• Nach dem Gespräch mit dem Optio hatte Hadamar die Centurie gesammelt antreten lassen, um sich als neuer Centurio vorzustellen, und gleichzeitig sich selbst vom Ausbildungsstand der Männer zu überzeugen. Berichte und Erzählungen waren schön und gut, trotzdem wollte er das lieber mit eigenen Augen sehen, und obwohl er noch recht jung war für einen Centurio – und als Optio der ersten Cohorte auch nicht wirklich betraut mit Ausbildung –, traute er sich das doch zu, so was gut beurteilen zu können.
    Er ließ die Centurie also antreten, und als ihm der Centurienscriba meldete, dass alle da waren, tauchte auch er auf. Ein bisschen nervös war er schon, andererseits – wie schlimm konnte das schon werden? Er hatte Vicetia überstanden, mehr noch, er war für seine Leistung in der Schlacht ausgezeichnet worden. Sie verfolgte ihn immer noch in seinen Träumen und manchmal auch tagsüber, aber das stand ja auf einem völlig anderen Blatt und hatte mit dem hier nichts zu tun. Wichtig war: er hatte sie überstanden. Und er hatte es geschafft, sich den Respekt von Männern zu verdienen, die die Besten der Legio II waren. Sein Centurio zu der Zeit war auch nur selten da gewesen... also wirklich: was war denn nun groß anders? Nur die Tatsache, dass er jetzt nicht mal mehr theoretisch einen Centurio hinter sich hätte. Also: wär doch gelacht, wenn er das hier nun in den Sand setzen würde.


    „Die Centurie ist vollständig angetreten, Centurio“, meldete einer der Soldaten, als Hadamar auftauchte, was er mit einem Nicken quittierte. „Wie manche von euch wohl schon gehört haben, ist Centurio Numitorius aus dem Dienst entlassen worden. Ich bin Lucius Duccius Ferox, bisher in Diensten der Legio II, stationiert in Mogontiacum, Germania, nach der Schlacht von Vicetia und der Belagerung Roms zu den Cohortes Urbanae versetzt... und euer neuer Centurio.“ War wohl nicht schlecht explizit zu erwähnen, dass er trotz seiner Jugend ein Veteran des Bürgerkriegs war, und zwar einer, der tatsächlich auf dem Schlachtfeld gestanden und gekämpft hatte. Trotzdem musste er der Versuchung widerstehen, sich am Kopf zu kratzen, räusperte sich stattdessen und streckte fordernd die Hand aus in Richtung des Scriba – der dankenswerterweise sofort reagierte, so dass Hadamar nicht einfach blöd in der Gegend stand, was er halb und halb befürchtet hatte. Was der Scriba ihm in die Hand drückte, war eine Liste mit allen Soldaten seiner Centurie, Milites und Tirones gleichermaßen. Hadamar sah kurz darauf und pickte willkürlich einen Namen heraus. „Miles Domitius. Was kannst du mir über den aktuellen Trainingszustand der Centurie sagen?“

  • Mit geradezu blitzender Ausrüstung stand Ahenobarbus in den Reihen, er hatte sie vor dem Antreten zu Hochglanz poliert und wie sich zeigte war das nicht der schlechteste Schachzug gewesen. Der neue Centurio rief ihn auf um einen Umriss über den aktuellen Trainingszustand zu bekommen, der Domitier hatte zwar bei der Rede aufgepasst, dennoch war er so überrumpelt worden mit der an ihn gerichteten Anrede, dass er nicht sofort reagierte und ein nicht sichtbarer Stoß seines Nachbarn Ahenobarbus zum aussprechen brachte "Die Centurie ist jederzeit Einsatzbereit, ausschließlich die Neuzugänge werden wohl noch Training gebrauchen um perfekt reinzupassen, Centurio." bevor und nachdem er sprach salutierte der junge Urbaner vor Duccius und hoffte das ihm das gesagte auch reichte.

  • „Gut“, erwiderte Hadamar knapp, denn im Grunde hatte er auch keine andere Antwort erwartet. Sie trainierten ja vermutlich ständig... und selbst wenn etwas nicht rund lief, er hätte das seinem neuen Centurio wohl auch nicht gleich unter die Nase gerieben. Aber auch wenn alles reibungslos lief, hatte er doch – oder glaubte es zumindest – ein paar Sachen in petto, die für die Milites neu waren, die sie noch nicht oder nur selten gemacht hatten, womit er sie ein bisschen austesten konnte. Das hier war immerhin eine reine Stadteinheit, und er kam von einer Grenzlegion. „Wann war euer letzter Marsch in der Umgebung, irgendwo außerhalb Roms?“

  • "Nun... wie du sicher weißt, Centurio, sind wir für die Stadt zuständig und deshalb kommt es eigentlich, solange kein Ärger außerhalb es gebietet, überhaupt nicht vor das wir draußen sind." ein weiterer Salut ließ Ahenobarbus´s Satz enden und schon fragte er sich auch schon selber warum sie eigentlich nicht draußen auf Patrouille gingen.

  • Keine Gewaltmärsche also. Hadamar fand, dass dann wohl mal einer fällig war, und wenn es nur war um abschätzen zu können, wie es um die Ausdauer der Centurie bestellt war. „Tja, dann könnt ihr euch schon mal drauf freuen, dass es in den nächsten Wochen einen Marsch draußen geben wird. Sonst etwas Berichtenswertes?“ fragte er allgemein in die Runde. Vielleicht gab es ja was, was einer der Legionäre ihm so erzählen wollte noch.

