[Porticus Miliarensis] Templum Flaviae

  • Sim-Off:

    Sooooh~ lange befindet sich Iduna noch nicht in Scatos Besitz. ;)


    Als Iduna den Worten des jungen Flaviers lauschte war es ihr, als würde ihr ein riesiger Stein vom Herzen purzeln. ”Ich danke euch.” Murmelte der Rotschopf mit leiser Stimme und ertappte sich dann doch dabei, wie ihr Blick aus dem Augenwinkel in Minors Richtung glitt. Und dennoch wusste die flavische Sklavin nicht wirklich, wie sie mit diesem merkwürdigen Lächeln des Minors umgehen sollte. ”Ich würde mich sehr freuen, wenn ich das nächste mal wieder dabei sein dürfte.” Sprudelte es einfach so und unbedacht über die Lippen des Rotschopfs, wobei sie zu Minor empor strahlte. ”Glaubt ihr das es möglich ist mir die Tempel genauer zu zeigen?” Dabei funkelte es hoffnungsvoll in ihrem Blick und beinahe hätte sie nach dem Minor gegriffen, um ihren Wunsch zu bekräftigen.

  • Sim-Off:

    Gemäß meiner Rechnung handelt es sich zumindest um drei Amtsjahre des Cursus Honorum...


    "Nun, aus meiner Perspektive herzlich gern, doch obliegt es eher deinem Herrn oder dem Vilicus, dir deine Dienste zuzuweisen."
    , replizierte der junge Flavius, welcher sich selbstredend auch nicht unbedingt bemüßigt fühlte, auf die Assistenz jener augenscheinlich ein wenig naiven Sklavin zu insistieren, nachdem sie ihm ja bisherig eher peripher bekannt war.


    Die folgende Frage war indessen wieder ein wenig sehr vorwitzig und motivierte Patrokolos, dem Mägdlein einen mahnenden Blick zuzuwerfen, welchem lediglich keine verbale Intervention folgte, weil Manius Minor höchstselbst diesbezüglich Position bezog:
    "Möglich wäre manches, doch verfüge ich wohl kaum über die Expertise, jenes mirakulöse Bauwerk in adäquater Weise zu präsentieren, weshalb ich die eher den örtlichen Aedituus empfehlen würde."
    Selbstredend war dem Jüngling jenes Heiligtum durchaus vertraut und seine Expertise überragte diesbezüglich zweifelsohne die meisten seiner Standesgenossen, da die Gens Flavia doch überaus regelmäßig in diesen Hallen Opfer an ihre Ahnen darbrachte, sodass Manius Minor gleichsam unter den Augen der Divi Flavii war aufgewachsen. Indessen erachtete er es doch als eine inadäquate Okkupation für einen jungen Aristokraten, einer gemeinen Sklavin gegenüber den Fremdenführer zu mimen.

  • Seit Domitilla nach Rom zurückgekehrt war, schien ihr Leben wieder in die rechten Fugen zurückgefunden zu haben. Sie war geschieden und bereit für eine neue Verbindung. Dass auch eine erneute Heirat nichts mit Liebe zu tun haben würde, sondern lediglich nur berechnende Familienpolitik sein konnte, war ihr bewusst. Doch dieses Mal würde sie nicht wieder den gleichen Fehler begehen.
    Nach ihrer Scheidung von Tiberius Lepidus, fühlte sich Domitilla nicht nur frei, sondern vor allem auch in ihrem Selbstbewusstsein bestärkt. Sie war schon lange nicht mehr das einfältige und unerfahrene Ding von einst. Die Ehe mit dem Tiberius hatte sie hart und eigennützig werden lassen. Dieses Mal würden vor allen Dingen erst einmal ihre eigenen Interessen im Vordergrund stehen. Von niemandem würde sie sich diesmal in eine Ehe drängen lassen. Nicht einmal von ihrem Vetter Gracchus!


    Eine großartige Zukunft lag direkt vor ihr, davon war sie überzeugt. Sie musste nur die richtige Wahl treffen. Um ganz sicher zu gehen, bedurfte es nur noch eins: Das Wohlwollen der Ahnen! Ihr letzter Besuch im Templum Flaviae lag schon eine Weile zurück. Doch nun, da ihr Leben eine neue Richtung einschlagen sollte, war es ihr sehr wichtig, dies mit der Gunst der Ahnen zu tun.


    Die Sonne war bereits untergegangen, als sich Domitilla anschickte, die Villa zu verlassen. Eine Sänfte, die von ihren beiden germanischen Custodes und einer kleinen Schar von Sklaven begleitet worden war, trug sie zum Tempel ihrer Ahnen am Palatin. Die Sklaven waren mit allerhand Opfergaben bepackt. Weihrauch, Blumen, Datteln, Kekse und eine Kanne Falerner hatte Domitilla mitgebracht. Ein blutiges Opfer wollte sie sich für später aufheben. Dann wenn sich ihre zukünftigen Schritte erahnen ließen.


