Beiträge von Quintus Redivivus Sabinus

    Sie waren jetzt schon eine ganze Weile gelaufen. Ein ordentlicher Teil lag aber noch vor ihnen. Sabinus begann, seine Beine zu spüren. Dies war der Punkt, an dem normalerweise seine körperlichen Empfindungen seinen Emotionen weichen mussten, doch nicht heute. Heute fragte er sich, wie es Valerian erging. Nun, bis jetzt hatte er ziemlich was geleistet. Wenn er bei der Rekrutierung nicht besonders trainiert gewesen war, musste dies auf die vielen Übungen in der Grundausbildung zurückzuführen sein.
    Sabinus fiel noch was zu sagen ein. "Die Temperatur ist auch wichtig. Im Sommer ist es am Tag durch in aller Regel viel zu heiss um zu Laufen, während eiskalte Winterluft untrainierten Lungen manchmal schaden kann. Doch jetzt ist es ideal. Man sollte am Anfang etwas frieren. Die Luft kühlt dann einen ab, was die Ausdauer erhöht..."

    Zusammen mit den Kameraden betrat Sabinus die Taverne und blickte sich um. Sie sah recht gemütlich aus. Vereinzelte Gäste sassen an Tischen und tranken oder verpflegten sich. Keiner sah besonders finster oder auffällig aus. Gut so, dachte er.
    Sabinus hatte diese Taverne gar nicht gekannt. Nun, er war schon lange nicht mehr hier gewesen, und die Taverne lag nicht gerade an exponierter Lage am Rand der Hauptstrasse.
    "Sieht gemütlich aus", meinte er. Nachdem Drusus sie hierhergeführt hatte, übernahm Sabinus zumindest für die letzten paar Meter die Führung und suchte sich einen Tisch. Er war etwas weiter hinten im Raum, wo man ungestört feiern konnte. Er setzte sich in den Ecken, sodass er den Raum im Überblick hatte und gab dem Wirt ein Zeichen, auf dass dieser sein Schankmädel schickte.
    "Kannte ich ja noch gar nicht, diese Hütte." sagte Sabinus amüsiert. In der Tat war sie recht geräumig, mit einigen grösseren und kleineren Tischen aus Holz der örtlichen Wälder im Raum verteilt. Überall brannten Kerzen und Öllampen, um die dunklen Wintertage aufzuhellen. Es roch nach Essen und Sabinus bekam Hunger. Nun, da sie seine Beförderung feiern wollten wollte er sich jetzt nicht lumpen lassen. :D

    "Salvete Leute", sprach Sabinus als seine beiden kameraden aus dem Dunkel auftauchten und sie ablösen wollten. Das durften sie natürlich sofort.
    "Nun ja... dann friert mal schön", meinte Sabinus grinsend als er sich bewegte. Seine Füsse waren richtig eiskalt, höchste Zeit etwas herum zu gehen. Er spielte schon mit dem Gedanken, ein paar schnelle Runden zu laufen, doch im Dunkeln konnte dies vielleicht problematisch werden, und er verwarf den Gedanken wieder.
    "Mach du das", meinte Sabinus zu Sergius. Er würde solange auf ihn warten und abwechselnd seine beine heben um sie aufzuwärmen. Doch allzu viel Zeit geben würde er ihm nicht... Geschichten nach, die er gehört hatte, waren einsame Wachposten, die sich erleichterten bevorzugte Opfer von hinterhältigen Angriffen... Sabinus bezweifelte nicht deren korrekten taktischen Inhalt, doch er glaubte nicht daran, dass heute Nacht etwas passieren würde. Vermutlich ist es sogar den Barbaren zu kalt..., dachte er grummelnd.

    Sabinus hatte sich auf den Anbruch der Nacht ordentlich ausgerüstet und schlang das Sagum und den Schal dicht um sich. Es würde kalt werden heute Nacht.
    Er blickte hinauf zum Himmel. Die Wolkendecke war relativ dicht, hin und wieder waren sporadisch Löcher darin zu erkennnen. Sabinus meinte zu sehen, dass am Horizont der Himmel etwas aufklarte. Hoffentlich würde es morgen nicht mehr regnen.
    Er stand neben Sergius.
    "Primus schafft das schon...", meinte er. Sabinus stufte ihn als recht zähen und leistungsfähigen Soldaten ein. Doch er war froh, dass er nicht den Ritt übernehmen musste. Primus würde morgen vermutlich ziemlich müde sein.
    Sabinus blickte hinaus auf die dunkle Landschaft und er atmete tief die Luft ein. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie die Wachen wechseln konnten. Er dachte nach. Über das, was er heute gehört hatte. Darüber, was in den nächsten Tagen und Wochen noch geschehen würde...
    "Bald können wir uns die Füsse vertreten...", sagte Sabinus mit einer gewissen Erleichterung. Seine Zehen waren mittlerweile beinahe eingefroren, hatte er das Gefühl.

