Beiträge von Calvina

    Ein kurzes Schmunzeln zeichnete sich auf Calvinas Antlitz ab, als die ältere Dame, offenbar de Mutter, Eburnus wie einen kleinen Jungen behandelte. Alledings besann sie sich recht schnell auf ihre Pflichten und nahm die weiteren Wünsche der Familie auf.


    Dann verschwand sie kurz um ales zu besorgen und kehrte mit einem Tablett voller Becher mit Wasser und Fruchtsaft zurück. Zur Sicherheit hatte sie von beiden ein oder zwei mehr darauf gestellt, falls einer der Gäste, die bisher nichts wollten es sich anders überlegt hatte.


    Dann erhob einer der Priester die Stimme und es begann der offizielle Teil der Vermählung. Um diesen nicht zu unterbechen oder zu stören zog sich Calvina nach weiter hinten zurück und verfolgte das Geschehen. Dabei achtete sie aber auch auf die Gäste, um behilflich zu sein sollte einer von ihnen eienn Wunsch haben.

    Es war bisher schon ein anstrengender Tag für Calvina gewesen und würde mit Sicherheit bis tief in die Nacht nicht minder anstrengend weiter gehen. Aber schließlich war so eine Hochzeit etwas besonderes und auch wenn es für sie eine Menge Arbeit bedeutete, so freute sich die junge Sklavin doch auch auf das große Fest. Die Vorbereitungen in der Küche waren jetzt mehr oder weniger abgeschlossen und die ersten Gäste waren angekommen, so dass sie nun dafür zu sorgen hatte, dass diese auch versorgt werden würden.


    Eben gerade war eine größere Gruppe von einheimischen angekommen, die auf Calvina doch sehr fremd wirkten, wobei wohl eigentlich sie eher fremd in diesem Land hier war. Sie ging zu der Gruppe heran und grüßte sie höflich: "Salve, Domini et Dominae. Darf ich Euch eine Erfrischung anbieten?"


    Als sie näher an die Fremden herangetreten war, erkannte sie auch einen von ihnen aus Rom wieder. Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, als sie den jungen Praetorianer erblickte und sich an seinen Kampf mit der Toga erinnerte, als er damals zu Besuch bei ihrem Herrn kam.

    Unauffällig, wie sie es gelernt hatte, kam Calvina dem unausgesprochenen Befehl ihrer Herrin nach und trat an Callista heran. Mit einem sanften Lächeln versuchte sie die Braut ein wenig zu beruhigen, deren Unsicherheit und Nervosität sie deutlich spüren konnte. Vorsichtig begann sie dann damit Callista die Tunika über den Kopf zu ziehen, sorgfältig darauf achtend, das große Kunstwerk, das ihre Frisur darstellte nicht zu beschädigen.


    Als dies geschafft war, legte sie das abgelegte Gewand beiseite und half ihrer Herrin dabei Callista genauso sorgfältig die Tunica Recta anzulegen, wie sie zuvor das andere Kleid ausgezogen hatte. Mit prüfendem Blick begutachtete die junge Nubierin dann die Frisur der Braut. Wie zu erwarten hatten sich einzelne der ein wenig widerspänstigen Haare der jungen Prudentia gelöst, doch im Gesamtbild war alles in Ordnung geblieben. Vorsichtig, aber bestimmt bändigte Calvina die wenigen Ausreißer und gliederte sie wieder in das Gesamtkunstwerk ein. Damit fertig nickte sie kurz zufrieden zu sich selbst und trat dann wieder neben ihre Herrin zurück.

    Ebenso mit einem leichten Schmunzeln und leisen Kichern verfolgte auch Calvina die Erzählungen ihrer Herrin. Zu ihrem Leidwesen waren aber die Arbeiten an Callistas Frisur schon recht weit fortgeschritten, so dass die Erzählungen um einiges kürzer ausfielen, als sie sich erhofft hatte.


    Zu gerne hätte sie auch die Geschichte aus dem Mund ihres Herrn gehört, wie er diese erste Begegnung empfunden hatte. Auch wenn Familienpolitik wohl die Ehe zwischen den beiden ausgelöst hatte, so hatte Calvina doch den Eindruck gewonnen, dass die beiden gut zueinander paßten und tiefe Gefühle füreinander empfanden.


    Sie hoffte, dass es Callista ebenso ergehen würde und auch sie in ihrer Ehe glücklich werden würde.

    Unauffällig ging Calvina ihrer Herrin und der Braut zur Hand. Sie hatte zwar noch nie selbst an den Vorbereitungen zu einer Hochzeit teilgenommen, sich aber erklären lassen, worauf zu achten war.


