Tablinum | Sitzungsort der Ermittlungskommission

  • Morrigan war nervös. Sie hatte keine Ahnung warum man sie hatte rufen lassen. Sie wusste auch nur, dass eine Menge Leute im Haus sind, wer genau,das wusste sie nicht. Eigentlich interessierte es sie auch nicht. Sie hatte sich in den letzten Wochen quasi unsichtbar gemacht. Ja sie hatte den Tag gar gefürchtet an welchem Mencrates sie rufen lassen würde. Entsprechend aufgeregt, nervös und unsicher stand sie nun hier vor der Tür wie man es ihr befohlen hatte.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Der Consul verfolgte nicht im Einzelnen das Tächtelmechtel der Stadteinheiten, sondern grübelte über Quinitilias Aussagen nach. Dann ergriff er das Wort.
    "Ich möchte Quintilia Pina aus der Befragung entlassen. Wenn jemand anderer Meinung ist, dann soll er sich melden. Andernfalls“, er wandte sich an Quintilia, "danke ich dir für deine Bereitschaft. Die teils harten Worte bitte ich zu entschuldigen. Als Wiedergutmachung möchte ich dir ein paar Aufmerksamkeiten zukommen lassen. Ich würde mich freuen, wenn du das Geschenk annimmst."


    Sim-Off:

    WiSim


    Weil Pina keine Blöße zeigen wollte, unterdrückte sie ihr aufatmen. Sie hatte genug von diesem Raum, genug von den Menschen und vor allem genug von der selbstgerechten Art von Rom, sprich seinem Militär. Niemals hätte sie gedacht, dass sie so enttäuscht werden konnte von denen die sie in ihrer Naivität so großes Vertrauen entgegen gebracht hatte. Sie waren und zu diesem Ergebnis war sie hier endgültig gebracht worden, ein Haufen selbstverliebter, selbstgerechter Sturköpfe die nicht Rom sahen sondern nur sich selber und ihre Gier nach Macht. Sie zankten sich um Kompetenzen und vergaßen wofür sie da waren. Zum Schutz der Römer und nicht zum Schutz nur einiger weniger, von denen sie sich bestimmt persönlichen Profit erhofften.
    Mit einem mühsam hervorgebrachtes Lächeln brachte sie zustande, „danke dir Consul für Rom machte ich es, für uns Römer.“ Ohne den Rest eines Blickes zu würdigen verließ sie das Tablinum, mit dem Wissen, sie würden sie nur als ein kleines dummes Mädchen betrachten.

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    Verus beugte sich vor, um einen überaus kurzen Kommentar zum Tribun abzugeben, der sichtbar ebenso eigene Interessen verfolgte: "Nicht jede Befragung der Prätorianer ist Folter, Tribun. Vielleicht hast du dies missverstanden." Dann blickte er wieder zum Konsul, damit dieser seiner Moderationspflicht nachkommen konnte und den weiteren Ablauf festlegen konnte.


    Diese Behauptung bezweifelte der Tribun - nicht im wörtlichen Sinne, aber im Übertragenen (was für Lucius, der Ironie schwer verstand, eine Leistung war). In diesem besonderen Fall war er aber sicher, dass er Verus bei einer glasklaren Falschaussage ertappt hatte. So kramte er nach dem "streng geheimen" Bericht, den der Tiberier so freigiebig an alle möglichen Kommissionsmitglieder und Zeugen verteilt hatte, und sah noch einmal nach.
    "In deinem Bericht steht: Varia wurde ins Verließ gebracht und dort von niederen Soldaten misshandelt. Folter nicht ausgeschlossen. Dem eingesetzten Trupp bot sich eine geschundene Frau als Anblick, welche nackt und mit Wundmalen gezeichnet war. Folter wird zwar nicht explizit bestätigt - was ich übrigens für eine sehr unsaubere Protokollierungsweise halte - aber Vor- und der Nachsatz lässt doch darauf hindeuten."


    Als nächstes beteiligte der Tribun sich wieder an der Sachdiskussion. Zwar hatte der Consul seine Rückfrage ignoriert, aber der Petronier konnte nicht richtig einschätzen, ob das ein Zeichen der Abneigung war - auf den Tiberier bezog er sich ja immerhin auffallend oft - oder im Eifer des Gefechts untergegangen war.
    "Ich würde vorschlagen, wir befragen zuerst einmal die Haupttäterin Varia selbst. Das Verhörprotokoll ist in dieser Sache ja nicht besonders erhellend-"
    Er sah hämisch zu dem Tiberier.
    "-und sie dürfte über die Beteiligung römischer Bürger ja am besten Bescheid wissen."
    Natürlich wusste der Petronier auch, dass Varia vielleicht nicht auspacken wollte - aber er hatte auch schon Verhöre geführt und kannte auch den einen oder anderen Trick, wie man Leute zum Reden brachte. Die Prätorianer waren immerhin nicht die einzigen mit Erfahrung darin...
    "Außerdem würde ich gern noch einmal allgemein genauer klären, was das Ziel dieser Kommission ist: Ich hatte es so verstanden, dass es vor allem um die strukturellen Hintergründe des Sklavenaufstands geht. Jetzt scheinen wir aber doch vor allem den konkreten Tathergang zu diskutieren, den die Prätorianer ja sowieso schon bearbeiten. Nur, damit wir hier nicht doppelt Arbeit machen, die anderswo schon gemacht ist..."

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Die selbst gestellte Aufgabe, zeitgleich Moderator und Ermittelnder zu sein, strengte Menecrates erheblich an. Vor allem seiner mangelnden Multitaskingfähigkeit war es zuzuschreiben, dass er nicht gleichzeitig moderieren, nachdenken und zuhören konnte. Aus diesem Grund legte er großen Wert auf eine gute Protokollierung, die er regelmäßig am Abend durchging. Mehr als einmal erfuhr er auf diese Art von Redebeiträgen, die ihm während der Sitzungen ungewollt durchrutschten.