  • Wie schwer können schon Märsche sein? fragte sich Ahenobarbus selbst bevor er für die Centurie antwortete "Jederzeit gerne, Centurio!"
    Er selber war ja recht fit vom täglichen Training und der Marsch von Misenum hierher war jetzt auch kein Problem, mal sehen wie er sich während eines Gewaltmarsches anstellen würde.

  • Scheinbar nichts Berichtenswertes sonst. Hadamar nickte knapp und verkniff sich ein Grinsen, als der Soldat mit jederzeit gerne antwortete. Haha. Als ob er die Wahl hätte... jetzt zuckte doch ganz kurz einer seiner Mundwinkel nach oben. Der Marsch würde lustig werden, das sah er jetzt schon kommen. Wenn er an den ersten zurückdachte, den er als Optio mit den Veteranen der ersten Cohorte gemacht hatte... Himmel, was hatte er danach gekotzt, weil er sich so völlig verausgabt hatte, nur um nicht nur zu zeigen, dass er mit all den Veteranen mithalten konnte, sondern um zu zeigen, dass er besser als sie alle war. Damit sie anfingen, Respekt vor dem Jungspund zu haben, der ihnen als Optio vor die Nase gesetzt worden war. Aber der wichtige Punkt war: er hatte erst danach gekotzt. Wo ihn keiner seiner Männer mehr gesehen hatte. Und solche Gewaltmärsche war er mittlerweile nicht zuletzt wegen solcher Aktionen zur Genüge gewöhnt... anders als die Urbaner vor ihm offenbar. „Wenn's so weit ist, kriegt ihr Bescheid. Abtreten!“

  • Ja, die zweite Stunde war besonders im Sommer durchaus nicht zu unterschätzen. Die Sonne hatte sich gerade erst vom Horizont gelöst und leuchtete noch in eher rötlichem Orange denn in sattem Gelb. Die klare Luft war noch kühl, jedoch mitnichten kalt, von der Nacht und nur ein schmaler Streifen im Westen dieses Appellplatzes lag nicht mehr im Schatten der ihn umgebenden Bauten. Dementsprechend hatte der Iulier auch dafür Sorge getragen, dass die kleine Holztribüne auch an genau jener Seite errichtet worden war, damit die Soldaten im Licht der Sonne auch ein bisschen was von ihrem neuen Tribun sahen. (Außerdem glänzte und funkelte der iulische Muskelpanzer dann auch viel schöner, während das Reden gegen die Sonne nicht mehr als eine Frage der richtigen Technik war, die man entweder gelernt hatte oder eben nicht.)
    Dives selbst tauchte erst kurz vor Beginn der zweiten Stunde wie angekündigt am Appellplatz auf. Gerade hatte er erfahren, dass sein Amtsvorgänger nun doch schon nach Asia abgereist war, wo er nach seiner erfolgreichen Wahl zum Quaestor Provincialis nun seinem alten Vorgesetzten Flaminius zur Hand gehen würde. Offensichtlich hatten sich die beiden wohl ganz gut verstanden... oder der divitische Vorgänger war einfach nur ein guter Befehlsempfänger gewesen. Wie dem aber auch war, bedeutete dies für den neuen Tribun an dieser Stelle hauptsächlich, dass er sich alleine durch diesen Appell manövrieren müsste. Als ihm einer der Soldaten meldete, dass die zwölfte Kohorte vollständig angetreten wäre, betrat der Iulier die hölzerne Tribüne. "State* !", konnte man einen anderen Soldaten aus dem tribunischen Officium brüllen hören.


    Sim-Off:

    * Stillgestanden!


    "Soldaten der Cohors XII. Urbanae! Beschützer und Bewacher Roms! Urbaniciani!", sprach er 'seine' neue Kohorte mit kräftiger Stimme und wohldosierten Pausen zwischen den einzelnen Gleidern der dreiteiligen Anrede an. "Wieder ist ein Jahr vergangen seit dem grausamen Bürgerkrieg, der auch EUCH, EURE Kameraden und EURE Brüder einen hohen Blutzoll gekostet hat. Und noch immer kann man die Lücken SEHEN, die dieser Krieg in diese tapferen, starken Reihen, in diese ELITE des römischen Militärs gerissen hat!" In der Tat hatte Dives durchaus mit einer größeren Truppe gerechnet. Da schien der decimische Praefectus keineswegs übertrieben zu haben bei seinen Worten davon, dass vor allem hier neue Rekruten gebraucht wurden. Aber zurück zur Rede: Wo war er? - Der Bürgerkrieg war erwähnt; zum Vescularier, der hier unter Umständen noch immer einige Sympathien genoss, hatte sich der Tribun jeden Kommentar verkniffen; und die Urbaner waren als (zweite) Elite (nach den Praetorianern) bezeichnet worden.
    "Soldaten! Nachdem euer letzter Tribun unter dem Oberkommando des Praefectus Urbi Flaminius Cilo eine ausgezeichnete Arbeit geleistet hat dabei, dass sich die Bürger Romas endlich wieder SICHER fühlen können in IHREM und UNSEREM geliebten Roma, mache ich, Marcus Iulius Dives, euer mit dem heutigen Tage und dem jetzigen Augenblick neuer Tribunus Iulius, es mir zur Aufgabe, nicht nur die gute Arbeit meines Vorgänger fortzusetzen und fortzuführen, SONDERN setze mich auch dafür ein, dass diese Truppe, diese Einheit wieder zu einer vorzeigbaren Stärke zurückfindet, die den übrigen Stadtkohorten in nichts nachsteht!" Letzteres schon aus dem ureigensten Interesse, dass er nicht der Tribun mit der kleinsten Einheit, dem kleinsten Trüppchen hier sein wollte. Fehlte nur noch ein geeigneter Abschluss dieser Ansprache: "Für den Praefectus Decimus! * Für den Augustus Cornelius! Für Roma!", wählte der Iulier an dieser Stelle verglichen mit der anfänglichen Aufzählung leicht kürzere Pausen zwischen den einzelnen Wortgruppen. Dann gab er das Zeichen an den Soldaten, der auch zu Beginn der Rede eine so vortrefflich belastbare Stimme bewiesen hatte:


