen auch nichts bringen.“


    “Du bist auch... kein bisschen...“ Muckel machte eine vorantreibende Bewegung mit den Armen. “...vorwärts gerichtet.“


    “Hmpf...“ An dieser Stelle ersparte ich mir jedweden Kommentar. Noch einmal schaute ich zu Decimus Livianus hinüber, der sich mit Quintilia Valentia unterhielt und fingerte auf dem Teller nach einer Miesmuschel.

  • Sim-Off:

    So, dann hoff ich mal keinen zu vergessen, bei der Menge, die ihr hier schreibt.


    Mit einem freundlichen "sehr erfreut die jungen Damen" bedankte sich Licinus für die Vorstellung mit tiefer warmer Stimme, wie er sie gegenüber jungen Mädchen automatisch anschlug, um sie mit seinem Soldatengedonnere nicht abzuschrecken.


    "Und wenn uns der Weg zu weit war in die Stadt, haben wir uns auf einen Onager gesetzt und uns rüberwerfen lassen. Ja, ich erinnere mich genau" Stimmte er gut gelaunt in das Lügenmärchen ein, nicht wissend, dass sich diese Geschichte in leichter Abwandlung noch 2000 Jahre halten sollte.


    Wer war nur dieser so merkwürdige klatschende Mann, fragte Licinus sich und runzelte musternd die Stirn. Er kam ihm nicht bekannt vor und doch, er schien nicht irgendwer zu sein. Ein Blick auf Serapio schien das zu bestätigen, raunte dieser doch gerade seiner frisch angetrauten etwas zu. Aber Licinus kam nicht dazu, sich lange zu wundern, denn schon erschien ein weiter Gast.


    Als der Stadtpräfekt den Raum -- eher Garten -- betrat konnte man ein kleines Klack hören. Licinus war mechnisch ins Stillgestanden verfallen, vielleicht weniger vor dem Amt des Stadtpräfekten, als viel mehr vor seinem ersten legatus legionis. Nicht, dass es nicht auch vor dem Amt gerechtfertigt war. Aber er fand nur einen Augenblick später in eine normale Haltung zurück. Falscher Anlass, dachte er sich noch.


    Nur um einen Moment noch gerader da zu stehn, als er einer leibhaftigen Vestalin gewahr wurde. So langsam stieg ihm sein Unwissen in Sachen korrektes Verhalten im zivil-sozialen Rahmen wieder mal unangenehm, auf. Er schluckte eine Kröte hinunter und riss sich zusammen. Sei du selbst, nur nicht zu geradeheraus und vor allem nicht zu laut, schalt er sich. Er hatte ja durchaus registriert, dass sein erster Ruf nicht überall gut aufgenommen wurde. Aber, so sagte er sich auch, amüsier dich, darum hat Serapio dich ja eingeladen.


    Also tat er das naheliegende und suchte sich was zu essen, um darüber vielleicht mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Dabei beobachtete er auch die restlichen Gäste, insbesondere jene, die er nicht kannte, und versuchte sie einzuschätzen und zuzuordnen, ob sie eher dem Bräutigam oder der Braut zuzuordnen waren. Ein reichlich sinnloses Unterfangen. Er nahm sich noch ein kleines Stück Brot mit, ja was war das eigentlich? Er ehielt es für einen der Untertanen des Neptun, aber was genau? Die Frage lenkte ihn ein wenig ab und als er sich in Gedanken umdrehte, hätte er beinahe jemanden von den Beinen gekegelt. Abrupt kam er gerade noch zu stehen.
    "Entschuldige bitte, Quintilia Pina ... Sila?" fragte er. Nein, keine Chance, die beiden auseinander zu halten.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, eine der jungen Damen hat nichts dagegen hier fast umgenietet worden zu sein. Wie halt sind die beiden eigentlich?

  • Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    Bei all den Gästen hatte ich längst den Überblick verloren – doch einer stach heraus, noch weit mehr als Tempelbruder Castus. Das war doch... Valentinas Ex-Verlobter. Der Germanicus, Germanicus Aculeo. Verblüfft sah ich ihm entgegen. Er hatte, wie soll ich sagen, durchaus etwas unheimliches an sich, dieser Überraschungsgast. Halb schützend, halb besitzergreifend legte ich wiederum den Arm um meine Verlobte, raunte ihr leise zu: "Hast du ihn eingeladen?"
    Trotzdem begrüßte ich ihn höflich (er war ja auch höflich zu mir gewesen, bei unserer seltsamen Begegnung damals):
    "Salve Germanicus Aculeo. Ähm... Willkommen, und hab Dank für deine Glückwünsche" Ich reichte auch ihm einen Kelch Caecuber. "Es hieß du hättest die Stadt verlassen? Nun, am Ende kehren wir doch alle immer wieder zurück, nicht wahr?"