    Auf Anweisung ihrer Domina verharrten die beiden Custodes draußen vor dem Tempel. Eingehüllt in eine Palla erklomm sie voller Ehrfurcht die Treppe und den Säulengang des Tempels. Gefolgt von ihrer Leibsklavin Praxilla, der der Weihrauch anvertraut worden war und drei weiteren flavischen Sklaven, betrat sie das Innere des Heiligtums. Da es bereits zu dunkeln begonnen hatte, sorgten etliche Öllampen für ein gedämmtes Licht. Die Schwere des Lampenöls lag in der Luft, gepaart mit dem Duft von Weihrauch.
    Domitillas Blick fiel zunächst auf die marmornen Standbilder ihrer Ahnen, der göttlichen flavischen Kaiser. Davor befanden sich verschiedene Altäre.
    Um die Aufmerksamkeit ihrer Ahnen zu gewinnen, begann sie damit, den Weihrauch und die Blumen in die Glut der Kohle zu legen. Sogleich stieg der Rauch des verbrennenden Weihrauchs auf und verströmte seinen erhabenen Duft.
    Dann opferte sie die Datteln und die Kekse. Den Falerner goss sie in eine bereitstehende Schale. Schließlich bedeckte sie ihr Haupt mit der Pala, und sank auf ihre Knie. Bittend hob sie ihre Hände gen Himmel und begann ihr Gebet.
    „Oh ihr großen Ahnen! Ich, Flavia Domitilla, Tochter von Gnaeus Flavius Aetius, Tochter von eurem Blute, bitte euch um eure Gunst. Ihr Ahnen, wacht über meine Familie und lenkt alle meine Schritte. Ihr Ahnen, beschützt mich und die Meinen vor allem Unglück und…“
    Ein lautes Geräusch, das die Stille des Tempels durchdrang, ließ sie erschrecken und innehalten. Irritiert, d sie in ihrem Gebet gestört worden war, sah sie sich um, konnte aber nichts erkennen, was jenes Geräusch verursacht hatte.

  • In einer Neumondnacht | Nieder mit den falschen Götzen!


    Den Weg vom Aventin zum Tempel der Gens Flavia haben die Getreuen in zwei Gruppen aufgeteilt hinter sich gebracht. Hinter dem Tempel finden sie sich wieder zusammen: Ultor und Sulamith, Molliculus, Myron und Philotima.
    "Ihr sollt euch keine Götzen machen, noch Bild, und sollt euch keine Säule aufrichten in eurem Land, dass ihr davor Gebete sprecht. Denn ich bin der HERR, euer Gott."
    So spricht Philotioma mit gedämpfter Stimme zu dem dunklen Schemen ihrer Brüder und Schwestern. Sie schlägt das Zeichen des Kreuzes über ihnen.
    "Lasst uns unser gesegnetes Werk beginnen."
    Ultor verschwindet im Schatten des Gebäudes, um die Tempeltüre zu öffnen. Die anderen warten in dem umlaufenden Säulengang. Erst als Ultor ihnen einen Signal gibt, stoßen zu ihn.
    Nur Sulamith bleibt versteckt im Säulengang, um aufzupassen und die anderen wenn nötig zu warnen. Philotima ist dankbar dass ihre Schwester, trotz all ihrer Bedenken, sich zuletzt dafür entschieden hat, das richtige zu tun.


    Auf einer niedrigen Mauer unweit des Tempels sitzen, vage zu erkennen, zwei Männer. Nachtschwärmer wohl. Sie scheinen in ein Würfelspiel vertieft. Kurz zögert Philotima... was wenn sie etwas hören? Was wenn sie die Vigilen rufen? Einer der beiden hebt einen Weinschlauch an die Lippen.
    Philotima schilt sich für ihr eigenes Zaudern. Die Sache ist schon zu weit gediehen, um sie zu verschieben. Auf leisen Sohlen steigt sie die Treppen vor dem Tempel empor, und spürt bei jedem Schritt, wie flammend die Entschlossenheit in ihrem Herzen wächst. Die Entschlossenheit, so wie der Zorn auf die frevelhafte Vermessenheit des flavischen Geschlechtes. Das glaubt, Menschen zu Göttern erheben zu können. Das sich in dünkelhafter Hybris so bereitwillig der Verdammnis in den Rachen wirft. Das ihren Großvater in den Tod getrieben hat. Ihren Eltern stets mit Verachtung begegnete. Wie beißend war der Hohn der Basen, wie eisig die Geringschätzung der Flavia Agrippina. Wie demütigend war es damals, den Vater so zu sehen... sich anbiedernd, ein Bittsteller. Nur um eine weitere Ablehnung zu hören. Und Baiae wieder zu verlassen, geduckt wie ein getretener Hund.


