Beiträge von Annaea Iuliana

    Wir folgten dem Ianitor in das Triclinium, wo uns bereits die versammelte Familie der Iulier erwartete. Ich hatte keine Ahnung, wer sich da aufhielt, doch dies war meine Familie und ich war extrem froh, diesen Weg endlich gefunden zu haben.


    Einen Moment zögerte ich am Eingang, doch schubste mich Florus sanft in den Raum. Die Zeiten meines Bedienstetentums waren lange vorbei, ich war eine Römerin und die meisten der im Raum Anwesenden wussten schon gar nichts von meiner Vergangenheit, sondern wussten nur, dass ich Florus geheiratet hatte.

    Nachdem ich einen Brief meiner Adoptionsfamilie erhalten hatte, welcher eine Einladung enthielt, antwortete ich sofort und schickte einen Sklaven, um die Nachricht zu überbringen.


    Liebe Familie,


    Auch ich freue mich sehr, wieder in Rom zu sein. Die weite Welt ist zwar auch schön, doch weiss man nie, wohin man gehört, bis man wieder in Rom ist.


    Die Einladung, welche ihr mir geschickt habt, habe ich mit grosser Freude zur Kenntnis genommen. Sehr gerne werden mein Gemahl und ich ihr Folge leisten. Ich freue mich darauf, meine erste Familie kennen zu lernen und hoffe auf genauere Anweisungen zu unserem Besuch.


    Annaea Iuliana

    Ich lächelte derweil vor mich hin und entnahm einer Tasche, welche ich bei mir getragen hatte meine Brettchenweberei.


    Sorgfältig entwickelte ich, was ich kurz vor der Ankunft in Rom zusammengelegt hatte, ordnete die Fäden und richtete die rund 2 Dutzend Brettchen.


    Dann band ich ein Ende an einem Tischbein fest, setzte mich auf einen Stuhl und begann mit meiner Arbeit. Während ich sorgfältig arbeitete, wartete ich darauf, dass die benachrichtigte Familie eintreffen würde und ich meinen Gatten von seinen "Qualen" erlösen konnte.

    Das war ja mal wieder typisch mein Mann!! Er konnte einfach nicht verstehen, dass im Hause wir Frauen das Sagen hatten.


    Nein, ich werde hier meine Brettchenweberei ordnen. Geh' du nach oben und sieh' zu, dass alles in Ordnung ist, wenn ich heute Abend schlafen gehen möchte. Ich werde dich rufen lassen, wenn das Essen oder die Familie bereit sind.


    So ging das!

    ...


    Der Umzug zog auf das Forum und die Leute, sowohl auf der Ehrentribüne, als auch unten auf der Strasse, waren ganz aus dem Häuschen. Niemand wusste genau, wie der Umzug geplant und aufgestellt worden war, so dass ständig alle auf der Tribüne nach ihren Verwandten suchten.


    Tiberius Annaeus Otho und ich, zusammen mit unseren Reisegruppen, wussten immerhin soviel, dass der von uns Gesuchte fast sicher nicht zu Fuss unterwegs sein würde. Daher war es in unserem Sektor noch recht ruhig, bis wir weit hinten in der Strasse einige Pferde sahen.


    DA!!! Dort hinten kommen Pferde!


    Dieser eine Satz reichte aus, um unseren gesamten Sektor aufspringen zu lassen. Über der Ehrentribüne flatterten sogleich das weisse Pferd auf grünem Grund der Annaeer und liessen unseren Lieben wissen, wo wir waren und dass wir stolz waren auf ihn.

    Die Ehrentribüne füllte sich langsam. Neben uns waren jedoch noch einzelne Plätze frei. Während man schon den Applaus der herannahenden Truppen hörte, setzten sich ein Mann und eine Frau, es war anzunehmen, dass es sich um seine Frau handelte, dorthin.

    Irgendwo am voraussichtlichen Ende des Umzuges war auch eine Ehrentribüne errichtet worden. Auf dieser liessen sich schon früh am Morgen zwei kleine Gesellschaften nieder. Die Eine war aus Mantua angereist und trug stolz eine Art Vexillum mit sich, auf dem auf ungewohnt dunkelblauem Grund das weisse Pferd der Gens Annaea zu sehen war.


    Es war die in Mantua wohnhafte Familie des Lucius Annnaeus Florus, seine Frau Annaea Iuliana und deren Sklaven, sowie Freunde der Familie, welche sich zu diesem Anlass, dem Abschluss einer grossen Karriere, die Reise nach Misenum angetan hatten.

    Varus schien alles unter Kontrolle zu haben, zumindest soweit ich dies von der Sänfte aus sehen konnte.


    Dann wurde meine Einschätzung bestätigt, indem sich der Zug wieder in Bewegung setzte. Zu meinem grossen Erstaunen jedoch entlang der Mauer des Castellums und damit nicht zu meinem Ehemann.