    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    Dann trat plötzlich jemand vor sie, mit dem die junge Quintilia wahrlich nicht gerechnet hatte. „Aculeo?“ Murmelte sie fassungslos, als sie den abgemagerten Mann vor sich sah. Die Zeiten mussten nicht sonderlich gut mit ihm gewesen sein. Sie spürte den Arm um ihre Schulter und Valentina musste zugeben, dass es ihr gefiel, dass es da nun jemanden gab, der offensichtlich zeigen wollte zu wem sie nun gehörte. Immer noch sprachlos schüttelte sie dann aber den Kopf auf seine Frage, nein sie hatte ihn nicht eingeladen. Woher auch? Wusste sie doch bis zu diesem Moment nicht einmal, dass er wieder in der Stadt war und sie hatte gerade Zeit gehabt ihren Sklaven zu ihrer Casa zu schicken um ihre Nichten zu holen. Dennoch schenkte sie ihrem ehemaligen Verlobten ein ebenfalls warmes wie gut gemeintes Lächeln.
    „Danke für deine Glückwünsche. Und es ist schön zu sehen, dass du wieder hier bist.“ Sie hätte gerne wohlbehalten hinzugefügt, doch sie wagte es nicht allzu viel in sein Erscheinen hineinzuinterpretieren. Serapio reichte ihm einen Becher. „Bitte, bediene dich, heute soll sich jeder wohl fühlen.“ Lud sie ihn ein und sie hoffte er würde etwas essen, so wie er aussah hatte er das wohl nötig.


    "Wahrscheinlich trifft es eher auf jene zu die gerne nach Rom zurückkehren. Aber es ist schön hier zu sein. Wenn man einmal die Zivilisation gewohnt ist möchte man sie nicht mehr missen." Aculeo lachte kurz auf, nahm den Becher entgegen und trank diesen leer. "Sehr gut. Vllt kannst du mir verraten woher du den Wein hast?"
    "Aber der Grund weshalb ich hier bin ist" er machte eine kleine Pause "Valentina"


    "Ja Valentina. Ich bin es. Und es erfüllt mich ein wenig mit Freude dass du meinen Namen noch kennst und diesen auch aussprechen kannst...Es tut mir leid"


    "Ich werde aber nun nicht der Prellbock sein der die anderen Gäste aufhält. Ich wünsche euch alles Glück der Welt. Mögen die Götter euch mit Glück und Gesundheit segnen, euch die Kinder schenken die ihr euch wünscht und vieles mehr."


    Jetzt ließ er den Blick ab von den beiden und besah sich die anderen Gäste. Zuerst fiel ihm die junge Frau auf die auf eine der Klinen lag. Wenn er es recht besann war sie es die gerade das Gedicht vorgetragen hatte. Oder war es doch jemand anderer? Von dem Punkt an dem er stand konnte er es nicht so genau erkenne.
    Der Germanicer bedachte Decima Camelia mit einem freundlichen, anerkennenden Lächeln und...da war doch Dives....
    "DIVES" etwas zu laut rief er den Namen seines Freundes auf den er nun zustürmte..sofern man stürmen nun in dem Gedränge wörtlich nehmen konnte.

  • Immer drückender wurde das Gedränge im Peristyl. Kaum noch war der Überblick zu behalten oder blieb gar die Gelegenheit, seinen Gedanken zu folgen. Geräusche überlagerten Stimmen und weniger angenehme Gerüche die Düfte des Blumenflors. Einige der Anwesenden schienen schon beachtlich dem Wein zugesprochen zu haben. Ihre Unterhaltungen wurden zunehmend lauter. Camelia, Verfechterin der sanften Töne und melodischen Stimmen krauste ein ums andere Mal ihr Näschen. Ihre Blauen irrten umher und streiften immer wieder mit Bewunderung das hübsche Paar. Valentina und Serapio wirkten auch weiterhin glücklich und genossen sichtlich das Gedränge um sie herum.


    Wieder drangen einzelne Worte an ihr Ohr und die Dunkelhaarige konzentrierte sich die Stimmen zuzuordnen. Es dauerte bis sie mitbekam, es handelte sich um den jungen Herrn neben sich und dessen Begleiter. Offenbar ging es um einen Disput gegenteiliger Meinungen, der nicht so leicht beizulegen war und schließlich in Schweigen endete.
    Beim Ausklinken aus dem Szenario streifte ihr Blick das Gesicht des Mannes, der ihr zu Beginn durch Klatschen aufgefallen war. Offensichtlich galt es doch ihr, wenn sie sein freundlich anerkennendes Lächeln richtig deutete. Bevor sie zurück lächeln konnte, war er jedoch auch wieder aus ihrem Blickwinkel verschwunden. Zurück blieb sein lauter Ruf und das unmissverständliche Brauenzucken im femininen Gesicht der jungen Decima.

