Die Claudisch-Flavische Hochzeit


  • Die Einschätzung eines Consulars gerade in Bezug auf die Ausrichtung von Ludi wog um ein Vielfaches mehr als die Meinung eines Außenstehenden. Deswegen sann Menecrates der Antwort eine Weile nach und sie verfehlte nicht die Wirkung. Ob beabsichtigt oder nicht, der Consul fühlte sich verstanden und ein wenig von seiner stets vorherrschenden Selbstkritik abgelenkt.


    "Vermutlich hast du Recht", erwiderte er mit einem winzigen Lächeln. Gänzlich locker fühlte er sich selbst auf einer Hochzeit nicht, wenn er gedanklich bei seinem Amt weilte. Immerhin wechselten sie aber nun zum uneingeschränkt positiven Teil, seinem Quaestor. Menecrates stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn einmal ein Consul über seinen Sohn oder Enkel lobreich sprechen würde. Eine solche Erfahrung blieb ihm bisher verwehrt, obwohl er mehr Nachfahren besaß als Flavius Gracchus. Missgunst kannte er aber nicht und wo kein leiblicher Spross das Erbe antrat, konnte ja auch ein Sohn adoptiert werden.


    "Ich habe versucht, die Quaestur für ihn abwechslungsreich zu gestalten und muss sagen, er hat sich auf jedem Feld bewährt." Bei dem Gespräch zwischen Silana und dem Consular hielt sich Menecrates im Hintergrund. Er konnte aber nicht verhehlen, wie gespannt er Silanas Antwort entgegensah.

  • Als Spross des Hausherrn weilte auch Manius Minor (samt seiner Verlobten) an jener zentralen Klinengruppe, auf der auch der Consul und sein Vater platziert waren, weshalb die Panegyrik des Claudius ihm selbstredend nicht entging. Er vermochte nicht mit Sekurität zu sagen, ob dieser ihn beständig so überschwänglich lobte, weil er seine Obliegenheiten tatsächlich so vortrefflich erfüllte, oder ob es sich lediglich um Schmeicheleien ihm gegenüber handelte, mit welchen der Claudius die Gunst seines prominenten Vaters zu erwerben sich mühte. Da indessen Menecrates keineswegs berühmt dafür war, sich durch Geschmeidigkeit und Speichelleckerei günstig zu positionieren, sondern vielmehr als Mann der ungeschminkten Wahrheit bekannt war, fühlte er sich neuerlich beinahe geneigt, trotz seines in seinen Augen insuffizienten Engagements ein wenig Stolz zu verspüren.


    Uneingedenk des Umstandes, dass seine Verlobte, mit welcher der junge Flavius (zum ihrem Nachteil) unweit seiner selbst zu Tisch saß, mischte er sich sodann spontan in das Gespräch von Consular und Consul, als diese auf Silana zu sprechen kamen:
    "Claudia Silana ist eine überaus geistreiche junge Dame, wie ich dir versichern kann, Vater. Wir hatten bereits mehrfach das Vergnügen und hegen die feste Absicht, einen entstandenen philosophischen Disput noch zu einem Ende zu führen, selbst wenn die Götter jenem Projekt abhold zu sein scheinen, da sich, obschon ich beständig in der Villa Claudia ein- und ausgehe, noch nicht die Gelegenheit dazu ergab."
    Sein Blick streifte Cornelia Philonica, doch da sie direkt an seiner Seite war postiert, vermochte er ihre Mimik nicht zu entschlüsseln, die indessen, wie die übrigen Gäste erkennen mochten, keinen Verdacht hinsichtlich der untreuen Gedanken ihres Verlobten trotz jenes überschwänglichen Lobes offenbarten. Der Jüngling hingegen fühlte in Antizipation seines Überschwanges doch sich ein wenig schuldig, da doch insonderheit die Uninspiriertheit seiner Angetrauten im Vergleich mit der Claudia ihn abstieß (abseits selbstredend der physischen Erscheinen, bei der Silana Philonica ebenso beiweitem übertraf). Als ihm hingegen gewahr wurde, dass der Verweis auf philosophische Dispute den Argwohn seines Vaters mochte erwecken, er hinge noch immer den epikureischen Abwegen an, fügte rasch er hinzu:
    "Ich sehe mich genötigt, meine Position hinsichtlich der Prädestination jedes Standes für seinen Lebensweg nochmalig ein wenig extensiver darzulegen."
    Sein Vater und womöglich auch der Consul (obschon er mit diesem niemals zu philosophieren gewagt hatte) mochten diesen Andeutungen bereits entnehmen, dass er keineswegs eine epikureische Position einnahm, ohne hingegen Silana unverblümt jener antisozialen Ansicht zu bezichtigen, mit welcher Extremisten wie seine Myrmidonenschar in Alexandria bisweilen Epikurs Lehren auslegten.


