Ich sehe, ich bin gar nicht dazu gekommen, auch den Rest hier zu beantworten. Mea culpa!
2) Warum sind die religiösen Werdegänge nicht unter den Karrieren zu finden? Ich suche mich jedes Mal kaputt, wenn ich dazu etwas nachschlagen möchte, wie gestern, als ich nach Haruspices und Flamen Martialis suchte. Warum sind sie nicht beispielsweise hier:
https://imperium-romanum.info/…-r%C3%A4nge-und-karriere/
Oder hier:
https://imperium-romanum.info/…ultvereine-und-kollegien/
Alles anzeigen
Hier möchte ich zunächst mit einem Verweis auf Gracchus Expertise in religiösen Fragen reagieren: RE: Überarbeitung des Rangsystems
=> In verknappter Kurzform ausgedrückt gibt es unter den Karrieren keine religiösen Werdegänge, weil es einfach keine in dem Sinne religiösen Werdegänge gibt. Deshalb findet man Haruspices und Kultvereine allesamt erwähnt bei Ritter-Karrieren sowie bei plebeischen und patrizischen Senatoren-Karrieren (unter der in allen drei Fällen stets identischen Überschrift "religiöse Nebenämter"). Der Flamen Martialis indes wird lediglich bei der patrizischen Senatoren-Karriere erwähnt.
Tatsächlich sind die Haruspices ein blödes Beispiel, weil sie gewissermaßen eine Ausnahme darstellen. Aber bei Pontifices, Auguren, Septemviri, ..., Flamen Martialis hätte ich gesagt: Eben weil es keine "religiöse Laufbahn" in dem Sinne gibt, sollte man schlicht schauen, welches der oder die Posten sind, die das große Ziel darstellen sollen. Ist das Ziel hier zB der Flamen Martialis, so verraten die Voraussetzungen im Tabularium (https://imperium-romanum.info/…tificum-flamen-martialis/), wo im Handbuch man hier wahrscheinlich fündig werden wird... nämlich bei der explizit patrizischen Senatorenlaufbahn.
Wie gesagt, die Haruspices sind da ein ungünstiges Beispiel, weil da weder Eques noch Ordo Senatorius als Voraussetzung angegeben ist. (Weil die Haruspices eben in einigen Punkten durchaus eine Sonderrolle einnehmen.) Die Haruspices sind hier daher gewissermaßen die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.^^ Denn bei Auguren, Septemviri, Quindecimviri, Pontifices, Flamines und Rex Sacrorum findet man mit dem Hinweis, den die Voraussetzungen liefern, stets recht gut zur richtigen Handbuchseite. Bei den Vestalinnen muss man zugegebenermaßen drauf kommen, dass diese weiblich sind und daher auf der Seite für Frauen zu finden sind. Bei Pontifex Minor steht nur Bürger, jedoch in der Beschreibung dann etwas von "Verwaltungsaufgaben", so wie auch beim Aedituus gleich zu Beginn das Wort "Tempelverwalter" fällt. Deshalb findet man solche Ämter dann im Handbuch bei den Verwaltungsbeamten.
Zweifellos, ich kann durchaus nachvollziehen, dass es frustrierend ist, dass die religiösen Ämter hier ein bisschen verstreut sind. Aber ich befürchte, dass dies nicht daran liegt, dass es niemand besser machen wollte. Sondern ich befürchte, dass es daran liegt, dass es eben einfach nicht "die" religiöse Karriere gibt. Beim Soldaten hat man eine feste Leiter vom Tiro bis zum Centurio (bzw. in Legionen noch bis hoch zum Praefectus Castrorum). Beim Senator gibt es Stufen, beim Ritter gibt es Stufen. In der Religion hingegen... ist das schwierig. Wer Augur werden will, der startet dafür nicht unbedingt als Aedituus. Sinnvoller ist stattdessen zB direkt eine Senatorenkarriere. Und da kann man historisch durchaus sagen: Wer Senator werden will, der betätigt sich vorher eigentlich nicht unbedingt Tempelverwalter. Sowas kann einem im dümmsten Fall nämlich sogar gegenteilig noch auf die Füße fallen, falls im Senat der Verdacht aufkommt, dass man es nötig hätte Geld zu verdienen. (Und dass dies nicht unbedingt so gut ist, wenn man sich im Rahmen des CH auf unbezahlte Ehrenämter bewirbt... diese Erfahrung hat ein SimOn-Verwandter vor meiner Zeit hier im IR leider durchaus schon einmal sammeln müssen - und damals seine erste Wahl verloren. Er hat sich allerdings nicht entmutigen lassen und es letztlich dennoch erfolgreich den weiten Weg bis in den Senat geschafft.)