    Ein Lichtstrahl fällt auf den Vorplatz, aus der Türe des Tempels, die nun einen Spalt weit offen steht. Nur schwach ist er, wie von einer Öllampe, doch nach der Schwärze der stadtrömischen Nacht erscheint er hell in den Augen der Getreuen.
    So viel gebetet. So viel gepredigt. So harthörig sind die Heiden. Doch die frommen Taten dieser Nacht werden sie nicht überhören können!
    Philotima blickt in die Gesicht der anderen unter den dunklen Kapuzen. Weggefährten, ein jeder so verschieden, und doch vereint in Glauben und Mut. Philotimas Finger umschließen fest das kalte Eisen der Brechstange, als die Vier, einer nach dem anderen, den Innenraum des Götzentempels betreten.

  • Ich war ein bisschen außer Atem als wir endlich den Tempel erreichten. Zum Glück gab es eine kleine Verschnaufpause für mich denn Ultor musste erstmal die Tür öffnen. Ich musterte derweil heimlich Philotima. Wie sie da so energisch im Dunkel stand, das war schon die Wucht. Leider dauerte das nicht lange, Ultor war verdammt schnell und wir folgten ihm zum Tempel. Jetzt überschwemmte auch mich wieder die Energie!


    "Nieder mit den falschen Götzen!" zischte ich in die Nacht und huschte mit den anderen durch die Tempeltür. Das Kerzenlicht, das das Innere erleuchtete blendete mich nur kurz. Erst dachte ich da steht eine Statue vor der Statue. Aber dann bewegte sie sich. Da stand eine Frau vor den Altar!

    "Porca miseria!" So war das nicht geplant gewesen, was mich ehrlich gesagt völlig aus dem Konzept brachte.

  • Das Areal um den Tempel kannte Sciurus bestens. Wie oft hatte er seinen Herrn hierher geleitet, der aus Furcht vor seinen Ahnen jene zu besänftigen suchte. Sciurus glaubte nicht an Götter, doch es würde ihm wahrhaftig eine Freude sein, die hiesigen zu reizen und ihren Zorn über die Menschen zu bringen - insbesondere über einen ganz bestimmten.


    Auch Sciurus registrierte die beiden Nachtschwärmer auf der Mauer, doch sah in ihnen keine Gefahr. Wäre erst die schwere, hölzerne Tür wieder hinter ihnen geschlossen, würde kaum Lärm nach Außen dringen. Rasch huschte er bis zur Tempelpforte hinauf und nahm einen kleinen, metallenen Haken hervor, mit dem er sich an dem Schloss zu schaffen machte. Verweichlicht und nachlässig war er geworden im Nest der Christianer - bemerkte er doch nicht, dass die Türe zwar geschlossen, jedoch nicht verschlossen war.


    Nur wenige Herzschläge später waren sie bereits im Inneren des Tempels und hinter Molliculus erkannte Sciurus seine Nachlässigkeit. Gegenteilig zu jenem indes erfasste der einstige Sklave die Situation schnell, denn nicht nur eine Frau stand vor dem Altar, sondern zu ihrer Seite vier weitere Personen, Sklaven allem Anschein nach. Eine von ihnen stieß einen spitzen Schrei des Erschreckens aus, denn auch die Eindringlinge waren nicht unbemerkt geblieben. In einem Anflug von Panik hastete sie zur Türe, doch Sciurus packte sie hart am Arm, verdrehte ihr diesen auf den Rücken und griff noch beinahe im gleichen Augenblicke nach einem Dolch, welcher neben der Türe an der Wand hing. Es war ein Beutestück, das angeblich der große Vespasianus selbst aus den Provinzen mitgebracht und den Göttern vermacht hatte - eine silbrig, beinahe bläulich schimmernde gekrümmte Klinge, welche auch nach all der Zeit ihre Schärfe nicht hatte verloren, an einem Heft aus bleichem Bein, welches geschmückt war mit fein gearbeiteten Kreisen und Spiralen. Sciurus indes interessierte die Kunstfertigkeit nicht, sondern nur die scharfe Klinge, die er der Sklavin nun an den Hals drückte. Er kannte sie - ihr Name war Berenice und sie stammte aus dem flavischen Haushalt.

    "Keinen weiteren Laut! Und keine Bewegung!" fauchte er zu ihr, aber auch zu den Opfernden. Wenn Berenice hier war, musste die Frau am Altar eine Flavia sein.