  • Die Reise in den Norden, raus aus der stickigen Stadt am Tiber, hatte sie sehr genossen. Sie hoffte, dass sie im Sommer, während der heißen Monate vielleicht noch ein Mal die Möglichkeit dazu erhalten würde. Mit Verlaub, in der Stadt war es immer unangenehm wenn die Sonne ihre ganze Energie in das Aufheizen der Häuser, Gassen, Wege und Straßen stecken konnte. So kühle kleine Inseln wie Gärten, konnten nur wenige ihr Eigen nennen. Das machte es jedoch nicht zwingend besser. Es wurde heißer und heißer in der Stadt und gerade wenn man vom Land zurückkam, bemerkte man es besonders. Während sie bereits zurecht gemacht auf ihren Mann wartete, widmete sie sich noch einigen Schreiben, die sie erhalten hatte. Vespa war es gewohnt zu warten. Irgendetwas kam ihrem Mann immer dazwischen. Es gab ja auch viel zu tun für ihn. Sie hatte sich an diesem Tag für ein sommerliches Gewand entschieden. Das Stoff war hellblau gefärbt. Ihre Haare hatte sie sich hochstecken. Als ihr Mann dann zu Hause angekommen war, dauerte es noch weiteren kleinen Moment bis sie sich dann zu den Feierlichkeiten begeben konnten. Natürlich hatte sie hatte sie inzwischen mitbekommen welche familieninternen Probleme es gab. Aber welche Familie hatte keine Probleme? So konnte sie aber die besondere Freude und Aufregung ihres Mannes verstehen.


    Vespa hatte sich bei ihrem Mann eingehakt und gemeinsam waren sie nun im Peristyl angekommen. Es war erstaunlich viel los und es tat gut so viel Leben und Freude an diesem Ort zu sehen. Gemeinsam steuerten sie gleich auf Serapio und seine zukünftige Frau zu. Ihr Stiefsohn. Ganz hatte sie die Familienverhältnisse im Detail noch nicht durchschaut, aber sie war dabei und wollte sich wirklich Mühe geben.


    „Searpio, es freut mich sehr dich zu deiner Verlobung beglückwünschen zu können.“


    Diese Worte hatte sie dann mit einem freundlichen Lächeln an ihren Stiefsohn gerichtet als Livianus sich dann der Verlobten zu wandte. So ganz war sie sich ihrem eigenen Verhältnis zu ihrem Stiefsohn noch nicht im Klaren. Also es war keine Frage ob es positiv war. Doch irgendwie schien es zwar herzlich und freundlich, aber auch noch etwas distanziert. Dieses Problem sollte an diesem Tage aber keine Rolle spielen. Es sollte gefeiert werden. Dann wandte sie sich der Verlobten zu.


    „Valentina, es freut mich auch sehr dich kennen zulernen. Es ist mir außerdem eine Freude an dieser Feier teilnehmen zu können.“


    Dann begann sie ein Päckchen auszupacken, das ein Sklave ihr nun reichte. Sie richtete nun ihre Worte an beide Verlobten.


    „Wie ihr vielleicht wisst, war ich einige Zeit im Norden Italias gewesen. Auf meiner Reise zurück habe ich in einer kleinen Stadt ein paar aus Alabaster gefertigte Tiere entdeckt. Ein fleißiger Handwerker hatte sie hergestellt. Es waren die verschiedensten Formen erhältlich. Mich haben diese Elefanten aber sehr berührt. Obwohl sie große Tiere sind und so gewaltig und beeindruckend wirken, sind sie einander treu. Ihr ganzes Leben lang verlassen sie einander nicht und halten bei allen Schwierigkeiten immer zusammen. Auch wenn es erst die Verlobung ist, fand ich dieses Geschenk für euch aber passend. Ich hoffe es gefällt euch und ihr könnt die Schönheit und die Botschaft darin genauso erkennen wie ich.“


    Dann reichte sie Beiden die Elefanten, deren Rüssel durch einhaken miteinander verbunden werden konnten. Wieder lächelte sie freundlich und hoffte mit ihrer Wahl nichts falsch gemacht zu haben.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...


    Die Frage lenkte ihn ein wenig ab und als er sich in Gedanken umdrehte, hätte er beinahe jemanden von den Beinen gekegelt. Abrupt kam er gerade noch zu stehen.
    "Entschuldige bitte, Quintilia Pina ... Sila?" fragte er. Nein, keine Chance, die beiden auseinander zu halten.


