Tablinum | Sitzungsort der Ermittlungskommission

  • Menecrates wandte noch einmal den Kopf Richtung Tiberius, bevor der Protokollvortrag begann, denn eine Erwiderung schien ihm unumgänglich.


    "Es ist sogar von essentieller Bedeutung, ob die Christen führend waren oder nicht, denn wir suchen hier die Ursache des Aufstands, um genau dieser entgegenwirken zu können. Letztendlich müssen die Maßnahmen der Ursache genau angepasst sein, wenn sie Wirkung zeigen sollen."
    Anschließend setzte er sich zurecht und erwartete die Vorlesung.

  • Verus sah einen kleinen Disput mit dem Konsul. "Die Ursache ist wichtig und auch die Gegenwehr gegen diese aber die Christen als gesonderte Größe werden in ihrer Wichtigkeit nicht geringer," kommentierte der Trecenarius bitter und wartete nun selbst auf die Verlesung des Protokolls. Verus war im klaren Auftrag hier: Die Prätorianer brauchten diese Verfolgung, um ihr eigenes Versagen mit blankem Aktionismus zu vertuschen. Die Christen eigneten sich ohnehin, aus bekannten Gründen und somit war die Entscheidung innerhalb der Führung der Prätorianer längst in diese Richtung gefallen. Die Prätorianer brauchten keinen Grund, um sie zu hassen, sondern taten es einfach aus (un)vernünftiger Erwägung.

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Als Menecrates nach Ablauf der Pause feststellte, dass er noch immer keine ausreichende Ordnung in seine Gedanken gebracht hatte, fasste er einen Entschluss. Er rief die Kommission zusammen und verkündete: "Ich breche an dieser Stelle die Arbeit für heute ab. Wir treffen uns morgen zu gleicher Stunde wie heute und setzen die Befragung fort bzw. beratschlagen über die nachfolgende Befragung der Varia. Ich wünsche einen guten Heimweg."
    An Tiberius gewandt fügte er an: "Ich regele meine Angelegenheiten am liebsten selbst, aber danke für dein Angebot." Es klang nicht unfreundlich, aber erschöpft.


    Morrigan entließ er nicht. Erst als alle Kommissionsmitglieder die Villa verlassen hatten, wandte er sich an sie. "Ich sehe dich in Kürze in meinem Arbeitszimmer." Dann verließ auch er das Tablinum.


    Nachdem Morrigan hereingeführt wurde, gab Lucius erst einmal Ruhe - er kannte sie nicht und war tatsächlich gespannt, was sie berichten konnte. Tatsächlich war manches interessant: Ihre Kampffähigkeiten deckten sich mit dem, was er von ihr während des Aufstands gesehen hatte. Der Schlag auf den Kopf klang aus medizinischer Perspektive auch plausibel - bei seinen medizinischen Vorlesungen in Alexandria hatte er auch gehört, dass heftige Schläge auf den Kopf die Persönlichkeit eines Menschen verändern konnten.


    Als der Tiberier dann wieder den Verdacht in Richtung Christianer lenkte, runzelte er die Stirn. Die Classis hatte gelegentlich auch Sicherheitsaufgaben in Alexandria wahrgenommen und da es eine Menge Juden und Christianer in der Stadt gab, hatte er zwangsläufig auch mit ihnen zu tun gehabt. Sie waren noch viel abergläubischer als die römischen Religiösen - es mochte zwar rationaler sein, von einem einzelnen Gott auszugehen (das taten ja auch die meisten Philosophen), aber die Juden und Christen ließen sich von ihrem Gott nicht nur den Kult vorschreiben, sondern auch was sie aßen, was sie taten und wann sie arbeiten durften! Und das, obwohl sich ihre Götter empirisch als ziemliche Schwächlinge entpuppt hatten - der Tempel der Juden stand nicht mehr und der Gott der Christen war irgendwie hingerichtet worden. Zwar behaupteten sie, er wäre von den Toten auferstanden und dann direkt in den Himmel geflogen, aber so einen Schwachsinn glaubte nun wirklich niemand.


