Beiträge von Herius Claudius Menecrates

    "Gut", erwiderte Menecrates. "Es handelt sich demnach nicht um zwei Angelegenheiten, sondern um ein und dieselbe. Dann hätten wir das geklärt." Er würde, wollte er an dem morgigen Termin festhalten, einige Vorbereitungen treffen müssen, was er in die vorhandene Tagesplanung quetschen wollte. Eventuell würde er auf die Nachmittagsdienstzeit in der Praefectura verzichten müssen, aber das blieb abzuwarten.

    "Es bleibt dann bei morgen zur Hora sexta", er richtete den Blick auf den Prätorianer und fügte an: "Dann kann der Bote jetzt zur Porta geleitet werden."

    Die wenigen Jahre, in denen der Matinier zusammen mit Menecrates im Senat saß, lagen dermaßen lange zurück, dass sich der Claudier nicht mehr daran erinnerte, ob der Mann konservativ eingestellt war oder nicht, ob er damals ein Sympathisant des Salinators war oder zu dessen Geächteten gehörte - so wie Menecrates, der von der Garde Salinators verfolgt wurde. Für Menecrates war dieser Senator Matinius wie ein unbeschriebenes Blatt, obwohl er seiner Altersklasse angehörte.


    Personen, deren Position er noch nicht kannte, trat Menecrates vorbehaltlos und neutral gegenüber. Ungeachtet dessen, musste er den Senat und den Matinier auf Verschiedenes hinweisen.

    "Senator Matinius, deine Haltung resultiert aus einer Zeit, wo die Ämter des Cursus Honorum mit Stolz angetreten und mit viel Fleiß und Akribie geführt worden. Diese Einstellung ist - auch zu meinem Bedauern - im Lauf der letzten Jahren verloren gegangen, wobei festzustellen ist, dass es sich bei den schlampig geführten oder gar nicht angetretenen Ämtern vor allem um das Vigintivirat handelt. Ich gehe ganz mit dir, wenn wir diesbezüglich gegensteuern müssen, warum das aber im Falle Helvetius nicht angebracht ist, will ich gern noch einmal ausführen."


    Er atmete durch und sammelte die Gedanken.

    "Zuerst möchte ich versichern, dass Helvetius Faustus voller Elan in den Wahlkampf ging. Er ist mein Klient, daher kann ich ihn bestens einschätzen. Hetzjagden zwischen Konkurrenten sind das eine, aber solche, die obere Köpfe anzetteln, das andere. Die Lösung, das Opfer zu bestrafen, ist nicht zielführend und beseitigt auch den Misstand nicht."


    Vor Punkt zwei gönnte er sich wieder eine Atempause.

    "Der Senat hat lange vor deiner Rückkehr", er blickte zu Matinius, bevor er fortfuhr, "in Präzedenzfällen das Vorgehen gegen untätige Magistrate beschlossen." Er zitierte: "Im Falle einer erneuten Kandidatur soll es ihnen erlaubt sein, das Amt eines Vigintivir erneut anzustreben.

    Wenn wir neue Maßnahmen einführen, dann müssen sie den Kandidaten VOR ihrer Kandidatur bekannt sein, um sich der möglichen Folgen bewusst zu sein."


    Er hob den Zeigefinger, bevor er ein weiteres Argument vorbrachte.

    "In den erwähnten Präzedenzfällen wurde jeweils ein Schwur der Ehre geleistet, zum Wohle des Imperiums und unseres Kaisers zu handeln und zwar vor den römischen Göttern. Jener Schwur wurde gebrochen!

    Es darf nicht sein, dass Eidesbruch geringer bestraft wird, indem jene Kandidaten erneut antreten dürfen, und jemand, der keinen Eid bricht, vom Cursus Honorum ausgeschlossen wird. Das entbehrt jeder plausiblen Relation."


    Beim Hinsetzen achtete er auf den Verbleib der Falten seiner Toga.

    Sim-Off:

    Ich beziehe mich darauf --> Abstimmung  Narrator Italiae  Mittwoch, 22:19

    Nein, ein gegenteiliges Wort wurde nicht gesprochen, trotzdem erkannte Menecrates die Intension, denn allein das Ansinnen des Consuls, erstmalig einen Kandidaten für die Zukunft auszusperren, sprach Bände und es empörte den Claudier.