    Sim-Off:

    Ich hoffe, eine der jungen Damen hat nichts dagegen hier fast umgenietet worden zu sein. Wie halt sind die beiden eigentlich?


    Sila war völlig darin vertieft die ganzen Eindrücke in sich aufzunehmen. Hier und da nickte sie das ein oder andere Mal wenn sie Begrüßt wurde, dem Soldaten mit der tiefen aber nicht unsympathischen Stimme schenke sie sogar ein freundliches Lächeln und ein „Salve, es freut mich sehr dich kennen zu lernen.“
    Aber für viel mehr Konversation war das hier alles einfach zu spannend
    Wer hier nicht alles auftauchte. Später würde sie sich ihre Tante schnappe und erst mal erklären lassen, wer nun wer war. Die ganzen Namen die jetzt auf sie einstürzten waren einfach zu viel.
    Dafür aber interessierte sie sich um so mehr für die anwesenden Frauen, ihrer Kleidung und ihre Haare. Immer mal wieder wurde Pina angestoßen und Sila flüsterte ihr zu, wie toll sie jenes Kleid, jene Frisur oder wie wunderbar der Schmuck war. Alles Dinge, die Pina sicherlich „brennend“ interessierten. Aber da Musste Silas Schwester nun einfach mal durch – fand zumindest Sila.


    Und nun stand sie also da und war völlig in Gedanken, als, ja als sie dieser Riese fast umrannte. Nur mit wild wedelnden Armen, was wohl alles andere als Damenhaft aussah konnte Sila verhindern, dass sie mal eben der Länge nach hinschlug.


    „Sila...“ lautete also entsprechend erst mal ihre maulige Antwort. Aber recht schnell besann sie sich eines besseren. „Schon gut. Ist ja schon recht voll hier.“ Das sie ja auch nicht gerade groß´war und man sie deshalb vielleicht übersehen konnte, DASS kam Sila nicht mal in den Sinn. „Wie war doch gleich noch dein Name? Du bist Soldat richtig?“
    Wenn er sie schon quaso umgerannt hatte, dann konnte man sich ja auch etwas unterhalten. Vieleicht konnte er ihr und ihrer Schwester auch zu dem ein oder anderen hier was erzählen.
    Tja so schnell wird man Babysitter. :D


    Sim-Off:


    Alles ok uns kann man ja übersehen :D
    Und die beiden sind 12 Jahre alt, aber fast schon 13

  • Kleinigkeiten. Es kam wohl stets darauf an, mit wessen Augen man auf eine Situation sah, wenn man beurteilte, ob etwas nur eine Kleinigkeit war oder nicht. So mochte es für den Wissenden, den es jedoch nicht interessierte, lediglich eine Kleinigkeit sein, was Dives in seinen Privatgemächern tat und mit wem er es tat. Aus Sicht desjenigen, in dessen Privatgemächer man ohne sein Wissen und Einverständnis jedoch geschaut hatte und folglich eingedrungen war, handelte es sich um in der Tat sehr viel - mitnichten jedoch nur um eine Kleinigkeit. Serapio hatte hinter dem divitischen Rücken intimSTes Wissen über den Iulier weitergegeben, sodass der Iulier sich nicht weniger als vollkommen entblößt von seinem ehemalig Geliebten fühlte. In jeder Erinnerung an ihre einstmals intim geglaubten Zweisamkeiten schwebte fortan das wissende Auge der Quintilia. Es fühlte sich an, als wäre die Quintilierin in jeder dieser Erinnerungen verborgen hinter einem Vorhang gestanden - nicht zwangsläufig aus eigenem Antrieb, jedoch weil Serapio sie im Nachhinein genau dort platziert hatte. Er hatte sie wissen lassen, was ihr über den Iulier zu wissen niemals bestimmt gewesen war. Verraten, benutzt und in seinem Vertrauen ausgenutzt, so kam sich Dives in der Folge vor und war daher genau davon - dem Decimer irgendwann wieder wenigstens freundschaftlich zu vertrauen - nun doch sehr weit entfernt. Genauso allerdings war Dives auch nicht mehr dazu in der Lage die Frau, die - egal ob beabsichtigt oder völlig unbeabsichtig - in sein intimstes Privatleben eingedrungen war, ganz vorurteilsfrei zu betrachten, sodass er ganz selbstverständlich auch weiterhin für sich annahm, dass das intime Wissen der Quintilierin mindestens einen Teil, einen wichtigen Teil dessen ausmachte, weshalb sie sich ihm gegenüber so ablehnend zeigte.


