Auf dem Marsfeld – Die Weihe der kaiserlichen Imagines

  • Grau zeigte sich der Tag an den Nonen des Novembers, an dem die große Zeremonie zur Weihe der kaiserlichen Imagines, wie schon lange angekündigt, angesetzt war. Vom Landesinneren her strich ein kalter Wind über das weite Marsfeld, wirbelte hier und dort den Staub auf, und ließ die Fahnen und Wimpel flattern und knattern.
    Ab der Mittagszeit strömten die Menschen, in Mäntel gehüllt, dorthin, um noch einen Platz zu ergattern, von dem man gut sehen konnte. Es wurde voll und voller hinter den Absperrungen, Stadtsoldaten lenkten alles in geordnete Bahnen. Für die privilegierteren Bürger der Stadt – Vestalinnen, Würdenträger, senatorische und ritterliche Familien - waren gediegene hölzerne Tribünen mit Sitzplätzen aufgebaut. Dazu eine Loge für die kaiserliche Familie.
    Auch war ein gewaltiger Altar im Zentrum des Geschehens erhöht errichtet, flankiert von zwei etwas niedrigeren, reichgeschmückt allesamt. Über Feuerschalen tanzten die Flammen, der Rauch wurde vom Wind sogleich mitgerissen. Ein Spalier von Lorbeerbüschen in anthrazit- und goldfarbenen Tontöpfen bildete den Weg zu den Altären, den die kaiserliche Familie später beschreiten könnte. Vertreter des Cultus Deorum waren bereits zugegen, und nun waren aus der Ferne auch die verwehten Takte einer schmetternden Militärmusik zu vernehmen. Köpfe drehten sich, Menschen reckten sich. Die schmissigen Klänge kamen näher, dazu der dumpfe Hall marschierender Caligae, und das Klappen von Hufen – die Prätorianergarde war im Anmarsch.
    Ein guter Tag war es für die Händler, die aus schnell zusammengezimmerten Buden oder Bauchläden heraus alles mögliche an die Besucher verkauften – Tücher in den Wappenfarben der Aquilier um dem Imperator zünftig zuzuwinken, patriotisches Essgeschirr mit dem Bild der kaiserlichen Familie, heißen Würzwein, heiße Kastanien, Augusta-Puppen für die Mädchen und Holzschwerter für die Buben...

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    Klient - Decima Lucilla

  • Zur Feier des Tages hatten Teile der Stadtverwaltung frei bekommen. Darunter auch Severus, der ja als einfacher Scriba immer noch recht weit unten in der Verwaltungshierarchie stand. Zwar hatte er einige Sonderaufgaben erhalten, darunter die Schreiberstelle beim einem abenteuerlichen Vatermordprozess, doch in der Praxis gehörte er immer noch zu den anonymen Schreibern in der anonymen Schreibstube. Heute aber war ein freier Tag und den wollte Severus nutzen, also hatte er sich frühzeit auf den Weg gemacht, um einen annehmbaren Platz auf dem Marsfeld zu bekommen. Die Weihe der kaiserlichen Imagines wollte er sich nämlich in keinem Fall entgehen lassen, denn praktisch die ganze Stadt würde sich hierher begeben und wer wusste schon, wen er heute womöglich kennenlernen könnte.


    Der Platz, den er letztlich ergattern konnte, war nah genug an den Absperrungen, dass er die Zeremonie gut verfolgen konnte und nur wenig verpassen müsste, allerdings auch weit genug weg, um nicht direkt mit den grimmigen Prätorianergardisten konfrontiert zu werden, die direkt an den Absperrungen standen und die bereits anwesenden Bürger nach möglichen Gefahrenquellen musterten. Da im Moment noch nicht viel los war, kaufte er sich an einem Bauchladen etwas zu essen und zu trinken und harrte danach der Dinge, die da folgen mochten.

  • Mit Tubageschmetter und Hörnerschall zog die Garde auf dem Marsfeld ein, eine herrlich blitzende und mächtig schmetternde, an Waffen und Schneid klirrende, gutgeölte Militärmaschinerie. Heute in aller Pracht. Vorneweg eine Abteilung Equites singulares auf blankgestriegelten Rössern, um mich die wogenden Festtags-Helmbüsche der Kohorten zu Fuß, archaische Paradeharnische, ich selbst fesch ausstaffiert auf einem eleganten Rappen, neben mir die ebenso in Schale geworfenen anderen Tribune, dann wieder Reiter, und überall Drill und zackiges Marschieren, winkende Menschen schon auf dem Weg, nun die Masse der Stadtbewohner auf dem Marsfeld, manche mitwippend im Takt der aufpeitschenden Marschmusik, jeden römischen Patrioten mußte das Herz aufgehen. Geschmeidig teilte sich die Marschkolonne auf dem Feld in ihre Untereinheiten, akkurat nahmen diese ihre Positionen ein.