    "Sprechen wir erst im zweiten Schritt über die Gründe und beginnen wir mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung, den dieses Gremium beachten sollte. Gerade in den letzten Jahren gab es überdurchschnittlich viele mehr oder weniger untätige Vigintiviri. Solche, die keinen einzigen Handgriff erledigt haben - als Beispiel Titus Fabius Torquatus - solche, die vielleicht ein oder zwei Tage tätig waren - als Beispiel Manius Octavius Gracchus - und solche, die sich sporadisch gezeigt, aber monatelang nichts abgeliefert haben - Beispiel Galeo Seius Ravilla. Ich könnte beliebig weitere Namen aufzählen, aber wichtig ist an dieser Stelle: Wie sind wir mit ihnen umgegangen?"


    Er blickte in die Runde.

    "Nun, ich kann es euch sagen: Letzterem wurde die Amtszeit anerkannt - eine überaus großzügige Entscheidung, was ich beurteilen kann, denn ich persönlich war auf die ausgebliebenen Ergebnisse angewiesen gewesen.

    Bei den beiden zuvor Genannten wurden die Amtszeiten zurecht als nicht erfüllt angesehen und - das ist der Punkt, auf den ich hinweisen will", er hob den Finger und zitierte: "Im Falle einer erneuten Kandidatur soll es ihnen erlaubt sein, das Amt eines Vigintivir erneut anzustreben."

    Er breitete die Handflächen aus und fügte an: "Die Frage ist, warum schlägt uns der Consul für den ebenfalls untätigen Helvetius Faustus einen kompletten Ausschluss vom Cursus Honorum vor?" Menecrates ließ den Senatoren Zeit, die Frage zu überdenken, bevor er fortfuhr.


    "Für das Nichtantreten des Amtes gibt es Gründe, die - vielleicht nicht dem amtierenden Consul, wohl aber dessen Vorgänger bekannt sein dürften. Als Stichworte werfe ich ein: Intrigen, Verleumdungen, Hetzjagden. Der Kandidat wurde aus Rom fortgeekelt.

    Ich beantrage, mit ihm zu verfahren, wie mit den anderen Untätigen: Eine erneute Kandidatur ist erlaubt, aber sie wird nicht einfach sein, weil der Makel der Untätigkeit auf diesen Kandidaten lastet."


    Menecrates setzte sich. Seine Mimik ließ nicht erkennen, wie entrüstet er von dem Vorstoß des Consuls war. Der Mann hatte den Respekt des Claudiers verspielt.

    Das Vorgehen des einen oder anderen Consuls der letzten Jahre ließ nach Menecrates' Ansicht zu wünschen übrig, und auch bei diesem Antrag drehte sich der Magen des alten Claudiers um. Er erhob sich und gleichzeitig die Hand.

    "So geht das nicht! Vor einer Abstimmung sollten Meinungen gehört werden. Ich und andere könnten ansonsten zu der Annahme gelangen, dass es dem Herrn Consul überaus gelegen käme, die Gründe für das Exil unter den Tisch zu kehren."

    Der Einwurf des Sklaven ließ Höflichkeit erkennen, weswegen Menecrates über das Äußern ohne Aufforderung hinwegsah. Zudem versprach der Bote sofortige Aufklärung, daher nickte der Präfekt zum Zeichen, dass er die Erklärung anhören wolle. Eine Geste der Hand hielt den Miles zurück, der ansonsten dem zuvor gegebenen Befehl hätte Folge leisten müssen.

    "Sprich!"

    Der Bote trat ein, formulierte sein Anliegen und reichte die mit einem Siegel versehene Post. Durchaus gespannt ergriff Menecrates die Wachstafel, öffnete sie, lehnte sich zurück und las. Der Inhalt verlangte doppeltes Handeln vom Praefectus Urbi. Zum einen musste er Hinrichtungen in die Wege leiten, deren Art und Weise er noch nicht festgelegt hatte. Die letzten Christen starben unter seinem Befehl durch Raubtiere und glimpflicher sollte es für die jetzigen nicht abgehen. Er beschloss, zeitnah zu handeln, um Rom nicht länger die Existenz jener Subjekte zumuten zu müssen.