    Wie wohl zu erwarten war, denn die Kunstfertigkeit der Vortragenden konnte ihr vermutlich keiner der Anwesenden hier abstreiten, wurde der iulische Trinkspruch auf Apollon im Allgemeinen gut aufgenommen. So stimmten Licinus, der mit seiner kräftigen Militärstimme kaum zu überhören war, und nicht wenige der übrigen Gäste mit ein und erhoben ihre Kelche auf den Gott. Und auch der Verlobte selbst, Serapio, trank auf den Glänzenden. Dives indes lächelte nur abschätzig in dem Wissen, dass der Decimer vermutlich keine Ahnung hatte, in welcher Beziehung Apollo hier zu ihnen beiden stand. Doch da! Der Iulier erblickte einen Bediensteten zwischen all den Gästen und versuchte sich seinen Weg zu diesem zu bahnen... bevor er nur einmal mehr dem verlobten Paar in die Arme lief.
    "Nein.", brachte er noch hervor. Doch Serapio schien sich nicht daran zu stören und füllte den divitischen Kelch einfach erneut. 'Wie wunderbar', dachte der Iulier in der Folge nur grimmig im Stillen. Und dann wollte Serapio auch noch auf Minerva trinken, welche Dives spätestens seit seiner Freundschaft mit dem Tiberier Lepidus als eine in erster Linie kühl berechnende Taktikerin, bewaffnet mit List und Tücke, wahrnahm. Zweifellos war sie damit prädestiniert, einem politisch ambitionierten Senator wie Lepidus zur Seite zu stehen. Hier und heute allerdings, und nachdem es nicht das erste Mal wäre, dass der Iulier dem Gastgeber auf den Leim ging - allein hatte er ins Theater kommen sollen, um dort sodann unvorbereitet auf diesen Borkan zu treffen und neben jenem anschließend dann das dritte Rad am Wagen zu sein - trank er bestimmt nicht auf Minerva; nicht solange der Trinkspruch auch noch von Serapio selbst kam und womöglich auch nur wieder den Beginn einer List darstellte. So also - ob paranoid oder nicht - ließ Dives ein neuerliches Trankopfer aus und führte stattdessen nur einmal mehr seine Lippen symbolisch zum Kelch ohne auch nur einen Schluck daraus zu trinken.


    "Auch der noch.", nuschelte der Iulier in seinen nicht vorhandenen Bart, als sich zum glänzenden, wissenden und von allem - selbst von der Liebe - heilenden Apoll und zur kühl berechnenden Minerva auch noch Bacchus gesellen sollten. Denn Bacchus in der Tat war wohl einer jener Götter, zu denen Dives gewiss nicht das beste Verhältnis hatte. So vertrug er kaum Wein und wollte in gewissem Maße auch nicht einmal besonders viel Wein vertragen. Denn für ihn hatte es nur wenig Entspannendes, wenn er nicht mehr die volle Kontrolle hatte über sich, seinen Körper, seine Handlungen und Taten, seine Aussagen und Worte.
    Welches Glück war es da, dass Serapio sodann voll Elan zur Wahl eines Rex bibendi aufrief. Dives, der wohl der letzte wäre, dem dieses 'hochedle Amt' je angetragen würde, nutzte die Gelegenheit, um sich still und leise von den beiden Verlobten wieder zu entfernen und sich zusammen mit senem Groll an den Rand der Feier zurückzuziehen. Dort musste er nicht mitbekommen, welche sonstigen Gäste nun noch hier eintrafen, sondern konnte sich ganz und gar um sich und seine Gedanken kümmern. Dabei kam ihm unverhofft die Idee. Warum stellte er nicht einfach den neu befüllten Weinkelch hier ab - irgendein Sklave würde ihn spätestens morgen schon hier finden - und verschwand einfach klammheimlich von der Party? Der einzige, der ihn womöglich vermissen würde, wäre wahrscheinlich sein Großonkel Licinus, dem er jedoch bereits erklärt hatte, dass und warum er heute würde früher wieder gehen müssen.