    Die Feldzeichen, um die sich heute alles drehte, ragten hoch über die Köpfe der Soldaten. Die Signiferi und Cornicen trugen ihre frischgebürsteten Raubtierfelle, von Löwen und Leoparden, Panthern und Tigern. Die Fahnen flatterten im Wind, so wild dass die Goldfransen sich verhedderten. Skorpione, Kronen, Adler und Torques, Kohorten-Plaketten und Victoria-Embleme zierten unsere Standarten – und doch erschienen sie mir kahl, so ganz ohne Imagoscheiben. Aber das würde sich ja nun ändern. Und mit der Aufnahme der kaiserlichen Bildnisse würde auch das besondere Band zwischen Kaiser sowie Kaiserfamilie und Garde fester geschmiedet und kultisch besiegelt.
    Die Männer standen stramm und ließen sich bewundern, die Musiker spielten patriotische Weisen um die Augenblicke bis zum Eintreffen der kaiserlichen Familie (und mit ihnen noch mehr Equites singulares) zu überbrücken.


    Glücklicherweise hatte unser Präfekt uns den Gefallen getan, weiterhin an den heilkräftigen Quellen Baiaes zu verweilen, in der Hoffnung sein Magenleiden in den Griff zu bekommen. Somit hatte ich auch heute mal wieder die Ehre ihn zu vertreten. Ich hoffte wirklich inständig, dass unser neuer neutraler Kaiser nach der Imagoweihe endlich ein Einsehen haben würde, dass er diese unsägliche Nicht-Sonderlich-Competente Figur von der Position des Präfekten entfernen würde – und mich dafür nach all den langen Jahren, erst des Berufsverbotes, dann des Dienstes in degradierter Stellung, endlich voll rehabilitieren würde.


    Ich ließ mein Ross ausschreiten, warf mal einen Blick seitlich zur Tribüne um nach den Angehörigen meiner Familie Ausschau zu halten, ritt dann bis vor die Altäre, um dort die letzten Absprachen mit dem Pontifex (ja, dem Pontifex) zu treffen.

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    Klient - Decima Lucilla

  • In einer schwarzen Trauertoga, die er bis zur endgültigen Beisetzung seiner Tochter gewiss an jedem Tag anlegen würde - die gleiche, nicht die selbe -, war Dives zur Weihe der kaiserlichen Imagines auf dem Marsfeld erschienen und hatte sich sogleich einen Platz auf den hölzernen Tribünen organisiert. Denn stark zu sein, das hatte er sich vorgenommen. Er wollte sich nicht in der Domus Iulia verstecken und Schwäche offenbaren. Er wollte hinaus gehen und sein Gesicht zeigen, sei es derzeit auch noch so schwer.


    Die aufpeitschende Marschmusik dröhnte laut in den iulischen Ohren, und doch hörte Dives sie kaum. Das Marsfeld schien erfüllt von Euphorie und Freude, und doch fühlte Dives weder das eine noch das andere. Wohin man blickte, überall marschierten schick herausgeputzte Soldaten, winkten begeisterte Frauen, lachten Kinder. Und doch blieb der divitische Blick leer, seine Mundwinkel blieben unten, seine Mimik blieb starr und versteinert. Körperlich anwesend verfolgten seine Augen das Spektakel auf dem Platz, hielten seine Hände eine kleine Tüte heißer Kastanien, wurden seine Lippen benetzt von einem guten Würzwein. Und doch bekam der iulische Senator auf seinem Sitzplatz kaum mit, was gerade passierte...

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  • Dem militärischen Anlass des Tages angemessen erschien auch der Kaiser in allem Pomp und Gloria: Umringt von seinen Equites Singulares auf schwarzen Rappen stach er selbst auf einem großen, kräftigen Schimmel, weißer als jedes Opfertier für Iuppiter Optimus Maximus, heraus. Doch auch sonst setzte er auf Kontrast zu seinen Leibwächtern, denn wo sie durch die Schwärze ihrer Tunicae und Helmzieren auffielen, glänzte er in einem vergoldeten Muskelpanzer, umgürtet von einer purpurnen Feldherrenbinde und umhüllt von einem ebenso purpurnen, von winzigen goldenen Lorbeerblättern geschmückten Paludamentum zwischen den finsteren Gesellen um sich. Auf den Helm hatte er allerdings verzichtet, damit jeder sein Gesicht sehen konnte, das inzwischen jeder Bewohner des Imperiums von den Münzen kannte.


    In zügigem Tempo trabte die Eskorte vom Forum Boarium komment am Marcellus-Theater und all den imposanten Bauwerken der Vergangenheit vorbei bis hin zu der freien Fläche, wo seine Garde bereits Aufstellung genommen hatte. An seiner Seite strahlte auch der Caesar hervor, während seine Berater seine Gattin und ihn überredet hatten, die Augusta heute nicht zu Pferd, sondern sittsam in einem offenen Wagen einrollen zu lassen, der ebenfalls von berittenen Gardisten begleitet wurde.


    Als das kaiserliche Tross endlich die Formationen erreichte, hielt der Imperator nicht direkt auf die besonders erhöhte Tribüne ganz vorn zu, sondern verlangsamte das Tempo und ritt zwischen den einzelnen Centuriae und Manipeln durch, sodass jeder einzelne Gardist ihn aus ziemlich nächster Nähe sehen konnte. Dabei zeigte er tapfer sein allseits bekanntes Lächeln und hob den Arm immer wieder zum Gruß.