    "Dessenungeachtet darf ich anmerken, dass Claudius Menecrates mir ein formidabler Lehrmeister ist, dessen Expertise insonderheit bei der Organisation der Ludi einige Einsichten offerierte."
    , fügte er dann hinsichtlich des anderen Sujets der beiden Patriarchen an, um die Lobesreden seines Vorgesetzten in adäquater Weise zu erwidern, zumal Menecrates ja nicht lediglich bei den Spielen, sondern ebenso bei den Sacra sich als unermüdlicher Magistrat erwies.

  • Mist. Silana dachte eigentlich diesen höflichen Zeremonien entgehen zu können, indem sie ihren Großvater schlicht flankierte. Eigentlich machte doch Opa Menecrates immer diese Arbeit! Silana musste also umdisponieren, sich schnell eine redegewandte Strategie überlegen, um nicht allzu sehr ins Negative zu zeichnen. Der Senator sprach sie auch noch an. Gut, jetzt musste sie dezent durch ihre schöne Nase Luft holen und eine Antwort verarbeiten. Ein knappes aber süßes Lächeln umspielte ihr Angesicht, bevor sie antwortete. "Es freut mich ebenso," grüßte sie also erst dezent, bevor sie auf die Frage eingehen wollte, die der Vater stellte. Schnell huschten ihre Rehaugen fixierend zu Flavius Gracchus Minor. Ein echtes und leider verliebtes Lächeln zuckte über ihre Lippen. Sie mochte ihn und wollte dies auch so sagen, offenbaren, dass sie gerne Zeit mit ihm verbrachte aber etwas hielt sie zurück. Nicht nur, dass es die Hochzeit ihrer Schwester war, sondern auch der Umstand, das dieser Mann scheinbar seine Verlobte mit sich führte. Nicht, dass sie wirklich Angst hatte aber sie wollte keinen Eklat hervorbrechen. Noch nicht. Zumal sie gerne mit dem leicht dicklichen und rundgesichtigen Flavius Minor diskutierte, debattierte und sich austauschte. Eine potenzielle Liebelei stand dem nur im Wege. Obwohl ihr geheimes Mädchenherz längst auf diese Liebelei hoffte. Denn dieser Mann schien keine Bösartigkeit zu besitzen, keine überzogene Ambition und war ansonsten einfach nett. Eine Eigenschaft, die Silana selten gefunden hatte. Zumindest in ihren Kreisen. Hier waren die Männer von allerhand Ehrgeiz und Gier durchdrungen. Schnell schlug sie ihre Augenlider auf zu, so dass die Wimpern nervös zuckten, wie sie gleichsam gerne verrieten, dass Silana tatsächlich nervös war. Ihr Herz pochte und ließ ihre Pupillen größer werden. Die Claudia rückte einen vorsichtigen Schritt näher an ihren Großvater heran, um bei diesem instinktiv Schutz zu suchen, als Flavius Gracchus Minor sprach, bevor sie antworten konnte. Ihr Lächeln blieb und auch das intelligente Strahlen ihrer Augen, welche wohlig auf den Mann schauten. Nervös verschränkte sie ihre Arme hinter dem Rücken, so dass sie einen leicht verschüchterten Anblick abgab, der nur durch ihr waches Gesicht durchbrochen wurde. Kurz kicherte sie auf, bevor sie dies bemerkte und sich auf die Unterlippe biss. Minors Worte machten ihr Hoffnung. "Wir haben noch einiges an Gesprächsbedarf," schloss sie also an seine Worte an und gab ihm mit einem vertrauensvollen Kopfnicker zu verstehen, dass sie zu ihm stand und seine Aussage teilte. Insgeheim erahnte sie bereits, dass er mit der Wahl seiner Verlobten unzufrieden war und sich auch nicht ganz freischwimmen konnte. Sie wusste, dass er gewissen Idealen zur eigenen Sicherheit anhing und diese kaum aufweichen konnte, obwohl sie genau dies erreichen wollte. Silana nahm sich wieder höflich zurück aber nahm ihre Augen nicht von ihm. Fast so, als ob sie ihm zeigen wollte, mit ihr zu kommen. An einen Ort, wo sie offen sprechen konnten.


  • Der Kaiser nickte wissend zu den eher floskelhaften Antworten des Flaviers. Aber was hätte er auch anderes antworten sollen?
    "Die Karriere deines Sohnes verfolge ich natürlich mit großem Interesse." bestätigte er dann in Bezug auf Gracchus junior. Er hatte ja schon mehrmals mit ihm gesprochen. Und die Chance in Germanien hatte er ja offensichtlich meisterhaft genutzt! "Und ich bin gespannt, ob er sich auch im Senat so gut machen wird wie im Angesicht der Barbaren." Diese Geschichte war ja an das kaiserliche Ohr gedrungen. Und sicher ebenso nach Baiae.


    Zur aktuellen Tagespolitik deutete Severus schließlich mit dem vollen Weinpokal in Richtung des Consul. "Claudius Menecrates nutzt sein Consulat für einige Gesetzesinitiativen, wie mir mein Quaestor berichtet. Es geht um Vertragsrecht und Wagenrennen." Er strich sich durch den Bart. "Ein etwas trockenes Thema, aber lebhafte Diskussionen, wie ich hörte."