    "Für den Praefectus! Für den Augustus! Für Roma!", wiederholte der in leicht verkürzter Form erst einmal allein - zu verstehen als Aufforderung an seine Kameraden - und hernach einmal in einem herrlich unperfekten Chor zusammen mit (hoffentlich) allen anderen. Mit aufgrund der Sonne leicht zugekniffenen Augen beobachtete Dives dieses Schauspiel - er, der Tribun auf der Tribüne. Ein schmales Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

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  • Wie angeordnet* fand Hadamar sich bei dem Appell ein, gemeinsam mit seiner Centurie. Auf den neuen Tribun war er... nicht wirklich gespannt. Überhaupt hatte er einiges von seiner Begeisterung verloren dafür, hier in Rom zu sein. Was zu Anfang noch alles unglaublich spannend und faszinierend und lebhaft gewirkt hatte, war ihm mittlerweile größtenteils einfach... zu viel. Es war nicht so, dass er von der Stadt überfordert wäre – aber er sehnte sich einfach nach seiner Heimat zurück. Nach angenehmeren Temperaturen. Angenehmerem Geräuschpegel. Und angenehmeren Gerüchen. Rom war einfach nur überfrachtet mit allem möglichen, und warum so viele so begeistert davon waren, wollte ihm einfach nicht mehr in den Schädel gehen. Warum er sich früher mal drauf gefreut hatte, die Ewige Stadt tatsächlich selbst zu sehen und mehr noch, hier bleiben und sie kennen lernen zu können – selbst das begriff er nicht mehr so ganz. Ein Teil von ihm schon, jener Teil, der nach wie vor eine gewisse Faszination empfand, aber der Rest nicht mehr, und selbst besagter Teil hatte festgestellt, dass hier leben einfach nichts war, dass es völlig ausreichen würde, eine Stadt wie Rom nur hin und wieder zu besuchen – und wenn das nicht ging, naja, dann halt lieber ganz darauf verzichten als ständig hier sein zu müssen. Und dann die Menschen hier... die Menschen waren auch anders. Ganz anders als in Germanien. Er vermisste nicht nur seine Freunde und seine Familie, er vermisste die Art, wie die Menschen reagierten, wie sie mit einem umgingen. Die Römer waren anders als er, und auch jene, die nicht aus Rom stammten, sondern irgendwelchen italischen Gebieten waren anders. Was er bisher nie auch nur ansatzweise gespürt hatte, erlebte er plötzlich hier: er war ein Außenseiter. Er hatte in Germanien durchaus sein Fett weggekriegt, er war immer eher einer der Schmächtigeren gewesen unter seinen Freunden, einer der Jüngeren, aber auch wenn er oft genug hatte einstecken müssen, er war nie, niemals, Außenseiter gewesen. Hier war das anders, weil er anders war. Und dann kam da noch der Bürgerkrieg dazu... mit all seinen Erinnerungen, die Hadamar immer noch nachhingen. Die ihn nicht verlassen wollten, und vermutlich auch nie ganz tun würden. Man gewöhnte sich nur daran, aber man vergaß nicht. Auch etwas, was er sich vorher ganz anders vorgestellt hatte, bevor er in seine erste Schlacht, seinen ersten Krieg geraten war. Was man da erlebte. Und wie es einem nachhing, selbst wenn man am Ende auf der Siegerseite stand. Aber das war nichts, was er mit irgendwem geteilt hätte, schon gar nicht hier in Rom, wo irgendwie nahezu alles und jeder fremd für ihn war, bis heute.