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  • Zu gern ja nur zu gern wäre die Augusta an der Seite ihres Mannes geritten. Das nun ausgerechnet der Caesar diese eigentlich ihr zustehenden Platz einnahm, während sie hier in der Kutsche hockte nervte sie gewaltig. Aber die Kaiserin wäre nicht die Kaiserin, wenn man ihr diesen Umstand ansehen würde. Nein sie hatte ein freundliches Gesicht aufgesetzt und lächelte huldvoll in Richtung der vielen Zuschauer.
    Ihre Kutsche hielt vor der Tribüne. Die Augusta, die heute eine dunkelblaue Tunika mit schwarzen Applikationen trug selbst wartete vor eben dieser auf ihren Mann, der noch die Formation abritt. Sie selbst schaute bewundernd zu den viele Prätorianern, die in ihren Gardeuniformen wirklich was her machten. Ja die schwarz Garde...Ihre schwarze Garde. Die Auguste lächelte den Männer zu und grüßte sie, mit einem respektvollem Nicken.
    Oh ja zu gern würde sie gerade an der Seite ihres Mannes durch die reihen eben jener Männer reiten, die für ihre Familie und sie ihre Leben geben würden...

  • Flankiert von einigen Kulthelfern harrte auf dem vorbereiteten Opferplatz der Pontifex pro magistro des gewichtigen Ereignisses nachdem er bereits seit geraumer Weile anwesend war, um die Korrektheit des kultischen Rahmens persönlich zu kontrollieren. Gracchus hatte sich nicht nehmen lassen, bei dem bevorstehenden Opfer selbst die Rolle des Souffleurs zu übernehmen - nicht nur ob der Bedeutsamkeit des Anlasses und der Opferherren höchstselbst, sondern auch da die Bitte aus dem Officium eines prätorianischen Tribuns (ja, des prätorianischen Tribuns) an das Collegium Pontificum gerichtet worden war. Seiner Bereitwilligkeit nicht minder zuträglich war zudem die Tatsache, dass diese Position dem Flavier unmittelbaren Zugang zum Opferblut würde verschaffen, eine Gelegenheit welche zweifelsohne niemand, welcher nicht zumindest ein wenig nur abergläubisch war, würde verstreichen lassen, da schlussendlich weithin bekannt war, dass das Blut aus der Opferung des Augustus bei seiner Imagoweihe ein machtvolles Medium zum Schutz gegen Flüche besonderer Schwere war, ja gar dazu geeignet einen solchen zu brechen! Obgleich Gracchus die Aussicht auf diese Gelegenheit durchaus ein wenig in Aufregung versetzte, so war doch vorerst all dies sekundär im Anblicke der Ankunft der prätorianischen Garde, respektive im Anblick des prätorianischen Tribunes, welcher in seinem schnittigen Paraderüstung auf seinem Rosse über den Platz ritt einem strahlenden Heroen gleich. Trocken war des Flaviers Kehle als sie einige letzte Worte zur Abstimmung des Ablaufes wechselten - förmlich und gänzlich professionell ihren Ämtern gebührend, und doch nicht frei von Sentimentalität -, dass die Ankunft der kaiserlichen Familie ihm beinahe eine kleine Rettung war, welche vor allzu tiefgründigen Gedanken ihn vorerst ablenkte.

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  • Das Hufgetrappel war bereits lange vorher zu hören. Immer näher kam es dem großen Platz, bis schließlich die ersten schwarzen Rüstungen zu erkennen waren. Schneidig, war das erste Wort, das Severus in den Sinn kam, als die Reiterei der Prätorianergarde den Versammlungsort erreichte gefolgt von den Fußsoldaten, alls in der bedrohlich schwarzen Rüstung und teilweise auch mit dem Stachel des Skorpions, ihrem Zeichen, versehen. In unnachahmlicher Diszipliniertheit formierten sich die Soldaten innerhalb ihrer Einheiten und nahmen die ihnen zugewiesen Plätze ein. Immer wieder waren lautegeschrieene Befehle zu hören, die den Platz für wenige Sekunden einnahmen. Das war der geballte Stolz des Römischen Reiches, die Elite der Elite, die Besten der Besten, die Beschützer des Kaisers: Die prätorianische Garde. Darüber spielten die Musiker in strammem Marschtakt ihre Lieder und streuten dann und wann populäre patriotische Lieder ein, in die nicht weniger der Umstehenden mit lautem, schiefem Gesang einstimmten. Auch Severus gehörte dazu, denn auch wenn weder sein Vater, noch sein Großvater Militärs gewesen waren, war es doch sein Onkel gewesen, weshalb die Weisen natürlich hinreichend bekannt waren.


    Und dann erschienen die Hauptpersonen des heutigen Tages. Der Kaiser, auf einem weißen Schimmel reitend, wirkte so pompös, so mächtig wie es eben sein musste. Der mächtigste Mann der Welt gab sich hier die Ehre und widmete sich gleich erstmal seinen Gardisten, indem er ihre Reihen abritt und dabei sein Tempo so verringerte, dass jeder einzelne Soldat, ja sogar der kleinste Gardist, seinen Kaiser, den Mann, den er zu beschützen hatte und dessen Abbild bald in der Castra Praetoria stehen, aber vorher hier und heute geweiht werden würde, sehen konnte. Neben dem Kaiser, aber etwas nach hinten versetzt, so kam es Severus zumindest vor, ritt der Caesar, den der Helvetier bald persönlich kennenlernen (oder zumindest aus der Entfernung sehen) würde. Und zuletzt die Kaiserin, die schöne Veturia, die seit ihrerem Amtsantritt und auch ihrem skandalösen Auftritt hoch zu Ross nach der Wahl ihres Mannes das Zentrum von Schwärmerei und Bewunderung, aber auch Ablehnung und Kritik geworden war. Dieses Mal unterließ sie eine entsprechende Provokation und ließ sich, züchtig, wie es zu sein hatte, in einer Kutsche zur Kaiserloge bringen. Schon jetzt, noch bevor die eigentliche Zeremonie begonnen hatte, lag die Feierlichkeit des Moments in der Luft, durch die vermutlich alle Anwesenden ergriffen wurden.