    Was aber Lucius nicht glaubte war, dass diese Christianer glaubten, dass ihr Schwächlings-Gott in einer Amazone wiederkehrte. Das war eine jüdische Sekte und Frauen hatten bei den Juden eine noch schwächere Stellung als in Rom - und selbst hier klang es absurd, eine Revolution unter Führung einer kämpfenden Frau zu beginnen!
    Dass ausgerechnet die Prätorianer immer wieder in diese Richtung drängten, konnte nur eines bedeuten - das alles war ein Vorwand! Genauso wie der Versuch, die CU dafür verantwortlich zu machen, dass die Speculatores die Vorbereitungen des Aufstands nicht bemerkt hatten!


    Bevor er allerdings weitere kritische Fragen stellen konnte, beendete der Consul die Sitzung. Der Tribun erhob sich und verließ die Veranstaltung ohne sich zu verabschieden - diese ganze Geschichte kam ihm zunehmend als Zeitverschwendung vor, solange dieser Tiberier die ganze Veranstaltung so dominierte...

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    Klient - Herius Claudius Menecrates

    DECURIO - MOGONTIACUM

    MUNICEPS - MOGONTIACUM

  • Nach dem minimalen Disput zwischen Tiberius und Claudius hinsichtlich der Bedeutung der christianischen Partizipation, in welcher der Trecenarius zu offenbaren schien, dass seine Schlüsse aus den Geschehnissen bereits gezogen waren und diese das Blut der Christen forderten, ergriff der junge Flavius endlich das Wort, um wie offeriert ein Resümee seines Protokolles vorzutragen, wozu er sich dem Oratorenbrauche gemäß erhob:
    "Wir hörten gestern zwei Zeuginnen des Sklavenaufstandes, welche der Consul selbst zu befragen angeregt hatte: Quintilia Pina und Helvetiana Morrigan."
    Er vermochte nicht recht zu sagen, ob eine Libertina, welche wieder versklavt worden war und zudem ihren Besitzer gewechselt hatte, ihres Gentilnomen, der ja von dem ihres Herren differierte und zudem Ausweis ihrer Freiheit war, verlustig ging, da ihm kein derartiger Präzedenzfall bekannt war, doch behielt er vorerst diese offiziöse Nomenklatur, unter welcher auch er sie kennen gelernt hatte.
    "Quintilia Pina offerierte uns insonderheit Informationen über den Hintergrund der Rädelsführerin Varia, über welche sie dank einer losen Bekanntschaft mit ihr verfügte. Quintilia sagte weiterhin aus, dass Varia keine sonderliche Neigung zu ihrem Besitzer Helvetius Commodus verspürt hatte, sich jedoch durch einen Eid an ihn gebunden glaubte. Weiterhin berichtete sie von persönlichen Gunsterweisen, die Varia ihr und ihren Anverwandten erwiesen hatte, konnte indessen keine Relationen der Täterin zu Sergia Fausta oder einer größeren Verschwörung konfirmieren.
    Die bisweilen recht vehemente Debatte, welche Octavius Maro und die Zeugin, respektive der Trecenarius geführt hatten, verschwieg der Quaestor tunlichst, da erstlich ihm dies als nicht sonderlich rühmliches Betragen der Disputanten erschien, zu denen er doch eine gewisse Zuneigung verspürte, zum Zweiten jedoch der Consul selbst konfirmiert hatte, dass die Versäumnisse der Cohortes Urbanae oder anderer mitnichten den Gegenstand dieser Kommission bildeten.
    "Nach Entlassung der Zeugin erörterten wir intern die Schlüsse, welche aus den bisherigen Informationen zu ziehen seien. Der Theorie einer Verschwörung hinter dem Sklavenaufstand, als deren Initiatoren Sergia Fausta, Helvetius Commodus und Helvetius Varus diskutiert wurden, scheint niemand von uns mehr anzuhängen, da sämtliche Indizien gegen diese Kausalität sprechen. Inwiefern die dem Aufstand vorgängigen Morde in der Subura hingegen zur Klärung der Hintergründe des Aufstandes selbst von Bedeutung seien, diesbezüglich verblieben die Meinungen different. So scheint es indubitabel, dass Varia als Urheberin beider Verbrechen zu betrachten ist, zumal diesbezüglich ein Geständnis vorliegt, ebenso fallen die Morde und aufrührerische Parolen in der Subura zusammen. Entsprechend erachten der Consul sowie der Tiberius eine Beachtung dieses Konnexes weiterhin für erheblich, während jedoch Consular Purgitius und meine Wenigkeit noch zweifeln, inwiefern zwischen den Morden selbst und dem Ausbruch des Aufstandes eine innere Kausalität zu erkennen ist."
    Der Quaestor hielt für einen Augenblick inne, um dem Auditorium das Erfassen seines Berichtes zu ermöglichen, ehe er fortfuhr:
    "Als zweite Zeugin wurde sodann Helvetiana Morrigan befragt. Nach einer kurzen Vorstellung durch den Consul als neuerlich versklavte Freigelassene, die direkt aus dem Kerker der Castra Praetoria zu ihm gelangte, erklärte er einen gesonderten Befragungsmodus, in welchem er als Vertrauensperson der Sklavin sämtliche Fragen persönlich zu formulieren wünschte.
    Auf diverse Fragen hin berichtete Morrigan sodann von ihrer ebenfalls längeren Bekanntschaft mit Varia. So sei Varia als Custos Corporis ihres Herrn Helvetius mehrere Male in ihrem Lupanar zu Gast gewesen und in der Küche diverse Gespräche mit ihr geführt. Nach dem Verschwinden ihres Herrn habe sie dessen Haushalt geführt und sich im Rahmen von Wettkämpfen in der Subura in der Plebs einen Namen gemacht. Als einen biographischen Wendepunkt benannte sie sodann einen Unfall, aus dem eine Amnesie hervorging, die ungenannte Personen ausnutzten, um sie sich dienstbar zu machen. Als ihr Gedächtnis zurückkehrte, habe dies einen Hass gegen sämtliche Römer und Sklavenhalter insbesondere entfacht, woraufhin augenscheinlich sie mit den bereits vielfach disputierten Morden begann.
    Weitere Fragen wandten sich sodann der Partizipation der Christen an dem Aufstand zu. Nach einigem Zögern berichtete Morrigan diesbezüglich von einem profunden Anteil an Christen in der Führung und Durchführung des Aufstandes, offenbarte jedoch zugleich sich selbst als Anhängerin dieser Sekte. Der allgemeinen Verwunderung folgend beendete der Consul daraufhin die Sitzung."