    Da es kein Durcheinander an Redebeiträgen gab, konnte er in aller Ruhe auf den Kommentar des Tribuns reagieren. "Ich teile übrigens Petronius' Meinung, dass wir uns vom Ziel der Ermittlungen zwischenzeitlich entfernt haben. Allerdings möchte ich auch nicht allzu häufig Richtungsgeber sein, sondern lasse auch gern die Ermittlungen fließen. Jetzt scheint mir jedoch der Zeitpunkt richtig, den Kurs zu korrigieren.
    Ziel war es, den Zeitpunkt zu ermitteln, wo die Unruhen zu schwelen begannen. Nach aktueller Kenntnislage können wir diesen Punkt als erledigt abhaken. Ziel war und ist es weiterhin, nach den Ursachen des Aufstands zu suchen. Das beinhaltet für mich auch die Klärung der Frage, wer sich alles am Aufstand beteiligt hat."


    Immerhin saß in Menecrates' Hinterkopf das Wissen, dass die Spekulatores die Christen ohne stichhaltige Beweislage für die Unruhen verantwortlich machten. Obwohl der Consul anfangs Tiberius mit Vorsicht begegnet ist - sie hatten im Vorfeld diverse Reibungspunkte - erlebte er ihn mehr und mehr konstruktiv. Sein wachsames Auge lag trotzdem verstärkt auf dem Trecenarius.

    "Ganz verkehrt finde ich eine Dopplung der Ermittlungen nicht, wenn sie im Rahmen bleibt. Immerhin werden in besagtem Bericht häufig Formulierungen wie: 'der Verdacht liegt nahe', 'es ist möglich', 'es scheint' usw. benutzt. Wir dürfen nicht auf der Basis von Annahmen urteilen.
    Ich würde übrigens auch sehr gerne Varia befragen, aber ist dies überhaupt möglich?"
    Er blickte zu Tiberius.

    Sim-Off:

    Die ID ist leider bereits im Elysio.

  • Macer nickte sichtbar, als der Petronier auf das Ziel der Kommission hinwies und er nickte noch einmal bekräftigend, als auch der Consul diese Meinung zustimmend aufgriff. Tatsächlich hatte sich Macer die Arbeit der Kommission ursprünglich etwas anders vorgestellt, also sie nun hier ablief. Die Wortgefechte zwischen den Mitgliedern der Stadteinheiten boten ihm wenig Möglichkeit zur Mitsprache, da er selber keinen Einblick darin hatte, was nun tatsächliches Ermittlungsergebnis und was Spekulation war. Für ihn stand hier oft Aussage gegen Aussage und das in Bezug auf Details, von denen er sich nicht sicher war, ob sie überhaupt relevant waren.


    "Ich bin mir nicht sicher, ob wir bei der Suche nach einem Zeitpunkt für das Schwelen der Unruhen wirklich schon so weit sind", warf er daher skeptisch ein, als der Consul hier einen mentalen Haken setzte. "Ich kann zwar keinerlei weiteren sachdienlichen Hinweise anbringen, aber ich möchte dennoch nicht verschweigen, dass mich die bisherige Diskussion zu den Morden und ihrem Zusammenhang mit den Aufständen keineswegs überzeugt hat. Dass es über die Täterin eine Verbindung gibt und dass dieselbe Täterin Rom feindlich gesinnt war, scheint unbestritten. Aber haben wir damit wirklich einen stichhaltigen Zusammenhang? Es wurden weitere Morde mit ähnlicher Handschrift erwähnt, wenn ich euch richtig verstanden habe - wenn diese zeitlich früher liegen, müssen wir dann nicht bis zu diesen zurück gehen? Oder sogar weiter, wenn man diese Morde als erstes sichtbares Zeichen betrachten wollen, so dass das erste Schwelen zwangsläufig zeitlich früher angesetzt werden muss? Auch wenn wir eine Verschwörung annehmen, müssen wir dann nicht zurück zum Beginn der Verschwörung, um von dort aus nach den Ursachen zu suchen?" Macer blickte fragend in die Runde, denn auf alles diese Fragen hatte er bisher keine Antwort. "Ich möchte nicht sagen, dass wir mit unseren bisherigen Ergebnissen falsch liegen, aber ich habe Zweifel."

  • Verus ließ sich nicht beirren. Diese Kommission entwickelte sich zu einem neuen Schlachtfeld für den geschundenen Soldaten, der nicht nur geübt mit dem Schwert war; sondern auch mit dem Griffel. "Petronius, ich mache dich nun mit dem Berichtswesen vertraut," läutete der Trecenarius etwas süffisant seine Worte ein. Er konnte sich dies nicht verbitten, da der Petronier immer offener gegen die Prätorianer arbeitete. "Die Allgemeine Lage ist ein Zustandsbericht über den vorgefundenen Zustand, bevor der eigentliche Berichtgeber mit seiner Arbeit begann. Man stellt in dieser Art Berichten die Lage vorweg, um dem Leser den folgenden Bericht und dessen Einordnung zu erleichtern. Verus zog die Schultern hoch. "Es war bei uns an der Grenze Standard und auch bei den Prätorianern ist dies Standard, Berichte in Ordnungspunkte zu unterteilen. Ich mag mich aber entschuldigen, wenn dich dies verwirrt hat, Petronius." Dann schloss Verus kurz die Augen, holte tief Luft und öffnete dann seine merkwürdig erkalteten Augen. Dem hämischen Blick des Tribuns wich Verus aus, um sich sachlich seiner Aufgabe widmen zu können, während er aufmerksam seine Ohren spitzte.
    Bevor der Prätorianer antworten konnte, tat dies bereits der Konsul, so dass Verus nur noch reagieren musste. "Ich stimme der Klarstellung des Ermittlungszieles zu," gab Verus nüchtern von sich und blickte dann mit seinen leeren Augen zum Konsul. "Varia kann und wird nicht transportiert werden, da ein Befreiungsrisiko besteht. Ich werde keinen Befreiungsversuch riskieren," legte der Trecenarius betont fest aber senkte dann seine Stimme wieder, um folgend seine Festlegung einzuschränken: "Aber wir können die Gefangene im Kerker der Prätorianer konsultieren." Schließlich offenbarte der Senator Purgitius seine Zweifel und Verus seufzte innerlich. Seine Ausführung warf die ganze Arbeit des letzten Tages wieder zurück. Inständig hoffte Verus darauf, dass der Konsul dem Senator die Lage noch einmal klarstellen würde. Ansonsten müsste er es selbst tun. Ein Prätorianer in diesen Tag zu sein, war wirklich anstrengend. Allein die Aufräumarbeiten.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "... Es wurden weitere Morde mit ähnlicher Handschrift erwähnt, wenn ich euch richtig verstanden habe - wenn diese zeitlich früher liegen, müssen wir dann nicht bis zu diesen zurück gehen? Oder sogar weiter, wenn man diese Morde als erstes sichtbares Zeichen betrachten wollen, so dass das erste Schwelen zwangsläufig zeitlich früher angesetzt werden muss? Auch wenn wir eine Verschwörung annehmen, müssen wir dann nicht zurück zum Beginn der Verschwörung, um von dort aus nach den Ursachen zu suchen?"