    Sim-Off:

    Edit: schwarzer Rappe => weißer Schimmel.

  • Na wenn das mal keine schlechten Omen waren: Der Tag war grau. Der Wind war kalt. Der oberste Prätorianer war, wie man so hörte, im Urlaub. Stattdessen führte ausgerechnet der Tribun die Prätorianer heute an. Und ausgerechnet das war natürlich auch einer der Gründe, weshalb ich heute hier sein musste.. als treue Klientin von dessen Vater. (Na super.) Immerhin musste ich mir das alles nicht ganz allein antun. Ja, mein Mann stand mir zur Seite - nach dem Tod seiner Adoptivtochter allerdings ein einziger Trauerkloß. (Na klasse.) Aber wenigstens gab es gegen den Kummer und die Kälte auch ordentlichen Würzwein hier. Man konnte es riechen. Leider. Denn ich war ja schwanger, da musste ich auf Anordnung meines Arztes einen großen Bogen um den guten Rebensaft machen. (Na großartig.) Wohl wahr, wohl wahr: Diese Veranstaltung versprach wirklich ganz.. toll zu werden.


    Mit großem musikalischen Pomp kündigte sich dann ein erster Lichtblick an. Und damit bezog ich mich natürlich nicht auf den Kaiser, auch wenn der Kontrast seines weißen Schimmels zwischen all den schwarzen Rappen der Prätorianer ja schon irgendwie wie ein Lichtpunkt in all der Dunkelheit wirkte. Und ich bezog mich natürlich auch nicht auf die Augusta, auch wenn mir positiv auffiel, dass sie heute offensichtlich auf einen maskulinen Auftritt zu Pferde verzichtete und stattdessen ganz damenhaft und elegant in einem offenen Wagen einfuhr. - Aber nein, ich bezog mich dabei natürlich auf den Caesar, den jungen, dynamischen, sich stolz zu Rosse präsentierenden Charmebolzen, mit dem ich auf der Hochzeit Flavia Domitillas ein bisschen geflirtet hatte. (Ja, er hatte mich damals wirklich gut unterhalten.)


    Aber ein einziger Lichtblick in dieser grauen Tristesse machte längst noch keinen milden und farbenfroh bunten Herbsttag. Leider. Ich lehnte mich ein bisschen zurück und streichelte mir über meinen Babybauch, während ich das Geschehen weiter beobachtete und darauf wartete, was da wohl noch kommen mochte..

  • Auch wenn es die Academia Militaris nicht mehr gab und Macer seit ihrer Abschaffung nun wirklich in keinerlei offiziellen militärischen Funktion mehr dem Reich diente, gab es für ihn trotzdem noch den einen oder anderen militärischen Pflichttermin, bei dem er dabei sein musste. Und eine Imagoweihe auf dem Marsfeld gehörte nun einmal definitiv dazu. Wie schon häufiger bei solchen Anlässen hatte er sich den Spaß gegönnt, seine senatorischen Schuhe gegen seine alten Militärstiefel zu tauschen, damit wenigstens etwas an seiner Aufmachung daruaf hindeutete, dass er sicht nicht nur als Senator sondern auch als ehemaliger Soldat und Offizier betrachtete. Unter den Senatoren gab es freilich noch weitere Männer, die auf ebensolche Posten in ihrem Werdegang zurückblicken konnten, egal mit welchem Schuhwerk sie heute erschienen waren, so dass Macer sich auf der Tribüne die Zeit mit angenehmen Plaudereien über frühere Zeiten und aktuelle Gerüchte von den verschiedenen Einheiten vertreiben konnte, während nach den glänzend herausgeputzten Prätorianern auch die kaiserliche Familie am Ort des Geschehens eintraf.

  • Auch die junge Decima hielt eines dieser Tücher in den Wappenfarben der Aquilier in ihrer Hand, um den Imperator zuzuwinken. Jetzt allerdings wurde es erst einmal nur leicht geschwenkt, um die Aufmerksamkeit ihres Onkels auf sich zu ziehen. Der Tribun ritt mit seinen Prätorianern an der Tribüne vorbei und seiner Nichte erschien es, als hielt er Ausschau nach bekannten Gesichtern, als sein Blick hoch auf die Tribüne triftete.
    Doch nur kurz war die Aufmerksamkeit bei Serapio. Das Volk begann zu jubeln und der Grund sah nicht nur atemberaubend aus, er verschlug auch für einen Augenblick Camelia die Sprache. Eben noch hatte sie mit ihrem Trällern die Marschmusik begleitet, jetzt stockte ihr der Atem.


