Sabinus hatte sich drei weitere Männer gesucht und mitgenommen, er konnte immerhin noch etwas Germanisch. Agricola und Tullus waren schon etwa genau so lange in der Truppe wie Sabinus selbst, Pinus war ein wenig jünger und erst seit kurzem dabei, nichtsdestotrotz hatte er keine Angst und hatte sich bei der Ausbildung stets mächtig angestrengt.
Sabinus hielt auf eine der Hütten zu. Von aussen schien sie ziemlich geräumig zu sein, offenbar nahm sie eine grössere Familie auf.
Sabinus blieb vor der Türe stehen, dann hielt er inne und drehte sich zu seinen Männern um.
"Also Leute, ihr wisst, was wir zu tun haben. Keine Gewalt, wir bleiben absolut ruhig, zeigen aber durch unser Auftreten, dass wir hier die Bosse sind. Ich glaube nicht, dass es zu Gewalteskalationen kommt, wir wollen nur ein paar Informationen."
Die Männer hatten verstanden, sie nickten.
Sabinus räusperte sich und klopfte an die Türe.
Kurz darauf wurde sie geöffnet, von einem jungen Mädchen, dass sofort verschreckt die Augen aufriss, als sie die uniformierten Soldaten an der Türe sah. Sofort stand der Vater bei ihr und nahm sie schützend zur Seite, stellte sich vor die Römer.
Er war schon etwas älter, das kurz geschnittene Haar hatte sich ein wenig verfilzt und seine Haut sah wettergegerbt aus. Seine Augen hingegen wirkten noch voller Energie.
"Salve", sprach Sabinus Sprichst du Latein?"
Der Mann schien nicht zu verstehen, er zuckte mit den Schultern. Sabinus wechselte auf Germanisch. Zum Glück hatte er zuvor noch seine Germanischkenntnisse etwas aufgefrischt.
"Wie heisst du?"
"Ich heisse Markon, Römer.", gab dieser zur Antwort.
"Du weisst, in letzter Zeit hatte es hier viele Banditen. Wir brauchen Informationen. Was wisst ihr über Räuber hier in der Gegend?"
Bei diesem Stichwort verengten sich die Augen des Mannes leicht, offensichtlich wusste er etwas.
"Räuber?" Er hielt inne und schien zu überlegen. "Marcomers Dorf wurde vor kurzem geplündert, aber nicht von Räubern...", gab er ketzerisch zur Antwort.
"Sie wurden nicht von uns ausgeraubt, ihr Dorf wurde von Banditen geplündert, genau wie einige andere Dörfer im Umland, und euer Dorf werden sie sicher auch noch überfallen, wetterte Sabinus. Er hatte langsam genug von der Dickköpfigkeit dieser Leute.
"Es sind schon zu viele ausgeplündert worden, und wir sind hier, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Ihr könnt uns helfen, damit Euer Leben wieder sicher wird!"
Der Mann überlegte. Ein paar Sorgenfalten zeichneten sich auf seiner Stirn ab, ehe er zur Antwort ansetzte.
"Was könnt Ihr schon für uns tun? Wenn wir euch etwas sagen, wird unser Dorf bald brennen...", sagte der Mann mit unglücklicher Miene. Ausserdem wissen wir nichts, hängte er noch an.
Sabinus überlegte. Er konnte nicht auf seinen jetzigen Wissensstand zählen, er musste etwas flunkern, einen Versuch war es wert.
"Du weisst doch, was mit Marcomers Leuten passiert ist..."
Der Mann nickte nur.
"Wir wissen, dass ihr sie unterstützt, zumindest einige von euch..." Sabinus wagte einen Schuss ins Blaue, doch der alte Mann erstarrte und seine Augen verengten sich wieder leicht. Treffer, dachte Sabinus.
Der Mann überlegte, dann sagte er unwirsch "Hier wird euch niemand etwas sagen, ihr verschwendet eure Zeit." und wollte die Türe zuknallen, doch Sabinus hatte seinen Fuss dazwischengestellt. Sein arm schnellte vor und packte den Mann, zog ihn zu sich heran. In dessen Augen wurde die Furcht nun grösser.
"Was weisst du? Andere Bewohner werden reden, oder wir werden früher oder später die Banditen schnappen, und dann werden wir uns auch all die greifen, die sie unterstützt haben. Du wirst nicht ungeschoren davon kommen, genauso wenig wie deine Familie hier. Doch wenn du es dir jetzt noch einmal überlegst, kannst du dich auf die starke Seite schlagen, wir werden es dir nicht vergessen., sprach Sabinus in hartem Tonfall.