Nach dem Gespräch mit dem Optio hatte Hadamar die Centurie gesammelt antreten lassen, um sich als neuer Centurio vorzustellen, und gleichzeitig sich selbst vom Ausbildungsstand der Männer zu überzeugen. Berichte und Erzählungen waren schön und gut, trotzdem wollte er das lieber mit eigenen Augen sehen, und obwohl er noch recht jung war für einen Centurio – und als Optio der ersten Cohorte auch nicht wirklich betraut mit Ausbildung –, traute er sich das doch zu, so was gut beurteilen zu können.
Er ließ die Centurie also antreten, und als ihm der Centurienscriba meldete, dass alle da waren, tauchte auch er auf. Ein bisschen nervös war er schon, andererseits – wie schlimm konnte das schon werden? Er hatte Vicetia überstanden, mehr noch, er war für seine Leistung in der Schlacht ausgezeichnet worden. Sie verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen und manchmal auch tagsüber, aber das stand ja auf einem völlig anderen Blatt und hatte mit dem hier nichts zu tun. Wichtig war: er hatte sie überstanden. Und er hatte es geschafft, sich den Respekt von Männern zu verdienen, die die Besten der Legio II waren. Sein Centurio zu der Zeit war auch nur selten da gewesen... also wirklich: was war denn nun groß anders? Nur die Tatsache, dass er jetzt nicht mal mehr theoretisch einen Centurio hinter sich hätte. Also: wär doch gelacht, wenn er das hier nun in den Sand setzen würde.
„Die Centurie ist vollständig angetreten, Centurio“, meldete einer der Soldaten, als Hadamar auftauchte, was er mit einem Nicken quittierte. „Wie manche von euch wohl schon gehört haben, ist Centurio Numitorius aus dem Dienst entlassen worden. Ich bin Lucius Duccius Ferox, bisher in Diensten der Legio II, stationiert in Mogontiacum, Germania, nach der Schlacht von Vicetia und der Belagerung Roms zu den Cohortes Urbanae versetzt... und euer neuer Centurio.“ War wohl nicht schlecht explizit zu erwähnen, dass er trotz seiner Jugend ein Veteran des Bürgerkriegs war, und zwar einer, der tatsächlich auf dem Schlachtfeld gestanden und gekämpft hatte. Trotzdem musste er der Versuchung widerstehen, sich am Kopf zu kratzen, räusperte sich stattdessen und streckte fordernd die Hand aus in Richtung des Scriba – der dankenswerterweise sofort reagierte, so dass Hadamar nicht einfach blöd in der Gegend stand, was er halb und halb befürchtet hatte. Was der Scriba ihm in die Hand drückte, war eine Liste mit allen Soldaten seiner Centurie, Milites und Tirones gleichermaßen. Hadamar sah kurz darauf und pickte willkürlich einen Namen heraus. „Miles Domitius. Was kannst du mir über den aktuellen Trainingszustand der Centurie sagen?“