    Umringt von seinen Equites Singulares auf schwarzen Rappen, ritt der Kaiser selbst auf einem stattlichen Schimmel heran. Im Kontrast zu seinen Leibwächtern trug er einen vergoldeten Muskelpanzer, dazu die purpurne Feldherrenbinde und das im gleichen Farbton mit winzigen goldenen Lorbeerblättern geschmückten Paludamentum. Sein Gesicht war deutlich zu erkennen und von Stolz und Würde geprägt, ganz wie auf den Münzen.
    Zum ersten Mal sah Camelia ihn und seinen Sohn in Begleitung von Augusta. Diese war wie immer wunderschön und rundete das Gesamtbild mit Würde und Eleganz in ihrem offenen Wagen.


    In zügigem Tempo trabte die Eskorte bis hin zu der freien Fläche, wo die Garde bereits Aufstellung genommen hatte. Als das kaiserliche Tross die Formationen erreichte, wurde das Tempo langsamer und die Spannung erhöhte sich ganz wie der Herzschlag der jungen Decima, die endlich ihre Sprache wiedergefunden hatte und winkend zu jubeln begann.

  • Wieder einmal war Aculeo allein unterwegs. Er hatte sich daran gewöhnt und machte daher keinerlei Anstalten Trübsal zu blasen und finster aus der Wäsche zu schauen. Irgendwo auf den freien Plätzen hatte er Platz genommen und blickte interessiert nun dem Aufmarsch zu.


    Die Praetorianer auf ihren Rössern wirkten ziemlich beieindruckend. Schwarze Kleidung, schwarze Pferde, wer sollte da schwarz sehen da der Kaiser selbst, vermutlich weil der mit Schwarz net so gut auskam, auf einem weißen Pferd angeritten kam. Beifall klatschend erhob er sich.

  • Scipio mochte sowas. Paraden, Prunk, Aufmärsche. Und heute war zwar das Wetter nicht gut, dafür schien aber halb Rom hier zu sein und er war mehr als froh einen guten sicheren Platz zu besitzen. Natürlich musste er kommen, alles andere wäre für ihn auch im Hinblick auf seine Zukunft ein Fehler gewesen. Und immerhin, er saß neben Camelia, also war zur Not wenigstens eine nette Person ganz nah.


    Serapio ritt stolz unten entlang, schaute kurz hoch auf die Tribüne, anscheinend wollte er nur prüfen wer alles anwesend war. Es war schon eine Ehre dass er, und nicht der Praefectus, heute diese Rolle inne hatte. Und Scipio freute das, er war immer schon der Meinung dass Serapio ein besserer praefectus wäre als dieser komische Kerl der nun das Amt inne hatte.


    Und dann brauch Jubel aus, der Kaiser kam heran geritten. Zwischen all den Equites fiel er auf seinem Schimmel natürlich direkt auf. Welch ein Anblick, solche Erhabenheit. Dazu ritten sein Sohn ein, ebenfalls sehr erhaben und das Gesamtbild war einfach perfekt. Die Augusta musste die Kutsche nehmen, dabei wusste Scipio bereits dass auch sie gerne ritt und sicherlich hätte sie nun gerne selbst einen solchen prachtvollen Schimmel unter dem Sattel. Aber leider hatten die Römer so ihre Probleme mit reitenden Frauen, was für deinen Decimer total unverständlich war.


    Scipio hatte ein Grinsen auf dem Gesicht und war sehr gespannt, fast wie ein kleines Kind. Am liebsten hätte er laut dem Kaiser gehuldigt, aber er wusste dass das nicht angebracht war. Etwas nervös spielte er mit seinen Händen herum.

  • Von hinten nach vorn arbeitete Severus sich durch die Formationen, doch irgendwann hatte er es geschafft und kam vor der Haupttribüne zum Stehen, wo seine Gattin bereits ihren Platz eingenommen hatte. Eine Handvoll Diener kam angerannt, um dem Kaiser vom Pferd zu helfen und selbiges wegzuführen, während dieser die Treppe hinaufging und noch einmal unter Trompetenschall der Menge die Hand zum Gruß bot.


    Als der Jubel sich gelegt hatte, ergriff er endlich das Wort: "Prätorianer!" begann er und blickte in die Reihen. "Seit mehr als hundert Jahren seid ihr der Schild, der die Kaiser vor allen Feinden schützt! Eure Vorgänger und auch mancher von euch hat gedungene Mörder niedergestreckt und Verräter enttarnt, ehe sie gefährlich werden konnten." Tatsächlich war es kaum je gelungen, einen Kaiser zu ermorden. Zumindest nicht, wenn man die Garde nicht einbezog. "Aber ihr seid mehr als eine Truppe Söldner, wie jeder Despot des Erdkreises sie sich hält! Ihr seid keine exotischen Leibwächter, die von den Enden der Erde herbeigeholt werden, sodass sie keine Bindungen haben außer an den, der sie herbeigeholt und bezahlt hat!" Man mochte an die Skythen denken, die der Vescularier sich gehalten hatte. Zweifellos eine Provokation für die Garde.