    Der Consul begrüßte es, dass sich bisher schweigsame Mitglieder aktiv in die Ermittlungen einbrachten. Er nickte sogar zustimmend. Doch bevor er auf Macers bemerkungen eingehen konnte, antwortete Tiberius.
    "Nichts, was wir festhalten, ist in Stein gemeißelt, deswegen hatte ich gesagt, 'nach bisherigem Kenntnisstand'. Sobald wir auf weitere Erkenntnisse bezüglich des Datums stoßen, ändere ich die Eintragung. Tiberius besitzt den Einblick und hat die Opferliste. Wir gehen also zunächst vom festgehaltenen Datum als Brandherd aus.
    Eine Verschwörung hingegen nimmt einzig der Trecenarius an. Bisher hat sich keines der Ermittlungsmitglieder ebenfalls dafür ausgesprochen. Richtig ist, dass wir zum Beginn des Brandherdes zurück müssen. Den Zusammenhang zwischen den Morden und dem Aufstand hingegen sehe ich als erwiesen an. Es liegt nicht nur eine zeitliche Stimmigkeit vor, sondern vor allem ein Geständnis der Haupttäterin."
    Er nickte nochmals, bevor er sich dem Trecenarius zuwandte.


    Zitat

    Original von Aulus Tiberius Verus
    "Varia kann und wird nicht transportiert werden, da ein Befreiungsrisiko besteht. Ich werde keinen Befreiungsversuch riskieren," legte der Trecenarius betont fest aber senkte dann seine Stimme wieder, um folgend seine Festlegung einzuschränken: "Aber wir können die Gefangene im Kerker der Prätorianer konsultieren."


    "Ich hatte befürchtet, dass wir sie hier nicht befragen können", erwiderte der Consul. "Besteht allgemeines Interesse, das großzügige Angebot anzunehmen und die Befragung vor Ort vorzunehmen? Ich für meinen Teil möchte dies bejahen."
    Er blickte in die Runde.



    "Ihr könnt gern weiterdiskutieren, während ich nach unserer nächsten Zeugin sehe." Den vergangenen Ereignissen geschuldet wollte er Morrigan vorbereiten.


    Zitat

    Original von Morrigan
    Morrigan war nervös. Sie hatte keine Ahnung warum man sie hatte rufen lassen. Sie wusste auch nur, dass eine Menge Leute im Haus sind, wer genau,das wusste sie nicht. Eigentlich interessierte es sie auch nicht. Sie hatte sich in den letzten Wochen quasi unsichtbar gemacht. Ja sie hatte den Tag gar gefürchtet an welchem Mencrates sie rufen lassen würde. Entsprechend aufgeregt, nervös und unsicher stand sie nun hier vor der Tür wie man es ihr befohlen hatte.


    Er trat zur Tür und öffnete sie, um nur einen Schritt hinauszugehen - die Türklinke noch in der Hand - und winkte die Sklavin zu sich heran.
    "Morrigan, ich benötige hier deine Aussage vor einer Gruppe von Senatoren und Offizieren. Wir ermitteln in Sachen Varia und Sklavenaufstand." Er sagte dies, damit Morrigan abschätzen konnte, wie sehr sie durch Folter diesbezüglich beeinträchtigt war.
    "Du wirst hier auch DEN Mann treffen, der die Verhöre im Kerker und die Bestrafung auf dem Marktplatz geleitet hat. Traust du dir zu, die Fragen dieses Mannes erneut zu beantworten?" Er beobachtete ihre Reaktion, um zu erahnen, was sie dachte, bevor sie es sagte. "Oder ist es dir im Zweifel lieber, wenn er dich nicht direkt ansprechen darf, sondern über mich mit dir kommuniziert? Ich stelle dich vor die Wahl, weil mir daran liegt, die Wahrheit zu erfahren und dass du dich traust, die Wahrheit zu sagen."

  • Morrigan die, wie man von ihr verlangt hatte, in der Nähe wartet blickte kurz als ihr Name fiel und trat langsam zu Menecrates heran. Ihren Blick heftete sie auf den Boden, so konnte er wohl auch nicht sehen, wie sie ihre Augen weiteten. Die einzige sichtbare Reaktion war, das sich ihre Hände ineinander verkrampften. Vielleicht hätte sich im Anflug eines letzten Rest Überlebenswillen die Stimme gehoben und gesagt, das sie weder mit Varia noch den Aufständen etwas zu tun hatte, doch dann sprach der Consul weiter. Jetzt fiel ihr Blick auch auf die Männer, die hier im Atrium standen. Unverkennbar waren dies Prätorianer. Ihre Hände zitterten unsicher hob sie den Blick um ihn gleich wieder zu senken. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Hatte sie ein Wahl? „Dominus ..ich...werde die Fragen .. aller Anwesend beantworten.“ Unsicher war sie und dies schwang auch in ihrer Stimme mit, aber sie traute sich nicht zu sagen, dass sie den Fragen von dem Mann der Prätorianer nicht beantworteten würde. Man hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie nur durch ihre Gnade noch lebte und dass sie sie jederzeit wieder holen könnten. Wenn auch die Wunden langsam heilten und zu Narben wurden, waren die Erinnerungen immer noch präsent und ließen sie kaum schlafen. Wahrheit? Dieses Wort schmeckte so bittersüß. Was wahr schon wahr...was gelogen? Wer kannte den Unterschied. Dennoch nickte sie und nur das eine Wort fiel mit einem bitteren Ton aus dem Mund. „Wahrheit.“