=> Will sagen: Es muss nicht negativ sein, wenn man erst Verwaltungsbeamter ist und danach dann vielleicht einen Standesaufstieg anstrebt. Und vielleicht kann es dabei auch vorkommen, dass man erst Aedituus, dann Pontifex Minor, dann vielleicht nur Civis und irgendwann Pontifex ist. Das ist dann aber genauso wenig als eine religiöse Karriere zu sehen wie auch Notarius-Primicerius-Procurator keine eine Karriere ist. Vielmehr handelt es sich um eine Karriere als Verwaltungsbeamter gefolgt von einer Karriere als - im Falle des Procurators - Ritter. Diese Karrieren (im Plural) können dabei zufällig beide von Verwaltungstätigkeiten geprägt sein. Genauso kann aber auch der ehemalige Postbeamte irgendwann als ritterlicher Tribun in einer Legion dienen. Die beiden Karrieren bauen nämlich nicht aufeinander auf. Deshalb ist der Weg "Aedituus => Pontifex Minor => Pontifex" auch nicht vergleichbar mit dem geradlinigen Weg vom Tiro zum Centurio (oder zum Praefectus Castrorum).
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Als Maro gestern vorschlug, den Cultus Deorum ins Menü zu übernehmen, habe ich nicht mal irgendeine Seite zum Cultus Deorum gefunden, die ich hätte im Drop-Down-Menü verlinken können. Vermutlich gibt es sie iiirgendwo ... aber die momentane Unterteilung ist, wie gesagt, sehr unintuitiv.
Also mir wäre ebenfalls keine derartige Seite bekannt, zumal es "den" Cultus Deorum meines Erachtens nach ja auch gar nicht gibt. (Oder, Manius Flavius Gracchus ?) Vielmehr gibt es die großen Kollegien in Roma, es gibt in jeder Stadt (Ostia, Mantua, Mogontiacum, etc.) eigene Pontifices. Es gibt die Kultvereine, die teilweise in den Staatskult eingebunden sind (hier tanzt ein Salier: RE: Pomp und Sühne – das Armilustrium), teilweise aber auch nahezu völlig unabhängig davon sind. (Die Societas Claudiana et Iuliana zB wurde in irgendwelche staatlichen Feiertage bisher nie explizit eingebunden. Denn letztlich spielten die iulisch-claudischen Kaiser in unserer Zeit auch nicht mehr diese große Rolle. Da gab es genug andere Feiertage von Flaviern, Ulpiern und Co, an die man denken und die man zelebrieren musste.^^)
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Maro dixit: Im Moment muss man für die Collegien, wie die Pontifices noch in der Provinz Italia suchen.
Da handelt es sich vermutlich um einen kleinen Übertragungsfehler. Denn selbstredend sollten diese Kollegien eigentlich in Roma "gesucht" werden müssen.^^ Im "echten" Tabularium (und nicht dieser Ordnerstruktur, mit der ich leider nicht viel anzufangen weiß) stimmt das auch: https://imperium-romanum.info/…dex.php?entry/916-i-roma/ (mal davon abgesehen, dass in der zweiten Zeile fett Italia steht, obwohl in der Zeile drüber - ebenfalls fett - deutlich Roma geschrieben ist.^^)
=> Wollte man alle religiösen Ämter finden, dann muss man durch nahezu jede Ebene durch:
- auf Provinzebene gibt es einen Flamen (https://imperium-romanum.info/…rior-flamen-divi-augusti/)
- auf Stadtebene gibt es die städtischen Pontifices (https://imperium-romanum.info/…-ii-mogontiacum-pontifex/)
- auch in Italia (das keine Provinz ist => kein Flamen Divi Augusti) gibt es in Mantua (https://imperium-romanum.info/…935-xvii-mantua-pontifex/) wie auch in Ostia (XXIX - Ostia - Pontifex) eigene Pontifices, die sich um die kultischen Belange der Stadt kümmern
- und in Roma (https://imperium-romanum.info/…dex.php?entry/916-i-roma/) ist das mit den Kollegien eben schlicht noch ein bisschen größer aufgezogen => es handelt sich schließlich um die Ewige Stadt, den Nabel der Welt^^
Ich denke, man sieht recht gut, wie im Prinzip dezentral das alles ist. Jede Stadt hat ihre eigenen Pontifices, in den Provnzen werden diese noch ein bisschen von einem Provinz-Flamen koordiniert, aber das war es dann auch schon nahezu. (Wenn man sich vergegenwärtigt, dass ein städtischer Decurio im Prinzip das kleine, lokale Äquivalent zum stadtrömischen Senator ist, dann unterscheiden sich selbst die Voraussetzungen für die Pontifices gar nicht mal sooo sehr voneinander.)