    "Ihr seid römische Bürger, die Elite des Exercitus Romanus und geschult in den Einheiten, die fern von hier die Grenzen des Imperiums schützen! Dort habt ihr euch bewährt, um ins Zentrum dieses Reiches zurückzukehren und hier nicht nur einen Mann zu bewachen, so reich und mächtig er auch sein mag. Euer Dienst ist viel mehr als das: Mit eurem Dienst verteidigt ihr das Herz dieses Imperiums! Nicht nur ich als der erste Mann des Staates und damit sein erster Diener, sondern auch der Senat und das Volk von Rom selbst sind euer Augapfel! Das zeigt sich, wenn ihr an der Spitze des Heeres an Feldzügen teilnehmt, um den Ruhm Roms zu mehren, oder den Aufstand in Hispania niedergeschlugt, um die Herrschaft Roms zu sichern. Und auch in der Thronvakanz vor meinem Herrschaftsantritt war es wieder zu erkennen, als ihr treu auf dem Forum ausharrtet, um den Senat in dieser gefährlichen Zeit zu schützen!" Böse Zungen hatten behauptet, dass der Prätorianerpräfekt die Senatoren damit unter Druck setzen wollte. Aber der Aquilier interpretierte auch das lieber als Druck im Interesse Roms. Schließlich brauchte Rom einen Kaiser!


    "Heute seid ihr hierher auf das Marsfeld gekommen, wo seit jeher das Exercitus Romanus gemustert wird, um die Imagines, die Bilder von mir und meiner Familie an euren Standarten zu weihen. Sie werden jedem zeigen, dass ihr treu zu mir und meiner Familie steht!" Er blickte hinüber zu den erhöht aufgestellten Feldzeichen. "Aber auch wir sind nur Diener Roms, auserkoren von den unsterblichen Göttern durch den Senat und das Volk von Rom, um diese Stadt und dieses Reich zu lenken, zu schützen und zu vergrößern!


    Dafür brauchen wir jeden Römer, jeden Soldaten und vor allem euch als Elite des Exercitus! Nur mit eurer Hilfe können wir hier in Rom die Sicherheit und Ruhe gewährleisten, die wir benötigen, um im Senat die Richtlinien der Politik zu bestimmen. Nur dank eurer Wachsamkeit können die Feinde Roms in den eigenen Reihen rechtzeitig enttarnt und vernichtet werden! Und wenn die äußeren Feinde Roms unsere Grenzen bedrohen, wird nur eure Schlagkraft und Erfahrung sie zurückschlagen können!"


    Er hob die Hand, um nun direkt auf die Imagines zu deuten. "Wie die Beziehung zu den Göttern ist unsere Treue also beidseitig: Ich schenke euch meine Gunst, zahle euren Sold und zeichne euch dadurch aus, dass ihr mein Bild auf euren Standarten führen dürft. Doch zugleich bin ich auf euren Mut, eure Stärke, eure Einsatzbereitschaft und Wachsamkeit angewiesen!"


    Er griff nach der Fibel, die sein Paludamentum zusammenhielt und öffnete es. Sogleich kam ein Sklave herbei, der ihn abnahm und dann eine Schar weiterer, die eine Toga ausbreiteten. "Deshalb wollen wir die Götter selbst in diesen Bund hineinnehmen, als Garanten und Quell der Treue und Ehre, die unser unverbrüchliches Band auszeichnet!" Die Sklaven begannen, die Toga anzulegen und auch den Kopf des Kaiser mit ihr zu verhüllen.


    "Favete linguis!" riefen die Herolde aus.

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  • Langsam verebbte der Jubel und wechselte in knisternde Spannung der Aufmerksamkeit. Auch Camelia konzentrierte sich auf das, was sich weiter ihren Blauen bot, näher an Scipio heran rutschend, um die Kühle des Tages etwas von sich zu schieben. Der Kaiser sieht sehr beeindruckend aus und erst seine Dame. Sinnierende Worte mehr zu sich selbst, weil sie wieder einmal ihr Temperament nicht zügeln konnte und am liebsten weiter herumgewedelt hätte.


    Aber auch Scipio schien die Huldigung in vollen Zügen zu genießen. Sein Gesicht wirkte noch knabenhafter und das Spiel seiner Hände verriet seine Spannung. Deshalb kam auch Camelia nicht umhin nach ihnen zu fassen und sie mit ihren inzwischen sehr kalt wirkenden Fingern zu berühren. Wir sollten dann unbedingt einen heißen würzigen Wein zu uns nehmen und dazu die lecker duftenden Kastanien probieren. Wurde Scipio zugeraunt und gleich darauf Ausschau nach den entsprechenden Händlern gehalten, die teilweise mit Bauchläden durch die Reihen gingen und ihre Ware feil boten.


    Im gleichen Augenblick unterbrach aber auch das "Favete linguis!" gerufen von den Herolden ihre Gedanken und die junge Decima war mit der Aufmerksamkeit wieder ganz beim eigentlichen Geschehen. Hatte sie doch bei der Rede des Imperators eher etwas halbherzig zugehört und schämte sich jetzt für sich selbst leise seufzend.

  • "Ohja, sie sehen ALLE beeindruckend aus. Nicht nur die kaiserliche Familie, auch die Garde wirkt direkt frischer, entschlossener, stolzer als sonst. Und Serapio erst."
    Er erschrak etwas als plötzlich Camelia seine Hand nahm, ihre Finger waren so kalt. Also nahm er ihre Finger in seine Hände und rieb sie sanft warm. Es war aber auch wirklich kühl heute, er rückte also noch etwas näher an sie.