    Zum anderen bat der Kaiser um einen Besuch, um über das Vorgehen in Bezug auf die kriminellen römischen Bürger zu beratschlagen. Flüchtig überlegte Menecrates, um was für Informationen es sich wohl handelte, die der Kaiser benötigte, aber nicht vorfand. Da Spekulationen selten zum Ziel führten, brach der Präfekt die Überlegungen ab und wandte sich an den Boten.


    "Richte der Kanzlei aus, dass ich morgen zur Hora sexta der Bitte nachkommen werde." Er legte die Wachstafel vor sich auf den Tisch und bedeckte sie mit der Hand, als benötige sie seinen Schutz. "Außerdem hätte ich gern bis dahin eine Erklärung, welchen Hintergrund die zweite Einladung besitzt - jene, die ich gestern erhalten habe." Er angelte nach einem Pergament und reichte es dem Boten.


    "Miles", da sich der Soldat nicht vorgestellt hatte, beließ es der Präfekt bei der Bezeichnung des Dienstgrades, "geleite den Boten zurück zur Porta und schick mir beim Rausgehen meinen Cornicularius herein."

    Menecrates nahm den Gruß mit einem Nicken zur Kenntnis. In letzter Zeit gab es kaum noch Anlass zur Klage wegen Nachlässigkeiten jedweder Art, was den Präfekten selbst dann freute, wenn der Soldat nicht zu seiner Einheit gehörte.

    Bei der Erwähnung des kaiserlichen Boten hob der Claudier die Brauen, denn so bald hatte er nicht mit Post gerechnet. Vielmehr nahm er an, dass weitere Schritte wie eine Gesetzesänderung öffentlich bekannt werden würden, aber er wollte dem Inhalt des Schreibens nicht vorgreifen, sondern linste am Soldaten vorbei, um zu erkunden, wo sich jener Bote befand.


    "Salve, dann mal herein mit ihm." Eine gewisse Neugier verspürte der Claudier. "Wenn es sich nur um die Abgabe eines Briefes handelt, könntest du ihn gleich wieder aus der Castra geleiten."

    Ein Bote aus der Praefectura übergab einen Brief.

    Ad

    Imperator Caesar Augustus

    Tiberius Aquilius Severus

    Palatium Augusti

    Roma



    Herius Claudius Menecrates grüßt ehrerbietig den Imperator Caesar Augustus Tiberius Aquilius Severus


    Die im Christenmilieu durchgeführten Razzien sind weitgehend ausgewertet. Sie haben zu Resultaten geführt, die - obwohl die Verhöre noch nicht abgeschlossen sind - zu eindeutigen Schlüssen führen.

    Der Zugriff erfolgte auf insgesamt vier Zielgruppen, von denen sich eine - das Waisenhaus der Binah - als unbedenklich herausgestellt hat.

    Bei den anderen drei Zielgruppen hat sich der Verdacht auf eine Radikalisierung bestätigt. Der Unterzeichner sieht darüber hinaus ein Zusammenhang dieser Gruppierungen mit der Ermordung der Virgo Vestalis Maxima, sowie den Tempelschändungen der vergangenen Jahre.


    Wie bereits vermutet, dient das Symbol eines Fisches, das in der Regel als Anhänger einer Kette getragen wird, als Erkennungszeichen. Sämtliche Akteure der bei den Razzien "Tiberbrücke", "Tiberufer" sowie "Casa Didia" Aufgegriffenen trugen diesen Anhänger, was nach Ansicht des Unterzeichners auch die Angetroffenen in der Casa Didia als involviert kennzeichnet, obwohl sie bei einem Treffen und keiner Straftat überrascht wurden. Der bereits vermutete Versammlungsort dient offensichtlich dazu, Pläne zu schmieden.


    Bei den Einsatzorten "Tiberufer" und "Tiberbrücke" wurden nach Observation Christengruppen auf frischer Tat ertappt, die Tempel geschändet und entweiht haben. Es kam Farbe und Abbruchwerkzeug zum Einsatz. Farbeimer, Werkzeug, sowie Vogelköpfe konnten sichergestellt werden. Ein ketzerischer Schriftzug an einer Tempelmauer zeugt ebenso von der radikalen Gesinnung der Christengruppierungen, wie das aggressives Vorgehen gegen die Stadteinheiten und beleidigende Rufe gegen Rom.