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Florus dixit: Um Senator zu werden ist das römische Bürgerrecht Voraussetzung. Alles Andere kann man sich auch simON erspielen.
Ich glaube, das ist tatsächlich auch der Knackpunkt. Was im Handbuch an der Stelle geschrieben steht, ist das, was man sich SimOn nicht erspielen kann: Wessen ID eine Frau ist, der kann nicht plötzlich zum Mann werden. Und wer als Peregrinus startet, der kann zwar durchaus das römische Bürgerrecht erlangen. Aber dass eine solche ID dann noch zum Senator wird... ist zumindest höchst fraglich. Da hat der Sohn eines ehemaligen Peregrinus dann schon deutlich bessere Chancen. Und der Enkel eines Peregrinus nochmal bessere. Etc.
Alles andere hingegen, das wird im Handbuch natürlich ebenfalls erwähnt, aber eben bereits als Teil der Karriere. So wird bereits im ersten Satz der Einstiegmöglichkeiten der Ordo erwähnt: "Um den Cursus Honorum, die senatorische Ämterlaufbahn, beginnen zu können, musst du dem Ordo Senatorius angehören." Es wird das Tirocinium Fori erwähnt, der SimOff-Kurs Politik, und auch das Stichwort "Patron" fällt (wenn auch zugegebenermaßen nur in einer Klammer und relativ weit am Ende dieses Einstiegs-Abschnitts).
=> Ich glaube, es gibt hier einfach ein großes Missverständnis: Im IR ist es nicht die Regel, dass ein späterer Senator als Sohn eines Senators ins Spiel einsteigt. Im Gegenteil gab es sogar mal eine Zeit, in welcher Senatoren auch generell keine Kinder angehängt werden durften, die nicht tatsächlich auch SimOn gezeugt wurden. Anders gesagt: Wenn ein Senator ohne Kinder starb, dann durfte ihm einst nicht nachträglich noch ein Kind angehängt werden. Mittlerweile ist diese Regel seit vielen Jahren schon nicht mehr da. Deshalb gibt es womöglich ein paar mehr IDs, die hier eine "Abkürzung" nehmen. Aber ich sage mal: Die mit Abstand meisten späteren Senatoren mussten sich den Ordo erst SimOn erspielen. Ich habe hier den entsprechenden Eintrag im Tabularium noch nicht gefunden, daher ein alter Link: https://roma-invicta.de/tabularium.php?a=i&p=1713 <= Die haben alle den Eintrag "Erhebung in den Ordo Senatorius", weil sie den Ordo eben nicht vom Vater oder Großvater geerbt haben.
Deshalb, wie Florus sagt, ist es auch nicht grundsätzlich falsch, was im Handbuch steht. Es kommt stattdessen vielmehr auf die Perspektive an: Betrachtet man die Erlangung des Ordo Senatorius als Teil der Senatorenkarriere? Oder betrachtet man es als eine Voraussetzung, ohne die man eine Senatorenkarriere vergessen kann? Ich selbst (der seinen Ordo Senatorius ja auch nicht geerbt hat - auch wenn sich Dives sehr gerne in die Linie seines [mütterlicherseits] Großvaters Octavius Anton stellt) stehe da durchaus auf der Position zu sagen: Die Anzahl der seit 2007 zu Senatoren berufenen IDs, die nicht auf eine Erhebung in den Ordo angewiesen waren, ist tatsächlich kleiner als die Zahl derjenigen IDs, die hier ohne Abkürzung den vollen Weg gegangen sind.