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM


  • Der ältere Gracchus mochte ein feines Schmunzeln bei den Worten seines Sohnes sich nicht verwehren, schlussendlich hatte Minor noch vor einigen Jahren eben gegen die Prädestination seines Standes in nicht geringem Maße aufbegehrt, so weit gar dass der Vater ihn beinahe des eigenen Lebens und seiner Familie hätte verwiesen. Gleichwohl diese Tage von unendlicher Betrübnis waren geprägt, so grämte Gracchus seinem Sohn nicht mehr, schlussendlich hatte auch er einst ähnliche Kämpfe mit seinem eigenen Vater ausgefochten und trug noch immer schwer daran, dass er ob dessen Tode sich niemals mit ihm hatte aussöhnen können. Gleichwohl gab es über Minors gegenwärtiges Streben ohnehin nicht zu räsonieren.
    "Ein Disput über die Prädestination jedes Standes für seinen Lebensweg - eine komplexe Angelegenheit aus philosophischer Sicht und durchaus ein Sujet für ein langwieriges Gesprä'h."
    Dass die claudischen Damen überaus geistreich waren, mochte er indes nicht weiter kommentieren, brachte ihm dies doch Antonia in Erinnerung, welche nie um eine tiefgründige Antwort war verlegen gewesen.
    "Zweifelsohne wirst du nach deiner Quaestur wieder ein wenig mehr Zeit für die Philosophie finden können."
    Zumindest so lange bis Minor im Senat würde sitzen und aufgrund der Prädestination seines Standes ein anderes Amt würde annehmen müssen.
    "Allfällig ist auch Philonica an solcher Konversation interessiert? Schon zu Zeiten meines Vetters Felix gab es in diesem Hause bisweilen illustre Runden, welche sich philosophischen oder künstlerischen Themen widmeten, gleichwohl sind dies unbe..zweifelt Themen, welch in jeder Generation zeitgemäß sind."
    Auch wenn vieles ihm aus dieser Zeit verschwommen war, Gracchus entsann sich noch sehr genau daran, dass er auf solch einem Conventus zum ersten Male Antonia begegnet war.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    Der Kaiser nickte wissend zu den eher floskelhaften Antworten des Flaviers. Aber was hätte er auch anderes antworten sollen?
    "Die Karriere deines Sohnes verfolge ich natürlich mit großem Interesse." bestätigte er dann in Bezug auf Gracchus junior. Er hatte ja schon mehrmals mit ihm gesprochen. Und die Chance in Germanien hatte er ja offensichtlich meisterhaft genutzt! "Und ich bin gespannt, ob er sich auch im Senat so gut machen wird wie im Angesicht der Barbaren." Diese Geschichte war ja an das kaiserliche Ohr gedrungen. Und sicher ebenso nach Baiae.


    Zur aktuellen Tagespolitik deutete Severus schließlich mit dem vollen Weinpokal in Richtung des Consul. "Claudius Menecrates nutzt sein Consulat für einige Gesetzesinitiativen, wie mir mein Quaestor berichtet. Es geht um Vertragsrecht und Wagenrennen." Er strich sich durch den Bart. "Ein etwas trockenes Thema, aber lebhafte Diskussionen, wie ich hörte."


    Zufrieden registrierte Gracchus, dass der Augustus bestens über das Potential Minors war informiert und dessen weiteren Schritten im Cursus Honorum augenscheinlich nichts im Wege stand. Alsbald würde also auch er sich mit Vertragsrecht und Wagenrennen befassen dürfen, zweifelsohne beides Themen, zu welchen der ältere Gracchus weder Expertise, noch Passion hätte beitragen können.
    "Nun, trockene Themen im Senat sind zumeist ein Garant für Frieden und Stabilität Roms. Auch wenn ich gestehen muss, dass ich solchen Diskussionen bisweilen wenig abge..winnen kann, so gehört ihnen doch meine ganze Präferenz gegenüber Disputen über dräuende Krisen oder Gefahren. Und zweifelsohne bin ich darin keine Ausnahme, ob dessen wir über diese Themen im Endeffekt um so lebhafter und un..gestümer zu diskutieren wissen."
    Gerade die Heftigkeit der Auseinandersetzungen, welche solche Kleinigkeiten bisweilen zu Tage förderten, war darob beruhigend in Hinblick Blick auf die echten Gefahren der Welt. Auch dass der Augustus nur davon hörte und nicht selbst beständig im Senat gegenwärtig war, trug zu einem Bild größtmöglichen Gedeihens und Stabilität Roms bei.
    "So scheint es also nicht nur in Germania derzeitig ruhig, sondern auch an den übrigen Grenzen Roms?"
    Selbstredend erwartete Gracchus nicht, dass der Aquilier brisante Details oder Gefahren würde offenbaren, doch generelle Außenpolitik war schlussendlich kein Staats-, respektive Senatsgeheimnis.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM


  • Das feine Gehör des jüngeren Gracchen vernahm das vergnügte Kichern der Claudia, welches wie so häufig ihn ratlos hinsichtlich seiner Bedeutung hinterließ, da es doch sowohl Spott, als auch Freude mochte kommunizieren. Ihr geradehin verlockender Blick hingegen entging ihm ob seiner Fehlsicht, selbst wenn ihre Gestik ihm verriet, dass sie ein wenig sich ob seines Lobes genierte, was wiederum aufs Neue einen Spiegel zu seiner eigenen Gefühlswelt darstellte. Denn gerade als sein Vater auf die Cornelia verwies, wurde dem Jüngling aufs Neue gewahr, dass seine Emotionen mitnichten gerecht gegenüber seiner Verlobten waren, hatte sie ihr unattraktives Äußeres wie seine Neigungen mitnichten zu verantworten.
    Indessen trug sie wenig dazu bei, eine auch nur platonische Liebe zu sich zu entfachen, als sie ein wenig insekur erwiderte:
    "Nun, vielleicht wäre das etwas für meine Brüder. Meine philosophischen Kenntnisse sind leider eher bescheiden."
    Ihr Blick huschte hinüber zu der überaus attraktiven Claudia, deren Blicke sie, konträr zu ihrem Verlobten, durchaus zu dechiffrieren wusste, obschon daraufhin sie keineswegs Verärgerung offenbarte, sondern betreten zu Boden starrte.
    "Auch sie wären herzlich eingeladen."
    , verlautbarte Manius Minor schließlich, da auch er die Befangenheit Philonicas verspürte und insgeheim mit jener Option hoffte, seine Begierden in der Präsenz seiner Schwäger besser zu zügeln und sich so davor zu bewahren Unkluges zu begehen.
    Mit tapferer Freundlichkeit, einer mühsam errichteten Fassade der Satisfaktion, blickte er sodann hinüber zu Silana, die an der Seite ihres Großvaters zu Tisch saß.
    "Je mehr Meinungen, desto vollständiger das Bild, nicht wahr, Claudia?"

  • Zitat

    Original von Aurelia Corvina
    Als er sich danach an sie wandte und ihr die Hand entgegen streckte, half hierbei nur bedingt weiter. Sie hatte sehr wohl gehört, dass er ihr kein Kompliment zu ihrem Aussehen gemacht hatte. Dumme Närrin! Dennoch reichte sie ihm ihre kleine Hand, die er in seine große nahm. Eine Kribbeln wie ferner Donner rollte von dieser Berührung durch Corvinas gesamten Körper, ein Gefühl von Elektizität und dem Sonnenschein am ersten Tag des Frühlings. Wie die Geburt eines neuen Sterns und das zersplittern der gläsernen Realität. “Es freut mich auch, dich wieder zu sehen“, hörte Corvina sich selbst in diesem Augenblick sagen. Ihr Blick ruhte auf seinem Gesicht, dem feinen Schwung seiner Nase, dem tiefen, tiefen Braun seiner ruhigen Augen, seinen feinen Lippen, den geschwungenen Brauen.
    Als die Braut sich just da wieder an sie beide diesmal wandte, zog Corvina ihre Hand schnell errötend zurück und mühte sich, den Blickkontakt zur Gastgeberin zu halten, ohne sich irgend etwas von ihrer Verunsicherung anmerken zu lassen. Dabei fiel ihr schmerzlich auf, dass sie nicht wusste, wohin mit ihrer Hand! Wohin tat sie ihre Hände sonst? Sie an den Seiten herunterhängen zu lassen erschien ihr irgendwie unnatürlich mit einem Mal, doch verschränken wollte sie die Arme auch nicht, das wirkte so abwehrend. In einer linkischen Bewegung nahm Corvina die Hände hinter ihren Rücken. Erst da bemerkte sie, dass die Braut sie und den Duccius davon komplimentierte. “Oh, selbstverständlich“, sagte Corvina daher mit einem höflichen Lächeln. Sie wusste, sie sollte noch eine höfliche Floskel anbringen, aber ihre Gedanken schienen eine einzige, karge Wüste zu sein. “Ich freue mich schon auf unser nächstes Gespräch“, fügte sie daher etwas unsicher an und machte dann den Platz vor dem Brautpaar für weitere Gäste frei.


    Mit einem Hals, der trockener nicht sein konnte, fand sie sich also sehr unerwartet und plötzlich allein mit Duccius Callistus dastehend wieder am Rand der Festgesellschaft und neben einem toten Schaf, dessen Körper gerade zum Abtransport in die Küche bereit gemacht wurde. Wieder blickte sie zu ihm auf. Sie wollte etwas sagen. Etwas kluges, gewitztes, charmantes. Sie holte sogar Luft dafür, nur um sie langsam wieder auszuatmen, weil ihr nichts einfiel. Elende, dumme Närrin! Am liebsten wollte sie einfach heulend davonrennen wegen ihrer eigenen Unzulänglichkeit. “Ich...“ aber es fiel ihr nichts ein, den Satz fortzuführen. Nicht einmal das kleinste bisschen.