    Die Tatsache, dass die Mörderin der Virgo Vestalis einen artgleichen Anhänger trug und die Tat sich ebenfalls gegen Rom und unsere Religion richtete, beweist nach Ansicht des Unterzeichners den Zusammenhang zwischen dem Anschlag und den kürzlich Aufgegriffenen, die zudem in gleicher Weise Tempel schändeten wie bereits vor Jahren die Tempel der Flavia und der Claudia.

    Der Unterzeichner hält eine öffentliche Hinrichtung zur Wiederherstellung von Roms Sicherheit für notwendig und angemessen.

    Unter den Aufgegriffenen befinden sich vier römische Bürger, neben acht Peregrini und zwei Sklaven.



    H. Claudius Menecrates


    itcrom-praefectusurbi.png



    Sim-Off:

    Ich unterstelle, dass mir inzwischen der Bericht von Sophus zugestellt wurde und Stilo den vergessenen Sklaven aus der Casa Didia inzwischen in Haft genommen hat.

    Ein weiterer Bericht traf ein, der die Gruppe vom Einsatzort Tiberufer betraf, die von der abgespaltenen Einsatztruppe unter dem Kommando des Optio Furius Cerretanus festgesetzt wurde.

    Zur Überführung der Inhaftierten wurde keine Verhöre benötigt, weil die Gruppe während der Ausübung einer Tempelschändung ergriffen wurde.



    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates


    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Am Tiberufer" mit Fortentwicklung bis zum Capitol.


    Person Aufenthaltsort Stand Fischanhänger
    ja/nein
    Kathus Carcer CU
    Einzelzelle
    CU XIII
    Peregrinus ja (Link)
    Raphael Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrinus ja (Link)
    Iraklis Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrinus ja (Link)
    Sextus Equitius Turpio Carcer CU
    Einzelzelle
    Civis ja (Link)
    Maria Carcer CU
    Einzelzelle
    Peregrina ja (Link)
    Avgi Carcer CU
    Einzeltelle
    Peregrina ja (Link)



    i.A. für den Optio

    Appius Furius Cerretanus


    Der Bericht zur Razzia Didia erreichte den Präfekt. Obwohl er tadellos erstellt wurde, was Menecrates zufrieden feststellte, nahm er eine Gegenprüfung vor, denn in Sachen radikaler Christen konnte er nicht akribisch genug vorgehen, und sein Vertrauen in die Nachbar-Einheit hielt sich in Grenzen. Da die damalige Einsatztruppe sowohl aus Gardesoldaten als auch Urbanern bestand, kostete es Menecrates wenig Mühe, die Angaben zu kontrollieren. Er wollte nicht riskieren, dass ihm einer der Radikalen durch die Lappen ging, denn schließlich bürgte er mit seinem Kopf und Rom verließ sich auf ihn.

    Er vermisste die Erwähnung eines Achatius und würde nachhaken müssen.


    Ein zweiter Bericht aus den eigenen Reihen traf ein und Menecrates überprüfte auch ihn. Es handelte sich um die Razzia bei der Tiberbrücke.



    Persönlich!

    Praefectus Urbi

    Herius Claudius Menecrates


    Zwischenergebnis der Befragungen im Fall "Zugriff Tiberbrücke"




    Person
    Aufent-
    haltsort
    Stand Fischan-
    hänger
    ja/nein
    Asser-
    vate
    Anmer-
    kung
    Pinus Carcer CU
    Einzelzelle
    CU IV
    Peregrinus ja
    ins-
    gesamt
    *
    Lucius Roscius Dento
    Carcer CU
    Einzelzelle
    CU V
    Civis ja 25 Vogelköpfe *
    Sufenas Carcer CP
    Einzelzelle
    CU II
    Peregrinus ja (Link) *


    * Schriftzug an Tempelmauer: GOTT IST DER EINZIG WAHRE HERR! (Link)



    i.A. für den Cornicularius

    T. Octavius Frugi



    Sim-Off:

    Das Protokoll entstand in Absprache mit dem Spieler hinter Frugi, dessen ID im Elysium weilt.

    Sim-Off:

    In Absprache mit dem Spieler, der die Verhöre nicht mehr ausspielen konnte, gibt es keinen Link, der das Vorhandensein der Fischanhänger bestätigt, es war aber auch mit Molliculus abgesprochen, dass diese Gruppe jene Anhänger trägft.