    Kurz und gut: Hadamar hatte Heimweh. Rom war nichts für ihn, hatte er feststellen müssen. Aber er ließ sich davon nichts anmerken. Er war nur nicht mehr ganz so fröhlich wie früher, war eher in sich gekehrt und erledigte einfach seine Pflichten, und wenn er mal feiern ging, dann in der Regel mit den wenigen Germanen, die er hier so hin und wieder mal getroffen hatte. Wie so häufig stand er auch jetzt mit undeutbarer Miene stramm da und lauschte den Worten des Tribuns, der über jenen Bürgerkrieg sprach, in dem er selbst gekämpft hatte, anders als die meisten Urbaner hier – sofern sie nicht wie er nach dem Krieg zu dieser Einheit versetzt worden waren, um die Reihen wenigstens etwas aufzufüllen. Er wusste ja, wovon der Mann sprach, manchmal hatte er heute noch Albträume davon... und unwillkürlich fragte er sich einen Moment lang, ob der Tribun denn auch wusste, was er da von sich gab. Wirklich wusste. Ob er auf dem Schlachtfeld gewesen war. Ob er Kameraden hatte sterben sehen. Vermutlich eher nicht, gerade die jungen, senatorischen Tribune waren da eher unbedarft.
    „Für den Praefectus! Für den Augustus! Für Roma!“ brüllte er dann mit, als der Tribun fertig mit seiner Rede war, und hörte die Soldaten hinter sich ebenfalls einstimmen, während sie gegen ihre Schilde schlugen.




    Sim-Off:

    *Bei der Versetzung von Hadamar wurde keine Cohorte genannt, wenn ich mich richtig erinnere – also geh ich einfach mal davon aus, dass ich richtig bin^^

  • Während der Rede des neuen Tribunes versuchte Scato vorsichtig und nicht all zu auffällig einen Blick auf jenen Mann zu erhaschen, der so wie er selbst seinen Dienst bei den Stadtkohorten gerade erst angetreten hatte. Im Gegensatz zum jungen Fabier, jedoch nicht ganz unten in der Hackordnung, sondern ganz oben, wenn man die Welt auf die XII. Cohors beschränkte, die in naher Zukunft Scatos Heimat sein würde. Abgesehen von seiner aufpolierten und gut sitzenden Rüstung, sah der Tribun, zumindest Scatos Meinung nach, nicht unbedingt wie ein Soldat aus. Zumindest nicht, wenn er ihn mit den alten Haudegen verglich, die er hier in den letzten Tagen kennengelernt hatte. Die Gesichtszüge des Tribuns waren eher zart, fast feminin und die Haut zwar gut gepflegt und doch recht blass, wenn man sie mit jenen Kammeraden verglich, die zu dieser Jahreszeit fast tagtäglich bei größter Hitze und in der prallen Sonne durch Rom patrouillierten. Ihre Haut glich mehr einem ausgegerbten Leder. Zumindest der Teil, der nicht durch eine Rüstung verdeckt wurde.


    Die Rede des Iulius Dives, als welcher er sich eben allen Soldaten vorgestellt hatte, gefiel dem jungen Fabier jedoch ausgesprochen gut. Er fing zwar als Neuling nicht viel mit dem Verweis auf den ehemaligen Tribunen oder dem ehemaligen Präfekten an, doch zu hören, dass er nun, zumindest der Ansicht dieses Iuliers nach, in einer Eliteeinheit des Reiches diente und der Tribun noch vieles mit seinen Mannen vor hatte, ließ ihm dann doch ein wenig wachsen.


    "Für den Praefectus! Für den Augustus! Für Roma!" fiel schließlich auch er in die Rufe der restlichen Soldaten mit ein und wiederholte damit die Worte, mit denen die Rede des Tribuns geendet hatte.

  • Auch ich stand- selbstverständlich wie befohlen -auf dem Appelplatz. Meine Rüstung, sowie Gladius, das in der Scheide steckte, und Schild hatte ich am gestrigen Tag noch einmal auf Hochglanz poliert. Wenn ich bis jetzt bereits eines gelernt hatte: Sauberkeit und Ordnung war in der Armee unabdingbar. Zwar hatte ich damit durchaus keinerlei Problem, nur war der Grad der Penibelität doch schon arg hoch angesetzt. Aber da musste man durch!
    So stand ich nun in meiner noch recht neuen Ausrüstung bei meiner neuen Einheit, der XII. Urbanerkohorte. Und mit Stolz stand ich hier. Immerhin hatte ich es bis hierher geschafft, was nicht das Normalste von der Welt war. Nichtsdestotrotz machte die Warterei einen noch verrückt. Ein bewegte den Kopf ein wenig, um das Lederband meines Helmes zu lockern, dass gegen mein Kinn drückte. Und auch der Stoff meiner Untertunika kratzte noch unabdinglich. Am schlimmsten war es, wenn einem der Schweiß den Rücken herunter lief. Aber was nutzte es zu meckern und maulen? Ich war jetzt schließlich ein Urbaner und Urbaner beschweren sich sicherlich nicht über die juckenden Stoffe unter der Rüstung. Man hätte ihn wohl dafür ein Leben lang ausgelacht. Nein, ein Urbaner beschwerte sich nie! Er führte die Befehle aus, die ihm aufgegeben wurden und stellte nichts in Frage- das war das Legionärsleben.
    Dann tat sich endlich etwas! Und lauter Ruf erklang über den Platz und im selbigen Augenblick betrat der Tribun das Holzpodium, von dem aus Reden gehalten wurden.