    Und so verließen sie einen. Der Aurelier machte sich vom Acker und auch das Brautpaar entschuldigte sich, um sich den vielen anderen Gästen zu widmen. Gänzlich unerwartet stand Caius mit Corvina alleine da. Alleine im weitesten Sinne, denn immerhin wimmelten überall um sie herum andere Gäste durch die Villa und unterhielten sich angeregt. Dennoch, die beiden jungen Leute schienen sich in diesem Moment in einer ganz eigenen Realitätsblase zu befinden. Ein Augenblick verlegenen Schweigens zog sich wie Kaugummi, in dem Caius zunächst verzweifelt seinem Patron nachblickte. Der Verräter, ließ ihn einfach so hier stehen! Dann fiel ihm ein, dass er seine Aufmerksamkeit unbedingt Corvina widmen sollte, wenn er nicht als Rüpel dastehen wollte. Eilig wandte er sich also der schönen Aurelia zu. Nun hatte er Zeit, ihre Erscheinung in ihrer Gänze zu erfassen, wo er zuvor noch dem Brautpaar Aufmerksamkeit hatte zollen müssen.


    Corvina derweil versuchte sich daran, ein Gespräch zu beginnen - und scheiterte grandios. Caius schenkte ihr ein verlegenes Lächeln. Er musste sämtliche Synapsen anstrengen, um sein Sprachzentrum wieder in Gang zu bekommen, denn das verweigerte ebenfalls kurzzeitig die Mitarbeit. Dann endlich bewegten sich seine Lippen: "Im ganzen Reich spricht man von der Pracht der Feste in patrizischen Häusern. Ich muss sagen, ich bin bisher nicht enttäuscht worden." Er lächelte weiter in der Hoffnung, dass dies Corvina ebenfalls zum Lächeln bringen würde. Sie strahlte so schön, wenn sie lächelte!
    "Ebenso wenig enttäuscht bin ich von der Anmut patrizischer Damen." Caius senkte etwas die Stimme und beugte sich zu Corvina etwas vor, als er weiter sagte: "Ich muss dir etwas gestehen: Mit deiner anmutigen Erscheinung kannst du es heute zweifellos mit der Braut aufnehmen. Aber verrate es nicht der Claudia!" Auch wenn ihm in diesem Moment das Herz bis zum Hals schlug, so brachte er es doch sogar zustande, Corvina im Anschluss an dieses Kompliment verschwörerisch zuzuzwinkern. Dazu musste er allerdings all seinen Mut zusammennehmen.





    MUNICEPS - MOGONTIACUM
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Ach, es war so entsetzlich. Auch wenn weit und breit alle anderen Gäste mit sich selbst und dem Brautpaar beschäftigt schienen, kam es Corvina vor, als würden doch nur alle zu ihr und Callistus herübersehen. Als wüssten sie genau, was Corvina dachte. Das Bedürfnis, heulend wegzurennen, wurde immer schlimmer. Zumal sie sich noch nicht einmal mit Callistus unterhalten konnte. Mit jedem auf dieser Feier konnte sie ein paar Worte wechseln und sich gepflegt unterhalten. Es gab genug belanglose Themen, die man anschneiden konnte. Und hier und da ein Kompliment zu machen war nun wirklich nicht so schwer. Das funktionierte bei jedem. Nur nicht bei Callistus.


    Doch schließlich fing er dann ein Gespräch an. Und das Thema war augenscheinlich Architektur. “Oh“, kommentierte Corvina, als er sie mit seinen Worten so aus ihrer Lethargie holte und ließ den Blick über die Inneneinrichtung schweifen. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte. Die meisten Villen, die sie besucht hatte, waren ähnlich ausgestattet. Was konnte sie also beitragen? Dass der Stuck an den Säulen an Muscheln erinnerte? Dass die Fresken exquisit waren? Dass sie glaubte, dass Blattgold bei einzelnen Bildern verwendet worden war? Das war doch alles blöd und kaum konversationsgeeignet.


    Glücklicherweise sprach Callistus auch gleich weiter und brachte sie damit leicht zum erröten. Zu den patrizischen Damen gehörte immerhin auch sie. Wenngleich sich auch sogleich diese dumme Eifersucht wieder meldete, die sehr wohl bemerkte, dass dieses Kompliment wohl auch allen anderen Damen galt.
    Doch als er sich schließlich zu ihr herunterbeugte und ihr ein Kompliment ins Ohr flüsterte, da wurden Corvinas Knie mit einem Mal so weich, dass sie Angst hatte, zu stürzen. Und wie er sie dabei ansah! So verwegen, so wagemutig, so... so... anbetungswürdig! Corvina konnte nicht anders, als höchst verlegen und doch bis über beide Ohren zu lächeln, während ihre Wangen eine leichte Erdbeerfärbung bekamen. Zu einer Antwort war sie jetzt nicht wirklich imstande. Das einzige, was sie gerade noch so hinbekam, war, heftig den Kopf zu schütteln. Nein, sie würde niemandem von diesem Kompliment erzählen, erst recht nicht Claudia Sassia. Sie würde es in ihrem Herzen tragen und die nächsten Tage nur davon zehren und jedes Mal lächeln müssen, wenn sie daran dachte. Sie würde das mit niemandem teilen.