    Der sich ändernde Gesichtsausdruck des Optio kündigte den erhofften Durchbruch an. Der Preafectus Urbi nahm zur Kenntnis, dass sich der Offizier entschuldigte, trug das Versehen aber in keiner Weise nach, weil im Zuge der Razzien Überstunden geleistet wurden und viele der Eingebundenen an ihre Belastungsgrenze kamen. Solange Fehler oder Versäumnisse rechtzeitig korrigiert wurden, lag nichts im Argen.

    "Perfekt", resümierte Menecrates. "Mehr wollte ich nicht." Er schickte sich an zu gehen, ohne dem Prätorianeroptio explizit den Befehl zum Wegtreten gegeben zu haben, denn zum einen ließ die Situation diesbezüglich keine Frage aufkommen, und zum anderen unterstand der Offizier ihm nicht in direkter Linie. Als nächstes wollte er sich über die Razzia am Tiberufer informieren.


    Der vom Optio angekündigte und wenig später eingereichte Bericht würde all seinen Ansprüchen, die stets im oberen Bereich der Messlatte lagen, genügen, aber das wusste er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.

    Es kam selten vor, dass Briefe falsch zugestellt wurden, und im Normalfall filterte sein Vorzimmer derartige Post heraus, aber am heutigen Tag hielt Menecrates einen dieser Fehlwürfe in den Händen. Er beäugte das Schreiben vorn und hinten, schüttelte den Kopf und rief den Vorzimmerbeamten herein.

    "Bring das in die Basilica Ulpia, es ist an den Praetor Urbanus adressiert."

    "Du kannst dich rühren", erwiderte der Praefectus Urbi, der sich mit der Ausführung des Grußes zufrieden zeigte. Natürlich erkannte er auch die Jugend des Soldaten und manche Unsicherheit.

    "Verstehe", erwiderte er auf die Angaben hin und freute sich über die konkreten Angaben zum Tatort, denn das ersparte ihm Nachfragen. "Ich müsste wissen, ob alle an diesem Ort Inhaftierten Fischanhänger trugen. Ist das zeitnah herauszufinden? Ich nehme an, es existieren Protokolle, oder lässt sich das nur nach Dienstende recherchieren, sodass ich einen Bericht bekomme?"

    Sein Blick ruhte fragend auf dem Wachsoldaten.

    Als die Namen der Inhaftierten genannt wurden, gab Menecrates seinem Cornicularius einen Wink. Während der Offizier schrieb, hörte der Präfekt zu. Was er zu hören bekam, ließ ihn erahnen, woran es lag, dass - zumindest von Seiten der Prätorianer - noch kein Ergebnis der Razzien vorlag.

    "Hier liegt offensichtlich ein Missverständnis vor. Ich frage nicht nach Verhörergebnissen, sondern nach der Ausbeute der Razzien. Den Sondereinsätzen gingen monatelange Ermittlungen voraus, sodass jeder der Einsätze in ein mutmaßlich radikales Christennest oder Treff platzen musste. Wir sondieren als erstes nach der Kennzeichnung 'Fischanhänger'." Der Praefectus Urbi hätte noch mehr erläutern können, denn wer so einen Anhänger trug, galt nicht als verdächtig, sondern überführt, aber dies einer Einzelperson zu erklären, machte wenig Sinn, denn dann müsste er sich beim nächsten Prätorianer wiederholen.

    "Jene stammen also aus dem Einsatz bei der Casa Didia", wiederholte er die vernommene Aussage. "Jene trugen den Anhänger genauso wie der Sklave." Menecrates sah Handlungsbedarf, wandte sich an den Cornicularius und diktierte:

    "Einsatzbefehl mit folgendem Text: Einsatzort: Casa Didia / Inhaftierung Sklave Theognis." Anschließend wandte er sich wieder dem Optio zu.