    "Ohja, ich brauche etwas Warmes. Es ist heute so.." er wollte noch kühl sagen, aber dann began der Kaiser zu sprechen. Gespannt hörte er den Worten des Imperators zu, es waren entschlossene Worte. Er mochte die Rede, sie machte ihn sehr zuversichtlich dass der Senat richtig entschieden hatte. Dabei beobachtete er die Mitglieder der Garde und er sah auch sehr viel Zuversicht und Stolz in ihren Gesichtern. So sollte es sein, die Garde und IHR Kaiser.

  • Was für ein Glück, dass ich mich heute morgen gegen meinen Paradeschimmel entschieden hatte! Ich hatte noch überlegt, hatte mich dann aber doch, aus Gründen der farblichen Einheit und gegen meine Gewohnheit für den Rappen entschieden. Wie fatal, wenn ich den Kaiser, der auf seinem weißen Ross so effektvoll hervorstach, derart brüskiert hätte.
    Der Jubel der Prätorianer erscholl kraftvoll, als unter Fanfarengeschmetter die kaiserliche Familie auftrat, schwoll weiter an, als die besonders populäre Augusta aus ihrer Kutsche stieg, und begleitete den Kaiser, als er mit seinem Sohn die Formation abritt, wie eine Welle brandeten die Rufe hitziger Begeisterung auf und brausten, dem majestätischen Ritt folgend, die Reihen entlang. Dazu die Huldigungen der Menge aussenrum, gerade beim einfachen Volk ging es richtig hoch her, es war erhebend!
    Niemand hätte erahnen können, wie sehr es in der Garde gegärt hatte in letzter Zeit. Das Donativum war karg gewesen, nach Gardemaßstäben, und das nach der jahrelangen Erosion der Garde unter Cornelius, der die Einheit damals nahezu aller fähiger Offiziere beraubt hatte. Was mir da an Unmut unter den Männern zu Ohren gekommen war, war besorgniserregend gewesen, und ich hatte mich auch deswegen dafür eingesetzt, dass die Zeremonie auf dem Marsfeld stattfand, nicht innerhalb der Mauern der Castra praetoria, wo unzufriedene Subjekte womöglich eher dumme Gedanken in verworfene Taten umsetzen würden. Ich baute darauf, dass diese Zeremonie heute, und die öffentliche Ehrung, die der Garde damit wiederfuhr, die Korps-Stimmung der stolzen Prätorianer deutlich pro Aquilius umschwingen lassen würde...
    Und es sah so aus als würde die Rechnung aufgehen. Unser Imperator zeigte uns, zeigte ganz Rom, heute sein Feldherrengesicht, als prächtiger General, glorreicher Kriegsherr, Bezwinger der Daker. Ich war verdammt froh darüber dass er, nachdem er bisher doch sehr zivil aufgetreten war, heute aller Welt bewies dass er auch diese Funktion vortrefflich zu verkörpern vermochte. Auch der Respekt den er den einfachen Soldaten erwies, indem er sich die Zeit nahm, die gesamte Formation abzureiten und sie quasi alle zu grüßen, war eine geschickte Geste.


    "Den Göttern sei dank!" bemerkte ich, meine stoische Miene wahrend, nur aus dem Mundwinkel, zu dem Pontifex neben mir, während wir höchst repräsentativ vor der Tribüne postiert standen, in all dem lautstarken "VIVAT IMPERATOR!"-Jubel um uns, der meine Worte nur bis an Manius' vertrautes Ohr dringen ließ, "Endlich haben wir wieder einen richtigen Kaiser. Seit Ulpius Iulianus hat keiner von ihnen mehr eine so gute Figur gemacht. Und der hatte keinen Sinn für den einfachen Soldaten... Aquilius schon." Oder jedenfalls brachte er es überzeugend rüber, und das war es ja was zählte. Ich hätte meine Biga verwettet, dass unser Kaiser ungleich lieber auch der drögesten Senatssitzung beigewohnt hätte als den militärischen Pomp hier mitzumachen, doch er tat seine Pflicht als erster Diener des Staates. Und das tadellos. (Allenfalls das Lächeln wirkte auf mich etwas starr.)
    Vielleicht wäre auch die schöne Augusta lieber die Formation entlanggebraust, als auf der Tribüne als perfekte Matrone ihren Gatten zu erwarten. Ebenso wie ich gerade wehmütig dachte, dass ich, anstatt gravitätisch neben ihm zu stehen, viel lieber den Pontifex gepackt, ihn vor mir quer über den Sattel geworfen, und mit ihm in den Sonnenuntergang davongaloppiert wäre.
    Doch wir taten eben alle unsere Pflicht zum Wohle Roms, nicht wahr, verharrten an dem uns vom Schicksal angewiesenen Platz, trugen tadellos die uns angewiesene Maske.


    Vortrefflich war die Ansprache des Kaisers, die nun folgte. Wohltönende wahre Worte – wahr in dem Sinne, dass das anzustrebende Ideal die Wahrheit ist – weder zu ausschweifend noch zu knapp, eine Rede, die Gardeherzen höher schlagen ließ, und einen jeden bereits kerzengerade stehenden Prätorianer wohl noch um eine Handbreit in die Höhe wachsen ließ. Eine feierliche, weihevolle Stimmung hatte sich mit den Worten des Kaisers über das Marsfeld gelegt. Der Opferritus begann.
    Wie es das Zeremoniell vorschrieb, würde der gemeinschaftliche Bund sich auch im Ritus ausdrücken. Darum war es an uns, der Garde, das Voropfer selbst dar zu bringen.
    Auf eine klare Geste von mir hin, schritten nun zugleich sowohl die Träger unserer Standarten als auch die Centurionen und Decurionen bis vor die Altäre, und nahmen dort Aufstellung...