    Und mit einem Mal wollte sie unbedingt mit Callistus reden. Wollte ihn so vieles fragen! Ob er sich in sie verliebt hatte. Wann sie sich wohl wiedersehen würden. Welches Theaterstück ihm das liebste war. Ob er sich in sie verliebt hatte. Welche Bücher er kannte. Was seine Pläne für die Zukunft waren. Wo er herkam und wie es da war. Ob er sich in sie verliebt hatte.
    Als sie wieder einigermaßen zu Atem gekommen war und sich zutraute, wieder zu reden, brachte sie aber noch immer nicht viel zusammenhängendes zustande. “Und was... was sind deine Zukunftspläne? Ich meine, warum bist du in Rom?“ Nein, das klang irgendwie vorwurfsvoll, das wollte Corvina nicht. Kurz blickte sie erschrocken drein und versuchte, ihre Eloquenz wiederzufinden. “Also, was ich sagen wollte, war... ein junger Mann wie du... und als Klient von Flavius Scato, da hast du doch sicher große Ambitionen.“ Warum konnte sie mit jedem Menschen reden, aber nicht mit ihm?

  • Corvina errötete leicht. Caius bemerkte das natürlich und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass er bei ihr mit Komplimenten offensichtlich schnell einen Nerv traf. Gut so. Ihr breites Lächeln derweil erwiderte Caius fröhlich. Lächelnde Frauen waren immer um einiges attraktiver. Corvina mit ihrer natürlichen Schönheit strahlte dann geradezu, wenn sie auch noch lächelte und nicht nur schüchtern zu Boden sah. Caius gefiel das sehr. Ihn machte der Anblick der Aurelia immer irgendwie glücklich, egal wie schlecht seine Laune zuvor gewesen war.


    Die schüchterne Corvina brachte es sodann natürlich fertig, das Gespräch schleunigst in äußerst unverfängliche Bahnen zu lenken. Caius hörte aufmerksam zu, um ja nichts zu verpassen. Schließlich musste er ein Grinsen unterdrücken angesichts Corvinas Formulierungsschwierigkeiten. "Hat man die als Klient eines patrizischen Senators zu haben, die großen Ambitionen?", stellte er ihr eine Rückfrage. "Was wäre, wenn ich bloß hier wäre, um mich tiefgründigen und langatmigen Studien der Rechtslehre widmen zu wollen?" Ihn hatte nun offensichtlich der Vorwitz gepackt. Aber so wie er Corvina einschätzte, würde sie womöglich seine humorigen Worte ernst nehmen. Außer natürlich er irrte sich in ihr, was er auch ganz passabel fände. So oder so wollte er austesten, wie weit er es bei ihr mit solchen Scherzen treiben konnte. Hauptsache sie war nicht gleich beleidigt, denn von Frauen ohne jeglichen Humor hielt er überhaupt nichts. Da konnte er lieber mit einer Topfpflanze reden, das war unterhaltsamer als irgendeine verzogene Patriziergöre mit Stock im A****.





    MUNICEPS - MOGONTIACUM
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Seine Rückfrage erwischte Corvina ein wenig kalt. Hatte sie einen Fehler gemacht? Sie hatte sich nicht vorstellen können, nicht einmal theoretisch, dass Duccius Callistus keine Träume hegen könnte, die er verfolgte, sondern einfach nur seine Pflicht tun wollte, nicht mehr. “Nein, man muss natürlich nicht, ich dachte nur...“ Und wieder war die Unsicherheit mit voller Kraft zurück und schnürte Corvina die Luft zum Atmen ab.
    Was wäre, wenn er nur Rechtsgelehrter werden würde? Ja, dann hätte er sicherlich einen ehrbaren Beruf, auch einen wichtigen. Aber keinen, bei dem Corvina ihrer kleinen Träumerei weiterhin nachhängen konnte. Keiner, bei dem sie sich ernsthafte Hoffnungen machen durfte. Noch nicht einmal die kleinste, verwegendste Hoffnung. Schon jetzt war ihre Schwärmerei für den hochgewachsenen, jungen Mann mehr wilder Wunsch als alles andere. Aber wenn er Senator werden würde, oder vielleicht auch ein aufstrebender Ritter, dann bestand zumindest die theoretische Möglichkeit, dass ihr Weg und der des Duccius sich nicht nur hier und da kreuzen würde, sondern vielleicht sogar zusammenführen konnte.
    Doch wenn er nur Rechtsgelehrter würde, nichts weiter, und vielleicht danach auch aus Rom wieder abreisen würde, dann... dann war alles Hoffen und Beten vergebens. Allein der Gedanke daran hinterließ in Corvina eine schmerzliche, schwarze Leere, die sie den Tränen nahe brachte. Dumme Närrin. Hör auf zu träumen!