  • Sim-Off:

    <detektiere: riss in der matrix><analysiere: alphaprogramm[domitilla] deaktiviert> <aktiviere:reparaturmodus> <suche: substitut> <aktiviere:betaprogramm[marcella]>


    In einer Neumondnacht | Nieder mit den falschen Götzen! + Ein Schrei in der Nacht ...

    Aus sicherer Quelle hatte Matinia Marcella erfahren, dass die Statue des vergöttlichten Flavius Vespasianus in gewissen Nächten, in denen sowohl die Sterne richtig standen als auch der Mond sein Antlitz in Schwärze verhüllte, um die Mitternachtsstunde prophetische Weissagungen von sich gab. Stets interessiert am Okkulten im Allgemeinen und im Besonderen an der handfesten Frage wann denn nun endlich mit dem Ableben ihres krösusreichen Erbgroßvaters zu rechnen war, hatte Marcella beschlossen, sich selbst zu überzeugen!
    Den Aedituus hatte ihre Zofe Euphrosyne bestochen, damit er die Tempeltüre nicht abschloß. Euphrosyne war es auch, die Marcellas Lieblingsschoßhündchen Flöckchen, auf dem Arm trug, während Marcella um Mitternacht vor der Statue die ersten Anrufungen tätigte. Zudem waren noch drei ihrer Dienstbotinnen dabei, unter ihnen die Sklavin Berenice, kürzlich erst erworben. Die Mädchen trugen die Opfergaben und führten am Strick das Opfertier, ein kleines kohlrabenschwarzes Zicklein.

    Mit schaurigen Erscheinungen hatte Marcella gerechnet, doch nicht damit, von verhüllten Gestalten überfallen zu werden. Starr vor Schreck entfiel ihr die Weihrauch/Bilsenkraut-Mischung, als sie sah wie Berenice zu fliehen versuchte, einer der Halunken sie packte und zu ermorden drohte!
    Das war zu viel. Marcellas Augen wurden kugelrund, ihre Hände gingen zum Mund, und zwischen gespreizten Finger drang ein Schrei aus ihrer Kehle, ein gellender, spitzer, hysterischer Schrei, der im Inneren des Tempels schier ohrenbetäubend wiederhallte.
    "AAAAAAAAAAAAAAAAAaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!! Zu Hiiiiiilfe!!!"
    Flöckchen hingegen erinnerte sich ihrer wilderen Ahnen, das pummelige Pudelhündchen hüpfte von Euphrosynes Arm, fletschte die Zähnchen gegen die dunklen Gestalten, knurrte und kläffte sie aus Leibeskräften an.

  • Bei Gott, so war das nicht geplant! Überhaupt nicht! Mir rauschte das Blut in den Ohren. Vermutlich war das eine Prüfung des Herrn. Der Herr prüft den Gerechten und den Gottlosen; wer Unrecht liebt, den haßt seine Seele!


    Ja, so musste es sein! Eine Prüfung Gottes! Na und, dann war eben eine Frau hier. Die würde uns nicht aufhalten und wenn sie noch so laut schrie!

    "Du kannst uns nicht aufhalten!" schrie ich gegen sie an und hob meinen Knüppel. Ich war beseelt von unserem Auftrag im Namen des Herrn, der uns schützen würde.

    "Im Namen des allmächtigen Gottes! Nieder mit den falschen Götzen!"

    Schwer krachte mein Knüppel herunter und traf wahllos Opfergaben und Devotionalien. Kleine Statuen, Schüsseln und Votivgaben zersplitterten und fielen klirrend zu Boden. Ich war der zornige Arm Gottes, der seine Feinde zerschmetterte!
    "Ihr sollt euch keine Götzen machen!" schrie ich weiter und stürmte mit erhobenem Knüppel auf die Frau zu, stieß sie zur Seite und schlug auf die Statue des Flavius Vespasianus ein. Ein Schlag, noch ein Schlag und sie geriet ins Wanken.

  • "Bruder! Versündige dich nicht!" ruft Philotima erschrocken, als Ultor zur Waffe greift und die Sklavin bedroht.
    Die Götzendienerin kreischt. Myron sucht das Weite. Mollicullus hingegen stürmt beherzt voran. Philotima zaudert, doch nur einen Augenblick.

    Von ihrem frommen Werk dürfen die Getreuen sich nicht abhalten lassen. Sie tritt vor die Statue des Domitian. Diesen, der sich sich, wie man sagt, schon zu Lebzeiten als dominus et deus hat titulieren lassen, verachtet sie am meisten. All die Hoffart ihrer Gens sieht sie in der bräsigen Pose des Kaisers, all die Verworfenheit des flavischen Geschlechtes in dem feisten Kräuseln seiner Mamorlippen.
    Mollicullus wütet gegen Vespasian mit der Wucht eines Gewittersturmes. Philotima hingegen sucht nach der Schwachstelle des Götzen. Wie eine Schlafwandlerin holt sie mit dem Brecheisen aus und lässt es gezielt gegen die Halspartie des Domitian krachen. Wieder und wieder. Splitter fallen. Risse bilden sich.