    Sofort machte ich mich steif, reckte meine Brust heraus und stützte mich auf meinen Schild, der vor mir auf dem noch kühlen Erdboden stand. Alle Muskeln angespannt lauschte ich der Rede des neuen Tribun. Zwar hatte er das gleiche Blut wie ich in den Adern, doch wollte ich nicht wirklich, dass das hier eine Rolle spielen sollte. Ich wollte wie auch jeder andere Legionär behandelt werden- ohne Bevormundung. Trotzdem konnte ich es nicht vermeiden Dives zu mustern. Wie immer machte er einen äußerst eindrucksvollen Eindruck. Seine Rüstung glänzte und schien schon allein die Welt durch ihren Glanze zu erhellen. Wie schaffte man es nur immer wieder so zu glänzen- und das nicht nur äußerlich. Auch seine Redekünste zeugten von doch einem Talent, dass ihm vielleicht schon in die Kindesschale gelegt wurde. Zumindest hatte ich ziemlichen Respekt vor seinen Fähigkeiten des Dives und natürlich noch größeren Respekt vor seinen Fähigkeiten als Tribun. Nicht ohne Grund würde er sonst dort vorn stehen und zu seiner Kohorte reden.
    Gespannt verfolgte ich die Worte und sog sie förmlich in mir auf. Die Worte hatten etwas eigenartiges an sich. Irgendwie fühlte ich mich mit jedem Wort mehr zu den Männern hier verpflichtet und jeder Satz entfachte mehr und mehr eine Flamme in mir. Als der Tribun geendet hatte und ein lauter- man konnte es fast Schlachtruf nennen -los brach, machte mein Herz einen Sprung und ein Kribbeln durchfuhr meinen ganzen Körper.
    "Für den Praefectus! Für den Augustus! Für Roma!", stimmte ich mit ein und achtete darauf, dass ich einigermaßen im Takt mit den anderen blieb. Dabei schlug ich mit meinem Gladius, den ich eben gezogen hatte, auf den Rand meines Schildes und stampfte gleichmäßig auf den Boden.

  • Tja, damit war dieser Part dann wohl erst einmal abgeschlossen, befand Dives und nickte dem Soldaten mit der kräftigen Stimme kurz zu, bevor er sich selbst daran machte, wieder von der hölzernen Tribüne zu steigen. "Abite!", folgte sodann die Erlaubnis wegtreten zu dürfen. Eigentlich, kam dem Tribun dabei in den Sinn, könnte er sich nach diesem Antritt seiner Cohors ja auch gleich mal den einen oder anderen Offizier herauspicken. Insbesondere die Lupanare der Stadt, wo Lupanare ja eh oftmals so ein Gewerbe am Rande der Kriminalität waren, standen nämlich eigentlich mal wieder an stichprobenartig kontrolliert zu werden...


    "Centurio!", sprach der auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrte Iulier also vermeintlich beliebig ein nebulös bekanntes Gesicht an, obgleich er sich natürlich schon recht sicher war, mit den hiesigen Stadtkohorten bislang noch nicht allzu oft Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber vielleicht hatte der Soldat ja auch zeitweise in Ostia gedient und oft vor der Curia patrouillert oder so. Letztlich spielte es vermutlich eh keine Rolle. "Centurio, auf ein Wort.", zitierte er den Offizier zu sich, den Namen des Mannes erwartend, bevor er ihm den Anlass der kurzen Unterredung eröffnen würde.

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  • Als der Befehl zum Wegtreten kam, sorgte Hadamar dafür, dass seine Centurie sich ordentlich aufstellte, um eben das zu tun – als er vom Tribun angesprochen wurde. Mit einem Wink gab er dem Optio zu verstehen, den Abzug zu übernehmen, und salutierte vor dem neuen Tribun. Der ihm jetzt, wo er ihn nun recht nah vor sich sah, irgendwie bekannt vorkam... auch wenn er nicht so recht zuordnen konnte woher. Iulius hieß er. Wann hatte er schon mal mit einem Iulius zu tun gehabt, der jetzt senatorischer Tribun sein könnte? „Selbstverständlich, Tribun“, erwiderte er, immer noch stramm stehend – und immer noch überlegend, ob er ihn wirklich kannte, und wenn ja woher... er hoffte nur, dass es irgendwie was positives war und nicht eine Kneipenschlägerei oder so. Es sich mit einem neuen Vorgesetzten schon verdorben zu haben bevor der seinen Dienst überhaupt richtig angetreten hatte, war selbst ihm bisher noch nicht passiert.

  • Leicht übernächtigt und natürlich viel zu früh traf Antias auf dem Exerzierplatz ein. Er wusste nicht so recht, ob er nervös oder freudig erregt sein sollte. Sicherheitshalber war er einfach mal beides. Sich ungeduldig die Hastile gegen den Oberschenkel klatschend marschierte er den Platz auf und ab, pumpte seine Lungen mit der wohltuenden Morgenluft voll und stelle bald fest, dass er verdammt schmerzhaft war, sich die Hastile gegen den Schenkel zu schlagen. Zum gefühlt hundertsten mal an diesem Morgen fragte er sich, ob es vernünftig sein mochte, die Rekruten schon auf Patrouille zu führen und kam dabei wieder einmal zu dem Schluss, dass es nicht nur vernünftig, sondern auch erforderlich war. Zum einen hatten die Burschen es sich nach dem unangenehmen Einsatz auf dem Forum Boarium verdient, zum anderen konnte es schließlich nicht schnell genug gehen, sie mit ihrem künftigen Einsatzgebiet vertraut zu machen. Ferox beispielsweise kannte sich in der Urbs so gut wie gar nicht aus, das musste sich schleunigst ändern.