    “Ich verstehe leider nicht sehr viel von Rechtslehre und weiß daher nicht, wie tiefgründig sie ist. Aber...“ Warum nur verunsicherte er sie so sehr? Machte er das mit Absicht, oder sah er nur einfach nicht, wie sehr sie sich mit ihm unterhalten wollte und nicht wusste, wie sie das tun sollte? Ein verzweifelter Mut ergriff Corvina, die dieses Gespräch hier schon als die letzte Gelegenheit für derlei zu sehen begann. “.. Aber ich fände es sehr schade, wenn du keine weiteren Träume für deine Zukunft hättest. Weil dann würde ich wohl nicht so viel mehr von dir hören.“
    Corvina war sich sicher, dass ihre Ohren rot leuchten mussten. Sie wagte es kaum, länger als zwei Sekunden zu Callistus aufzublicken. Sie hatte noch nie wirklich mit einem jungen Mann geflirtet, zumindest nicht bewusst und niemals ernsthaft. Sie war sich nur allzu sehr bewusst, wie holprig dieser Versuch war, wenn er überhaupt als solcher bemerkt werden würde. Oh, Venus, hoffentlich bemerkte er es nicht! Oder doch? Corvina wusste selber nicht, was von beiden Möglichkeiten schlimmer wäre.
    Im Moment wünschte sie sich nur, dass die anderen Menschen einfach verschwinden würden, so dass sie sich nicht so beobachtet fühlen würde. Oder wahlweise, dass sie im Boden versinken könnte, ehe sie noch mehr Unsinn redete. Callistus musste sie inzwischen sicherlich für die dümmste Frau auf diesem Fest halten.

  • Volltreffer. Sein Scherz überrumpelte Corvina offensichtlich völlig. Es war ja auch ein bisschen gemein von ihm, ihr so eine hinterhältige Gegenfrage zu stellen. Caius hatte sie scheinbar gänzlich aus dem Tritt gebracht, dabei hatte Corvina ja immerhin ein freundliches Gespräch führen wollen. Fast bekam er ein minimal schlechtes Gewissen.


    Andererseits vermochte Corvina ihn in der Folge mit einem Vorstoß ihrerseits zu überraschen. Ihre Worte waren jedoch ganz und gar nicht witzig gemeint oder geeignet, Caius auf den Arm zu nehmen. Vielmehr brachte ihre Offenheit nun den jungen Duccius kurz aus dem Konzept. Mit einem derartigen Geständnis von der schüchternen Aurelia hatte er nicht gerechnet. "Äh", machte er deshalb, konnte jedoch seine Fassung halbwegs wieder zurückerlangen. "Nun, du hattest schon ganz recht mit deiner Annahme. Ich habe die Ambition, Senator zu werden." Er lächelte jetzt aufrichtig.
    Allerdings fühlte sich sein Mund mit einem mal an wie eine aegyptische Landstraße im Hochsommer: Staubtrocken. Kurz sah er sich nach einem Sklaven um, der womöglich ein paar Getränke herumreichte. Niemand in Sicht. Bona dea, hier musste es doch ein Glas Wein für ihn geben! Na, es musste auch ohne gehen. "Es würde... also ich wäre sehr erfreut, wenn..." Verdammte Axt, Caius, reiß dich zusammen! Er hatte keine Ahnung, wie er seinen Wunsch, Corvina regelmäßig wiederzusehen, in Worte gießen sollte.


    "Also ich glaube, du wirst noch vieles von mir hören, unter diesen Umständen", brachte Caius schließlich hervor, als er seine Gedanken gesammelt hatte. Da kam auch endlich ein Sklave dahergelaufen, Fortuna sei Dank! "Möchtest du auch etwas trinken?", fragte er Corvina, während er den Sklaven herwinkte und einen Pokal mit verdünntem Wein vom Tablett nahm.


    Nachdem die Getränkefrage geklärt war, hob Caius seinen Becher in Corvinas Richtung und prostete ihr so in einer dezenten Geste zu. Er trank einen Schluck und spürte erleichtert der feuchten Kühle in seiner Kehle nach. Dann gab er zu: "Ich fühle mich geschmeichelt, dass du zukünftig mehr von mir hören möchtest. Womit hat ein Homo Novus wie ich die Aufmerksamkeit einer patrizischen Senatorennichte verdient?"





