...so kann er was erzählen,
drum nehm ich meinen Stock und Hut
und tät das Reisen wählen.
- Matthias Claudius
In gleichmäßigem Takt klapperten die Hufe über das Straßenpflaster. Von Osten kommend näherte Einar sich der beeindruckenden Brücke, die den Rhenus überspannte. Als er von seiner Versetzung erfahren hatte, war er ohne Zögern aufgebrochen. Bei der Cohors III Brittannorum equitata hatte er viele Jahre verbracht, manche gut, manche schlecht. Er hatte verloren geglaubte Verwandtschaft wiedergefunden und zwischenzeitlich sogar eine wundervolle Frau gehabt. Aber nicht alles Glück hielt ewig und so war es Einar letztlich nicht unendlich schwer gefallen, das Castellum in Abusina zu verlassen. Immerhin winkte die Ala II Numidia!
Das Castellum Mattiacorum ließ er hinter sich und reihte sich in den Verkehr ein, der sich in diesen frühen Morgenstunden über die Rheinbrücke schob. Händler, Handwerker, Bauern, Soldaten, sie alle hatten in Mogontiacum etwas zu erledigen oder verließen die Stadt nach getaner Arbeit. Einar genoss den Ritt über die Brücke. In der Mitte des Flusses verweilte er einen Augenblick und ließ seinen Blick schweifen. Im Süden stieg Rauch aus den Kaminen des Vicus Victoria und des Vicus Novus, dahinter erkannte er das Castellum, in dem er fortan Dienst tun würde.
Einar gab sich einen Ruck. Er trieb seinen Gaul wieder an und überquerte die Brücke, um das Stadttor zu passieren. Von dort führte ihn sein Weg einmal quer durch den Vicus Apollinensis. Vorbei an der Regia Legati Augusti Pro Praetore kam er auf das Forum, wo er sich eine kurze Mahlzeit gönnte. Anschließend verließ er Mogontiacum durch das südliche Stadttor, durchquerte die Canabae und nahm die gräbergesäumte Via Borbetomaga in Richtung Castellum.