    "So ist es" sprach der Redivivier kurz und zeigte die Wachstafel der diensthabenden Wache.


    Ausgangsgenehmigung



    Hiermit gewähre ich den Legionären Iulius Drusus, Quintilius Valerian und Redivivus Sabinus den heutigen Abend lang Ausgang in Mogontiacum. Die Legionäre haben vor Schlafenszeit zurück zu sein. Wiedrigkeiten oder betrunkener Zustand sollen umgehend gemeldet werden.



    ANTE DIEM IX KAL DEC DCCCLVII A.U.C.


    Servius Artorius Reatinus


    Sabinus erwartete keine Komplikationen, er durfte die Wachstafel einfach nicht in der Taverne liegen lassen...

    Sabinus' Intuition hatte sich wieder einmal bestätigt. Was konnte ein Optio am Abend denn auch anderes verlauten lassen als die Wacheinteilung? Doch immerhin konnten sie die erste Wache übernehmen.


    Zitat

    Original von Gaius Terentius Primus
    Marcus Plinius Sergius
    Dann stehe ich zuerst am Tor,...wer macht mit mir die erste Torwache?


    Sabinus meldete sich gleich. "Von mir aus gern..." Er war gerade noch warm vom Laufen, ausserdem hatte sowieso jeder 1 1/2 Stunden bewegungslos auszuharren.
    Ein wenig stank es Sabinus, Wache schieben zu müssen. Doch das gehörte nun mal zum Legionärsalltag. Und einerseits konnte er sich bereits auf das Bett freuen, und andererseits war ein potentieller Zwischenfall so früh nicht sehr warscheinlich. Was blieb ihm also übrig? Er fügte sich seinem Schicksal.
    Der Anbruch der Nacht würde nicht mehr lange auf sich warten lassen...

    Der Befehl des Optios, den auch Sabinus vernahm, vermieste ihm schlagartig seine Laune. Etwas unverständlich vor sich hin grummelnd erhob er sich und warf den Mantel wieder um sich.
    Gemeinsam mit seinen Kameraden trat er an und sein Gesicht versteinerte zu jenem emotionslosen Ausdruck, welchen er immer bei Appellen aufsetzte. Zum Glück regnete es nicht mehr richtig, es nieselte es noch, aber es zog vorüber. Dafür wurde der Wind stärker. Sabinus fror nicht, doch er zog vorsorglich das Sagum etwas enger an sich.
    Dann wartete er ab, was der Optio zu bieten hatte.

    "Danke...", sagte Sabinus und nahm die gefüllte Schüssel zu sich. Er probierte erst, bevor er Antwort auf die nächste Frage gab.
    "Nun ja... weiss nicht obs euch gefallen wird... Im Prinzip siehts so aus: Es sind wohl mehr Banditen als angenommen... sie sind vermutlich recht beweglich in ihren Gruppen... die hiesige Bevölkerung kann und wird uns vermutlich nicht wirklich unterstützen... na ja, und der Centurio hat Verstärkung angefordert. Vermutlich werden wir noch eine Zeit lang hier vor uns hinvegetieren..."
    Der Eintopf tat gut und wärmte. Jetzt brauchte er handfeste Nahrung und biegte sie sich löffelweise in den Mund.

    "So etwas dazwischen...", gab Sabinus zur Antwort. "Manchmal lege ich auch gern etwas schnellere Spurts ein, aber ich bin sehr anpassungsfähig...
    Gut, dann laufen wir jetzt mal eine Strecke..." Auf so eine Distanz sollte das Tempo nicht mehr allzu fest und nur langsam gesteigert werden. Das hing zwar auch von der Kondition ab, doch die wollten Sabinus und Valerian hier ja schliesslich verbessern...
    Sabinus hatte schnell seinen geeigneten Laufrhytmus gefunden, er musste allerdings aufpassen, dass er nicht wie gewohnt das Tempo mit der Zeit steigerte, um Valerian nicht ungesund zu schlauchen... Bisher machte es auch Valerian ausgezeichnet, wie er seinen Füssen ansah und seinem gleichmässigen Atem anhörte.