    HALT! Was soll das? Ich will nicht zur Rennbahn, ich will zu meinem Mann!


    So rief ich laut, als die Träger sich in Bewegung setzten.





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    Als wir am Tor des Flottenstützpunktes ankamen, war dort bereits riesig viel los. Eine andere Factio hatte sich ebenfalls eingefunden und versuchte nun das Tor zu passieren. Doch scheinbar war irgendetwas vergessen oder verloren gegangen, zumindest wurde mir das so berichtet.


    Inständig hoffte ich, dass dies bei uns nicht geschehen würde, während die Sänfte abgestellt wurde.

    Schon bald darauf kamen wir in Misenum an und verluden alles Material auf die Karren, welche wir eilends zusammenriefen.


    Die Pferde liessen wir natürlich gehen, denn die Schritte entlang der Strasse bis zum Castellum der Flotte taten ihnen nur gut nach der Reise.


    Für mich gab es eine Sänfte und als ich mich dort einigermassen eingenestet hatte, kriegte ich von der ganzen Betriebsamkeit um mich herum nicht mehr viel mit.

    Bis zu diesem unseeligen Gewitter war der ganze Ausflug ruhig und gesittet verlaufen. Nicht viel hatte ich zu tun, vorallem, da ja auch die Männer mit dabei waren, welche für das Material und den Ablauf sorgten.


    Ich genoss es, dass nach diesem regnerischen Tag gleich wieder die Sonne schien und freute mich riesig auf die Ankunft in Misenum, welche nun unmittelbar bevorstand.

    Da Varus nachdrücklich darauf aufmerksam machte, dass er dieses Theme nicht weiter vertiefen wollte, stellte ich meine Neugier zurück.


    Nun gut, wie du meinst. Dann widmen wir uns der Reise. Die soll ja nicht einfach eine Dienstreise werden sondern ein richtig schöner kleiner Familienausflug!


    Die Zickigkeit in meiner Stimme liess keinen Zweifel darüber, dass ich es nicht mochte, gesagt zu erhalten, was ich zu tun und zu lassen hatte. Ich war schliesslich die Herrin hier! Und dennoch musste ich Varus auch Recht geben. Es war seine Sache und ging mich nur beschränkt etwas an.


    Als Habia zu seinem Herrn trat, war ich schon auf dem Weg zurück ins Haus. Vielleicht würde ich es ja schaffen, diesen Ausflug wenigstens für mich und die Familie erquicklich zu gestalten.

    Voller Anspannung hörte ich Varus zu.


    Aber meinst du nicht, dass Florus auch von Seiten der Classis her jemanden dazu bestimmt hat, für ihn zu arbeiten? Vielleicht geht es der Flotte nur gerade um diesen Termin herum, weil danach wieder Aufgaben anstehen und daher hat vielleicht dieser Mann dort den Termin so festgelegt. Ist denn der Brief an dich auch von Florus, oder wer hat diesen geschrieben?


    Die Neugier, der Versuch meinen Mann zu verstehen, was auch immer mich zu diesem Erguss getrieben hatte, führte auch dazu, dass meine Energie wieder zurückkam, welche vorher gewichen war.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass Florus vorsätzlich über dich hinweg gearbeitet hat. Das ist überhaupt nicht seine Art.

    Als deine Cousine, auch wenn nur angeheiratet, kann ich nicht zusehen, wie es in dir kocht. Was ist los, Varus, was stimmt nicht mit diesen Briefen?


    Ein gemeiner Verdacht kroch in mir hoch.


    Varus, ist der hier nicht von Florus?


    Verzweifelt wedelte ich mit dem Brief, der von meinem geliebten Ehemann zu sein vorgab.

    Ja, klar doch, hier, lies ruhig selbst.


    Und ich übergab ihm den Brief:


    Meine Lieben,


    Mit grosser Freude kann ich euch alle, die ganze Familie, endlich einmal nach Misenum einladen. In den nächsten Wochen wird hier ein kleines Wagenrennen veranstaltet. Die dazu notwendige Infrastruktur hat meine Truppe selbst aufgebaut.


    Ich bitte euch daher, packt zusammen, was notwendig ist und unternehmt die Reise nach Misenum. Ich werde euch hier erwarten.


    Dieser Brief wird euch zudem Zugang zum Castellum verschaffen.


    Ich freue mich besonders, dich, geliebte Gattin, endlich wieder für mich zu haben!


    Kuss, Florus

    Aha, das bist du ja, Varus! Soeben wurde ein Brief meines Mannes abgegeben. Wir werden in Misenum erwartet. Die Rennbahn steht und die Rennen finden schon sehr bald statt. Man soll alle Gespanne die teilnehmen sollen auch für die Trainings nach Misenum verlegen.


    Ausserdem ist die Familie natürlich speziell eingeladen.


    Nimmst du das mit der Factio an die Hand? Ich kümmere mich um den Haushalt? Ich möchte so schnell als möglich reisen.