    Von den Unterkünften her wurde endlich der vertraute Klang von schabendem Metall und knirschendem Leder vernehmbar. Na also, da kamen sie ja angeschlurft. Etwas müde wie es schien. Bene, dann war er hier schon nicht der einzige. Nur, ihnen durfte man es anmerken, ihm nicht. Noch bevor sich die Vewirrung darüber, anstatt des Centurios ihn hier vorzufinden gänzlich in die verschlafenen Züge der Rekruten geschlichen hatte, ließ Antias die angesammelte Morgenluft dröhnend entweichen. „Tirones! In aciem venite!“*


    So schlecht sah das gar nicht aus, noch etwas zaghaft, noch etwas asynchron, aber das würde sich zweifellos einschleifen. „Salvete, Tirones! Um es kurz zu machen: Ich bin euer neuer Optio, Germanicus Antias! Vom heutigen Tag an werde ich Centurio Iunius Avianus bei eurer Ausbildung unterstützen!“ Um etwaigen Begeisterungsstürmen Raum zu lassen, machte er erstmal eine lange Pause und fixierte den künftigen Stolz der CU amüsiert. Die Ovationen blieben aus, ganz wie erwartet. Immerhin, Entsetzen war auf den jungen Gesichtern auch nicht zu erkennen, das war ja schonmal was für den Anfang.


    „Heute beginnt für euch der Patrouillendienst! Unser Weg wird uns die Murus Servii Tulii entlang quer durch die Urbs führen! Zunächst über Esquilinus und Caelius nach Süden, dann nach Westen zum Aventinus! Dort wird anlässlich der Quinquatrus Maiores ein Jahrmarkt gefeiert, bei dem wir schlicht Präsenz zeigen werden! Der Rückweg wird am Capitolinus vorbei wieder Richtung Castra führen!“ Im Idealfall nördlich am Quirinalis vorbei oder einfach auf dem schnellsten Wege, je nach Zustand der Tirones. Sie würden auf dem Pflaster der Urbs in ihrer Laufbahn noch Hunderte von Stollennägeln zurücklassen, man musste es bei der ersten Patrouille nicht gleich übertreiben. Und nun vorerst genug gebrüllt. Mit mühsam verhohlenem Schmunzeln schritt Antias langsam die Reihen ab. „Gibt es Fragen, Tirones?“


    Sim-Off:

    *In Linie antreten!

  • Jeden Morgen die gleiche Hetze, das gleiche Gedränge, Gemecker und Gemaule ehe man auf dem Exerzierplatz in Linie angetreten stand. So auch am heutigen Morgen, nur stand da heute nicht der Centurio und wartete sondern der bisherige Miles Antias, der freundliche hilfsbereite Bruder von Ferox. Er war zum Optio befördert worden.
    Nicht nur das, er hatte auch gleich noch eine Abwechslung für sie im Tagesablauf bereit, sie würden nun mit dem Patrouillendienst beginnen.
    Es war noch nicht einmal der normale Patrouillengang, nein sie würden zu einem Jahrmarkt gehen.
    Ganz wohl war Frugi bei dem Gedanken nicht, nicht nur das er solche Großveranstaltungen nicht besonders mochte, ihm kamen auch noch Bilder von dem Hinrichtungsplatz in den Sinn. Wie wenn der Plep wieder verrückt spielte? Nein daran mochte er nicht denken. Ein gutes konnte er der Sache schließlich doch abgewinnen, endlich nicht mehr das ewige hier im Kreis marschieren.
    Als der frischgebackene Optio die Frage nach Fragen stellte, hatte Frugi, den Eindruck, Antias würde sich darauf freuen mit ihnen loszuziehen. Gut wenn er ehrlich war, er selber auch ein wenig.

  • Mit tiefen Augenringen und miefend (er hatte sich immer noch nicht dazu durchringen können, die seiner Meinung nach vollgepullerten Thermen zu besuchen) trat Ferox zum Apell an. Er hatte sich noch rasch neben Frugi hineingequetscht und stieß ihn zum Gruß beim Zurechtrücken der Linie mit dem Ellebogen an und sagte leise "Morgen!". In dem Gequietsche und Geknarze würde das ohnehin niemand hören.


    Seine dunklen Augen ruhten erstaunt auf seinem Bruder, der da vor ihnen stand und munter Kommandos plärrte. Das Erstaunen in seinem Gesicht wurde zu völliger Verblüffung und dann zu einem breiten Grinsen. Aha, Antias hatte sich heimlich befördern lassen! Ferox ließ es sich nicht nehmen, in den kurzen Moment der Stille, der auf die Verkündung der Neuigkeit folgte, ein "TIBI GRATULOR, OPTIO GERMANICUS ANTIAS!" hineinzuplärren, ehe der Applaus losbrach. Immerhin war Antias schlau genug gewesen, sich durch allumfassende Hilfsbereitschaft allgemein beliebt zu machen, so dass nicht wenige sich über ihren neuen Optio freuten.