  • Die zweite Sitzung begann der junge Flavius zwar weitaus relaxierter als jene am Vortage, doch dafür zeigte sich aufs Neue eine gewisse Konfusion in der Debatte, da einerseitig jene geladene Zeugin diffuse Informationen preisgab, anderseitig die Vertreter der Stadtkohorten sich diverse Wortgefechte lieferten, welche zwar Einblicke in deren jeweilige Probleme gestatteten, dem eigentlichen Ziel der Kommission jedoch nur mäßig zuträglich waren. Die Sympathien des Quaestors schwankten dabei analog zur Relation, welche er zu den jeweiligen Protagonisten unterhielt, denn sowohl erschien ihm der Einwand des Optio adäquat und dessen Empörung verständlich, wie er auch die Zurechtweisung durch den Trecenarius akzeptierte. Alle Parteien hatten ihre Intentionen, doch faktisch entsprach es nicht dem Ziel der Kommission, Verantwortlichkeiten zuzuweisen, weshalb auch Manius Minor jenen Herd nicht weiter befeuerte.


    Stattdessen blickte er auf die Tabula, auf welcher Patrokolos dem Befehl des Consul gemäß den Gedankengang hatte notiert:

    Morde in der Subura


      [*]Motiv: Hass Varias auf Rom
      [*]vgl. Identität der Mordopfer (reiche Bürger)
      [*]vgl. Parolen an den Wänden
      [*]Ziel der Morde: Anstachelung zum Aufstand?


    Selbst aus der knappen Distanz fiel es ihm schwer, die eingekratzten Lettern zu identifizieren, doch im Grunde hatte er ohnehin sich die wesentlichen Fakten eingeprägt. Im Grunde traf die Rückfrage des Petronius doch die Problematik der heutigen Sitzung, denn auch der junge Flavius vermochte nicht recht zu destillieren, welche der Aussagen Quintilia Pinas nun als sachdienlich waren zu ponderieren.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Der Consul begrüßte es, dass sich bisher schweigsame Mitglieder aktiv in die Ermittlungen einbrachten. Er nickte sogar zustimmend. Doch bevor er auf Macers bemerkungen eingehen konnte, antwortete Tiberius.
    "Nichts, was wir festhalten, ist in Stein gemeißelt, deswegen hatte ich gesagt, 'nach bisherigem Kenntnisstand'. Sobald wir auf weitere Erkenntnisse bezüglich des Datums stoßen, ändere ich die Eintragung. Tiberius besitzt den Einblick und hat die Opferliste. Wir gehen also zunächst vom festgehaltenen Datum als Brandherd aus.
    Eine Verschwörung hingegen nimmt einzig der Trecenarius an. Bisher hat sich keines der Ermittlungsmitglieder ebenfalls dafür ausgesprochen. Richtig ist, dass wir zum Beginn des Brandherdes zurück müssen. Den Zusammenhang zwischen den Morden und dem Aufstand hingegen sehe ich als erwiesen an. Es liegt nicht nur eine zeitliche Stimmigkeit vor, sondern vor allem ein Geständnis der Haupttäterin."
    Er nickte nochmals, bevor er sich dem Trecenarius zuwandte.


    "Ich pflichte der Ansicht des Consul bei, dass es bisherig an stichthaltigen Indizien für eine Verschwörung fehlt. Eine Koinzidenz ist immerhin nicht zwangsläufig eine Kausalität."
    , kommentierte er das Resümee des Consul schließlich jenen philosophischen Locus communis, mit welchem gerade die alexandrinischen Naturphilosophen sich befasst hatten. Sein Hinweis traf indessen nicht allein auf die Involviertheit der Helvetii und Sergia Faustas zu, sondern ebenso auf die Morde:
    "Indessen möchte ich auch Purgitius' Fragen unterstreichen: Welche Relevanz besitzen jene Morde für den Aufstand selbst? Wir sollten uns nur dann mit ihnen weiter befassen, wenn sich eine direkte Kausalität feststellen lässt, also etwa die Absicht, durch sie eine größere Zahl an Aufständischen zu generieren."
    Er wies auf die Tabula, wo eben dies war notiert worden.
    "Dies wird aber nur Varia uns beantworten können. Insofern unterstütze ich ihre Befragung, an welchem Ort auch immer."

  • Zitat

    Original von Morrigan
    Morrigan die, wie man von ihr verlangt hatte, in der Nähe wartet blickte kurz als ihr Name fiel und trat langsam zu Menecrates heran. Ihren Blick heftete sie auf den Boden, so konnte er wohl auch nicht sehen, wie sie ihre Augen weiteten. Die einzige sichtbare Reaktion war, das sich ihre Hände ineinander verkrampften. Vielleicht hätte sich im Anflug eines letzten Rest Überlebenswillen die Stimme gehoben und gesagt, das sie weder mit Varia noch den Aufständen etwas zu tun hatte, doch dann sprach der Consul weiter. Jetzt fiel ihr Blick auch auf die Männer, die hier im Atrium standen. Unverkennbar waren dies Prätorianer. Ihre Hände zitterten unsicher hob sie den Blick um ihn gleich wieder zu senken. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Hatte sie ein Wahl? „Dominus ..ich...werde die Fragen .. aller Anwesend beantworten.“ Unsicher war sie und dies schwang auch in ihrer Stimme mit, aber sie traute sich nicht zu sagen, dass sie den Fragen von dem Mann der Prätorianer nicht beantworteten würde. Man hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie nur durch ihre Gnade noch lebte und dass sie sie jederzeit wieder holen könnten. Wenn auch die Wunden langsam heilten und zu Narben wurden, waren die Erinnerungen immer noch präsent und ließen sie kaum schlafen. Wahrheit? Dieses Wort schmeckte so bittersüß. Was wahr schon wahr...was gelogen? Wer kannte den Unterschied. Dennoch nickte sie und nur das eine Wort fiel mit einem bitteren Ton aus dem Mund. „Wahrheit.“