    Philotima betet:

    "Oh Herr! Lass uns deine Werkzeuge sein! Läutere diese Stadt im Schmelztiegel deines Zorns!"

  • In einer Neumondnacht | Nieder mit den falschen Götzen! + Ein Schrei in der Nacht + das Imperium schlägt zurück


    In gebührendem Abstand beschatteten wir die dunklen Gestalten. Zeitweise trennte sich deren Gruppe – wir verfolgten den hinteren Trupp – doch zuletzt trafen sie sich wieder.
    Der Centurio und ich verharrten in einem Torbogen, als die Gestalten sich hinter einem massigen Tempelbau herumdrückten und die Köpfe zusammensteckten. Durch das hin und her in den dunklen Gassen war mir kurzzeitig nicht ganz klar, wo genau wir gerade herausgekommen waren. Doch dann erkannte ich die Silhouette des Giebel und die Form des Platzes...
    "Bei Plutos Pesthauch! Diese Schweinebande will den Flaviertempel beschmieren." schloß ich, mich an die blasphemischen Parolen auf der Mauer des Claudiertempels erinnernd. "Diesmal erwischen wir sie auf frischer Tat."
    Dicht am Tempelsockel, geduckt in dessen Schatten, verfolgte ich das Tun der Kultisten. Es war ein Lichtschein zu sehen... doch nicht von einer Laterne, die Tempeltüre hatte sich geöffnet, die Gestalten schlüpften hinein. Gleich darauf drang gedämpft von innen ein markerschütternder Schrei an unsere Ohren, dann trappelten Füße. Ich gab Octavius ein Zeichen, lockerte den Gladius in der Scheide, und eilte die Treppe zum Tempeltor hinauf, alle Sinne bis zum Bersten gespannt. Eigentlich war es ja meine Devise, im Vorfeld eines Zugriffs stets gute Aufklärung zu betreiben... doch manchmal musste man eben improvisieren. Das Tor einen Spalt öffnend lugte ich hinein, verständigte mich mit knappen Gesten mit dem Centurio, dann stießen wir die Torflügel mit solcher Wucht nach innen, dass sie dröhnend gegen die Wand krachten, während wir zugleich mit blanken Schwertern hineinstürmten.
    "Garde! Keine Bewegung! Sofort Waffen fallen lassen!" brüllte ich in dabei in Exerzierplatz-Lautstärke, hoffend dass die Überraschung uns gegen die Übeltäter in die Hände spielen würde. (Waffen im Tempel waren zwar nicht die feine römische Art, aber gegen das götterlästerliche Lumpengesindel, da würden die vergöttlichten Kaiser, so hoffte ich zumindest, bestimmt ein Auge zudrücken.)

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  • Während Myron durch die Tür geschlüpft und geflüchtet war, betrachtete Sciurus verzückt wie Philotima und Molliculus sich nicht beirren ließen und ihr Werk - respektive das ihres Gottes - vollbrachten. Gracchus' Herz würde bluten bei diesem Anblick!


    Mit einem Male jedoch krachte die Tempeltüre auf und der Diener des Höllenfürsten persönlich stürmte die Szenerie: Faustus Decimus Serapio! Die Ursache für Sciurus' Fall, der Ursprung seiner Schande!

    Sogleich drückte Sciurus die Klinge fester an den Hals seiner Geisel, dass ein Hauch von Blut bereits sich auf der hellen Haut zeigte und die Sklavin ein entsetztes Stöhnen von sich gab. Im Bruchteil eines Herzschlages wägte er seine Optionen ab: einen Kampf würde er nicht überstehen, die Christianer würden ihn nicht retten können, ein Gerichtsverfahren würde ihm nicht zustehen. Kurz erwägte er, den Namen seines Herrn als Auftraggeber in Schande zu ziehen, doch gleichwohl dies den Flavier kurzzeitig in ein schlechtes Licht würde rücken, so stand sein Wort gegen ihn, und da Gracchus den Tod seines Sklaven hatte verkündet, würde letztendlich nur Sciurus die Konsequenzen zu tragen haben.


    "Keinen Schritt näher oder ich schlitze ihr den Hals auf und bringe sie euren Göttern als Opfer dar!" knurrte er zu Serapio. Aus seinem langjährigen Dienst im Haus eines Pontifex wusste Sciurus nur allzu gut, dass die Schändung des Tempels bereits ein gewaltiger Frevel war. Ein Mord in einem Tempel indes wäre um ein weites noch schlimmer für Rom und seinen Frieden mit den Göttern.