    Sabinus betrat das Zelt, doch er schien nicht mehr ganz so nass zu sein, wie wenn er die letzten zwei Stunden gänzlich im Regen verbracht hätte. Tatsächlich hatte er bei einigen Kameraden, mit denen zusammen er die Grundausbildung absolviert hatte, noch tätlich mit angepackt, als sie noch eine kurze Arbeit zu verrichten hatten. Dem folgte eine gemütliche Runde am Feuer mit Scherzen und entspannendem Gelächter, bis Sabinus einfiel, dass er Hunger hatte, und sein Contubernium sicher bereits am Kochen war.
    So trat Sabinus etwas verspätet bei seinen Kameraden ein.
    "Salvete..." Er schnupperte in der Luft, während er seinen Mantel ablegte und sich setze. "Riecht gut und ich habe Hunger... was gibt es denn gutes?", fragte er.

    Sabinus war nicht minder überrascht gewesen, als der Centurio ihn beim Schlafen unterbrach und der meinte, lauthals brüllend seine Meinung kundzutun. Immerhin war Sabinus schnell aus dem Bett gewesen, sein Puls kam sehr schnell auf Touren. Doch seine Glieder waren vom Schlafen immer noch entspannt...
    Dann wollte Reatinus ihre Ausrüstung inspizieren. Sabinus erinnerte sich gar nicht mehr, was er gestern Abend noch alles geputzt hatte... Normalerweise hielt er die Ausrüstung Abends immer in Schuss... Er hoffte nur, dass er dieses Mal nichts vergessen hatte...
    Na mal sehen...

    Sabinus fiel schnell in seinen gewohnten Gang, und er sah, dass Valerian gut mitmachte. Sehr schön.
    "Jetzt stellt sich die Frage, was wir eigentlich wollen... einfach aus Freude an der Sache und um die Natur zu geniessen behalten wir das Tempo bei und drehen nur ein paar Runden."
    Er machte eine kurze Pause, lief dabei weiter.
    "Wollen wir die Ausdauer trainieren, sollten wir mindestens 5-7 Mille Passus am Ende des Tages hinter uns gelassen haben... Oder setzt du gerne etwas mehr auf Geschwindigkeit, sollten wir in regelmässigen Abständen das Tempo leicht erhöhen..."
    Sabinus normaler Laufrhytmus lag zwischen den beiden letztgenannten. Oft steigerte er sein Tempo nach ein paar Mille Passus enorm. Doch heute hatte er das Gefühl, Valerian und nicht sich selbst etwas trainieren zu müssen...

    Die Pila waren schnell zurückgebracht und ordnungsgemäss verstaut. Dann kehrten sie auf den Platz zurück. "Es gibt nicht viele Sachen, auf die man achten muss, aber auf ein paar Regeln sollte man achten... Zum Beispiel sollte man, wenn man in anständigen Tempo laufen will eine Zeit lang vorher nichts gegessen oder getrunken haben... Der Magen sollte einfach nicht gerade dann etwas am Verdauen sein, meine ich. Sonst passierts dir ziemlich schnell, dass was hochkommt...", meinte er grinsend. Er hatte selbst auch erst seine Erfahrungen machen müssen. Nun, es konnte ja sein, dass gewisse Dinge von Mensch zu Mensch unterschiedlich waren, doch nahm er an, das gewisse Regeln hier für alle galten.
    "Und vor dem Laufen sollte man sich aufwärmen und ein paar kurze Runden drehen, zuerst langsam, dann immer schneller, damit die Muskeln warm sind und der Puls oben ist."
    Sabinus begann langsam zu traben, schneller als im normalen Schritt. Valerian tat es ihm gleich. Ab und zu hob er während dem Laufen die Knie nach oben und anschliessend liess er die Fersen hinten nachschwingen.