    "Die Casa Didia wurde im Vorfeld als Treffpunkt nicht irgendeiner, sondern der radikalen Christengemeinde ermittelt, ebenso die übliche Tageszeit für diese Treffs, wo wir die größtmögliche Teilnehmerzahl erwarten. Ich benötige eine Liste über alle angetroffenen Personen samt Auskunft über das Vorhandensein dieser Anhänger. Diese Zuordnung ist das von mir gewünschte Zwischenergebnis." In Bezug auf den Inhalt des Zwischenergebnisses bestand auch ein Missverständnis, weswegen Menecrates sicherheitshalber nachschob:

    "Was die Verhöre betrifft, mich interessiert nichts außer der Benennung weiterer Personen, die zum Zeitpunkt der Razzien nicht angetroffen wurden, aber Teil der radikalen Sekte sind."

    Auf dem Weg in die Schreibstube kam die Gruppe um den Praefectus Urbi an weiteren Zellen vorbei, in denen nach der Auskunft des Wachsoldaten ebenfalls Inhaftierte aus den Razzien saßen. Menecrates fasste den Entschluss, den für Verhöre zuständigen Offizier auch nach jenen zu befragen. Mit etwas Glück konnte er dadurch den Rundgang abkürzen.

    Er folgte dem Prätorianer in das Officium, wies auf zwei seiner Begleiter mit der Aufforderung, es ihm nachzutun, und der Rest wartete draußen. Als die Tür ins Schloss gezogen wurde, begann der Vortrag, dem er folgte, ohne dafür Platz zu nehmen. Er unterbrach nicht, obwohl er verschiedentlich Anmerkungen dazu hätte, sondern übte sich in Zurückhaltung mit Ausnahme eines Winks zu seinem Cornicularius, als die Namen der Insassen genannt wurden.


    Als der Vortrag endete, wog Menecrates ab, welche Anmerkung er gegenüber dem Offizier fallenlassen und welche er sich sparen wollte. Die Vorgehensweise bei Verhören hatte sich jedenfalls verändert, seit er das letzte Mal wegen Christen eine Carcerbesichtigung gemacht hatte, was ihn dazu veranlasste, die Methoden bei seinen Männern zu überprüfen. Er befürwortete die weiche Vorgehensweise keineswegs und den Grund nannte er sofort.

    "Das braucht Zeit, aber wir haben keine. Durch den Mord an der Vestalis Maxima stehe ich unter Ermittlungsdruck, denn zum einen muss ich Schuldige präsentieren und zum anderen muss dringendst, und zwar besser vorgestern als heute, die erschütterte Ordnung wiederhergestellt und die Entweihung der Stadt beseitigt werden. Ganz Rom und der Kaiser warten auf Ergebnisse." Er atmete durch, bevor er fortfuhr.

    "Wobei", er atmete noch einmal durch und hob den Zeigefinger, "wir können Teilergebnisse liefern." Er tippte Richtung Offizier in die Luft, denn von ihm erwartete er diese, dann senkte er den Arm.


    "Bei welcher Razzia sind diese beiden Personen aufgegriffen worden? In welcher Situation und vor allem: trugen sie Fischanhänger?"

    Menecrates reagierte mit einem "Hm" durch geschlossene Lippen, denn die erhaltene Antwort suggerierte, dass eine Absicht hinter der Doppelbelegung stand. Gleichzeitig fiel ihm kein gescheiter Zweck ein, der den Nachteil überwog, dass sich hier zwei Personen absprechen konnten, bevor sie aussagten, aber er würde sich zunächst unvoreingenommen die Erklärung anhören, bevor er sich ein Urteil bildete.

    Mit einer Handbewegung deutete er an, dass der Offizier vorangehen und ihnen den Weg zeigen solle. Die Begleiter des Praefectus schlossen sich an.

    Der Rundgang durch den Carcer gestaltete sich anstrengender als erwartet. Menecrates wollte keine Einzelheiten zu jedem der Inhaftierten in Erfahrung bringen, sondern nur, auf welcher Razzia wie viele Personen festgenommen wurden, ob sie Fischanhänger trugen und welchem Stand sie angehörten, aber die Theorie erschien einfach, die Praxis gestaltete sich mühsam, daher traf der Präfekt mit Zeitdruck beim Insassen Kathus ein. Dessen vorlautes Benehmen war ihm nicht entgangen, aber er würdigte ihn keines Blickes.

    "Salve", grüßte er den Wachsoldaten. "Meine Unterlagen besagen, dass hier ein Inhaftierter einer der Razzien sitzt. Um wen handelt es sich und bei welcher Razzia wurde er aufgegriffen?"