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    Klient - Decima Lucilla

  • Neben Decima Camelia und Marcus Decimus Scipio hatte auch die junge Quintilia ihren Platz gefunden. Ihre Aufmerksamkeit gehörte natürlich ihrem zukünftigen Gatten und dennoch lies sich Valentina von der allgemeinen Stimmung anstecken. Es war schon ein ganz besonderer Tag und neben ihr meinte Camelia, dass sie noch einige Leckereien zu sich nehmen sollten. Es war schön hier mit einem Teil ihrer neuen Familie sein zu können und tatsächlich sah ihr Zukünftiger wirklich beeindruckend aus.
    Dann aber begann die Rede, der Valentina aufmerksam folgte. Nach dieser würde nun das Opfer vollzogen werden und sie reckte sich etwas um noch besser sehen zu können.

  • Die Vestalinnen waren nicht weniger weiß leuchtend wie der Schimmel ihres Maximus. Auch wenn sie gerne an diesem Tag schwarz getragen hätten, um die Trauer ihrer erst kürzlich verstorbenen Schwester nicht nur innerlich, sondern vor allem öffentlich zu bekunden. So blieb ihnen nur, sich in Andacht und Stille zu begeben.
    Ihre Blicke neigten sich allesamt überwiegend Richtung Boden. Ihre Hände greifen ineinander, um sich gegenseitig Halt zu geben. Für das allgemeine Publikum war die Gestik jedoch nicht zu erkennen, denn man müsste schon näher als zehn Meter bei den Vestalinnen zugegen sein. Doch dies war nur den wenigsten vergönnt.
    Die Rede vom Maximus an sich war eher …. hmmmm… 'Gunst'... dann sollten auch Taten folgen wie zu einem ihren Onkel Serapio zum Praefectus Praetorio zu ernennen.

  • [Blockierte Grafik: http://www2.pic-upload.de/img/28950126/centvatinius.jpg| Centurio Iullus Vatinius Postumus, zweite Centurie, erste Cohorte


    Die Centurionen, gefolgt von ihren Signiferi, sowie die Decurionen, gefolgt von ihren Vexilarii waren auf das Signal des Tribuns hin geordnet vor den Altären aufmarschiert. Während die allgemeine rituelle Reinigung vonstatten ging, schritten Opferdiener des Cultus deorum auch hier die Linie entlang, große Bronzeschalen und Krüge mit reinem Quellwasser tragend, und benetzten den Offizieren die Hände.
    Dies alles geschah in perfekter Choreographie, und alle Beteiligten machten würdevolle Gesichter - einzig der rassige Rappwallach der Tribuns, der reiterlos von einem Calo am Zügel gehalten wurde, schien die Bedeutung dieser historischen Stunde nicht ganz verstanden zu haben. Just hob er den Schweif und ließ inmitten des Geschehens einen Haufen Pferdeäpfel fallen... was arg mit dem heiligen Ernst des Momentes kontrastierte, und für ein paar verstohlene, halberstickte Lacher im Publikum sorgte. Doch die Klänge der Doppelflöten und Lauten, die die Zeremonie begleiteten, verhüllten diese kleine Störung zumindest akustisch, und ein Opferdiener kam auch sogleich mit einem Schäufelchen herbeigeeilt und beseitigte das Malheur.


    Centurio Vatinius rieb sich die schwieligen Hände unter dem Wasserstrahl, den ein im klammen Wind fröstelnder Opferhelfer in elegantem Bogen aus dem Bronzekrug fließen ließ, und befeuchtete symbolisch auch seine Stirn. Darauf löste er vorsorglich schon einmal den Riemen seines Helms. Neben sich wußte er seinen Signifer, vernahm das Flappflapp des flatternden Fahnentuchs, vor ihm erhoben sich die Altäre und die illustre Opfergesellschaft. Der Blick des Centurios ging vom Tribun zum Kaiser. Dessen Rede hatte er gerne vernommen, und sogar seinen alten kampferprobten Prätorianerbuckel war ein feierlicher Schauer hinuntergelaufen. Potzblitz, ja, so sollte es sein.
    Insbesondere hatte ihm die Stelle mit dem Sold gefallen. Centurio Vatinius fragte sich gerade, ob dies nun die dezente Ankündigung gewesen war, dass der Kaiser seiner Garde nach der Weihe dann ein würdiges Donativum zukommen lassen würde? Centurio Vatinius war nicht mal sonderlich sesterzengierig – aber er hatte eben feste Vorstellungen davon was der Garde traditionellerweise zustand.
    Sein Auge heftete sich als nächstes auf die Augusta, die schöne junge Herrscherin, vor kurzen so unkonventionell zu ihm in die Kommandantur der Palastwache hereingeschneit war, ihrer Eskorte wegen. Heute, ja heute bekam sie wohl das, was sie sich an jenem Tag vergeblich gewünscht hatte: Prätorianer in all ihrer martialischen Pracht. Centurio Vatinius reckte das kantige Kinn.




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