    "Mit einem hohen Puls zu starten ist einfacher als mit einem tiefen", fuhr er fort. "das kann dann nämlich dazu führen, dass man zuwenig Luft einatmet und Seitenstechen bekommt..." Ebenso wie beim Reden während dem Laufen, doch Sabinus war hier schon genug geübt, dass er die Atmung beherrschte.
    "Wenn du allerdings eine zu hohe Atemfrequenz hast, wird deine Ausdauer verringert. Ich empfehle dir da zu Beginn auf alle 4 oder 5 Schritte einzuatmen und dann auf genauso viele wieder auszuatmen. Wenn du mehr Luft brauchst oder Seitenstechen bekommst musst du natürlich wieder etwas schneller atmen... Aber weisst du was, ich denke mit genug Übung wirst du da deine eigenen Erfahrungen machen..."

    Sabinus war kurz im Hinterzimmer verschwunden und hatte seinen Bogen hervorgeholt. Den, den er von Primus geschenkt bekommen hatte. Auch wenn er ihn nicht selbst gebaut hatte, so war er dennoch stolz darauf, ihn zu besitzen.
    Seine Form entsprach mehr einer Welle als einem „C“ und er war etas grösser als der römische Armeebogen. Die Griffschalen waren anatomisch passgenau für Sabinus' linke Hand, er hatte in letzter Zeit einiges dran rumgeschnitzt, bis er perfekt passte.
    Sabinus setzte sich wieder an seinen Platz, da bemerkte er ein Unbekanntes Gesicht, welches sich gerade vorstellte. Soso, Briganticus...
    "Salve...", sagte er. "Ich bin Redivivus Sabinus...", begrüsste er ihn.

    Sabinus lachte. "Nun, wenn wir so bald aufeinander die Feiern folgen lassen wollen... von mir aus..." :D


    Auf die zweite Frage überlegte er kurz. Was dieses Thema betraf hatte er glücklicherweise nur schöne Erinnerungen. "... Getrieben habe ich so ziemlich alles... Ich habe den grössten Teil der Freizeit meiner Jugend in den Wäldern verbracht..." Das war auch der Grund gewesen, warum es ihn zurück nach Germanien gezogen hatte, warum er der Legio II und nicht I beigetreten war. Eigentlich hatte er immer zurück in seine Heimat gewollt. Zurück in die Wälder. Das hiess jedoch nicht, dass er auf römischen Luxus verzichten wollte. Aber da, fand Sabinus, bot die Legio den idealen Kompromiss.

    "Nicht nur dir..." Dann begann Sabinus damit, die linke Hand zu üben. Er hatte selten mit links geworfen, es fehlte ihm deutlich an Routine. Er nahm einen Pilum in die linke Hand und balancierte ihn erst mal aus. Er machte die Anlaufschritte auf die andere Seite währenddessen er die Wurfbewegung an sich übte. Bis Sabinus der Meinung war, er könnte den Pilum jetzt mal loslassen. Dies tat er sodann auch, doch der Wurf war unschön. Flach und mit zu wenig Schwung, ausserdem kam der Pilum im hinteren Teil leicht schräg. Sabinus wusste sehr wohl, dass er hier noch viel zu üben hatte... "Ich schätze deine ersten Schüsse mit links waren auch nicht die besten, wie?", sprach er zu Valerian mit einem Lächeln.
    Er übte noch einige Schüsse, doch mit der Zeit hatte er genug von den Pila. So machte er Pause und sah nur noch Valerian zu, der sich sichtlich verbesserte.

    Sabinus nahm nochmals einen kleinen Zug. "Natürlich hat er's bewilligt..", meinte er lächelnd.
    Dann setzte er das Glas ab und kam auf die Pläne der anderen beiden zu sprechen.
    "Oh da bist du nicht der einzige, der sich in den Wäldern hier auskennt...", sagte er grinsend. Er war zwar schon lange nicht mehr hier gewesen, doch er war sich sicher, dass wenn er wieder die Wälder betreten würde, er ziemlich schnell in seine alten Verhaltensweisen zurückfallen würde...
    "Ausserdem hab ich einen neuen Bogen...", meinte er geheimnisvoll. Er hatte ihn schon einige Male auf dem Schiessstand getestet, doch ihn bei der Jagd einzusetzen wäre mal etwas anderes. Und wenn sie schon keine Germanen jagen konnten, so wollte er wenigstens Wildschweine jagen. :D