    Sim-Off:

    Von wegen ausbleibende Ovationen, Antias sollte sich mal die Ohren waschen! :D

  • Tief durchatmend presste Antias die Kiefer aufeinander. Das in ihm aufsteigende Grinsen war schwerer hinunter zu schlucken als die gepanschte Traubenbrühe in Rufo’s Elysium. Ferox nun wieder. Ein minimalistisches Zwinkern zu seinem Bruder gestattete er sich, mehr aber auch nicht. Fehlte nur noch, dass ihm jemand einen Blumenkranz über den Cassis stülpte. Ein paar mal knallte er sich räuspernd die Hastile gegen den Schenkel, den Schmerz diesmal sehr bewusst in Kauf nehmend, dann hatte er sich wieder einigermaßen gefangen.


    Dank den Göttern stapften nun auch Blandus und Mamurra herbei, die sich Antias zur Unterstützung ausgesucht hatte. Viel zu träge stiefelten die beiden Sarden daher, viel zu übellaunig und vor allem viel zu spät. Dennoch zog Antias es vor, für’s erste auf einen Anschiss zu verzichten. Sowas kostete nur Zeit, zudem hatte er die Sarden gerade ihrer Eigenheiten wegen ausgewählt. Dir Burschen mochten tumb und schwerfällig wirken, waren daher auch kaum aus der Ruhe zu bringen, konnten aber wüten wie die Kyklopen, wenn es doch mal jemand schaffte. Zuverlässig waren sie allemal, die perfekte Nachhut für eine Rekrutenpatrouille.


    Mit erhobenen Augenbrauen sah Antias dabei zu, wie sich die Sarden ohne ersichtliche Hektik einreihten, und wandte sich dann wieder den Tirones zu.
    „Na schön, dann wäre das ja wohl geklärt. Tirones, Zweierreihen! In agmen venite!* Die Sarden fühlten sich nicht angesprochen, natürlich nicht. Antias wartete ab, bis die Kolonne stand und ließ sich dann seufzend zu der erwarteten Extraeinladung herab. „Milites Orbius et Axius! Ihr bildet die Nachhut! Agmen! Aequatis passibus - pergite!“**


    >>>>



    Sim-Off:

    * In Kolonne antreten.


    Sim-Off:

    ** Im Gleischritt - Marsch

  • Jeden Morgen das selbe, Rusticus hätte sich nicht träumen lassen das er in der Armee Sold dafür bekommt in der Gegend herum zu stehen und sich zu tode zu rackern.


    "Gleicschritt Marsch, Drehung hin, Drehung er, kehrt Marsch, ach steck dir deinen Marsch in den ... Oh die Kameraden sind auch schon da ...", murmelte Rusticus verbittert vor sich hin, als er den Rekruten auf dem Exerzierplatz immer näher kam.


    Ein Tag war es heute, auf den Rusticus hätte verzichten können. Jeden Tag schwere Körperliche Ertüchtigung, kaum Pause und seiner Meinung nach viel zu wenig Essen. Die langen Abenden in den Baracken machten ihm mittlerweile auch zu schaffen. Hilet er sich am Anfang noch zurück, ist er doch nun gern gesellig, allein wäre es auch nicht aus zu halten, denn Tags über ist außer Ertüchtigung wenig zu tun.


    "Warum gibt es keinen Urlaub für Junge Rekruten? Warum? Gerade die brauchten es am ehesten, nicht die durchtrainierten Kerle die sonst noch hie herum rennen.", fluchte Rusticus vor sich hin. Viel einfacher hatte sich Rusticus die Armee vorgestellt, weniger anstrengend, weniger Hecktig, mehr Sold und vor allem mehr essen. Den Magen von Rusticus konnte man sicher auf dem gesamten Exerzierplatz hören. Aber er wollte es so, zur Armee gehen, in die Fußstapfen seines Vaters treten. Nur leider waren die Fußstapfen seines Vaters sehr groß, vielleicht zu groß? Nein! Daran durfte er nicht einmal danken.


    Schlurfend und mit hängen gelassenen Armen, kam der junge Tiro zu den anderen Tiros und wie konnte es auch anders sein, der Kommandierende Offizier war auch schon da. Schade, kein netter Plausch mehr, der frühe Vogel fängt den Wurm, nicht wahr? So gleich bekamen sie die erste Anweisung: „Na schön, dann wäre das ja wohl geklärt. Tirones, Zweierreihen! In agmen venite!“


    "Nagut los geht es!", rappelte sich Rusticus noch ein wenig auf, "der Tag wird anstrengend und hart und heute Abend liege ich dank dessen wieder auf der Schn ... , säusselte Rusticus noch in seinen Dreitagebart hinein, als er einen leichten Schlag gegen den Rücken bekam. Nicht stark, vermutlich ein Tiro, der einfach nur seinen Platz suchte, jedoch reichte es aus um den geschwächten Ruusticus zum Wanken zu bekommen.


    Keine Sekunde staubte es um ihn herum. Der Nase lang lag er abseits der Reihe im Dreck des Exerzierplatzes. Vor, hinter und neben ihm standen bereits die angetretenen Tiros in zweier Reihe.


    Rusticus schnaufte innerlich und das vor dem neuen Kommandanten, herrlich ...