    Und dennoch war in Calvina die gleich Unruhe vorhanden, wie in Callista, wenn auch aus anderen Gründen. Zum einen freute sie sich für die junge Prudentia und hoffte, dass sie eine glückliche Ehe führen würde. Aber sie spürte auch deren Unruhe und ließ sich von dieser anstecken. Dies alles wurde zudem noch verstärkt durch die völlig fremde Umgebung, in der sich Calvina hier befand. Dies war weder mit dem abgeschiedenen Landhaus noch mit der pulsierenden Metropole vergleichbar, in denen sie bisher gelebt hatte. Und auch wenn sie schon einige Germanen im Hause ihres Herrn in Rom getroffen hatte, so war es hier in deren Heimat doch noch etwas anderes. Sie kannte die einheimischen Sitten nicht und hoffte, sie würde nichts falsches tun.


    Irgendwie bewunderte sie ihre Herrin, die ein Pol der Ruhe zu sein schien und sich nicht im geringsten von der Nervosität um sie herum anstecken ließ. Und als Vespa andeutete, von ihrem Kennenlernen mit Balbus zu erzählen, so war auch Calvinas Neugier geweckt und die Unruhe ein wenig verdrängt. Sie hatte zwar schon einiges darüber von den anderen Sklaven im Haushalt gehört, aber es war doch etwas anderes dies aus erster Hand zu erfahren. Und so hoffte sie inständig, dass in Callista die gleiche Neugier zum Vorschein kam und sie Vespas Angebot davon zu erzählen annehmen würde.

    Calvina war mit großer Neugier am Landgut angekommen. Mit geübten Griffen hatte sie sich um das Gepäck ihrer Herrin gekümmert. Nachdem sie ihre Pflichten erledigt hatte, bekam sie die Gelegenheit eine kleinigkeit zu sich zu nehmen und unterhielt sich mit den anderen Sklaven. Sie fühlte sich in der Ruhe und Abgeschiedenheit auf dem Lande sichtlich wohler als im Rummel der Großstadt.


    Zum Abendessen trug sie ihrer Herrin auf und blieb auch zugegen, als die beiden Damen sich danach unterhielten. Natürlich hörte sie mit einem gewissen Interesse zu, was sie miteinander sprachen. Ihr war auch nicht entgangen, dass die Gastgeberin ihrer Herrin sich unwohl fühlte und so war es kaum verwunderlich, dass sie sich früh zurückzog und ihrer eigenen Herrin dann ebenfalls früh zu Bett ging.


    Durch die Reise war der Tag recht anstrengend gewesen und auch wenn Calvina natürlich hoffte, dass es der Gastgeberin bald besser gehen würde, so war es ihr ganz nicht unrecht sich dann ebenfalls recht früh schlafen zu legen. Doch leider war ihr kein langer Schlaf vergönnt. Mitten in der Nacht wurde sie aus dem Schlaf gerissen. Ihre Herrin solle dringend zur anderen Herrin kommen. Also weckte Calvina pflichtbewußt Vespa und folgte ihr dann.

    Wie auch viele der anderen Sklaven des Hauses hatte auch Calvina dabei geholfen die Reise der jungen Herrin in das ferne Germanien vorzubereiten und nun Gepäck und Proviant zu verstauen. Sie bedauerte es sehr, dass Callista nun fortgehen würde, denn sie mochte die junge Prudentia und war in den wenigen Wochen gut mit ihr ausgekommen. Die nubische Sklavin hoffte jedenfalls, dass die junge Herrin gut an ihrem Ziel ankommen und dort glücklich sein würde. Und so schaute sie ein wenig melancholisch zu, wie diese sich von ihrem Onkel verabschiedete.

    Calvina trat vor die Tür und schaute sich sorgfältig um. Es dauerte nicht lang und sie entdeckten einen wartenden Mann, der auf die Beschreibung paßte, die sie von der Schneiderin erhalten hatte. Sie überquerte rasch die Strasse und sprach den Wartenden höflich an: "Verzeih bitte Dominus, aber bist Du Tiberianus Cato?"

    Aus reiner Gewohnheit nickte Calvina der blinden Schneiderin zu. Leise sprach sie: "Ich werde sehen, ob ich ihn finden kann, Domina."


    Darauf schaute sie nochmals zu Callista und verließ dann das Peristyl um vor der Türe nachzusehen.

    Pflichtbewußt nickte Calvina der jungen Herrin zu: "Natürlich, Domina."


    Dann wandte sie sich an den Gast: "Verzeih bitte Domina, aber wie heißt Dein Verlobter und wie kann ich ihn erkennen?"