    Sie tauchte auf. Das geschundene Objekt des willfährigen Wunsches. Eine kranke Machtfantasie eines Apparates, der kein Herz hatte. Der Konsul wollte sie schützen. Verus ging über diesen Angriff auf seine Person hinweg. Morrigan war nun wichtig und Verus stellte die anderen Debatten hinten an. Jetzt ging es allein um die Kontrolle dieser Person. Sie dürfte nicht einbrechen aber musste der schönen Linie folgen, die die Prätorianer bereitet hatten. Verus sah sich ganz in seiner Rolle gefangen, dass Morrigan in ihrer Linie blieb. Der Konsul schien dies zu ahnen und wollte sie besonders schützen, was er selbst nicht verstand. Dieser Mann war furchtbar weich und schützte eine Sklavin? Nicht, dass er das nicht auch für Luna und Chyou getan hätte aber in dieser Sache war das anders. Ein Konsul vertrat Rom und Rom sollte nicht derartig weich erscheinen. Das einzige, was diesen Staat zusammenhielt, war Macht. Ausgelebte und dargestellte Macht in Bahnen und Linien. Linien, denen auch Morrigan zu folgen hatte; wie auch Verus. Auch Verus war in dieser Sache unfrei. Mit seinen kalten aber bestimmenden Augen blickte Verus sachlich bewertend zu Morrigan. "Sklavin," grüßte er Morrigan im gleichen Tonfall, wie einst im Kerker. Wieder nahm er ihren Namen fort und wieder spielte er jene Rolle, die ihm als Trecenarius aufgetragen war: das kalte Monster. Eigentlich wollte er so nicht sein aber er musste es sein, um selbst im Apparat der Schatten zu überleben. Diese Sache war kein leichter Gang, auch nicht für den zerrütteten Verus, der noch immer Albträume und Horrorvisionen pflegte. "Konsul," nickte er Menecrates zu, um sich die Zustimmung zum Anbeginn der Befragung zu holen.


    Verus beugte sich herablassend vor und blickte mit einem starrenden Blick auf Morrigan. "Hast du Varia gekannt?" - war die erste schmetternde Frage, als Einleitung einer Reihe von Fragen, die maschinell aus seinem Mund fiel; ohne wirkliche emotionale Beteiligung aber mit einer gewissen Forderung verbunden. Sie konnte nur mit Ja oder Nein antworten und da man sie auf Folgsamkeit konditioniert hatte, würde sie den Worten eines Dominus und insbesondere ihres Angstgegners sicherlich immer entsprechen und folgsam eine Unterwerfung im Worte vollführen. Nicht erneut wollte sie den Horror erleben, den Verus - ohne Wunsch - als Person darstellen musste. Denn durch seine Aufgabe und Zugehörigkeit verband sich mit ihm jene fürchterliche Macht des Kerkers und der Gehirnwäsche. "Hast du Varia Unterstützung gewährt?" - war die nächste Frage, bevor Verus sich wieder in seinen Sedes zurücklehnte. "Hat Varia den Aufstand angeführt?" - eine konkrete Frage, die er etwas in der Stimme anhob, bevor er eine kurze Pause machte, um Morrigan Antwortzeit einzuräumen. Seine Augen ließen nicht von ihr ab.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Eine Verschwörung hingegen nimmt einzig der Trecenarius an. Bisher hat sich keines der Ermittlungsmitglieder ebenfalls dafür ausgesprochen. Richtig ist, dass wir zum Beginn des Brandherdes zurück müssen. Den Zusammenhang zwischen den Morden und dem Aufstand hingegen sehe ich als erwiesen an. Es liegt nicht nur eine zeitliche Stimmigkeit vor, sondern vor allem ein Geständnis der Haupttäterin."


    Zum ersten Teil nickte Macer, denn auch er war von einer Verschwörung bisher keineswegs überzeugt, nach dem, was er hier gehört hatte. Zum zeiten Teil zog er jedoch die Augenbrauen skeptisch nach oben. "Ein Geständnis der Haupttäterin? Mag sein, dass ich das bisher Gesprochene nicht gänzlich korrekt verstanden habe, aber soweit ich es verstanden habe, hat besagte Person zwar die Morde gestanden und von mir aus auch die Anführerschaft des Aufstandes - wobei ich mich nicht erinnern kann, dass wir letzteres bisher explizit festgehalten haben - aber hat sie tatsächlich auch einen kausalen Zusammenhang gestanden und erläutert, worin dieser besteht?" Macer blickte fragend in die Runde, ob ihm irgendjemand etwas mitteilen konnte, was ihm entgangen war. Die große Notiztafel war auf einen schnellen Blick hin keine Hilfe. "Und selbst wenn es einen kausalen Zusammenhang gibt, muss dieser für uns nicht entscheidend sein. Nehmen wir an, sie hat nicht nur aus Hass auf Rom gemordert, sondern auch, weil die Opfer der Vorbereitung des Aufstandes im Weg waren. Dann besteht zweifellos ein Zusammenahng, aber dieser bringt uns bei der Ermittlung nur marginal weiter. Unsere Ursachen müssen wir dann jedenfalls woanders suchen, als bei den Morden."


    Nun noch einmal zu einer weiteren Befragung der Varia zu schreiten, schien einerseits naheliegend. Andererseits hatte Macer die Kommission von Beginn an so verstanden, dass sie alternative Wege gehen sollte. Nun die Arbeit der Stadtkohorten zu wiederholen und mit versammelter Mannschaft in den Kerker zu spazieren, um dort eine Befragung vorzunehmen, schien ihm diesbezüglich nicht das angedachte Mittel zu sein. Daher hielt er sich erst einmal mit einer Äußerung zurück.

