«Ave, Imperator Caesar Augustus Tiberius Auilius Severus!» Beim Gruß bettete Ravilla die manikürte Hand in Höhe seines Herzens auf der Toga. Er pflegte beim ersten Gruß stets, den vollständigen Ehrentitel und Namen des Kaisers zu rezipieren, ehe er zu kürzen Formen schwenkte.
«In der Tat habe ich einen Vorschlag anzubringen. Die Zeit zwischen dem Tribunat und der Quaestur habe ich vorwiegend mit dem Studium unserer Gesetzestexte zugebracht. Einerseits im Sinne der Vorbereitung auf meine berufliche Zukunft, andererseits, da mir ein Missbehagen nicht aus dem Kopf entfleuchen wollten. Während meiner Tätigkeit als Tribunus laticlavius, als ich dem Militärgericht der Legio XXII Primigenia angehörte, wurde ich gewahr, dass einige Inhalte oder Formulierungen unserer Codices schon nicht mehr den aktuellen Gepflogenheiten bei der Legio entsprechen. Dies führte zu nicht unwesentlichen Diskussionen ob der Rechtmäßigkeit bestimmter Entscheidungen, die wir in unserer Rolle als Richter vor Ort trafen. Natürlich führte dies auch auf Seiten der Angeklagten zu Unsicherheit und manchmal auch zu dem Gefühl erlittenen Unrechts.»
Ravilla trug eine Kopie des benannten Codex bei sich, welche er nun aufschlug und leicht in Richtung des Kaisers wendete, so dass dieser, würde er die Hand ausstrecken, den Codex überreicht bekommen könnte. Doch womöglich hatte das Oberhaut des Senats und des Volks von Rom jene Schriften nach all den Amtsjahren auch bereits memoriert und ahnte, worauf der neue Quaestor principis hinauswollte.
«Wir sehen die Teile II und III des Codex Militaris, welche nicht den formalen Anforderungen eines Gesetzestexts genügen, welche in Paragraphen und Absätze unterteilt sind. Es fehlen zudem die Inhalte zur Militärgerichtsbarkeit, welche analog zur modernen Handhabung doch meines Erachtens zumindest in Kurzform aufgenommen werden sollten. Ich möchte mich darum anbieten, in deinem Auftrag ein wenig Ordnung in jene doch recht wüst anmutenden Gesetzestexte zu bringen.»