    Calvina hatte, wie geheissen die junge Herrin und ihre Gäste mit Erfrischungen versorgt. Sie war ein wenig verwundert darüber, dass nicht sie der wohl blinden Dame einschenken sollte, sondern deren Begleiterin, aber da dies offensichtlich deren Wunsch war, wehrte sie sich auch nicht dagegen. Danach blieb Calvina im Peristyl, falls ihre Dienste noch benötigt werden würden, hielt sich aber im Hintergrund.


    Aus dem Gespräch der Herrschaften ging hervor, dass die blinde Dame wohl eine Schneiderin war, bei der Callista Kleidung für ihre Reise nach Germanien in Auftrag gab. Und wieder wunderte sich Calvina, denn sie stellte es sich als mehr oder weniger unmöglich vor ohne das eigenen Augenlicht farblich passende Stoffe zu finden, geschweige denn mit eigenen Händen ein Kleidungsstück anzufertigen.

    Calvina kam mit einem Tablett zurück ins Atrium. Auf dem Tablett waren einige Schüsseln mit Nüssen und getrockneten Früchten. Nachdem sie das Tablett auf einem Tisch abgestellt hatte, nahm sie eine der Schüsseln und reichte sie mit einem zurückhaltenden Lächeln an den Duccier. Leise sprach sie ihn an:


    "Ich hoffe dies trifft Deinen Geschmack, Dominus."

    Nachdem die Pflanzen gekauft waren folgte Calvina ihrer Herrin über den Markt. Sie war sichtlich beeindruckt von der Menge der Waren, die dort angeboten wurden. Es gab vieles zu bestaunen, was sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte und selbst das was sie kannte, gab es in einer Fülle von Variationen, die sie nie erahnt hätte.


    Als die Herrin Calvina dann fragte, blickte diese zunächst ein wenig verwundert zurück und überlegte einen Moment, bevor sie schließlich antwortete:


    "Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, Domina. Als Deine Leibsklavin werde ich mich wohl in erster Linie um Dein Wohlergehen kümmern. Ich stelle es mir schon so ähnlich vor, wie bei meiner alten Herrin, aber ich kenne ja auch sonst nichts anderes. Und in dieser riesigen Stadt zu leben, ist natürlich auch etwas ganz anderes als auf dem Land."

    Ebenso verlegen erwiederte Calvina das Lächeln des Ducciers. Schließlih hätte sie auch selbst darauf kommen können zuvor schon ein paar Früchte oder Nüsse vorzubereiten und mitzubringen. Schüchtern antwortete sie:


    "Ich werde Dir sofort etwas holen, Dominus."


    Dann verließ sie rasch das Atrium in Richtung Küche.

    Calvina bemerkte den suchenden Blick des Ducciers und trat daher an diesen heran. Leise fragte sie ihn: "Kann ich Dir behilflich sein, Dominus?"

    Auf den Wink der jungen Herrin nahm Calvina die Karaffe mit dem Apfelsaft und ging zu ihr hinüber. Beim einschänken erwiederte sie das sanfte Lächeln und antwortete leise: "Gerne doch, Domina."

    Nachdem Calvina dem Duccier seine Erfrischung gereicht und auch dem anderen Gast noch einmal nachgeschenkt hatte, hob sie die so achtlos zu Boden geglittene Toga des germanischen Römers auf und zog sich hinter eine des Säulen zurück. Dort klopfte sie leise den Staub aus dem Gewand und legte es dann sorgsam zusammen. Sie ging mit dem handlichen Päckchen Stoff zurück und legte es auf einen kleinen Tisch in der Nähe seines Eigentümers.

    Calvina nickte dem Duccier mit einem freundlichen Lächeln zu: "Ganz wie Du wünschst, Dominus."


    Dann wandte sie sich zu dem kleinen Tisch, auf dem die Karaffen mti den Getränken standen und füllte den Becher mit klarem Wasser. Sie ging die wenigern Schritte zurück zu ihm und reichte ihm wieder mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht den nun gefüllten Becher.

    Im ersten Moment starrte Calvina den neuen Gast überrascht an, als sie wieder zurück ins Atrium kam und dieser mit seiner Kleidung kämpfte. Zum Glück war zum einen der Becher noch leer, so dass sie nichts verschütten konnte und zum anderen kam sie gerade um die Ecke, so dass die Herrschaften ihren unangemessenen Gesichtsausdruck nicht sehen konnten. Sie fand ihre Fassung auch schnell wieder und wandte sich an den Gast aus Germanien.


    "Salve, Dominus. Was darf ich Dir denn als Erfrischung reichen? Wein oder Saft? Verdünnt oder pur?"