  • Eigentlich wollte Menecrates die Sklavin Morrigan erst dann in den Sitzungsraum bitten, wenn alle Rückfragen abgearbeitet waren, die er ja selbst durch Aufforderung initiiert hatte, während er zur Tür schritt. Doch dann erklang in seinem Rücken eine wohlbekannte tiberische Stimme.
    'Da hat es einer aber besonders eilig', dachte er und betrachtete Morrigan, die in der geöffneten Tür stand und nonverbal ihrer eigenen Aussage widersprach, sodass der Consul zweifelnd die Stirn runzelte. Er wollte sich trotzdem auf die Konfrontation zwischen ihr und dem Trecenarius einlassen, doch dann folgte eine Frage der anderen und alle in harschem Tonfall. Eine Befragung unter solchen Bedingungen verfehlte das Ziel und machte keinen Sinn.


    "Tritt ein", sagte Menecrates zu Morrigan, ging voraus und wies ihr den Platz neben sich, damit sie wusste, wo sie hinlaufen sollte.
    "Tiberius, einen Moment, bitte." Der Consul hob abwehrend die Hand und blickte anschließend in die Runde. "Meine Herren. Ich möchte zunächst auf die letzten Wortmeldungen eingehen, bevor ich die Zeugin vorstelle." Zum einen gab es sonst ein Kommunikationsdurcheinander und womöglich geteilte Aufmerksamkeit. Zum anderen verschaffte er Morrigan damit Zeit, sich im Raum zu akklimatisieren.


    "Ich halte es für wichtig, dass jeder seine Wahrnehmung mitteilt, denn wie wir sehen, fällt die unterschiedlich aus. Während Flavius und Purgitius den Zusammenhang zwischen den Morden und dem Aufstand suchen oder sogar anzweifeln, erkenne ich eine direkte Verknüpfung. Aus den anfänglichen Einzelmorden entwickelte sich bei zunehmend kürzeren Ruhephasen zwischen den Morden eine Serie, die schließlich in eine Eskalation mündete. Auch zum Zeitpunkt der Brandschanzungen und Unruhen wurden gezielt wohlhabende Bürger gemordet. Ich denke da nur an meine unmittelbaren Nachbarn, die Gens Tiberia. Möglicherweise sehen deswegen der Trecenarius und ich den Zusammenhang deutlicher, weil wir unmittelbarer betroffen sind."


    Dass sich der Consul nicht grundsätzlich auf die Seite des Tiberiers stellte, machte er nachfolgend deutlich.
    "Meine Herren, sie ist bereits hier, also möchte ich sie euch vorstellen. Unsere Zeugin Helvetiana Morrigan wurde im Zuge ihrer Inhaftierung erneut versklavt. Wie unschwer erkennbar ist, steht sie noch stark unter dem Eindruck der vergangenen Verhöre. Sie hat außerdem körperliche Gewalt und eine öffentliche Maßregelung hinnehmen müssen." Menecrates ging davon aus, dass sich die wenigsten der Anwesenden Morrigans Auftreten erklären konnten, daher wählte er einleitende Worte.
    "In diesem Zusammenhang existiert speziell zwischen dem Trecenarius und unserer Zeugin eine Vorgeschichte, die mich veranlasst, eine abweichende Art der Befragung zu wählen." Er blickte zu Tiberius und fuhr fort. "Vor Gericht", er machte eine Pause, um seinen Worten Wirkung zu verleihen, "und somit auch für uns", wieder unterbrach er sich, um sogleich fortzufahren, "besitzt eine Aussage nur dann einen brauchbaren Wert, wenn sie ohne Suggestion und ohne physische sowie psychische Einwirkungen zustande kommt." Er löste den Blick von Tiberius und sah in die Runde.
    "Ich fungiere in diesem Fall wie ein Puffer. Der Trecenarius wird seine Fragen an mich richten, ich formuliere nötigenfalls um oder gebe sie unverändert weiter. Ich möchte die Wahrheit erfahren. Ich denke, das wollen wir alle."


    Er blickte daraufhin zur Zeugin. "Morrigan, sieh mich an. Wir möchten wissen, ob du Varia kanntest und falls ja, wie du sie kennengelernt hast."
    Sicherlich stellte der direkte Blickkontakt keine Regel im Umgang mit Sklaven dar, aber Menecrates wollte verhindern, dass sich Morrigan durch Tiberius' Auftreten mehr als nötig beeindruckt zeigte. Der Trecenarius strahlte aktuell eine starke Energie aus, die selbst der Consul als unangenehm verspürte.

  • Die Worte des Prätorianers halten durch den Raum, suchten ihr Ziel und fanden es mit einer unglaublichen Treffsicherheit. 'Sklavin!' Morrigan hob den Kopf und zuckte zusammen, als hätte man sie erneut mit einer Peitsche getroffen. Ihr stand der kalte Schweiß auf der Stirn, als sie zusätzlich von dem starren Blick getroffen wurde. Schon prasselte auch schon die Fragen auf sie ein. Gerade als sie ansetzen wollte um ihn mechanisch auf seine Fragen zu antworten gebot der claudische Consul ihm Einhalt. Sie schaute sichtlich verwirrt erst zu Menecrates und dann zu dem Tiberius. Dabei streifte ihr Blick auch die anderen Anwesenden. Auch wenn sie den Petronier und den Flavier als ehemalige Gäste ihres Lupanar erkannte, konnte man in ihrem ausdruckslosen Gesicht kein wiedererkennen sehen. Sie würde – wenn man sie denn fragte auch leugnen diese zu kennen. Auch wenn die Prätorianer ihr ein Geständnis abgepresst hatte. Wer bei ihr ein und ausgegangen war, hatte sie verschwiegen. Sie hatte über keinen ihrer Kunden auch nur ein Wort verloren.
    Sie nahm schweigend den ihr zugewiesenen Platz ein und schaute zu Boden, bis sie aufgefordert wurden den Konsul anzusehen.
    Auch wenn sie den Blick des Trecenarius nicht sehen konnte, so spürte sie ihn doch auf sich ruhen. Ihre Hände waren zitternd ineinander verkrampft, so dass das weiße an den Knöcheln hervortrat.
    Sie musste ein zwei mal ansetzen bevor sie sprechen konnte, denn die Angst raubte ihr den Atem. So war ihre Stimme wohl auch eher leise und brüchig. „Ja Dominus ich kannte Varia. Sie begleitete Helvetius Verus als er mich gekauft hat und brachte mich auf dessen Landgut außerhalb der Stadt.“
    Unsicher stoppte sie hier hier Aussagen und sah – auch wenn die Anweisung anders lautete – zu dem Trecenarius um sich rückzuversichern. Sie hatte furchtbare Angst etwas falsches zu sagen. Sie hatte Angst, dass er seine Ankündigung wahr machte das man sie jederzeit wieder holen könnte.