    "Beim Iuppiter, hast du mich erschreckt!", fuhr er kurz darauf um und fühlte sich für einen kurzen Augenblick wie ertappt durch seinen ritterlichen Freund. "Aculeo.", stellte er sodann überrascht fest und konnte sich seiner Grundstimmung zum Trotz beinahe zu einer Art Lächeln durchringen. "Du hier?" Dass der Ex-Verlobte der Quintilierin zu ihrer heutigen Verlobungsfeier mit einem anderen eingeladen worden war, ließ den Iulier kurz die Stirn in Falten legen. Denn ein bisschen ungewöhnlich war das doch schon, oder? "Wie schön, dass du wieder in der Stadt bist!" Und wie schön auch, dass er - wie auch immer - gerade hier war. So nämlich verhinderte er zwar, dass Dives die Feier jetzt bereits verließ. Andererseits war Aculeo wohl einer der wenigen, mit denen der Iulier einigermaßen offen reden konnte. Denn wieviele Jahre der Freundschaft verbanden die beiden ostiensischen Decurionen? Viele. Sehr viele. Unzählige.
    "Aber sag, wie geht es dir, mein Freund?", wollte er anschließend wissen. "Wo warst du gewesen und was hast du gemacht?" Vielleicht lenkte es ihn ja ein wenig von seinen eigenen Gedanen ab, wenn Aculeo erzählte, was er in letzter Zeit so getrieben hatte. "Wir haben uns ja seit meiner Hochzeit nicht mehr gesehen.", stellte er schlussendlich noch fest und begann bei diesem Satz unweigerlich zu spekulieren, ob Aculeos damaliges Verlassen der Urbs wohl etwas mit der Auflösung seiner Verlobung mit der Quintilierin zu tun gehabt hatte...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Ob womöglich Germanicus Aculeo der Rivale war, gegen den Valentina sich entschieden hatte, als sie meinem Antrag zustimmte? Ich musterte ihn argwöhnisch, sah seitlich zu ihr, dann wieder zu ihm.
    "Ein später Caecuber ist das, vom Südhang unseres campanischen Weingutes." gab ich ihm Auskunft über den guten Tropfen. Hispanische Weine in allen Ehren, doch für einen verfeinerten Gaumen ging dann eben doch nichts über die Gaben, die die campanische Vulkanerde uns schenkte.
    Der Überraschungsgast bat Valentina um Verzeihung und sprach uns Glückwünsche aus. Sie klangen ehrlich. Und etwas traurig.
    "Hab Dank, Germanicus Aculeo."
    Ich hatte schon ein verdammtes Glück, Valentina für mich gewonnen zu haben...


    Gerade hatte ich mir einen der Spieße geschnappt, um den elegant der Tentakel eines Octopus drapiert war, und ein paar Bissen gegessen, da ging ein Raunen durchs Periystyl, ein Liktor erschien, weiße Vestalinnengewänder schimmerten und die allervornehmste meiner Nichten hatte ihren Auftritt.
    "Messalina, na sowas! Salve!" Messalinilla nannte ich diese würdevolle Erscheinung nur noch wenn wir unter uns waren. Lächelnd ging ich ihr entgegen, ergriff ihre Hände mit den meinen und drückte sie warm. "Dankeschön, meine liebe Nichte. Was bringst du für einen Glanz hier auf unsere kleine Feier. Wie schön dass du vorbeischaust. Wie geht es dir? Ihr müßt doch zur Zeit bis zu beiden Ohren in den Festvorbereitungen stecken, nicht?" Die Vestalia standen ja vor der Türe.
    Voll Stolz machte ich sie mit Valentina bekannt:
    "Lass mich dir meine Verlobte vorstellen: Quintilia Valentina! Ich hatte dir ja kurz von ihr geschrieben, und von dem Minervafest wo wir dann zusammen waren." Ach, da war ja noch das kleine Mitbringsel von dort für Messalina, das sollte ich nicht vergessen, da würde ich gleich einen Sklaven danach schicken.
    "Valentina, Carissima, dies ist meine Nichte, die vestalische Jungfrau Decima Messalina."
    Ich rückte Messalina einen Korbstuhl zurecht, auf einen lauschigen Ehrenplatz neben dem Springbrunnen und inmitten des Geschehens.


    Da sich schon die nächsten Ehrengäste zeigten, beschloß ich, Cousin Casca zu Messalinas Unterhaltung einzuspannen. Ich ging zu ihm – er plauderte gerade mit seinem Sklaven - und legte ihm die Hand auf die Schulter, beugte mich zu ihm und bedankte mich endlich:
    "Casca, vielen Dank für die Quadriga! Da hast du mir Streitwagen-Freund genau das richtige geschenkt. Manche sagen ja auch, eine Ehe, das sei so ähnlich wie vier feurige Rösser zugleich zu bändigen... Ich hoffe sie haben Unrecht damit..." Ich lachte (beklommen) und klopfte Casca auf die Schulter.
    "Hör mal, sei doch bitte so nett und leiste unserer Nichte Messalina etwas Gesellschaft. Ich fürchte ihre Würde erlaubt es ihr nicht, sich so locker wie wir unter die Gästeschar zu mischen, aber du könntest ihr ja ein paar interessante Gäste vorstellen, damit sie sich nicht langweilt."
    Auf der Kline neben ihm erblickte ich eine heiter-kontemplative Carmelita, und sogleich kam mir in den Sinn:
    "Carmelita, Nichtchen, kennst du überhaupt schon Messalina? - Casca muß euch unbedingt einander vorstellen" beschloß ich enthusiastisch, mit wieder einem Seitenblick zu meinem Cousin. So, das wäre delegiert. Ich kehrte zu Valentina zurück, um mich mit ihr gemeinsam der größten Herausforderung dieses Abends zu stellen.