    Auch in diesem Punkt verschwieg Manius Minor diverse vereinzelte Wortbeiträge und Stimmungen, um den Fokus des kommenden Gespräches in geordnete Bahnen zu lenken.

  • Macer hielt die Augen leicht geschlossen, um sich auf den Vortrag des Protokolls zu konzentrieren und nickte an einigen Stellen leicht, wenn sich die Anmerkungen in besonders hohem Maße mit seiner Erinnerung deckten. Nach dem Ende der Verlesung wollte er schon zu einer Antwort ansetzen, als ihm einfiel, dass ja insbesondere noch die Frage nach der Vernehmung der Varia im Raum stand, zu der er sich auch noch nicht in dieser Runde geäußert hatte. Also hielt er noch einmal einen Moment inne, um seine Antwort umzuformulieren, um dieser offenen Frage besser gerecht zu werden.


    "Vielen Dank für die sorgsame Protokollführung", begann er. "Wenn wir über eine gemeinsame Strategie für eine Befragung der Varia beraten wollen, so interessieren mich weniger ihre persönlichen Beweggründe, als vielmehr ihre Wahrnehmung des Nährbodens, auf den ihre Ideen fielen. Dass wir in ihr die Täterin der Morde und auch eine Miturheberin des Aufstandes vor uns haben, daran besteht wohl wenig Zweifel, aber es besteht für mich auch kaum mehr Zweifel daran, dass es bei ihr sehr persönliche Gründe waren, die sie zu ihren Taten trieben. Aber aus einem persönlichen Hass wird selten ein großer Aufstand, wenn er nicht auf einen geeigneten Nährboden fällt, möchte ich meinen. Oder umgekehrt: Rom ist einfach zu groß, um selbst bei sorgfältigster Führung zu verhindern, dass es immer wieder Einzelne geben wird, die aus persönlichen Gründen großen Hass entladen möchten. Was man jedoch meines Erachtens durch eine umsichtige Politik sehr wohl verhindern kann, ist die Existenz eines Nährbodens, auf dem der Hass eines Einzelnen zu einem Flächenbrand wird. Ich glaube, es wäre daher ein gutes Ergebnis für diese Kommission, wenn wir dem Senat darlegen können, welchen Nährboden Varia vorgefunden hat und wieso dieser geeignet war, aus ihrem Hass einen Aufstand werden zu lassen. Denn daraus wird man ableiten können, was zu tun ist, um ein weiteres Ereignis derselben Art zu verhindern", legte Macer seine Schlussfolgerung aus der bisherigen Arbeit dar. "Im übrigen fände ich es äußerst hilfreich, wenn wir weitere Zeugen finden und befragen könnten, die uns Auskunft über die Stimmung in der Subura und anderen Teilen Roms geben könnte, wie sie in jenen Tagen und auch den Wochen davor herrschte."