  • Kaum hatte die Kolonne den ersten Schritt getan, hörte Antias ein dumpfes Scheppern hinter sich. Es wäre auch zu schön gewesen. Da war er also, der erwartete Knorpel in der Lucanica. Noch bevor er sich umwandte, war ihm bereits klar, dass da einer der Tirones zu Boden gekracht sein musste. Von den Sarden konnte es keiner sein, die waren zu träge zum Umfallen. Es waren auch nicht die Sarden, es war der Decimer. Nun ja, ein wirklicher Schock war das nicht, Sulca hatte bereits herum posaunt, dass sich die neuen Tirones im Einsatz gerne mal hinlegten. „Agmen, consistite!“*


    Nein, er würde sich den ersten Tag als Optio nicht versauen lassen, jedenfalls nicht so. Ohne Eile schritt er auf den lang gestreckten Rekruten zu, rammte seine Caligae nur eine Handbreit vor dem bärtigen Gesicht in den Staub und blickte fragend auf den Liegenden hinab. Götter! Ein Kerl wie ein Baum mit der Körperspannung einer Ringelnatter! „Nun, Tiro Decimus? Woran gebricht’s?“ fragte Antias gedehnt aber keineswegs aggresssiv. „Keine Lust auf einen kleinen Ausflug? Nun gut, wenn du den Tag lieber in der Latrine verbringen willst, bitte.“ Er wusste nur allzu gut, wie schwer die erste Zeit für einen Tiro war. Die Ausrüstung, der Drill, das Fehlen jeglichen persönlichen Freiraumes, der Fraß, die Askese, das kannte er alles zu genüge. Aber er hatte keinerlei Verständnis für unwillige Spaßvögel, die den CU nur beigetreten waren, um Schwierigkeiten zu machen und den Betrieb aufzuhalten. Die Kolonne würde sich umgehend wieder in Marsch setzten, mit diesem Tollpatsch oder ohne ihn.


    Seufzend ließ Antias sich in die Hocke sinken und klopfte dem Decimus auffordernd mit der Hastile auf den Helm. „Ich geb’ dir genau drei flache Atemzüge, Tiro. Wenn du dann nicht in der Kolonne stehst, robbst du so lange durch die Scheiße, bis du dich für einen Bandwurm hältst. Hast du mich verstanden? SURGITE! AN DEINEN PLATZ! Antias schnellte hoch und stapfte wieder an die Spitze der Kolonne. Noch ein verdächtiger Laut von hinten, und der Decimus würde für heute kein Tageslicht mehr zu Gesicht bekommen, ob er nun der Urheber war oder nicht. „Agmen! Aequatis passibus - pergite!“


    Sim-Off:

    *Kolonne, halt

  • Antias liebte diesen alltäglich wiederkehrenden Augenblick. Die gebrannten Ziegel auf den langgezogenen Barackenreihen glitzerten in den ersten Sonnenstrahlen, spiegelten sich rotglühend auf Helmen und Waffen, während der hartgestampfte Boden des Exerzierplatzes selbst noch in fahles Zwielicht gehüllt war. Es schien fast so, als seien die funkelnden Reihen der angetretenen Milites gerade erst dem dampfenden Schoß der Erde entstiegen. Würzige Frühlingsdüfte aus den Gartenanlagen im Westen mischten sich mit den derben Gerüchen von eingefettetem Leder, geöltem Metall, warmer Wolle und Knoblauch. Dazu kam noch die anregende Geräuschkulisse sich ausrichtender Soldaten: Stampfende Caligae, klappernde Loricaspangen, knarzende Riemen und Gurte, sanftes Rasseln der Pteruges. Fürwahr, er liebte das. Dieser frühmorgendliche Moment, in dem sich aus Dutzenden von grundverschiedenen Individuen ein einziger pulsierender Körper formte, hatte fast etwas magisches an sich, jeden Morgen, jedesmal.


    Andächtig schnuppernd marschierte Antias auf seinen Platz am linken Flügel und betrachtete zufrieden das scharf umrissene Rechteck, das sich auch ohne Kommando bereits sehr akkurat positionier hatte. Prächtige Männer! Die besten, die es gab! Seine Kameraden! Er wollte verdammt sein, wenn er aus der Dritten nicht die stolzeste, motivierteste und bestfunktionierende Centurie der Kohorte, ach was, der ganzen CU machen würde! Schmunzelnd erlaubte er sich einen Blick auf die Reihen der Vierten und Fünften, die sich in einigem Abstand ebenfalls zu formieren begannen. Früh dran waren die Burschen ja, aber sonst? Schwatzende schlendernde Sauhaufen! Gute und verlässliche wenn auch nachlässig geführte Männer waren das ebenfalls, daran zweifelte er nicht im Geringsten, aber seine waren nunmal besser, was sich gleich wieder beweisen würde. Tief entspannt und dennoch von angenehmer Erregung durchprickelt pumpte er sich die aromatische Morgenluft in die Lungen. „MILITES VENITE! ACIEM DIRIGITE! STATE!“


    Ein sattes Krachen hallte über den Platz, dann herrschte Totenstille. Antias zwinkerte verstohlen zum Optio der Vierten hinüber. So muss das klingen, du Pfeife, so und nicht anders. „OCULOS PROSAM!“ Er hätte schwören können, die Augäpfel der Centurie in den Höhlen knacken zu hören. Mit stolzgeschwellter Brust klemmte er sich den Morgenrapport unter den Arm und wandte sich dann salutierend dem Centurio zu.
    „Centurio Aulus Iunius Avianus! Ich melde die Centuria Tertia zum Morgenappell angetreten!“

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