    "Ihr werdet zur Seite treten und mich nach draußen gehen lassen. Am Porticus lasse ich sie frei. Was ihr mit dem Rest macht, ist mir gleich."

  • Der dicke Räuber raste mit erhobenem Knüppel auf Marcella zu.
    "AAAAAAHHHHHHHHHHH!!!" kreischte die Matinia, warf ihm die Weihrauchdose an den Kopf und floh hinter den Altar. Ohrenbetäubend krachte die Statue des Vespasianus zu Boden. Was für ein Frevel! Diesen Schurken war nichts heilig! Marcella fürchtete um ihr Leben und rief ihren Sklavinnen zu: "Rettet eure Herrin!"
    Doch die dummen Gänse taten nichts dergleichen, zwei klammerten sich schreckensbleich aneinander, Euphrosyne versteckte sich hinter einem Wandbehang, und die arme Berenice konnte mit dem Dolch am Hals schon gar nichts machen außer panisch mit den Augen zu rollen.
    Nur auf Flöckchen war Verlass: der Pudelhund kläffte schrill und zwickte den dicken Vandalen todesmutig in die Wade.
    Wie von den Göttern gesandt erschienen zwei tapfere Soldaten.
    "Zu Hilfe!!! Mörder! Frevler! Rasende! Zu Hiiiilfe!!!"

  • Mir stand der Schweiß auf der Stirn vor lauter Anstrengung. Die kreischende Frau ignorierte ich weiterhin. Sie würde nicht das Werk des Herrn aufhalten! Schlag um Schlag führte ich aus bis der Götze endlich von seinen Sockel gestoßen war und am Boden zerbrach. "Der Herr ist mit uns!" rief ich fanatisch und war beseelt.


    Leider wähnte dieser grandiose Augenblick nicht lange. Ich verstand kaum was da geschah. Soldaten krachten regelrecht mit der Tür ins Tempelhaus. Warum hatte uns Sulamith nicht gewarnt? Hatten sie sie etwa umgebracht? Diese elenden Götzendiener!
    Ich glotzte die Soldaten stupide und mit offenem Mund an. Meinen Knüppel hielt ich weiterhin in der Hand. Nicht weil ich damit drohen wollte, sondern einfach weil ich vollkommen vergessen hatte dass ich ihn noch hielt. Ultor drückte einer Sklavin ein Messer an die Kehle und was er jetzt sagte drang nur wie durch eine dicke Wolke zu mir durch. "Was ihr mit dem Rest macht, ist mir gleich"


    Meinte er mit dem Rest etwa uns? Uns, also eigentlich nur noch Philotima und mich. Wo war Myron? Hatten sie auch Myron schon umgebracht? Und warum war es Ultor gleich was mit uns geschah? Er war doch einer von uns, wir hatten ihn aufgenommen in seiner Not, er war doch einer unseres Glaubens und unserer Sache!


    Verstört schaute ich zwischen Ultor und Philotima hin und her. Was geschah hier? Hatte der Herr und Erlöser uns etwa verlassen? Wir waren doch im Auftrag des Herrn unterwegs!

  • So wenig wie der Tribun manchmal wie ein harter Hund wirkte, so effektiv und durchsetzungsstark war seine Führung beim Zugriff.

    Maro hatte es schon in den Fingern gejuckt, als er bemerkte, dass die Bande auf dem Weg zum Tempel war. Serapio hatte offensichtlich das selbe bemerkt und nun standen die Tempelbeschmierer in der Falle.

    Umsichtig sah er zu, dass mogliche Fluchtwege blockiert waren und versuchte sich die Gesichter der Delinquenten einzuprägen, falls doch jemand anhauen sollte. Der Haufen machte äußerlich nicht den Eindruck geborener Staatsverbrecher. Vielleicht waren sie besoffen auf eine Scheißidee gekommen? Oder hatten während ihren seltsamen Riten irgendetwas geraucht und waren nun ausser Kontrolle?

    Maro beschloss vorsichtig zu bleiben. Bei Fanatikern wusste man nie.


    Und dann begann die Aktion auch schon aus dem Ruder zu laufen. Eine Geiselnahme. Das hatte gerade noch gefehlt. Die Situation war einigermaßen verwirrend und der Centurio bemühte sich die anwesenden Personen im Auge zu behalten und gleichzeitig auf den Tribun zu achten um keinen Befehl zu verpassen.

    Der Geiselnehmer war kein besonders gewiefter Bursche wahrscheinlich. Es wäre vielleicht nicht leicht, ihn einzusammeln aber auch nicht unmöglich. Er wartete gespannt auf die Befehle des Tribuns.