    Livianus' Umarmung war herzlich, vielleicht etwas demonstrativ, aber nun ja, er war eben Politiker und sich stets seinen Auftrittes bewußt. Ich umarmte ihn ebenfalls kräftig, und antwortete fröhlich:
    "Aber nein, ihr kommt gerade recht. -" Und verbesserte mich lächelnd: "Doch ein Lied habt ihr verpasst, das uns deine Großnichte Carmelita wunderschön auf der Kithara vorgetragen hat. Aber vielleicht läßt sie sich ja überzeugen es später nochmal zu wiederholen."
    Seine Präsenz, die eines Familienpatriarchen durch und durch, schien Valentina ein wenig zu überrumpeln. Freundschaftlich legte ich ihr die Hand auf den Rücken, um ihr zu verstehen zu geben dass sie nicht alleine stand.
    "Carissima, darf ich dich mit meinem Vater bekannt machen: Marcus Decimus Livianus. Dem ich natürlich schon von dir vorgeschwärmt habe."
    Von ihrer Sittsamkeit, Würde, Anmut und so weiter hatte ich ihm berichtet. Aber ich unterstelle mal, dass Livianus das alles ziemlich gleich war - Hauptsache ich kam nicht auf die Idee, meinem Geliebten einen flammendroten Schleier überzuwerfen und mit ihm Hochzeit zu halten. Wehmütig suchte mein Blick nach Borkan, doch in dem Gästegetümmel konnte ich ihn gerade gar nicht ausmachen. (Wie schön wäre es doch, wenn all die Freunde und Familienangehörigen, die sich hier und heute so mit Valentina und mir freuten, sich ebenso sehr freuen würden wenn ich mich auf die selbe Weise mit Borkan zusammentun würde. Aber das war... Utopie. Eutopie. Träumerei...)


    An Livianus' Seite war seine neue Ehefrau, die edle Aelia Vespa auf uns zu getreten. Es war schon schön die beiden so zu sehen, aber ich war mit ihr, mit meiner... Stiefmutter... noch nicht so recht warm geworden. Sie war ja kaum älter als ich – womöglich sogar jünger - ich hatte sie nicht gefragt, ich würde mich ja hüten sie sowas zu fragen - zudem ungeheuer distinguiert, und es irritierte mich jedesmal sehr, an sie als 'meine Stiefmutter' zu denken.
    "Dankeschön." Sie machte sich mit Valentina bekannt, und ich stellte sie ihrerseits vor: "Und dies ist... meine Stiefmutter Aelia Vespa."
    Ein Geschenk? Meine Neugier wuchs, während sie es langsam auspackte und dazu erzählte, dann erblickte ich die Elefanten. Was für eine schöne Metapher! Genau das war es doch, was ich mir wünschte, für Valentina und mich. Feurige Liebesglut hatte ich ihr nicht zu bieten, dafür aber verlässliches Zusammenhalten. Wie die Elefanten. Entzückt ergriff ich eine der kleinen durchscheinend weißen Figuren, strahlte Valentina verschmitzt an, und probierte es einmal aus, die Rüssel der Figuren ineinander zu verschlingen.
    "Großartig! Vielen Dank, Vespa. Das... das passt perfekt." bedankte ich mich, und, ja, ich gebe zu, ein bisschen gerührt war ich schon, dass sie etwas so treffendes für uns ausgesucht hatte.