  • Verus beobachtete seine einstige Gefangene mit durchdringenden und sinistren Augen, bevor er sich entschied, dass dieses Spiel im Sinne der Prätorianer zu verlaufen hatte und auch würde. Mit seinen Augen hielt er Morrigan fixiert und nahm sich mit seinen freien Händen jeweils einen Becher und eine Karaffe, um sich provokant Wein einzugießen. Ein rauschendes Geräusch entstand. Mit einem halblauten Ton stellte er die Karaffe auf den kleinen Beistelltisch zurück und lehnte sich sanft in seinen Sedes zurück, um aus dem Becher zu trinken. Seine Augen verließen Morrigan nie; ebenso wenig seine Ohren, die aufmerksam jedes Wort vernahmen. Er würde ihr zu verstehen geben, was erlaubt war und was nicht. Sie kannte die Regeln. Man hatte ihr diese Regeln eindringlich erläutert und sie darauf konditioniert. Sollten sie ihre Fragen stellen, Verus würde seine Antworten erhalten.

  • "Gut", erwiderte Menecrates, als Morrigan endete. Zum einen, um ihr eine positiv klingende Reaktion zu zeigen und zum anderen, weil er nicht am Wahrheitsgehalt der Aussage zweifelte. Natürlich bemerkte er, wie sie immer wieder zu Tiberius hinsah, und auch wenn er wusste, dass dies für sie keineswegs hilfreich war, mahnte er sie nicht noch einmal. Eine Zeugin, die von zwei Seiten unter Druck stand, war letztlich in seinen Augen nicht zu gebrauchen.
    Er unterließ es ebenfalls, Tiberius um etwas mehr Zurückhaltung zu bitten. Letztendlich besaßen alle Kommissionsmitglieder Augen im Kopf und mochten eigenständig beurteilen, ob Morrigans Aussagen als frei und glaubhaft oder einstudiert zu bewerten waren.


    "Als nächstes wüssten wir gerne, von wann bis wann du im Kontakt mit ihr gestanden hast und wie sich dieser Kontakt gestaltet hat. Darüber hinaus wüssten wir gern, wie Varia aufgetreten ist. Erzähl uns, was für Einstellungen sie pflegte, mit wem sie Kontakt hielt, was sie freute, was sie verärgerte usw. Erzähl uns, was dir alles über sie einfällt.“ Vielleicht ergaben sich dadurch weitere Ansätze, mit welchem Motiv Varia unterwegs war, als sie mordete.

  • Keine Reaktion. War das nun gut oder schlecht? Sie wusste es ist. Es verunsicherte sie noch mehr. Sie blickte wieder zum Consul. So sah sie auch nicht das es Wein war, der eingeschenkt wurde. Das plätschernde Geräusch aber nahm sie wohl wahr. Wieder eines dieser Dinge, die sie sofort wieder in die Situation des Kerkers zurückwarfen. Wie oft hatte sie sie mit Wasser gefoltert? Sie mit eiskaltem Wasser übergossen oder ihr ein Tuch übers Gesicht gelegt, dieses mit Wasser übergossen, so dass sie keine Luft mehr bekam. Sie hatte ihr deutlich gemacht, dass sie nur atmen würde, wenn sie es wollten. Unwillkürlich schnappte sie auch jetzt nach Luft, denn allein dieses Geräusch bewirkte, dass sie Atemnot bekam.
    Sie musste sich zusammennehmen, damit sie die nun gestellte Frage des Claudiers erfassen und verarbeiten konnte. Fieberhaft überlegte sie. Bis sich schlussendlich zu dem Schluss kam, dass sie wohl einfach erzählen musste. Wenn sie etwas falsches sagte, dann würde man es ihr wohl zu verstehen geben. „Ich hatte von da an losen Kontakt zu ihr. Sie war die Sklavin des Commodus und ich die Klientin des Varus. Beides Helvetier und verwandt. Beide verkehrten in einem Lupanar. Varia begleitete ihren Dominus des öfteren.“ Sie machte immer wieder kurze Pausen während sie sprach. Auch wenn sie nicht zu dem Tiberius blickt, sonder den Consul ununterbrochen ansah, versuchte sie eine Reaktion von diesem zu erfassen. „Der Kontakt mit ihr beschränke sich darauf, dass ich ihr eine Platz in der Culina anbot, während ihr Dominus sich bei uns vergnügte. Ich lerne sie als ruhig und in sich gekehrt kennen. Sie hielt sich zumeist im Hintergrund und beobachtet. Sie war überlegt und kontrolliert. Ich habe sie nie impulsiv erlebt.“ Wieder lauschte sie, bevor sie weitersprach. „Sie war Commodus ergeben – verpflichtet wie sie es nannte. Ich weiß nicht ob sie es mir oder einem meiner Angestellten gegenüber mal erwähnt hatte. Aber sie fühlte sich an einen Schwur gebunden, den nur der Tod lösen konnte. Soweit ich weiß hegte sie keine Sympathien für ihren Dominus, hätte aber jeden seiner Befehle widerspruchslos ausgeführt. Aber nur seine. Sie ließ sich von keinem anderen etwas befehlen.“ Wieder legte sie eine kurze Pause ein. „Die beiden Helvetier verschwanden dann fast zur selben Zeit. Da Commodus ihr aufgetragen hatte, dass sie sich um das Haus kümmern sollte tat sie genau dies. Als das Geld ausging suchte sie nach einer Einnahmequelle und fand diese bei den Kämpfen, die regelmäßig in der Subura stattfinden. Sie nahm an diesen teil, gewann viele Kämpfe, verlor aber auch einige. Aber ihr Stil, ihre Kampfgeist und ihre Art brachte ihr einiges an Respekt in der Subura ein.“ Hier musste Morrigan auf Hörensagen zurückgreifen, denn sie selbst hatte nie derartige Kämpfe besucht. „Sie verschwand dann eine ganze Zeit. Viele dachte schon, dass ihr Dominus sie hat rufen lassen. Wie sich später herausstellte, war aber ein neuer Helvetier in der Stadt aufgetaucht. Dieser hat versucht sie zu kontrollieren, das ging wohl gründlich schief und sie soll versucht haben zu fliehen. Dabei so erzählt man sich sei sie von einer Mauer gestürzt und habe ihr Gedächtnis verloren. Das wiederum wurde wohl ausgenutzt und man erzählte ihr sie ein eine einfache Sklavin. Als die Erinnerung zurückkam bei ihr war sie wütend. Wütend auf alle die sie belogen haben, wütend auf Rom, auf die Sklaverei und wohl auch auf sich selbst. Sie kehrte in die Subura zurück und nahm wieder an den Kämpfen teil. Dieses mal jedoch an jene wo nur der Sieger die Kampfarena lebend verlässt. Beobachter dieser Kämpfe sagten, dass sie ungewöhnlich aggressiv kämpft fast so als suche sie den Tod.“ Wieder gönnte Morrigan sich eine Pause und atmete tief durch. Ihr wurde kein Einhalt geboten, also sprach sie weiter. „Es muss wohl nach einem dieser Kämpfe gewesen sein, als sie die ersten Römer in der Subura ermordete. Gerüchte sagen, dass ein Bäcker, ein Fleischer oder war es ein Schmied?“ Morrigans Erinnerungen waren etwas eingetrübt. „Auf jeden Fall waren es wohl drei die eine Tavernenbedienung auf dem Heimweg belästigten. Sie sollen durch gezielte Stiche getötet worden sein. In den folgenden Wochen wurden immer mal wieder Leichen gefunden auf die selbe Art und Weise getötet, aber es gab eine Gemeinsamkeit. Sie hatten wohl alle ein Schmuckstück in der Kehle. In der Subura verbreiteten sich Gerüchte, das eine von Gottgesandte sich derer annimmt, die von den Römern unterdrückt werden. Irgendwann tauchten dann auch die Aufrufe an den Wänden auf. Immer mal wieder hörte man, dass sich Gruppen um dies Gottgesandte trafen, es brodelte etwas in der Subura. Ich hörte immer mal wieder wie Bewohner der Subura sagten. Sie wird uns von dem Joch befreien. Das letzte mal als ich Varia sah, war an dem Tag, als die Kämpfe in der Subura stattfanden. Tomides, der Teilhaber meines Lupanar wurde von dem Aufständischen zusammengeschlagen. Als ich ihn ins Haus holte. Sah ich sie in voller Rüstung und sie hielt eine Rede. An die Worte erinnere ich mich genau.
    Säubert die Straßen von dem römischen Abschaum. Römer sind es die unseren Zorn heute zu spüren bekommen Sollen. Römer sind es die uns unterdrücken und erniedrigen. Römer sind es, die uns behandeln wie Vieh. Also schlachten wir sie heute ab wie Vieh. Für die Freiheit! Heute sind wir die Herren. Heute ist der Tag an dem wir uns gegen die Unterdrücker auflehnen. Heute ist unsere Stunde gekommen. DAS HEER DER SKLAVEN IST ERWACHT!