  • "Sciurus..." Entsetzt wich ich vor dem Lemur aus der Unterwelt zurück, eine Grabeskälte lief mir über den Rücken, ich spürte wieder die Würgeschlinge an meinem Hals, das Gladius in meiner Rechten sank, und mit der Linken umfasste ich unwillkürlich meine schützenden Amulette. Sciurus war tot! Manius hatte ihn in den Abgrund gestoßen. In den lucretilischen Bergen. Er war tot..... hatte ich gedacht, auch wenn wir keinen Leichnam gefunden hatten, der Fluss hatte ihn mit sich getragen, so hatte ich gedacht, längst Fischfutter wäre der mörderische Sklave, so hatte ich gedacht.

    Doch hier stand er, den Dolch am Hals der Geisel und wirkte... verdammt real. Hastig warf ich einen Blick zu Octavius... der Sciurus, ebenso wie die anderen Delinquenten, konzentriert in Auge gefasst hatte. Octavius sah ihn also auch. Über den hellen Hals der Geisel rann ein Blutstropfen und nackte Todesangst stand in den Augen des Mädchens. Phantome brauchten keine Geiseln. Sciurus war real und das Leben des Mädchens hing an einem seidenen Faden. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass er ihr, wenn weiter in die Enge getrieben, so unbekümmert die Kehle aufschlitzen würde, wie andere eine Mücke totschlugen.
    "Du kannst gehen," antwortete ich ihm darum beschwichtigend, und befahl dem Centurio, mit einer Kopfbewegung zu Sciurus: "Den gehenlassen." Und mit einer knappen Geste zu den beiden Christianern, die inmitten eines Werkes der Zerstörung standen: "Die beiden festnehmen." Bevor sie auch noch auf die Idee kamen, sich Geiseln zu schnappen.
    Dann trat ich beiseite, so dass ich dem mörderischen Sklaven das Portal nicht länger versperrte, wobei ich ihn so genau im Auge behielt wie eine moabitische Sandrasselotter.

    "Lass das Mädchen frei und zieh deiner Wege."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Mhm, das wurde immer überraschender. Anscheinend kannte der Tribun den Geiselnehmer. Dass war interessant. Vielleicht hatte der Tribun den Kerl bei diesem Haufen eingeschleußt. aber damit war nun offesichtlich etwas schief gegangen. Wie dem auch sein mochte, Maro befolgte den Befehl ohne zu zögern. Wenn der Kerl verschwinden wollte, würde Maro sich ihm nicht in den Weg stellen. Und warum auch? Maro wusste wie er aussah und einen Namen hatte er obendrein auch noch. Es würde nicht schwer sein, den Kerl irgendwo unterwegs aufzulesen.

    Einstweilen machte er sich mit den anderen Prätorianern daran, die beiden Komplizen festzusetzen.

    "Gut, keiner sonst bewegt sich." Zielstrebig nahm er sich den jüngeren Dicken vor. "Du! Name?!"

  • Das Antlitz des gefallenen Sklaven blieb unbewegt als er sich samt seiner Geißel langsam zur Türe schob, den Rücken stets zur Wand, doch in seinem Blick, der auf Serapio geheftet war, lag eine gefährliche Melange aus Zorn, Hohn und Zufriedenheit. Nicht nur, dass sein Herr leiden würde ob der Zerstörung im Tempel, nun triumphierte Sciurus auch noch über dessen Bettgenossen, der ihn aus dem Leben seines Herrn hatte verdrängt. Fest drückte er die Sklavin Berenice an sich, dass sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte, und das Messer an ihre Kehle als er um die Mauer herum ins Freie trat, noch immer den Rücken nah an der Tempelwand. Seine Augen benötigten einige Herzschläge, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, dennoch war es ihm unmöglich viel mehr zu sehen als den Tempelinnenhof und die Kolonnaden, die durch Fackeln erhellt wurden. Es mochten dutzende weiterer Soldaten außerhalb des Tempels warten. Die Gedanken, wo Myron abgeblieben war, wo Sulamith steckte und weshalb die Soldaten überhaupt hier waren - und weshalb ausgerechnet Serapio -, schob Sciurus vorerst beiseite. Sich Gedanken darüber zu machen, wer sie verraten hatte, dafür war später noch Zeit.