  • Seiana wollte nicht wirklich nach Rom. Sie hatte sich nun so lange zurückgezogen... und sie scheute davor zurück, sich wieder dorthin zu gehen, selbst wenn es nur für ein paar Tage war. Sie verknüpfte mittlerweile zu viele schlechte Erinnerungen mit der Stadt, zu viele davon in der Zeit kurz bevor sie regelrecht geflüchtet war. Und ihr gefiel der Gedanke nicht unter Menschen zu sein, vielen Menschen. Das war etwas, was sie noch nie so recht hatte leiden können, wenn zu viele Personen um sie herum waren, aber nachdem sie nun Monate um Monate um Monate auf abseits gelegenen, kleinen Landgut verbracht hatte, hatte sich das eher noch verstärkt. Und dazu kam nun natürlich, dass ihr ein paar unangenehme Gespräche bevorstanden, denen sie auch lieber aus dem Weg gegangen wäre... Aber nichts davon ließ sich vermeiden. Die Verlobungsfeier ihres Bruders wollte sie sich nicht entgehen lassen, und auch was den Rest anging: sie war eine Decima. Es ging ja noch an, dass sie Rom generell den Rücken gekehrt hatte, um außerhalb der Stadt zu leben, aber sich vor Herausforderungen wegducken, nur weil sie sie in die Stadt zurückführten, das war nicht sie. Auch wenn es sie Überwindung kostete, mehr, als sie vorher gedacht hätte.
    Daran lag es letztlich auch, dass sie ein wenig zu spät kam. Sie hatte ursprünglich vorgehabt, schon einen Tag früher herzukommen, hatte die Fahrt hierher dann aber doch auf heute verschoben – und prompt hatte es Probleme auf der Straße gegeben und die Fahrt hatte länger gedauert. Als sie das Peristyl schließlich betrat, musste sie feststellen, dass schon recht viele Menschen da waren, und Seianas Gesicht wurde zu einer freundlichen Maske, die sie früher noch viel perfekter beherrscht hatte, um nur ja nicht zu zeigen, dass sie sich unwohl fühlte. Sie wartete geduldig im Hintergrund, bis sie zumindest das Gefühl hatte irgendeine Lücke tat sich auf, bevor sie zu ihrem Bruder ging und ihn flüchtig umarmte. „Alles Gute, Faustus“, wünschte sie ihm leise, bevor sie sich mit einem Lächeln an die Frau neben ihm wandte: „Und du bist Valentina? Auch dir herzlichen Glückwunsch zur Verlobung.“

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives



    "Beim Iuppiter, hast du mich erschreckt!", fuhr er kurz darauf um und fühlte sich für einen kurzen Augenblick wie ertappt durch seinen ritterlichen Freund. "Aculeo.", stellte er sodann überrascht fest und konnte sich seiner Grundstimmung zum Trotz beinahe zu einer Art Lächeln durchringen. "Du hier?" Dass der Ex-Verlobte der Quintilierin zu ihrer heutigen Verlobungsfeier mit einem anderen eingeladen worden war, ließ den Iulier kurz die Stirn in Falten legen. Denn ein bisschen ungewöhnlich war das doch schon, oder? "Wie schön, dass du wieder in der Stadt bist!" Und wie schön auch, dass er - wie auch immer - gerade hier war. So nämlich verhinderte er zwar, dass Dives die Feier jetzt bereits verließ. Andererseits war Aculeo wohl einer der wenigen, mit denen der Iulier einigermaßen offen reden konnte. Denn wieviele Jahre der Freundschaft verbanden die beiden ostiensischen Decurionen? Viele. Sehr viele. Unzählige.
    "Aber sag, wie geht es dir, mein Freund?", wollte er anschließend wissen. "Wo warst du gewesen und was hast du gemacht?" Vielleicht lenkte es ihn ja ein wenig von seinen eigenen Gedanen ab, wenn Aculeo erzählte, was er in letzter Zeit so getrieben hatte. "Wir haben uns ja seit meiner Hochzeit nicht mehr gesehen.", stellte er schlussendlich noch fest und begann bei diesem Satz unweigerlich zu spekulieren, ob Aculeos damaliges Verlassen der Urbs wohl etwas mit der Auflösung seiner Verlobung mit der Quintilierin zu tun gehabt hatte...


    "Ich kann es dir nicht genau sagen wie es mir geht. Ich weiß es selbst nicht so genau. Die körperlich ist alles in Ordnung aber" er tippte gegen die Schläfe " der Kopf ist nicht wirklich frei von Sorgen und Problemen. Vllt könntest du mir dabei ein wenig helfen. Wie wäre es wenn du mich ihr vorstellen würdest?" Aculeo begann zu grinsen. "Ich denke ich werde mir ein Haus in den Bergen der Toskana kaufen. Dort hatte ich die Zeit verbracht." Kurz englitt sein Blick in die Ferne und ein sanftes Lächeln, fast nicht sichtbar, entstand.


    "Oh...ja. Die Hochzeit. Bitte...du vergibst mir doch dass ich so plötzlich verschwand. Und..." er blickte sich um da er nun jemanden bestimmten suchte "Deine Frau? Ist sie auch hier?" erkundigte sich der Germanicer nun. "Aber lass dich erstmal umarmen bevor wir weiterplaudern. Ausserdem ist es genug von mir. Erzähl lieber wie es dir erging. Bist du vllt schon im Senat? Oder vllt sogar der nächste Kaiser? Der wievielte wärst du dann in den letzten 3 Jahren? der Dritte oder Vierte?" Aculeo lachte laut.

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