    Morrigan hatten sich jene Worte ins Gedächtnis eingebrannt. Und dann setzte sie noch hinzu. „Ich sah die Frau noch nie so gelöst. Sie wirkte, als sei eine Last von ihr gefallen.“

  • Verus war ungehalten. Nicht über ihre Aussage, sondern über die mangelnde Selbstbezichtigung. Denn es war ihm wichtig, dass auch Morrigan an dieser Deliktkette beteiligt war. "Ich möchte anmerken, dass diese Sklavin vor uns, Varia Unterschlupf gewährte und zumindest diverse Unterstützungsleistungen, wie Nahrung und Kleidung anversorgte," stellte der Prätorianer fest und blickte eindringlich zu Morrigan, damit diese seine Aussage bestätigen würde. "Auch möchte ich festhalten, dass Varia in ihren Ausführungen als Gottgesandte beschrieben wurde. Damit ist wohl der Christengott gemeint. Denn diese Sekte wartet auf einen Gesandten, der sie erlöst," schloss Verus und blickte dann zum Konsul.

  • "Gut, aber uns interessiert nicht, was diese Zeugin selbst getan hat. Sie steht hier als Zeugin, nicht als Angeklagte", wiegelte der Consul den ersten Einwand ab. Interessant war allerdings der zweite Teil und dem musste Menecrates nachgehen. "Morrigan, hast du Varia im Umgang mit Christen gesehen oder davon gehört?"
    Viele Aspekte in Morrigans Aussage bestätigten die vorläufigen Ergebnisse der Kommission und gespannt erwartete Menecrates die weiteren Ausführungen.

  • Noch bevor der Consul eingreifen konnte Antwortete Morrigan auf die erste Anmerkungen hin automatisch, so wie man sie gedrillt hatte. „Ja ich habe sie unterstützt“ Ihre Stimme klang mechanisch, dass gesagt klang einstudiert. Sie wusste wohl, dass sie sich damit erheblich selbst belastet Sie wusste aber auch, dass wenn sie es nicht tat ihr Leben verwirkt war. Und die Folterer hatten ihr einen lange qualvollen Tod in Aussicht gestellt.
    Dann hielt sie inne, denn der bremste den Tiberius ein.Nun aber stellte der Claudier seinerseits eine Frage, die auch der Prätorianer schon gestellt hat.
    „Gesehen habe ich nicht ob sie Umgang mit ihnen hatte, aber viele Christen schlossen sich ihr an.“ sagte sie also auf die Frage des Consul hin.

  • "Du hast nicht gesehen, dass sie Umgang mit Christen hatte", wiederholte Menecrates. "Woher beziehst du dann das Wissen, dass sich ihr viele angeschlossen haben?" Der Consul entschied, lieber knapp und ohne große Verzögerung zu fragen. Er wollte sowohl ein Nachdenken bzw. Ausdenken verhindern als auch eine Beeinflussung durch den Trecenarius.

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