  • Auf die Einordnung der 'gesonderten Größe der Christen' konnte sich der Consul einlassen. Dieser Punkt stand außer Frage. Trotzdem suchte die Kommission nach mehr als nur gesonderten Größen und um wieder ins Fahrwasser zu kommen, stellte die Verlesung des Protokolls eine hervorragende Lösung dar.
    Menecrates hörte aufmerksam zu, während sein Blick einen imaginären Punkt auf der gegenüberliegenden Wand fixierte. Die Sinne, bis die auf das Gehör, schränkte er so gut es ging ein. Als sich Purgitius nach dem Verlesen positiv über die Protokollführung äußerte, nickte der Consul zustimmend.
    "Und eine angenehme Form des Vortragens", warf er ein, bevor er den Ausführungen des Cosnsulars folgte.


    Inhaltlich befand er sich im Groben auf gleicher Linie mit den gehörten Aussagen. Ursprünglich interessierten ihn Varias Motive, jetzt wollte er einen Schritt weitergehen.
    "Ich sehe das ähnlich wie Purgitius. Varias Motive haben sich als sehr individuell herausgestellt und können unmöglich auf die breite Masse der Aufständischen angewendet werden. Entweder ließen sich die meisten mitreißen, weil sie generell unzufrieden waren oder es liegen weitere Motive vor, auf die wir bisher nicht gestoßen sind. Eine Vernehmung weiterer Zeugen aus dem Milieu halte ich für sinnvoll. Ich bemühe mich, zu einer der nächsten Sitzungen Zeugen zu präsentieren.


    Ich frage mich, ob uns Varia eine klare Sicht des Nährbodens liefern kann. Wir wissen nicht einmal einzuschätzen, in welchem Zustand sie sich befindet. Vielleicht sind ihre Wahrnehmung und Erinnerung inzwischen getrübt. Vielleicht verschlechtert sich von Tag zu Tag ihr Zustand, während wir uns Strategien überlegen."
    Er blickte in die Runde, um die jeweilige Haltung zu diesem Thema zu erahnen.
    "Ich möchte anregen, einen kurzfristigen Termin für die Befragung im Kerker anzuberaumen. Ich für meinen Teil benötige keine Strategie, bevor ich nicht weiß, was ich überhaupt vorfinde. Ich denke, wir sind erfahren genug, aus der Situation heraus Befragungsstrategien zu entwickeln. Ich fürchte ohnehin, dass wir zur Improvisation gezwungen sind."

  • Da sich keinerlei Gegenstimmen regten, obwohl der Consul genügend Raum und Zeit dafür eingeräumt hatte, wandte er sich an den Trecenarius.
    "Tiberius, ich möchte dich bitten, uns zeitnah - heute oder in einer der nächsten Sitzungen - einen Termin zu benennen, an dem wir die Varia befragen können."


    Sim-Off:

    Ganz toll wäre ein hier geposteter Link in den Kerker. :)

  • Verus seufzte, da er dies wieder viel Arbeit bedeuten würde. Varia musste hergerichtet werden, damit die Bearbeitung der Prätorianer nicht allzu erkenntlich wurde. Sachlich betrachtet war dies wieder eine sehr pragtische Arbeit, die aber auch eine Menge Papyrus verlangte. Aber gut, dem Wunsch musste entsprochen werden.


    "In zwei Tagen in der Castra Praetoriae. Ich führe euch direkt zum Kerker der Gefangenen. Sie ist dort angekettet aber ich bitte darum, dass meinen Anweisungen vorort folge zu leisten ist," erklärte der Trecenarius. "Das ist ein Sicherheitsbereich und Varia ist gemeingefährlich."


    Sim-Off:

    Ihr könnt einfach starten. :D

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