    MUNICEPS - MOGONTIACUM
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

  • Glücklicherweise konnte Corvina nicht sein Gesicht sehen, als Callistus ihre Bemerkung für sich einordnete. Der Fußboden war auch nach zigfacher Betrachtung noch immer der Ort, zu dem Corvinas Blick immer und immer wieder zurückkehrte. Erst, als er gestand, Senator werden zu wollen, sah sie wieder auf und sah sein Lächeln. Ganze Gebirgsketten fielen von ihrem Herzen dabei ab, und auch sie lächelte ihn einen Augenblick lang nur glücklich an. Warum er sie eben noch mit seiner Frage auf den Arm genommen hatte, war da gar nicht wichtig. Sie war einfach nur glücklich, ihre kleine Träumerei noch einen Augenblick lang weiterführen zu können. “Dann wirst du das auch ganz sicher werden.“ Und nicht nur, weil Corvina sich dies wirklich wünschte.


    Erst nach einem Augenblick, in dem sie sich gegenseitig einfach nur anzulächeln schienen, fing Callistus an, etwas sagen zu wollen. Doch je mehr er versuchte, etwas zu sagen, umso weniger verstand Corvina, was er sagen wollte. Eine vage Ahnung kam ihr in den Sinn, aber das war sicherlich nur Einbildung! Ein junger, aufstrebender Mann wie er würde sicher nicht so direkt nach einem Treffen fragen! Nein, es musste etwas anderes sein, wenngleich Corvinas Herz sich mit seinem Herzschlag noch einmal steigerte. Wenn das so weiter ging, würde es sicher im Laufe dieses Gespräches noch aus ihrer Brust springen. Ach, was gäbe sie wirklich dafür, wenn sie einfach nur ein wenig allein mit Callistus sein konnte! Ein wenig im Garten spazieren, oder... nein, an ein verschwiegenes Zimmer traute sich Corvina nicht einmal, zu denken.


    Schließlich aber fand Callistus noch die Worte, die er wohl sagen wollte, und bot ihr etwas zu trinken an. Das brachte Corvina kurz in eine moralische Zwickmühle. Frauen im allgemeinen und ihr im Besonderen war es eigentlich nicht erlaubt, Wein zu trinken. Es hieß, das sei gegen die Moral, wenngleich sich die wenigsten Damen daran hielten. Nichts desto trotz trank Corvina üblicherweise keinen Wein, aber ihn abzulehnen wäre irgendwie unhöflich gewesen. Und zur Feier dieses Tages und der Hochzeit zweier patrizischer Familien würde ihr Onkel sicherlich einen einzelnen Becher verdünnten Weines genehmigen.
    Also bejahte Corvina die Frage und ließ sich von Callistus einen Becher Wein anreichen. Als er ihn ihr übergab, streiften sich kurz wieder ihre Finger, und beinahe hätte Corvina dabei vergessen, den Becher auch festzuhalten. Du bist dennoch eine Närrin!


    Als Callistus also ihr zuprostete, erwiderte Corvina die Geste und nahm auch einen dezenten, kleinen Schluck. Der Wein schmeckte verboten, süß, wagemutig und warm. Unsicher drehte sie den Becher leicht in ihren Händen und überlegte, wie sie ihre Freude in Worte fassen sollte, dass er Senator würde. Es sollte ja nicht vollkommen übertrieben klingen, auch wenn Corvina absolut sicher war, dass er einen wundervollen Senator abgeben würde. In einer toga praetexta sah er sicherlich noch beeindruckender aus, als ohnehin schon.
    Während sie aber gedanklich schon wieder ins schwärmen geriet, stellte Callistus nun eine Frage, die sie so unvermittelt traf, dass sie gar nicht wusste, wie ihr geschah. “W... Womit...?“ brachte Corvina nur heraus und ihre Hände fingen an, zu zittern. War ihr Verhalten so ungebührlich gewesen? Fand er sie aufdringlich? Hatte jemand umstehendes das ebenfalls so gesehen? Sie konnte doch nicht hier hergehen und sagen, dass ihr Herz jedesmal flatterte, wenn sie ihn nur sah! Und dass er in nicht nur einem Traum eine tragende Rolle gespielt hatte!
    So sehr von diesem kurzen Schreck ergriffen fiel das Trankopfer an die Götter etwas größer aus, als es wohl üblich war. Corvina schüttete einen guten Schluck Wein über ihre zittrigen Hände und auf den Boden und verfehlte dabei nur sehr knapp ihr eigenes Kleid und auch Callistus' Schuhe. “Oh, das tut mir leid. Ich... das war sehr ungeschickt von mir. Ich wollte nicht...“ Corvina starrte erschreckt auf den verschütteten Wein. Was machte sie nur hier? Warum konnte sie nicht wenigstens ein bisschen so sein wie ihre Cousinen, die das alles mit einem Scherz und ein paar zweideutigen Worten aus der Welt geschafft hätten. Warum musste sie die schüchterne, kleine, ungeschickte, brave Corvina sein, die noch nicht einmal zehn Sätze mit ihrem Angebeteten wechseln konnte, ohne sich komplett zur Närrin zu machen?
    Corvina gab ihren Weinbecher dem nächstbesten Sklaven und sah noch einmal zu Callistus auf. “Es tut mir leid. Ich... ich sollte meinen Onkel suchen“, bevor sie noch mehr Dummes tat und sich vollkommen lächerlich machte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!