    "Wenn du schreist, Berenice, dann wird es das letzte sein, was deiner Kehle entkommt. Du weißt, dass ich nicht scherze", zischte er der Sklavin zu, dann schubste er sie vor sich die Treppen hinab, zog sie zur Säulenumrandung des Tempels und dort in einen Bereich im Schatten. Einige Augenblicke ließ er vergehen, lauschte in die Stille der Stadt, die nur durch das rasche, keuchende Atmen Berenices durchbrochen war. In Sekunden wägte er seine Optionen ab. Würde er die Sklavin zurücklassen, würde sie schreien sobald er außer Reichweite war. Würde er sie mit sich nehmen, würde ihn das nur behindern. Er blickte zurück zum Tempel, dann hinaus in die Dunkelheit der Straße. Gänzlich unvermittelt ließ er Berenice los, um sie im Bruchteil einer Sekunde später beim Schopf zu packen und ihren Kopf an die Säule hinter sich zu schlagen. Sciurus nahm sich nicht die Zeit, nachzusehen, welchen Schaden dies verursachte - er wusste, dass es hart genug gewesen war, ihr das Bewusstsein zu nehmen. Ob das Leben gleichermaßen aus ihr rann, dies war im gleichgültig. Seine Füße trugen ihn bereits in die Dunkelheit der Straßen hinaus, die Straßen nahe der Villa Flavia, seiner einstigen Heimat, die ihm so vertraut waren wie nichts sonst.

  • "Gut, keiner sonst bewegt sich." Zielstrebig nahm er sich den jüngeren Dicken vor. "Du! Name?!"

    Nein, so war das alles nicht geplant! So durfte das alles nicht enden. Warum geschah jetzt kein Wunder das uns rettete?

    "Volusus"
    Warum schickte der Herr keinen Blitz vom Himmel der den Tempel der Götzen zum Einbruch brachte?
    "Didius"
    Warum schickte Gott kein Erdbeben, dass sich der Boden unter uns auftun und verschlingen würde?

    "Molliculus"
    Warum nannte ich meinen Namen wie ein Schaf das zur Schlachtbank geführt wurde? Meine Hand mit dem Knüppel sank herab. Das Holz schien mir auf einmal unendlich schwer. Ich ließ es los und scheppernd krachte es auf dem Boden. Der Ton den das verursachte wurde von den dicken Tempelmauern zurückgeworfen so dass es klang als würde eine kleine Armee ihre Knüppel fallen lassen.


    Moment Mal! Ja, ich war immer noch eine Armee! Ich war im Auftrag des Herrn unterwegs. Und auch das hier war sicher nur eine Prüfung!
    "Wir sind im Namen des allmächtigen Gottes hier und auch du kannst unser Werk nicht aufhalten." Meine Stimme klang noch ein wenig lahm.
    "Sieh nur wie willenlos deine Götzen sind, die tatenlos der Zerstörung ihres Hauses zusehen. Und warum? Weil sie nicht existieren, weil nur der Eine unsere Schritte lenkt! Erkennt die Wahrheit, Brüder, und lasst eure Schwerter sinken. Erkennt die Wahrheit und schließt euch unserer Sache an!"

  • Maro registrierte den Namen des Dicken. "Didius". Wahrscheinlich waren diese Leute deshalb von der Casa Didia hier her aufgebrochen. Dann jedoch versuchte eben jener Didius den Centurio auf seine Seite zu bringen. Das würde natürlich nicht passieren. "Äh, nein danke. Und da du uns aufgefordert hast, uns eurer kriminellen Sache anzuschließen, kannst du dich auf ein Verfahren wegen Aufforderung zur Desertion oder sowas freuen, was zusätzlich der Aktion hier heute Abend auf deine Rechnung kommt." Auch hier zeigt sich, dass sie es wohl nicht mit besonders professionellen Kriminellen zu tun hatten. Diese Leute mochen im normalen Leben ganz normalen Berufen nachgehen. Nur um eben jenes normale Leben für das hier wegzuwerfen. Nun ja, jeder wie es ihm beliebte. Er lächelte den Didier verschmitzt an und wandte sich dann der Frau mit dem Meißel in der Hand zu. "Name?!"

  • Domitian ist kopflos. Das abgeschlagene Haupt liegt zu Philotimas Füßen. Blicklos sehen die steinernen Augen zu ihr auf. Philotima steht und wartet. Wie oft hat sie diesen Augenblick in Gedanken bereits durchlebt. Sie wartet. Darauf, dass Läuterung und Friede über sie kommen, nun, da das fromme Werk getan ist.
    Philotima wartet vergeblich. Sie sieht Verrat und Gewalt. Ultor entschwindet mit der Sklavin. Ungläubig sieht Philotima ihm nach. War er denn nicht ihr Bruder in Christo? Welches falsche Spiel hat er getrieben? Ein unreiner Geist muss in ihn gefahren und ihn zu dieser Schandtat verleitet haben.
    Philotima legt das Brecheisen ab, ganz sanft auf den Sockel des Domitian.
    "Flavia Philotima."
    Sie lässt sich festnehmen ohne Widerstand zu leisten. Es hat so kommen müssen. Aber doch nicht so bald. So viel ist noch zu tun.

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